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Woman in yellow till the end?

von KleinKoko
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Simon Schempp
24.01.2021
09.05.2021
18
32.908
5
Alle Kapitel
104 Reviews
Dieses Kapitel
6 Reviews
 
11.04.2021 1.720
 
Der Nachmittag mit meiner Familie hat mir wirklich gutgetan. So betrete ich auch tiefen entspannt den Speisesaal am nächsten Morgen. Darüber, wie meine Beine sich anfühlen und dass heute das vorletzte Rennen der Saison ist, mach ich mir überhaupt keine Gedanken. Ich bin einfach mega glücklich, da ich weiß, dass ich den größten Gewinn bereist zuhause habe, nämlich Simon und Marlia. Da kommt kein Gesamtweltcup der Welt ran, auch wenn der sportlich gesehen mein großer Traum ist.Ich bediene mich am Buffet und setze mich anschließend zu Janina und Vanessa an den Tisch.

,,Morgen.“ Grüße ich gut gelaunt und fange an mein Brötchen zu schmieren.

,,Na dir scheint es ja prächtig zu gehen. Gestern einen schönen Abend gehabt?“ Grinsend sieht Janina mich an.

,,Haha. Nein wir waren ja gestern das erste Mal zusammen mit Marlia langlaufen und es war einfach echt schön und hat mir gut getan mal eine Zeit mit meiner Familie, ohne irgendwelche Gedanken an den Sport zu verbringen.“ Entgegne ich ihr und beiße von meinem Brötchen ab. Der Speisesaal füllt sich immer mehr und irgendwann taucht auch Marlia auf.

,,Morgen Mama.“ Kräht sie mir entgegen und ich hebe sie auf meinen Schoß.

,,Morgen Maus. Wo hast du denn den Papa gelassen?“ Frage ich sie und gebe ihr einen Kuss auf den Kopf.

,,Da.“ Sie zeigt Richtung Buffet.

,,Bringt der Papa dir was zu frühstücken mit?“ ,,Jaa.“ Marlia nickt heftig und ich kann nur lachen. Sie sieht dabei einfach viel zu süß aus.

,,Tante Nessa, Janina. Wisst ihr, was ich gestern gemacht hab?“ Aufgeregt dreht Marlia sich auf meinem Schoß um und sieht meine beiden Mannschaftskolleginnen an.

,,Nein. Erzähl mal. Was denn?“

,,War mit Mama und Papa langlaufen.“ Berichtet Marlia und platzt dabei fast vor stolz. Lächelnd streiche ich ihr ihre Haare zurück.

,,Oh wie cool. Und hat das Spaß gemacht?“

,,Total. Zuerst Papa mich gezogen und ich dann selber gelaufen.“ Marlia redet so schnell, dass man sie fast nicht versteht.

,,Das klingt ja richtig toll.“

,,Ich muss Erit erzählen.“ Damit rutscht Marlia von meinem Schoß runter und tippelt aufgeregt zwei Tische weiter, wo die Männer sitzen.

,,Sie ist wirklich so ein Goldstück.“ Lächelnd deutet Janina auf Marlia, die aufgeregt vor dem Tisch auf und ab hüpft und von unserem gestrigen Ausflug erzählt.

,,Morgen ihr drei.“ Durch Simons Stimme reiße ich meinen Blick von unserer Tochter los und schaue stattdessen zu meinem Mann.

,,Morgen Schatz.“ Entgegne ich ihm und gebe ihm einen Kuss.

,,Kann ich mich noch zu euch setzen?“

,,Na klar.“ Antwortet Vanessa und deutet auf den freien Platz neben Janina, auf den Simon sich kurze Zeit später auch fallen lässt.

,,Ich glaub Marlia kommt erst, wenn sie allen erzählt hat, dass sie gestern langlaufen war.“ Lache ich und deute zu unserer Tochter, die inzwischen am Trainertisch steht.

,,Glaub mir sie hat die ganze Nacht von nichts anderem gesprochen.“ Lacht Simon.

,,Wirklich? Kann ich mir gar nicht vorstellen.“ Vanessa versucht zwar ernst zu bleiben, muss dann aber doch, wie wir anderen drei, auf ihre Aussage hin anfangen zu lachen.

,,Na hast du alles erzählt, dass du gestern das erste Mal langlaufen warst?“ Frage ich unsere Tochter, als diese wieder an unseren Tisch kommt.

,,Jaaa.“ Immer noch leuchten ihre Augen vor Freude.

,,Na dann kannst du ja jetzt frühstücken.“ Klinkt Simon sich von der anderen Seite des Tisches in das Gespräch mit ein. Marlia tippelt um den Tisch rum, schaut dann aber verwirrt, weil es keinen freien Stuhl mehr für sie gibt.

,,Komm, du kannst dich auf meinen Schoß setzen. Ich bin eh fertig mit Essen.“ Bietet Janina an, was Marlia sich natürlich nicht zweimal sagen lässt und kurz darauf auf den Schoß meiner Mannschaftskollegin klettert. Während wir zu Ende frühstücken unterhalten wir uns über alles Mögliche und vergessen beinahe die Zeit.

,,Ich will euch ja nicht bei euren schönen Plausch stören, aber ihr drei solltet euch vielleicht lieber mal fertig machen.“ Taucht plötzlich Kristian an unserem Tisch auf und deutet auf seine Uhr. Damit ist unser Trainer auch schon wieder verschwunden. Ich schaue nach meiner Uhr und erschrecke, als ich sehe, wie spät es schon ist.

,,Mist. Mädels in ner viertel Stunde beginnt die Aktivierung.“ Auch Janina und Vanessa schauen auf ihre Armbanduhren und fluchen, wie kurz davor ich. Schnell räumen wir unseren Kram zusammen und stehen vom Tisch auf.

,,Wir sehen uns ja später noch.“ Schnell gebe ich Simon und Marlia einen Kuss und verlasse dann fluchtartig mit meinen Mannschaftskolleginnen den Speisesaal. In Rekordzeit machen Vanessa und ich uns im Bad fertig, ziehen uns um und gehen wieder runter. Trotzdem schaffen wir es nicht ganz pünktlich, was aber Gott sei dank keinen wirklich interessiert. Nur sollte ich jetzt vielleicht meine Gedanken in Richtung des Wettkampfs lenken. Locker sein schön und gut, aber ein bisschen Fokus hat noch nie geschadet.

,,Viel Glüt Mama.“

,,Danke meine Maus.“ Ich hebe Marlia hoch und drücke sie an mich.

,,Schauen Papa und du an der Strecke oder bleibt ihr im Hotel?“ Fragend sehe ich meine Tochter an.

,,Strete.“ Antwortet sie mir sofort in einem Tonfall, als hätte ich den Verstand verloren.

,,Natürlich. Wie konnte ich auch was anderes denken.“ Grinse ich und drücke Marlia einen Kuss auf die Haare.

,,Gibt’s du mir noch einen Glückskuss? Ich muss jetzt los.“ Marlia drückt ihre Lippen auf meine und ich lasse sie anschließend wieder runter.

,,Natürlich auch von mir viel Erfolg mein Schatz. Du machst das schon.“ Simon gibt mir ebenfalls noch einen Glückskuss und so verlasse ich das Hotel und mache mich mit den anderen Mädels auf den Weg ins Stadion.

Sobald ich meine Ski im Stadion anschnalle liegt meine Konzentration voll und ganz auf dem Rennen. Wie immer absolviere ich das Anschießen und gehe meine Routine wie vor jedem Rennen durch.Vor dem Rennen klatschen wir uns alle nochmal ab und wüschen uns viel Glück. Janina und ich starten zeitgleich und haben eben schon abgesprochen, dass wir auf den ersten Runden, sofern wir beide fehlerfrei bleiben, ein bisschen zusammenarbeiten wollen. Nach vorne haben wir ja nur 13 Sekunden Abstand. Generell ist das Feld sehr eng zusammen. Auch auf Lisa und Hanna hab ich keine 20 Sekunden Vorsprung. Über meine Beine habe ich mir den Tag über noch keine Gedanken gemacht, was mich positiv stimmt, als ich im Startkorridor stehe. Diese 10 Kilometer werden die wohl überstehen. Als die Uhr auf 13 Sekunden steht, drücken Janina und ich uns ab und nehmen die Verfolgung auf. Elvira vor uns ist nur wenige Meter entfernt. Schon kurz nach dem Stadion sind wir auf die Schwedin aufgelaufen und laufen nun zu dritt Richtung erster Zwischenzeit. In Anbetracht dessen, dass Elvira ebenfalls eine gute Läuferin ist und ich meine Beine eh etwas schonen möchte, halte ich mich hinter der jüngeren Athletin und auch Janina macht keine Anstalten vorbeizugehen.

,,Gutes Tempo ihr beiden. Habt 3 Sekunden gut gemacht. Am Schießstand konzentriert arbeiten.“ Ruft Florian uns kurz nach der ersten Zwischenzeit zu. Klingt gut. Vor allem, weil mit Marketa ganz vorne auch keine laufschwache Athletin unterwegs ist. Als wir am Schießstand ankommen liegt der Rückstand bei grade mal 7 Sekunden. Schnell gehe ich in meinen Anschlag und räume alle 5 Scheiben ab. Auch Janina trifft alle Scheiben und so gehen wir wieder gemeinsam raus. Auch die nächsten beiden Runden funktioniert unser Plan gemeinsam zu laufen, da wir im zweiten Liegendschießen beide null und im ersten Stehendanschlag jeweils 1 Strafrunde schießen. Zum letzten Schießen kommen wir in der ziemlich großen Führungsgruppe. Als letzte in dieser Gruppe stehen ich auf Bahn 7. Wer sonst außer Janina noch dabei ist, weiß ich gar nicht so genau, da Janina und ich erst kurz vor dem Schießstand zu der Gruppe aufgeschlossen haben. Naja, ist ja eigentlich auch egal, denn jetzt zählen eh nur die 5 schwarzen Scheiben da vorne und die muss ich treffen, ganz egal, wer da noch alles steht. Ich gehe in den Anschlag und visiere die erste Scheibe an- Treffer. Ich finde schnell in meinen Rhythmus und gebe auch die restlichen 4 Schüsse ab. Bis auf den letzten finden auch alle ihren Weg ins Ziel. Fuck. Immer dieser letzte Schuss. Ich schultere mein Gewehr und mache mich auf den Weg in die Strafrunde. Während ich an den anderen vorbei laufe, kann ich auch sehen, wer da noch alles steht, unter anderen auch Hanna und Lisa. Na toll. Ich mache die Schlaufen meiner Stöcke zu und gehe auf die 150 Extrameter. Das gute ist, dass meine Beine sich noch nicht so schlimm anfühlen wie die Rennen zuvor. Heißt aber auch, dass der Fehler definitiv ein Fehler von mir war und ich es nicht auf wackelige Beine schieben kann. Ändert aber auch nichts. Fehler ist Fehler und bedeutet 150 Meter Strafe. Als ich diese absolviert habe, kann ich einen Blick auf die Anzeigetafel werfen und sehe, dass ich 6. Bin. Ist ja nochmal gut gegangen. Kurz vor mir sehe ich sogar Elvira. Ich lege einen kleinen Zwischenspurt ein und kann mich so an die jüngere Öberg hängen.

,,Franzi auf Platz 6. Das sind 10 auf 4 und 5 Vorsprung auf 7.“ Ruft Florian mir auf der Strecke zu. Naja da vorne nochmal ran zulaufen wird schwierig. Mein Ziel heißt jetzt hauptsächlich Elvira schlagen und fünfte werden. Damit könnte ich definitiv zufrieden sein. Weiter nach hinten fallen möchte ich dann doch nicht. Nach der letzten Zwischenzeit gehe ich an Elvira vorbei und versuche etwas von ihr wegzukommen, aber sie bleibt dran, sodass es zum Schlussspurt kommt, quasi nebeneinander gleiten wir den kleinen Hügel Richtung ziel runter. Wir beide gebe alles und kämpfen bis zum Zielstrich. Die letzten Meter kann ich mich dann doch etwas absetzen und gleite vor Elvira über die Ziellinie. Völlig ausgepumpt falle ich in den Schnee und schnappe nach Luft. Hatte ich Mittwoch noch die Devise Kräfte zu sparen, habe ich das heute in der letzten Runde komplett über den Haufen geworfen, dazu muss aber auch gesagt werden, dass mir meine Beine heute bei weitem nicht so weh tun, wie das noch vor 3 Tagen der Fall war.Nach kurze Zeit bin ich wieder so bei Kräften, dass ich mich aufrapple und endlich einen Blick auf die Anzeigetafel werfe.

Als ich sehe, wer das Rennen gewonnen hat, muss ich erstmal kurz die Augen zu kneifen und mich vergewissern, dass ich nicht träume.

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Ein neues Kapitel und so langsam geht es dem Saisonende entgegen. Wer wohl das Rennen gewonnen hat?
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