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The right one  – Es ist nicht einfach den Richtigen zu finden

von Catweazle
Kurzbeschreibung
GeschichteFamilie, Freundschaft / P16 / Het
OC (Own Character) Samu Haber
20.02.2021
21.10.2021
21
45.163
24
Alle Kapitel
153 Reviews
Dieses Kapitel
6 Reviews
 
09.04.2021 2.217
 
Hi,

heute gibt es ein neues Kapitel dieser Story.

Zuvor noch ganz herzlichen Dank an alle die 'dabei' sind, besonders aber  an Miwi, JayJillsKleineWelt, SunriseAve66, Dani Leseratte, Sternchen1208 und Kylja für die lieben Reviews zum letzten Kapitel.

Diesmal wird es etwas ernster zugehen ... Ich hoffe es wird euch dennoch gefallen und natürlich würde es mich freuen wenn ihr ein paar Worte da lasst.


Liebe Grüße
Cat
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Kapitel 8:     Ich nehme das was du auch nimmst


Samu hatte sich Sannas Golf erbettelt und fuhr nun ins Zentrum. Wie selbstverständlich nahm er meine Hand nachdem wir, beziehungsweise er, das Auto abgestellt hatte. So gingen wir durch die Straßen auf der Suche nach einer Bar in die wir einkehren konnten. Ich genoss es wirklich sehr mit ihm Hand in Hand herumzulaufen, denn natürlich war er ein attraktiver Mann der viele weibliche Blicke auf sich zog. Und nicht nur weibliche ...
„Wollen wir hier rein?“ Ich nickte. Mir war das einerlei, ich kannte mich eh nicht aus. Samu schob mich vor, die Hand in meinem Rücken.

„Was trinkst du? Oder soll ich etwas für dich aussuchen?“
„Ich nehme das was du auch nimmst.“ Samu lachte kurz auf und beugte sich an mein Ohr vor. „Glaub mir, das willst du nicht.“ Dann wandte er sich an die Bedienung, Ein wenig später reichte er mir ein Glas Wein.
„Und was hast du da?“, erkundigte ich mich mit langem Hals.
„Spezialmischung“, hielt er mir das Glas unter die Nase. „Wenn du magst darfst du probieren.“ Ich schnupperte kurz daran und beschloss sofort das Angebot lieber nicht anzunehmen.
„Du meine Güte, das bringt ja jede Ratte um!“
„Dann hab ich ja Glück, dass ich keine Ratte bin.“
„Prost!“, sagte ich auf Deutsch und hielt im mein Glas entgegen.
Samu stieß mit der finnische Entgegnung: „Kippis!“, an. „Was war das eben für ein Wort? Wiederhole das noch mal“, bat er.
„Prost.“
„Ja, habe ich schon gehört, aber ... Poost. Lustiges Wort.“
„Nicht Poost, Prost.“
„Deutsch ist eine schwere Sprache“, kratzte er sich über seinen Nasenrücken.
„Genau das denke die Deutschen auch über die finnische Sprache“, lachte ich.
„Und du?“
„Na ja, ich spreche beide Sprachen und finde keine davon schwierig, allerdings bin ich mir auch gar nicht so sicher, dass ich sie korrekt anwende.“ Samu stieß abermals an.
„Auf die Unvollkommenheit!“

Im Laufe des Abend lernte ich noch ein paar von Samus Bekannten kennen die sich auch mit mir angeregt unterhielten, sodass es ein kurzweiliger Abend wurde. Irgendwann fragte Samu, ob wir wieder heim fahren wollten. Ich war total verwundert, denn ich hatte nicht erwartet, dass es so ein harmloser Abend werden würde. Vielmehr hatte ich gedacht, dass er auf Teufel komm raus mit mir flirten, oder vielleicht sogar versuchen würde mich zu küssen, aber das tat er nicht und das gefiel mir. Es gab mir das Gefühl, dass es ihm doch nicht nur um Spaß ging sondern auch um mich.
Höflich bedankte ich mich bei Samu für den Abend, als wir auf dem Weg nach Hause waren.
„Mir hat es auch sehr gefallen, du bist ein toller Mensch, Jo.“
„Das kann ich nur zurückgeben.“
Samu stellte das Autoradio an und wir lauschten der Musik bis wir am Ziel waren.
Mit dem Haustürschlüssel den er von Sanna erhalten hatte schloss er auf. „Setzen wir uns noch einen Augenblick auf die Terrasse?“
„Also eigentlich ...“
„Nur auf eine Zigarettenlänge“, bettelte er.
„Also gut.“

Tief durchatmend betrachtete ich den Nachthimmel. „Ist schon ein komischer Gedanke, dass der Mond den wir von hier sehen überall auf der Welt der Selbe ist.“
„So wie die Sonne“, meinte Samu.
„Ja. Und die Sterne. Sind sie nicht schön, wie sie so funkeln und glitzern?“
„Oh ja, das sind sie“, legte Samu seine warme Hand auf meine und streichelte sie.
„Im Kindergarten hatte ich ein Freundin die Stella hieß“, erzählte ich. „Der Name bedeutet Stern.“

Ruckartig zog Samu seine Hand fort und stand auf. „Wenn wir morgen nach Loviisa wollen sollten wir jetzt schlafen gehen. Komm rein, dann mach ich zu.“
Etwas verwirrt ging ich ins Haus. Was war denn jetzt los? Hatte ich etwas falsch gemacht?
„Gute Nacht, dann bis morgen früh“, verabschiedete er sich vor der Zimmertür von mir.
„Samu, habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte ich zaghaft.
„Hä?“, zog er die Augenbrauen fragend hoch.
„Na ja, eben auf der Terrasse ... Du hast unsere Unterhaltung sehr abrupt beendet.“
„Oh.“ Er legte kurz die Hand auf meine Schulter. „Nein, Jo, du hast nichts falsch gemacht, gar nichts. Ich bin derjenige der vor langer Zeit etwas falsch gemacht hat, aber mach dir darüber keine Gedanken. Gute Nacht.“
„Gute Nacht“, murmelte ich und zog mich in das Zimmer zurück.

Keine Gedanken machen, das war leichter gesagt als getan, denn natürlich machte ich mir Gedanken wenn er sich plötzlich so komisch verhielt. Vermutlich war es ihm doch eine Spur zu blöd geworden als ich dann mit meiner Kindergartenfreundin anfing ... Ich doofe Kuh, wer erzählte auch in dem Moment in dem ein Mann Hautkontakt zu einer Frau sucht von der Kindergartenfreundin?
Aber vielleicht war es gut so, womöglich wäre es sonst zum Kuss gekommen und dann ...
Samu hatte schon Recht, was ihn betraf so traute ich mir allmählich selbst nicht mehr. Vor allen Dingen wusste ich inzwischen gar nicht mehr was ich wollte oder nicht. Auf der einen Seite wollte ich diese friends with benefits Sache, auf der anderen Seite befürchtete ich dadurch unsere Freundschaft zu zerstören. Wer weiß wie er dann über mich denken würde ...
Es war es schon seltsam, der Kerl verursachte zwar kein Herzklopfen bei mir, aber er war mir alles andere als egal. Irgendwie hatte er trotz all der Offenheit etwas Geheimnisvolles an sich und Sanna hat ja auch schon angedeutete, dass es da etwas gab was ihn anscheinend sehr belastete. Dafür sprach auch der Satz den er von sich gegeben hatte. Ich bin derjenige der vor langer Zeit etwas falsch gemacht hat ... Nun war ich natürlich neugierig. Und wenn ich ihm helfen konnte so würde ich das gerne machen.
                                                                                         ~ ~ ~

Obwohl ich Sanna versicherte, dass sie Samu nicht extra wecken musste und ich auch alleine nach Loviisa fahren könnte, tat sie es.
„Er ist ja schließlich nicht hier um Urlaub zu machen!“, schimpfte sie. „Im Haushalt kann ich seine Hilfe nicht brauchen, aber er kann dich wenigstens begleiten!“
„Aber ich ...“
„Nichts da! Wir kümmern uns um dich und keine Wiederrede!“ Wenn sie in Fahrt war, dann war Sanna kaum zu bremsen, darin ähnelte sie ihrem großen Bruder sehr. Mr. Haber wurde also aus dem Bett geschmissen und mit Begriffen betitelt von denen du mit Valium vollgepumptes Faultier!, noch das Harmloseste war.
Samu erklärte seiner Schwester, dass er sie auch lieb hatte, er aber erst dann aus dem Bett steigen würde wenn sie ihm eine Tasse Kaffee zubereiten würde.
Das tat sie. Sie brachte ihm den Kaffee sogar bis ans Bett. Und einen Beutel mit tiefgefrorenen Eiswürfelchen. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der schneller aus dem Bett war!

Wohlwissend um die brüderliche Rache behielt Sanna Töchterchen Kaisa die ganze Zeit auf dem Arm bis Samu und ich dann Richtung Loviisa abfuhren.
„Du hast doch auch Geschwister, sind die auch so widerlich zu dir?,“ jammerte Samu.
„Nee, ich war immer die kleine Schwester, das Nesthäkchen das beschützt und verwöhnt wurde.“
„Du Glückliche. Sanna ist schon ein echter Quälgeist, ist sie immer schon gewesen. Aber ich würde sie trotzdem nicht eintauschen wollen“, gestand er.
„Und dein Bruder? Wie stehst du zu ihm?“ Samu stellte am Mittelspiegel herum.
„Na ja, kleiner Bruder eben. Er ist unser Nesthäkchen. Außerdem bewundert er seinen großen Bruder sehr, also haben wir auch keine Probleme miteinander. Ich bin dreizehn Jahre älter“, plauderte Samu aus dem Nähkästchen, „und als ich mit Vierzehn anfing mich für das andere Geschlecht zu begeistern da war mein Brüderchen gerade in dem Alter, um meine Mutter den ganzen Tag auf Trab zu halten. Ich hatte also recht viele Freiheiten und habe sie auch ausgenutzt. Sagst du mir noch mal die Straße in der das Haus deiner Großeltern stehen müsste?“ Ich suchte den Zettel mit der Adresse aus meiner Tasche und las vor.
„Ich glaube ich weiß wo das ist.“

Samu hatte sich nicht getäuscht, bald war die Straße gefunden. Der Nummer nach konnte es nicht mehr all zu weit sein. Er stellte das Auto ab und zu Fuß spazierten wir in einem gemächlichen Tempo weiter.
„Das hier, das muss es sein!“, rief ich aufgeregt. „Ja, ich bin mir sicher! Dort auf der rechten Seite stand damals ein Baum. Und die Hecke dort drüben gab es noch nicht. Siehst du das Fenster oben auf der linken Seite? Da habe ich immer geschlafen wenn wir bei Oma und Opa übernachtet haben. Schade, das sie nicht länger gelebt haben, ich war acht Jahr alt als sie kurz nacheinander starben. Danach war es mit den Besuchen in Finnland vorbei, es war ja niemand mehr da.“
Samu legte seinen Arm um meine Schultern und zog mich an sich.
„Jetzt sind wir ja da. Sanna und ihre Familie. Und ich. Und wenn du den Rest meiner Familie kennenlernst dann werden sie dich auch mögen und du wirst jederzeit willkommen sein.“
„Was seid ihr für liebe Menschen“, sagte ich gerührt, „so unglaublich warmherzig. Ihr würdet bestimmt niemandem den ihr mögt etwas Schlimmes zufügen.“
Ich merkte wie sich Samus Körper anspannte. Er zog seinen Arm den er noch um meine Schultern liegen hatte fort.

„Du hast das Haus gesehen, was hast du jetzt vor?“
„Wenn es dir nichts ausmacht ...“, begann ich.
„Macht es nicht.“
„... dann würde ich gerne das Grab meiner Großeltern besuchen. Sie liegen in Helsinki auf dem Zentralfriedhof begraben.“ Samu nickte.
„Kein Problem, ich bringe dich dahin. Weißt du denn wo die Grabstelle ist?“, fragte er, während wir wieder zum Auto zurückgingen.
„Das nicht, aber ich kann ja nachfragen. Mein Vater sagte ich bräuchte mich nur an jemanden zu wenden der dort arbeitet, dann könnten sie in den Büchern nachsehen. So etwas kommt wohl des Öfteren vor.“
Auf der Fahrt zum Friedhof hielt Samu noch an einem Blumenladen an als ich ihn darum bat. Dort holte ich ein kleines Sträußchen das ich auf das Grab legen wollte.
„Du musst aber nicht mitkommen Samu“, sagte ich als ich merkte, dass er mich auf den Friedhof begleiten wollte. Er hielt mir das Tor auf.
„Doch, das mache ich. Schon gut. Es sei denn, du willst mich nicht dabei haben.“
„Nein, das ist kein Problem. Aber jetzt werde ich gleich mal fragen bevor ich hier herumirre.“

Ein netter Mann, der eindeutig hier beschäftigt war wie mir der Aufdruck am Rücken seiner Jacke verriet, führte uns in ein kleines unscheinbares Häuschen in dem ein Büro unterbracht war. Anhand meiner Angaben fand er schnell die offizielle Nummer der Grabstelle und erklärte uns den Weg.
„Das ist nicht schwierig zu finden, einfach den Hauptweg entlang und immer gerade aus. Und bei dem zweiten Brunnen nach rechts.“
„Danke, vielen Dank!“ Samu räusperte sich.
„Jo, ich habe es mir doch überlegt, ich warte lieber im Auto. Bis dann.“ Und schon ging er.

Manchmal war Samu wirklich merkwürdig. Was hatte er denn nun schon wieder? Na ja, es gab ja viele Leute die Aversionen gegen einen Friedhof hatten und so ein Gelände nicht betreten mochten, aber bis gerade hatte er mich doch begleiten wollen, und nun plötzlich nicht mehr?
Nun ja, es brachte nichts darüber nachzudenken, das war auch ganz allein seine Sache.
Ohne Probleme fand ich das Grab. Es sah gepflegt aus. Ich wusste, dass mein Vater eine Gärtnerei damit beauftragt hatte die Grabstätte seiner Eltern in Ordnung zu halten. Es gab hier nichts zu tun, also legte ich meine Blumen nieder, erzählte, dass ich beim Haus gewesen war und dass ich hier nun in Finnland bei einer Freundin zu Besuch war.
„Sollte ich mal wieder nach Finnland kommen so werde ich euch wieder besuchen“, endete ich. „Machts gut.“ Blöde Verabschiedung, aber was sollte ich sonst sagen? Lebt wohl trafs ja noch weniger und ich hatte nun mal das Bedürfnis ein paar Worte  zu sagen.

Samu saß im Auto und wartete auf mich. Er hielt sein Handy in der Hand und war am daddeln. Als ich an die Scheibe klopfte zuckte er heftig zusammen, deutete dann einen Herzinfakt an. So ein Spinner!
„Hi! Danke, dass du auf mich gewartet hast“, stieg ich ein.
„Alles andere wäre auch wohl unverschämt gewesen.“ Er startete den Motor. „Lust, zu meiner Wohnung mitzufahren? Ich würde gerne wissen ob die Schäden schon behoben sind, so wie man es mir zugesagt hat.“
„Klar, können wir gerne machen.“  Natürlich war ich neugierig darauf seine Wohnung zu sehen! Ich wollte zu gerne wissen wie er eingerichtet war.

„So, hier ist es“, kündigte Samu an und stellte den Wagen am Straßenrand ab. Wir stiegen aus und gingen auf das Haus zu während sein Blick forschend durch die Gegend schweifte.
„Ist was?“, erkundigte ich mich. „Werden wir etwa verfolgt?“
„Ich befürchte, ja“, flüsterte er mir daraufhin zu. „Tut mir leid, ich wollte dich da nicht mit reinziehen.“
„Mit reinziehen? In was mit reinziehen?“ Erschrocken blieb ich stehen.
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