Fremdwelt Chaos
von Lana Quinn
Kurzbeschreibung
Elias scheitert bei dem Versuch, seinen Bruder aufzuhalten und bezahlt es mit seinem Leben. Als er seine Augen wieder öffnet, findet er sich in einer fremden Welt wieder. Die beiden Freundinnen Blossom und Alexa nehmen ihn bei sich auf und helfen ihm, sich in der Welt zurechtzufinden. Die Suche nach dem Portal in die Anderswelt stellt sich als schwieriger als gedacht heraus und mit ist Chaos verbunden.
GeschichteHumor, Liebesgeschichte / P16 / Mix
Zauberer & Hexen
16.02.2021
14.07.2021
2
4.853
14
14.07.2021
3.045
Gelangweilt klappte Blossom ihr Buch über die Bewohner des Great Barrier Reef zu und legte es auf die Arbeitsfläche vor sich. Warum konnten die Leute nicht einfach die Schilder neben den Becken lesen? Warum mussten die Besucher sie, die nichts von Meeresfischen wusste, dazu löchern? Als sie den Job als Meerjungfrau angenommen hatte, war ihr von niemanden gesagt worden, dass sich mit den Bewohnern des Ozeans auskennen musste. Irgendwie hatte sie gedacht, dass alles einfacher wäre. Den ganzen Tag auf einen Stein im Becken in der Sonne entspannen und den Kindern nett winken, so hatte sie sich den Job vorgestellt.
Blossom nahm ihr Smartphone zur Hand. Desinteressiert scrollte sie durch Instagram. Sie musste schmunzeln. Immer diese Neider, die versuchten, sie zu kopieren.
Einige wollten sein wie sie, doch keiner konnte ihr das Wasser reichen. Bald würde sie sich eine Co-Merrjungfrauendarstellerin suchen müssen, doch wenn sie sich die Bewerber auf Instagram ansah, grauste sie es ihr davor.
Ein Geräusch, ein Stöhnen, ließ sie zusammenzucken. Blossom sah von ihrem Handy auf und zu dem Fremden, der auf ihrem Sofa lag. Ihr drängte sich die Frage auf, ob es nicht schlauer gewesen wäre, ihn ins Krankenhaus zu bringen. Das hätte aber Fragen aufgeworfen, die sie nicht beantworten konnte.
Sie stand auf, umrundete die Kücheninsel und ging auf den Fremden zu. Sie musste sich vergewissern, dass er noch lebte. Eine Leiche verschwinden zu lassen, besonders bei seiner Größe, könnte alles andere als einfach werden.
Blossom blieb vor dem Sofa stehen, stemmte ihre Hände in die Hüfte und ließ ihren Blick über seinen Körper gleiten. Für einen Penner war er eindeutig zu hübsch, gepflegt und gut gebaut. Seine blasse Haut war von Narben übersät. Zudem hatte er merkwürdige Tätowierungen. Die Symbole erinnerten Blossom an Runen. Sie fragte sich welche Bedeutung sie wohl haben mochten. Sie zog eine Schnute. Wenn er ein Gangmitglied war, hatte sie wahrscheinlich ziemliche Probleme.
Er war ja ganz süß. Aber die Süßen waren meistens auch die Arschlöcher, dachte sie. Vorsichtig stupste sie ihn mit dem Fuß gegen seinen Oberschenkel.
Der Fremde schlug seine Augen auf. Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Erschrocken ging sie einen Schritt zurück und stieß gegen einen Barhocker, der polternd zu Boden fiel.
Der Fremde rieb sich über sein Gesicht, eher er sich aufsetzte. Verwirrt sah er sich im Raum um. „Bin ich tot?“
Blossom runzelte die Stirn. „Nein? Du bist gestern in mich reingestolpert und ähm … Ja … jetzt bist zu hier.“ Verlegen zupfte sie am Ärmel ihres Cardigans. In Blossom breitete sich ein Gefühl von Erleichterung aus. Wenn er sich nicht erinnerte, gab es auch keine Anzeige wegen Körperverletzung.
„Bist du ein Künstler vom Festival? Dein Outfit ist ziemlich abgespaced, als wärst du aus Game of Thrones oder so.“
Der Fremde griff sich an den Kopf. An seinem Gesichtsausdruck konnte Blossom erkennen, wie durcheinander er war. „Game of was?“ Blossom zog die Augenbraue hoch. „Game of Thrones. Die TV-Serie von HBO, die bekannteste Serie der Welt? OMG, du hast die Serie nie gesehen, oder?“
Der Fremde brummte und kniff seine Augen zusammen. Sein Blick wanderte durch das Wohnzimmer. „Bin ich im Feenreich? Hier ist alles so hell und andersartig. Solche Möbel habe ich noch nie gesehen …“ Er brach den Satz ab.
Blossom schmunzelte. Dieses Spiel spielen wir, dachte sie sich. Schwungvoll warf sie ihr pinkes Haar zurück. „Wow, du kennst mich nicht? Ich bin Blossom, Tochter von Poseidon, die Meerjungfrau von San Francisco, und lebe im Aquarium of the Bay.“ Blossom drehte sich einmal um sich selbst. „Du befindest dich in meinem Königreich.“ Sie zeigte auf den Fremden. „Wer bist du?“
Der Fremde nickte. „Ich bin Elias, Prinz von Wassersonne, aus den Nachtlanden, aus dem Geschlecht der Hexen, Kind von Chaos und komme aus dem nördlichsten Reich.“ Er rieb sich mit seiner Hand über den Nacken. „Was ist passiert? Warum bin ich bei einer Meerjungfrau?“
Blossom ließ sich neben Elias auf dem Sofa nieder und schlug die Beine übereinander. „Ich musste wegen des Künstlerfestivals länger arbeiten und bin in den Wolkenbruch gekommen. Es hat schlagartig angefangen, obwohl kein Regen gemeldet war. Na ja, whatever. Ich habe mich beeilt, heimzukommen, und dann bist du auf einmal hinter ein paar Büschen aufgetaucht. Du hast mich voll gecrasht.“ Blossom drehte ihren Kopf zu Elias und sah ihn mahnend an. „Das ist nicht cool, Künstlerrolle hin oder her. Elias, du hast mich echt erschreckt. Ich dachte, du bist ein Perversling oder ein Verrückter! Es tut mir auch voll leid, dass ich dich mit dem Pfefferspray attackiert habe und dir in die Eier getreten habe, aber das war Notwehr. Ich habe zu spät geschaltet, dass du ein Kostüm trägst. Na ja, als du dann am Boden lagst, hat mich das schlechte Gewissen gepackt. Ich wollte dich auch nicht im Regen liegen lassen, als ich geschnallt habe, dass du eigentlich ein friedlicher Dude bist und wahrscheinlich einen Shot zu viel hattest. Deswegen habe ich dich mit heimgenommen und versorgt. Dein ganzes Kunstblut hatte mich auch etwas beunruhigt.“ Blossom stupste Elias mit dem Ellenbogen an. „Wir Künstler müssen schließlich zusammenhalten. Abgesehen davon, hatte ich echt keinen Nerv mehr für Drama am Krankenhausempfang. Die hatten gestern schon genug zu tun. Während des Unwetters hat es echt ein paar Mal böse gekracht, aber, wenn du willst, können wir immer noch ins Krankenhaus. Na ja, long Story Short: Es tut mir leid, Herr Elias von Wasser irgendwas.“
Elias rieb sich mit den Zeigefingern über die Schläfe. „Welches Unwetter?“
Blossom stand augenrollend auf und ging hinter die Küchentheke. „Das von heute Nacht. Oh Mann, du bist immer noch nicht nüchtern, oder? Erzähl mal, was ist das Letzte, woran du dich erinnern kannst?“ Blossom füllte Wasser in ein Glas und warf eine Aspirin hinein.
„Ich weiß es nicht. Alles liegt hinter einem dicken Nebel.“ Elias sah konzentriert auf den Boden. „Ich war in Mitternachtssonne und beabsichtigte, meinen Bruder aufzuhalten. Doch ich wurde erstochen … Dann war ich in einer Drachengestalt mit einer Gruppe verrückter Elben, Nomas und Tiergeister in einer zerstörten Welt unterwegs. Plötzlich hat mich ein helles Licht umgeben und eine panische Stimme hat mich angeschrien.“ Blossom lauschte der Erzählung und hielt ihm das Glas entgegen, als er aufsah. Elias nahm das Glas und trank einen großen Schluck.
„Dude, du bist alles aber nicht tot. Du hast gestern den falschen Stoff genommen, einen Badtrip gehabt und die, die geschrien hat, war ich. Lass in Zukunft die Finger von Drogen, wenn du es nicht verträgst. Das ist böses Zeug.“
Elias stellte stirnrunzelnd das Glas auf dem Beistelltisch ab. „Wo ist meine Kleidung?“ Er sah an seinem nackten Oberkörper hinab.
„Dein Kostüm? Das liegt im Bad. Dein Hemd ist mit echt viel Kunstblut verschmutzt. Beutel, Schwert, Schmuck und dein Kleinkram liegen am Tisch.“ Blossom deutete über ihre Schulter.
„Sag mal, du schaust ziemlich zerstört aus. Welche Art von Künstler bist du? Die Masse an Naben kann nicht echt sein, und für Fakenarben sind sie verdammt gut.“
„Vom Kämpfen.“
„Okey ich verstehe. Du bist ein Showschwertkämpfer. Dein Schwert war echt schwer für eine Attrappe. Ich wusste gar nicht, dass ihr Mittelalterfreaks so viel Wert darauf legt.“
Elias schüttelte seinen Kopf. „Mittel...was... Ein Showkämpfer?“ Elias fing das Lachen an. „Nein, ich kämpfe gegen Monster, die mein Königreich bedrohen.“
Blossom musste schmunzeln. Elias schien seine Rolle ernstzunehmend. Für ihren Geschmack zu ernst. „Und gegen welche Monster hast du gekämpft?“
Elias räusperte sich. „Alles Mögliche: Drachen, Einhörner, Elben, Werwölfe und was in den Nachtlanden lebt. Ich muss schließlich mein Volk beschützen.“
Blossom sah Elias besorgt an. Er schien sich stärker als gedacht den Kopf am Türstock angeschlagen zu haben. Blossom drückte ihre Lippen aufeinander und überlegte kurz. Sie wusste, was sie jetzt tun würde, würde sie später bereuen.
„Alexa?“ Blossom horchte und wiederholte sich nach einem Moment der Stille. „Alexa?“ Stille. Ungeduldig trommelte sie mit ihren Fingern auf ihrem Oberschenkel. Langsam wurde sie ungeduldig, nie hörte diese Frau. „Aleeexaaaaaa!“, schrie sie nun fast.
Ein Poltern war in der Wohnung zu hören und eine Tür ging auf. „WAS?“, gab Alexa genervt von sich. Blossom wusste, dass man es nicht überlebt, Alexa zu wecken, aber das hier war ein Notfall. Blossom sprang vom Sofa auf und eilte zu Alexa, die mit einem verschlafenen Gesichtsausdruck in die Wohnküche kam. Ihr braunes Haar war zu einem Dutt gebunden, der einem Vogelnest glich.
„Oh, dein Besuch ist immer noch da“, gab Alexa wenig begeistert von sich. Alexa musterte Elias, der auf dem Sofa saß, ausgiebig.
Blossom nickte und rieb sich über den Oberarm. „Ja, das ist Elias und er scheint verwirrt zu sein. Kannst du ihn dir mal anschauen? Ich glaub, er hat eine Gehirnerschütterung oder so.“
Alexa rollte genervt mit den Augen. „Ich bin kein Arzt, ich bin nur eine Schwester. Außerdem habe ich dir gestern bereits gesagt, dass du mit ihm ins Krankenhaus sollst. Bin ich die Wohlfahrt?“ Alexa sah kurz zwischen Elias und Blossom, die sie mit großen Augen ansah, hin und her. „Na gut, ich habe ohnehin keine andere Wahl.“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in ihr Zimmer. Blossom war froh, dass Alexa, wenn es um das Leben von Menschen ging, einfach nicht Nein sagen konnte.
Wenige Augenblicke später kam sie mit einer Taschenlampe und einem Stift zurück. „Dann schauen wir mal, ob dein neuer Freund eine Gehirnerschütterung hat.“ Alexa blieb vor Elias stehen. „Ich leuchte dir kurz in die Augen, um zu schauen, ob deine Pupillen sich verengen.“ Alexa beugte sich vor, um näher an Elias´ Gesicht zu sein. „Du hast eine interessante Augenfarbe, habe ich so noch nie gesehen. Kannst du bitte mit deinen Augen den Stift verfolgen?“
Elias deutete auf die Taschenlampe. „Was ist das?“ Alexa sah die Taschenlampe in ihrer Hand an. „Eine Taschenlampe. Damit macht man Licht.“ Alexa drückte auf einen Knopf und die Taschenlampe ging an. Elias betrachtete einen kurzen Moment die Taschenlampe. „Welch wundersames Objekt und sehr praktisch ohne Feuer.“
„Ehm... Ja. Kann ich anfangen?“ Elias nickte und ließ die Prozedur über sich ergehen. Interessiert beobachtete Blossom das Geschehen. Sie selbst konnte nicht einschätzen, ob jemand eine Gehirnerschütterung hatte oder nicht. Manchmal war sie echt froh, dass sie noch bei Alexa wohnte.
„Scheint alles gut zu sein.“ Alexa drehte sich zu Blossom und nickte ihr zu. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, auch wenn sie später bestimmt eine Standpauke bekommen würde.
„Was ist das? Ich frag mich schon die ganze Zeit, was das ist. Einen schwarzen Spiegel habe ich noch nie gesehen.“ Elias deutete auf die Wand. Blossom sah auf das Objekt, auf welches Elias deutete. „Das ist ein Fernseher.“
„Fernseher … Ahh... Und was macht der?“ Er sah interessiert zu Blossom. „Der zeigt Bilder aus der Ferne?“ Blossom griff nach der Fernbedienung und schaltete ihn ein. Auf dem Nachrichtensender lief der Wetterbericht. Elias lehnte sich mit einem verdatterten Gesichtsausdruck zurück, als ein Bild auf dem Gerät erschien. Blossom war über seine Reaktion amüsiert und sah grinsend zu Alexa, die mit dem Kopf schüttelte.
„Wo bin ich? In welchem Königreich befinde ich mich?“ Elias sah von der flimmernden Scheibe zu Blossom „Du bist in San Francisco“, gab sie knapp zurück.
Elias runzelte die Stirn. „Wo liegt das? Ich habe von diesem Ort noch nie gehört.“ Blossom kicherte. So dumm konnte doch keiner sein. Alexa blinzelte verwirrt. „In Amerika, in den USA. In Kalifornien, um genau zu sein.“
Elias legte seinen Kopf schief und sah dabei nachdenklich aus. „Ich muss durch das Portal in diese Welt gekommen sein. Ellis, dieses …“ Er presste seine Lippen aufeinander. Blossom überkam auf einmal ein komisches Gefühl. Sie kannte aus einem Fantasy Film, dass Wesen nach einem Unwetter in anderen Welten auftauchen. Blossom überlegte angestrengt, wie der Film hieß, doch es fiel ihr nicht ein. Das Unwetter gestern war auch komisch gewesen. Es war plötzlich gekommen, sehr heftig gewesen und grüne Blitze hatte sie auch noch nie gesehen. Heute Morgen in den Nachrichten war schon gerätselt worden, woher das plötzliche Wetter kam.
„Wir sollten ihn ins Krankenhaus bringen. Er ist verwirrt“, unterbrach Alexa die Stille. Blossom schüttelte den Kopf. „Was ist, wenn er wirklich aus einer anderen Welt kommt?“ Alexa wollte ihre Hand auf Blossoms Stirn legen, doch diese wurde sofort von Blossom weggeschlagen. „Alexa, hör mir zu! Elias meinte, er sei eine Hexe, vielleicht sagt er die Wahrheit. Denk doch an all die Geschichten von früher. Salem, Hexenverfolgungen und so. Das Wetter gestern war auch nicht normal.“ Alexa schüttelte den Kopf. „Hexen, Werwölfe, Einhörner und Meerjungfrauen gibt es nicht. Das sind Märchen und Sagen.“ Alexa ließ ihren Blick zwischen den beiden hin und her geleiten. „Ihr seid beide auf Drogen, oder?“ Blossom rollte genervt mit den Augen. Nie hört ihr jemand zu. „Schau ihn dir doch an! Er ist ein Riese, hat violette Augen, sein Körper ist das reinste Schlachtfeld und seine Kleidung, die er gestern anhatte.“ Alexa griff sich genervt an den Kopf. „Elias, zieh dir was an. Wir fahren dich ins Krankenhaus.“ Dann sah sie zu Blossom. „Gestern waren viele unterschiedliche Künstler unterwegs und wir hatten eine Abmachung. Keine Drogen mehr in der Wohnung.“
Blossom packte ihre beste Freundin am Arm. „Nein, mein Bauchgefühl sagt mir, wir sollten das nicht tun. Was ist, wenn er die Wahrheit gesagt hat und eine Hexe ist? Die Leute im Krankenhaus würden es bemerken und dann kommen wir in Erklärungsnot. Du weißt, wie es in Alienfilmen endet.“ Blossom sah Alexa ernst an. „Blossom, hörst du dir zu? Du willst mir erzählen, dass der Typ auf unserem Sofa ein Hexer ist? Du schaust eindeutig zu viele Fantasy-Serien.“ Alexa verschränkte die Arme. „Du bist doch nicht bei klarem Verstand! Und dafür bin ich aufgestanden? Nur, weil sich dein Kumpel und du irgendwelche Drogen genommen habt und euch jetzt für Fantasiewesen haltet. Dein Freund soll sich anziehen, ein Taxi rufen und verschwinden. Blossom, du kannst gleich mit. Du kennst meine Einstellung zum Drogenkonsum.“
Blossom sah hilflos zu Elias. Zögerlich hob er seine Hand. „Ehm... Alexa, ich versteh nicht, worüber ihr redet. Ich weiß nicht, was dieses USA ist, aber ich bin wirklich ein Hexerich.“ Skeptisch zog Alexa die Augenbraue hoch. „Hexerich, dein Ernst? Was ist das überhaupt für ein Wort? Hört ihr euch zwei überhaupt zu? Gut, dann beweise es, zeig mir doch deine Magie.“ Elias schloss seine Augen und presste seine Hände aufeinander. Gespannt sah Blossom zu Elias. Sie wusste, dass es verrückt war, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass Elias anders war. Wenige Momente später bildete sich eine lila Aura um Elias. „Was ist das? Siehst du das auch?“ Blossom sah zu Alexa, die mit offenem Mund dastand.
„Ja, ich sehe es auch. Hast du gestern irgendetwas in den Tee gemischt?“ Blossom schüttelte ihren Kopf. „Nein, was denkst du von mir?“ Elias öffnete seine Augen. Zwischen seinen Händen hatte sich eine lila leuchtende Kugel gebildet, die so aussah, als würde sie aus kleinen Blitzen bestehen. „Das ist meine Magie.“ Er sah grinsend zu Alexa. „Nur ist sie hier viel schwächer. Normalerweise leuchtet sie mehr und die Kugel ist größer.“
„Das ist … unmöglich.“ Alexa machte einige Schritte nach hinten und hielt sich an der Küchentheke fest. Blossom betrachtete immer noch die Kugel. „Das ist wunderschön.“ Sie war von dem Anblick fasziniert. Das violette Licht zog sie in den Bann. Sie hatte noch nie etwas so Schönes gesehen. Sie trat näher an Elias, um die Kugel genauer zu betrachten.
„Nicht anfassen, es könnte dich töten. Das ist das Erste, was man bei uns lernt. Seine Magie zu bündeln und sie sichtbar zu machen.“ Er lächelte. „Alle in meiner Welt können das. Alle … Außer die Nomas. Ich muss auch gestehen, Magie ist nicht meine Stärke. Schwertkampf liegt mir mehr.“
„Blossom, wir haben eine Menge Ärger am Hals.“ Alexa war kreidebleich im Gesicht.
„Wie meinst du das?“
Alexa deutete auf Elias. „Wenn das FBI rausbekommt, dass wir außerirdisches Leben verstecken, dann …“ Sie wurde panisch.
„Ach was, die bekommen das nicht raus. Wie auch?“, unterbrach Blossom sie.
„Natürlich bekommen sie es raus? Willst du ihn hier in der Wohnung verstecken?“
Blossom zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Wir werden keine andere Wahl haben. Sie werden herausfinden, dass er hier war.“ Sie griff nach Alexas Hand und drückte sie sanft zu. „Beruhig dich.“ Elias fing an, seine Finger zu bewegen, die Kugel wich einer Flamme, die er nun auf seiner Handfläche hochhielt.
Blossom musste schmunzeln. „Schau mal, wie krass ist das bitte?“ Alexa sah fassungslos zu Blossom. „Uncool, wir werden eine Menge Fragen beantworten müssen, wenn das rauskommt!“
Elias schloss seine Hand. Die Flamme erlosch. Alexa holte tief Luft und faltete ihre Hände im Nacken. „Okey, wir haben ein übernatürliches Wesen aus einer anderen Welt, ein Alien. Okey … wir benötigen einen Plan! Wir müssen ihn verstecken! Dafür gibt es keine logische Erklärung. Ich will nicht vom FBI verhaftet werden.“ Alexa seufzte und sah zu Elias. „Bis wir uns einen Überblick verschafft haben, darfst du nicht aus der Wohnung, mit keinem reden und keine Magie anwenden.“
Alexa sah wieder Blossom an. „Was machen wir jetzt mit unserem Hexerich?“ Blossom zuckte mit den Schultern. „Wir behalten ihn und erzählen den Leuten, er ist ein amischer Aussteiger.“
„Echt jetzt? Mehr fällt dir dazu nicht ein?“
Blossom rollte mit den Augen. „Wir können auch jedem erzählen, dass er ein Hexerich ist aber dann wird man uns für verrückt halten. Hey, es ist wahrscheinlich am einfachsten. Amische wissen auch nicht was Technik und so Gedöns ist und die wenigsten Leute wissen, wie amische wirklich leben.“
„Hast du ihn dir mal angeschaut? Uns glaubt keiner, dass er ein Amischer oder desgleichen ist.“ Alexa verschränkte ihre Arme.
Blossom erwiderte nichts und sah zu Elias, der sich die Schläfen massierte. „Geht es dir gut?“
Brummend sah er auf. „Könnt ihr bitte leise sein. Mir dröhnt der Schädel.“
„Dann leg dich hin, wir reden später.“ Blossom packte Alexa am Arm und zog sie aus dem Raum in Alexas Zimmer.
„Wir müssen uns etwas überlegen, Alexa.“ Blossom ließ sich auf der Bettkante nieder. Unruhig schritt Alexa im Raum auf und ab.
„Ich weiß es nicht. Wir sollten ein paar Tests machen und zu schauen, ob er vielleicht etwas aus unserer Welt kennt und welche Fähigkeiten er besitzt. Dann entscheiden wir weiter. Das ist alles so verrückt.“
Für einen Moment presste Blossom ihre Lippen aufeinander und sah aus dem Fenster. „Mich wundert in dieser Welt nichts mehr. Das Ende ist nah.“
Blossom nahm ihr Smartphone zur Hand. Desinteressiert scrollte sie durch Instagram. Sie musste schmunzeln. Immer diese Neider, die versuchten, sie zu kopieren.
Einige wollten sein wie sie, doch keiner konnte ihr das Wasser reichen. Bald würde sie sich eine Co-Merrjungfrauendarstellerin suchen müssen, doch wenn sie sich die Bewerber auf Instagram ansah, grauste sie es ihr davor.
Ein Geräusch, ein Stöhnen, ließ sie zusammenzucken. Blossom sah von ihrem Handy auf und zu dem Fremden, der auf ihrem Sofa lag. Ihr drängte sich die Frage auf, ob es nicht schlauer gewesen wäre, ihn ins Krankenhaus zu bringen. Das hätte aber Fragen aufgeworfen, die sie nicht beantworten konnte.
Sie stand auf, umrundete die Kücheninsel und ging auf den Fremden zu. Sie musste sich vergewissern, dass er noch lebte. Eine Leiche verschwinden zu lassen, besonders bei seiner Größe, könnte alles andere als einfach werden.
Blossom blieb vor dem Sofa stehen, stemmte ihre Hände in die Hüfte und ließ ihren Blick über seinen Körper gleiten. Für einen Penner war er eindeutig zu hübsch, gepflegt und gut gebaut. Seine blasse Haut war von Narben übersät. Zudem hatte er merkwürdige Tätowierungen. Die Symbole erinnerten Blossom an Runen. Sie fragte sich welche Bedeutung sie wohl haben mochten. Sie zog eine Schnute. Wenn er ein Gangmitglied war, hatte sie wahrscheinlich ziemliche Probleme.
Er war ja ganz süß. Aber die Süßen waren meistens auch die Arschlöcher, dachte sie. Vorsichtig stupste sie ihn mit dem Fuß gegen seinen Oberschenkel.
Der Fremde schlug seine Augen auf. Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Erschrocken ging sie einen Schritt zurück und stieß gegen einen Barhocker, der polternd zu Boden fiel.
Der Fremde rieb sich über sein Gesicht, eher er sich aufsetzte. Verwirrt sah er sich im Raum um. „Bin ich tot?“
Blossom runzelte die Stirn. „Nein? Du bist gestern in mich reingestolpert und ähm … Ja … jetzt bist zu hier.“ Verlegen zupfte sie am Ärmel ihres Cardigans. In Blossom breitete sich ein Gefühl von Erleichterung aus. Wenn er sich nicht erinnerte, gab es auch keine Anzeige wegen Körperverletzung.
„Bist du ein Künstler vom Festival? Dein Outfit ist ziemlich abgespaced, als wärst du aus Game of Thrones oder so.“
Der Fremde griff sich an den Kopf. An seinem Gesichtsausdruck konnte Blossom erkennen, wie durcheinander er war. „Game of was?“ Blossom zog die Augenbraue hoch. „Game of Thrones. Die TV-Serie von HBO, die bekannteste Serie der Welt? OMG, du hast die Serie nie gesehen, oder?“
Der Fremde brummte und kniff seine Augen zusammen. Sein Blick wanderte durch das Wohnzimmer. „Bin ich im Feenreich? Hier ist alles so hell und andersartig. Solche Möbel habe ich noch nie gesehen …“ Er brach den Satz ab.
Blossom schmunzelte. Dieses Spiel spielen wir, dachte sie sich. Schwungvoll warf sie ihr pinkes Haar zurück. „Wow, du kennst mich nicht? Ich bin Blossom, Tochter von Poseidon, die Meerjungfrau von San Francisco, und lebe im Aquarium of the Bay.“ Blossom drehte sich einmal um sich selbst. „Du befindest dich in meinem Königreich.“ Sie zeigte auf den Fremden. „Wer bist du?“
Der Fremde nickte. „Ich bin Elias, Prinz von Wassersonne, aus den Nachtlanden, aus dem Geschlecht der Hexen, Kind von Chaos und komme aus dem nördlichsten Reich.“ Er rieb sich mit seiner Hand über den Nacken. „Was ist passiert? Warum bin ich bei einer Meerjungfrau?“
Blossom ließ sich neben Elias auf dem Sofa nieder und schlug die Beine übereinander. „Ich musste wegen des Künstlerfestivals länger arbeiten und bin in den Wolkenbruch gekommen. Es hat schlagartig angefangen, obwohl kein Regen gemeldet war. Na ja, whatever. Ich habe mich beeilt, heimzukommen, und dann bist du auf einmal hinter ein paar Büschen aufgetaucht. Du hast mich voll gecrasht.“ Blossom drehte ihren Kopf zu Elias und sah ihn mahnend an. „Das ist nicht cool, Künstlerrolle hin oder her. Elias, du hast mich echt erschreckt. Ich dachte, du bist ein Perversling oder ein Verrückter! Es tut mir auch voll leid, dass ich dich mit dem Pfefferspray attackiert habe und dir in die Eier getreten habe, aber das war Notwehr. Ich habe zu spät geschaltet, dass du ein Kostüm trägst. Na ja, als du dann am Boden lagst, hat mich das schlechte Gewissen gepackt. Ich wollte dich auch nicht im Regen liegen lassen, als ich geschnallt habe, dass du eigentlich ein friedlicher Dude bist und wahrscheinlich einen Shot zu viel hattest. Deswegen habe ich dich mit heimgenommen und versorgt. Dein ganzes Kunstblut hatte mich auch etwas beunruhigt.“ Blossom stupste Elias mit dem Ellenbogen an. „Wir Künstler müssen schließlich zusammenhalten. Abgesehen davon, hatte ich echt keinen Nerv mehr für Drama am Krankenhausempfang. Die hatten gestern schon genug zu tun. Während des Unwetters hat es echt ein paar Mal böse gekracht, aber, wenn du willst, können wir immer noch ins Krankenhaus. Na ja, long Story Short: Es tut mir leid, Herr Elias von Wasser irgendwas.“
Elias rieb sich mit den Zeigefingern über die Schläfe. „Welches Unwetter?“
Blossom stand augenrollend auf und ging hinter die Küchentheke. „Das von heute Nacht. Oh Mann, du bist immer noch nicht nüchtern, oder? Erzähl mal, was ist das Letzte, woran du dich erinnern kannst?“ Blossom füllte Wasser in ein Glas und warf eine Aspirin hinein.
„Ich weiß es nicht. Alles liegt hinter einem dicken Nebel.“ Elias sah konzentriert auf den Boden. „Ich war in Mitternachtssonne und beabsichtigte, meinen Bruder aufzuhalten. Doch ich wurde erstochen … Dann war ich in einer Drachengestalt mit einer Gruppe verrückter Elben, Nomas und Tiergeister in einer zerstörten Welt unterwegs. Plötzlich hat mich ein helles Licht umgeben und eine panische Stimme hat mich angeschrien.“ Blossom lauschte der Erzählung und hielt ihm das Glas entgegen, als er aufsah. Elias nahm das Glas und trank einen großen Schluck.
„Dude, du bist alles aber nicht tot. Du hast gestern den falschen Stoff genommen, einen Badtrip gehabt und die, die geschrien hat, war ich. Lass in Zukunft die Finger von Drogen, wenn du es nicht verträgst. Das ist böses Zeug.“
Elias stellte stirnrunzelnd das Glas auf dem Beistelltisch ab. „Wo ist meine Kleidung?“ Er sah an seinem nackten Oberkörper hinab.
„Dein Kostüm? Das liegt im Bad. Dein Hemd ist mit echt viel Kunstblut verschmutzt. Beutel, Schwert, Schmuck und dein Kleinkram liegen am Tisch.“ Blossom deutete über ihre Schulter.
„Sag mal, du schaust ziemlich zerstört aus. Welche Art von Künstler bist du? Die Masse an Naben kann nicht echt sein, und für Fakenarben sind sie verdammt gut.“
„Vom Kämpfen.“
„Okey ich verstehe. Du bist ein Showschwertkämpfer. Dein Schwert war echt schwer für eine Attrappe. Ich wusste gar nicht, dass ihr Mittelalterfreaks so viel Wert darauf legt.“
Elias schüttelte seinen Kopf. „Mittel...was... Ein Showkämpfer?“ Elias fing das Lachen an. „Nein, ich kämpfe gegen Monster, die mein Königreich bedrohen.“
Blossom musste schmunzeln. Elias schien seine Rolle ernstzunehmend. Für ihren Geschmack zu ernst. „Und gegen welche Monster hast du gekämpft?“
Elias räusperte sich. „Alles Mögliche: Drachen, Einhörner, Elben, Werwölfe und was in den Nachtlanden lebt. Ich muss schließlich mein Volk beschützen.“
Blossom sah Elias besorgt an. Er schien sich stärker als gedacht den Kopf am Türstock angeschlagen zu haben. Blossom drückte ihre Lippen aufeinander und überlegte kurz. Sie wusste, was sie jetzt tun würde, würde sie später bereuen.
„Alexa?“ Blossom horchte und wiederholte sich nach einem Moment der Stille. „Alexa?“ Stille. Ungeduldig trommelte sie mit ihren Fingern auf ihrem Oberschenkel. Langsam wurde sie ungeduldig, nie hörte diese Frau. „Aleeexaaaaaa!“, schrie sie nun fast.
Ein Poltern war in der Wohnung zu hören und eine Tür ging auf. „WAS?“, gab Alexa genervt von sich. Blossom wusste, dass man es nicht überlebt, Alexa zu wecken, aber das hier war ein Notfall. Blossom sprang vom Sofa auf und eilte zu Alexa, die mit einem verschlafenen Gesichtsausdruck in die Wohnküche kam. Ihr braunes Haar war zu einem Dutt gebunden, der einem Vogelnest glich.
„Oh, dein Besuch ist immer noch da“, gab Alexa wenig begeistert von sich. Alexa musterte Elias, der auf dem Sofa saß, ausgiebig.
Blossom nickte und rieb sich über den Oberarm. „Ja, das ist Elias und er scheint verwirrt zu sein. Kannst du ihn dir mal anschauen? Ich glaub, er hat eine Gehirnerschütterung oder so.“
Alexa rollte genervt mit den Augen. „Ich bin kein Arzt, ich bin nur eine Schwester. Außerdem habe ich dir gestern bereits gesagt, dass du mit ihm ins Krankenhaus sollst. Bin ich die Wohlfahrt?“ Alexa sah kurz zwischen Elias und Blossom, die sie mit großen Augen ansah, hin und her. „Na gut, ich habe ohnehin keine andere Wahl.“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in ihr Zimmer. Blossom war froh, dass Alexa, wenn es um das Leben von Menschen ging, einfach nicht Nein sagen konnte.
Wenige Augenblicke später kam sie mit einer Taschenlampe und einem Stift zurück. „Dann schauen wir mal, ob dein neuer Freund eine Gehirnerschütterung hat.“ Alexa blieb vor Elias stehen. „Ich leuchte dir kurz in die Augen, um zu schauen, ob deine Pupillen sich verengen.“ Alexa beugte sich vor, um näher an Elias´ Gesicht zu sein. „Du hast eine interessante Augenfarbe, habe ich so noch nie gesehen. Kannst du bitte mit deinen Augen den Stift verfolgen?“
Elias deutete auf die Taschenlampe. „Was ist das?“ Alexa sah die Taschenlampe in ihrer Hand an. „Eine Taschenlampe. Damit macht man Licht.“ Alexa drückte auf einen Knopf und die Taschenlampe ging an. Elias betrachtete einen kurzen Moment die Taschenlampe. „Welch wundersames Objekt und sehr praktisch ohne Feuer.“
„Ehm... Ja. Kann ich anfangen?“ Elias nickte und ließ die Prozedur über sich ergehen. Interessiert beobachtete Blossom das Geschehen. Sie selbst konnte nicht einschätzen, ob jemand eine Gehirnerschütterung hatte oder nicht. Manchmal war sie echt froh, dass sie noch bei Alexa wohnte.
„Scheint alles gut zu sein.“ Alexa drehte sich zu Blossom und nickte ihr zu. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, auch wenn sie später bestimmt eine Standpauke bekommen würde.
„Was ist das? Ich frag mich schon die ganze Zeit, was das ist. Einen schwarzen Spiegel habe ich noch nie gesehen.“ Elias deutete auf die Wand. Blossom sah auf das Objekt, auf welches Elias deutete. „Das ist ein Fernseher.“
„Fernseher … Ahh... Und was macht der?“ Er sah interessiert zu Blossom. „Der zeigt Bilder aus der Ferne?“ Blossom griff nach der Fernbedienung und schaltete ihn ein. Auf dem Nachrichtensender lief der Wetterbericht. Elias lehnte sich mit einem verdatterten Gesichtsausdruck zurück, als ein Bild auf dem Gerät erschien. Blossom war über seine Reaktion amüsiert und sah grinsend zu Alexa, die mit dem Kopf schüttelte.
„Wo bin ich? In welchem Königreich befinde ich mich?“ Elias sah von der flimmernden Scheibe zu Blossom „Du bist in San Francisco“, gab sie knapp zurück.
Elias runzelte die Stirn. „Wo liegt das? Ich habe von diesem Ort noch nie gehört.“ Blossom kicherte. So dumm konnte doch keiner sein. Alexa blinzelte verwirrt. „In Amerika, in den USA. In Kalifornien, um genau zu sein.“
Elias legte seinen Kopf schief und sah dabei nachdenklich aus. „Ich muss durch das Portal in diese Welt gekommen sein. Ellis, dieses …“ Er presste seine Lippen aufeinander. Blossom überkam auf einmal ein komisches Gefühl. Sie kannte aus einem Fantasy Film, dass Wesen nach einem Unwetter in anderen Welten auftauchen. Blossom überlegte angestrengt, wie der Film hieß, doch es fiel ihr nicht ein. Das Unwetter gestern war auch komisch gewesen. Es war plötzlich gekommen, sehr heftig gewesen und grüne Blitze hatte sie auch noch nie gesehen. Heute Morgen in den Nachrichten war schon gerätselt worden, woher das plötzliche Wetter kam.
„Wir sollten ihn ins Krankenhaus bringen. Er ist verwirrt“, unterbrach Alexa die Stille. Blossom schüttelte den Kopf. „Was ist, wenn er wirklich aus einer anderen Welt kommt?“ Alexa wollte ihre Hand auf Blossoms Stirn legen, doch diese wurde sofort von Blossom weggeschlagen. „Alexa, hör mir zu! Elias meinte, er sei eine Hexe, vielleicht sagt er die Wahrheit. Denk doch an all die Geschichten von früher. Salem, Hexenverfolgungen und so. Das Wetter gestern war auch nicht normal.“ Alexa schüttelte den Kopf. „Hexen, Werwölfe, Einhörner und Meerjungfrauen gibt es nicht. Das sind Märchen und Sagen.“ Alexa ließ ihren Blick zwischen den beiden hin und her geleiten. „Ihr seid beide auf Drogen, oder?“ Blossom rollte genervt mit den Augen. Nie hört ihr jemand zu. „Schau ihn dir doch an! Er ist ein Riese, hat violette Augen, sein Körper ist das reinste Schlachtfeld und seine Kleidung, die er gestern anhatte.“ Alexa griff sich genervt an den Kopf. „Elias, zieh dir was an. Wir fahren dich ins Krankenhaus.“ Dann sah sie zu Blossom. „Gestern waren viele unterschiedliche Künstler unterwegs und wir hatten eine Abmachung. Keine Drogen mehr in der Wohnung.“
Blossom packte ihre beste Freundin am Arm. „Nein, mein Bauchgefühl sagt mir, wir sollten das nicht tun. Was ist, wenn er die Wahrheit gesagt hat und eine Hexe ist? Die Leute im Krankenhaus würden es bemerken und dann kommen wir in Erklärungsnot. Du weißt, wie es in Alienfilmen endet.“ Blossom sah Alexa ernst an. „Blossom, hörst du dir zu? Du willst mir erzählen, dass der Typ auf unserem Sofa ein Hexer ist? Du schaust eindeutig zu viele Fantasy-Serien.“ Alexa verschränkte die Arme. „Du bist doch nicht bei klarem Verstand! Und dafür bin ich aufgestanden? Nur, weil sich dein Kumpel und du irgendwelche Drogen genommen habt und euch jetzt für Fantasiewesen haltet. Dein Freund soll sich anziehen, ein Taxi rufen und verschwinden. Blossom, du kannst gleich mit. Du kennst meine Einstellung zum Drogenkonsum.“
Blossom sah hilflos zu Elias. Zögerlich hob er seine Hand. „Ehm... Alexa, ich versteh nicht, worüber ihr redet. Ich weiß nicht, was dieses USA ist, aber ich bin wirklich ein Hexerich.“ Skeptisch zog Alexa die Augenbraue hoch. „Hexerich, dein Ernst? Was ist das überhaupt für ein Wort? Hört ihr euch zwei überhaupt zu? Gut, dann beweise es, zeig mir doch deine Magie.“ Elias schloss seine Augen und presste seine Hände aufeinander. Gespannt sah Blossom zu Elias. Sie wusste, dass es verrückt war, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass Elias anders war. Wenige Momente später bildete sich eine lila Aura um Elias. „Was ist das? Siehst du das auch?“ Blossom sah zu Alexa, die mit offenem Mund dastand.
„Ja, ich sehe es auch. Hast du gestern irgendetwas in den Tee gemischt?“ Blossom schüttelte ihren Kopf. „Nein, was denkst du von mir?“ Elias öffnete seine Augen. Zwischen seinen Händen hatte sich eine lila leuchtende Kugel gebildet, die so aussah, als würde sie aus kleinen Blitzen bestehen. „Das ist meine Magie.“ Er sah grinsend zu Alexa. „Nur ist sie hier viel schwächer. Normalerweise leuchtet sie mehr und die Kugel ist größer.“
„Das ist … unmöglich.“ Alexa machte einige Schritte nach hinten und hielt sich an der Küchentheke fest. Blossom betrachtete immer noch die Kugel. „Das ist wunderschön.“ Sie war von dem Anblick fasziniert. Das violette Licht zog sie in den Bann. Sie hatte noch nie etwas so Schönes gesehen. Sie trat näher an Elias, um die Kugel genauer zu betrachten.
„Nicht anfassen, es könnte dich töten. Das ist das Erste, was man bei uns lernt. Seine Magie zu bündeln und sie sichtbar zu machen.“ Er lächelte. „Alle in meiner Welt können das. Alle … Außer die Nomas. Ich muss auch gestehen, Magie ist nicht meine Stärke. Schwertkampf liegt mir mehr.“
„Blossom, wir haben eine Menge Ärger am Hals.“ Alexa war kreidebleich im Gesicht.
„Wie meinst du das?“
Alexa deutete auf Elias. „Wenn das FBI rausbekommt, dass wir außerirdisches Leben verstecken, dann …“ Sie wurde panisch.
„Ach was, die bekommen das nicht raus. Wie auch?“, unterbrach Blossom sie.
„Natürlich bekommen sie es raus? Willst du ihn hier in der Wohnung verstecken?“
Blossom zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Wir werden keine andere Wahl haben. Sie werden herausfinden, dass er hier war.“ Sie griff nach Alexas Hand und drückte sie sanft zu. „Beruhig dich.“ Elias fing an, seine Finger zu bewegen, die Kugel wich einer Flamme, die er nun auf seiner Handfläche hochhielt.
Blossom musste schmunzeln. „Schau mal, wie krass ist das bitte?“ Alexa sah fassungslos zu Blossom. „Uncool, wir werden eine Menge Fragen beantworten müssen, wenn das rauskommt!“
Elias schloss seine Hand. Die Flamme erlosch. Alexa holte tief Luft und faltete ihre Hände im Nacken. „Okey, wir haben ein übernatürliches Wesen aus einer anderen Welt, ein Alien. Okey … wir benötigen einen Plan! Wir müssen ihn verstecken! Dafür gibt es keine logische Erklärung. Ich will nicht vom FBI verhaftet werden.“ Alexa seufzte und sah zu Elias. „Bis wir uns einen Überblick verschafft haben, darfst du nicht aus der Wohnung, mit keinem reden und keine Magie anwenden.“
Alexa sah wieder Blossom an. „Was machen wir jetzt mit unserem Hexerich?“ Blossom zuckte mit den Schultern. „Wir behalten ihn und erzählen den Leuten, er ist ein amischer Aussteiger.“
„Echt jetzt? Mehr fällt dir dazu nicht ein?“
Blossom rollte mit den Augen. „Wir können auch jedem erzählen, dass er ein Hexerich ist aber dann wird man uns für verrückt halten. Hey, es ist wahrscheinlich am einfachsten. Amische wissen auch nicht was Technik und so Gedöns ist und die wenigsten Leute wissen, wie amische wirklich leben.“
„Hast du ihn dir mal angeschaut? Uns glaubt keiner, dass er ein Amischer oder desgleichen ist.“ Alexa verschränkte ihre Arme.
Blossom erwiderte nichts und sah zu Elias, der sich die Schläfen massierte. „Geht es dir gut?“
Brummend sah er auf. „Könnt ihr bitte leise sein. Mir dröhnt der Schädel.“
„Dann leg dich hin, wir reden später.“ Blossom packte Alexa am Arm und zog sie aus dem Raum in Alexas Zimmer.
„Wir müssen uns etwas überlegen, Alexa.“ Blossom ließ sich auf der Bettkante nieder. Unruhig schritt Alexa im Raum auf und ab.
„Ich weiß es nicht. Wir sollten ein paar Tests machen und zu schauen, ob er vielleicht etwas aus unserer Welt kennt und welche Fähigkeiten er besitzt. Dann entscheiden wir weiter. Das ist alles so verrückt.“
Für einen Moment presste Blossom ihre Lippen aufeinander und sah aus dem Fenster. „Mich wundert in dieser Welt nichts mehr. Das Ende ist nah.“
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