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Frontline

von Minotaur
Kurzbeschreibung
GeschichteSci-Fi, Liebesgeschichte / P18 / FemSlash
Admiral Ackbar Anakin Skywalker / Darth Vader Leia Organa OC (Own Character)
15.02.2021
17.09.2021
18
92.648
23
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Dieses Kapitel
4 Reviews
 
22.02.2021 4.354
 
Kapitel 2: Gefallener Stern

Mit hoher Beschleunigung und heulendem Repulsormotor steuerte Luna das Speeder Bike aus der Senke hinauf und über die Ebene, auf die schwarze Rauchsäule am Horizont zu. Leichter Nieselregen nässte ihr Gesicht, aber sie hatte eine Schutzbrille über ihre Augen gezogen. In den letzten Minuten hatten sie beobachten können, wie sich graue Wolken vor den Himmel geschoben hatten. Es war fast so, als wäre das schlechte Wetter von dem seltsamen Lichtphänomen ausgelöst worden. Auf dem schnellen und schnittigen Repulsorschlitten, den die Imperialen normalerweise für Späheinsätze nutzten, würde es nur noch wenige Minuten dauern, bis Luna das Ziel erreichte. Es war unwahrscheinlich, dass jemand vor ihr an der Absturzstelle sein würde, vorausgesetzt, es waren keine weiteren imperialen Scouteinheiten in der Nähe.
Luna hielt bereits nach feindlichen Truppen Ausschau. Nur vereinzelnd wuchsen einige der blaublättrigen Bäume aus der Erde der Ebene, ansonsten war sie offen und weit einzusehen. Tatsächlich entdeckte sie zwei weitere Speeder Bikes, die sich von Südwesten näherten. Die junge Frau fluchte. Sie würden vermutlich relativ zeitgleich an der Rauchsäule ankommen. Luna bremste ihren Repulsorschlitten leicht ab, korrigierte den Kurs und beschleunigte wieder. Sie versuchte, den schwarzen Rauch als Deckung zu benutzen und die beiden Scouts von der Flanke anzugreifen. Wenn sie Glück hatte, konnte sie den Feind überraschen.    
Bei der Vorbeifahrt an der Absturzstelle konnte Luna in der Nähe eine viereckige metallische Form sehen, die aus der aufgeweichten Erde ragte. Sie vermutete, dass es sich um den Solarkollektor eines TIE-Jägers handelte. Es war also ein feindliches Schiff hier abgestürzt.
Luna zog das Bike scharf nach rechts, schoss dabei knapp an der Rauchsäule vorbei und direkt auf die beiden entgegenkommenden Gegner zu. Als die Scouts sie sahen, reagierten sie schneller, als die Rebellensoldatin gehofft hatte, und versuchten nach rechts und links auszuweichen. Luna musste sich auf einen der beiden konzentrieren und feuerte die Blasterkanone ihres Bikes ab. Getroffen verlor der Scout die Kontrolle über seine Maschine, welche kurz darauf am Boden zerschellte.
Der zweite, feindliche Repulsorschlitten war aus ihrem Sichtfeld verschwunden und sie musste ihn erst wieder finden. Natürlich versuchte der imperiale Späher, sich hinter Luna zu setzen, um sie zu erledigen. Als die Rebellensoldatin dies bemerkte, malträtierte sie die Steuerung aufs Äußerste und ließ die Maschine im Zickzack fahren, als ihr auch schon die ersten Blasterblitze um die Ohren flogen. Verzweifelt versuchte Luna den Feind abzuschütteln, aber der Scout beherrschte sein Bike. Luna war eine ganz gute Gleiterpilotin, aber eigentlich war sie Feldsanitäterin. Der Scout hingegen war in seinem Metier und es war nur eine Frage der Zeit, bis er sich eingeschossen hatte. Ihr musste schnell ein Ausweg einfallen.
Plötzlich flimmerte rotes Plasmafeuer einer Blaster an der Rebellensoldatin vorbei. Zunächst dachte Luna, dass ein weiterer Feind sie aufs Korn nehmen wollte. Doch dann bemerkte sie, dass der Scout hinter ihr den Beschuss eingestellt hatte. Sie drehte den Kopf. Der feindliche Späher war bewusstlos über der Steuerung zusammengesackt und bretterte geradeaus. Luna flog eine enge Kurve, um ihm den Rest zu geben. Unter dem Beschuss ihrer Blasterkanone explodierte der Repulsormotor des feindlichen Speeders und zerriss Bike und Pilot in Fetzen.  
Die Rebellensoldatin wich dem Trümmerregen so gut es ging aus und setzte wieder Kurs auf die Absturzstelle. Zwar versuchte sie auszumachen, von wo das Unterstützungsfeuer gekommen war, aber sie konnte niemanden entdecken. Vielleicht waren Überlebende ihrer Einheit da draußen. Vielleicht aber auch weiter imperiale Gegner. Bei der Rauchsäule hatte sie jedenfalls erst einmal Deckung, auch wenn der Qualm mittlerweile schwächer würde.

Einige Meter von dem Wrack entfernt, stoppte Luna ihr Speeder Bike und stieg ab. Ihre Gedanken rasten. Vielleicht war es Wahnsinn, ihr Leben hier aufs Spiel zu setzen, aber sie konnte nicht vergessen, was sie am Himmel gesehen hatte, kurz bevor der Jäger abgestürzt war. Ihre Neugierde war geweckt und sie konnte sich nicht einfach umdrehen und davonlaufen.
Die Rebellensoldatin behielt das Wrack genau im Auge. Der kugelförmige Rumpf schien nicht so stark beschädigt, wie sie vermutet hatte, nachdem sie den Jäger wie ein Stein von Himmel hatte fallen sehen. Die Transparistahlscheibe des Cockpits war immerhin so derbe gesplittert, dass Luna den Piloten nicht sehen könnte.
Das Geräusch eines nahenden Repulsorantriebs ließ sie aufhorchen. Das hörte sich nicht an wie ein Speeder Bike. Schnell entdeckte sie einen Landgleiter, der genau auf sie zusteuerte. Es schien kein Militärfahrzeug zu sein und war unbewaffnet. Zivilisten sollten in dieser Gegend eigentlich keine unterwegs sein, aber wer wusste schon, wie viele Flüchtlinge hier vergessen worden waren. Der Pilot hatte sie sicher schon gesehen, also ging Luna gar nicht erst in Deckung, sondern richtete präventiv ihr Blastergewehr auf das Fahrzeug aus und wartete ab.
Der Gleiter war ein Model mit zwei großen Turbinen an den Auslegern und einem kastenförmigen Aufbau. Solche Fahrzeuge hatte sie hier schon öfter gesehen. Die Farmer in der Gegend benutzten sie. Insgeheim hoffte die Rebellensoldatin jedoch, dass es vielleicht ihre Unterstützer waren. Durch das Cockpitfenster sah sie nun den Piloten. Wie ein Imperialer sah der Typ in der Pilotenjacke jedenfalls nicht aus und es schien ihn auch nicht nervös zu machen, dass sie auf ihn zielte. Stattdessen hatte er ein fast schon verdächtiges Grinsen im Gesicht. Der Gleiter wurde einige Meter von ihr entfernt gestoppt und der Fahrer stieg aus. Die Hände hob er ohne Aufforderung in die Höhe und kam ein paar Schritte näher.
„Bleiben Sie stehen und identifizieren Sie sich!“, rief Luna ihm entgegen, weiterhin auf ihn zielend.
„Mein Name ist Ash! Bist du Luna Sin? Wir sind hier, um dich zu retten!“, gab er wie selbstverständlich von sich und blickte in ihr Sommersprossengesicht.
Luna senkte das Gewehr etwas. „Wir?“ In dem Moment spürte sie eine Bewegung hinter sich und wirbelte auf dem Absatz herum, nur um in den Lauf eines schweren Blastergewehrs zu blicken.
„Ganz ruhig, Kleine.“ Eine Twi’lek blickte sie aus gelben Augen über den Lauf hinweg an. „Wir sind nicht deine Feinde!“
„Das ist übrigens Ostera, meine Partnerin“, erklärte Ash und nahm die Hände runter.
Es ärgerte Luna maßlos, dass es der grünhäutigen Twi’lek gelungen war, sich an sie heranzuschleichen. Ihr wurde bewusst, dass der Gleiter so offen auf sie zugefahren war, um sie abzulenken. Sie war naiv darauf reingefallen und hatte somit die Kontrolle über die Situation verloren.
„Zieh nicht so ein Gesicht“, beschwerte sich die Twi’lek bei Luna. „Sehe ich vielleicht aus wie ein imperialer Soldat?“ Sie klopfte sich auf die mattglänzende Brustplatte.
„Nein“, gab Luna zu, senkte ihr Gewehr und Ostera tat es ihr gleich. „Hat meine Einheit euch geschickt? Gab es Überlebende?“ Die Rebellin spürte Hoffnung in sich aufsteigen.
Die Kopfschwänze der Twi’lek zuckten nervös. „Nein … ich meine … ich weiß es nicht. Tut mir leid, wir haben niemanden von deiner Einheit getroffen.“
„Das erklärt aber, warum du hier draußen alleine rumläufst“, meinte Ash, der näher getreten war.
Die Rebellensoldatin trat misstrauisch einen Schritt zurück. „Woher kennt ihr dann meinen Namen?“
Ostera zog ein Datapad hervor und ließ sie auf das Display schauen. Ein Bild von ihr war darauf zu sehen. „Man hat uns beauftragt, dich hier raus zu holen!“
Luna legte verwirrt die Stirn in Falten. „Ihr seid Söldner? Wer hat euch beauftragt?“
„Das ist schwer zu erklären. Dafür haben wir jetzt keine Zeit!“, meinte Ostera und wandte sich dann an Ash. „Pass auf sie auf!“ Es war ihr noch nicht klar, wie Luna reagieren würde, wenn man ihr erzählte, dass eine imperiale Offizierin die Auftraggeberin war. Daher wollte sie das Thema jetzt erst mal vermeiden. Der Schmuggler beobachtete, wie die Söldnerin auf das immer noch qualmende Wrack zuging. „Was hast du vor?“
„Hast du den zweiten Teil unsers Auftrags vergessen?“, fragte die Twi‘lek über die Schulter zurück.
Ash winkte ab. „Ja klar, rein zufällig ist der Pilot, den wir suchen, gerade vom Himmel gefallen. Woher hätte sie das wissen sollen?“
„Der Frau trau ich alles zu.“ Ostera hatte sich nach ihrem Zusammentreffen mit Admiral Stark ein wenig über die imperiale Offizierin schlaugemacht.
Es gab nur wenige andere Frauen im Imperium, die eine so steile Karriere hinter sich hatten wie Admiral Jean Stark. Bereits in jungen Jahren war sie als TIE-Pilotin mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und beeindruckenden Erfolgen aufgefallen, so dass sie ihren weiteren Werdegang selbst bestimmen konnte. Sie hatte sich für den imperialen Geheimdienst entschieden. Leider hatte Ostera keine Möglichkeit gehabt, geheime imperiale Akten einzusehen, so dass Stark erst Jahre später aus dem Schatten der Geheimhaltung heraustrat, um als Captain das Kommando über den Sternzerstörer Bahamut zu übernehmen. Das war dasselbe Schiff gewesen, auf dem das Treffen zwischen ihr, Ash und der imperialen Admiralin stattgefunden hatte. Sicher kein Zufall.
Keine zwei Jahre nach ihrem Dienstantritt auf der Bahamut, deckte Stark ein Komplott hochrangiger Offiziere auf, die geheimen, illegalen Handel im großen Stil mit einem Hutt-Clan führten. Es kam zu Verhaftungen und Degradierungen. Davon betroffen war auch der Admiral, dessen Stelle Stark wenige Zeit später einnahm. Die Kaltblütigkeit, mit der Jean Stark ihre eigenen Leute hatte einfahren lassen, brachte ihr nicht nur Freunde im Imperium ein. Sie galt als karrieregeil und loyalitätslos. Kurioserweise gab es auch einige Stimmen, die genau das Gegenteil behaupteten. In einem aber waren sich alle einig: Admiral Stark war extrem zielstrebig! Einige gingen sogar so weit, zu behaupten, dass sie sich für die Zukunft selbst als erste weibliche Imperatorin sehen würde.
Egal, was von all dem stimmte, Ostera war beeindruckt gewesen. Das änderte aber nichts an der Rätselhaftigkeit ihrer Mission - ganz im Gegenteil. Warum sollte eine karrierebewusste Frau wie Admiral Stark das Risiko eingehen, ihre Zukunft zu gefährden, indem sie zwei Söldner auf eine illegale Mission schickte, um eine Rebellensoldatin und einen imperialen Piloten zu retten? Das ergab wenig Sinn - es sei denn, es steckte mehr dahinter.
Die Twi’lek war stehen geblieben und blickte Ash an. „Außerdem hast du doch auch dieses Licht gesehen, oder?“
Er hob die Schultern. Natürlich hatte er auch gesehen, wie sich der Himmel verfärbt hatte, kurz bevor das Wrack abstürzte. Aber Ash glaubte nicht daran, dass dies etwas mit ihrem Auftrag zu tun hatte.
„Hey Leute“, rief Luna plötzlich. Sie hatte das Gewehr wieder angehoben und deutete auf das Wrack.
Eine Gestalt taumelte aus dem Qualm heraus auf sie zu. Der imperiale Pilot war in dem typischen, schwarzen Raumanzug gekleidet, der über einem hermetisch abgeschlossenen Helm verfügte. In diesem Fall hatte sich jedoch ein Metallstück quer über die rechte Seite in den Helm gebohrt. Bevor irgendjemand reagieren konnte, sackte der Pilot kraftlos in die Knie und fiel zur Seite.
„Das gibt es doch nicht!“, entfuhr es Ash, während Ostera bereits neben dem Piloten in die Knie ging. „Das ist er!“, offenbarte sie, nachdem sie die Kennung auf der Pilotenkombi geprüft hatte. „OS-1019!“
„Bantha-Dreck!“, fluchte Ash. „Entweder haben wir verdammt viel Glück oder …“ Den Rest des Satzes blieb er den anderen schuldig, denn ein heranjagendes Geräusch ließ ihn verstummen. „Ich und meine große Klappe“, murmelte er stattdessen, als ihm klar wurde, was sich da näherte. „In Deckung!“, brüllte er den anderen zu und warf sich auf den feuchten, erdigen Boden.
Luna und Ostera kamen der Aufforderung ohne zu zögern nach, zumal auch ihnen bewusst wurde, was sich da näherte. Kurz darauf konnten sie den TIE-Fighter sehen, der über die Absturzstelle hinweg flog. Der kugelförmige Körper, in dem auch das Cockpit lag, hing zwischen zwei viereckigen Sonnenkollektoren. Im Vergleich zu den meisten anderen Jägerklassen war ein TIE-Jäger geradezu winzig. Luna hatte die Piloten der Allianz einmal darüber reden hören, wie schwer diese Dinger aufgrund ihrer Wendigkeit abzuschießen waren. „Ein Kundschafter!“, rief sie den anderen zu. „Es werden bald mehr imperiale Truppen hier auftauchen!“
Der TIE hatte eine enge Kurve geflogen und hielt erneut auf sie zu. Vermutlich sollte der Pilot die Absturzstelle untersuchen.
„Er wird den Gleiter gesehen haben!“, vermutete Ash, der den Kopf weit in den Nacken gelegt hatte, um den Jäger beobachten zu können. „Wenn wir abhauen, wird er uns möglicherweise unter Beschuss nehmen.“
Der Jäger schoss wieder heulend über sie hinweg und in Ostera kam Bewegung. „Wir müssen es riskieren! Ash, hilf mir, den Piloten an Bord des Gleiters zu bringen.“
Der Schmuggler rappelte sich auf und lief zu Ostera, um sie zu unterstützen. Seine Kleidung war von der feuchten Erde beschmutzt. Auch Luna kam wieder auf die Beine, verstand aber die Welt nicht mehr. „Seid ihr verrückt? Er ist ein Imperialer! Er ist der Feind! Lasst ihn hier, verdammt!“
Die Angesprochenen ignorierten sie und trugen den Piloten zu dem Gleiter. Luna folgte ihnen. Kaum dass sie ihn über die hintere Klappe auf die Verladefläche geschoben hatten, kehrte der TIE zurück. Das jaulende Geräusch des Antriebs wurde deutlich in die Höhe gepeitscht.
„Er ist im Sturzflug! In Deckung!“, brüllte Luna eine Warnung und warf sich selber zu Boden, als die Umgebung auch schon von dem grünen Lasergewitter des TIE-Jägers eingedeckt wurde - dann war er wieder an ihnen vorbei.
„Alle noch da?“, fragte Ash hustend. Eine Wolke von Staub und Sand hatte sich um sie herum erhoben.
„Ja, los jetzt rein da!“, kommandierte Ostera und der Schmuggler hechtete auf den Pilotensitz des Landgleiters. Schnell überprüfte er, ob das Fahrzeug beschädigt worden war.
Auch Luna war wieder auf den Beinen und unverletzt. „Ich nehme das Bike. Dann hat er zwei Ziele.“
Osteras Kopf ruckte so heftig herum, dass ihre grünen Kopfschwänze durch die Luft wischten. „Nein!“, zischte sie. „Du bleibst bei uns. Wir wissen, wo wir in der Nähe einen Unterschlupf finden!“
Luna warf ihr einen Blick aus Trotz und Stolz zu. „Du kannst mir nichts befehlen, Söldnerin. Keine Sorge. Ich werde euch folgen!“ Dann drehte sich sie um, rannte zu dem Speeder Bike und warf sich mit einer schwungvollen Bewegung in den Sattel. Die Twi‘lek schaute ihr einen Moment mit einer Mischung aus Wut und Respekt hinterher, bevor sie in den Gleiter stieg.  
„Die Kleine hat Mut, aber auch einen Sturkopf“, knurrte sie, auf dem Beifahrersitz angekommen.
„Ja, sie erinnert mich auch ein wenig an dich“, antwortete Ash beiläufig, der mittlerweile den Gleiter gestartet hatte und nun Osteras wütende Beschwerde im Aufheulen des Repulsortriebwerks untergehen ließ.
Als der feindliche Pilot sein Wendemanöver beendet hatte und erneut in den Sturzflug ging, hatten sich die beiden Bodenfahrzeuge bereits in Bewegung gesetzt. Weiteres Laserfeuer verfehlte sie knapp und ließ stattdessen Fontänen von Dreck und Staub in die Höhe steigen.
Ash und Ostera wussten, dass sie den TIE nicht abhängen konnten, da er die Lufthoheit hatte, aber die beiden waren erfahrene Abenteurer - sie hatten vorgesorgt. Es gab eine Fluchtroute, auf dem der Jäger ihnen nicht folgen konnte. Sie mussten nur das Farmhaus erreichen.


Mit einem Fußtritt wurde die Metalltür geöffnet und knallte scheppernd an die Wand des schmalen Ganges. Ash und Ostera hatten jeweils einen Arm des Piloten um ihrer Schultern und trugen den Bewusstlosen durch die geöffnete Tür. Luna folgte ihnen und sah wenig begeistert aus.
„Ihr wisst schon, dass der TIE-Pilot gesehen hat, wohin wir uns verkrümelt haben, oder?“, beschwerte sie sich. „Was ist das hier überhaupt?“
In einer wilden Verfolgungsjagd waren sie vor dem feindlichen Jäger geflohen und hatten ein altes Farmhaus erreicht. Hier waren ihre beiden vermeintlichen Retter zielstrebig in den Keller gegangen und hatten einen verborgenen Zugang zu einer Art Bunkersystem freigelegt.
„Schmugglertunnel!“ antwortete Ash, der unter dem Gewicht des Piloten keuchte. „Ich habe mich bei einigen Schmugglern schlau gemacht, die in diesem Sektor operieren. Schmugglerverstecke sind optimale Rückzugspunkte und haben meist mehrere Ausgänge. Es ist unwahrscheinlich, dass die Imperialen diese Tunnel kennen!“
Die Rebellensoldatin musste zugeben, dass dies tatsächlich ein guter Notfallplan war. Auch die Rebellenallianz nutzte häufig Schmugglerverstecke für ihre Operationen. Trotzdem waren sie hier nicht sicher.
„Sie werden das Landhaus auf den Kopf stellen und irgendwann den Zugang finden“, vermutete sie kritisch.
„Überschätz die Imps mal nicht“, sagte Ostera grinsend. „Außerdem haben wir vor, bis dahin schon weg zu sein.“
Sie erreichten einen Raum, von dem zwei weitere Gänge abzweigten. Die Wände waren karg und stumpf. Nur einige Kisten und vereinzelnde Vorräte lagen herum, allerdings wirkte der Ort allgemein eher wie geplündert. Als der Krieg diese Welt erreicht hatte, hatten die Flüchtlinge wohl versucht, so viel wie möglich mitzunehmen.
In der Mitte des Raumes stand ein Tisch, auf den sie den verwundeten TIE-Piloten legten. Dann begannen die Twi’lek und der Schmuggler sich hektisch an ihm zu schaffen zu machen.
„Wenn er eine Kopfverletzung hat, können wir nicht viel machen“, meinte Ash, der vorsichtig das Metallstück untersuchte, dass in dem Pilotenhelm steckte.
„Sollen wir versuchen, es zu entfernen?“ Ostera wirkte nervöser als im Angesicht des TIE-Jägers.
„Ohne etwas unter dem Helm zu sehen? Ich glaube, lieber nicht!" Energisch schüttelte er den Kopf. „Wenn der Mechanismus des Helms beschädigt ist, verblutet er uns vielleicht, bevor wir den Helm runter bekommen. Wenn wir Glück haben, hat sich das Metallstück verkeilt und nicht das Gesicht getroffen. Wir entfernen es zusammen mit dem Helm und hoffen auf das Beste!“ Schweiß stand auf seiner Stirn, aber ansonsten wirkte der Schmuggler erstaunlich ruhig. „Bereite die Ausrüstung vor!“ Er tastete suchend mit den Fingern nach dem Verschluss des Pilotenhelms.
Luna beobachtete, wie die Twi‘lek einen zweiten Tisch aus der Ecke heranzog und darauf einige Ausrüstung bereitlegte: ein Medkit, Verbandszeug, eine Med-Sonde. „Was habt ihr vor?“, fragte sie mit scharfer Stimme.
„Was denkst du denn?“, gab die Söldnerin genauso scharf zurück und warf Luna einen verachtenden Blick zu, der die Rebellensoldatin einen Moment erschütterte. Das waren merkwürdige Söldner.
„Achtung!“, warnte Ash und Ostera wandte sich wieder dem Piloten zu. Der Verschluss öffnete sich und zischend entwich Sauerstoff, als die hermetische Umgebung des Helms sich auflöste. Mit beiden Händen entfernte Ash den Helm samt Gesichtsschutz. Lange dunkelbraune Strähnen fielen auf den schwarzen Raumanzug, die sich aus dem zusammengebundenen Haaren am Hinterkopf gelöst hatten. Das Gesicht einer jungen Frau wurde freigelegt, die höchstens zwei oder drei Jahre älter als Luna war.
Luna trat näher heran. Sie hatte alles erwartet, aber nicht eine junge Frau unter dieser Verkleidung vorzufinden. Die rechte Gesichtshälfte der Pilotin war von rotem Blut verkrustet.
„Bantha-Dreck!“, fluchte Ash und legte den Helm beiseite. Ostera starrte die Frau auf dem Tisch verwirrt an. Als Ash ihre Teilnahmslosigkeit bemerkte, schnippte er mit den Fingern. „Ostera!“
Die Twi’lek blinzelte und kam wieder in Bewegung. Mit der Med-Sonde scannte sie das Gesicht nach einer Verletzung. „Einige oberflächliche Verletzungen, vermutlich durch die Verformung des Helms und …“ Plötzlich stockte sie, dann kam ein hysterisches Lachen über ihre Lippen.
„Was ist so lustig?“ Ash ah sie erstaunt an. Ostera neigte in solchen Situationen eigentlich nicht zu Scherzen.  
„Es ist das rechte Auge“, erklärte Ostera mit leidvoller Stimme. „Ein winziger Metallsplitter steckt darin.“ Sie atmete durch, bevor sie weitersprach, so als wäre jedes bisherige Wort sehr anstrengend gewesen. „Das glühende Metall muss ihre Wunde kauterisiert haben, daher tritt kein Blut mehr aus. So tief, wie es steckt, würde sie aber an der inneren Blutung sterben, wenn wir den Druck nicht wegnehmen.“
Ash ließ die Schultern hängen. „Das war‘s. Dafür reichen weder unsere medizinische Ausrüstung noch unsere Kenntnisse. Sie wird sterben!“
„Hmm“, machte Ostera und blickte zu Luna hinüber, welche die ganze Szene schweigend beobachtet hatte. Die Daten aus der Akte von Admiral Stark waren nicht besonders aktuell gewesen. Über ihre Ausbildung bei der Rebellenallianz hatte der Geheimdienst des Imperiums wohl nichts rausgefunden. Aber Ostera hatte Lunas Tasche bemerkt und einen Verdacht entwickelt. „Vielleicht auch nicht.“
Luna schüttelte langsam den Kopf, aber die Twi‘lek kümmerte das nicht. Im nächsten Moment stand sie neben ihr und griff nach ihrer Tasche, um diese zu öffnen. Luna hätte sie abwehren können, aber sie war viel zu perplex. „Das dachte ich mir!“, trällerte Ostera triumphierend, nachdem sie die Ausrüstung der jungen Rebellin geprüft hatte. „Du bist Feldsanitäterin! Also los, hilf uns, sie zu retten!“ Mit strengem Blick und ausgestrecktem Zeigefinger deutete sie auf die Pilotin auf dem Tisch.
Trotzig schüttelte Luna den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich helfe keinen Feind!“ Osteras Augen verengten sich zornig zu Schlitzen und ihre Kopfschwänze, die gerade noch locker über ihrer Schulter gelegen hatten, verkrampften sich um ihren Hals. „Jetzt hör mal zu, Kleine: euer Krieg ist mir gerade verdammt egal. Sie ist Teil unseres Auftrages, genau wie du!“
„Vergiss es! Ich helfe keinem dieser imperialen Monster!“, platzte es aus Luna heraus.
„Schau sie dir an, Luna!“, schaltete Ash mit fordernder Stimme ein und nickte in Richtung der Pilotin vor sich. „Los, schau sie dir an!“
Luna blickte demonstrativ zur Seite und da wurde es Ostera zu bunt. Sie griff Luna an den Armen und schob sie auf den Tisch zu. Die Rebellensoldatin wollte sich wehren, und sie war durchaus fähig dazu, aber die Twi’lek hatte ihr einen Arm auf den Rücken gedreht, bevor sie reagieren konnte.
„Sieh sie dir an, Luna“, wiederholte Ash und funkelte sie aus seinen braunen Augen an. „Was glaubst du, wie alt sie ist? Vielleicht ein paar Jahre älter als du? In welchem Alter passiert es wohl, dass aus einem unschuldigen Kind ein Monster wird? In welchem Alter passiert es, dass man von einem verblendeten Befehlsempfänger zu einem Monster wird? Schau sie dir an, Luna, und sag uns, wie alt müsste sie sein, damit du ihr Leben rettest?“ Ashs Stimme klang bitter. Jedes seiner Worte meinte er ernst und er war gerade erst in Fahrt gekommen. „Du bist Soldatin in einem Krieg und niemand sagt, dass das leicht ist. Aber auch im Krieg gibt es Regeln. Dieser Pilot ist keine Gefahr mehr für dich. Und so lange ist er auch kein Feind. Sie zu, dass dir nicht deine Sicht für das Wesentliche verschwimmt. Schau sie dir an, und frag dich, ob nicht am Ende du selbst das Monster bist, wenn du sie sterben lässt!“  
Fast bewegungsunfähig in Osteras Griff hatte die Rebellensoldatin während Ashs Vortrag kaum eine andere Wahl. Als ihr Blick das Gesicht der jungen Pilotin erfasste, war sie schnell gebannt. Die rechte Gesichtshälfte war immer noch von rotem Blut verkrustet und bot ein groteskes Bild. Im krassen Gegensatz dazu stand die überaus bildschöne linke Gesichtshälfte. Die geschwungene Augenbraue, die hohen Wangenknochen und die vollen Lippen; all das fand Luna irklich attraktiv. Solche Schönheit hätte sie niemals hinter einem imperialen Gesichtsschutz erwartet. Bewusstlos, wie sie da lag, wirkte die Pilotin friedlich und geradezu unschuldig. Die Worte von Ash kreisten in ihrem Schädel umher und auch wenn sie im Grunde ihres Herzens wusste, dass er Recht hatte, so war ihr innerer Kampf überwältigend. Luna Sin hatte allen Grund, das Imperium zu hassen. Doch hatte sie einen Grund, diese junge Frau zu hassen? Sie war kaum alt genug, um bereits im Cockpit gesessen zu haben, als das Imperium ihre Heimatwelt einnahm, oder vielleicht doch?
„Komm schon, Kleine“ hörte sie die Stimme von Ostera hinter sich und spürte, wie sich ihr Griff lockerte. „Hilf uns.“
Lunas Blick haftete an dem Gesicht der Pilotin. Als sie aus der Entfernung den Jäger hatte abstürzen sehen, hatte sie an einen fallenden Stern denken müssen. Vielleicht bestand ein wenig Hoffnung, dass es sich bei der Fremden  um einen Engel und nicht um ein Monster handelte.
„In Ordnung!“, gab Luna schließlich auf und die Twi’lek ließ sie los.
„Danke“, sagte Ash und nickte ihr zu.
Luna nickte zurück und ging zu dem Tisch mit der Ausrüstung, um die Sachen aus ihrer Tasche hinzuzufügen.
Die Twi’lek grinste Ash an.
„Was?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist einfach so süß, wenn du emotional wirst.“
Er verdrehte die Augen und wollte gerade etwas entgegnen, als Luna sich ihnen zuwandte und das Wort ergriff: „Wir müssen ihr als Erstes eine starke Betäubung geben. Falls sie aufwachen sollte, würden die Schmerzen sie wahnsinnig machen. Ihr beiden assistiert mir, und ihr werdet das tun, was ich sage, genau wenn ich es sage, verstanden? Gibt es hier irgendwo Wasser?“ Ostera und Ash waren einen Moment überrascht über den Kommandoton der Feldsanitäterin, dann nickten sie und kamen ihren Anweisungen nach.

Es wurde schnell klar, dass Luna genau wusste, was sie zu tun hatte. Auch die Ausrüstung, die sie bei sich trug, war mehr, als die Twi’lek und der Schmuggler als Sanitätsausrüstung gewohnt waren. Sie nutzte Mikrowerkzeuge, um den Splitter aus dem Auge zu entfernen, wobei sie eine erstaunliche Fingerfertigkeit und eine gute Portion Nerven bewies.
„Du hast das schon einmal gemacht, oder?", fragte Ostera, nachdem die Hauptarbeit erledigt war. Ash war derweil nachsehen gegangen, ob die imperialen Truppen schon anrückten und wie viel Zeit ihnen noch blieb.
Luna nickte, während sie eine Injektion vorbereitete. „Bei meiner Ausbildung in der Allianz kam heraus, dass ich offenbar ein besonderes Talent für Medizin habe“, erklärte sie knapp.
Ostera hatte weitere Fragen: „Wieso bist du dann nicht in einem Lazarett statt hinter feindlichen Linien?“ Sie musterte Luna genau. An der Rebellensoldatin war mehr dran, als man im ersten Moment erkannte.
„Aus einem Lazarett heraus, stürzt man nicht das Imperium!“, knurrte Luna und setzte das Injektionsgerät an.
„Was hast du vor?“, fragte die Twi‘lek erschrocken, als sie sah, wie Luna die Mikronadel auf das Gesicht der Pilotin richtete.
„Ich injiziere das Bacta direkt in das Auge. Die einzige Möglichkeit, um eine schnellstmögliche Heilung zu gewährleisten. Wir können es uns weder leisten, sie unter Betäubung zu halten, noch würde sie die Schmerzen ertragen, wenn ich es nicht tue. Es besteht jedoch die Gefahr, dass sie einen Nervenschock durch Überdosierung erleidet.“ Luna zögerte noch und sah Ostera fragend an.
Diese nickte zustimmend. „Ich verstehe.“ Die Söldnerin wusste, dass Luna Recht hatte. Wenn sie hier lebend rauskommen wollten, mussten sie die Pilotin irgendwann aufwecken.
Luna stach zu und das Bacta wurde unter leichtem Druck in das Auge injiziert. Dann prüfte sie die Vitalfunktionen der Pilotin, während Ostera die Wunde nochmal desinfizierte und den Verband anlegte.
„Sie wird es überleben“, verkündete Luna nach einer Weile. „Das Auge ist kaum zu retten, aber ihre Sehnerven dürften soweit unbeschädigt geblieben sein. Mit einer Prothese kann sie irgendwann auch auf der Seite wieder sehen. Trotz der Injektion wird sie starke Schmerzen haben. Ich hoffe, sie ist taff, eure Pilotin.“
Ostera blickte der jungen, imperialen Frau auf dem Tisch nachdenklich ins Gesicht. Dabei fixierte sie den Verband, der nun über dem rechten Auge lag. „Was das angeht, ich habe da so eine Ahnung, dass unsere Pilotin hier ein verdammt harter Hund ist!“
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