The right one – Es ist nicht einfach den Richtigen zu finden
von Catweazle
Kurzbeschreibung
Eine vertraute und doch unbekannte Brieffreundin, eine Einladung in eine Heimat die gar keine Heimat ist und ein großer blonder Finne bei dem man nicht vermutet, dass er ein traumatisches Erlebnis mit sich herumträgt. Jo erlebt 14 Tage die ihr Leben mehr verändern, als alles andere je zuvor.
GeschichteFamilie, Freundschaft / P16 / Het
OC (Own Character)
Samu Haber
20.02.2021
21.10.2021
21
45.163
24
Alle Kapitel
153 Reviews
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Dieses Kapitel
7 Reviews
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21.10.2021
3.334
Hi!
Nein, ich habe euch und das Bonus-Kapitel nicht vergessen!
Derzeit läuft es einfach nicht, Schreibblockade, oder so. Trotzdem hoffe ich, dass euch das (etwas längere)Kapitel gefallen wird.
Vielen Dank an die Reviewer des letzten Kapitels, an Miwi, JayJillsKleineWelt, Schattenleser, Kylja, Bella-2017, Dani Leseratte und shootingstar.
Aber genug der Worte.
Gute Unterhaltung.
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Bonus: Was denkst du, wie soll es weitergehen?
Das alles ist nun zehn Jahre her und natürlich ist die Zeit nicht stehengeblieben, es ist viel passiert, aber der Reihe nach.
Schon zwei Wochen nachdem ich wieder in Deutschland war zog ich nach Finnland um. Da ich ja noch bei meinen Eltern lebte hatte ich nichts aufzulösen, ich muss lediglich meinen Koffer packen und meinen Job kündigen. Meine Chefin war – tja, ich will nicht sagen froh – aber doch recht erleichtert, dass ich kündigen wollte denn sie hatte beschlossen ihren Laden zum Jahresende aufzugeben. Eine Kündigung hätte mir so oder so ins Haus gestanden. Ich nahem also meinen Resturlaub und konnte schon bald erneut Richtung Finnland fliegen. Sanna hatte drauf bestanden dass ich zumindest die ersten Tage bei ihr wohne, schließlich hatte ich noch keine Möbel, nicht mal ein Bett. Ich zog also zusammen mit Sanna los, kaufte Bett, Schrank eine Wohnwand und jede Menge Kleinkram. Die Küche die in der Wohnung war fand ich zwar nicht nicht besonders scghön, aber fürs erste würde das reichen müssen, denn nach dem Kauf des Kühlschranks der unbedingt notwendig war, war mein Konto so gut wie leer.
Samu hatte ich in dieser Zeit nur zweimal gesehen und auch das nur ganz kurz. Wir hatten uns in die Arme genommen und Samu hatte mir versichert, dass wir wieder mehr Zeit miteinander verbringen würden wenn es ihm möglich wäre, was aber derzeit nicht der Fall war. Samu hatte behauptet jemanden gefunden zu haben der helfen konnte seinen musikalischen Traum wahr werden zu lassen. Zuerst hatte ich gedacht es sei eine Ausrede, nur um einem Vier-Augen-Zusammentreffen mit mir aus dem Weg gehen wollte, immerhin hatten wir uns bisher nur dann gesehen wenn auch andere dabei gewesen waren, Sanna jedoch versicherte mir, dass es da tatsächlich jemanden gab der an die Band glaubt und dafür sogar bereit gewesen war, sein Haus als Sicherheit zu bieten.
Für Samu schien es also tatsächlich in die Richtung zu gehen die er sich wünschte. Ein wenig traurig war ich schon, dass er keine Zeit mehr fand, wenn auch nur für eine Viertelstunde. Aber immerhin telefonierten wir dann und wann miteinander, wobei er mir immer wieder voller Begeisterung davon vorschwärmte wie großartig doch alles lief und er so happy sei wie nie zuvor. Genau das hatte ich ja für ihn gewollt und wenn ich jetzt sah wie glücklich er war, so wusste ich, dass unsere Entscheidung richtig gewesen waren.
Meine ersten Wochen in Finnland waren mit so vielen Dingen ausgefüllt gewesen, dass mir erst nach mehreren Wochen und einer morgendlichen Übelkeitsattacke bewusst wurde, dass ich eventuell schwanger war.
Eigentlich konnte es nicht sein, Samu und ich hatten die beiden Male in denen wir intim geworden waren schließlich verhütet, aber anderseits ... sicher war nur der Tod.
Na, das hätte mir gerade noch gefehlt! So gut wie nichts auf dem Konto, gerade erst einen neuen Job angefangen und dann schwanger von einem Kerl der nur die Musik im Kopf hatte und der auch gar nicht zu mir passte.
Auf jeden Fall musste ich Gewissheit haben. Also ging ich in die Apotheke, um einen Test zu besorgen. Ausgerechnet da kam Sanna in die Apotheke und bekam mit was ich da kaufte. Mit großen Augen sah sie mich an.
„Samu?“, flüsterte sie mir leise zu.
„Wenn, dann er, ja.“ Ich bezahlte steckte den Test ein.
„Was wirst du machen?“, fragte mich Sanna.
„Was schon? Den Test.“ Sie rollte mit den Augen.
„Und was, wenn er positiv ist?“ Ratlos zuckte ich mit den Schultern.
„Ich weiß nicht. Auf jeden Fall würde ich das Baby behalten, etwas anderes käme nicht in Frage.“
„Und Samu?“
„Nichts“, schüttelte ich den Kopf. „Mir ist klar, dass ich ihm das dann sagen muss, aber wir werden deshalb sicherlich keine Familie werden. Er wollte den Weg gehen der er jetzt eingeschlagen hat, also soll er ihn auch weiter gehen, ohne Rücksicht auf das Kind oder mich. Wäre zwar schön wenn er sich dann drum kümmert und nicht nur zahlt, aber er soll sich deshalb nicht zu etwas gezwungen sehen was er nicht will. Und was ich übrigens auch nicht will. Aber bevor ich mir den Kopf zerbreche gehe ich nach jetzt nach Hause und verschaffe mir die Gewissheit.“
„Darf ich mit? Bitte!“, drängelte Sanna. „Immerhin könnte es sein, dass ich bald Tante werde.“
„Klar, komm mit.“ Insgeheim war ich froh darüber, dass ich nun nicht alleine war, besonders dann, wenn das Ergebnis tatsächlich positiv ausfallen würde.
Als wir in meiner Wohnung waren stellte ich uns einen Kaffee an. Jetzt, wo wir alleine waren und uns keine anderen Leute hören konnten, forschte Sanna sofort weiter.
„Warum habt ihr denn keine Schutzmaßnahmen ergriffen? So dumm kann mein Bruder doch eigentlich nicht sein, wenn er keinen Nachwuchs will.“
„So dumm war er auch nicht“, gab ich zurück und drückte auf den Knopf der Maschine nachdem ich Wasser eingefüllt hatte.
Sanna riss ihre blauen Augen auf. „Du hast Samu doch nicht etwa hintergangen?“
Natürlich nicht! Was denkst du denn von mir! Glaubst du etwa, ich wollt ihm ein Kind abluchsen, weil ich dachte, dann bekomme ich auch ihn? Nein Sanna, ganz bestimmt nicht! Und ganz ehrlich, es trifft mich, dass du so von mir denkst!“ Sanna biss sich auf die Unterlippe.
„Entschuldige Jo, du hast ja Recht. Es ist einfach nur ziemlich ungewöhnlich, dass trotz Vorsichtsmaßnahme etwas passiert.“
„Abwarten, noch ist es gar nicht sicher. Ich muss erst den Test machen.“
„Dann mach ihn. Du scheinst ja sowieso so durcheinander zu sein, dass du vergisst Kaffeepulver einzufüllen.“ Mein Blick wanderte zu der Kaffeemaschine bei der gerade heißes Wasser in die Glaskanne lief.
„Shit!“
„Lass, ich mach das! Und du gehst ins Bad. Ab mit dir!“, forderte sie. Aus meiner Handtasche nahm ich den Test und verschwand im Bad. Drei Minuten, dann würde ich wissen, ob ich ... Die Aufregung nahm mir beinahe die Luft zu atmen.
Noch vor Ablauf der Zeit ging ich samt Teststäbchen zu Sanna in die Küche. „Wir müssen noch etwas warten“, erklärte ich und legte den Test auf den Tisch.
„Gut, dann schauen wir solange aus den Fenster, einverstanden?“
Ich nickte. Mit unseren Kaffeetassen standen wir an meinem Küchenfenster, beobachteten das Treiben auf der Straße. Dann hatten wir ausgetrunken.
„Willst du nicht nachsehen?“, erkundigte sich Sanna. „Es sind bereits zehn Minuten um.“
„Ich will nicht“, murmelte ich.
„Soll ich?“
„Ja, bitte. Aber rede nicht drum herum. Sag einfach: schwanger oder nicht schwanger. Bevorzugter Weise bitte Letzteres, aber nur wenn es auch so ist.“
„Okay.“ Sanna streichelte meine Schulter. Ich starrte weiterhin aus dem Fenster, hörte aber ihre Schritte. Erst zum Tisch hin, dann war Ruhe, dann wieder die Schritte zurück zu mir. Ihre Hand auf meiner Schulter. „Jo ... Schwanger. Du bist tatsächlich schwanger.“
Nein, eine Überraschung war es nicht, trotzdem ging ein gewaltiger Ruck durch mich. Dann drehte ich mich zu ihr, schaute auf das Teststäbchen das sie mir in die Hand drückte und das ihre Worte bestätigte. Sanna zog mich in ihre Arme. „Glückwunsch Jo, ein Baby ist was wunderbares, auch wenn die Umstände bei dir nicht so günstig sind. Aber das schaffen wir. Du weißt, dass wir alle für dich da sein werden, die ganze Familie, das verspreche ich dir.“
„Nur Samu nicht“, gab ich leise zurück.
„Doch, auch er. Mama würde ihm sonst die Ohren bis Ankara langziehen! Natürlich weiß ich nicht in wie weit er ...“ begann Sanna.
„Lass gut sein. Das ist eine Sache zwischen Samu und mir die wir regeln müssen. Allerdings müsste er es dazu erst einmal wissen.“
„Ruf ihn an, sag ihm, dass es ganz dringend ist. Notfalls sagst du, dass es um deine Gesundheit geht, was ja nicht mal gelogen wäre. Du wirst sehen, Samu wird sich die Zeit nehmen“, machte sie mir Mut.
„In Ordnung, ich werde ihn später anrufen. Gut, dass ich heute frei habe, ich muss mir ja auch überlegen wie es weitergehen soll, wenn meine Chefin mich nicht behält“, seufzte ich.
„Hi, du bist hier in Finnland. Hier wird viel für Frauen getan damit es auch beruflich weitergeht, glaub mir. Allerdings halte ich nichts davon, dass du Samu später anrufen willst. Mach es jetzt. Sofort. Wo ist dein Handy?“
„Handtasche.“
„Dann bin ich mal so frei, einverstanden?“ Sie griff in meine Handtasche die auf dem Küchenstuhl stand und förderte das Gerät zutage. „Bitte!“
Ich suchte den Kontakt heraus, tippte ihn an. Es dauerte ein wenig, dann meldete er sich.
„Jo, was für eine Überraschung. Du, ich habe heute nicht so viel Zeit, ruf mich doch in einer halben Stunde dann, dann können wir ein wenig plaudern. Oder auch ein wenig mehr, eine Stunde habe ich dann Zeit bevor ich ...“
„Samu“, unterbrach ich seinen Redeschwall, „ich muss mit dir reden. Persönlich.“
„Du meinst, Auge in Auge?“
„Genau das.“
„Jo, das ist schlecht, wie gesagt, ich habe nur eine Stunde und wenn ich erst zu dir ...“
„Das ist mir egal! Es ist wichtig!“
„Sag mir doch jetzt ...“
„Nein! Du wirst verstehen, dass man manche Sachen nicht am Telefon sagen kann. Es ist auch in deinem Interesse.“ Ich hörte Samu seufzen.
„Also gut, dann bin ich so ein etwa einer Dreiviertelstunde bei dir. Bist du sauer auf mich, weil ich kaum Zeit für dich habe? Jo, du weißt doch wie wichtig mir das hier ist. Wir können doch auch Freunde sein ohne uns andauernd zu sehen. Ich habe gedacht das sei dir klar nachdem wir uns entschlossen haben jeder sein eigenes Ding zu machen.“
„Das werden wir auch, trotzdem bitte ich dich darum. Oder ist eine halbe Stunde Zeit für mich wirklich zu viel verlangt?“ Es entstand ein kurzes Schweigen.
„Natürlich nicht. Also dann bis später.“
„Ja. Danke Samu.“ Tief durchatmend legte ich auf.
„Samu kommt in etwa einer Dreiviertelstunde vorbei“, teilte ich Sanna mit. „Ich glaube er ahnt nicht das Geringste. Er ist so sehr mit seiner Karriere beschäftigt, dass ...“ Heftig schluckte ich. „Aber immerhin habe ich ihn überreden können. Mal sehen, was er dazu sagt und was dann passiert.“
„Ruf mich auf jeden Fall an sobald du mit ihm gesprochen hast. Wenn nötig komme ich dann auch vorbei, auch wenn ich dann Kaisa mitbringen müsste. Mama passt gerade auf sie auf und sie muss nachher noch weg. Doch wie gesagt, egal was Samu dazu sagt, wir halten zu dir.“ Wieder zog Sanna mich an sich. „Nur schade, dass ich nicht Samus saudummes Gesicht sehen kann wenn du ihm das sagst“, bedauerte sie mit schwesterlicher Aufrichtigkeit. „Und merk dir jede Bemerkung von ihm, gegebenenfalls muss ich ihm dafür dann in seinen Arsch treten!“
Ein wenig später war Sanna fort und ich war alleine mit meinen Gedanken. Wie hatte das nur passieren können?, grübelte ich. Na, wie schon! Klar, wie es passiert war, aber weshalb? Nun, meine Schuld war es nicht, Samu hatte die Kondome besorgt und wenn er nichts getan hatte was die Zuverlässigkeit beinträchtigen konnte, dann war es einfach ein riesengroßes Pech. Selten, aber nicht auszuschließen.
Und nun wuchs also tatsächlich so ein kleiner Mensch in mir heran. Es würde nicht einfach werden so alles alleinerziehende Mutter, aber ich war mir sicher, dass Sanna Wort halten würde und Samus Familie für mich da wäre. Ebenso meine Familie wenn sie davon erfahren würde. Ich legte die Hand auf meinen Bauch. Egal wieso und weshalb, dieses Kind war entstanden, hatte allen Maßnahmen zum Trotz sein Leben durchgesetzt, also durfte auch ich nicht aufgeben.
Nervös wartete ich auf Samus Besuch.
Drrrrrrrr... Drrrrrrrr... Drrrrrr... Mister Ungeduld stand augenscheinlich vor der Tür.
„Hi Samu“, öffnete ich.
„Jo.“ Er schlüpfte herein, verpasste mir einen Kuss auf die Wange während er gleichzeitig seine Jacke auszog und die Schuhe von den Füßen trat.
„Magst du einen Kaffee?“
„Da fragst du noch? Natürlich.“ Samu folgte mir auf Socken in die Küche. „Was gibt es denn, dass du so eilig mit mir reden musst?“ Sein Hinterteil gegen die Tischplatte gedrückt auf der noch immer der Test lag, reichte ich ihm die große Kaffeetasse.
„Über das da“, deutete ich auf den Tisch. Da sich außer dem Teststäbchen nur eine Obstschüssel mit lediglich einem Apfel auf dem Tisch befand kam Samu zu dem Schluss, das es weder die Schüssel noch das Obststück war über das ich reden wollte.
„Das hier?“, griff seine Hand arglos nach dem Stäbchen, „einem Fieberterm... Das Wort blieb ihm im Hals stecken als er erkannte um was es sich wirklich handelte. Wie gelähmt saß er da, dann stellte er die Tasse ab. „Josefiina, bist du etwa schwanger?“
„Ja. Der Test ist von mir. Noch ganz frisch, sozusagen.“
„Du ... du willst mir sagen, dass du von mir schwanger bist?“
„Von wem sonst?“ Verwirrt strich er sich mit einer Hand durch sein Haar.
„Aber das kann nicht! Wir haben verhütet! Jo, das weißt du selbst doch ganz genau!“
„Und ich weiß auch ganz genau, dass ich außer mit dir mit niemandem diese Art Kontakt hatte die eine Schwangerschaft nach sich ziehen könnte!“, bellte ich ihn jetzt an. „Und bevor du da irgendwelche absurden Vermutungen anstellst: nein, ich habe nichts gemacht von dem du nichts weißt! Entweder warst du beim Umgang damit nicht vorsichtig genug, oder eines dieser Dinger war kaputt! Gerissen, porös, was weiß ich!“
Schluckend legte er das Stäbchen auf den Tisch zurück und setzte sich dann, die Augen fest auf mich gerichtet.
„Okay, du bist also schwanger. Was denkst du, wie soll es weitergehen? Was erwartest du von mir?“
Auch ich setzte mich.
„Zuerst einmal: ich werde das Kind behalten, egal wie schwierig es für mich wird. Von dir erwarte ich, dass ich zumindest Unterhalt für das Kleine bekomme und auch, dass du dich um dein Kind kümmerst. Im Gegenzug kannst du dein Leben so leben wie du es möchtest, beruflich und auch privat. Ich werde nicht an die große Glocke hängen, dass du der Vater bist, aber genau das erwarte ich auch von dir. Sollte es den Weg gehen der sich jetzt für dich andeutet, dann könnte die Band bekannt werden. Die Leute würden vielleicht irgendwann anfangen sich für euch und euer Leben zu interessieren und dann würden auch alles wissen wollen wie dein Kind aussieht, wie es heißt, wer die Mutter ist. Und genau das möchte ich für das Kleine und mich nicht, nämlich dass wir irgendwann ungewollt in den Mittelpunkt rücken und keine Ruhe mehr haben. Vielleicht übertreibe ich auch und es würde nie soweit kommen, aber ich will dieser Sicherheit. Du kannst tun und lassen was du willst Samu, aber zerre unser Kind nicht ins Licht der Öffentlichkeit! Es bleibt privat.
Samus Finger fuhren auf der Tischplatte herum. „ Das ist in Ordnung. Ich verspreche dir hiermit, dass unser Kind kein Thema wird, auch wenn ich dir natürlich nicht versprechen kann, dass es irgendwann nicht doch herauskommt. Aber ich werde tun was ich kann, um das zu vermeiden. Und natürlich werde ich mich um das Kind kümmern, nicht nur finanziell.“
„Danke, das bedeutet mir sehr viel.“ Samu zeichnete wieder unsichtbare Kreise auf dem Tisch.
„Es tut mir leid, dass ich dich in diese Lage gebracht habe. Mich natürlich auch, aber dich betrifft es eben stärker“, fuhr er fort.
„Ach Samu, dazu gehören immer zwei. Und wir haben ja auch versucht eine Schwangerschaft zu verhindern. Es ist nun mal nichts hundertprozentig sicher.“
„Außer dem Tod“, meinte Samu.
„Und dem Amen in der Kirche“, fügte ich hinzu, um keine gedrückte Stimmung aufkommen zu lassen. Wobei man natürlich auch nicht behaupten kann, dass die Stimmung gerade locker war.
Auf jeden Fall hatte Samu das gut aufgenommen, besser als ich es erwartet hatte.
In den folgenden Monaten ging es für die Band steil bergauf, Samu bekam ich kaum noch zu Gesicht, auch Sanna und seine Mutter beklagten sich schon darüber, dass er kaum noch Zeit hatte. Aber er dachte immer wieder daran sich nach meinem Befinden und dem des Kindes zu erkundigen. Ständig schickte er mir Sache für das Baby, Kuscheltierchen, aber auch Kleidung. Das Kleine hatte, obgleich noch nicht geboren, bereits eine größer Garderobe als ich.
Sanna fand eine Freundin die einen Kinderwagen abgeben würde wenn ich Interesse daran hätte und Samus Mutter strickte unermüdlich Babyjäckchen und Mützen. Sie freute sich sehr auf das neue Enkelkind, auch wenn sie es schade fand, dass aus Samu und mir nichts geworden war.
„Du bist bodenständig, so jemanden hätte er gebraucht“, hatte sie einmal zu mir gesagt. Keine Ahnung was Samu brauchte oder nicht, ich wusste nur, dass wir nicht füreinander bestimmt gewesen waren.
Für den Posten des Mr. Right One schien sich Alex zu bewerben, der mich nach Strich und Faden umgarnte und den ich an dieser Stelle erst einmal kurz vorstellen muss, obwohl er schon Erwähnung fand.
Alex heißt eigentlich Alexander, Alexander Ratamo, er ist der Kinderarzt von Kaisa und gleichzeitig mein Wohnungsnachbar. So richtig kennengelernt haben wir uns dadurch, dass ich, im vierten Monat schwanger, quasi vor meiner Wohnungstür schlapp gemacht habe. Gerade da, als Alex aus seiner Wohnung kam. Sofort kam der Arzt in ihm durch der sich um mich kümmerte. Ich erwähnte damals die Schwangerschaft und am Abend klingelte er an meiner Tür, um sich nach unserem Wohlbefinden zu erkundigen. Alex und ich verstanden uns sofort ausgezeichnet. Eins kam zum anderen, wir verbrachten viel Zeit miteinander und als ich im achten Monat war fragte er mich, ob ich seine Freundin werden möchte. Und ich sagte: „Ja.“
Von da an waren wir unzertrennlich.
Alex war wie Samu ein sehr aufgeschlossener Typ, allerdings nicht so rastlos, er hatte bereits seinen Platz im Leben gefunden. Nämlich den an unserer Seite, wie er gerne behauptete und dann liebevoll über meinen Babybauch streichelte.
Als es dann soweit war und die Wehen bei mir einsetzen fuhr Alex mich in die Klink und verständigte sofort Samu darüber, dass er im Begriff stand Vater zu werden. Und tatsächlich nahm sich Samu die Zeit, um bei der Geburt dabei sein zu können. – Ebenso wie Alex. Ein typischer Fall von einem Baby und zwei Vätern!
Die Beiden wechselten sich etwas ab, denn die Geburt dauerte beinahe zehn Stunden, aber in der entscheidenden Phase waren sie beide an meiner Seite. Samu überließ es Alex die Nabelschnur zu durchtrennen, Alex revanchierte sich, indem Samu das Baby zuerst im Arm halten durfte. Seinen Sohn.
Lias hatte in kürzester Zeit alle Herzen erobert die es in seiner kleinen Welt zu erobern gab. Da Alex und Samu sich sehr gut verstanden gab es auch keine Probleme wenn es um Lias ging. Samu akzeptierte, dass Alex mehr Vater war als er und Lias wuchs mit zwei Papas, nämlich mit Papa und Papa Samu auf.
Wie es weiterging? Nun, die Band in der Samu Sänger war schafft den großen Durchbruch und für Samu begann ein Leben wie im Rausch. Ich freute mich für ihn, schließlich war es genau das wofür er gekämpft hatte. Samu war sehr viel unterwegs, trotzdem hielt er sein Versprechen und vergaß nie dass er einen Sohn hatte.
Als Lias 1 ½ Jahre alt war heiraten Alex und ich. Wir kauften uns ein Haus etwas außerhalb von Helsinki und ein Jahr später bekam Lias ein Schwesterchen, Lenja.
Da Samu und ich uns versprochen hatten, dass er bei meinem, beziehungsweise ich bei seinem Kind Pate werden würde, wurde Samu nun also Patenonkel von Lenja.
Ich selbst warte noch immer auf mein finnisches Patenkind. Aber vielleicht klappt es ja irgendwann, dann, wenn auch Samu the right one gefunden hat.
***ENDE DER STORY***
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Danke für alle Reviews, Favos und Sternchen die ihr gegeben habt!
Wie immer freue ich mich auch nachträglich über Kommentare und Leseempfehlungen.
Und wenn ich meine Motivation wiedergefunden habe wäre es schön euch erneut als Leser begrüßen zu dürfen.
Bis hoffentlich bald.
Cat(weazle)
Nein, ich habe euch und das Bonus-Kapitel nicht vergessen!
Derzeit läuft es einfach nicht, Schreibblockade, oder so. Trotzdem hoffe ich, dass euch das (etwas längere)Kapitel gefallen wird.
Vielen Dank an die Reviewer des letzten Kapitels, an Miwi, JayJillsKleineWelt, Schattenleser, Kylja, Bella-2017, Dani Leseratte und shootingstar.
Aber genug der Worte.
Gute Unterhaltung.
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Bonus: Was denkst du, wie soll es weitergehen?
Das alles ist nun zehn Jahre her und natürlich ist die Zeit nicht stehengeblieben, es ist viel passiert, aber der Reihe nach.
Schon zwei Wochen nachdem ich wieder in Deutschland war zog ich nach Finnland um. Da ich ja noch bei meinen Eltern lebte hatte ich nichts aufzulösen, ich muss lediglich meinen Koffer packen und meinen Job kündigen. Meine Chefin war – tja, ich will nicht sagen froh – aber doch recht erleichtert, dass ich kündigen wollte denn sie hatte beschlossen ihren Laden zum Jahresende aufzugeben. Eine Kündigung hätte mir so oder so ins Haus gestanden. Ich nahem also meinen Resturlaub und konnte schon bald erneut Richtung Finnland fliegen. Sanna hatte drauf bestanden dass ich zumindest die ersten Tage bei ihr wohne, schließlich hatte ich noch keine Möbel, nicht mal ein Bett. Ich zog also zusammen mit Sanna los, kaufte Bett, Schrank eine Wohnwand und jede Menge Kleinkram. Die Küche die in der Wohnung war fand ich zwar nicht nicht besonders scghön, aber fürs erste würde das reichen müssen, denn nach dem Kauf des Kühlschranks der unbedingt notwendig war, war mein Konto so gut wie leer.
Samu hatte ich in dieser Zeit nur zweimal gesehen und auch das nur ganz kurz. Wir hatten uns in die Arme genommen und Samu hatte mir versichert, dass wir wieder mehr Zeit miteinander verbringen würden wenn es ihm möglich wäre, was aber derzeit nicht der Fall war. Samu hatte behauptet jemanden gefunden zu haben der helfen konnte seinen musikalischen Traum wahr werden zu lassen. Zuerst hatte ich gedacht es sei eine Ausrede, nur um einem Vier-Augen-Zusammentreffen mit mir aus dem Weg gehen wollte, immerhin hatten wir uns bisher nur dann gesehen wenn auch andere dabei gewesen waren, Sanna jedoch versicherte mir, dass es da tatsächlich jemanden gab der an die Band glaubt und dafür sogar bereit gewesen war, sein Haus als Sicherheit zu bieten.
Für Samu schien es also tatsächlich in die Richtung zu gehen die er sich wünschte. Ein wenig traurig war ich schon, dass er keine Zeit mehr fand, wenn auch nur für eine Viertelstunde. Aber immerhin telefonierten wir dann und wann miteinander, wobei er mir immer wieder voller Begeisterung davon vorschwärmte wie großartig doch alles lief und er so happy sei wie nie zuvor. Genau das hatte ich ja für ihn gewollt und wenn ich jetzt sah wie glücklich er war, so wusste ich, dass unsere Entscheidung richtig gewesen waren.
Meine ersten Wochen in Finnland waren mit so vielen Dingen ausgefüllt gewesen, dass mir erst nach mehreren Wochen und einer morgendlichen Übelkeitsattacke bewusst wurde, dass ich eventuell schwanger war.
Eigentlich konnte es nicht sein, Samu und ich hatten die beiden Male in denen wir intim geworden waren schließlich verhütet, aber anderseits ... sicher war nur der Tod.
Na, das hätte mir gerade noch gefehlt! So gut wie nichts auf dem Konto, gerade erst einen neuen Job angefangen und dann schwanger von einem Kerl der nur die Musik im Kopf hatte und der auch gar nicht zu mir passte.
Auf jeden Fall musste ich Gewissheit haben. Also ging ich in die Apotheke, um einen Test zu besorgen. Ausgerechnet da kam Sanna in die Apotheke und bekam mit was ich da kaufte. Mit großen Augen sah sie mich an.
„Samu?“, flüsterte sie mir leise zu.
„Wenn, dann er, ja.“ Ich bezahlte steckte den Test ein.
„Was wirst du machen?“, fragte mich Sanna.
„Was schon? Den Test.“ Sie rollte mit den Augen.
„Und was, wenn er positiv ist?“ Ratlos zuckte ich mit den Schultern.
„Ich weiß nicht. Auf jeden Fall würde ich das Baby behalten, etwas anderes käme nicht in Frage.“
„Und Samu?“
„Nichts“, schüttelte ich den Kopf. „Mir ist klar, dass ich ihm das dann sagen muss, aber wir werden deshalb sicherlich keine Familie werden. Er wollte den Weg gehen der er jetzt eingeschlagen hat, also soll er ihn auch weiter gehen, ohne Rücksicht auf das Kind oder mich. Wäre zwar schön wenn er sich dann drum kümmert und nicht nur zahlt, aber er soll sich deshalb nicht zu etwas gezwungen sehen was er nicht will. Und was ich übrigens auch nicht will. Aber bevor ich mir den Kopf zerbreche gehe ich nach jetzt nach Hause und verschaffe mir die Gewissheit.“
„Darf ich mit? Bitte!“, drängelte Sanna. „Immerhin könnte es sein, dass ich bald Tante werde.“
„Klar, komm mit.“ Insgeheim war ich froh darüber, dass ich nun nicht alleine war, besonders dann, wenn das Ergebnis tatsächlich positiv ausfallen würde.
Als wir in meiner Wohnung waren stellte ich uns einen Kaffee an. Jetzt, wo wir alleine waren und uns keine anderen Leute hören konnten, forschte Sanna sofort weiter.
„Warum habt ihr denn keine Schutzmaßnahmen ergriffen? So dumm kann mein Bruder doch eigentlich nicht sein, wenn er keinen Nachwuchs will.“
„So dumm war er auch nicht“, gab ich zurück und drückte auf den Knopf der Maschine nachdem ich Wasser eingefüllt hatte.
Sanna riss ihre blauen Augen auf. „Du hast Samu doch nicht etwa hintergangen?“
Natürlich nicht! Was denkst du denn von mir! Glaubst du etwa, ich wollt ihm ein Kind abluchsen, weil ich dachte, dann bekomme ich auch ihn? Nein Sanna, ganz bestimmt nicht! Und ganz ehrlich, es trifft mich, dass du so von mir denkst!“ Sanna biss sich auf die Unterlippe.
„Entschuldige Jo, du hast ja Recht. Es ist einfach nur ziemlich ungewöhnlich, dass trotz Vorsichtsmaßnahme etwas passiert.“
„Abwarten, noch ist es gar nicht sicher. Ich muss erst den Test machen.“
„Dann mach ihn. Du scheinst ja sowieso so durcheinander zu sein, dass du vergisst Kaffeepulver einzufüllen.“ Mein Blick wanderte zu der Kaffeemaschine bei der gerade heißes Wasser in die Glaskanne lief.
„Shit!“
„Lass, ich mach das! Und du gehst ins Bad. Ab mit dir!“, forderte sie. Aus meiner Handtasche nahm ich den Test und verschwand im Bad. Drei Minuten, dann würde ich wissen, ob ich ... Die Aufregung nahm mir beinahe die Luft zu atmen.
Noch vor Ablauf der Zeit ging ich samt Teststäbchen zu Sanna in die Küche. „Wir müssen noch etwas warten“, erklärte ich und legte den Test auf den Tisch.
„Gut, dann schauen wir solange aus den Fenster, einverstanden?“
Ich nickte. Mit unseren Kaffeetassen standen wir an meinem Küchenfenster, beobachteten das Treiben auf der Straße. Dann hatten wir ausgetrunken.
„Willst du nicht nachsehen?“, erkundigte sich Sanna. „Es sind bereits zehn Minuten um.“
„Ich will nicht“, murmelte ich.
„Soll ich?“
„Ja, bitte. Aber rede nicht drum herum. Sag einfach: schwanger oder nicht schwanger. Bevorzugter Weise bitte Letzteres, aber nur wenn es auch so ist.“
„Okay.“ Sanna streichelte meine Schulter. Ich starrte weiterhin aus dem Fenster, hörte aber ihre Schritte. Erst zum Tisch hin, dann war Ruhe, dann wieder die Schritte zurück zu mir. Ihre Hand auf meiner Schulter. „Jo ... Schwanger. Du bist tatsächlich schwanger.“
Nein, eine Überraschung war es nicht, trotzdem ging ein gewaltiger Ruck durch mich. Dann drehte ich mich zu ihr, schaute auf das Teststäbchen das sie mir in die Hand drückte und das ihre Worte bestätigte. Sanna zog mich in ihre Arme. „Glückwunsch Jo, ein Baby ist was wunderbares, auch wenn die Umstände bei dir nicht so günstig sind. Aber das schaffen wir. Du weißt, dass wir alle für dich da sein werden, die ganze Familie, das verspreche ich dir.“
„Nur Samu nicht“, gab ich leise zurück.
„Doch, auch er. Mama würde ihm sonst die Ohren bis Ankara langziehen! Natürlich weiß ich nicht in wie weit er ...“ begann Sanna.
„Lass gut sein. Das ist eine Sache zwischen Samu und mir die wir regeln müssen. Allerdings müsste er es dazu erst einmal wissen.“
„Ruf ihn an, sag ihm, dass es ganz dringend ist. Notfalls sagst du, dass es um deine Gesundheit geht, was ja nicht mal gelogen wäre. Du wirst sehen, Samu wird sich die Zeit nehmen“, machte sie mir Mut.
„In Ordnung, ich werde ihn später anrufen. Gut, dass ich heute frei habe, ich muss mir ja auch überlegen wie es weitergehen soll, wenn meine Chefin mich nicht behält“, seufzte ich.
„Hi, du bist hier in Finnland. Hier wird viel für Frauen getan damit es auch beruflich weitergeht, glaub mir. Allerdings halte ich nichts davon, dass du Samu später anrufen willst. Mach es jetzt. Sofort. Wo ist dein Handy?“
„Handtasche.“
„Dann bin ich mal so frei, einverstanden?“ Sie griff in meine Handtasche die auf dem Küchenstuhl stand und förderte das Gerät zutage. „Bitte!“
Ich suchte den Kontakt heraus, tippte ihn an. Es dauerte ein wenig, dann meldete er sich.
„Jo, was für eine Überraschung. Du, ich habe heute nicht so viel Zeit, ruf mich doch in einer halben Stunde dann, dann können wir ein wenig plaudern. Oder auch ein wenig mehr, eine Stunde habe ich dann Zeit bevor ich ...“
„Samu“, unterbrach ich seinen Redeschwall, „ich muss mit dir reden. Persönlich.“
„Du meinst, Auge in Auge?“
„Genau das.“
„Jo, das ist schlecht, wie gesagt, ich habe nur eine Stunde und wenn ich erst zu dir ...“
„Das ist mir egal! Es ist wichtig!“
„Sag mir doch jetzt ...“
„Nein! Du wirst verstehen, dass man manche Sachen nicht am Telefon sagen kann. Es ist auch in deinem Interesse.“ Ich hörte Samu seufzen.
„Also gut, dann bin ich so ein etwa einer Dreiviertelstunde bei dir. Bist du sauer auf mich, weil ich kaum Zeit für dich habe? Jo, du weißt doch wie wichtig mir das hier ist. Wir können doch auch Freunde sein ohne uns andauernd zu sehen. Ich habe gedacht das sei dir klar nachdem wir uns entschlossen haben jeder sein eigenes Ding zu machen.“
„Das werden wir auch, trotzdem bitte ich dich darum. Oder ist eine halbe Stunde Zeit für mich wirklich zu viel verlangt?“ Es entstand ein kurzes Schweigen.
„Natürlich nicht. Also dann bis später.“
„Ja. Danke Samu.“ Tief durchatmend legte ich auf.
„Samu kommt in etwa einer Dreiviertelstunde vorbei“, teilte ich Sanna mit. „Ich glaube er ahnt nicht das Geringste. Er ist so sehr mit seiner Karriere beschäftigt, dass ...“ Heftig schluckte ich. „Aber immerhin habe ich ihn überreden können. Mal sehen, was er dazu sagt und was dann passiert.“
„Ruf mich auf jeden Fall an sobald du mit ihm gesprochen hast. Wenn nötig komme ich dann auch vorbei, auch wenn ich dann Kaisa mitbringen müsste. Mama passt gerade auf sie auf und sie muss nachher noch weg. Doch wie gesagt, egal was Samu dazu sagt, wir halten zu dir.“ Wieder zog Sanna mich an sich. „Nur schade, dass ich nicht Samus saudummes Gesicht sehen kann wenn du ihm das sagst“, bedauerte sie mit schwesterlicher Aufrichtigkeit. „Und merk dir jede Bemerkung von ihm, gegebenenfalls muss ich ihm dafür dann in seinen Arsch treten!“
Ein wenig später war Sanna fort und ich war alleine mit meinen Gedanken. Wie hatte das nur passieren können?, grübelte ich. Na, wie schon! Klar, wie es passiert war, aber weshalb? Nun, meine Schuld war es nicht, Samu hatte die Kondome besorgt und wenn er nichts getan hatte was die Zuverlässigkeit beinträchtigen konnte, dann war es einfach ein riesengroßes Pech. Selten, aber nicht auszuschließen.
Und nun wuchs also tatsächlich so ein kleiner Mensch in mir heran. Es würde nicht einfach werden so alles alleinerziehende Mutter, aber ich war mir sicher, dass Sanna Wort halten würde und Samus Familie für mich da wäre. Ebenso meine Familie wenn sie davon erfahren würde. Ich legte die Hand auf meinen Bauch. Egal wieso und weshalb, dieses Kind war entstanden, hatte allen Maßnahmen zum Trotz sein Leben durchgesetzt, also durfte auch ich nicht aufgeben.
Nervös wartete ich auf Samus Besuch.
Drrrrrrrr... Drrrrrrrr... Drrrrrr... Mister Ungeduld stand augenscheinlich vor der Tür.
„Hi Samu“, öffnete ich.
„Jo.“ Er schlüpfte herein, verpasste mir einen Kuss auf die Wange während er gleichzeitig seine Jacke auszog und die Schuhe von den Füßen trat.
„Magst du einen Kaffee?“
„Da fragst du noch? Natürlich.“ Samu folgte mir auf Socken in die Küche. „Was gibt es denn, dass du so eilig mit mir reden musst?“ Sein Hinterteil gegen die Tischplatte gedrückt auf der noch immer der Test lag, reichte ich ihm die große Kaffeetasse.
„Über das da“, deutete ich auf den Tisch. Da sich außer dem Teststäbchen nur eine Obstschüssel mit lediglich einem Apfel auf dem Tisch befand kam Samu zu dem Schluss, das es weder die Schüssel noch das Obststück war über das ich reden wollte.
„Das hier?“, griff seine Hand arglos nach dem Stäbchen, „einem Fieberterm... Das Wort blieb ihm im Hals stecken als er erkannte um was es sich wirklich handelte. Wie gelähmt saß er da, dann stellte er die Tasse ab. „Josefiina, bist du etwa schwanger?“
„Ja. Der Test ist von mir. Noch ganz frisch, sozusagen.“
„Du ... du willst mir sagen, dass du von mir schwanger bist?“
„Von wem sonst?“ Verwirrt strich er sich mit einer Hand durch sein Haar.
„Aber das kann nicht! Wir haben verhütet! Jo, das weißt du selbst doch ganz genau!“
„Und ich weiß auch ganz genau, dass ich außer mit dir mit niemandem diese Art Kontakt hatte die eine Schwangerschaft nach sich ziehen könnte!“, bellte ich ihn jetzt an. „Und bevor du da irgendwelche absurden Vermutungen anstellst: nein, ich habe nichts gemacht von dem du nichts weißt! Entweder warst du beim Umgang damit nicht vorsichtig genug, oder eines dieser Dinger war kaputt! Gerissen, porös, was weiß ich!“
Schluckend legte er das Stäbchen auf den Tisch zurück und setzte sich dann, die Augen fest auf mich gerichtet.
„Okay, du bist also schwanger. Was denkst du, wie soll es weitergehen? Was erwartest du von mir?“
Auch ich setzte mich.
„Zuerst einmal: ich werde das Kind behalten, egal wie schwierig es für mich wird. Von dir erwarte ich, dass ich zumindest Unterhalt für das Kleine bekomme und auch, dass du dich um dein Kind kümmerst. Im Gegenzug kannst du dein Leben so leben wie du es möchtest, beruflich und auch privat. Ich werde nicht an die große Glocke hängen, dass du der Vater bist, aber genau das erwarte ich auch von dir. Sollte es den Weg gehen der sich jetzt für dich andeutet, dann könnte die Band bekannt werden. Die Leute würden vielleicht irgendwann anfangen sich für euch und euer Leben zu interessieren und dann würden auch alles wissen wollen wie dein Kind aussieht, wie es heißt, wer die Mutter ist. Und genau das möchte ich für das Kleine und mich nicht, nämlich dass wir irgendwann ungewollt in den Mittelpunkt rücken und keine Ruhe mehr haben. Vielleicht übertreibe ich auch und es würde nie soweit kommen, aber ich will dieser Sicherheit. Du kannst tun und lassen was du willst Samu, aber zerre unser Kind nicht ins Licht der Öffentlichkeit! Es bleibt privat.
Samus Finger fuhren auf der Tischplatte herum. „ Das ist in Ordnung. Ich verspreche dir hiermit, dass unser Kind kein Thema wird, auch wenn ich dir natürlich nicht versprechen kann, dass es irgendwann nicht doch herauskommt. Aber ich werde tun was ich kann, um das zu vermeiden. Und natürlich werde ich mich um das Kind kümmern, nicht nur finanziell.“
„Danke, das bedeutet mir sehr viel.“ Samu zeichnete wieder unsichtbare Kreise auf dem Tisch.
„Es tut mir leid, dass ich dich in diese Lage gebracht habe. Mich natürlich auch, aber dich betrifft es eben stärker“, fuhr er fort.
„Ach Samu, dazu gehören immer zwei. Und wir haben ja auch versucht eine Schwangerschaft zu verhindern. Es ist nun mal nichts hundertprozentig sicher.“
„Außer dem Tod“, meinte Samu.
„Und dem Amen in der Kirche“, fügte ich hinzu, um keine gedrückte Stimmung aufkommen zu lassen. Wobei man natürlich auch nicht behaupten kann, dass die Stimmung gerade locker war.
Auf jeden Fall hatte Samu das gut aufgenommen, besser als ich es erwartet hatte.
In den folgenden Monaten ging es für die Band steil bergauf, Samu bekam ich kaum noch zu Gesicht, auch Sanna und seine Mutter beklagten sich schon darüber, dass er kaum noch Zeit hatte. Aber er dachte immer wieder daran sich nach meinem Befinden und dem des Kindes zu erkundigen. Ständig schickte er mir Sache für das Baby, Kuscheltierchen, aber auch Kleidung. Das Kleine hatte, obgleich noch nicht geboren, bereits eine größer Garderobe als ich.
Sanna fand eine Freundin die einen Kinderwagen abgeben würde wenn ich Interesse daran hätte und Samus Mutter strickte unermüdlich Babyjäckchen und Mützen. Sie freute sich sehr auf das neue Enkelkind, auch wenn sie es schade fand, dass aus Samu und mir nichts geworden war.
„Du bist bodenständig, so jemanden hätte er gebraucht“, hatte sie einmal zu mir gesagt. Keine Ahnung was Samu brauchte oder nicht, ich wusste nur, dass wir nicht füreinander bestimmt gewesen waren.
Für den Posten des Mr. Right One schien sich Alex zu bewerben, der mich nach Strich und Faden umgarnte und den ich an dieser Stelle erst einmal kurz vorstellen muss, obwohl er schon Erwähnung fand.
Alex heißt eigentlich Alexander, Alexander Ratamo, er ist der Kinderarzt von Kaisa und gleichzeitig mein Wohnungsnachbar. So richtig kennengelernt haben wir uns dadurch, dass ich, im vierten Monat schwanger, quasi vor meiner Wohnungstür schlapp gemacht habe. Gerade da, als Alex aus seiner Wohnung kam. Sofort kam der Arzt in ihm durch der sich um mich kümmerte. Ich erwähnte damals die Schwangerschaft und am Abend klingelte er an meiner Tür, um sich nach unserem Wohlbefinden zu erkundigen. Alex und ich verstanden uns sofort ausgezeichnet. Eins kam zum anderen, wir verbrachten viel Zeit miteinander und als ich im achten Monat war fragte er mich, ob ich seine Freundin werden möchte. Und ich sagte: „Ja.“
Von da an waren wir unzertrennlich.
Alex war wie Samu ein sehr aufgeschlossener Typ, allerdings nicht so rastlos, er hatte bereits seinen Platz im Leben gefunden. Nämlich den an unserer Seite, wie er gerne behauptete und dann liebevoll über meinen Babybauch streichelte.
Als es dann soweit war und die Wehen bei mir einsetzen fuhr Alex mich in die Klink und verständigte sofort Samu darüber, dass er im Begriff stand Vater zu werden. Und tatsächlich nahm sich Samu die Zeit, um bei der Geburt dabei sein zu können. – Ebenso wie Alex. Ein typischer Fall von einem Baby und zwei Vätern!
Die Beiden wechselten sich etwas ab, denn die Geburt dauerte beinahe zehn Stunden, aber in der entscheidenden Phase waren sie beide an meiner Seite. Samu überließ es Alex die Nabelschnur zu durchtrennen, Alex revanchierte sich, indem Samu das Baby zuerst im Arm halten durfte. Seinen Sohn.
Lias hatte in kürzester Zeit alle Herzen erobert die es in seiner kleinen Welt zu erobern gab. Da Alex und Samu sich sehr gut verstanden gab es auch keine Probleme wenn es um Lias ging. Samu akzeptierte, dass Alex mehr Vater war als er und Lias wuchs mit zwei Papas, nämlich mit Papa und Papa Samu auf.
Wie es weiterging? Nun, die Band in der Samu Sänger war schafft den großen Durchbruch und für Samu begann ein Leben wie im Rausch. Ich freute mich für ihn, schließlich war es genau das wofür er gekämpft hatte. Samu war sehr viel unterwegs, trotzdem hielt er sein Versprechen und vergaß nie dass er einen Sohn hatte.
Als Lias 1 ½ Jahre alt war heiraten Alex und ich. Wir kauften uns ein Haus etwas außerhalb von Helsinki und ein Jahr später bekam Lias ein Schwesterchen, Lenja.
Da Samu und ich uns versprochen hatten, dass er bei meinem, beziehungsweise ich bei seinem Kind Pate werden würde, wurde Samu nun also Patenonkel von Lenja.
Ich selbst warte noch immer auf mein finnisches Patenkind. Aber vielleicht klappt es ja irgendwann, dann, wenn auch Samu the right one gefunden hat.
***ENDE DER STORY***
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Danke für alle Reviews, Favos und Sternchen die ihr gegeben habt!
Wie immer freue ich mich auch nachträglich über Kommentare und Leseempfehlungen.
Und wenn ich meine Motivation wiedergefunden habe wäre es schön euch erneut als Leser begrüßen zu dürfen.
Bis hoffentlich bald.
Cat(weazle)