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The right one  – Es ist nicht einfach den Richtigen zu finden

von Catweazle
Kurzbeschreibung
GeschichteFamilie, Freundschaft / P16 / Het
OC (Own Character) Samu Haber
20.02.2021
21.10.2021
21
45.163
24
Alle Kapitel
153 Reviews
Dieses Kapitel
8 Reviews
 
12.03.2021 1.717
 
Hi,

das Wochenende naht und damit auch ein Kapitel dieser Story. Heute mal zur Morgenstund' :)
Dankeschön für eure Favos und das Sternchen, das hat mich sehr gefreut.
Den Reviewern Dani Leseratte, Miwi, Sternchen1208, SunriseAve66, Kylja und Bella-2017 wie immer einen ganz großen Dank für ihre Mühe!

Liebe Grüße
Cat
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Kapitel 4:          Was hat Samus Socken hier zu suchen?


„Samu Haber!“, hob Sanna drohend den Zeigefinger, „mach mir Jo nicht unglücklich!“
„Niemals“, beteuerte er. Dann fing er an ein Einschlaflied für seine süße Nichte zu singen. Überrascht horchte ich auf. Samu hatte schon so eine sehr angenehme Stimme, doch jetzt, als er sang, breitete sich direkt eine wohlige Gänsehaut auf meinem Rücken aus. Unglaublich einfühlsam und gefühlvoll, ich war total geflasht. Zusammen mit Sanna verließ ich das Zimmer.
„Er singt fantastisch“, flüsterte ich. Sanna nickte stolz.
„Ja, er singt wunderbar, und ich würde mir für ihn wünschen, dass sein Traum von einer Musikkarriere wahr wird. Er hat es schon an so vielen Stellen versucht, aber es hagelt immer nur Absagen. Leider. Ich finde er singt klasse, aber vielleicht bin ich auch einfach nicht neutral genug, weil ich seine Schwester bin.“
„Blödsinn“, entgegnete ich. „Sogar ich finde es super wie er singt und ich bin da neutral. Das ist eine Stimme mit Wiedererkennungswert und ein Garant für Gänsehaut. Die Leute die ihn ablehnen müssen blöd sein“, schüttelte ich den Kopf, noch immer auf der Stelle stehend, weil ich mich von Samus Gesang nicht losreißen konnte.

Sanna hakte sich bei mir unter. „Ich werde ihn bitten dir ein kleines Privatkonzert zu geben“, kicherte sie.
„Nein! Was würde er denn von mir denken?“
„Vielleicht, dass du ihn gerne singen hörst? Aber du hast Recht, Samu hat ein sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein, man muss ihm nicht noch zusätzlich Honig ums Maul schmieren.“
„Nun ja, wenn er dieses Talent besitzt kann man ihn doch darin bestärken“, fand ich. „Abgesehen davon sieht dein Bruder fantastisch aus, wenn ich das mal so sagen darf.“
„Ja klar, aber ... Jo ...“ Sanna sah mich intensiv an. „Ich weiß wie mein Bruder auf Frauen wirkt, er ist ein Herzensbrecher. Samu ist wirklich ein ganz, ganz Lieber, aber ... Bitte tue mir den Gefallen und verliebe dich nicht in ihn. Das würde mit vielen Tränen enden.“
„Das habe ich wirklich nicht vor“, lachte ich, „aber du machst mich neugierig. Hat er wirklich schon so vielen Frauen das Herz gebrochen?“
„Ich denke schon, dass es einige waren, Samu ist sehr ... tja, wie soll ich sagen ...?“ Sanna berührte nachdenklich mit dem Zeigefinger ihre Nasenspitze, „... sehr großzügig wenn es um die Zuteilung seiner Kuscheleinheiten geht, damit kommt nicht jede Frau klar, aber was mir mehr Sorge bereitet ist mein Wissen, dass es Samu sehr schwer fällt sein Herz an eine Frau zu verschenken nachdem ... Ach, ich plappere schon wieder zu viel. Das ist etwas was er dir selbst erzählen muss. Auf jeden Fall sind damals verständlicher Weise viele Tränen geflossen und wir alle sind glücklich, dass Samu damit leben kann, seine Selbstvorwürfe waren nämlich riesig.“

Ehrlich gesagt sprach Sanna für mich jetzt in Rätseln. Ich konnte mich an keinen Brief erinnern indem sie mir davon geschrieben hatte, dass Samu derart aus der Bahn geworfen worden war. Wenn, dann musste dieses Ereignis noch vor Beginn unserer Brieffreundschaft stattgefunden haben, also vor mehr als elf Jahren. Zu dem Zeitpunkt konnte Samu doch selbst höchstens 16, 17 Jahre alt gewesen sein. Ja, meine Neugierde war geweckt, aber ich sagte nichts dazu. Samu und Tränen, diese Vorstellung fiel mir schwer, vielmehr erschien er mir wie von der Sonne geküsst. Tränen, Selbstvorwürfe ... Das hörte sich auf jeden Fall interessant an.

Gemeinsam mit Sanna ging ich wieder ins Wohnzimmer, wo Ehemann Mikka gerade dabei war eine behagliche Atmosphäre zu schaffen indem er das Babykram wegräumte das überall herumlag. Spucktücher, Quietschtierchen, eine Rassel, ein rosa Söckchen, zwei Schnuller, eine kleine Mütze und ein großer weißer Socken der aber garantiert nicht Kaisa gehörte. Mikka fasste ihn mit spitzen Fingern an.
„Was hat Samus Socken hier zu suchen?“
„Da fragst du am besten ...“ Sanna schaute zur Tür, „...ihn.“  Ihn, war in diesem Fall Samu.
„Kaisa schläft schon, sie muss hundemüde gewesen sein.“ Mikka wedelte ihm mit dem Socken vor der Nase her.
„Muss das sein? Es ist ja schön wenn du dich hier wie Zuhause fühlst, aber ich finde es nicht gerade erquickend wenn ich hier auf Kleidungsstücke von dir treffe.“ Samu zuckte lässig mit den Schultern.
„Er stinkt nicht, ich hatte ihn nicht an. Den habe ich heute Mittag aus meinem Zimmer geholt und Kaisa dann damit etwas vorgespielt. Schau mal nach, dort im Sessel müsste auch noch so ein Exemplar in Schwarz liegen.“
„Mein Gott“, murmelte Mikka und warf Schwager Samu auch den Socken zu. Kurzerhand steckte Samu seine Hände in die Socken. „Darf ich mich vorstellen?“, ließ er seine Hand mit verstellter Stimme auf und zu schnappen, so wie man das bei einem Schattenspiel machte. „Ich bin Blacky. – Und ich bin Whitey“, plapperte jetzt die andere Hand los. „Hey, was sind das für komische Leute bei denen wir hier zu Gast sind?  –  Komisch? Nee, die sind eigentlich sehr freundlich. Meistens bieten sie einem nach dem Essen sogar einen Rotwein an. – Ja, wenn es so ist nehme ich das natürlich zurück.“
„Samu hat mitunter eine etwas sonderbare Art seine Wünsche zum Ausdruck zu bringen“, klärte Sanna mich auf und drehte sich zu Samu um. „Sorge dafür, dass Blacky und Whitey schlafen gehen, dann bekommst du deinen Rotwein.“
„Schon überredet. Gute Nacht, Sannalein!“ Er fasste mit seinen Sockenhände an je eine Wange seiner Schwester und machte übermütige Knutschgeräusche. „Gute Naaacht!“
„Du Blödmann!“ Samu lachte und verschwand.

„Ich kann mich nicht jedes Mal für den Blödsinn entschuldigen den mein großer Bruder verzapft, dann hätte ich nämlich kaum noch Zeit für andere Dinge. Nimm es einfach so hin und denk daran, dass du ihn nur ein paar Tage ertragen musst. Montag Mittag haut er dann wieder ab. Seine Idee mit dem Rotwein nehme ich aber mal trotzdem auf. Oder magst du lieber Weißwein?“
„Wenn, dann lieber weiß, aber noch lieber hätte ich ein simples Glas Wasser. Ich bin das Fliegen nicht gewohnt und ich habe leichtes Kopfweh. Nichts Schlimmes“, versicherte ich, „aber Alkohol wäre da vermutlich nicht gerade gut.“
„Du Ärmste! Mikka, holst du bitte eine Flasche Wasser aus der Küche? Möchtest du eine Kopfschmerztablette, Jo?“
„Danke, ich denke das geht auch so.“
Samu, der gerade hereinspaziert kam, hatte das mit den Kopfschmerzen mitbekommen. „Koch ihr einen Kaffee, Sanna. Koffein hilft. Je stärker der Kaffee, desto schneller hilft es. Mach ihr einen Mokka oder einen Espresso.“
„Nein, lieber nicht, sonst liege ich die ganze Nacht wach“, protestierte ich. „Wenn, dann einen ganz normalen Kaffee.“
„Mach ich dir.“ Samu hob brav den Zeigefinger.
„Für mich dann bitte auch.“
„Als wenn du nicht schon aufgedreht genug wärst. Wahrscheinlich hast du gar kein Blut in deinen Adern sondern Koffein!“ Samu schickte ihr einen Luftkuss nach.

„Ich weiß noch etwas was gegen leichten Kopfschmerz hilft. Einfach mit Zeige- und Mittelfinger die Schläfen massieren. Aber nur ganz sanft. Warte, ich zeige dir das mal.“ Schon hatte er seine Finger an meinen Schläfen liegen. Mit einem konzentrierten Blick ließ er sie leicht kreisen.
Mein Gott, was für schöne blaue Augen er hatte. Und dieses Lächeln das jetzt seine Lippen umspielte ... „Besser?“, fragte er sanft nach.
„Ja“, hauchte ich und räusperte mich schnell. „Ja, es ist etwas besser, Danke.“
„Immer wieder gerne“, nahm er die Finger fort. „Wenn du sie brauchst stehen sie dir zur Verfügung. Ich weiß, dass meine Finger nicht ganz ungeschickt sind, davon kannst du dich gerne jederzeit überzeugen.“

Ungeschickt war auch seine Masche nicht, denn ich war mir sicher, dass er damit schon bei Frauen Erfolg gehabt hatte. Nee, um den musste Sanna sich bestimmt keine Sorgen machen. Der inhalierte Liebeskummer mit Sicherheit einfach weg indem er mit seinen  geschickten Fingern einfach über sein Herz rieb!
Er rückte ein wenig von mir ab und als Sanna und Mikka wiederkamen verschränkte er sogar die Finger seiner Hände miteinander. Wie der allerliebste Schuljunge saß er nun da.
Außer der Wasserflasche hatte Mikka auch je eine Flasche Rot- beziehungsweise Weißwein mitgebracht. Alle entschieden sich für den Rotwein, nur ich blieb bei meiner Wahl.
„Machst du den Wein auf, Mik?, ich schenke Jo ihr Wasser ein.“ Zu diesem Zweck erhob sich Samu sogar. „Ein gutes Wasser, meine Lieblingssorte“, deutete er auf das Etikett. Er schenkte mir ein Glas voll ein, blieb damit aber stehen bis Mikka auch den Rotwein eingeschenkt und verteilte hatte. Erst dann reichte er mir das Glas. „Lasst mich einen Toast aussprechen.“ Gespannt sahen wir ihn an. „Am liebsten wäre mir ein Toast mit Käse“, witzelte er, „aber da ich schon genug Käse rede sage ich einfach: Herzlich willkommen in Finnland, liebe Jo! Sannas und Mikkas hervorrage Idee ein Kind zu zeugen und es nun taufen zu lassen ist sicherlich der Beginn von etwas ganz Wunderbarem was wir nie vergessen werden. Auf Kaisa, auf Jo, auf Sanna und auf dich, Mikka. Und mich möchte ich auch noch ganz bescheiden hinzufügen“, blinzelte er mit den Augen. „Auf eine wundervolle Zeit für uns alle!“

Wir standen auf, stießen miteinander an und tranken Brüderschaft. Sanna drückte mir einen fetten Schmatzer auf, Mikka küsste etwas verlegen meinen Mundwinkel und wurde dabei knallrot, und Samu grinste mich frech an, als wir dran waren. Er beugte sich ein wenig an mein Ohr vor. „Eigentlich hatte ich beabsichtigt dir einen Kuss auf den Mund zu geben und dann mit meiner Zunge ganz kurz deine Lippen zu berühren“, verriet er ganz leise,  „aber das willst du gar nicht, stimmts?“
„Das ... stimmt“, versuchte ich meine Stimme sicherer klingen zu lassen als ich mich gerade fühlte.
Samu richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf. „Okay, ich will nicht mit dir spielen. Sanna würde mich Vierteilen. Wenn wir uns in einem anderen Leben begegnet wären, dann hätte es vermutlich anders geendet, denkst du nicht?“ Seine Lippen berührten meine Stirn und als er mich dann ansah tat es ganz ruhig. „Lass uns einfach eine schöne Zeit haben und sehen wohin der Wind uns trägt, Josefiina.“ Lächelnd drehte er sich wieder um und ich schnappte erst Mal nach Luft.
Auch wenn ich Samu kaum kannte, ich war mir sicher, dass der Bursche es faustdick hinter den Ohren hatte!
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