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Arcadia

von LeoZoey
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Übernatürlich / P16 / Het
Dean Winchester OC (Own Character) Sam Winchester
27.02.2021
18.03.2023
25
59.941
7
Alle Kapitel
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18.03.2023 2.330
 
Music: Sin Shake Sin - Mess We've Made

Riley erreichte die Ranch mit der aufgehenden Sonne. Sie stellte den Jeep vor dem Haupthaus ab und ging auf die Veranda zu, während sie sich die Schläfen rieb. Wenig Schlaf, ein fieser Kater und der emotionale Ausbruch der letzten Nacht hatten ihre Spuren hinterlassen.
„Guten Morgen, Sonnenschein“, erklang die amüsierte Stimme von Benji. Sie sah auf und entdeckte ihn auf der Bank neben der Haustür. Er hatte bereits geduscht, trug ein Tanktop und hatte einen Becher Kaffee in der Hand. Als sie sein süffisantes Grinsen sah, überlegte sie kurz, ob sie einfach umdrehen und wieder in den Wagen steigen sollte.
„Eine harte Nacht gehabt?“, witzelte er weiter und kam auf sie zu.
„Sei still, Malone“, seufzte sie und schleppte sich die Stufen hinauf.
„Du hast geduscht und eine nicht halb so schlimme Fahne, wie ich gedacht hätte. Wen hast Du getroffen?“, ließ er nicht locker und musterte sie forschend.
„Wir kennen uns zu gut“, murmelte sie nur und nahm ihm den Becher ab. Er schüttelte nur kurz den Kopf darüber und setzte sich wieder mit ihr auf die Bank, „Also? Wer war es, Kleines?“
„Dean Winchester“, stöhnte sie und fuhr sich durchs Gesicht, bevor sie sich mit beiden Händen an dem erbeuteten Kaffeebecher festhielt.
Er lachte auf. Nicht wütend oder spottend. Nur etwas überrascht. „Wie konnte denn das passieren?“
„Selbe Stadt, selbe Bar“, erklärte sie wortkarg und trank.
„Dir ist bewusst, dass das mit Abstand der schlechteste Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte ist, um eine alte Liebschaft wieder zu erwecken, oder?“, schmunzelte er und sah sie mit seinen gutmütigen Augen an.
„Keine Liebschaft. Nur Sex. Und wer wäre passender für die Frau, die die Nazi-Experimente 2.0 mit Monstern zugelassen hat, als der Mann, der Lucifer aus seinem Käfig befreit hat?“, fragte sie trocken und warf ihm einen bitteren Blick zu.
„Du bist zu hart zu dir“, beschloss er und lehnte sich zurück, um sein Gesicht in die Morgensonne zu halten. Sie tat es ihm nach.
„Dean und ich könnten gemeinsam die Welt niederbrennen. Emotional verkrüppelt, verdreht und wütend genug wären wir. Er war in der Hölle, ich verantworten übernatürliche Supersoldaten. Wir sind jetzt schon effektiver, als die apokalyptischen Reiter“, zynischer Selbsthass klang in ihrer Stimme mit, aber sie war viel zu erschöpft, um ihm viel Energie zu widmen.
„Kriege fordern von uns immer unmenschliche Entscheidungen, Kleines“, murmelte er, ohne die Augen zu öffnen, „Und wenn die letzte Nacht dir wenigstens ein paar schöne Stunden beschert hat, tob dich aus.“
Ein kleines Lächeln breitete sich unweigerlich auf ihren Lippen aus, das hatte Benji mit seiner Art schon immer geschafft.
„Ich habe einem Typ Hand und Visage gebrochen.“
Das war zwar bestimmt nicht, was er gemeint hatte, aber es brachte sie zum Kichern.
„Hatte er es verdient?“, rin kurzer Blick zu ihm verriet ihr, dass auch er schmunzeln musste.
„Zu dumm ein Nein als Nein zu verstehen“, grinste sie gespielt theatralisch.
„Manchen Menschen muss man Verstand halt einprügeln“, seufzte er achselzuckend. Sie mussten lachen. Riley stand auf und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Danke, Benji“, lächelte sie sanft, „Ich hole uns noch einen Kaffee, bevor die Winchesters kommen.“
Sie hatte Benji überhaupt nicht verdient.
Als die Jäger wenig später wie angekündigt vorfuhren, war die Stimmung angespannt. Der Impala glänzte in der Morgensonne und sie hatte am vergangenen Abend wirklich nicht gelogen, als sie zugegeben hatte über den Diebstahl des Oldtimers hin und wieder nachgedacht zu haben. Nun aber stand sie in Shorts und Top auf der Veranda, Arme und Beine von Prellungen übersäht und mit einem neuen Verband am Arm.
„Guten Morgen“, rief sie ihnen entgegen, als die Brüder ausstiegen. Sam wirkte deutlich erholter, als sein Bruder. Wer hätte das gedacht.
„Hallo, Riley“, der jüngere Winchester klang besorgt, „Castiel kann das Grundstück nicht betreten.“
Sie umarmte ihn kurz.
„Ich hätte nicht gedacht, dass er das will. Es liegt an den Schutzzaubern. Nichts Übermenschliches soll hier unaufgefordert auftauchen“, sie zwinkerte ihm zu und begrüßte dann seinen Bruder, als wäre nichts gewesen, „Kommt rein. Der Kaffee es frisch und es gibt viel zu erzählen.“
Der Raum, der einmal das Wohnzimmer gewesen war, war zu Elsas Königreich geworden. Sie hatte jede freie Sekunde seit ihrer Ankunft damit verbracht, Pacificas Daten zu sichten und die Basis in Kalifornien auszuspionieren. Nun saß Rileys innerer Kreis mit den Winchesters zusammen an dem langen Esstisch, den die Vorbesitzer zurück gelassen hatten. Riley stand am Kopfende und überblickte die ungewöhnliche Runde ernst.
„In Anbetracht des Zeitdrucks unter dem wir stehen, bekommt ihr die Kurzfassung, Winchesters: Seit zwei Jahren arbeitet Pacifica unter Chief Petty Officer Kurt Shepherd quasi autonom“, erklärte sie den Jägern, „Er ist ein hoch dekorierter Patriot der US Navy und sehr erfahren. Wir waren nie die besten Freunde, aber er hat meine Befehle befolgt. Bis vor etwa sieben Monaten.“
Unaufgefordert öffnete Elsa die Blaupausen der Untergrundbasis in Tucson auf dem Fernseher.
Rileys stimme war hart und emotionslos, als sie weitersprach: „Die rudimentären Voraussetzungen für die Basis, die wir vor zwei Tagen zerstört haben, war ein Kellergewölbe, das erst als Sturmkeller, im kalten Krieg dann als Bunker im Falle eines nuklearen Angriffs genutzt wurde. Die Nutzung durch Pacifica begann vor einem halben Jahr. Seitdem wurden dort duzende Monster und Wesen inhaftiert und mit ihnen experimentiert. Die Daten lassen darauf schließen, dass es weit über das hinaus ging, woran Arcadia geforscht hat. Nicht nur, dass sie versucht haben, die Dinger zu kontrollieren und waffenfähig zu machen. Es wurde versucht, die besonderen Fähigkeiten einiger Kreaturen auf Soldaten zu übertragen – Ohne die Nebenwirkungen, versteht sich.“
„Menschenversuche?“, Sam sah sie ungläubig an.
„Verstehst Du jetzt, warum wir so radikal vorgehen? Wenn wir nicht jeden Einzelnen von ihnen und ihrer Idee auslöschen, wird es nicht enden“, ihr Gesicht war maskenhaft, ihr Blick bohrend. Nichts an ihrer Erscheinung ließ die Anwesenden daran zweifeln, dass sie das Sagen hatte, obwohl sie ihre Uniform nicht trug, „Scheinbar waren sie – wer hätte es erwartet – nicht erfolgreich. Es gab ein paar Hybriden, aber sie haben nicht lange überlebt. Gruselig sind auch die Versuche mit dem Sirenen-Toxin Gedanken zu kontrollieren, aber auch das scheint nicht gut gelaufen zu sein.“
Hinter ihr flogen einige Fotos und Forschungsberichte über den Bildschirm.
„Was ist mit den Engeln?“, unterbrach Dean sie trocken.
„Das haben wir noch nicht entschlüsselt, wieso?“, fragte sie überrascht von seinem Wissen und legte den Kopf leicht zur Seite. Ihre Kiefermuskeln traten unter ihrer Haut hervor und ließen die Narben ihr Gesicht verziehen.
„Sie haben dort auch mit Engeln experimentiert. Und wollten die Anleitung zur Öffnung von Himmelstoren“, er sah sie erwartungsvoll an.
„Himmelstore?“, nun war sie endgültig verwirrt. Trotzdem blieb sie stehen stützte sich auf der Stuhllehne vor ihr ab, als ihre Knie weich wurden, „Ich weiß, dass sie mit Engelsgnade experimentiert haben. Aber bei Himmelstoren bin ich raus.“
„Ich habe eine enochische Schrift mitgenommen, als wir in Arcadia waren“, gestand Sam, was sie bereits wussten und sie begann zu begreifen, dass sie dieses Problem bei all den anderen Dramen aus den Augen verloren hatte. Ihr wurde schwindelig. Was sollte denn noch alles kommen?
„Dann kann ich vermutlich etwas dazu sagen“, erklärte Matthew, der sich im Hintergrund gehalten hatte, unsicher und sah sie an, „Sie haben mich gebeten herauszufinden, was das war. Also habe ich die Kopie der Seite auch an Pacifica geschickt.“
Sie fuhr sich durch Gesicht und Haare und lachte fassungslos auf. Das durfte doch alles nicht wahr sein! War sie nun schuld daran, wenn diese Wahnsinnigen in den Himmel einmarschierten? Einen Moment überlegte sie, was wohl passieren würde, wenn sie sich einfach vor versammelter Mannschaft eine Kugel in den Kopf jagen würde, entschied sich dann aber doch dagegen. Stattdessen richtete sie sich auf und sah die Winchesters an: „Entschuldigung. Das geht wohl auf meine Kappe. Was können diese Himmelstore?“
„Sie erlauben den Zugang zum Himmel“, stöhnte Dean. Wie gern er jetzt einen Drink hätte.
„Oh. Fantastisch“, Sarkasmus bestimmte mittlerweile ihre gesamte Mimik und Gestik. Wieder fuhr sich durch die Haare, „Matt, wärst Du so gut und brennst das enochische Stopp-Schild nieder, damit die gefiederte Plus Eins der Winchesters dazu kommen kann? Es klingt, als sollten wir ihn dabei haben.“
„Ja, Ma’am“, nickte er schnell und huschte aus dem Zimmer. Immer wieder erinnerte er sie an eine Maus. Niedlich, klein, flink und intelligent, aber eben auch leicht zu übersehen. Eben kein Alphatier, wie die meisten anderen Männer, mit denen sie zu tun hatte. Riley strich gedankenverloren um ihre Unterlippe und sah kurz aus dem Fenster, bevor sie sich kopfschüttelnd wieder den Anderen zuwandte.
„Fuck. Das wird ja immer beschissener“, seufzte sie und setzte ein Lächeln auf, „Egal. Bis euer Freund da ist, werde ich wenigstens den Haufen Chaos zu Ende vorstellen, von dem ich weiß: Nachdem wir in Tucson waren und sie unsere Basis in die Luft gejagt haben, bleibt ihnen offensichtlich nur die Pacifica-Basis. Dort haben sie sich verschanzt. Das ist wie das antike Troja, nur mit vollautomatischen Waffen, Raketen, Sprengfallen und fanatischen Soldaten hinter meterdicken Wänden“, schloss sie ihre Vorstellung und sah sich in der Runde um.
Ihre Leute waren bereits am Abend über die Situation informiert worden. Benji schien es sogar fast zu amüsieren, mit was für einer Attitüde sie den Status Quo präsentierte. Die Winchesters hingegen wirkten davon mehr als geschockt.
„Keine Sorge, wir haben Alkohol da, wenn ihr gerade darüber nachdenkt“, versprach sie und versuchte ein aufmunterndes Lächeln, „Außerdem bitte ich euch nicht um Hilfe diese Festung einzunehmen. In Anbetracht der Tatsache, dass wir alle sehr wahrscheinlich drauf gehen werden, brauche ich jemanden für unser Erbe. Hinter dem Haus sind drei Schiffscontainer. Darin befindet sich alles, was Arcadia über die Jahre an Einzigartigkeiten zusammen getragen hat. Ich möchte, dass ihr es nehmt und an einen sicheren Ort bringt. Und vielleicht – wer weiß – gibt es in all dem antiken Kram auch etwas, was euch wegen Lucifer helfen kann.“
„Ihr habt das Archiv gerettet?“, fragte Sam überrascht.
„Natürlich“, sie lächelte nun wirklich sanfter, „Der Inhalt ist unbezahlbar und darf keinesfalls in Pacificas gierige Klauen fallen. Und wenn euer Engel davon noch mehr übersetzen kann, als wir, ist da bestimmt etwas Hilfreiches bei.“
„Ich bin nicht ihr Engel, sondern ein Engel des Herrn“, erklang die alles durchdringende Stimme hinter ihr und sie spürte den leichten Luftzug. Der Mann mit den wirren schwarzen Haaren und dem Trenchcoat stand plötzlich hinter ihr.
„Castiel! Dir ist bewusst, wie man Türen benutzt, richtig?“ fluchte sie und bemerkte, dass jeder Seal in diesem Raum unwillkürlich zu seiner Waffe gegriffen hatte.
„Versuche es gar nicht erst, wir üben das seit Jahren“, seufzte Dean und stand auf.
Riley wies die Männer mit einer kleinen Handbewegung dazu an, die Waffen stecken zu lassen. Matthew stand in der Zimmertür und starrte den Engel ungläubig an.
„Ich nehme an, du bist nicht hier, um uns zu töten“, sie musterte ihn ruhig. Die Unsicherheit, die sie vor kurzer Zeit noch in Pacifica verspürt hatte, konnte sie jetzt nicht mehr so überraschen, „Sam und Dean haben mir von der Übersetzung der Seite erzählt, die ihr uns gestohlen habt. Sollten wir darüber sprechen?“
„Es hätte niemals in menschliche Hände fallen dürfen. Es ist eine unermessliche Gefahr für den Himmel und alle dort existierenden Seelen“, sagte er ernst und ließ sich auf das Blickduell ein, das sie begonnen hatte, „Wenn Lucifers Armeen dadurch in den Himmel gelangen, wird die Welt untergehen.“
„Dann ist es ja gut, dass wir den Rest der Anleitung haben und nicht er, hm?“, fragte sie und setzte ein herausforderndes Lächeln auf.
„Ihr besitzt noch mehr?“, seine Miene wurde noch ernster, falls das überhaupt möglich war, „Also auch eure Verräter?“
„Nein“, sie schüttelte den Kopf, „Sie wissen nur von dem Stück, das ihr entwendet habt. Der Rest ist nirgendwo gelistet.“
„Übergib es mir“, befahl er in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ.
„Cas, komm schon“, seufzte Dean, um die Situation etwas zu entschärfen, „Sie brauchen Hilfe. Sie sind keine Gegner.“
„Scheinbar gehören diese Schriften zu dem Wertvollsten, was wir gerade zu bieten haben, Castiel, Engel des Herrn“, begann sie mit dem süßesten Lächeln, das sie zustande brachte, „Wir versuchen seit fast einem Jahr die Schäden in Schach zu halten, die Lucifers Befreiung mit sich geführt haben, nachdem wir davor Siegel geschützt haben. Wir haben jeden einzelnen Tag dafür gekämpft dir, dem Himmel und den Winchesters den Rücken frei zu halten. Und wir haben nichts dafür verlangt. Wir sind still gestorben und haben weiter gemacht. Ist dir bewusst, wie viele Leben bereits ausgelöscht worden wären, wenn wir nicht gewesen wären? Wie viele Aufstände und Bürgerkriege Lucifer nur in den Vereinigten Staaten bereits ausgelöst hätte?“
„19.376 Seelen, fünf Engel und vier Städte“, antwortete er nach einer Sekunde mit einer Überzeugung, als hätte er gerade selbst nachgezählt, „Was willst du also von mir, Riley?“
„Deine Hilfe, Engel. Ein einziges Mal“, erklärte sie entschieden, „Ich will, dass du uns dabei hilfst Pacifica zu besiegen. Dann bekommst du die Himmelstor-Schatzkarte.“
Sie wusste, dass sie hoch pokerte. Dieses Wesen vor ihr konnte sie mit einem Fingerschnips auslöschen, genauso wie jeden anderen in diesem Raum. Aber es waren verzweifelte Zeiten und diese erforderten verzweifelte Taten. Sie hielt seinem Blick stand und spürte dabei, wie sich ihre Fingernägel in ihre Handflächen bohrten.
„Gut. Ein einziges Mal und ich tue es für die Engel, die du befreit hast“, stimmte er schließlich widerwillig zu und sie hob verwundert die Augenbrauen. Viel mehr hatte sie eine Predigt darüber erwartet, dass es eine Sünde war Engel zu bedrohen.
„Oh“, brachte sie also nur hervor und spürte, wie die Anspannung ihre Muskeln verließ. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass es Dean ähnlich ging. Nach einem Augenblick des unangenehmen Schweigens nickte sie schließlich.
„Gut, dann wären wir uns ja einig“, lächelte sie immer noch überrascht und wandte sich wieder an die Gruppe, „Wir brauchen einen Weg in ihre Festung. Ich denke, das ist eher euer Spezialgebiet?“, dabei sah sie zu den Seals, die einverstanden nickten, „Und von euch Winchesters brauche ich eine Adresse, damit wir das Archiv verlegen können, bevor wir in Kalifornien einfallen.“
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