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The right one  – Es ist nicht einfach den Richtigen zu finden

von Catweazle
Kurzbeschreibung
GeschichteFamilie, Freundschaft / P16 / Het
OC (Own Character) Samu Haber
20.02.2021
21.10.2021
21
45.163
24
Alle Kapitel
153 Reviews
Dieses Kapitel
6 Reviews
 
26.03.2021 2.486
 
Hi!

Wie schön, dass ihr wieder dabei seid. Viel Spaß bei dem neuen Kapitel!

Ich bedanke mich bei JayJillsKleineWelt, Dani Leseratte, Miwi, Sternchen1208, SunriseAve66, Kylia und Bella-2017 für die lieben Reviews! Danke für all die Klicks und den Favo.

Liebe Grüße
Cat
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Kapitel 6:           Herrgott, hast du Batterien im Arsch?        


Mikka streikte. „Shoppen? Nein, das ist etwas für Frauen! Und für Samu“, fügte er mit einem Blick auf seinen grinsenden Schwager hinzu. „Ich biete mich freiwillig als Babysitter an und ihr Drei macht euch einen schönen Tag.“ Jubelnd sprang Sanna auf.
„Mikka, du bist ja so ein Schatz! Das ist sooooo lieb von dir!“ Und schon fiel sie ihrem Mann um dem Hals und knutschte ihn übermütig ab. Samu verdrehte die Augen.
„Leute, ihr knutscht hier vor den Augen von zwei Singles, das werte ich als seelische Grausamkeit“, mokierte er sich.
„Ich bin mir sicher, dass du das eines Tages wieder mit Leichtigkeit aufholst“, drehte Sanna den Kopf in seine Richtung.
„Möglich, aber derzeit weiß ich kaum noch wie man das Wort Kuss schreibt.“
„Hast du das denn je gewusst?“, ärgerte ihn Sanna.
„Du bist eine freche Kröte, aber da du meine kleine Schwester bist, und zudem noch die Mutter meiner bezaubernden Nichte, kann ich dir nicht böse sein“, erklärte Samu. „Und nun, Mädels, macht euch bereit!“
„Und du kommst auch wirklich klar, Mikka?“, vergewisserte sich Sanna.
„Natürlich Schatz, das weißt du doch.“
„Du bist sooooo süß ...“ Wieder versanken die Beiden in einen innigen Kuss. Samu zog mich am Arm aus der Küche.
„Das ist ja nicht zum Aushalten“, brummte er vor sich hin.

„Neidisch?“, erkundigte ich mich.
„Ein wenig“, gab Samu unumwunden zu. „Es ist nicht so, dass ich Probleme haben würde ein Mädchen zu finden das bereit wäre diese oder auch andere Körperflüssigkeiten mit mir auszutauschen, aber das ist eben auch mein Problem.“
„Moment“, hob ich die Hand, „nur, damit ich sicher sein kann nichts missverstanden zu haben. Du hast ein Problem damit, dass du kein Problem damit hast ein Mädchen aufzureißen und gegebenenfalls auch flachzulegen?“ Samu nickte.
„Ja.“
„Okay, und worin genau besteht das Problem dieses ... Nichtproblems?“
Samu lehnte sich lässig gegen die Wand im Flur, hielt den Kopf ein wenig schräg, sodass ihm das Haar in die Stirn fiel. Die Hände faltete er brav  vor sich. Wusste er eigentlich wie sexy das wirkte?
„Das ist langweilig. Männer sind Jäger und wenn ihnen die Häschen direkt vor die Flinte springen und rufen: nun mach mich schon platt!, dann wird es reizlos die Flinte abzudrücken.“
Die Metapher Samus verursachte natürlich Kopfkino vom Feinsten bei mir und ich war mir auch ganz sicher, dass ihm das durchaus bewusst war. Häschen vor seine Flinte ... mach mich schon platt ...
Amüsant war es mit Samu, das ließ sich nicht abstreiten. Ich stellte mich direkt vor ihn, legte meinen Zeigefinger auf seinen Adamsapfel und spürte ganz deutlich wie er schluckte.
„Tausend Mal berührt, tausend Mal ist nichts passiert ...“ Für Sekunden ließ ich den Blick meiner Augen auf seinen Lippen verweilen. Dann drehte ich mich einfach um und ging, ohne mich noch einmal umzuschauen, in das Zimmer von Kaisa das Sanna mir zur Verfügung gestellt hatte.

„Himmelherrgott, bist du verrückt, Jo?“, fragte ich halblaut in den Raum. „Bist das wirklich du, die so auf seine Flirterei eingeht und ihn sogar noch anstachelt?“
Ich war immer das gewesen was man als braves Mädchen bezeichnet, machoartiges Getue fand ich einfach nur ... bäh, aber bei Samu wirkte selbst so ein Verhalten nicht abstoßend auf mich, weil er es auf eine liebenswürdig Art tat und das dann auch noch mit einem unschuldigen Hundeblick kombinierte. Der Typ war echt ein Unikum und wenn er sein Ziel erreichen, und ein bekannter Sänger werden würde, dann würden ihm garantiert die Frauen Scharenweise zu Füßen liegen. Hoffentlich würde er dann nicht abheben und immer seine Bodenhaftung behalten.


Nach drei Stunden Stadtbummel hatte Samu bestimmt die doppelte Menge dessen eingekauft was Sanna und ich zusammengezählt erworben hatten. Meine Füße brannten, ich war platt. Sanna war auch am jammern.
„Jetzt ein Eis!“ Samu zeigte Gnade. In einem Straßencafé ließen wir uns nieder, bestellten uns Eisbecher die wir dann im Sonnenschein genossen. Während Sanna und ich noch aßen zog sich Samu bereits eine Zigarette rein und forderte ein Nachfolgeprogramm. Seine linke Hand trommelte dabei auf dem Tisch herum und seine Füße wippten in einem unruhigen Takt.
„Herrgott, hast du Batterien im Arsch?“, regte Sanna sich auf. „Nun sitz doch mal still!“
„Kann ich nicht, das weißt du doch.“ Samu drückte die Zigarette aus, nahm die Sonnenbrille ab, putzte sie mit seinem T-Shirt und setzte sie wieder auf. Einkaufstüte auf, Blick hinein, Tüte zu, Löffel in die Hand. Herumgekratze im leeren Eisbecher. Löffel weg. Aufstehen. „Ich gehe schon Mal für uns bezahlen, in Ordnung?“ Sanna nickte.
„Mach das.“ Samu zog von Dannen.

„Kannst du mir sagen wer das aushalten soll?“, beschwerte sie sich seufzend. „Manchmal macht Samu mich wahnsinnig.“
„Ja, ich kann mir vorstellen, dass er zuweilen anstrengend ist“, pflichtete ich ihr bei, „aber er wohnt ja nicht bei dir.“
„Zum Glück!“, lachte Sanna jetzt auf, „obwohl ich zugeben muss, dass ich ihn vermisse wenn er nicht  da ist. Samu braucht immer eine Aufgabe und ich überlege schon mit was ich ihn so beschäftigen kann. Es sind immerhin noch volle drei Tage bis zur Taufe.“
„Feiert ihr eigentlich zuhause?“ Sanna nickte.
„Ja. Wir werden Grillen und es gibt verschiedene Salate. Das ist zwar nicht sonderlich feierlich, aber wir sind alle Grillfans. Und zum Nachtisch gibt es dann Kuchen und Eis. Hoffentlich ist das Wetter schön, wenn wir alles im Haus machen müssten wäre das echt doof. Ach, da fällt mir gerade ein, dass ich noch das Taufkleid aus der Reinigung abholen muss. Eigentlich könnten wir das noch auf dem Rückweg machen“, überlegte sie.

Sanna wirkt etwas gestresst. Die Feier und dann noch mein Besuch, irgendwie musste ich sie davon abbringen, dass sie meinte sich auch noch um mich kümmern zu müssen. Ich beschloss für den nächsten Tag einen Ausflug zu der Adresse zu machen wo meine Großeltern gelebt hatten. So vage konnte ich mich noch an deren Heim erinnern. An das Haus in dem meine Eltern mit uns Kindern gelebt hatten hingegen hatte ich keine Erinnerungen, ich war einfach noch zu jung gewesen als wir aus Finnland fortgezogen waren.

„Ich hoffe es ist dir hier nicht zu langweilig?“, unterbrach Sanna meine Gedanken. „Eigentlich wollte sich Mikka für die ganze Zeit deines Besuchs Urlaub nehmen, aber leider hat das nicht geklappt, sonst hätte er mir Kaisa abnehmen können und wir hätten viel mehr machen  können“, meinte sie betrübt.
„Hey, es ist alles in Ordnung“, versicherte ich. „Das hier ist mein Geburtsland, ich beherrsche die Sprache und komme auch alleine zurecht. Morgen zum Beispiel möchte ich nach Loviisa fahren, da haben meine Großeltern gelebt.“
„Nimm doch Samu mit. Beziehungsweise, er könnte sogar mit dir dahin fahren“, schlug sie vor. „Dann ist er wenigstens beschäftigt und geht mir nicht auf den Keks.“

Noch bevor ich mich zu ihrem Vorschlag äußern konnte trabte Samu wieder an. „So, wir können los ohne als Zechpreller zu gelten“, verkündete er.
„Danke“, gab ihm Sanna ein Küsschen auf die Wange, was sich aber als gar nicht so einfach erwies da Sanna sogar noch ein wenig kleiner war als ich.
„Ich bezahle mein Eis natürlich selbst“, holte ich mein Portemonnaie hervor.
„Zu spät, ich habe bezahlt. Außerdem war das eine Einladung von mir“, wehrte Samu ab. „Ich wäre beleidigt wenn du das nicht als solche annimmst.“ Er deutete auf seine andere Wange. „Machs wie Sanna, das reicht mir.“
Mit einem sehr leisen: „Bist du sicher, dass dir das reicht?“, tat ich ihm den Gefallen. Er zuckte nicht mal mit den Wimpern.

Bepackt mit unseren Einkäufen ging es zum Auto zurück. Sanna klärte Samu währenddessen darüber auf, dass er morgen mein Chauffeur sein würde. „Und wehe wenn ich von ihr höre, dass du dich nicht anständig benommen hast!“, drohte sie ihm.
„Anständig nach deiner oder nach meiner Version?“, hakte Samu nach. „Das muss ich schließlich wissen bevor ich das verspreche.“
Sanna boxte ihm liebevoll in die Rippen. „Schön zu hören, dass du Anstand hast“, frotzelte sie, „aber wenn du schon danach fragst: nach meiner Version.“

Das war der Moment an dem ich beschloss das zu tun auf was ich Lust hatte, nämlich auf Teufel komm raus mit Samu zu flirten! Sanna brauchte mich nicht vor Samu zu schützen. Mir war klar, dass er ein Draufgängertyp war und sich die Hörner noch lange nicht abgestoßen hatte, aber das war für mich kein Grund nicht auf seine Flirtereien einzugehen. Er war charmant, sah gut aus, warum also sollte ich nicht ein wenig Spaß mit ihm haben? Wie weit der Spaß dann ging würden wir ja sehen. Ich war jedenfalls dazu entschlossen den Spieß nun umzudrehen und dem Herrn Jäger auch den Spaß zu gewähren jagen zu können.


Nach unserer Rückkehr war Sanna wie erschlagen. Und Mikka, der den ganzen Tag Kaisa eingehütet hatte, sah auch nicht gerade taufrisch aus. Kaisa hingegen war putzmunter und wollte bespaßt werden.
„Das ist ein Fall für Onkel Samu!“, stellte besagter Onkel fest. „Ihr Beiden ruht euch mal etwas aus und Jo und ich kümmern uns um die Kleine.“ Nachdem Samu das verkündet hatte schaute er mich an. „Ich hoffe, das ist dir Recht? Wir könnten die Kleine in den Kinderwagen legen und etwas durch die Gegend schieben.“
Samus Idee gefiel mir und schon wenig später zuckelten wir die Straße entlang. Ohne ein Wort darüber zu verlieren stellte Samu das Verdeck des Kinderwagens stets so, dass die Abendsonne Kaisa nicht ins Gesicht scheinen konnte. „Der Weg der in den Wald führt endet an einem schönen kleinen See“, erzählte er. „Ich würde ja gerne mit dir da hin, aber man muss so aufpassen wegen all der Krabbelviecher und ich möchte nicht, dass diese Tierchen es sich in Kaisas Kutsche bequem machen und sie womöglich noch ansaugen. Aber wenn du magst können wir uns da drüben auf die Bank setzen und den Blick auf den Wald genießen“, steckte er jetzt seine Sonnenbrille ein.
„Gerne.“

Wir setzten uns und Samu nahm Kaisa aus dem Kinderwagen.
„Sie soll schließlich auch was sehen und nicht nur in den Himmel starren“, erklärte er. „Gibst du mir mal ihr Mützchen? Babyhaut ist empfindsam und sie soll sich doch keinen Sonnenbrand auf dem Kopf holen. Diese paar blonden Haare schützen da ja nicht sonderlich.“ Ich gab Samu Kaisas Mütze und sah zu wie er sie ihr aufsetzte und vorsichtig zuband.
„Ich gebe zu, dass ich dich falsch eingeschätzt habe Samu. Du bist der geborene Papa. So einen Vater würde ich mir auch für mein Kind wünschen.“
Den letzten Satz hatte ich ehrlich und ohne Hintergedanken gesagt und gemeint, aber bei Samu war das offenbar ganz anders angekommen. Stirnrunzelnd schaute er mich an.
„Jo, willst du mir vielleicht damit sagen, dass du mit mir schlafen willst? Auch wenn Sanna davon sicherlich nicht begeistert wäre, meinetwegen können wir das gerne machen, denn ich mag dich, du musst es mir nur sagen. Aber ein Kind mache ich dir nicht, dafür musst du dir einen anderen suchen.“

Samus direkte Art drohte mich gerade ein wenig zu überfordern, jetzt musste ganz schnell eine Antwort her. Und vor allen Dingen durfte ich nicht zeigen wie verlegen mich seine Worte machten!
„Du gefällst mir Samu“, gab ich zu, „aber wie kommst du darauf, dass ich mit dir schlafen möchte? Das haben schon ganz andere versucht. Und nicht geschafft“, fügte ich hinzu.
„Wenn ich es wirklich wollen würde, dann würde ich es schaffen“, erklärte er siegesgewiss.
„Wie schön, dass du so ein Selbstvertrauen hast, aber da wäre ich mir an deiner Stelle gar nicht so sicher. Deine Einstellung wegen eines Kindes finde ich aber gut. Ein Kind sollte man wirklich erst haben wenn man weiß was für eine Verantwortung das bedeutet.“
Samu hatte Kaisa auf seinem Oberschenkel liegen, hielt sie mit beiden Händen fest und wippelte ein wenig.
„Das weiß ich durchaus und genau deshalb möchte ich das auch nicht. Ich bin sehr gerne für meine Nichte da, und wenn sie etwas älter ist bin ich auch bereit mich mal für ein Wochenende um sie zu kümmern, aber so ein Besuch ist etwas anderes als die volle Verantwortung für so ein Lebewesen zu tragen. Es ist ja nicht nur mit Essen und Trinken getan und damit ihnen ein Dach über dem Kopf zu bieten. Wenn ich daran zurückdenke was meine Mutter mit, und wegen mir, durchgemacht hat dann schwirrt mir der Kopf. Ich stelle mir da schon ein anderes Leben vor.“
„Ganz ohne eigene Kinder?“, hakte ich nach.
„Nach dem jetzigen Stand der Dinge würde ich sagen, ja. Natürlich kann und will ich das nicht ganz ausschließen, man weiß ja nie was noch so passiert, aber wenn ich mir jetzt schon Familie anschaffen würde hätte ich immer das Gefühl etwas zu verpassen. Zuerst möchte ich alle Chancen nutzen die ich so habe, dann werde ich sehen wohin mich das führt und wie es weitergeht. Jetzt bin ich mit meiner Rolle als Onkel vollauf zufrieden.“

An sich war gegen das was Samu so plante und wie er dachte gar nichts einzuwenden. Denn wie er schon sagte, eine Familie zu gründen und dann das Gefühl zu haben, dass er dadurch etwas versäumte das konnte nicht gut sein. Und das konnte auch nicht gutgehen.
„Und du? Was stellst du dir vor? Wie sehen deine Pläne aus?“, fragte er jetzt seinerseits.
„Hmmm...“ Nachdenklich zog ich die Augenbrauen hoch. „Wenn ich ehrlich bin habe ich gar keine konkreten Pläne. Ja, doch, eine eigene Wohnung, ich lebe nämlich noch bei meinen Eltern. Aber weißt du, bei uns sind die Wohnungen nicht gerade günstig.“ Samu legte Kaisa nun in seinen Arm und gab ihr den bunten Beißring den sie auch eifrig bekatschte.
„Was hält dich denn davon ab nicht da wohnen zu bleiben wo du nun lebst? Du könntest doch ganz woanders hinziehen. Wie du weißt war ich ein paar Jahre in Spanien. Klar, beruflich hat es letztendlich doch nicht geklappt, aber das Leben dort war toll. Die Erfahrungen die ich da gemacht habe die kann mir niemand mehr nehmen, all die Freundschaften die entstanden sind und die Glücksgefühle die ich nie gemacht hätte, wenn ich in Helsinki geblieben wäre.“
„Hört sich gut an“, gab ich zu, „aber dazu bin ich zu feige.“
„Feige?“ Samu sah mich intensiv an. „Nein, das glaube ich nicht, dir fehlt nur ein wenig Selbstvertrauen. Aber das kann man lernen. Man darf sich nur nicht von Rückschlägen entmutigen lassen, das ist alles. Wenn du willst bringe ich dir das bei. Willst du?“
„Warum nicht? Ja.“
„Und meine andere Frage?“, bohrte er nach. „Sagst du dazu auch Ja?“
„Welche Frage?“ Samu rollte mit seinen blauen Augen und setzte dann das Lächeln auf, das wohl nur dazu gemacht war, um Mädchenherzen zum Schmelzen zu bringen.
„Na, ob du mit mir schlafen willst.“
„Samu! Nein!“
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