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The right one  – Es ist nicht einfach den Richtigen zu finden

von Catweazle
Kurzbeschreibung
GeschichteFamilie, Freundschaft / P16 / Het
OC (Own Character) Samu Haber
20.02.2021
21.10.2021
21
45.163
24
Alle Kapitel
153 Reviews
Dieses Kapitel
7 Reviews
 
14.04.2021 1.701
 
Hi,

zur Abwechslung mal ein abendliches Kapitel, dann kann ich morgen ein paar Minuten länger im Bett bleiben. Brauche ich derzeit einfach. Frühjahrsmüdigkeit, oder so ...

Mit einem Extra-Dankeschön für das Sternchen und für die Reviews von Miwi, Dani Leseratte, Sternchen1208, Bella-2017 und SunriseAve66 geht es nun weiter. Danke für eure Treue, aber ich hoffe, dass sich auch andere Leser zu Wort melden mögen.

Gute Unterhalt wünscht euch Cat

Samu wäre nicht Samu wenn er alles todernst meinen würde, das merkt nun auch Jo ...


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Kapitel 9:      Gibt es einen gemütlicheren Platz als das Bett?


Verstohlen blickte Samu sich um.
„Während du auf dem Friedhof warst“, wisperte er, „habe ich eine Bank ausgeraubt.“ Für Sekunden starrte ich ihn sprachlos an, dann begriff ich, dass er mich nur aufzog.
„Ich hoffe du hast wenigstens genug erbeutet damit wir beide uns in die Karibik absetzen können. Wenn ich schon mit drin hänge dann flüchte ich natürlich auch mit dir.“
„Sorry, jetzt muss ich dich doch enttäuschen, ich war zu feige“, hob er die Hände an und lachte. „Tut mir leid, dass ich dich gerade veräppelt habe, aber ich konnte nicht widerstehen, wollte sehen, ob du so was Schräges glauben würdest . Nein, ich halte gerade nur Ausschau nach Firmenwagen irgendwelcher Handwerker die noch im Haus tätig sind. Ist aber keiner zu sehen, das werte ich als gutes Zeichen.“
„Du hast mir wirklich einen Schreck eingejagt“, erklärte ich. „Ich bin jetzt noch ganz hibbelig weil ich tatsächlich dachte, dass wir verfolgt werden.“
„Ich mache das wieder mit einer anderen Tat gut“, versprach er grinsend.
Samu und seine Taten ... Das war wohl ein Kapitel für sich.
Er schob die Haustür auf und führte mich bis ins dritte Stockwerk.
Mit einem: „Herzlich Willkommen“, ließ er mich eintreten und schloss die Tür wieder nachdem ich in der Wohnung war.

An der linken Wand waren ein paar einfache Garderobenhaken angebracht, an drei von ihnen hingen Jacken. Eine ganze Batterie von Schuhen reihte sich an der Wand entlang. Brav stellte ich meine dazu.
„Hier rechts ist die Küche“, erklärte er. „Ziemlich klein, aber das ist okay, ich koche kaum und solange der Platz zum aufstellen der Kaffeemaschine reicht ist alles in Ordnung. Auf der anderen Seite befindet sich das Bad.“ Auch hier ließ er mich einen Blick hineinwerfen. Es war recht einfach gehalten und mit scheußlich pastellblauen Fliesen gekachelt. Mich persönlich erinnerte es an ein Bahnhofsklo. Mit etwas Deko hätte man es schon gemütlicher machen können, aber da war Samu wohl so wie die meisten Männer und empfand Derartiges nur als unnötig. Lästige Staubfänger, wie mein Bruder Linus zu sagen pflegte.
„Jetzt habe ich nur noch einen einzigen Raum zu bieten“, führte er mich weiter. „Wohn- und Schlafzimmer zugleich.“ Zur rechten Seite hin gab es ein Sofa mit einem kleinen Holztisch davor. Das Sofa war allerdings kaum zu erkennen, so vollgepackt war es. Auf einer Anrichte an der gegenüberliegenden Wand stand der Fernseher. Zur linken Seite hin bildete ein Schrank eine Art Raumteiler. Schaute man in den so geschaffenen Bereich hinein war dort sein Bett zu sehen. Es war ziemlich groß und sah, obgleich es ebenfalls mit Kleidungsstücken, Büchern und diversem Kleinkram belegt war, recht gemütlich aus.

„Du musst entschuldigen, normalerweise sieht es nicht so wüst aus, aber wie ich sehe wurde da ein Stück des Laminatbodens erneuert und die Sachen aus dem Schränkchen das sonst dort steht wurden wohl von den Leuten die den Boden ausgebessert haben auf mein Bett gepackt. Moment.“ Samu griff nach den Zipfeln seiner Bettdecke, fasste sie zusammen und trug diese wie ein Sack in seinen Wohnbereich. „Machs dir gemütlich.“
„Auf deinem Bett?“
„Gibt es einen gemütlicheren Platz als das Bett?“, lautete seine Gegenfrage.
„In dieser Wohnung definitiv nicht.“
„Wenn ich Kohle habe werde ich mir eine größere Wohnung suchen, vielleicht sogar ein Haus. Dann schaffe ich mir jeden nur erdenklichen Luxus an“, ließ er sich nun selbst auf sein Bett plumpsen.
„Also dann, wenn du tatsächlich eine Bank überfallen hast“, grinste ich.
„Die einzige Bank die ich überfalle ist die Gartenbank“, beteuerte er, „aber an der Sache mit dem Luxus bleibe ich dran. Darfst mich dann auch mal in meinem Luxushaus besuchen kommen. Oder auf meiner Luxusjacht.“
„Hört sich gut an.“
„Im Moment“, fuhr Samu fort, „kann ich dir nur meinen Luxuskörper bieten. Natürlich nur wenn du willst.“

Ich rutschte bis ans Kopfteil seines Bettes und lehnte mich sitzend dagegen.
„Was bitte stimmt mit dir nicht, Samu? Bist du liebestoll? Ich dachte du bist mit der Vergabe gewisser Dinge nicht so großzügig.“
„Ausgehungert“, gab er zu. „Weißt du wann ich zum letzten Mal Sex hatte?“
„Nein, und es interessiert mich auch nicht. Und ich stehe dir auch nicht als Überbrückungsgerät zur Verfügung.“
„Überbrückungsgerät?“ Samu lachte laut auf. „Okay, ich habs kapiert. Und was machen wir jetzt?“ Samu, der am Bettende saß, griff nach meinen Fußgelenken und zog heftig daran, sodass ich nach vorne rutschte und - zack - auf der Matratze lag. „Ich meine, wenn du nicht mit mir schlafen willst ...“, zog er ein Schnütchen.
„Das Leben ist eben kein Wunschkonzert“, grinste ich. Samu ließ wieder sein tiefes Lachen hören.
„Nun ja, dann könnte ich uns jetzt einen Kaffee kochen oder wir fahren zu Sanna zurück und sehen zu, ob wir sie irgendwie unterstützen können. Aufräumen, putzen, Babysitten. Nach was ist dir? Sanna oder Kaffee? Kaffee, Kaffee, Kaffee ..., flüsterte er mir jetzt vor.
„Lass uns zu Sanna fahren.“ Seufzend stand Samu auf.
„Es gibt Frauen, die haben es mir schon leichter gemacht als du.“
„Inwiefern?“ Samu blieb stumm, deutete aber auf sein Bett von dem ich mich gerade erhob. „Ich dachte, du bist gerne der Jäger.“
„Heißt das, dass du eventuell doch ...?“ Ich hob die Hände an.
„Ich will nicht dafür verantwortlich sein, wenn deine Schwester dich vierteilt. Und mir würde sie wahrscheinlich die Freundschaft kündigen. Das ist kein Mann wert“, schüttelte ich den Kopf.
„Na ja, wenns die große Liebe ist vielleicht schon, aber du hast recht, ich bins nicht wert, letztendlich bringe ich doch nur Unglück.“ Für einen Moment wirkte er sehr traurig, sehr verletzlich, aber dieser Ausdruck in seinem Gesicht war so schnell wieder verschwunden, dass ich mich fragte, ob ich mich nicht doch getäuscht hatte.

Als wir im Auto saßen startete Samu den Motor, stellte ihn aber gleich wieder aus. „Jo“, drehte er mir sein Gesicht zu, „was immer auch passiert, ich will dir damit nicht wehtun.“
Da ich unwillkürlich meine Arme vor mir verschränkte merkte er wohl wie seine Worte bei mir ankamen. „Ich meine nicht körperlich“, beruhigte er mich, „das würde ich nämlich nie tun, niemals. Ich meine eher so vom Herzen her. Ich ... na ja“, fuhr seine Hand fuhr durch sein Haar, „ich habe schon vielen Frauen weh getan, weil ich nur meinen Spaß wollte und nichts Ernstes während sie sich mehr ausgerechnet hatten. Aber dieses mehr kann ich nicht, weil ich einmal jemanden so verletzt habe, dass es ganz, ganz schlimme Folgen hatte. Und das nur, weil ich ihr sehr viel mehr bedeutet hatte als sie mir. Damals war ich noch jung. Ich war erst sechzehn.“ Samu schwieg eine Weile und ich war mir nicht sicher, wie ich jetzt reagieren sollte. „Ihr Name war Stella“, erzählte er weiter. „Jetzt weißt du auch, weshalb ich so komisch reagiert habe als von deiner Seite aus dieser Name fiel. Plötzlich war alles wieder da, diese ganzen Erinnerungen.“ Samu drehte den Zündschlüssel wieder um. „Stella lebt nicht mehr und das ist meine Schuld. Deshalb will ich nicht, dass sich Frauen die Hoffnung machen sie könnten mit mir mehr haben als Sex.“

Diese Worte Samus musste ich erst Mal etwas sacken lassen.
Hatte sich diese Stella vielleicht das Leben genommen weil Samu sie nicht wollte? Ich erinnerte mich an Sannas Worte: ... aber was mir mehr Sorge bereitet ist mein Wissen, dass es Samu sehr schwer fällt sein Herz an eine Frau zu verschenken, nachdem ... Und: Auf jeden Fall sind damals verständlicher Weise viele Tränen geflossen und wir alle sind glücklich, dass Samu damit leben kann, seine Selbstvorwürfe waren nämlich riesig.“
Eine Gänsehaut kroch mir den Rücken herab und ich war mir nicht ganz sicher, ob ich die Geschichte wirklich hören wollte. Einerseits war da diese Neugierde die wohl jeder an meiner Stelle empfunden hätte, auf der anderen Seite fürchtete ich, dass ich etwas erfahren würde was das Bild zerstören würde das ich mir von Samu gemacht hatte. Ich mochte ihn doch so wie er war, so fröhlich und unkompliziert!

„Keine Angst, ich werde dich nicht mit meiner Vergangenheit belästigen, was vergangen ist das ist vorbei“ lächelte er leicht, so als hätte er meine Gedanken erraten. „Außerdem siehst du ja wie gut es mir geht.“
„Gut ist aber nicht gleich gut“, rutschte es mir heraus.
„Mag sein, aber es reicht, um weiterleben zu können“, antwortete er.
Es waren diese Worte von Samu die den Entschluss in mir weckten diesem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Womöglich konnte ich doch noch Genaueres von Sanna erfahren, Samu wollte ich jetzt nicht danach fragen, das kam mir zu taktlos vor.

„Erzähle mal etwas mehr von dir“, forderte er. „Wie kommt es, dass du solo bist? Ich meine, du siehst echt gut aus und hast auch was im Kopf. Ich weiß, ich habe dich das schon mal gefragt, aber erzähl mir bitte nicht, dass du lieber Single bist, das glaube ich dir nämlich nicht. Du bist genau wie Sanna.“
„Und wie ist Sanna?“, fragte ich amüsiert.
„Sie ist die geborene Ehefrau und Mutter“, antwortete er prompt. „Das meine ich nun keineswegs herabsetzend, ganz im Gegenteil, ich bewundere Sanna sehr. Sie ist Mikkas großer Halt in allen Stürmen des Lebens und sie setzt alles daran, um die Kleine zu einem glücklichen und zufriedenen Menschen zu erziehen. Trotzdem verliert sie sich nicht selbst in ihren Rollen als Ehefrau und Mutter. Sie geht immer noch ihren eigenen Interessen nach und verwirklicht ihre Wünsche. Aber sie kann das alles vereinbaren und das ist etwas was mir wohl nie gelingen wird. Karriere und Familienleben sind für mich persönlich nicht wirklich vereinbar, also habe ich mich für eine Karriere entschieden. Zugegeben, ich arbeite noch daran, aber in Anbetracht meiner Vergangenheit ist es ohnehin die bessere Wahl.“
„Deine Vergangenheit“, begann ich, wurde aber von Samus Ruf:
„Himmel, sie sind da!“, unterbrochen.
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