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Woman in yellow till the end?

von KleinKoko
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Simon Schempp
24.01.2021
09.05.2021
18
32.908
5
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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09.05.2021 1.501
 
Am nächsten Morgen sieht man uns beim Frühstück an, dass der Abend doch ein bisschen länger geworden ist. Marlia ist das natürlich herzlich egal und wirbelt wie immer durch den großen Raum von Tisch zu Tisch und unterhält die Leute. Lächelnd beobachte ich sie, während ich in meinem Müsli umherrühre. Wirklichen Hunger habe ich nicht. Außerdem dröhnt mein Kopf, da konnte auch die Schmerztablette nichts dran ändern.

,,Ach ja. Der Morgen nach dem letzten Rennen.“ Grinsend sieht Simon in die Runde, der mit Abstand der fitteste ist.

,,War und wird immer was besonderes bleiben.“ Ergänzt Janina und widmet sich wieder ihrem Brötchen. Ansonsten unterhalten wir uns nicht wirklich viel. Alle würden am liebsten zurück in ihre Betten und schlafen, da unser Flug aber schon relativ früh geht, wird daraus nichts.

Nach dem Frühstück verschwinden alle wieder auf ihre Zimmer und packen die restlichen Dinge zusammen.

,,Wo tu ich die denn jetzt hin?“ Ratlos blicke ich von der Kugel, die ich in der Hand halte, zu meinem Koffer und zurück.

,,Gib sie Lia, die trägt die bestimmt gern.“ Antwortet Vanessa mir grinsend und da mir tatsächlich nichts Besseres einfällt, nehme ich die Idee meiner besten Freundin schulterzuckend an und lege die Kugel neben den Koffer aufs Bett, ehe ich den Rest noch schnell reinschmeiße.

Eine halbe Stunde später steht die komplette Mannschaft in der Lobby des Hotels versammelt und wir warten darauf, dass der Bus kommt, der uns zum Flughafen bringt. Marlia hat sich wie nicht anders zu erwarten, sehr über ihre neuerliche Aufgabe gefreut, auf meine Kugel aufzupassen und trägt diese wie ihren wertvollsten Schatz an sich gedrückt.

,,Wenn die nicht aus Glas wäre, würde die locker das neue Lieblingskuscheltier von Lia werden.“ Lacht Simon neben mir, der wohl ebenfalls unsere Tochter beobachtet hat und zieht mich in seine Arme.

,,Ja ich glaube auch.“ Lache nun auch ich und lehne mich gegen meinen Mann. Ich möchte einfach nur noch nach Hause.

Doch das mit dem nur noch nach Hause gestaltet sich langwieriger als erhofft, denn auch am Flughafen müssen wir erstmal wieder warten, ehe wir endlich auf unseren Plätzen sitzen und das Flugzeug abhebt. Marlia ist sofort wieder zu Erik verschwunden und der Großteil meiner Kollegen scheint den Schlaf der letzten Nacht nachzuholen. Selbst Simon neben mir hat die Augen geschlossen und scheint zu schlafen. Ich lege meinen Kopf gegen die Wand des Flugzeugs und beobachte die vorbeiziehenden Wolken.

Ich bin tatsächlich Gesamtweltcupsiegerin geworden. Das größte, was man meiner Meinung nach in unserem Sport erreichen kann. Klar sind Weltmeister- und Olympiatitel auch schön, aber die spiegeln nur einen Tag wieder. Ein Gesamtweltcupsieg eine gesamte Saison. Ich habe es geschafft über die gesamte Saison die beste Biathletin der Welt zu sein. Ich weiß, dass es noch lange dauern wird, bis diese Erkenntnis wirklich bei mir ankommt, aber ein bisschen näher komme ich dem grade. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen und gleichzeitig läuft mir eine Träne die Wange hinunter. Es fühlt sich an, als würde ich träumen, aber gelichzeitig weiß ich, dass es die Realität ist. Ich, Franziska Schempp, habe das wirklich erreicht. Ich denke an all die Jahre zurück, in denen mir meine Gesundheit einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. In denen ich mehr krank zuhause als auf den Weltcupstrecken war. In denen ich teils sogar die WM absagen musste. Ich denke an die Saison vor drei Jahren, wo alles so perfekt lief und ich am Ende doch wieder keine ganze Saison laufen konnte, aber darüber mag ich mich bestimmt nicht beschweren. Marlia ist das größte Geschenk, was ich je bekommen habe. Da kommt kein sportlicher Erfolg der Welt dran. Ich hab nie aufgeben, auch dank meinen Eltern und Simon. Sie haben mich immer unterstützt und mich ermuntert weiterzumachen. Ihnen gehört ein ganz großer Anteil dieses Erfolgs. Wenn ich allein daran denke, wie oft meine Eltern mich die unzähligen Kilometer nach Ruhpolding gefahren haben, damit ich diesen Sport überhaupt ausüben kann. Ich bin ihnen so dankbar dafür, denn sonst wäre ich heute keine Biathletin und schon gar keine Gesamtweltcupsiegerin. Wahrscheinlich hätte ich sonst auch niemals Simon kennen gelernt. Simon… Ich drehe meinen Kopf zur anderen Seite und sehe in das friedlich schlafende Gesicht meines Mannes. Es ist für mich immer noch nicht ganz zu glauben, dass dieser Mann zu mir gehört, obwohl er das schon so viele Jahre tut. Er hat seine Karriere für meine aufgegeben. Das hätte bestimmt nicht jeder getan. Er aber schon und das zeigt mir, wie sehr er mich und unsere Tochter liebt. Auch, dass er mich, ohne etwas dagegen zu sagen, dabei unterstützt, auch noch die kommende Saison dranzuhängen. Ich habe ein solches Glück mit ihm, dass es nicht in Worte zu fassen ist. Ich drehe meinen Kopf wieder zur anderen Seite und schau wieder hinaus auf die Wolken. Die nächsten Tage werden anstrengend werden. Es stehen einige Pressetermine und Empfänge an, aber ich freu mich auch darauf. Am meisten freue ich mich aber darauf in ein paar Wochen, endlich mit Simon und Marlia in Urlaub zu fliegen und mein Glück ganz für uns allein zu genießen.

Ein paar Stunden später landen wir wieder in München. Nachdem alle ihre Sachen zusammen haben, beginnt die alljährliche Verabschiedungsrunde. Auch Marlia scheint zu begreifen, dass sie sich jetzt von Erik verabschieden muss. Die Kleine hockt traurig auf ihrem Koffer und scheint jeden Moment anfangen zu weinen. Mir zerreißt es das Herz das zu sehen. Selbst meine Kugel hat sie achtlos an Simon weitergegeben.

,,Da ist aber jemand traurig.“ Bemerkt nun auch Janina, die mich grad in den Arm nimmt und deutet mit dem Kopf Richtung meiner Tochter.

,,Ja.“ Seufze ich und löse mich von der Schwarzwälderin. Ich gehe zu Marlia hin und knie mich vor sie hin.

,,Hey Maus.“ Spreche ich sie an und lege eine Hand auf ihre Knie.

,,Will nicht… Erit.“ Schluchzt sie und die Tränen beginnen zu laufen. Ich ziehe meine Tochter zu mir und schließe sie fest in meine Arme.

,,Ich weiß, dass du Erik sehr vermissen wirst und er dich bestimmt auch. Wir werden Erik bestimmt besuchen fahren. Du verabschiedest dich jetzt nicht für immer von ihm.“ Flüster ich ihr zu und versuche sie zu beruhigen, was aber nur mäßig gelingt. Ich stehe mit Marlia auf dem Arm auf und gehe zu Erik rüber, der so langsam los möchte.

,,Da ist meine kleine Prinzessin ja.“ Freut er sich und nimmt mir Marlia ab, die sich wie gestern sofort an Erik klammert und weiter weint.

,,Marlia ich werde immer dein Freund bleiben und du kannst mich besuchen wenn du willst, ok?“ Höre ich ihn sagen und es scheint wenigstens etwas zu helfen. Marlia löst sich leicht von ihm und nickt.

,,Und jetzt lächelst du wieder. Das sieht nämlich viel schöner aus und die Mami macht bestimmt ein Foto von uns.“ Marlia schluchzt zwar immer noch, versucht sich aber tapfer die Tränen wegzuwischen. Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und mache anschließend ein Foto von den beiden, ehe Erik Marlia noch einen Kuss auf den Kopf drückt und sie dann runterlässt.

,,Machs gut Erik. Wir sehen uns.“ Verabschiede nun auch ich den Thüringer, der mich in seine Arme zieht.

,,Du auch. Und pass mir gut auf Marlia auf.“

,,Mach ich.“ Grinse ich und löse mich von ihm. Ich nehme Marlia anschließend wieder auf den Arm und schaue Erik dabei zu, wie er seine Sachen zusammenpackt.

,,So Leute. Das wars dann. Machts gut.“ Damit winkt Erik in die Gruppe und geht davon.

,,Tschüss Erit.“ Ruft Marlia auf meinem Arm, woraufhin Erik sich nochmal umdreht. Der Kleinen zuwinkt und ,,Tschüss Lia“ Ruft. Auch Marlia winkt Erik nochmal zu, ehe er sich endgültig umdreht und irgendwann in der Menschenmenge verschwindet. Simon, Marlia und ich verabschieden uns noch schnell vom Rest, ehe auch wir unsere Sachen packen. Marlias Tränen sind inzwischen vollständig getrocknet und sie trägt wieder stolz meine große Kugel.

Lächelnd winke ich der Mannschaft ein letztes Mal zu, ehe wir uns auf den Weg zum Ausgang machen.Ich habe sportlich diese Saison alles erreicht, was ich erreichen wollte. Jetzt freue ich mich auf die Zeit mit meiner Familie und dann mich von diesem großartigen Sport und dieser Familie zu verabschieden. Auf in mein letztes Jahr als Biathletin- ich freu mich drauf.

Ende



So das wars auch schon wieder mit dieser Geschichte. Ich muss sagen mir ist der Charakter Marlia über die Kapitel so ans Herz gewachsen und es hat echt Spaß gemacht diese Geschichte zu schreiben. Aber alles muss irgendwann ein Ende finden und so ist es auch bei dieser Geschichte.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die diese Geschichte verfolgt haben. Für alle Aufrufe, Favoriteneinträge und die vielen, vielen lieben Reviews. Ich habe mich wirklich über jedes einzelne sehr gefreut.

Wo eine Türe sich schließt, öffnet sich eine neue. So auch bei mir. Ich habe bereits, während ich dies Geschichte geschrieben habe, parallel an einer neuen Geschichte gearbeitet. Das erste Kapitel werde ich heute Abend veröffentlichen und ich hoffe, dass ich viele von euch dort wiedertreffe.

Bis dahin. Bleibt gesund und liebe Grüße

Kleinkoko
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