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The right one  – Es ist nicht einfach den Richtigen zu finden

von Catweazle
Kurzbeschreibung
GeschichteFamilie, Freundschaft / P16 / Het
OC (Own Character) Samu Haber
20.02.2021
21.10.2021
21
45.163
24
Alle Kapitel
153 Reviews
Dieses Kapitel
7 Reviews
 
01.04.2021 2.036
 
Hi,

ich habe das Kapitel vorgezogen, über Ostern herrscht verschone ich euch. ;)
Bedanken möchte ich mich bei: Miwi, Sternchen1208, SunriseAve66, Dani Leseratte und Bella-2017. Danke auch fürs Favorisieren. Wie immer sind auch andere Leser als Reviewer willkommen, meldet euch mal.

Ich wünsche euch ein glückliches Osterfest, auch wenn es wohl nicht so ablaufen wird wie man es sich eigentlich gewünscht hätte.
Bleibt gesund!

Liebe Grüße
Cat
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Kapitel 7:        Reg dich ab, du musst ja nicht      



Wenn ich geglaubt hatte, dass das einem Samu Haber einen Dämpfer verpassen würde so sah ich mich jetzt getäuscht.
„Das kam mir nun ein wenig zu schnell, Miss Josefiina“, grinste er. „Du hast vermutlich nicht richtig darüber nachgedacht. Aber ich nehme dir das nicht übel, du kannst ja immer noch deine Meinung ändern. Allerdings werde ich am Montag wieder fahren. Ich könnte natürlich auch länger bleiben“, überlegte er weiter und begann Kaisa sanft in seinem Arm zu schaukeln „aber dann müsste ich Sanna Rede und Antwort stehen wieso und weshalb und ich kann ihr ja schlecht sagen: weil deine Freundin mit mir schlafen will und es nur noch nicht weiß.“

„Du bist unglaublich!“, sprang ich auf. „Da erklärst du ganz vernünftig warum du keine Kinder möchtest und dann gibst du so einen Quatsch von dir! Wir würden nie zusammen passen Samu Haber, nie!“, rief ich aufgeregt aus. Samu blieb ruhig, lächelte sogar ein wenig.
„Lebenstechnisch gebe ich dir da Recht, körperlich würde es meiner Ansicht nach aber schon funktionieren.“
„Idiot!“
„Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass es nicht nur funktioniert, sondern dass wir dabei sogar Spaß haben.“
„Doppelidiot!“
„Reg dich ab, du musst ja nicht. Du bist so ein süßes Schnuffelchen“, redete er weiter. Ich wollte gerade dagegen protestieren, als ich merkte, dass sein letzter Satz Kaisa gegolten hatte. „Und du brauchst gar nicht so verstohlen zu gähnen, ich habe das gesehen. Jetzt lege ich dich zurück und dann machen wir uns auf den Heimweg. Vielleicht will die Tante Jo dann ja deinen Kinderwagen schieben, obgleich ich mir nicht sicher bin, dass sie Babytechnisch so viel drauf hat wie ich.“
Dieser unverschämte Kerl!
„Hey, ich habe ihr auch schon das Fläschchen gegeben und selbstverständlich kann ich einen Kinderwagen schieben!“
„Bitte!“, Samu trat zur Seite nachdem er sie hingelegt und zugedeckt hatte. Sein blödes Grinsen strafte ich mit einem bitterbösen Blick ab.

Den Kopf stolz erhoben legte ich meine Hände auf den Griff und wollte los schieben, aber es klappte nicht, irgendetwas hakte. Ich versuchte es erneut, vielleicht hatte der Wagen sich auf diesem unebenen Boden  verkanntet. Verdammt, was war das? Ob sich ein Stöcken in den Speichen verfangen hatte? Ein auffällig unauffälliger Blick zeigte mir, dass die Räder keine Speichen hatten in denen sich etwas verfangen konnte.
„Du suchst bestimmt die Bremse, um sie zu lösen, richtig?“
„So ist es.“ Natürlich, die Bremse, ich Dämelack!
„Hier, rechte Seite, am Rad. Kurzer Tritt und dann ...“ Samu erledigte das für mich.
„Danke“, kam es ein wenig hölzern über meine Lippen.
„Was hast du heute Abend noch vor? Ich meine dann, wenn das Sanna-Programm abgespult ist?“
„Dann ist es vermutlich Zeit um ins Bett zu gehen“, legte ich etwas an Tempo zu, um Samu folgen zu können. „Alleine!“
„Zur Zeit haben wir hier die wärmsten Sommernächte, das sollte man ausnutzen“, fand er.
„Womit ausnutzen?“
„Um draußen zu sein“, gab er mir zur Antwort.
„Oh, ich verstehe, Sterne und Mondschein, schön romantisch. Vielleicht versuchst du es mit dieser Masche?: Siehst du diese Sternenkonstellation?“, zeigte ich mit verstellter Stimme zum Himmel, an dem noch kein einziges Sternchen zu sehen war. „Es heißt, wenn sie in dieser Formationen zu erkennen sind dann haben sich zwei Herzen gefunden die es nur noch nicht wissen. Oh, schau mal, sie zwinkern uns direkt zu!“

Ehe ich mich versah hielt Samu mich am Arm fest, drehte mich zu sich und schon lagen seine Lippen auf meinen. Ich war so überrascht, dass ich mich zu wehren vergaß. Na ja, und es war ja auch nicht schlecht ... Er saugte ein wenig an meinen Lippen, gab sie dann wieder frei. Ich versuchte ruhig zu bleiben während ein leicht arrogantes Lächeln seine Lippen umspielte.
„Tatsächlich, so eine Masche funktioniert“, grinste er. „Josefiina, Josefiina, das hätte ich nicht von dir gedacht.“
„Das ist doch eure typische Männer-Tour, oder etwa nicht?“, klopfte mein Herz wie wild. „Allerdings muss ich sagen, dass ich da mehr erwartet hätte, als so ein ... Gesauge.“
„Ach ja? Dann zeig mir doch was du erwartet hättest“, reizte er mich.
„Das hättest du wohl gerne!“
„Große Klappe und dann kneifen, da hätte ich jetzt mehr erwartet“, seufzte er enttäuscht.
„Vielleicht ja ein andermal?“, hauchte ich und hoffe, dass es verführerisch klang. „Vielleicht.“

Ich mochte Samu, ja, mochte ihn sogar wirklich gerne, aber der Mann fürs Leben war er sicherlich nicht. Dennoch: wir beide schienen Spaß an diesem Spiel zu haben, warum also sollten wir es nicht spielen?
„Warum hast du keinen Freund, Jo? Ich meine, du bist hübsch.“ Samu sah mich kurz an.
„Ist das alles über was du eine Frau definierst? Ihr Aussehen? Sorry, aber ich habe auch noch andere Erwartungen an einen Mann!“
„Ja, natürlich, da hast du schon recht, aber weißt du, bei dem Partner fürs Leben muss alles stimmen. Und das Aussehen ist nun mal in den meisten Fällen das Erste an dem du dich orientieren kannst. Dir kann jemand von Aussehen her gefallen und wenn du ihn kennenlernst stellst du fest, dass diese Person die absolute Schnarchnase ist. In einem anderen Fall spricht dich jemand äußerlich nicht so an, aber dann, im Gespräch merkst du, dass ihr auf einer Wellenlinie funkt. Dann ist das Aussehen nicht mehr ganz so entscheidend. Aber wenn jemand so abschreckend auf dich wirkt, dass du genau so gut eine Vogelscheuche zum Partner nehmen könntest wird das sowieso nichts. Im Idealfall allerdings harmoniert alles“, schloss er.

„Ich muss zugeben, dass da schon was dran ist“, schob ich den Kinderwagen weiter. „Trotzdem, für mich gibt es nicht den Traumprinzen der bestimmte Kriterien erfüllen muss. Ich wünsche mir einfach einen gutherzigen, verlässlichen Partner der mir ebenso eine Stütze sein kann wie ich ihm. Jemand der mir Zuversicht schenkt wenn ich down bin, der mich aber auch vor Höhenflügen bewahrt wenn ich abzuheben drohe. - Zugegeben, das ist bei mir weniger zu befürchten, ich bin schon recht bodenständig. Sehr bodenständig und sehr häuslich.“
„Genau so habe ich dich auch eingeschätzt“, nickte Samu,  „und wahrscheinlich ist genau das der Grund weshalb das mit uns nie funktionieren würde. Ich bin ein unruhiger Geist. Natürlich brauche auch ich den Platz an dem ich auftanken und Kräfte sammeln kann, aber dann muss ich auch wieder raus. Mein Traum wäre es mit meiner Musik international bekannt zu werden. Ich möchte auf der Bühnen stehen, Fans sollen mir zujubeln und Lieder singen, die ich geschrieben habe.“
„Viel Glück, du Superstar“, neckte ich ihn, „ich werde dir zujubeln wenn es soweit ist.“ Samu lachte.
„Ja, ich weiß, das hört sich sehr utopisch an, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und bis dahin ... mal sehen.“
„Was, wenn du dich verliebst und die Frau unbedingt eine Familie mit dir gründen möchte?“, erkundigte ich mich.
„Dann muss sie warten bis ich auch dazu bereit bin“, erwiderte Samu ohne zu zögern. „Außerdem gehört es zu meinem Grundsatz immer gleich ehrlich zu sein und zu sagen, dass ich noch lange, womöglich sogar nie, etwas mit einer eigenen Familie am Hut habe. Man hat schließlich nur ein Leben und ich möchte möglichst viel erleben und ganz viel von dieser Welt sehen.“

Gegen Samus Einstellung war eigentlich nichts einzuwenden und wenn es ihn glücklich machte ... warum nicht? Ich jedoch war nicht so, ich brauchte das Nest in das ich jeden Abend hineinschlüpfen konnte und mir reichten Urlaube vollkommen, um etwas mehr von dieser Welt zu sehen. Aber Menschen waren nun mal verschieden und Samu war so ganz anders als ich. Trotzdem war es ja so, dass sich Plus und Minus häufig anzogen, gerade weil der andere etwas hatte was man selbst nicht besaß. So erging es mir auch mit Samu. Es machte mir einfach Spaß meine Zeit mit ihm zu verbringen.
„Sag mal, warum bist du eigentlich bei deiner Schwester wenn du selbst in Helsinki wohnst?“ fragte ich während ich mit dem Kinderwagen nun wieder auf einem asphaltierten Weg fahren konnte. „Du könntest doch am Wochenende zur Taufe einfach zu ihr fahren. Ich weiß zwar nicht genau wo du wohnst, aber selbst wenn es am anderen Ende von Helsinki ist, wäre es nur doch ein Katzensprung.“

„Das stimmt, aber ich bin schon ein paar Tage länger bei Sanna, weil es in der Wohnung über mir einen Wasserschaden gegeben hat der auch in meiner Wohnung nicht unbeachtliche Folgen hatte“, erklärte Samu. „Bis zum Ende dieser Woche soll aber alles wieder in Ordnung sein. Na ja, und wenn ich schon da bin dann kann ich auch noch übers Wochenende bei Sannchen bleiben und sie unterstützen, so wie es sich für einen großen lieben Bruder gehört“, lobte er sich. „Wenn du magst können wir beide morgen mal in meine Wohnung fahren und nachschauen wie es dort aussieht“, schlug er mir vor.
Ich zusammen mit Samu in seiner Wohnung? Alleine? Nee, besser nicht ...

„Du scheinst dir wohl selbst nicht zu trauen, was?“, neckte er mich.
„Pfffff... bilde dir nur nichts ein! Nein, ich habe morgen bereits etwas vor. Ich werde nach Loviisa fahre und versuchen das ehemalige Haus meiner Großeltern wiederzufinden.“
„Wieso, ist es abgehauen?“, grinste Samu. „Stehts nicht mehr da wo es mal stand?“
„Witzbold! Ich weiß nicht mehr genau wo es stand. Ich war schließlich erst zwei Jahre alt als wir aus Finnland fortgezogen sind. Zwar war ich dann noch ein paar Jahre lang in den Sommerferien hier, aber an diese Zeit aus meiner Kindheit habe ich nur noch bruchstückhafte Erinnerungen.“
„Wenn ich dir helfen kann tu ichs gerne“, versicherte Samu. „Sanna leiht mir bestimmt ihr Auto. Ganz bestimmt sogar“, fügte er hinzu, „es wäre ihr nämlich nicht recht wenn du hier ganz alleine unterwegs bist.“
Ich verdrehte die Augen. „Wie gesagt, ich bin fünfundzwanzig, da kann man für gewöhnlich schon mal alleine in eine Stadt fahren die man nicht, oder nicht mehr gut kennt.“
„Kann man, aber wie alles im Leben ist auch das zu Zweit schöner, meinst du nicht?“
Unbewusst drang mir ein Seufzer über die Lippen. „Wahrscheinlich.“


Das letzte Stück des Weges brachten wir schweigend hinter uns. Samu war ein ziemlich anhänglicher Typ, was aber wieder seinem unbändigen Drang nach Freiheit widersprach. Die Frau die ihn mal bekommen würde würde es nicht leicht mit ihm haben. Und doch war ich mir sicher, dass er nicht viel dafür tun musste damit eine Frau bereit war sich auf all das einzulassen. Seine Ausstrahlung war so enorm, dass man mögliche Probleme gerne beiseite schob, um nichts zu zerstören. Natürlich war ich froh, dass ich vernünftig genug war ganz klar zu erkennen, dass er und ich niemals eine gemeinsame Zukunft haben konnten, aber ich hatte ihn in dieser kurzen Zeit bereits so lieb gewonnen, dass ich ihn nie mehr verlieren wollte. Ein guter Freund. Dieses etwas mehr was mich durchaus reizte, würde unsere Freundschaft dann aber vermutlich nur zerstören. Ein Kuss war okay, ich war mir sicher, dass wir beide damit umgehen konnten, aber mehr ... Nein, das konnte nicht gutgehen, dadurch würden wir sicherlich auch unsere Freundschaft zerstören. Einfach gute Freunde bleiben. Mit diesem Vorhaben gingen wir, wie eine kleine Familie wirkend weiter bis wir unsere Ziel, das Zuhause von Sanna, Mikka und Kaisa erreicht hatten.

Wie immer Sanna und Mikka ihre Kind freie Zeit auch genutzt hatten, sie wirkten sehr zufrieden und wir hatten noch einen schönen Abend. Gegen zehn Uhr beschlossen wir zu Bett zu gehen. Samu murrte. Ihm war das eindeutig noch zu früh. „Ich könnte dir etwas von Nachtleben dieser Stadt zeigen, was hältst du davon?“
„Hmmm...“
„Na los, komm schon, sei kein Frosch! Wir gehen auch nicht in einen Stripclub, versprochen.“
„Also gut“, willigte ich ein, weil Samu ja vermutlich doch keine Ruhe geben würde.
„Wie lange brauchst du?“, hakte er sogleich nach.
„Nicht lange. Meine Auswahl an Klamotten ist schließlich sehr begrenzt. Wo gehen wir denn hin?“
„Sehen wir dann“, antwortete Samu. „Aber beeile dich!“
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