Exorzismus und Stress
von Dracenia Mayor
Kurzbeschreibung
Lucifer - inzwischen Professor in Rom - wird wieder einmal angegriffen. Zunächst weiß er nicht woher, doch als er es herausfindet, kann er nicht nur seinen Feind aus dem Weg räumen, sondern auch einer Studentin helfen.
GeschichteFamilie, Fantasy / P18 / Gen
Catherine Corrigan
OC (Own Character)
21.03.2021
21.03.2021
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21.03.2021
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Nachdem die Bücher wieder sicher verwahrt waren, genoss der Höllenfürst die Ruhe.
Ein paar Monate später, es waren gerade Sommerferien im Kindergarten und in der Schule des Boulevard Haussmann in Paris, sowie Semesterferien an der Universität in Rom und Bremen. Lucifer stand auf der Strandterrasse rauchte eine Zigarette und genoss seinen Pharisäer, den Ilse ihm gemacht hatte und lauschte dem Rauschen des Meeres. Seine Frau schmiegte sich an ihn. Die Kinder rannten an ihnen vorbei zum Strand, wo sie gemeinsam herumtobten.
Am nächsten Tag erledigte er gerade die notwendigen Angelegenheiten in der Botschaft, als es an der Türe klopfte. "Herein!" rief er und eine magere, unsympathisch wirkende, fast schleimig lächelnde Frau in einem grauen Hosenanzug trat ein. "Dr. Rayne, wie schön Sie endlich mal persönlich zu treffen. Ich bin Dr. Nicole Zieseketter, die stellvertretende Personalchefin." Der Höllenfürst zog eine Augenbraue hoch. "Ah ja... und was beschert mir Ihre Anwesenheit?" fragte er kühl. "Hören Sie, Dr. Rayne, wir sind doch beide hochqualifizierte Personen. Ich habe - wie Sie - Wirtschaft studiert. Ganz im Gegensatz zu Frau Fernandez und wo sie jetzt wohl eh nach Deutschland in diese Kirchenkaschemme von ihrem neuen Freund, diesem evangelischen Bischof wechselt, werde ich ihre Nachfolgerin. Ich bin mir sicher, wir werden fantastisch zusammen arbeiten - zumal ich ja eh schon immer die ganze Arbeit gemacht habe, die von Frau Fernandez dann nur Ihnen präsentiert wurde." Der Höllenfürst drang in ihre Gedanken ein - ohne dass sie es merkte - und sah, dass sie log und sich hervortun wollte. Sie war arrogant, glaubte, sie habe lediglich wegen ihres Studiums, die Qualifikation für die Abteilung Personalwesen. Sie sah auf Leute ohne Studium herab.
"Interessant... und worum geht es nun?" Sie räusperte sich. "Diese Kindergarten... Leiterin hat mir einfach eine Liste mit ihrem angeblichen Personalbedarf reingegeben und gemeint, das ginge klar. Außerdem wollen die Küchentrullas offenbar einen Ausbildungsplatz anbieten." Der Höllenfürst zog eine Augenbraue hoch. Hatte diese Person gerade wirklich die Küchenfeen der Botschaft Sylvie Perault und Sheila Mahmouri - und nicht nur die, sondern auch Madame Brissac, die Leiterin der Kindertagesstätte, mit der er sehr gut zusammenarbeitete, beleidigt? Er ließ sich nichts anmerken, sondern fragte eisig: "Und wo ist das Problem? Stellvertretend für meinen Bruder Sandalephon - oder Dr. Sam Dale Ponte McNeal, dem Leiter des Mensaprojekts - kann ich versichern, dass der Ausbildungsplatz mit ihm abgeklärt ist und Madame Brissac weiß sehr genau, dass sie jegliches Personal bekommt, das sie für notwendig erachtet. Ich glaube, dieses Jahr benötigt sie neben Praktikanten zwei Erzieher und zwei Kinderpfleger. Was macht Ihnen da Schwierigkeiten?" Nicole Zieseketter lächelte. "Ich wollte Sie nur informieren." "Haben Sie ja jetzt. Ich denke, Sie haben bereits eine Vorauswahl getroffen und die ersten Bewerberinnen eingeladen?" fragte der Höllenfürst nicht einen Hauch herzlicher als vorher. "Selbstverständlich... passt es Ihnen morgen ab zehn Uhr?" "Ja. Wie sonst auch: im Raum mit dem Spiegel!" Die Frau nickte und verabschiedete sich - ein kalter Blick folgte ihr.
Kurz darauf betrat der Höllenfürst das Vorzimmer. "Na, Chef, wie gefällt dir "Frau Dr. - gefälligst, Sie Kretin - Nicole Zieseketter?" fragte Astaroth spöttisch. " Die Augen des Höllenfürsten verengten sich. "Hat diese Kreatur nicht mal einen Ansatz von Ahnung wer, beziehungsweise was wir sind?" "Oh doch, Chef, aber sie glaubt, Consuela hätte ihr einen Bären aufgebunden als sie ihr erzählte, dass du der Höllenfürst bist und wir zwei Engel sind..." meldete sich Euangelion mit leisem Spott in der Stimme. "Sie hat angedeutet, dass Consuela nach Stuttgart wechseln will, Astaroth. Das werde ich nicht zulassen. Meinetwegen kann Carsten Molching diese ranzige Ziegenbutter kriegen, aber nicht unsere Consuela! Sorg dafür, dass sie ein Gehalt kassiert, das sie nicht ablehnen kann, sämtliche Sonderleistungen inklusive Portalnutzung, damit - wenn sie den Bischof heiraten sollte... wobei... eine Scheidung hätte ich ihr nicht zugetraut... seltsam..., aber das geht mich nichts an... - sie jederzeit von Paris nach Stuttgart kommt - ohne Zeitverschiebung." ordnete der Höllenfürst an. Astaroth grinste. "Ich kümmere mich drum." während Euangelion leise sagte: "Consuelas Mann ist letztes Jahr... verstorben... Herzschlag... Vater hielt es für... fair." "Oh! Na dann, wie auch immer sorg dafür, dass Consuela weiterhin für die Botschaft arbeitet. Ich werde sie auf keinen Fall gehen lassen! Das wird was werden morgen mit dieser Ziege." antwortete er angeekelt, bei dem Gedanken und ging wieder in sein Arbeitszimmer.
Am nächsten Morgen saßen Selvaggia und Lucifer gemeinsam am Küchentisch. Ilse und die Kinder schliefen noch, da noch Ferien waren. Während Selvaggia ausgiebig frühstückte, trank er wie üblich seinen Kaffee. "Wie lange musst du heute arbeiten?" wollte er wissen. "Ich bin bis halb drei im Museum. Und du?" Er seufzte. "Ich treffe mich um zehn Uhr mit dieser Ziegenketter für die ersten Bewerbungen. Mir ist schon jetzt ganz anders, diese Person ist sowas von abstoßend. Nicht nur, dass sie für meinen Geschmack extrem dürr und hässlich aussieht, nein sie machte gestern einen richtig unsympatischen Eindruck auf mich." Selvaggia lächelte ihren Mann an, küsste ihn zärtlich auf den Mund und verließ dann die Küche um durch das Portal nach Bremen in das Museum, in dem sie arbeitete zu verschwinden. Lucifer machte sich seinen zweiten Kaffee und tat einen guten Schuss Whiskey hinein, nahm die Tasse mit auf die Strandterrasse und setzte sich dort in einen Stuhl und zündete sich eine Zigarette an.
"Morgen." sagte er leise, als er hörte wie Ilse auf die Terrasse trat. "Morgen Lucian, bist du schon lange wach die Kinder schlafen noch." "Ja, ich bin vorher mit Selvi aufgestanden, sie ist zur Arbeit gegangen."Ilse nickte. "Soll ich dir noch einen Pharisäher machen. Wie ich rieche hast du dich ja schon an der Bar bedient."
Er lächelte charmant. "Sehr gern, aber bitte extrastark, dass ich diese Zieseketter ertragen kann." "So schlimm?"
fragte Ilse. "Schlimmer. Ganz ehrlich? Die Schreckschraube kann man sich auch nicht mehr schöntrinken." Ilse lachte, verschwand und kam kurze Zeit später wieder mit einem Pharisäer zurück. Er trank ihn aus und rauchte noch eine Zigarette. Gegen halb zehn begab er sich in den Raum, wo die Bewerbungsgespräche abgehalten wurden. Etwa zehn Minuten später betrat Nicole Zieseketter den Raum. Lucifer begann zu husten. Ihm wurde ganz schlecht und er musste würgen, als ihm ein für ihn widerlicher Gestank von Weihrauch entgegenflog. "Was
haben Sie denn für ein Parfum? Das ist ja grauenhaft. Gehen Sie augenblicklich duschen und dann lassen sie dieses abartige Weihrauchparfum weg, denn sonst ..." er würgte abermals. " ... garantiere ich für nichts!" Sie schnaubte. "Das ist ein sehr gutes und teures Parfum namens "Encens Sacrale" "Dann wundert mich nichts mehr, Encens Sacrale heißt Heiliger Weihrauch - und so riecht es auch. Sie gehen dieses widerwärtige Zeug abschrubben! Sofort!" fuhr er die Frau an, als diese ihn nur anstarrte. "Was fällt Ihnen ein, so mit mir zu reden! Mein Parfum geht Sie nichts an!" Die Augen des Höllenfürsten wurden rot und Feuer schien in ihnen zu lodern.
Sie zuckte bei dem Anblick zusammen. "Ich denke, Consuela Fernandez hat Ihnen mitgeteilt, dass ich Lucifer bin, Frau Dr. Zieseketter! Das ist kein Scherz gewesen, auch wenn Sie das - wie ich in Ihren Gedanken lesen konnte - glauben! Letzte Chance, oder ich sorge dafür, dass sie statt nach "Encens Sacrale" nach "Eau de Sulfur" riechen und ihre Bewerberinnen die Flucht vor Ihnen ergreifen!" schnauzte er sie an. Die Frau kreischte leise auf und verließ hastig den Raum.
Als Nicole Zieseketter weg war, öffnete er erst mal sämtliche Fenster. Er begann zu frösteln, da es draußen bereits ziemlich frisch geworden war. Er griff nach seiner Tasse, trank einen Schluck, stellte sie aufs Fensterbrett und zündete sich eine weitere Zigarette an. Kurz vor zehn betrat Nicole Zieseketter zum zweiten Mal den Raum. Sie setzte sich ihm gegenüber. "Haben Sie sich die Bewerbungen bereits angesehen?" fragte sie und sah dabei sehr stolz aus, denn sie glaubte, dass sie die Besten, im Sinne von preiswertesten für den - wie sie glaubte, lässigen Job, den jeder machen konnte - ausgewählt hatte und ihr Chef begeistert wäre. Diesem lief es eiskalt den Rücken runter bei diesem Verhalten und dem Anblick der Frau, die ihm gegenüber saß. "Rufen Sie die erste Bewerberin herein!" befahl er mit frostiger Stimme.
Eine Frau in braunem Kostüm, mit flachen hässlichen Schuhen und strengem Dutt kam herein - und unmittelbar musste der Höllenfürst an eine KZ-Aufseherin denken. Er sah auf die aufgeschlagene Bewerbung, zwang sich zu einem Lächeln und begrüßte sie kühl: "Bonjour Madame Fronzac..." "Bonjour, Monsieur...?" "Ich bin Professor Dr. Dr. Lucian Belial Rayne, der Träger der Kita und Botschafter..." Die Frau lächelte. "Ah, Frau Dr. Zieseketters Chef." sagte sie schmeichelnd freundlich, dann wurde ihr Ton allerdings eher barsch: "Allerdings, Herr Professor Dr., Benehmen haben Sie ja nun keins, oder? Sie hängen wie ein Sack auf dem Stuhl! Was sollen denn Ihre Untergebenen von Ihnen denken, wenn Sie sich benehmen wie ein Flegel!" Der Höllenfürst zog eine Augenbraue hoch. "Madame Fronzac, ich bin der Höllenfürst und im Allgemeinen respektieren meine Untergebenen mich - egal wie ich mich verhalte - oder sie haben Angst vor mir..." Die Frau lachte und achtete nicht auf Nicole Zieseketters fast panischen nonverbale Zeichen.
"Aber wir sind hier nicht um über mein Verhalten oder das Ihrige zu diskutieren, sondern weil Sie sich beworben haben. Erzählen Sie doch mal bitte von sich. Welchen Hintergrund haben Sie in pädagogischer Hinsicht? Montessouri? Anthroposophisch - sprich Waldorf-Kindergarten? Dazu habe ich in der Bewerbung nichts gelesen..." Natürlich war der Höllenfürst sich sicher, dass diese Frau garantiert keinen der beiden genannten pädagogischen Ansätze schätzte, geschweige denn duldete und sah sie daher leicht spöttisch an. "Ich war in einem Inklusions-Kindergarten. Der größte Schwachsinn, wenn Sie mich fragen. Ich bin mir sicher, Sie als Träger der Kita, als Professor noch dazu, werden mit mir übereinstimmen, dass man erbgesunde Kinder von dem Rest isolieren sollte, der sie wie Ballast am Fortkommen hindert. Immerhin sind Sie selbst hochintelligent. Ich will in diesem Kindergarten arbeiten und Frau Dr. Zieseketter und ich sind überein gekommen, dass ich sehr gut in diese Einrichtung passen werde - dafür sorgen, dass die Jungs auf eine Rolle als Familienoberhaupt und Ernährer vorbereitet werden und Mädchen lernen, wie es ist einen Haushalt zu führen und angemessene Berufe, wie in der Pflege oder dem Hüten von Kindern zu ergreifen. Handarbeiten, Ernährungslehre und die Erkenntnis, dass eine Hauptschulbildung völlig ausreicht. Etwas Lesen, etwas Schreiben. Welcher Mann will schon eine Frau, die ihm widerspricht oder eine eigene Karriere verfolgt, ihm kein liebendes Heim bereitet. Sie doch sicher nicht, Herr Professor Dr. Rayne. Bei Frau Dr. Zieseketter ist das natürlich etwas anderes. Es muss ja auch kluge Frauen geben, die weise Personalentscheidungen treffen können." Sie lächelte.
Eine Sekunde lang starrte der Höllenfürst die Frau an - fast fassungslos. "Meine Frau war eine meiner begnadetsten Schülerinnen der Magie. Sie ist die Liebe meines Lebens, Madame Fronzac! Meine Frau studiert Romanistik mit dem Ziel irgendwann Dozentin für Italienisch zu werden! Und ich unterstütze sie dabei, denn ich finde es wunderbar und respektiere und liebe meine Frau auch für ihre Klugheit. Die Frau meines Bruders Michael - er selbst ist Bauingenieur und Dr. der Architektur - ist Dr. der Theologie und Maria Teufel-Archangelos ist eine phantastische Pastorin! Meine Patentochter Katherine ist mit meinem Bruder Sandalephon verheiratet, er hat akademische Titel in Pharmazie, Pädiatrie, Chirurgie - unter anderem, eigentlich ein Dutzend mehr - wie jeder von uns, doch wir begnügen uns mit ein, zwei Titeln... Katherine studiert Medizin, liebt jedoch auch Geschichte und Psychologie - wie ihre Mutter, die Psychologin ist. Ihr Stiefvater, der für mich wie ein Bruder ist, ist Dr. der Theologie und Anthropologie. Glauben Sie wirklich, dass ich eine dumme Frau will? Dass Männer dumme Frauen wollen?" fuhr er sie an. Mit verkniffenem Gesicht sah die Bewerberin ihn an. "Ja, Sie mögen ja eine Ausnahme sein, Professor Dr. Rayne, genauso Ihre Brüder, aber..." "Nichts aber!" unterbrach er sie ärgerlich. "Und Ihre kranke Ideologie von wegen Inklusion sei nicht möglich! Schwachsinn! Der Sohn unserer einen Küchenfee sitzt im Rollstuhl und geht hier zur Schule! Die geistig behinderte Tochter unserer einen Nachtbibliothekarin geht hier in den Kindergarten und meine Kinder spielen mit der kleinen Estelle! Die Kindergärtnerinnen und die Kinder lieben die Kleine! Ihre Nazi-Ideologie, in der Sie wahrscheinlich sogar Euthanasie befürworten würden, hat in einem Kindergarten in meiner Trägerschaft keinen Platz! Raus!" Empört schnappte die Frau nach Luft. "Was glauben Sie, wie Sie mit mir umgehen, Sie kleiner Flegel!"
Die Augen des Höllenfürsten wurden erneut rot und die Hände wurden zu Krallen. "Raus! Sie unverschämtes, verblendetes Frauenzimmer!" zischte er. Madame Fronzac kreischte auf, und eilte stolpernd aus dem Raum. Nicole Zieseketter saß stocksteif da, und starrte ihren Chef entsetzt an. Sie stand mit zittrigen Beinen auf und bat die nächste Bewerberin herein. Eine dürre Blondine in hautengen Jeans und bauchfreiem Top trat ein. Sie fuhr sich beim Eintreten mit der Hand durch die Haare, warf ihren Kopf nach hinten, setzte sich hin und hielt ihn hochnäsig nach oben. Das Gesicht sah aus wie eine Maske von der ganzen Schminke. Lucifers Blick fiel auf die übertrieben langen, gegelten und mit Glitzer verzierten Nägel. Er stöhnte angewidert auf. "Sie sind ... " Noch bevor er weiterreden konnte sprang sie auf, hielt ihm die Hand hin und rief etwas zu laut: "Monique Bernard!" "Okay. Setzen Sie sich wieder Monique Bernard." und Nicole Zieseketter hörte ihn murmeln: "Diese Krallen möchte ich ungern anfassen - sind ja schlimmer als meine..." Bevor er in normaler Lautstärke skeptisch. fortfuhr: "Sagen Sie wie stellen Sie sich den Umgang mit Kindern vor, bei solchen Nägeln?" "Ach das geht schon." antwortete sie eingebildet wirkend.
"Aha ... ganz ehrlich, meine Kinder sind auch in diesem Kindergarten und ich hätte Angst, dass Sie mein Kind mit diesen Krallen verletzen... Nun gut, Sie haben sich für eine Ausbildungsstelle als Kinderpflegerin beworben. Darf ich fragen, warum Sie gerade diesen Beruf gewählt haben und wie Sie sich die Arbeit in einem Kindergarten und Krippe vorstellen?" "Also... ich dachte die Ausbildung ist bestimmt nicht so schwer, und locker... ein bisschen mit Kindern spielen. Und in der Schule haben wir so einen Test gemacht und da kam raus, dass das passt... so Kinder... na ja... auf die aufpassen. Krippe würde ich ungern machen, ich fasse doch nicht in die Kacke der Babys." antwortete sie und warf abermals ihren Kopf unnatürlich zurück. Lucifer seufzte. "Sie wissen schon, dass es Pflicht ist in der Ausbildung sowohl in der Krippe als auch im Kindergarten zu arbeiten?" Sie sah den Mann ihr gegenüber flirtend an. "Oh, das war mir gar nicht bewusst." Der höllische Botschafter schloss die Augen und rieb sich mit den Händen übers Gesicht. "Okay, das war's sie können gehen." "Ts, dann nicht - gibt auch noch bessere Kindergärten... Ich muss hier nicht anfangen!" zickte sie rum, stand geziert auf, drehte sich um und verließ den Raum mit wackelndem Hintern. "So können Sie doch nicht mit der jungen Frau umgehen, sie war doch gepflegt." sagte Nicole Zieseketter. Er sah die biedere, dürre Frau in ihrem unpassenden Hosenanzug skeptisch an. "Im Ernst, haben Sie sich die mal genauer angeschaut? Die war etwas zu fein und die Nägel ... die waren ja schlimmer als die Vampirnägel in diesen komischen Filmen, die meine Frau immer schaut." Nicole schnaubte, erhob sich und holte die nächste Bewerberin herein.
Kaugummikauend und dabei leicht schmatzend stöckelte eine zierliche Brünette auf High Heels in den Raum. Sie trug ein pinkes Bustier, Bachnabelpiercing und einen... war das ebenfalls pinke Stretchteilchen über ihrem Hintern überhaupt ein Rock? Oder war es ein breiter Gürtel? Sie hatte falsche Wimpern, trug keinen BH und sichtlich lediglich einen Tanga. Er sah in die Bewerbung. Die Frau wirkte auch auf dem Foto billig als würde sie in Pigalle arbeiten - vielleicht in einem Bordellkindergarten, aber sicher nicht in einer seriösen Kindertagesstätte. "Hi, ich bin Mandy Candy Mey." sagte sie mit einer quietschigen Stimme, die dem Höllenfürsten Zahnschmerzen bereitete. "Nun, Miss Mey, das ist Frau Dr. Zieseketter, ich bin Dr. Dr. Rayne. Sie bewerben sich auf die Stelle der Kinderpflegerin. Erzählen Sie bitte mal von Ihrem bisherigen Werdegang, Ihren pädagogischen Background..." "Oh, ja, ich hab ja schon im Kindergarten gearbeitet. War mit offener Arbeit. War lässig. Wissen Sie, ist nicht viel zu tun. Ich denke, hier ist ja auch so offene Arbeit, da beschäftigen die Kids sich selber... braucht man nicht viel tun, ist cool..." "Miss Mey... vertragen Sie die Wahrheit oder soll ich Sie freundlich rausschicken mit einem: "Danke, wir melden uns..." und Sie werden nie eine Antwort bekommen?"
Sie sah ihn freudestrahlend an. "Ja, ich meine, klar vertrag ich die Wahrheit, finde ich voll cool, dass Sie mich nehmen, Doc." Er stöhnte leise auf. "Ganz im Gegenteil, Miss Mey. Da Sie ja die Wahrheit vertragen: Sie kommen hier rein, gekleidet wie eine billige Horizontale..." Er sah ihren fragenden Blick..."Ich habe viel Horizont. Mein erster Freund hat meinen Horizont erweitert..." sagte sie lächelnd. Ein eisiger Blick traf die stellvertretende Personalchefin, dann fuhr er fast genervt fort. "Lassen Sie es mich anders ausdrücken, damit es verständlich ist: ... wie eine billige Prostituierte, Nutte, Bordsteinschwalbe, wie auch immer Sie das ausdrücken und schwärmen mir hier vor, wie toll sie "Offene Arbeit" finden, ein höchst anspruchsvolles Konzept übrigens, wie ich finde, denn immerhin fällt Ihnen als Pädagogin - also als Kinderpflegerin in Ihrem Fall - die Rolle des aktiven Zuhörers zu, des Beraters, des Lernpartners... und was Kinder von Ihnen lernen sollen... weiß ich beim besten Willen nicht. Sie steckt selbst meine vierjährige Tochter Linnéa in die Tasche! Sie sind gerade mal..." er sah in die Unterlagen, "...23 Jahre alt und schon so desillusionierend, so unqualifiziert und lernresistent, dass es mich schaudert. Was würden Sie Kindern schon beibringen können... mal ehrlich. Sowas wie Sie kann ich nicht brauchen - und ich bin der Träger der Kita." Sie sah erstaunt von Nicole Zieseketter zum Höllenfürsten. "Aber Frau Dr. Zieseketter hat gesagt ich würde ganz prima passen. Wissen Sie, ich kann den Mädchen zeigen, wie man sich schminkt und Gelnägel macht und die toll lackiert und..." schnappte sie und war kurz vorm Weinen. "RAUS!" brüllte der Höllenfürst. Heulend griff die Frau nach ihrem Handtäschchen - ebenfalls in Pink und eilte aus dem Raum.
Der Höllenfürst wandte sich zu der stellvertretenden Personalchefin zu. "Der dritte Fehlgriff, Zieseketter? Erst eine KZ-Aufseherin, dann eine die nicht mal weiß, worum es bei der Ausbildung geht und dann dieses billige Flittchen, das keinen Bock hat und 3 - 6jährigen Kindern Schminktipps und Gelnägel aufschwatzen will und besser nach Pigalle passt als hierher? Was kommt als nächstes?" zischte er ihr zu - und Nicole Zieseketter stammelte: "Das sind alles hochqualifizierte..." "Schnauze!" unterbrach er sie rüde.
Er griff nach den zwei verbliebenen Bewerbungen. "Ich werde das jetzt abkürzen und die beiden noch wartenden Bewerberinnen gemeinsam reinrufen. Wehe, wenn das wieder solche Nieten sind, Zieseketter!" Er stand auf, schritt zur Tür, öffnete sie und bellte fast nach draußen: "Reinkommen, alle beide!" Mit einem Schnippen von ihm stand ein zweiter Stuhl vor dem Tisch. Ohne sich noch einmal umzusehen, ging er zu seinem Platz zurück und setzte sich. Sein Blick fiel auf eine Frau, die... sie war nicht dick... sie war fett! Ihr graues Kostüm spannte bedenklich über ihren sämtlichen... es waren keine Rundungen, sondern Fettmassen, die über die Sitzfläche des Stuhles wogten. Ihre kleinen Schweinsäuglein verschwanden in Speckwangen, die in ein Vierfachkinn übergingen. Die zweite Bewerberin sah recht normal aus. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung... wenigstens eine. Er stellte mit einem barschen: "Frau Zieseketter, stellvertretende Personalchefin!" die Frau neben sich vor, fuhr dann fort: "Und ich bin Dr. Dr. Rayne, Träger der Kita. Mrs. Masters, Mademoiselle Lebrun... wir haben Sie zusammen hereingerufen. Bitte erzählen Sie doch - Mrs. Masters zuerst - von Ihrem bisherigen Werdegang. Sie haben sich ja als Erzieherin, beziehungsweise Auszubildende zur Erzieherin beworben."
Die stark übergewichtige Bewerberin räusperte sich. "Ich bin Hilda Masters. Ich habe in einem Waldkindergarten meine Ausbildung abgeschlossen. Bestes Konzept überhaupt! Härtet Kinder ab. Irgendwann wechselte ich dann ins Bootcamp, um jungen Menschen wieder moralische und ordentliche Werte zu vermitteln. Durch die staatlichen Einsparungen habe ich meinen Job allerdings dann verloren. Darum habe ich mich hier beworben. Auch wenn es in Paris nicht so viel Natur gibt, allerdings kann man auch in den Parks gut Naturpädagogik vermitteln." Der Höllenfürst lächelte ironisch. "Danke... und wie sieht das bei Ihnen aus, Mademoiselle Lebrun?" "Ja, ähm... Saturne Lebrun... ich bin prädestinierte Kinderpflegerin - also jetzt schon. Ich bin total interniert daran weiterzukommen und die Ausbildung zu perforieren. Der patagonische Ansatz in dem Kindergarten war, dass Kinder toll sind und oft genknuddelt werden sollen und so... und..." sagte die junge Frau. "Danke Mademoiselle. Danke Mrs Masters. Sie sind beide ungeeignet! Bitte gehen Sie - umgehend!"
Die Erzieherin schnaubte, wuchtete sich hoch und keifte: "War ja klar, dass man in meinem Alter keine faire Chance hat!" und watschelte aus dem Raum. Saturne Lebrun sah sie fassungslos an. "Aber ich bin doch schön, und ich bin voll christoid und... und katatonisch bin ich auch!" Der Höllenfürst schloss die Augen. "Ich sagte: Raus!" "Sie sind voll fies!" jammernd verließ sie den Raum.
Der Höllenfürst erhob sich, griff die fünf Bewerbungen und knallte sie vor Nicole Zieseketter auf den Tisch. "Fünf Fehlleistungen, Zieseketter? Nach KZ-Aufseherin, wandelndem Schminktisch mit Vampirkrallen und einer Horizontalen nun Dick und Doof? Oder besser Boot-Camp Fettbacke und Strunzdumm? Was glauben Sie eigentlich für wen Sie arbeiten?" rief er wütend. "Ich habe hochqualifizierte Fachkräfte ausgesucht, die für die angebotenen Stellen geeignet waren!" fauchte die Personalerin. "Sie haben nur keine Ahnung! Consuela Fernandez hätte niemals solche ungeeigneten Bewerberinnen ausgesucht!" Die Augen des Höllenfürsten verengten sich. "Sie sind suspendiert! Sie können sich ihre Kündigung im Vorzimmer von Metatron - sprich Botschafter St. Cyr und mir abholen!" Damit drehte er sich auf dem Absatz um und verließ den Raum. Die Tür fiel krachend ins Schloss.
Er zauberte sich ins Personalbüro, setze sich an Consuela`s Schreibtisch, griff nach einem Stift und einem Stück Papier und schrieb in sauberer Schrift:
Liebe Consuela,
mach das nie wieder! Bitte melde dich umgehend bei mir, wenn du wieder da bist. Wir müssen dringend reden!
Gruß Lucifer
Anschließend begab er sich in das Vorzimmer, der Botschaft, wo Euangelion und Astaroth sofort wussten, dass er innerlich vor Wut kochte. "So schlimm, Lucifer?" fragte Astaroth. "Das könnt ihr euch nicht vorstellen. Euangelion schreib bitte eine ordentliche Kündigung für Frau Zieseketter. Diese Person ist für mich nicht tragbar! Und dann könntet ihr euch mal bitte die restlichen Bewerbungen ansehen, die diese Ziege aussortiert hat, vielleicht ist da ja noch etwas Brauchbares dabei und dann könnten wir, du als Astarte, morgen Vormittag weitere Vorstellungsgespräche führen." "Dir ist aber schon klar, dass wir eine neue stellvertretende Personalchefin brauchen, oder, Chef?" fragte Euangelion. Der Höllenfürst seufzte. "Ja, schon, aber eine vernünftige, die auch mit Consuela gut kann!" Astarte grinste. "Ich glaube, ich rufe mal Sandalephon ... der hat ja einige Firmen und da kann er uns sicher kurzfristig aushelfen. Kurz darauf stand der Erzengel beider Seiten im Vorzimmer, hörte sich das Problem an und meinte nachdenklich: "Ja... Mairead Donnegal... eine meiner Personalerinnen in meinem Pharmaimperium in Dublin... die will ich aber zurückhaben! Sie kann euch gern ein, zwei Monate aushelfen, aber dann ist Schluss! Bis dahin hat Consuela Fernandez sicher Ersatz gefunden!" Er verschwand und tauchte kurz darauf mit einer jungen Frau auf, die sich empört losriss und ihn anfauchte: "Was erlauben Sie sich, Dr. Dale-Ponte?" Sandalephon grinste. "Wir waren schon bei Vornamen, Mairead. Abgesehen davon: Meine Brüder Metatron und Lucifer, sowie Astaroth und Euangelion brauchen Ihre Hilfe in der Pariser Botschaft. Ich bin sicher, Sie meistern das."
Überrascht sah sie die drei anderen - ebenso gut wie ihr Chef aussehenden - Männer an. Der eine mit stahlblauen Augen, dunkelhaarig, etwas blass aber eine echte Augenweide, der andere ebenso das Gegenteil ihres blonden leicht gebräunten Chefs, allerdings mit grauen Augen, die sie kühl musterten und dann noch der dunkelblonde fröhlich lächelnde Typ mit den hellblauen Augen. "Lucian Belial Rayne - oder Lucifer." stellte der eine sich vor. Über das Gesicht des Grauäugigen ging ein Lächeln. "Astaroth..." es flackerte kurz und schon stand eine atemberaubende Frau vor Mairead; "Oder Astarte - je nachdem, Süße... und bevor er - schüchtern wie er oft ist - seine Zunge verschluckt: Der knuddelige Kerl hier ist Euangelion, der Sekretär von Lucifer. Ich bin Metatrons Vorzimmerdrache..." Euangelion begrüßte sie und dann erklärten die beiden ihr wobei sie ihre Hilfe brauchten. Mit einem finsteren Blick auf Sandalephon und einem: "Ich muss allerdings heute Abend pünktlich zuhause sein!" was er mit einem Nicken zusicherte, wandte sie sich den beiden Vorzimmerkräften und der Aufgabe zu.
Während ihr Chef noch kurz mit Metatron redete, der ihm seine Assistentin gerne für einen Vormittag überließ, machten sich die beiden Engel im Vorzimmer - mit der neuen Personalerin - gleich an die Arbeit und luden geeignete Bewerberinnen zum Vorstellungsgespräch ein. Gereizt tauchte Lucifer im Wohnzimmer seines Hauses auf Norderney auf und bediente sich an der Bar. Mit einem bis zum Rand vollen Glas Whiskey trat er in die Küche, wo Ilse gerade mit dem Vorbereiten des Abendessens beschäftigt war, da sie immer für Abend kochte, weil außer ihr und manchmal ihrem Sohn alle erst am Abend kamen. Er trank im Laufen, setzte sich an den Tisch, stellte das Glas vor sich ab und rieb sich die schmerzenden Schläfen, was Ilse besorgt beobachtete. „War es denn so schlimm?“ erkundigte sich die alte Dame.
Er seufzte. „Diese Zieseketter … die Vertretung von Consuela – einfach nur schrecklich. Ich habe sie erst mal duschen geschickt, da sie so nach Weihrauch stank, dass mir gleich ganz schlecht wurde. Dann die Bewerberinnen … Mutti, das kannst du dir nicht vorstellen! Eine schrecklicher als die andere … lustlos, dumm, oder wie ein Feldwebel, als seien die Kinder beim Militär. Eine wollte den Mädchen Schminktipps geben und ihnen zeigen, wie man sich Gelnägel macht. Und dann ... eine die hatte Krallen schlimmer als diese Vampirkrallen in den Filmen, die du und Selvi euch anseht. Eins von diesen jungen, aufgetakelten ... Früchtchen hat sogar mit mir geflirtet, das war ... gruselig.“ Er schüttelte den Kopf. "Ich schwöre, sowas habe ich noch nie erlebt. Die erste erinnerte mich an eine KZ-Aufseherin. Die zweite war selbst mir zu anstrengend und anmaßend - wollte eine Ausbildung machen aber keine Windeln wechseln, dann kam eine... Bordsteinschwalbe und die letzten beiden... nun: Dick und Doof ist geschmeichelt.... Nicht tragbar für die Botschaft. Die Zieseketter saß nur stumm da, ich musste die kompletten Gespräche allein führen, die hätte sonst noch alle ohne eine Frage eingestellt. Ich habe diese untragbare Frau sofort entlassen.“ Ilse sah ihn schockiert an und stellte ihm ein Glas Wasser und einen Kaffee hin. Nimm eine Tablette, gegen deine Kopfschmerzen. Den Kaffee wirst du nach diesem Glas Whiskey und Tablette brauchen.“ Er schloss kurz die Augen schluckte die Tablette mit dem Wasser und trank mit einem Zug das große Glas mit Whiskey aus, dann griff er zum Kaffee.
Als er am nächsten Morgen den Raum betrat, saß Astarte schon am Tisch und richtete die Bewerbungen der Reihe nach her. Neben ihr saß Mairead Donnegal und begrüßte ihn freundlich. "Na, schon etwas eingewöhnt, Mrs. Donnegal?" fragte der Höllenfürst gutmütig, während Astarte die Bewerbungen auf den Platz neben sich schob. "Ich muss sagen, welch herrlicher Anblick, wenn ich an den von gestern denke." begrüßte er die schöne Göttin und setzte sich neben sie. Er fühlte sich wesentlich wohler, neben einer Freundin zu sitzen, als gestern neben dieser schon vom Aussehen abstoßenden Frau. Sein Blick fiel auf Odakota und Tiberia, die in der einen Ecke des Raumes in einem Korb lagen. "Ich suche auch eine Kraft, die mich und Callie mit Christian und Ainé unterstützt. Und die muss sich mit den beiden Haustieren der Kinder auch verstehen." erklärte Astarte grinsend und wurde zu Astaroth. Der Höllenfürst schmunzelte. Er griff nach einer Kaffeetasse und trank einen Schluck Kaffee, während Astaroth aufstand und die erste Bewerberin hereinholte.
Die beiden Männer überließen Mairead das Feld. Die junge Frau begrüßte die etwas ältere Bewerberin. "Madame Jourdain, darf ich Ihnen Dr. Rayne und Mr. Roth-Castaldi vorstellen, ich bin Mairead Donnegal vom Personalbüro, Dr. Rayne ist Träger der Kita und Mr. Roth-Castaldi ist für den Schulträger und für den Elternbeirat auf Bitten seiner Chefs anwesend. Die Frau lächelte. "Sehr angenehm, die Herren, Madame Donnegal. Ja, ich bin Eloise Jourdain. 53, Erzieherin seit 30 Jahren. Wie Sie meinen Unterlagen entnommen haben dürften, war ich längere Zeit in Erziehungsurlaub und vor fünf Jahren verunglückte leider..." Sie schluckte etwas, "...mein Sohn mit seiner Frau... und meine zwei Enkel waren Waisen. Da habe ich mich ihrer angenommen. Fabienne ist jetzt 10 und Laurent 8 und ich würde gern wieder arbeiten." Der Höllenfürst hob eine Augenbraue. Die Frau machte einen kompetenten und freundlichen Eindruck und es imponierte ihm, dass sie für ihre Enkel da war.
"Sie haben ja in mehreren Einrichtungen mit völlig verschiedenen Konzepten gearbeitet. Welches lag Ihnen am meisten? Welches gar nicht?" fragte Mairead Donnegal. "Das ist schwierig. Fast jedes Konzept hat seine Vor- und Nachteile. Wobei ich nicht wieder in einem "spielzeugfreien Kindergarten" arbeiten will. Ich schätze einige Ansätze der Montessouri-Arbeit und finde auch teilweise den Reggio-Ansatz und den offenen Ansatz gut. Ein Waldkindergarten ist ebenfalls sehr schön, allerdings nicht für jedes Kind das Richtige. Ab und an ein wenig in freier Natur, gut, aber nicht unbedingt dauerhaft - vielleicht eher wie in einem Kneipp-Kindergarten. Am meisten fasziniert hat mich meine Arbeit in einem der ersten integrativen Kindergärten. Das war vor... ja, 12 Jahren... und ganz schlimm war für mich die Arbeit in einem der deutschen Waldorf-Kindergärten. Ich habe noch nie so viel... Verblendung und Ideologieversessenheit erlebt wie dort. Die... pädagogisch unfähigsten Kräfte wurden dort ernst genommen - je besser sie die "Antrophosophische Dogmatik" runterbeten konnten, desto ernster nahm man sie. Die hätten glaube ich die Kinder sogar züchtigen können... die Eltern hätten das mit einer Begründung aus irgendeinem "Steiner-Bibel"-Vers wohl hingenommen." Nach einigen weiteren Fragen nickten die drei sich zu. Madame Jourdain passte... trotz oder gerade wegen ihres Alters und ihrer Erfahrung.
"Unsere Kita ist eine Ganztagskita - mit Hort und Kantine, in der auch die Schüler des Lycée der Botschaft essen - gemeinsam mit den Kita-Kindern. Ihre Enkel, sind die auf auf dem Lycée oder möchten Sie, dass die beiden wechseln?" fragte Astaroth. "Oh, die zwei sind... sie haben keine so gute Empfehlung bekommen und..." "Madame, darum geht es nicht. Glauben Sie mir, wir können einiges tun um die beiden "auf Kurs" zu bringen." unterbrach der Höllenfürst sie. "Ich fände es schön, sie in der Nähe zu haben, aber..." "Sehr gut, dann leitet mein Sekretär das in die Wege. Wir sind hier oft... kurzentschlossen, Madame Jourdain und ich freue mich Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie vermutlich die Gruppenleitung für die neue Hortgruppe sind. Sie können gleich morgen Ihren Vertrag unterschreiben, wenn Sie es mit uns hier in der Botschaft probieren wollen." Überrascht sah Eloise Jourdain die drei an. "Ja, oh, das ist ja wundervoll! Ich danke Ihnen. Ich dachte schon, dass ich aufgrund meines Alters überhaupt keine Chance mehr habe!" Der Höllenfürst lächelte. "Ganz im Gegenteil. Ihre Erfahrung wird eine Bereicherung sein, zumal sie meinen Ältesten, Luciano, im Hort haben werden, zusammen mit meinen Patenkindern, seinen besten Freunden, den Zwillingen meines Cousins. Und meinen Neffen Jan, den Sohn des himmlischen Botschafters Metatron - oder Merlin Tyronne St. Cyr."
Nachdenklich sah die Frau die drei an. "Sie, Madame Donnegal, sind ein Mensch, aber ihre beiden... Kollegen... Monsieur Roth und Dr. Rayne... darf ich fragen was Sie sind?" Die zwei Männer sahen einander an, dann lächelten sie. "Seraphim, Madame. Lucifer und ich sind Seraphim. Ich bin Astaroth, Erz-Seraphim beider Seiten - und der Part des Trios der Erzseraphim beider Seiten der von höllischer Seite kommt. Sandalephon ist der von himmlischer und seine Frau Katherine von... sagen wir menschlicher Seite. Ich bin sicher, Sie werden die beiden auch noch kennen lernen." "Sie sind... der Höllenfürst und ... einer seiner... Diener?" Lucifer seufzte. "Ja. Madame Jourdain, wenn Sie damit... Probleme haben... Ich kann auch dafür sorgen, dass Sie in einer staatlichen Einrichtung..." Sie schüttelte den Kopf. "Nein, Sie missverstehen mich, Monsieur... ich wollte es nur wissen. Zugegeben... es... macht mir vielleicht ein wenig Angst, aber andererseits macht es mich auch etwas... stolz. Immerhin konnte ich zwei sehr mächtige Wesen von meinen Fähigkeiten überzeugen, von einer geschulten Personalerin abgesehen... und mich reizt gerade die Arbeit in einer Einrichtung, in der ich nicht vor jedem Geistlichen kuschen muss." Astaroth grinste. "Maria Teufel-Archangelos, die Frau von Erzengel Michael ist die - protestantische - Botschaftsgeistliche. Die kann sehr resolut sein, aber Sie werden Maria schätzen." Ein leises Lachen erklang von Madame Jourdain, dann machte sie mit Mairead Donnegal einen Termin zum Unterschreiben des Vertrags aus und verabschiedete sich.
Als nächstes rief die stellvertretende Personalchefin die wartende Bewerberin rein. Irritiert sahen sie alle drei auf das Bild in der Bewerbung und dann auf die Realität. "Madame Thibault?" fragte Astaroth erstaunt, als er statt der Frau mit sorgfältig geflochtenem Haarkranz und Strickjacke auf dem Bild eine Frau mit wilder Mähne und in wallenden Gewändern erblickte. "Ja, ich bin Ophelia Thibault." hauchte die Frau fast. "Nun gut, Madame... wie sehen Sie Ihre Chancen auf eine Stellung als... Kinderpflegerin?" fragte Astaroth. "Oh, sehr gut, meine Liebe. Ich habe die Karten um Erleuchtung gefragt und sie bestätigten mir ausgezeichnete Chancen auf diese Arbeit." hauchte sie. "Sehr schön. Was hat Ihre Kristallkugel Ihnen für Chancen eingeräumt, Madame?" fragte Mairead spöttisch. Der Höllenfürst hustete, um sein Lachen zu verbergen, Astaroth zog ein Taschentuch aus der Tasche und schnäuzte sich geräuschvoll.
"Oh, Madame, nach den Karten war ein Befragen der Kristallkugel nicht mehr notwendig. Die Karten lügen mich nie an." Mairead entglitten fast die Gesichtszüge, der Höllenfürst zwang sich zu einem Lächeln. "Nun, danke Madame Thibault. Wir melden uns bei Ihnen." sagte er kühl. "Wundervoll! Ich freue mich schon darauf den Kindern die Kunst des Kartenlegens und Teeblätterlesens näher zu bringen." säuselte die Frau und verließ den Raum. "Ich glaube, diese Professor Trelawney... können wir ausschließen, oder?" fragte Mairead an sich
haltend. Astaroth brach in Lachen aus. "Du warst so genial, Süße, "Was hat Ihre Kristallkugel Ihnen für
Chancen eingeräumt..." ich hätte nie gedacht, dass sie das ernst nimmt, aber..." er lachte erneut. Lucifer
grinste.
Ein paar Monate später, es waren gerade Sommerferien im Kindergarten und in der Schule des Boulevard Haussmann in Paris, sowie Semesterferien an der Universität in Rom und Bremen. Lucifer stand auf der Strandterrasse rauchte eine Zigarette und genoss seinen Pharisäer, den Ilse ihm gemacht hatte und lauschte dem Rauschen des Meeres. Seine Frau schmiegte sich an ihn. Die Kinder rannten an ihnen vorbei zum Strand, wo sie gemeinsam herumtobten.
Am nächsten Tag erledigte er gerade die notwendigen Angelegenheiten in der Botschaft, als es an der Türe klopfte. "Herein!" rief er und eine magere, unsympathisch wirkende, fast schleimig lächelnde Frau in einem grauen Hosenanzug trat ein. "Dr. Rayne, wie schön Sie endlich mal persönlich zu treffen. Ich bin Dr. Nicole Zieseketter, die stellvertretende Personalchefin." Der Höllenfürst zog eine Augenbraue hoch. "Ah ja... und was beschert mir Ihre Anwesenheit?" fragte er kühl. "Hören Sie, Dr. Rayne, wir sind doch beide hochqualifizierte Personen. Ich habe - wie Sie - Wirtschaft studiert. Ganz im Gegensatz zu Frau Fernandez und wo sie jetzt wohl eh nach Deutschland in diese Kirchenkaschemme von ihrem neuen Freund, diesem evangelischen Bischof wechselt, werde ich ihre Nachfolgerin. Ich bin mir sicher, wir werden fantastisch zusammen arbeiten - zumal ich ja eh schon immer die ganze Arbeit gemacht habe, die von Frau Fernandez dann nur Ihnen präsentiert wurde." Der Höllenfürst drang in ihre Gedanken ein - ohne dass sie es merkte - und sah, dass sie log und sich hervortun wollte. Sie war arrogant, glaubte, sie habe lediglich wegen ihres Studiums, die Qualifikation für die Abteilung Personalwesen. Sie sah auf Leute ohne Studium herab.
"Interessant... und worum geht es nun?" Sie räusperte sich. "Diese Kindergarten... Leiterin hat mir einfach eine Liste mit ihrem angeblichen Personalbedarf reingegeben und gemeint, das ginge klar. Außerdem wollen die Küchentrullas offenbar einen Ausbildungsplatz anbieten." Der Höllenfürst zog eine Augenbraue hoch. Hatte diese Person gerade wirklich die Küchenfeen der Botschaft Sylvie Perault und Sheila Mahmouri - und nicht nur die, sondern auch Madame Brissac, die Leiterin der Kindertagesstätte, mit der er sehr gut zusammenarbeitete, beleidigt? Er ließ sich nichts anmerken, sondern fragte eisig: "Und wo ist das Problem? Stellvertretend für meinen Bruder Sandalephon - oder Dr. Sam Dale Ponte McNeal, dem Leiter des Mensaprojekts - kann ich versichern, dass der Ausbildungsplatz mit ihm abgeklärt ist und Madame Brissac weiß sehr genau, dass sie jegliches Personal bekommt, das sie für notwendig erachtet. Ich glaube, dieses Jahr benötigt sie neben Praktikanten zwei Erzieher und zwei Kinderpfleger. Was macht Ihnen da Schwierigkeiten?" Nicole Zieseketter lächelte. "Ich wollte Sie nur informieren." "Haben Sie ja jetzt. Ich denke, Sie haben bereits eine Vorauswahl getroffen und die ersten Bewerberinnen eingeladen?" fragte der Höllenfürst nicht einen Hauch herzlicher als vorher. "Selbstverständlich... passt es Ihnen morgen ab zehn Uhr?" "Ja. Wie sonst auch: im Raum mit dem Spiegel!" Die Frau nickte und verabschiedete sich - ein kalter Blick folgte ihr.
Kurz darauf betrat der Höllenfürst das Vorzimmer. "Na, Chef, wie gefällt dir "Frau Dr. - gefälligst, Sie Kretin - Nicole Zieseketter?" fragte Astaroth spöttisch. " Die Augen des Höllenfürsten verengten sich. "Hat diese Kreatur nicht mal einen Ansatz von Ahnung wer, beziehungsweise was wir sind?" "Oh doch, Chef, aber sie glaubt, Consuela hätte ihr einen Bären aufgebunden als sie ihr erzählte, dass du der Höllenfürst bist und wir zwei Engel sind..." meldete sich Euangelion mit leisem Spott in der Stimme. "Sie hat angedeutet, dass Consuela nach Stuttgart wechseln will, Astaroth. Das werde ich nicht zulassen. Meinetwegen kann Carsten Molching diese ranzige Ziegenbutter kriegen, aber nicht unsere Consuela! Sorg dafür, dass sie ein Gehalt kassiert, das sie nicht ablehnen kann, sämtliche Sonderleistungen inklusive Portalnutzung, damit - wenn sie den Bischof heiraten sollte... wobei... eine Scheidung hätte ich ihr nicht zugetraut... seltsam..., aber das geht mich nichts an... - sie jederzeit von Paris nach Stuttgart kommt - ohne Zeitverschiebung." ordnete der Höllenfürst an. Astaroth grinste. "Ich kümmere mich drum." während Euangelion leise sagte: "Consuelas Mann ist letztes Jahr... verstorben... Herzschlag... Vater hielt es für... fair." "Oh! Na dann, wie auch immer sorg dafür, dass Consuela weiterhin für die Botschaft arbeitet. Ich werde sie auf keinen Fall gehen lassen! Das wird was werden morgen mit dieser Ziege." antwortete er angeekelt, bei dem Gedanken und ging wieder in sein Arbeitszimmer.
Am nächsten Morgen saßen Selvaggia und Lucifer gemeinsam am Küchentisch. Ilse und die Kinder schliefen noch, da noch Ferien waren. Während Selvaggia ausgiebig frühstückte, trank er wie üblich seinen Kaffee. "Wie lange musst du heute arbeiten?" wollte er wissen. "Ich bin bis halb drei im Museum. Und du?" Er seufzte. "Ich treffe mich um zehn Uhr mit dieser Ziegenketter für die ersten Bewerbungen. Mir ist schon jetzt ganz anders, diese Person ist sowas von abstoßend. Nicht nur, dass sie für meinen Geschmack extrem dürr und hässlich aussieht, nein sie machte gestern einen richtig unsympatischen Eindruck auf mich." Selvaggia lächelte ihren Mann an, küsste ihn zärtlich auf den Mund und verließ dann die Küche um durch das Portal nach Bremen in das Museum, in dem sie arbeitete zu verschwinden. Lucifer machte sich seinen zweiten Kaffee und tat einen guten Schuss Whiskey hinein, nahm die Tasse mit auf die Strandterrasse und setzte sich dort in einen Stuhl und zündete sich eine Zigarette an.
"Morgen." sagte er leise, als er hörte wie Ilse auf die Terrasse trat. "Morgen Lucian, bist du schon lange wach die Kinder schlafen noch." "Ja, ich bin vorher mit Selvi aufgestanden, sie ist zur Arbeit gegangen."Ilse nickte. "Soll ich dir noch einen Pharisäher machen. Wie ich rieche hast du dich ja schon an der Bar bedient."
Er lächelte charmant. "Sehr gern, aber bitte extrastark, dass ich diese Zieseketter ertragen kann." "So schlimm?"
fragte Ilse. "Schlimmer. Ganz ehrlich? Die Schreckschraube kann man sich auch nicht mehr schöntrinken." Ilse lachte, verschwand und kam kurze Zeit später wieder mit einem Pharisäer zurück. Er trank ihn aus und rauchte noch eine Zigarette. Gegen halb zehn begab er sich in den Raum, wo die Bewerbungsgespräche abgehalten wurden. Etwa zehn Minuten später betrat Nicole Zieseketter den Raum. Lucifer begann zu husten. Ihm wurde ganz schlecht und er musste würgen, als ihm ein für ihn widerlicher Gestank von Weihrauch entgegenflog. "Was
haben Sie denn für ein Parfum? Das ist ja grauenhaft. Gehen Sie augenblicklich duschen und dann lassen sie dieses abartige Weihrauchparfum weg, denn sonst ..." er würgte abermals. " ... garantiere ich für nichts!" Sie schnaubte. "Das ist ein sehr gutes und teures Parfum namens "Encens Sacrale" "Dann wundert mich nichts mehr, Encens Sacrale heißt Heiliger Weihrauch - und so riecht es auch. Sie gehen dieses widerwärtige Zeug abschrubben! Sofort!" fuhr er die Frau an, als diese ihn nur anstarrte. "Was fällt Ihnen ein, so mit mir zu reden! Mein Parfum geht Sie nichts an!" Die Augen des Höllenfürsten wurden rot und Feuer schien in ihnen zu lodern.
Sie zuckte bei dem Anblick zusammen. "Ich denke, Consuela Fernandez hat Ihnen mitgeteilt, dass ich Lucifer bin, Frau Dr. Zieseketter! Das ist kein Scherz gewesen, auch wenn Sie das - wie ich in Ihren Gedanken lesen konnte - glauben! Letzte Chance, oder ich sorge dafür, dass sie statt nach "Encens Sacrale" nach "Eau de Sulfur" riechen und ihre Bewerberinnen die Flucht vor Ihnen ergreifen!" schnauzte er sie an. Die Frau kreischte leise auf und verließ hastig den Raum.
Als Nicole Zieseketter weg war, öffnete er erst mal sämtliche Fenster. Er begann zu frösteln, da es draußen bereits ziemlich frisch geworden war. Er griff nach seiner Tasse, trank einen Schluck, stellte sie aufs Fensterbrett und zündete sich eine weitere Zigarette an. Kurz vor zehn betrat Nicole Zieseketter zum zweiten Mal den Raum. Sie setzte sich ihm gegenüber. "Haben Sie sich die Bewerbungen bereits angesehen?" fragte sie und sah dabei sehr stolz aus, denn sie glaubte, dass sie die Besten, im Sinne von preiswertesten für den - wie sie glaubte, lässigen Job, den jeder machen konnte - ausgewählt hatte und ihr Chef begeistert wäre. Diesem lief es eiskalt den Rücken runter bei diesem Verhalten und dem Anblick der Frau, die ihm gegenüber saß. "Rufen Sie die erste Bewerberin herein!" befahl er mit frostiger Stimme.
Eine Frau in braunem Kostüm, mit flachen hässlichen Schuhen und strengem Dutt kam herein - und unmittelbar musste der Höllenfürst an eine KZ-Aufseherin denken. Er sah auf die aufgeschlagene Bewerbung, zwang sich zu einem Lächeln und begrüßte sie kühl: "Bonjour Madame Fronzac..." "Bonjour, Monsieur...?" "Ich bin Professor Dr. Dr. Lucian Belial Rayne, der Träger der Kita und Botschafter..." Die Frau lächelte. "Ah, Frau Dr. Zieseketters Chef." sagte sie schmeichelnd freundlich, dann wurde ihr Ton allerdings eher barsch: "Allerdings, Herr Professor Dr., Benehmen haben Sie ja nun keins, oder? Sie hängen wie ein Sack auf dem Stuhl! Was sollen denn Ihre Untergebenen von Ihnen denken, wenn Sie sich benehmen wie ein Flegel!" Der Höllenfürst zog eine Augenbraue hoch. "Madame Fronzac, ich bin der Höllenfürst und im Allgemeinen respektieren meine Untergebenen mich - egal wie ich mich verhalte - oder sie haben Angst vor mir..." Die Frau lachte und achtete nicht auf Nicole Zieseketters fast panischen nonverbale Zeichen.
"Aber wir sind hier nicht um über mein Verhalten oder das Ihrige zu diskutieren, sondern weil Sie sich beworben haben. Erzählen Sie doch mal bitte von sich. Welchen Hintergrund haben Sie in pädagogischer Hinsicht? Montessouri? Anthroposophisch - sprich Waldorf-Kindergarten? Dazu habe ich in der Bewerbung nichts gelesen..." Natürlich war der Höllenfürst sich sicher, dass diese Frau garantiert keinen der beiden genannten pädagogischen Ansätze schätzte, geschweige denn duldete und sah sie daher leicht spöttisch an. "Ich war in einem Inklusions-Kindergarten. Der größte Schwachsinn, wenn Sie mich fragen. Ich bin mir sicher, Sie als Träger der Kita, als Professor noch dazu, werden mit mir übereinstimmen, dass man erbgesunde Kinder von dem Rest isolieren sollte, der sie wie Ballast am Fortkommen hindert. Immerhin sind Sie selbst hochintelligent. Ich will in diesem Kindergarten arbeiten und Frau Dr. Zieseketter und ich sind überein gekommen, dass ich sehr gut in diese Einrichtung passen werde - dafür sorgen, dass die Jungs auf eine Rolle als Familienoberhaupt und Ernährer vorbereitet werden und Mädchen lernen, wie es ist einen Haushalt zu führen und angemessene Berufe, wie in der Pflege oder dem Hüten von Kindern zu ergreifen. Handarbeiten, Ernährungslehre und die Erkenntnis, dass eine Hauptschulbildung völlig ausreicht. Etwas Lesen, etwas Schreiben. Welcher Mann will schon eine Frau, die ihm widerspricht oder eine eigene Karriere verfolgt, ihm kein liebendes Heim bereitet. Sie doch sicher nicht, Herr Professor Dr. Rayne. Bei Frau Dr. Zieseketter ist das natürlich etwas anderes. Es muss ja auch kluge Frauen geben, die weise Personalentscheidungen treffen können." Sie lächelte.
Eine Sekunde lang starrte der Höllenfürst die Frau an - fast fassungslos. "Meine Frau war eine meiner begnadetsten Schülerinnen der Magie. Sie ist die Liebe meines Lebens, Madame Fronzac! Meine Frau studiert Romanistik mit dem Ziel irgendwann Dozentin für Italienisch zu werden! Und ich unterstütze sie dabei, denn ich finde es wunderbar und respektiere und liebe meine Frau auch für ihre Klugheit. Die Frau meines Bruders Michael - er selbst ist Bauingenieur und Dr. der Architektur - ist Dr. der Theologie und Maria Teufel-Archangelos ist eine phantastische Pastorin! Meine Patentochter Katherine ist mit meinem Bruder Sandalephon verheiratet, er hat akademische Titel in Pharmazie, Pädiatrie, Chirurgie - unter anderem, eigentlich ein Dutzend mehr - wie jeder von uns, doch wir begnügen uns mit ein, zwei Titeln... Katherine studiert Medizin, liebt jedoch auch Geschichte und Psychologie - wie ihre Mutter, die Psychologin ist. Ihr Stiefvater, der für mich wie ein Bruder ist, ist Dr. der Theologie und Anthropologie. Glauben Sie wirklich, dass ich eine dumme Frau will? Dass Männer dumme Frauen wollen?" fuhr er sie an. Mit verkniffenem Gesicht sah die Bewerberin ihn an. "Ja, Sie mögen ja eine Ausnahme sein, Professor Dr. Rayne, genauso Ihre Brüder, aber..." "Nichts aber!" unterbrach er sie ärgerlich. "Und Ihre kranke Ideologie von wegen Inklusion sei nicht möglich! Schwachsinn! Der Sohn unserer einen Küchenfee sitzt im Rollstuhl und geht hier zur Schule! Die geistig behinderte Tochter unserer einen Nachtbibliothekarin geht hier in den Kindergarten und meine Kinder spielen mit der kleinen Estelle! Die Kindergärtnerinnen und die Kinder lieben die Kleine! Ihre Nazi-Ideologie, in der Sie wahrscheinlich sogar Euthanasie befürworten würden, hat in einem Kindergarten in meiner Trägerschaft keinen Platz! Raus!" Empört schnappte die Frau nach Luft. "Was glauben Sie, wie Sie mit mir umgehen, Sie kleiner Flegel!"
Die Augen des Höllenfürsten wurden erneut rot und die Hände wurden zu Krallen. "Raus! Sie unverschämtes, verblendetes Frauenzimmer!" zischte er. Madame Fronzac kreischte auf, und eilte stolpernd aus dem Raum. Nicole Zieseketter saß stocksteif da, und starrte ihren Chef entsetzt an. Sie stand mit zittrigen Beinen auf und bat die nächste Bewerberin herein. Eine dürre Blondine in hautengen Jeans und bauchfreiem Top trat ein. Sie fuhr sich beim Eintreten mit der Hand durch die Haare, warf ihren Kopf nach hinten, setzte sich hin und hielt ihn hochnäsig nach oben. Das Gesicht sah aus wie eine Maske von der ganzen Schminke. Lucifers Blick fiel auf die übertrieben langen, gegelten und mit Glitzer verzierten Nägel. Er stöhnte angewidert auf. "Sie sind ... " Noch bevor er weiterreden konnte sprang sie auf, hielt ihm die Hand hin und rief etwas zu laut: "Monique Bernard!" "Okay. Setzen Sie sich wieder Monique Bernard." und Nicole Zieseketter hörte ihn murmeln: "Diese Krallen möchte ich ungern anfassen - sind ja schlimmer als meine..." Bevor er in normaler Lautstärke skeptisch. fortfuhr: "Sagen Sie wie stellen Sie sich den Umgang mit Kindern vor, bei solchen Nägeln?" "Ach das geht schon." antwortete sie eingebildet wirkend.
"Aha ... ganz ehrlich, meine Kinder sind auch in diesem Kindergarten und ich hätte Angst, dass Sie mein Kind mit diesen Krallen verletzen... Nun gut, Sie haben sich für eine Ausbildungsstelle als Kinderpflegerin beworben. Darf ich fragen, warum Sie gerade diesen Beruf gewählt haben und wie Sie sich die Arbeit in einem Kindergarten und Krippe vorstellen?" "Also... ich dachte die Ausbildung ist bestimmt nicht so schwer, und locker... ein bisschen mit Kindern spielen. Und in der Schule haben wir so einen Test gemacht und da kam raus, dass das passt... so Kinder... na ja... auf die aufpassen. Krippe würde ich ungern machen, ich fasse doch nicht in die Kacke der Babys." antwortete sie und warf abermals ihren Kopf unnatürlich zurück. Lucifer seufzte. "Sie wissen schon, dass es Pflicht ist in der Ausbildung sowohl in der Krippe als auch im Kindergarten zu arbeiten?" Sie sah den Mann ihr gegenüber flirtend an. "Oh, das war mir gar nicht bewusst." Der höllische Botschafter schloss die Augen und rieb sich mit den Händen übers Gesicht. "Okay, das war's sie können gehen." "Ts, dann nicht - gibt auch noch bessere Kindergärten... Ich muss hier nicht anfangen!" zickte sie rum, stand geziert auf, drehte sich um und verließ den Raum mit wackelndem Hintern. "So können Sie doch nicht mit der jungen Frau umgehen, sie war doch gepflegt." sagte Nicole Zieseketter. Er sah die biedere, dürre Frau in ihrem unpassenden Hosenanzug skeptisch an. "Im Ernst, haben Sie sich die mal genauer angeschaut? Die war etwas zu fein und die Nägel ... die waren ja schlimmer als die Vampirnägel in diesen komischen Filmen, die meine Frau immer schaut." Nicole schnaubte, erhob sich und holte die nächste Bewerberin herein.
Kaugummikauend und dabei leicht schmatzend stöckelte eine zierliche Brünette auf High Heels in den Raum. Sie trug ein pinkes Bustier, Bachnabelpiercing und einen... war das ebenfalls pinke Stretchteilchen über ihrem Hintern überhaupt ein Rock? Oder war es ein breiter Gürtel? Sie hatte falsche Wimpern, trug keinen BH und sichtlich lediglich einen Tanga. Er sah in die Bewerbung. Die Frau wirkte auch auf dem Foto billig als würde sie in Pigalle arbeiten - vielleicht in einem Bordellkindergarten, aber sicher nicht in einer seriösen Kindertagesstätte. "Hi, ich bin Mandy Candy Mey." sagte sie mit einer quietschigen Stimme, die dem Höllenfürsten Zahnschmerzen bereitete. "Nun, Miss Mey, das ist Frau Dr. Zieseketter, ich bin Dr. Dr. Rayne. Sie bewerben sich auf die Stelle der Kinderpflegerin. Erzählen Sie bitte mal von Ihrem bisherigen Werdegang, Ihren pädagogischen Background..." "Oh, ja, ich hab ja schon im Kindergarten gearbeitet. War mit offener Arbeit. War lässig. Wissen Sie, ist nicht viel zu tun. Ich denke, hier ist ja auch so offene Arbeit, da beschäftigen die Kids sich selber... braucht man nicht viel tun, ist cool..." "Miss Mey... vertragen Sie die Wahrheit oder soll ich Sie freundlich rausschicken mit einem: "Danke, wir melden uns..." und Sie werden nie eine Antwort bekommen?"
Sie sah ihn freudestrahlend an. "Ja, ich meine, klar vertrag ich die Wahrheit, finde ich voll cool, dass Sie mich nehmen, Doc." Er stöhnte leise auf. "Ganz im Gegenteil, Miss Mey. Da Sie ja die Wahrheit vertragen: Sie kommen hier rein, gekleidet wie eine billige Horizontale..." Er sah ihren fragenden Blick..."Ich habe viel Horizont. Mein erster Freund hat meinen Horizont erweitert..." sagte sie lächelnd. Ein eisiger Blick traf die stellvertretende Personalchefin, dann fuhr er fast genervt fort. "Lassen Sie es mich anders ausdrücken, damit es verständlich ist: ... wie eine billige Prostituierte, Nutte, Bordsteinschwalbe, wie auch immer Sie das ausdrücken und schwärmen mir hier vor, wie toll sie "Offene Arbeit" finden, ein höchst anspruchsvolles Konzept übrigens, wie ich finde, denn immerhin fällt Ihnen als Pädagogin - also als Kinderpflegerin in Ihrem Fall - die Rolle des aktiven Zuhörers zu, des Beraters, des Lernpartners... und was Kinder von Ihnen lernen sollen... weiß ich beim besten Willen nicht. Sie steckt selbst meine vierjährige Tochter Linnéa in die Tasche! Sie sind gerade mal..." er sah in die Unterlagen, "...23 Jahre alt und schon so desillusionierend, so unqualifiziert und lernresistent, dass es mich schaudert. Was würden Sie Kindern schon beibringen können... mal ehrlich. Sowas wie Sie kann ich nicht brauchen - und ich bin der Träger der Kita." Sie sah erstaunt von Nicole Zieseketter zum Höllenfürsten. "Aber Frau Dr. Zieseketter hat gesagt ich würde ganz prima passen. Wissen Sie, ich kann den Mädchen zeigen, wie man sich schminkt und Gelnägel macht und die toll lackiert und..." schnappte sie und war kurz vorm Weinen. "RAUS!" brüllte der Höllenfürst. Heulend griff die Frau nach ihrem Handtäschchen - ebenfalls in Pink und eilte aus dem Raum.
Der Höllenfürst wandte sich zu der stellvertretenden Personalchefin zu. "Der dritte Fehlgriff, Zieseketter? Erst eine KZ-Aufseherin, dann eine die nicht mal weiß, worum es bei der Ausbildung geht und dann dieses billige Flittchen, das keinen Bock hat und 3 - 6jährigen Kindern Schminktipps und Gelnägel aufschwatzen will und besser nach Pigalle passt als hierher? Was kommt als nächstes?" zischte er ihr zu - und Nicole Zieseketter stammelte: "Das sind alles hochqualifizierte..." "Schnauze!" unterbrach er sie rüde.
Er griff nach den zwei verbliebenen Bewerbungen. "Ich werde das jetzt abkürzen und die beiden noch wartenden Bewerberinnen gemeinsam reinrufen. Wehe, wenn das wieder solche Nieten sind, Zieseketter!" Er stand auf, schritt zur Tür, öffnete sie und bellte fast nach draußen: "Reinkommen, alle beide!" Mit einem Schnippen von ihm stand ein zweiter Stuhl vor dem Tisch. Ohne sich noch einmal umzusehen, ging er zu seinem Platz zurück und setzte sich. Sein Blick fiel auf eine Frau, die... sie war nicht dick... sie war fett! Ihr graues Kostüm spannte bedenklich über ihren sämtlichen... es waren keine Rundungen, sondern Fettmassen, die über die Sitzfläche des Stuhles wogten. Ihre kleinen Schweinsäuglein verschwanden in Speckwangen, die in ein Vierfachkinn übergingen. Die zweite Bewerberin sah recht normal aus. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung... wenigstens eine. Er stellte mit einem barschen: "Frau Zieseketter, stellvertretende Personalchefin!" die Frau neben sich vor, fuhr dann fort: "Und ich bin Dr. Dr. Rayne, Träger der Kita. Mrs. Masters, Mademoiselle Lebrun... wir haben Sie zusammen hereingerufen. Bitte erzählen Sie doch - Mrs. Masters zuerst - von Ihrem bisherigen Werdegang. Sie haben sich ja als Erzieherin, beziehungsweise Auszubildende zur Erzieherin beworben."
Die stark übergewichtige Bewerberin räusperte sich. "Ich bin Hilda Masters. Ich habe in einem Waldkindergarten meine Ausbildung abgeschlossen. Bestes Konzept überhaupt! Härtet Kinder ab. Irgendwann wechselte ich dann ins Bootcamp, um jungen Menschen wieder moralische und ordentliche Werte zu vermitteln. Durch die staatlichen Einsparungen habe ich meinen Job allerdings dann verloren. Darum habe ich mich hier beworben. Auch wenn es in Paris nicht so viel Natur gibt, allerdings kann man auch in den Parks gut Naturpädagogik vermitteln." Der Höllenfürst lächelte ironisch. "Danke... und wie sieht das bei Ihnen aus, Mademoiselle Lebrun?" "Ja, ähm... Saturne Lebrun... ich bin prädestinierte Kinderpflegerin - also jetzt schon. Ich bin total interniert daran weiterzukommen und die Ausbildung zu perforieren. Der patagonische Ansatz in dem Kindergarten war, dass Kinder toll sind und oft genknuddelt werden sollen und so... und..." sagte die junge Frau. "Danke Mademoiselle. Danke Mrs Masters. Sie sind beide ungeeignet! Bitte gehen Sie - umgehend!"
Die Erzieherin schnaubte, wuchtete sich hoch und keifte: "War ja klar, dass man in meinem Alter keine faire Chance hat!" und watschelte aus dem Raum. Saturne Lebrun sah sie fassungslos an. "Aber ich bin doch schön, und ich bin voll christoid und... und katatonisch bin ich auch!" Der Höllenfürst schloss die Augen. "Ich sagte: Raus!" "Sie sind voll fies!" jammernd verließ sie den Raum.
Der Höllenfürst erhob sich, griff die fünf Bewerbungen und knallte sie vor Nicole Zieseketter auf den Tisch. "Fünf Fehlleistungen, Zieseketter? Nach KZ-Aufseherin, wandelndem Schminktisch mit Vampirkrallen und einer Horizontalen nun Dick und Doof? Oder besser Boot-Camp Fettbacke und Strunzdumm? Was glauben Sie eigentlich für wen Sie arbeiten?" rief er wütend. "Ich habe hochqualifizierte Fachkräfte ausgesucht, die für die angebotenen Stellen geeignet waren!" fauchte die Personalerin. "Sie haben nur keine Ahnung! Consuela Fernandez hätte niemals solche ungeeigneten Bewerberinnen ausgesucht!" Die Augen des Höllenfürsten verengten sich. "Sie sind suspendiert! Sie können sich ihre Kündigung im Vorzimmer von Metatron - sprich Botschafter St. Cyr und mir abholen!" Damit drehte er sich auf dem Absatz um und verließ den Raum. Die Tür fiel krachend ins Schloss.
Er zauberte sich ins Personalbüro, setze sich an Consuela`s Schreibtisch, griff nach einem Stift und einem Stück Papier und schrieb in sauberer Schrift:
Liebe Consuela,
mach das nie wieder! Bitte melde dich umgehend bei mir, wenn du wieder da bist. Wir müssen dringend reden!
Gruß Lucifer
Anschließend begab er sich in das Vorzimmer, der Botschaft, wo Euangelion und Astaroth sofort wussten, dass er innerlich vor Wut kochte. "So schlimm, Lucifer?" fragte Astaroth. "Das könnt ihr euch nicht vorstellen. Euangelion schreib bitte eine ordentliche Kündigung für Frau Zieseketter. Diese Person ist für mich nicht tragbar! Und dann könntet ihr euch mal bitte die restlichen Bewerbungen ansehen, die diese Ziege aussortiert hat, vielleicht ist da ja noch etwas Brauchbares dabei und dann könnten wir, du als Astarte, morgen Vormittag weitere Vorstellungsgespräche führen." "Dir ist aber schon klar, dass wir eine neue stellvertretende Personalchefin brauchen, oder, Chef?" fragte Euangelion. Der Höllenfürst seufzte. "Ja, schon, aber eine vernünftige, die auch mit Consuela gut kann!" Astarte grinste. "Ich glaube, ich rufe mal Sandalephon ... der hat ja einige Firmen und da kann er uns sicher kurzfristig aushelfen. Kurz darauf stand der Erzengel beider Seiten im Vorzimmer, hörte sich das Problem an und meinte nachdenklich: "Ja... Mairead Donnegal... eine meiner Personalerinnen in meinem Pharmaimperium in Dublin... die will ich aber zurückhaben! Sie kann euch gern ein, zwei Monate aushelfen, aber dann ist Schluss! Bis dahin hat Consuela Fernandez sicher Ersatz gefunden!" Er verschwand und tauchte kurz darauf mit einer jungen Frau auf, die sich empört losriss und ihn anfauchte: "Was erlauben Sie sich, Dr. Dale-Ponte?" Sandalephon grinste. "Wir waren schon bei Vornamen, Mairead. Abgesehen davon: Meine Brüder Metatron und Lucifer, sowie Astaroth und Euangelion brauchen Ihre Hilfe in der Pariser Botschaft. Ich bin sicher, Sie meistern das."
Überrascht sah sie die drei anderen - ebenso gut wie ihr Chef aussehenden - Männer an. Der eine mit stahlblauen Augen, dunkelhaarig, etwas blass aber eine echte Augenweide, der andere ebenso das Gegenteil ihres blonden leicht gebräunten Chefs, allerdings mit grauen Augen, die sie kühl musterten und dann noch der dunkelblonde fröhlich lächelnde Typ mit den hellblauen Augen. "Lucian Belial Rayne - oder Lucifer." stellte der eine sich vor. Über das Gesicht des Grauäugigen ging ein Lächeln. "Astaroth..." es flackerte kurz und schon stand eine atemberaubende Frau vor Mairead; "Oder Astarte - je nachdem, Süße... und bevor er - schüchtern wie er oft ist - seine Zunge verschluckt: Der knuddelige Kerl hier ist Euangelion, der Sekretär von Lucifer. Ich bin Metatrons Vorzimmerdrache..." Euangelion begrüßte sie und dann erklärten die beiden ihr wobei sie ihre Hilfe brauchten. Mit einem finsteren Blick auf Sandalephon und einem: "Ich muss allerdings heute Abend pünktlich zuhause sein!" was er mit einem Nicken zusicherte, wandte sie sich den beiden Vorzimmerkräften und der Aufgabe zu.
Während ihr Chef noch kurz mit Metatron redete, der ihm seine Assistentin gerne für einen Vormittag überließ, machten sich die beiden Engel im Vorzimmer - mit der neuen Personalerin - gleich an die Arbeit und luden geeignete Bewerberinnen zum Vorstellungsgespräch ein. Gereizt tauchte Lucifer im Wohnzimmer seines Hauses auf Norderney auf und bediente sich an der Bar. Mit einem bis zum Rand vollen Glas Whiskey trat er in die Küche, wo Ilse gerade mit dem Vorbereiten des Abendessens beschäftigt war, da sie immer für Abend kochte, weil außer ihr und manchmal ihrem Sohn alle erst am Abend kamen. Er trank im Laufen, setzte sich an den Tisch, stellte das Glas vor sich ab und rieb sich die schmerzenden Schläfen, was Ilse besorgt beobachtete. „War es denn so schlimm?“ erkundigte sich die alte Dame.
Er seufzte. „Diese Zieseketter … die Vertretung von Consuela – einfach nur schrecklich. Ich habe sie erst mal duschen geschickt, da sie so nach Weihrauch stank, dass mir gleich ganz schlecht wurde. Dann die Bewerberinnen … Mutti, das kannst du dir nicht vorstellen! Eine schrecklicher als die andere … lustlos, dumm, oder wie ein Feldwebel, als seien die Kinder beim Militär. Eine wollte den Mädchen Schminktipps geben und ihnen zeigen, wie man sich Gelnägel macht. Und dann ... eine die hatte Krallen schlimmer als diese Vampirkrallen in den Filmen, die du und Selvi euch anseht. Eins von diesen jungen, aufgetakelten ... Früchtchen hat sogar mit mir geflirtet, das war ... gruselig.“ Er schüttelte den Kopf. "Ich schwöre, sowas habe ich noch nie erlebt. Die erste erinnerte mich an eine KZ-Aufseherin. Die zweite war selbst mir zu anstrengend und anmaßend - wollte eine Ausbildung machen aber keine Windeln wechseln, dann kam eine... Bordsteinschwalbe und die letzten beiden... nun: Dick und Doof ist geschmeichelt.... Nicht tragbar für die Botschaft. Die Zieseketter saß nur stumm da, ich musste die kompletten Gespräche allein führen, die hätte sonst noch alle ohne eine Frage eingestellt. Ich habe diese untragbare Frau sofort entlassen.“ Ilse sah ihn schockiert an und stellte ihm ein Glas Wasser und einen Kaffee hin. Nimm eine Tablette, gegen deine Kopfschmerzen. Den Kaffee wirst du nach diesem Glas Whiskey und Tablette brauchen.“ Er schloss kurz die Augen schluckte die Tablette mit dem Wasser und trank mit einem Zug das große Glas mit Whiskey aus, dann griff er zum Kaffee.
Als er am nächsten Morgen den Raum betrat, saß Astarte schon am Tisch und richtete die Bewerbungen der Reihe nach her. Neben ihr saß Mairead Donnegal und begrüßte ihn freundlich. "Na, schon etwas eingewöhnt, Mrs. Donnegal?" fragte der Höllenfürst gutmütig, während Astarte die Bewerbungen auf den Platz neben sich schob. "Ich muss sagen, welch herrlicher Anblick, wenn ich an den von gestern denke." begrüßte er die schöne Göttin und setzte sich neben sie. Er fühlte sich wesentlich wohler, neben einer Freundin zu sitzen, als gestern neben dieser schon vom Aussehen abstoßenden Frau. Sein Blick fiel auf Odakota und Tiberia, die in der einen Ecke des Raumes in einem Korb lagen. "Ich suche auch eine Kraft, die mich und Callie mit Christian und Ainé unterstützt. Und die muss sich mit den beiden Haustieren der Kinder auch verstehen." erklärte Astarte grinsend und wurde zu Astaroth. Der Höllenfürst schmunzelte. Er griff nach einer Kaffeetasse und trank einen Schluck Kaffee, während Astaroth aufstand und die erste Bewerberin hereinholte.
Die beiden Männer überließen Mairead das Feld. Die junge Frau begrüßte die etwas ältere Bewerberin. "Madame Jourdain, darf ich Ihnen Dr. Rayne und Mr. Roth-Castaldi vorstellen, ich bin Mairead Donnegal vom Personalbüro, Dr. Rayne ist Träger der Kita und Mr. Roth-Castaldi ist für den Schulträger und für den Elternbeirat auf Bitten seiner Chefs anwesend. Die Frau lächelte. "Sehr angenehm, die Herren, Madame Donnegal. Ja, ich bin Eloise Jourdain. 53, Erzieherin seit 30 Jahren. Wie Sie meinen Unterlagen entnommen haben dürften, war ich längere Zeit in Erziehungsurlaub und vor fünf Jahren verunglückte leider..." Sie schluckte etwas, "...mein Sohn mit seiner Frau... und meine zwei Enkel waren Waisen. Da habe ich mich ihrer angenommen. Fabienne ist jetzt 10 und Laurent 8 und ich würde gern wieder arbeiten." Der Höllenfürst hob eine Augenbraue. Die Frau machte einen kompetenten und freundlichen Eindruck und es imponierte ihm, dass sie für ihre Enkel da war.
"Sie haben ja in mehreren Einrichtungen mit völlig verschiedenen Konzepten gearbeitet. Welches lag Ihnen am meisten? Welches gar nicht?" fragte Mairead Donnegal. "Das ist schwierig. Fast jedes Konzept hat seine Vor- und Nachteile. Wobei ich nicht wieder in einem "spielzeugfreien Kindergarten" arbeiten will. Ich schätze einige Ansätze der Montessouri-Arbeit und finde auch teilweise den Reggio-Ansatz und den offenen Ansatz gut. Ein Waldkindergarten ist ebenfalls sehr schön, allerdings nicht für jedes Kind das Richtige. Ab und an ein wenig in freier Natur, gut, aber nicht unbedingt dauerhaft - vielleicht eher wie in einem Kneipp-Kindergarten. Am meisten fasziniert hat mich meine Arbeit in einem der ersten integrativen Kindergärten. Das war vor... ja, 12 Jahren... und ganz schlimm war für mich die Arbeit in einem der deutschen Waldorf-Kindergärten. Ich habe noch nie so viel... Verblendung und Ideologieversessenheit erlebt wie dort. Die... pädagogisch unfähigsten Kräfte wurden dort ernst genommen - je besser sie die "Antrophosophische Dogmatik" runterbeten konnten, desto ernster nahm man sie. Die hätten glaube ich die Kinder sogar züchtigen können... die Eltern hätten das mit einer Begründung aus irgendeinem "Steiner-Bibel"-Vers wohl hingenommen." Nach einigen weiteren Fragen nickten die drei sich zu. Madame Jourdain passte... trotz oder gerade wegen ihres Alters und ihrer Erfahrung.
"Unsere Kita ist eine Ganztagskita - mit Hort und Kantine, in der auch die Schüler des Lycée der Botschaft essen - gemeinsam mit den Kita-Kindern. Ihre Enkel, sind die auf auf dem Lycée oder möchten Sie, dass die beiden wechseln?" fragte Astaroth. "Oh, die zwei sind... sie haben keine so gute Empfehlung bekommen und..." "Madame, darum geht es nicht. Glauben Sie mir, wir können einiges tun um die beiden "auf Kurs" zu bringen." unterbrach der Höllenfürst sie. "Ich fände es schön, sie in der Nähe zu haben, aber..." "Sehr gut, dann leitet mein Sekretär das in die Wege. Wir sind hier oft... kurzentschlossen, Madame Jourdain und ich freue mich Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie vermutlich die Gruppenleitung für die neue Hortgruppe sind. Sie können gleich morgen Ihren Vertrag unterschreiben, wenn Sie es mit uns hier in der Botschaft probieren wollen." Überrascht sah Eloise Jourdain die drei an. "Ja, oh, das ist ja wundervoll! Ich danke Ihnen. Ich dachte schon, dass ich aufgrund meines Alters überhaupt keine Chance mehr habe!" Der Höllenfürst lächelte. "Ganz im Gegenteil. Ihre Erfahrung wird eine Bereicherung sein, zumal sie meinen Ältesten, Luciano, im Hort haben werden, zusammen mit meinen Patenkindern, seinen besten Freunden, den Zwillingen meines Cousins. Und meinen Neffen Jan, den Sohn des himmlischen Botschafters Metatron - oder Merlin Tyronne St. Cyr."
Nachdenklich sah die Frau die drei an. "Sie, Madame Donnegal, sind ein Mensch, aber ihre beiden... Kollegen... Monsieur Roth und Dr. Rayne... darf ich fragen was Sie sind?" Die zwei Männer sahen einander an, dann lächelten sie. "Seraphim, Madame. Lucifer und ich sind Seraphim. Ich bin Astaroth, Erz-Seraphim beider Seiten - und der Part des Trios der Erzseraphim beider Seiten der von höllischer Seite kommt. Sandalephon ist der von himmlischer und seine Frau Katherine von... sagen wir menschlicher Seite. Ich bin sicher, Sie werden die beiden auch noch kennen lernen." "Sie sind... der Höllenfürst und ... einer seiner... Diener?" Lucifer seufzte. "Ja. Madame Jourdain, wenn Sie damit... Probleme haben... Ich kann auch dafür sorgen, dass Sie in einer staatlichen Einrichtung..." Sie schüttelte den Kopf. "Nein, Sie missverstehen mich, Monsieur... ich wollte es nur wissen. Zugegeben... es... macht mir vielleicht ein wenig Angst, aber andererseits macht es mich auch etwas... stolz. Immerhin konnte ich zwei sehr mächtige Wesen von meinen Fähigkeiten überzeugen, von einer geschulten Personalerin abgesehen... und mich reizt gerade die Arbeit in einer Einrichtung, in der ich nicht vor jedem Geistlichen kuschen muss." Astaroth grinste. "Maria Teufel-Archangelos, die Frau von Erzengel Michael ist die - protestantische - Botschaftsgeistliche. Die kann sehr resolut sein, aber Sie werden Maria schätzen." Ein leises Lachen erklang von Madame Jourdain, dann machte sie mit Mairead Donnegal einen Termin zum Unterschreiben des Vertrags aus und verabschiedete sich.
Als nächstes rief die stellvertretende Personalchefin die wartende Bewerberin rein. Irritiert sahen sie alle drei auf das Bild in der Bewerbung und dann auf die Realität. "Madame Thibault?" fragte Astaroth erstaunt, als er statt der Frau mit sorgfältig geflochtenem Haarkranz und Strickjacke auf dem Bild eine Frau mit wilder Mähne und in wallenden Gewändern erblickte. "Ja, ich bin Ophelia Thibault." hauchte die Frau fast. "Nun gut, Madame... wie sehen Sie Ihre Chancen auf eine Stellung als... Kinderpflegerin?" fragte Astaroth. "Oh, sehr gut, meine Liebe. Ich habe die Karten um Erleuchtung gefragt und sie bestätigten mir ausgezeichnete Chancen auf diese Arbeit." hauchte sie. "Sehr schön. Was hat Ihre Kristallkugel Ihnen für Chancen eingeräumt, Madame?" fragte Mairead spöttisch. Der Höllenfürst hustete, um sein Lachen zu verbergen, Astaroth zog ein Taschentuch aus der Tasche und schnäuzte sich geräuschvoll.
"Oh, Madame, nach den Karten war ein Befragen der Kristallkugel nicht mehr notwendig. Die Karten lügen mich nie an." Mairead entglitten fast die Gesichtszüge, der Höllenfürst zwang sich zu einem Lächeln. "Nun, danke Madame Thibault. Wir melden uns bei Ihnen." sagte er kühl. "Wundervoll! Ich freue mich schon darauf den Kindern die Kunst des Kartenlegens und Teeblätterlesens näher zu bringen." säuselte die Frau und verließ den Raum. "Ich glaube, diese Professor Trelawney... können wir ausschließen, oder?" fragte Mairead an sich
haltend. Astaroth brach in Lachen aus. "Du warst so genial, Süße, "Was hat Ihre Kristallkugel Ihnen für
Chancen eingeräumt..." ich hätte nie gedacht, dass sie das ernst nimmt, aber..." er lachte erneut. Lucifer
grinste.
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