Das Lebenselixier
von Cissylein
Kurzbeschreibung
Sie hatte kaum fünf Minuten mit ihm gesprochen, und schon hatte es dieser Mann geschafft, sie aus der Fassung zu bringen. Aber sie war erwachsen. Im besten und schlimmsten Fall, würde sie mit Snape arbeiten müssen. Und sie würde sich das nicht mehr gefallen lassen.
GeschichteLiebesgeschichte / P18 / Het
Hermine Granger
Minerva McGonagall
OC (Own Character)
Severus Snape
17.01.2021
19.09.2023
17
62.134
182
Alle Kapitel
198 Reviews
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Dieses Kapitel
11 Reviews
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19.09.2023
5.561
Hey ihr Lieben, vielen dank für eurer Feedback zum letzten Kapitel. Vermutlich hat jeder eine andere Vorstellung davon, was nach Snapes Aufforderung zu bleiben passieren wird. Ich hoffe, dass euch meine Version zufriedenstellt. Ich wollte dieses Kapitel unbedingt zum Geburtstag von Hermine hochladen (und somit genau einen Monat nach meinem letzten Update – Lichtgeschwindigkeit für meine Verhältnisse). Happy birthday!
Und noch etwas: Diese Geschichte (und auch meine Ministerin-Stories) ist in mehreren Kategorien für den HP-Fanfiktion-Award nominiert. Darüber freue ich mich sehr! Alle weiteren Nominierten und den Link zum Abstimmungsfomular gibt es hier.
Nun aber viel Spaß :)
„Dann bleib.“
Zwei einfache Worte. Denen so viele mögliche Szenarien folgen konnten.
Hermine blieb bei der Tür stehen, mit klopfendem Herzen. Am liebsten wäre sie zu ihm gestürmt, um ihn zu spüren, zu küssen. Aber sie wusste nicht, ob er das wollte. Und ob sie das überhaupt wollte, nachdem er ihren Stolz (und nicht nur den) so verletzt hatte.
Es gab zu viele Unstimmigkeiten zwischen ihnen, als dass sie einfach wieder übereinander herfallen konnten.
Falls er das überhaupt wollte.
Und falls sie das wollte.
(Natürlich wollte sie.)
„Okay“, sagte sie nach einer gefühlten Ewigkeit und machte ein paar unsichere Schritte zurück ins Wohnzimmer.
Ihr Lied war zu Ende und Snape blätterte die Seite um. Diesmal war es ein Frauenchor, der erklang.
„Der Skye Boat Song“, sagte Hermine lächelnd. „Den mag ich.“
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte Snape und legte das Buch aufgeschlagen auf einen Tisch.
„Keinen Aufpäppeltrank, falls du das meinst“, entgegnete Hermine.
Snape zog eine Grimasse. „Touché.“ Dann ging er zu einer kleinen Bar. „Du hast die Wahl zwischen Wein und Whiskey.“
Das war die Wahl zwischen Pest und Cholera.
„In Hogwarts gibt es keinen Gin“, sagte Snape, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
„Wein“, sagte Hermine mit einem ertappten Lächeln und blickte in das aufgeklappte Buch. Sie überflog die Zeilen, die über die Herkunft des Songs informierten, konnte sich aber nicht auf deren Inhalt konzentrieren.
Snape reichte ihr ein Glas, er selber hatte sich für Whiskey entschieden. Sie sahen sich an, keiner von ihnen trank. Das Schweigen, das sich zwischen ihnen ausbreitete, war nicht von der angenehmen Sorte.
„Wie fandest du-“, begann Hermine.
„Wo hast du-“, sagte Snape zur gleichen Zeit.
Hermine lachte unsicher und wollte im Boden versinken. Zwei kluge Köpfe, die nicht in der Lage waren, über das zu sprechen, was zwischen ihnen stand.
Snape machte eine Geste, die ihr bedeutete, dass sie fortfahren sollte.
„Ich wollte wissen, wie du deine Überraschungsparty fandest?“
„Dir ist klar, dass es keine Überraschung war?“, fragte Snape mit gehobener Augenbraue.
Hermine schmunzelte. „Natürlich. So wie den meisten der Professoren, bis auf Hagrid vielleicht, Proudfoot und Binns. Wieso gehst du ins Lehrerzimmer, wenn du weißt, was dich dort erwartet?“
„Weil Minervas Nachspiel noch lästiger wäre, als ein, zwei Stunden im Mittelpunkt zu stehen.“
„Vielleicht konnte dich der Kuchen ja etwas über diese anstrengenden ein, zwei Stunden hinwegtrösten“, sagte Hermine unschuldig und wandte sich dann ab. Sie biss sich auf die Unterlippe und ließ ihren Blick über Snapes Bücherwand gleiten. Seine Sammlung war beeindruckend.
„Besitzt du andere Singende Bücher?“, fragte sie und als sie sich zu ihm umdrehte, hatte Snape auf dem Sofa Platz genommen. An genau der Stelle, an der sie sich vor über einer Woche leidenschaftlich geliebt hatten.
„Nein“, sagte Snape, seine Miene vollkommen neutral.
Hermine nickte, schaffte es aber nicht, ihn weiter anzusehen, nicht, wenn er dort saß. Sie widmete sich wieder dem Regal. „Das überrascht mich.“
„Mich auch. Ich genieße Musik und ich genieße Bücher. Ich bin nur bisher nicht auf die Idee gekommen, beides zu verbinden.“
„Bei Tomes&Scrolles gibt es eine kleine, aber feine Sammlung, falls du Interesse hast.“
„Danke.“
Wieder war da dieses unangenehme Schweigen und Hermine entschied, dass es Zeit war, den rosa Erumpenten im Raum anzusprechen.
„Wieso wolltest du, dass ich bleibe?“, fragte sie mit klopfendem Herzen, noch immer den Büchern zugewandt.
Snape antwortete nicht sofort. „War es unangebracht?“, fragte er schließlich.
Erst jetzt fand Hermine den Mut sich zu ihm umzudrehen. „Nein, aber es verwirrt mich, weil ich den Eindruck hatte, du bereust, was in der Silvesternacht passiert ist.“
„Nein.“ Diesmal kam die Antwort ohne ein Zögern.
Hermine schluckte. Das war gut. Oder? „Wieso warst du am nächsten Morgen dann so kühl?“
Ein lautloses Seufzen. Snape drehte das Glas Whiskey in seinen Händen hin und her. „Ich dachte, es wäre so einfacher für dich.“
„Einfacher?“ Hermine runzelte die Stirn, dann ging sie zu dem Sessel, der am anderen Ende des Sofas stand, und nahm darin Platz. „Das musst du mir erklären.“
„Ich war mir nicht sicher, ob das, was passiert ist, nicht nur das Ergebnis eines...hitzigen Moments war.“
Hermine hob beide Augenbrauen. „Hast du bei meinem Monolog nicht zugehört?“
„Ich kann mich an deine Worte noch recht deutlich erinnern. Aber auch aus ihnen hat in erster Linie Verlangen gesprochen. Geboren aus...einem Moment.“
„Es war nicht nur der Moment. Und es war auch nicht nur Verlangen.“ Hermine stellte ihr Weinglas auf den Tisch. Sie brauchte einen klaren Kopf. „War das der einzige Grund? Dass du es mir einfacher machen wolltest?“
„Es gibt noch ein Dutzend mehr und mindestens die Hälfte davon müsstest du dir selber zusammenreimen können. Du kennst mich. Meine Art. Meine Einstellung gegenüber anderen Menschen, die meisten von ihnen kann ich nicht leiden. Manches davon wurde von den Umständen meines Lebens so geformt, manches ist freier Wille. Und ich komme gut damit zurecht. Das hier dagegen...Sex, Romantik, ich weiß nicht, wie das funktioniert.“ Er hob eine Augenbraue. „Ich meine, ich weiß, wie es physisch funktioniert.“
Oh ja, das tust du, dachte Hermine und hasste es, dass sich Hitze in ihrem Schoß ausbreitete.
„Aber emotional?“, fuhr Snape fort. „Das ist ein Gebiet, bei dem ich zur Abwechslung einmal kein Experte bin. Zudem verstehe ich nicht, was eine Frau wie du an mir findet.“
„Eine Frau wie ich?“ Hermine war ehrlich überrascht. „Ich bin ein besserwisserischer Bücherwurm, ein Neunmalklug - deine Worte - eine Streberin, die zufällig im gleichen Wagon wie Ron und Harry gelandet ist. Ohne deren Freundschaft und dem was diese alles mit sich gebracht hat, würde niemand meinen Namen kennen. Wenn sogar eine Frau wie Violet dich attraktiv findet, wieso sollte ich das nicht tun? Du vereinst so viel in dir, das mich anzieht, das müsstest du doch wissen.“
„Ich hatte in den vergangenen Jahren eher den Eindruck, ich vereine vieles, das du verabscheust.“
„Das war damals.“
„Ja.“ Snape nahm einen großen Schluck seines Whiskeys. „Dass du meine Schülerin warst, macht die Sache nicht einfacher für mich.“
„Das kann ich verstehen“, sagte Hermine. „Aber das ist ein paar Jahre her und jetzt sind wir Kollegen. Damals hattest du kein Interesse an mir.“
„Merlin bewahre, nein!“, sagte Snape etwas zu selbstverständlich. „Nichts für ungut.“
„Kein Problem und gleichfalls.“ Hermine legte den Kopf schief. „Und du sagst, dass du die meisten Menschen nicht leiden kannst. Hier in Hogwarts habe ich etwas andres gesehen. Die anderen Professoren schätzen dich und du schätzt sie. Es ist ein bisschen wie unter Geschwistern. Ich habe genug Zeit im Fuchsbau verbracht, um das beurteilen zu können.“
„Das kann ich nicht bestreiten. Doch die Beziehung zu meinen Kollegen, von denen ich einige sogar als Freunde bezeichnen würde, ist nicht von...romantische Natur. Du hast nun vielleicht einen Eindruck gewonnen, weshalb Stella Viridian mir gegenüber nicht gerade wohlgesonnen war. Ich halte ihren Groll nach so langer Zeit für übertrieben, aber ich gestehe, dass die Art und Weise, wie ich sie abserviert habe, nicht von der feinen englischen Art war.“
Hermine nickte. „Ja, das kann ich mir nun sehr gut vorstellen.“
„Es war jahrelang sicherer, keine Gefühle zuzulassen“, fuhr Snape fort. „Ich habe eine Mauer um mich errichtet und ich bin nicht im Stande, sie von heute auf morgen niederzureißen.“
„Das sollst du auch nicht.“ Hermine lächelte. „Nur vielleicht ein paar Ziegel herausnehmen. Nach und nach.“
„Das kann ich versuchen.“
Sie sahen sich lange an. Snape war der Erste, der den Blick abwandte und an seinem Glas nippte.
„Keiner von uns beiden bereut also, was in der Silvesternacht passiert ist“, sagte Hermine und spürte ein nervöses Ziehen in ihrem Bauch. „Was bedeutet das nun?“
„Sag du es mir. Du hast mehr Erfahrung in diesen Dingen.“
„Nicht sonderlich viel mehr, aber naja, normalerweise versucht man, sich besser kennenzulernen.“ Sie schluckte. „Magst du das Geschenk?“
„Es ist nicht sonderlich schwer, zwischen Slytherinsocken und Zaubertrankbüchern herauszustechen“, entgegnete Snape kryptisch, „aber ich kann dennoch sagen, dass es eines der durchdachtesten Geschenke ist, die mir jemals gemacht wurden.“
„Das ist was positives, oder?“, fragte Hermine.
Snape lächelte. „Das ist es. Das Buch wird meine Sammlung bereichern. Danke.“
Ein Kompliment und ein Danke in einem Satz. Auf Hermine wirkte es wie ein verbaler Liebestrank.
„Darf ich zu dir kommen?“, fragte sie etwas atemlos.
Der Blick, der ihr begegnete war beinahe diabolisch. „Denkst du wirklich, ich sitze zufällig hier?“
Hermine stieß beinahe das Glas Wein um, als sie sich neben Snape aufs Sofa sinken ließ. Sie küsste ihn, zurückhaltender, als sie es eigentlich wollte, doch er zog sie auf seinen Schoß und in einen tiefen, hungrigen Kuss.
„Wäre das eher passiert, wenn ich mich eher bedankt hätte?“, raunte er an ihren Lippen.
„Ja“, hauchte Hermine.
„Dann werde ich mir das merken.“
Sie küssten sich wieder und Hermine holte sich selbst aus einer Trance, als sie ihm erregt in den Mund seufzte. „Nicht, dass mir das Sofa nicht gefallen würde, aber ich bin neugierig wie dein Schlafzimmer aussieht.“
„Hätte ich ein Bett hinter einem Regal, würde mich das auch interessieren.“
„Woher weißt du, dass mein Bett hinter einem Regal steht?“
„Ich habe es gesehen, als du mich in der Halloweennacht verführen wolltest.“
„Wie bitte?“
„Du warst willig wie eine Wampuskatze, aber ich habe das allein auf den Alkohol geschoben.“
Hermine musste lachen. „Darüber sprechen wir noch, aber nicht jetzt, denn jetzt will ich dich wirklich verführen!“
„Ist das so.“
„Ja.“
Sie sahen sich an, beinahe verlegen, was lächerlich war, angesichts ihres stürmischen Kusses. Dann rutschte Hermine von seinem Schoß und sie standen auf und Snape ging voraus. Hermine folgte ihm schweigend und versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern, was für Unterwäsche sie trug. Hatte sie einen sexy Slip angezogen oder einen der eher peinlichen Sorte? Denk nach, denk nach! Schwarz? Nein, blau, aber der mit Spitze, Merlin sei Dank! Sie war so vertieft, dass sie nicht bemerkt hatte, dass Snape an seiner Schlafzimmertür stehen geblieben war, und kollidierte mit seinem Rücken.
„Langsam denke ich, das ist eine Masche“ kommentierte er.
Hermine legte ihre Hände an seine schmale Taille, vergrub das Gesicht zwischen seinen Schulterblättern. „Sorry“, murmelte sie. Sein leises Lachen vibrierte angenehm an ihrer Stirn.
„Wieso bist du nicht nervös?“, fragte sie, als sie sich von ihm mit ins Schlafzimmer ziehen ließ.
„Wer sagt, dass ich nicht nervös bin?“
„Du wirkst nicht nervös.“
„Wenn ich nicht gelernt hätte, meine Nervosität zu verbergen, hätte ich nicht sehr lange gelebt.“
Hermine nickte. „Klingt einleuchtend.“ Sie fragte sich, was wohl nervenaufreibender für ihn war: Ein Todessertreffen oder das hier. Sie blickte sich in dem Schlafzimmer um, das fast so gemütlich war, wie der Slytheringemeinschaftsraum. Auch hier gab es ein Fenster zum Untergrund des Großen Sees, das den Raum in grünliches Licht tauchte.
„Oh“, sagte sie fasziniert. „Könnten wir Besuch von Karl bekommen?“
„Nein. Es ist nur eine Illusion, der See ist nicht direkt hinter diesen Wänden.“
„Ah“, machte Hermine, noch immer erstaunt. Als sie sich zu Snape umdrehte, lehnte er gegen einen der vier großen Bettpfosten und lächelte amüsiert.
„Was?“, fragte Hermine.
„Ich habe dich offenbar falsch verstanden. Als du sagtest, du würdest gern mein Schlafzimmer sehen, war mir nicht klar, dass du wirklich mein Schlafzimmer sehen willst.“
Hermine lachte verlegen. „Nein, du hast mich nicht falsch verstanden. Dass dein Schlafzimmer so einladend ist, ist ein schöner Nebeneffekt.“
„Möchtest du gern noch ein bisschen aus dem Fenster schauen?“, fragte Snape süffisant.
„Nein“, sagte Hermine und schluckte. „Ich möchte lieber dich anschauen.“
Jetzt war es Snape, der verlegen den Blick senkte. Es war ein so ungewohnter Anblick, dass Hermine sich spätestens jetzt in ihn verliebt hätte.
„Ich bin so nervös“, sagte sie, „ich habe keine Ahnung, was ich tun soll.“
„Wie wäre es, wenn wir uns ausziehen“, schlug Snape vor.
„Nackt vor dir zu stehen, ja, das wird helfen“, sagte Hermine und versuchte, ihre Anspannung wegzuatmen.
„Da ich sehr selbstbewusst bin, wenn es um mein Aussehen geht, fange ich an“, sagte Snape trocken und ließ seine Finger zu den Knöpfen seines Gehrocks gleiten. Routiniert öffnete er Knopf für Knopf und Hermines Blick wanderte zwischen seinen eleganten Fingern und dem, was unter dem Gehrock zum Vorschein kam, hin und her. Sie hatte ihn noch nie nur in einem weißen, enganliegenden Hemd gesehen. Nach dem schwarzen Stoff verschwand auch der weiße und da war plötzlich nur noch seine fast ebenso weiße Haut.
Als Snape fragend eine Augenbraue hob, stellte Hermine erschrocken fest, dass sie noch in voller Montur vor ihm stand. Ihre Professorenrobe hatte sie gegen Jeans und Strickpullover eingetauscht, bevor sie zu ihm gekommen war. Als Snape nun auch noch seine Hose zu Boden gleiten ließ und in nichts weiter als einer Boxershorts vor ihm stand, die deutlich zeigte, dass er erregt war, konnte Hermine plötzlich nicht mehr schnell genug aus ihren Sachen schlüpfen.
Ihr Pullover landete irgendwo und sie stolperte auf ihn zu, als sie versuchte, sich die Jeans von den Beinen zu schälen.
Irgendwie landeten sie auf dem Bett, Snape auf dem Rücken und Hermine auf ihm, der letzte Rest störender Kleidung zwischen ihnen wie durch Zauberhand verschwunden. Ihr Schoß pulsierte vorfreudig, als Snape sie berührte und dann ließ sie sich auf ihn sinken, langsam, Stück für Stück, legte den Kopf in den Nacken und genoss das Ziehen, das Stechen, die Hitze, als er sie komplett ausfüllte. Sie wollte sich Zeit lassen, sie wollte, dass es lange dauerte, und gleichzeitig wollte sie ihn schwindelig reiten, kommen, ihn mit sich reißen.
Aber sie zügelte sich, bewegte sich langsam vor und zurück und ein bisschen auf und ab und keuchte und wimmerte.
Sie sah Snape an, der den selben innerlichen Kampf zu fochten schien. „Darf ich dich jetzt Severus nennen?“, neckte sie ihn.
Das Stöhnen blieb Snape regelrecht im Halse stecken. „Interessanter Zeitpunkt, darüber zu sprechen.“
„Der beste Zeitpunkt!“
„Nenn mich wie du willst, solange, aahh...“, er presste den Kopf ins Kissen, „solange du nicht aufhörst, dich zu bewegen...“
Hermine hörte nicht auf, sich zu bewegen. „Severus.“ Stattdessen bewegte sie sich ein bisschen schneller. „Severus!“
Sie war sich sicher, dass er beim dritten „Severus“ kommen würde, und sie bedauerte es so sehr, wie sie es herbeisehnte. Doch er kam ihr zuvor, setzte sich plötzlich auf und verschloss ihre Lippen mit einem hungrigen Kuss, einem Beißen, einem Stöhnen. Hermine schlang instinktiv die Arme um seinen Hals und hielt sich an ihm fest. Sie spürte ihn jetzt noch tiefer in sich, gleichzeitig war es in dieser Position schwerer, sich schneller zu bewegen. Also blieben sie auf diesem Niveau, keuchend, sich küssend, etwas langsamer.
War ihr erstes gemeinsames Mal wie ein Tsunami gewesen, schnell und wild, so glich ihr Liebesspiel jetzt eher Wellen, die sanft und kräftig zugleich gegen Ufer schwappten. Von denen man nie wusste, wann sie nur die Zehenspitzen kitzeln und wann sie einen taumelnd mit sich reißen würden.
„Ich kann nicht mehr“, keuchte Hermine irgendwann. Ihre Oberschenkel schmerzten, ihre Pobacken krampften und das ständige fast trieb sie in den Wahnsinn.
Snape schlang seine Arme um sie und lehnte sich nach vorn, auf seine Knie, sodass Hermine automatisch auf ihrem Rücken landete. Er war noch immer in ihr, aber jetzt über ihr, die Arme neben ihrem Kopf aufgestützt, und stieß in sie, schnell und fest und wundervoll.
Diesmal war der Schrei, der Hermines Lippen teilte, nicht stumm sondern laut und lang und ebbte erst ab, als Snapes beherzte Stöße ihren Rhythmus verloren und er sich endlich von ihr mitreißen ließ.
„Darf ich dich was fragen?“
Sie lagen nebeneinander, nass geschwitzt, zufrieden, aber auch ein bisschen fassungslos.
„Du bist noch wach?“, kam Snapes Antwort, die gespielte Überraschung der blanke Hohn.
„Haha.“ Hermine seufzte. „Wieso ziehen mich alle damit auf?“
„Alle?“, fragte Snape alarmiert.
Hermine verzog das Gesicht. Ups! „Nur Violet!“ Sie drehte den Kopf und sah ihn entschuldigend an. „Tut mir leid, aber ich musste mich jemandem anvertrauen und sie will uns schon seit Wochen verkuppeln.“
„Ist das so.“
„Ja, das ist so. Also, darf ich dich was fragen?“
Snape antwortete nicht, was sie als Zustimmung verstand.
„War Stella Viridian deine Erste?“
„Nein. Aber sie war meine letzte.
Oh. „In Wales?“
Snape schien zu überlegen. „Nein, ich denke, die Konferenz war damals...in Florenz.“
Oh! „Du meinst damals, vor 10 Jahren?“
„Ja.“
Hermine drehte sich auf die Seite. „Du hattest zehn Jahre lang mit niemandem mehr geschlafen?“
„Nein. Deshalb kam mir das Stürmische letztens sehr recht.“ Snape runzelte die Stirn. „Moment, du dachtest, ich hätte in Wales mit Stella geschlafen?“
„Ich war mir nicht sicher“, sagte Hermine und errötete.
Snape brummte ein leises Lachen.
„Was ist daran so komisch?“
„Gar nichts.“
Sie ließ ihre Fingerspitzen über seinen Bauch gleiten. „Eingerostet bist du jedenfalls nicht.“
„Es ist wie das Fliegen auf einem Besen“, sagte Snape.
Hermine gluckste. „Wie ein Ritt wohl eher.“ Sie setzte sich auf. „Apropos. Ich wäre für einen neuen Ritt bereit.“
„Unersättlich“, sagte Snape, jedoch ein einem Tonfall der deutlich machte, dass er absolut kein Problem damit hatte, und zog ihren Oberschenkel über seinen Schoß. Hermine setzte sich auf ihn und genoss die Welle der Erregung, die durch ihren Körper ging, als sie seine Erektion an ihrem Schambein spürte. „Wann hast du das erste Mal gemerkt, dass du das hier mit mir tun willst?“
„In Wales.“
„Was??“
Er lächelte süffisant. „Das erzähle ich dir ein anderes Mal.“
Für einen kurzen Augenblick, als sie erwachte, dachte Hermine, dass sie alles nur geträumt hatte. Doch dann hörte sie die tiefen Atemzüge neben sich, spürte den warmen Körper neben sich und erkannte die vertrauten Gesichtszüge, als sie den Kopf drehte.
Severus Snape. Ihr ehemaliger Professor. Jetzt ihr Kollege. Noch vor wenigen Monaten war dieses Szenario - sie in seinem Bett, sie auf ihm, er in ihr – unvorstellbar gewesen. Völlig abwegig.
Merlin, hätte sie doch schon eher gewusst, was ihr entgangen war.
Sie stützte sich auf ihren Ellbogen auf und sah Snape genauer an. Sein scharfes Profil, die Gesichtszüge so entspannt wie nie. Godric, war er schön. Er würde es hassen, wenn sie ihn so bezeichnen würde und er würde an ihrem Verstand zweifeln. Aber bei Godric, sie wollte keine anderen Lippen mehr küssen. Ihr Blick wanderte von seinem Mund zu seiner imposanten Nase und zu seinen Augenbrauen. Manche Frauen würden töten für solche Augenbrauen! In einem anderen Leben, zu einer anderen Zeit, hätte Severus Snape niemals zehn Jahre auf Sex warten müssen.
Sie betrachtete seinen Oberkörper, die dünne Haarlinie, die von seinem Bauchnabel weiter hinab führte, unter den Rand der Bettdecke. Bilder der vergangenen Nacht blitzten vor ihrem inneren Auge auf, und sie spürte, wie sie feucht wurde. Sie konnte nicht einschätzen, wie Snape es finden würde, wenn sie ihn deshalb wecken würde. Die Gryffindor in ihr entschied, dass es das Risiko wert war.
Sie ließ ihre Hand sanft über seinen Bauch gleiten, streichelte seinen Oberkörper, seine Oberarme. An seiner veränderten Atmung erkannte Hermine, dass er langsam aufwachte. Er drehte den Kopf in ihre Richtung, öffnete einen Moment träge die Augen, schloss sie dann aber wieder.
Hermine liebkoste seinen Körper weiter, bis ihre Hand immer öfter zum Rand der Bettdecke wanderte. Snapes Augen öffneten sich erneut.
„Ist das okay?“, fragte Hermine leise.
Ein kaum sichtbares Nicken.
Ihre Hand glitt unter die Decke und das Glied in ihrer Hand wurde hart.
Es sollte ein Vorspiel sein, aber als Hermine sein Gesichtszüge beobachtete, als sie ihn langsam massierte, die Augenbrauen zusammengezogen, der Mund, der sich öffnete, um dem schneller werdenden Atem Raum zu geben, entschied sie sich anders. Sie wollte ihn sehen. Sie wollte sehen, wie er aussah, wenn er kam. Und das konnte sie so nur, wenn er sie nicht gleichzeitig um den Verstand vögelte.
Sie veränderte die Technik und das Tempo ihrer Handbewegungen – Merlin, das war gar nicht so einfach und sie würde bald einen Krampf bekommen – und es schien ihm zu gefallen. Er stöhnte leise, sein Brustkorb hob und senkte sich schneller. Und dann ergoss er sich heiß in ihrer Hand.
Hermine wusste nicht, wie sie es schaffen sollte, nicht an sein Gesicht dabei zu denken, wenn sie sich bei der nächsten Lehrerversammlung gegenüber sitzen würden.
„Ich mache Kaffee“, sagte sie und kletterte über ihn aus dem Bett.
„Kaffee und Koitus.“ Snapes Stimme klang kratzig. „Daran könnte ich mich gewöhnen.“
Snape trug eine graue Pyjamahose, als er wenig später an der Küchenzeile in seinen Gemächern saß, Hermine trug sein Hemd.
„Minerva hat mir gestern Kuchen mitgegeben, wenn du etwas davon haben möchtest“, sagte er und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.
„Kuchen zum Frühstück? Da sag ich nicht nein.“
Snape deutete auf einen abgedeckten Teller.
„Wissen die anderen, dass du so eine Naschkatze bist?“, fragte Hermine, während sie nach einem Stück Streuselkuchen griff. Er war mit Pudding gefüllt und schmeckte einfach köstlich.
„Ich denke nicht“, sagte Snape.
Hermine hielt fragend ein Stück in die Höhe. „Möchtest du auch?“
Er sah sie mit einem Blick an, den man durchaus als hungrig bezeichnen konnte. Allerdings nicht auf Kuchen.
„Komm her.“
Hermine konnte sich nicht entscheiden, ob seine Aufforderung sanft oder bestimmt geklungen hatte.
Als Snape mit dem Zeigefinger auf die Stelle vor sich tippte, war die Sache klar. Sie legte den angebissenen Kuchen zurück auf den Teller und leckte sich die Finger ab. Dann ging sie zu ihm und setzte sich auf den Tisch.
„Leg dich hin.“ Noch ein sanfter Befehl. Und Merlin, sie stand drauf! Sie ließ sich auf den Rücken sinken und von Snape an den Rand des Tisches ziehen. Dann atmete sie überrascht ein.
Hermine verstand zum ersten Mal, was es bedeutete, im wahrsten Sinne des Wortes vernascht zu werden.
Hermine schwebte auf Wolke Sieben. Sie fragte sich, ob man ihr ansehen konnte, dass sie glücklich war, verliebt. Und unglaublichen Sex gehabt hatte. Mehrfach. Es war gut, dass Wochenende war, denn so musste sie zumindest keinen Schülern begegnen und konnte auch den Kontakt mit den anderen Professoren auf das Mindeste beschränken. Das ein oder andere Portrait blickte sie misstrauisch an, als sie lächelnd und zum Teil vor sich hin summend durch die Gänge von Hogwarts schlenderte, manche rollten sogar mit den Augen ob so viel guter Laune.
Hermine beschloss, dass sie ihr Glück mit jemandem teilen musste und weil dafür nur Violet in Frage kam, machte sie sich auf den Weg zum Grimmaultplatz.
Ihre rosarote Brille löste sich allerdings in Luft auf, als sie die Brille entdeckte, die auf Harrys Nase saß, welche sich wiederum in Harrys düsterem Gesicht befand.
Richtig. Harrys Streit mit Ginny.
„Hey“, sagte sie.
„Violet ist nicht da“, sagte Harry ein bisschen kühl.
„Ich wollte nicht nur zu Violet!“ Das war nur die halbe Wahrheit und Hermine bekam ein schlechtes Gewissen. Andererseits, so fand sie, hatte auch sie es verdient, vor lauter Verliebtheit alles und jeden um sich herum zu vergessen. Sie seufzte und setzte sich neben Harry auf den Wohnzimmerboden. Er hatte den Blick auf ein Quidditchmagazin gerichtet.
„Willst du mir erzählen, was letztens los war?“, fragte Hermine.
„Ginny hat ein Jobangebot bekommen“, antwortet Harry ohne Umschweife.
„Oh, das ist...toll, oder?“
„Ja. Eine Mannschaft aus den USA will sie verpflichten. Die New Haven Hippogriffs.“
„Oh, wow...“
„Sie hat abgelehnt.“
„Oh...“
„Sie hat abgelehnt, ohne mit mir zu sprechen.“ Harry atmete tief aus und ließ das Magazin sinken. „Die meiste Zeit, seit wir uns kennen, ging es immer um mich. Wir konnten nicht zusammen sein, weil ich wichtigere Dinge zu tun hatte. Als wir es dann konnten, war ich ein Wrack...“
„Wie meinst du das?“
„Du bist gegangen, um zu heilen, Hermine, ich war hier. Ich war naiv zu glauben, dass wenn alles vorbei ist, ich ein halbwegs normales Leben führen könnte. Aber so einfach ist das nicht. Mir geht es besser, du musst dir keine Sorgen machen, ich bin ok. Aber das ist erst seit kurzem so und ich denke, dass, naja, manche Dinge, die in den letzten Jahren passiert sind, werden mich nie loslassen.“
Hermine kannte das Gefühl. Diese Gedanken. „Harry, es tut mir so Leid.“
„Es dreht sich fast immer alles um mich und ich will, dass Ginny an der Reihe ist! Dieses Angebot ist...irre und sie lehnt ab!“
„Wieso hat sie abgelehnt?“
„Meinetwegen. Unseretwegen. Weil sie unsere Beziehung nicht riskieren will. Es wäre entweder eine Fernbeziehung oder ich müsste mit ihr gehen.“
Hermine schluckte. „Würdest du das denn tun? Mit ihr gehen, meine ich?“
„Ich weiß es nicht, ich denke schon. Aber das ist da Problem! Ich hatte nicht die Möglichkeit, darüber nachzudenken, weil sie mir diese Entscheidung abgenommen hat! Es wird ab sofort immer zwischen uns stehen. Auch wenn sie es von sich aus getan hat, so werde ich für immer der Grund sein, dass sie so eine Chance ausschlägt!“
„Ich denke nicht, dass Ginny das so sieht. Bist du sicher, dass das der einzige Grund war? Vielleicht möchte sie einfach nicht weg von hier. Sie hat hier ihre Familie.“
„Es wären doch nur ein paar Jahre oder? Man spielt Quidditch nicht sein ganzes Leben. Auror könnte ich auch dort sein, New Haven ist ein Katzensprung von New York, zumindest für magische Verhältnisse.“ Harry lehnte den Kopf zurück gegen das Sofa. „Ich dachte, mein Leben wird ruhiger werden. Aber es ist gefühlt noch immer ein Chaos. Ist eine Herausforderung gemeistert, kommt die nächste... Ich meine, ich will mich nicht beschweren, es ist natürlich kein Vergleich zu den Jahren davor, aber....es ist auch nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.“
„Ich denke, das ist das Leben, Harry.“
„Ja, vermutlich hast du Recht.“
Hermine legte den Kopf auf seine Schulter. Sie hörte das laute Ticken einer Wanduhr und das magische Spüeln von Geschirr aus der Küche.
„Ich wollte sie heiraten, Hermine“, sagte Harry.
Hermine hob den Kopf und sah ihn. „Oh Harry! Das ist wundervoll! Aber ihr habt alle Zeit der Welt! Ihr seid noch so jung.“
„Aber wenn wir uns jetzt schon so in den Haaren haben.“
„Das gehört doch dazu! Ihr werdet noch oft streiten, und laut, Ginny ist mit sechs Brüdern aufgewachsen, sie wird dir immer ihre Meinung sagen!“
„Ja und dafür liebe ich sie auch. Ich habe nur Angst, dass, naja, dass dieser Streit Schaden angerichtet hat.“
Hermine seufzte. „Ihr müsst miteinander reden. Wenn ihr vor euch hinschmollt, könnt ihr das nicht klären.“
Harry gab einen zustimmenden Laut von sich.
„Was sagt Ron dazu?“
„Er weiß es nicht.
„Er würde dich vermutlich auch nicht gehen lassen.“
Harry grinste. „Vermutlich nicht, nein.“ Er sah Hermine an und jetzt erkannte sie in ihm wieder den Jungen von früher. „Was ist mit dir, Hermine? Gibt es jemanden?“
Hermine überlegte, ob sie ihn anlügen sollte. Aber es kam ihr falsch vor, nachdem Harry ihr sein Herz ausgeschüttet hatte. Gleichzeitig wusste sie, dass diese Neuigkeit mit Snape zu viel für ihn sein würde. Zumindest jetzt in diesem Moment. Also entschied sie sich für die halbe Wahrheit.
„Ja“, antwortete sie zögernd. „Aber...es ist noch recht frisch und ich möchte noch nicht darüber sprechen.“
Harry sah sie mit großen Augen an. „Das ist großartig! Wow! Wer ist- nein, ok, du willst noch nicht darüber sprechen. Ich bin neugierig, aber ok. Wenn du bereit bist, kommst du zu mir, ok? Und wenn du was auf dem Herzen hast...ich meine, ich weiß, du hast jetzt auch Violet, die in diesen Dingen wahrscheinlich besser-“
Hermine legte ihre Arme um Harrys Hals. „Danke.“
Bis vor kurzem war Hermine Sex relativ egal gewesen. Und nun konnte sie nicht genug davon bekommen. Noch mehr überraschte sie, dass es Snape wohl ebenso ging. Vermutlich genoss er es, nachzuholen, auf was er in seinem bisherigen Leben weitesgehend verzichten musste.
Hermine wollte Snape Freiraum lassen, ihn nicht mit ihrer Anwesenheit überfordern. Und offenbar war genau das ein Anreiz für Snape. Sie schliefen täglich miteinander. Aber nicht nur in seinem Bett. Nicht nur in seinen Gemächern.
Das erste Mal nach ihrer Nacht an seinem Geburtstag trafen sie sich in der Vorratskammer.
„Professor“, hatte Snape sie etwas überrumpelt gegrüßt, „Miss Granger. Professor Granger.“
Hermine hatte lachen müssen über seine offensichtliche, ungewohnte Nervosität, ihn ebenfalls förmlich gegrüßt und sich dann wieder den Zutaten gewidmet, die sie zurück ins Regal stellen wollte.
Im nächsten Moment hatte sie das Klicken der Tür gehört, die Snape geschlossen hatte und kurz darauf hatte sie die Tür in ihrem Rücken gespürt, als Snape sie hochhob und dagegen presste, gemurmelte Schalldämpf- und Verriegelungszauber zwischen heißen Küssen.
Sie hatte es damals akzeptiert, dass sie die Erfahrung einiger Mitschüler nicht teilen konnte, Sex in Hogwarts zu haben, am See, im Wald, im Gewächshaus, oder in irgendwelchen dunklen Ecken unter einer Treppe. Sie hatte nicht gedacht, dass sie diese Erfahrung nun nachholen würde, als Professorin, mit Severus Snape!
Sie waren diskret und trotzdem furchtlos. Meist ging die Initiative von Snape aus und Hermine genoss es und genoss, dass auch er es genoss. An einem Nachmittag war ihre Lust nach ihm jedoch so groß, dass sie diejenige war, die einfach in sein Büro kam (nein, sie hatte nicht auf seine Erlaubnis zum Eintreten gewartet), ihm die Feder aus der Hand riss und sich auf seinen Schoß setzte. Sie hatte außerdem festgestellt, dass es Snape unfassbar antörnte, wenn Hermine seinen Vornamen benutzte. Er war schon auf der Zielgeraden, als sie ihm das „Severus“ ins Ohr flüsterte, und daraufhin kam er so plötzlich und so heftig, dass er das Tintenfass umstieß, das ihn bis eben noch bei seinen Korrekturen unterstützt hatte.
„Durfte ich dich deshalb nicht beim Vornamen nennen?“, fragte Hermine kichernd, als sie noch immer spürte, wie er in ihr zuckte.
Snape antwortet darauf nicht, er war mit dem Tintenfass beschäftigt, dessen Inhalt noch immer über den Tisch schwappte, wie die letzten Wellen seines Höhepunkts in Hermine.
Kurz: Es lief perfekt.
Zu perfekt, sagte eine Stimme in ihrem Hinterkopf, die sie in den letzten Wochen gern ignoriert hatte. Die gleiche Stimme die ihr sagte, dass sie Snape früher oder später von den Recherchen zum Trank erzählen musste, wenn es nicht in einer kompletten Katastrophe enden sollte. Vor allem jetzt , wo sich ihr Verhältnis zueinander auf so drastische Weise geändert hatte. Gleichzeitig dachte sie, dass wenn sie ihm davon erzählen würde, sie ihm gern ein paar Erkenntnisse präsentieren würde. Erkenntnisse, die seine Meinung vielleicht ändern und ihn dazu bringen würde, daran mitzuarbeiten.
Mit der Hoffnung, diese Erkenntnisse zu gewinnen, verschloss sie den letzten der drei Briefe mit dem Siegel von Hogwarts.
Ein Brief war an einen Experten für Schlangen gerichtet.
Einer an einen Experten für Gifte.
Und einer an Stella Viridian. Dieser war jedoch ihr letzter Notnagel, also ließ sie ihn auf ihrem Schreibtisch liegen, zwischen all den Notizen, die sie in den vergangenen Wochen niedergeschrieben hatte.
Mit den zwei anderen Briefen machte sie sich auf den Weg zur Eulerei.
Von dem Schlangenexperten hoffe sie mehr über das Gift von Schlangen und Basilisken zu erfahren, und wie sie wirkten.
Der Giftexperte konnte ihr vielleicht Aufschluss über das neutralisieren und bekämpfen von Giften geben.
Stella Viridian war, nach Snape, die für sie naheliegendste Ansprechpartnerin in Sachen Zaubertränke. Es musste Möglichkeiten geben, mehr Zutaten miteinander zu kombinieren, aber sie würde den Brief, wenn überhaupt, erst senden, sobald sie Antwort von den beiden anderen Experten erhalten hatte.
Sie sah zu, wie die Schleiereule immer mehr zu einem Punkt am Himmel wurde und ging den Weg zurück zum Schloss und in die Kerker.
Jetzt wo sie so darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass Snape in letzter Zeit selten krank ausgesehen hatte. Sie wusste natürlich nicht, ob er es nur gut vor ihr verbarg oder ob der Tannenklee ihm eine Hilfe war. Vielleicht würde sie ihn bei Gelegenheit danach fragen.
Sie hatte noch einen Stapel Aufsätze ihrer Drittklässler zu korrigieren und sie überlegte, ob sie das sofort erledigen oder Snape einen kurzen Besuch abstatten und die Arbeit noch etwas aufschieben sollte. Er hatte gestern sehr enthusiastisch auf ihren Besuch in seinem Büro reagiert, und da sie sich heute noch nicht gesehen hatten, unter vier Augen zumindest, sprach wohl nichts dagegen, das zu wiederholen.
Hermine biss sich auf die Unterlippe, um auf dem Weg durch die Schulflure nicht dämlich vor sich hinzugrinsen. Sie beschleunigte ihre Schritte und schüttelte den Kopf über den Unglauben, dass sie es mittlerweile nicht mehr erwarten konnte zu Snape zu gehen, anstatt vor ihm davon zu laufen.
Als sie um die Ecke bog, sah sie, dass die Tür zu ihrem Büro offen stand. Sie hatte sie definitiv geschlossen, als sie zur Eulerei gegangen war, also konnte es nur bedeuten...
Die Freude darüber, dass Snape offenbar die gleiche Idee und die gleiche Sehnsucht nach ihr gehabt hatte, hielt nur für wenige Sekunden. Sie spürte Panik in sich aufsteigen, Panik in die sich Scham mischte, als sie die Tür ein Stück weiter öffnete und in ihr Büro trat, Scham und Schuld und Wut und Angst.
Snape stand vor ihrem Schreibtisch, den Blick auf die Notizen gerichtet, die noch immer wild durcheinander auf dem Tisch lagen. Er nahm einen der Zettel in die Hand, studierte die Worte darauf in Sekunden, die sich für Hermine wie eine Ewigkeit anfühlten. Dann hob er den Kopf und sah sie an.
„Ich hoffe“, sagte er, die Stimme bebend vor unterdrückter Wut, „du hast hierfür eine gute Erklärung!“
Und noch etwas: Diese Geschichte (und auch meine Ministerin-Stories) ist in mehreren Kategorien für den HP-Fanfiktion-Award nominiert. Darüber freue ich mich sehr! Alle weiteren Nominierten und den Link zum Abstimmungsfomular gibt es hier.
Nun aber viel Spaß :)
~*~
„Dann bleib.“
Zwei einfache Worte. Denen so viele mögliche Szenarien folgen konnten.
Hermine blieb bei der Tür stehen, mit klopfendem Herzen. Am liebsten wäre sie zu ihm gestürmt, um ihn zu spüren, zu küssen. Aber sie wusste nicht, ob er das wollte. Und ob sie das überhaupt wollte, nachdem er ihren Stolz (und nicht nur den) so verletzt hatte.
Es gab zu viele Unstimmigkeiten zwischen ihnen, als dass sie einfach wieder übereinander herfallen konnten.
Falls er das überhaupt wollte.
Und falls sie das wollte.
(Natürlich wollte sie.)
„Okay“, sagte sie nach einer gefühlten Ewigkeit und machte ein paar unsichere Schritte zurück ins Wohnzimmer.
Ihr Lied war zu Ende und Snape blätterte die Seite um. Diesmal war es ein Frauenchor, der erklang.
„Der Skye Boat Song“, sagte Hermine lächelnd. „Den mag ich.“
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte Snape und legte das Buch aufgeschlagen auf einen Tisch.
„Keinen Aufpäppeltrank, falls du das meinst“, entgegnete Hermine.
Snape zog eine Grimasse. „Touché.“ Dann ging er zu einer kleinen Bar. „Du hast die Wahl zwischen Wein und Whiskey.“
Das war die Wahl zwischen Pest und Cholera.
„In Hogwarts gibt es keinen Gin“, sagte Snape, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
„Wein“, sagte Hermine mit einem ertappten Lächeln und blickte in das aufgeklappte Buch. Sie überflog die Zeilen, die über die Herkunft des Songs informierten, konnte sich aber nicht auf deren Inhalt konzentrieren.
Snape reichte ihr ein Glas, er selber hatte sich für Whiskey entschieden. Sie sahen sich an, keiner von ihnen trank. Das Schweigen, das sich zwischen ihnen ausbreitete, war nicht von der angenehmen Sorte.
„Wie fandest du-“, begann Hermine.
„Wo hast du-“, sagte Snape zur gleichen Zeit.
Hermine lachte unsicher und wollte im Boden versinken. Zwei kluge Köpfe, die nicht in der Lage waren, über das zu sprechen, was zwischen ihnen stand.
Snape machte eine Geste, die ihr bedeutete, dass sie fortfahren sollte.
„Ich wollte wissen, wie du deine Überraschungsparty fandest?“
„Dir ist klar, dass es keine Überraschung war?“, fragte Snape mit gehobener Augenbraue.
Hermine schmunzelte. „Natürlich. So wie den meisten der Professoren, bis auf Hagrid vielleicht, Proudfoot und Binns. Wieso gehst du ins Lehrerzimmer, wenn du weißt, was dich dort erwartet?“
„Weil Minervas Nachspiel noch lästiger wäre, als ein, zwei Stunden im Mittelpunkt zu stehen.“
„Vielleicht konnte dich der Kuchen ja etwas über diese anstrengenden ein, zwei Stunden hinwegtrösten“, sagte Hermine unschuldig und wandte sich dann ab. Sie biss sich auf die Unterlippe und ließ ihren Blick über Snapes Bücherwand gleiten. Seine Sammlung war beeindruckend.
„Besitzt du andere Singende Bücher?“, fragte sie und als sie sich zu ihm umdrehte, hatte Snape auf dem Sofa Platz genommen. An genau der Stelle, an der sie sich vor über einer Woche leidenschaftlich geliebt hatten.
„Nein“, sagte Snape, seine Miene vollkommen neutral.
Hermine nickte, schaffte es aber nicht, ihn weiter anzusehen, nicht, wenn er dort saß. Sie widmete sich wieder dem Regal. „Das überrascht mich.“
„Mich auch. Ich genieße Musik und ich genieße Bücher. Ich bin nur bisher nicht auf die Idee gekommen, beides zu verbinden.“
„Bei Tomes&Scrolles gibt es eine kleine, aber feine Sammlung, falls du Interesse hast.“
„Danke.“
Wieder war da dieses unangenehme Schweigen und Hermine entschied, dass es Zeit war, den rosa Erumpenten im Raum anzusprechen.
„Wieso wolltest du, dass ich bleibe?“, fragte sie mit klopfendem Herzen, noch immer den Büchern zugewandt.
Snape antwortete nicht sofort. „War es unangebracht?“, fragte er schließlich.
Erst jetzt fand Hermine den Mut sich zu ihm umzudrehen. „Nein, aber es verwirrt mich, weil ich den Eindruck hatte, du bereust, was in der Silvesternacht passiert ist.“
„Nein.“ Diesmal kam die Antwort ohne ein Zögern.
Hermine schluckte. Das war gut. Oder? „Wieso warst du am nächsten Morgen dann so kühl?“
Ein lautloses Seufzen. Snape drehte das Glas Whiskey in seinen Händen hin und her. „Ich dachte, es wäre so einfacher für dich.“
„Einfacher?“ Hermine runzelte die Stirn, dann ging sie zu dem Sessel, der am anderen Ende des Sofas stand, und nahm darin Platz. „Das musst du mir erklären.“
„Ich war mir nicht sicher, ob das, was passiert ist, nicht nur das Ergebnis eines...hitzigen Moments war.“
Hermine hob beide Augenbrauen. „Hast du bei meinem Monolog nicht zugehört?“
„Ich kann mich an deine Worte noch recht deutlich erinnern. Aber auch aus ihnen hat in erster Linie Verlangen gesprochen. Geboren aus...einem Moment.“
„Es war nicht nur der Moment. Und es war auch nicht nur Verlangen.“ Hermine stellte ihr Weinglas auf den Tisch. Sie brauchte einen klaren Kopf. „War das der einzige Grund? Dass du es mir einfacher machen wolltest?“
„Es gibt noch ein Dutzend mehr und mindestens die Hälfte davon müsstest du dir selber zusammenreimen können. Du kennst mich. Meine Art. Meine Einstellung gegenüber anderen Menschen, die meisten von ihnen kann ich nicht leiden. Manches davon wurde von den Umständen meines Lebens so geformt, manches ist freier Wille. Und ich komme gut damit zurecht. Das hier dagegen...Sex, Romantik, ich weiß nicht, wie das funktioniert.“ Er hob eine Augenbraue. „Ich meine, ich weiß, wie es physisch funktioniert.“
Oh ja, das tust du, dachte Hermine und hasste es, dass sich Hitze in ihrem Schoß ausbreitete.
„Aber emotional?“, fuhr Snape fort. „Das ist ein Gebiet, bei dem ich zur Abwechslung einmal kein Experte bin. Zudem verstehe ich nicht, was eine Frau wie du an mir findet.“
„Eine Frau wie ich?“ Hermine war ehrlich überrascht. „Ich bin ein besserwisserischer Bücherwurm, ein Neunmalklug - deine Worte - eine Streberin, die zufällig im gleichen Wagon wie Ron und Harry gelandet ist. Ohne deren Freundschaft und dem was diese alles mit sich gebracht hat, würde niemand meinen Namen kennen. Wenn sogar eine Frau wie Violet dich attraktiv findet, wieso sollte ich das nicht tun? Du vereinst so viel in dir, das mich anzieht, das müsstest du doch wissen.“
„Ich hatte in den vergangenen Jahren eher den Eindruck, ich vereine vieles, das du verabscheust.“
„Das war damals.“
„Ja.“ Snape nahm einen großen Schluck seines Whiskeys. „Dass du meine Schülerin warst, macht die Sache nicht einfacher für mich.“
„Das kann ich verstehen“, sagte Hermine. „Aber das ist ein paar Jahre her und jetzt sind wir Kollegen. Damals hattest du kein Interesse an mir.“
„Merlin bewahre, nein!“, sagte Snape etwas zu selbstverständlich. „Nichts für ungut.“
„Kein Problem und gleichfalls.“ Hermine legte den Kopf schief. „Und du sagst, dass du die meisten Menschen nicht leiden kannst. Hier in Hogwarts habe ich etwas andres gesehen. Die anderen Professoren schätzen dich und du schätzt sie. Es ist ein bisschen wie unter Geschwistern. Ich habe genug Zeit im Fuchsbau verbracht, um das beurteilen zu können.“
„Das kann ich nicht bestreiten. Doch die Beziehung zu meinen Kollegen, von denen ich einige sogar als Freunde bezeichnen würde, ist nicht von...romantische Natur. Du hast nun vielleicht einen Eindruck gewonnen, weshalb Stella Viridian mir gegenüber nicht gerade wohlgesonnen war. Ich halte ihren Groll nach so langer Zeit für übertrieben, aber ich gestehe, dass die Art und Weise, wie ich sie abserviert habe, nicht von der feinen englischen Art war.“
Hermine nickte. „Ja, das kann ich mir nun sehr gut vorstellen.“
„Es war jahrelang sicherer, keine Gefühle zuzulassen“, fuhr Snape fort. „Ich habe eine Mauer um mich errichtet und ich bin nicht im Stande, sie von heute auf morgen niederzureißen.“
„Das sollst du auch nicht.“ Hermine lächelte. „Nur vielleicht ein paar Ziegel herausnehmen. Nach und nach.“
„Das kann ich versuchen.“
Sie sahen sich lange an. Snape war der Erste, der den Blick abwandte und an seinem Glas nippte.
„Keiner von uns beiden bereut also, was in der Silvesternacht passiert ist“, sagte Hermine und spürte ein nervöses Ziehen in ihrem Bauch. „Was bedeutet das nun?“
„Sag du es mir. Du hast mehr Erfahrung in diesen Dingen.“
„Nicht sonderlich viel mehr, aber naja, normalerweise versucht man, sich besser kennenzulernen.“ Sie schluckte. „Magst du das Geschenk?“
„Es ist nicht sonderlich schwer, zwischen Slytherinsocken und Zaubertrankbüchern herauszustechen“, entgegnete Snape kryptisch, „aber ich kann dennoch sagen, dass es eines der durchdachtesten Geschenke ist, die mir jemals gemacht wurden.“
„Das ist was positives, oder?“, fragte Hermine.
Snape lächelte. „Das ist es. Das Buch wird meine Sammlung bereichern. Danke.“
Ein Kompliment und ein Danke in einem Satz. Auf Hermine wirkte es wie ein verbaler Liebestrank.
„Darf ich zu dir kommen?“, fragte sie etwas atemlos.
Der Blick, der ihr begegnete war beinahe diabolisch. „Denkst du wirklich, ich sitze zufällig hier?“
Hermine stieß beinahe das Glas Wein um, als sie sich neben Snape aufs Sofa sinken ließ. Sie küsste ihn, zurückhaltender, als sie es eigentlich wollte, doch er zog sie auf seinen Schoß und in einen tiefen, hungrigen Kuss.
„Wäre das eher passiert, wenn ich mich eher bedankt hätte?“, raunte er an ihren Lippen.
„Ja“, hauchte Hermine.
„Dann werde ich mir das merken.“
Sie küssten sich wieder und Hermine holte sich selbst aus einer Trance, als sie ihm erregt in den Mund seufzte. „Nicht, dass mir das Sofa nicht gefallen würde, aber ich bin neugierig wie dein Schlafzimmer aussieht.“
„Hätte ich ein Bett hinter einem Regal, würde mich das auch interessieren.“
„Woher weißt du, dass mein Bett hinter einem Regal steht?“
„Ich habe es gesehen, als du mich in der Halloweennacht verführen wolltest.“
„Wie bitte?“
„Du warst willig wie eine Wampuskatze, aber ich habe das allein auf den Alkohol geschoben.“
Hermine musste lachen. „Darüber sprechen wir noch, aber nicht jetzt, denn jetzt will ich dich wirklich verführen!“
„Ist das so.“
„Ja.“
Sie sahen sich an, beinahe verlegen, was lächerlich war, angesichts ihres stürmischen Kusses. Dann rutschte Hermine von seinem Schoß und sie standen auf und Snape ging voraus. Hermine folgte ihm schweigend und versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern, was für Unterwäsche sie trug. Hatte sie einen sexy Slip angezogen oder einen der eher peinlichen Sorte? Denk nach, denk nach! Schwarz? Nein, blau, aber der mit Spitze, Merlin sei Dank! Sie war so vertieft, dass sie nicht bemerkt hatte, dass Snape an seiner Schlafzimmertür stehen geblieben war, und kollidierte mit seinem Rücken.
„Langsam denke ich, das ist eine Masche“ kommentierte er.
Hermine legte ihre Hände an seine schmale Taille, vergrub das Gesicht zwischen seinen Schulterblättern. „Sorry“, murmelte sie. Sein leises Lachen vibrierte angenehm an ihrer Stirn.
„Wieso bist du nicht nervös?“, fragte sie, als sie sich von ihm mit ins Schlafzimmer ziehen ließ.
„Wer sagt, dass ich nicht nervös bin?“
„Du wirkst nicht nervös.“
„Wenn ich nicht gelernt hätte, meine Nervosität zu verbergen, hätte ich nicht sehr lange gelebt.“
Hermine nickte. „Klingt einleuchtend.“ Sie fragte sich, was wohl nervenaufreibender für ihn war: Ein Todessertreffen oder das hier. Sie blickte sich in dem Schlafzimmer um, das fast so gemütlich war, wie der Slytheringemeinschaftsraum. Auch hier gab es ein Fenster zum Untergrund des Großen Sees, das den Raum in grünliches Licht tauchte.
„Oh“, sagte sie fasziniert. „Könnten wir Besuch von Karl bekommen?“
„Nein. Es ist nur eine Illusion, der See ist nicht direkt hinter diesen Wänden.“
„Ah“, machte Hermine, noch immer erstaunt. Als sie sich zu Snape umdrehte, lehnte er gegen einen der vier großen Bettpfosten und lächelte amüsiert.
„Was?“, fragte Hermine.
„Ich habe dich offenbar falsch verstanden. Als du sagtest, du würdest gern mein Schlafzimmer sehen, war mir nicht klar, dass du wirklich mein Schlafzimmer sehen willst.“
Hermine lachte verlegen. „Nein, du hast mich nicht falsch verstanden. Dass dein Schlafzimmer so einladend ist, ist ein schöner Nebeneffekt.“
„Möchtest du gern noch ein bisschen aus dem Fenster schauen?“, fragte Snape süffisant.
„Nein“, sagte Hermine und schluckte. „Ich möchte lieber dich anschauen.“
Jetzt war es Snape, der verlegen den Blick senkte. Es war ein so ungewohnter Anblick, dass Hermine sich spätestens jetzt in ihn verliebt hätte.
„Ich bin so nervös“, sagte sie, „ich habe keine Ahnung, was ich tun soll.“
„Wie wäre es, wenn wir uns ausziehen“, schlug Snape vor.
„Nackt vor dir zu stehen, ja, das wird helfen“, sagte Hermine und versuchte, ihre Anspannung wegzuatmen.
„Da ich sehr selbstbewusst bin, wenn es um mein Aussehen geht, fange ich an“, sagte Snape trocken und ließ seine Finger zu den Knöpfen seines Gehrocks gleiten. Routiniert öffnete er Knopf für Knopf und Hermines Blick wanderte zwischen seinen eleganten Fingern und dem, was unter dem Gehrock zum Vorschein kam, hin und her. Sie hatte ihn noch nie nur in einem weißen, enganliegenden Hemd gesehen. Nach dem schwarzen Stoff verschwand auch der weiße und da war plötzlich nur noch seine fast ebenso weiße Haut.
Als Snape fragend eine Augenbraue hob, stellte Hermine erschrocken fest, dass sie noch in voller Montur vor ihm stand. Ihre Professorenrobe hatte sie gegen Jeans und Strickpullover eingetauscht, bevor sie zu ihm gekommen war. Als Snape nun auch noch seine Hose zu Boden gleiten ließ und in nichts weiter als einer Boxershorts vor ihm stand, die deutlich zeigte, dass er erregt war, konnte Hermine plötzlich nicht mehr schnell genug aus ihren Sachen schlüpfen.
Ihr Pullover landete irgendwo und sie stolperte auf ihn zu, als sie versuchte, sich die Jeans von den Beinen zu schälen.
Irgendwie landeten sie auf dem Bett, Snape auf dem Rücken und Hermine auf ihm, der letzte Rest störender Kleidung zwischen ihnen wie durch Zauberhand verschwunden. Ihr Schoß pulsierte vorfreudig, als Snape sie berührte und dann ließ sie sich auf ihn sinken, langsam, Stück für Stück, legte den Kopf in den Nacken und genoss das Ziehen, das Stechen, die Hitze, als er sie komplett ausfüllte. Sie wollte sich Zeit lassen, sie wollte, dass es lange dauerte, und gleichzeitig wollte sie ihn schwindelig reiten, kommen, ihn mit sich reißen.
Aber sie zügelte sich, bewegte sich langsam vor und zurück und ein bisschen auf und ab und keuchte und wimmerte.
Sie sah Snape an, der den selben innerlichen Kampf zu fochten schien. „Darf ich dich jetzt Severus nennen?“, neckte sie ihn.
Das Stöhnen blieb Snape regelrecht im Halse stecken. „Interessanter Zeitpunkt, darüber zu sprechen.“
„Der beste Zeitpunkt!“
„Nenn mich wie du willst, solange, aahh...“, er presste den Kopf ins Kissen, „solange du nicht aufhörst, dich zu bewegen...“
Hermine hörte nicht auf, sich zu bewegen. „Severus.“ Stattdessen bewegte sie sich ein bisschen schneller. „Severus!“
Sie war sich sicher, dass er beim dritten „Severus“ kommen würde, und sie bedauerte es so sehr, wie sie es herbeisehnte. Doch er kam ihr zuvor, setzte sich plötzlich auf und verschloss ihre Lippen mit einem hungrigen Kuss, einem Beißen, einem Stöhnen. Hermine schlang instinktiv die Arme um seinen Hals und hielt sich an ihm fest. Sie spürte ihn jetzt noch tiefer in sich, gleichzeitig war es in dieser Position schwerer, sich schneller zu bewegen. Also blieben sie auf diesem Niveau, keuchend, sich küssend, etwas langsamer.
War ihr erstes gemeinsames Mal wie ein Tsunami gewesen, schnell und wild, so glich ihr Liebesspiel jetzt eher Wellen, die sanft und kräftig zugleich gegen Ufer schwappten. Von denen man nie wusste, wann sie nur die Zehenspitzen kitzeln und wann sie einen taumelnd mit sich reißen würden.
„Ich kann nicht mehr“, keuchte Hermine irgendwann. Ihre Oberschenkel schmerzten, ihre Pobacken krampften und das ständige fast trieb sie in den Wahnsinn.
Snape schlang seine Arme um sie und lehnte sich nach vorn, auf seine Knie, sodass Hermine automatisch auf ihrem Rücken landete. Er war noch immer in ihr, aber jetzt über ihr, die Arme neben ihrem Kopf aufgestützt, und stieß in sie, schnell und fest und wundervoll.
Diesmal war der Schrei, der Hermines Lippen teilte, nicht stumm sondern laut und lang und ebbte erst ab, als Snapes beherzte Stöße ihren Rhythmus verloren und er sich endlich von ihr mitreißen ließ.
*
„Darf ich dich was fragen?“
Sie lagen nebeneinander, nass geschwitzt, zufrieden, aber auch ein bisschen fassungslos.
„Du bist noch wach?“, kam Snapes Antwort, die gespielte Überraschung der blanke Hohn.
„Haha.“ Hermine seufzte. „Wieso ziehen mich alle damit auf?“
„Alle?“, fragte Snape alarmiert.
Hermine verzog das Gesicht. Ups! „Nur Violet!“ Sie drehte den Kopf und sah ihn entschuldigend an. „Tut mir leid, aber ich musste mich jemandem anvertrauen und sie will uns schon seit Wochen verkuppeln.“
„Ist das so.“
„Ja, das ist so. Also, darf ich dich was fragen?“
Snape antwortete nicht, was sie als Zustimmung verstand.
„War Stella Viridian deine Erste?“
„Nein. Aber sie war meine letzte.
Oh. „In Wales?“
Snape schien zu überlegen. „Nein, ich denke, die Konferenz war damals...in Florenz.“
Oh! „Du meinst damals, vor 10 Jahren?“
„Ja.“
Hermine drehte sich auf die Seite. „Du hattest zehn Jahre lang mit niemandem mehr geschlafen?“
„Nein. Deshalb kam mir das Stürmische letztens sehr recht.“ Snape runzelte die Stirn. „Moment, du dachtest, ich hätte in Wales mit Stella geschlafen?“
„Ich war mir nicht sicher“, sagte Hermine und errötete.
Snape brummte ein leises Lachen.
„Was ist daran so komisch?“
„Gar nichts.“
Sie ließ ihre Fingerspitzen über seinen Bauch gleiten. „Eingerostet bist du jedenfalls nicht.“
„Es ist wie das Fliegen auf einem Besen“, sagte Snape.
Hermine gluckste. „Wie ein Ritt wohl eher.“ Sie setzte sich auf. „Apropos. Ich wäre für einen neuen Ritt bereit.“
„Unersättlich“, sagte Snape, jedoch ein einem Tonfall der deutlich machte, dass er absolut kein Problem damit hatte, und zog ihren Oberschenkel über seinen Schoß. Hermine setzte sich auf ihn und genoss die Welle der Erregung, die durch ihren Körper ging, als sie seine Erektion an ihrem Schambein spürte. „Wann hast du das erste Mal gemerkt, dass du das hier mit mir tun willst?“
„In Wales.“
„Was??“
Er lächelte süffisant. „Das erzähle ich dir ein anderes Mal.“
*
Für einen kurzen Augenblick, als sie erwachte, dachte Hermine, dass sie alles nur geträumt hatte. Doch dann hörte sie die tiefen Atemzüge neben sich, spürte den warmen Körper neben sich und erkannte die vertrauten Gesichtszüge, als sie den Kopf drehte.
Severus Snape. Ihr ehemaliger Professor. Jetzt ihr Kollege. Noch vor wenigen Monaten war dieses Szenario - sie in seinem Bett, sie auf ihm, er in ihr – unvorstellbar gewesen. Völlig abwegig.
Merlin, hätte sie doch schon eher gewusst, was ihr entgangen war.
Sie stützte sich auf ihren Ellbogen auf und sah Snape genauer an. Sein scharfes Profil, die Gesichtszüge so entspannt wie nie. Godric, war er schön. Er würde es hassen, wenn sie ihn so bezeichnen würde und er würde an ihrem Verstand zweifeln. Aber bei Godric, sie wollte keine anderen Lippen mehr küssen. Ihr Blick wanderte von seinem Mund zu seiner imposanten Nase und zu seinen Augenbrauen. Manche Frauen würden töten für solche Augenbrauen! In einem anderen Leben, zu einer anderen Zeit, hätte Severus Snape niemals zehn Jahre auf Sex warten müssen.
Sie betrachtete seinen Oberkörper, die dünne Haarlinie, die von seinem Bauchnabel weiter hinab führte, unter den Rand der Bettdecke. Bilder der vergangenen Nacht blitzten vor ihrem inneren Auge auf, und sie spürte, wie sie feucht wurde. Sie konnte nicht einschätzen, wie Snape es finden würde, wenn sie ihn deshalb wecken würde. Die Gryffindor in ihr entschied, dass es das Risiko wert war.
Sie ließ ihre Hand sanft über seinen Bauch gleiten, streichelte seinen Oberkörper, seine Oberarme. An seiner veränderten Atmung erkannte Hermine, dass er langsam aufwachte. Er drehte den Kopf in ihre Richtung, öffnete einen Moment träge die Augen, schloss sie dann aber wieder.
Hermine liebkoste seinen Körper weiter, bis ihre Hand immer öfter zum Rand der Bettdecke wanderte. Snapes Augen öffneten sich erneut.
„Ist das okay?“, fragte Hermine leise.
Ein kaum sichtbares Nicken.
Ihre Hand glitt unter die Decke und das Glied in ihrer Hand wurde hart.
Es sollte ein Vorspiel sein, aber als Hermine sein Gesichtszüge beobachtete, als sie ihn langsam massierte, die Augenbrauen zusammengezogen, der Mund, der sich öffnete, um dem schneller werdenden Atem Raum zu geben, entschied sie sich anders. Sie wollte ihn sehen. Sie wollte sehen, wie er aussah, wenn er kam. Und das konnte sie so nur, wenn er sie nicht gleichzeitig um den Verstand vögelte.
Sie veränderte die Technik und das Tempo ihrer Handbewegungen – Merlin, das war gar nicht so einfach und sie würde bald einen Krampf bekommen – und es schien ihm zu gefallen. Er stöhnte leise, sein Brustkorb hob und senkte sich schneller. Und dann ergoss er sich heiß in ihrer Hand.
Hermine wusste nicht, wie sie es schaffen sollte, nicht an sein Gesicht dabei zu denken, wenn sie sich bei der nächsten Lehrerversammlung gegenüber sitzen würden.
„Ich mache Kaffee“, sagte sie und kletterte über ihn aus dem Bett.
„Kaffee und Koitus.“ Snapes Stimme klang kratzig. „Daran könnte ich mich gewöhnen.“
*
Snape trug eine graue Pyjamahose, als er wenig später an der Küchenzeile in seinen Gemächern saß, Hermine trug sein Hemd.
„Minerva hat mir gestern Kuchen mitgegeben, wenn du etwas davon haben möchtest“, sagte er und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.
„Kuchen zum Frühstück? Da sag ich nicht nein.“
Snape deutete auf einen abgedeckten Teller.
„Wissen die anderen, dass du so eine Naschkatze bist?“, fragte Hermine, während sie nach einem Stück Streuselkuchen griff. Er war mit Pudding gefüllt und schmeckte einfach köstlich.
„Ich denke nicht“, sagte Snape.
Hermine hielt fragend ein Stück in die Höhe. „Möchtest du auch?“
Er sah sie mit einem Blick an, den man durchaus als hungrig bezeichnen konnte. Allerdings nicht auf Kuchen.
„Komm her.“
Hermine konnte sich nicht entscheiden, ob seine Aufforderung sanft oder bestimmt geklungen hatte.
Als Snape mit dem Zeigefinger auf die Stelle vor sich tippte, war die Sache klar. Sie legte den angebissenen Kuchen zurück auf den Teller und leckte sich die Finger ab. Dann ging sie zu ihm und setzte sich auf den Tisch.
„Leg dich hin.“ Noch ein sanfter Befehl. Und Merlin, sie stand drauf! Sie ließ sich auf den Rücken sinken und von Snape an den Rand des Tisches ziehen. Dann atmete sie überrascht ein.
Hermine verstand zum ersten Mal, was es bedeutete, im wahrsten Sinne des Wortes vernascht zu werden.
*
Hermine schwebte auf Wolke Sieben. Sie fragte sich, ob man ihr ansehen konnte, dass sie glücklich war, verliebt. Und unglaublichen Sex gehabt hatte. Mehrfach. Es war gut, dass Wochenende war, denn so musste sie zumindest keinen Schülern begegnen und konnte auch den Kontakt mit den anderen Professoren auf das Mindeste beschränken. Das ein oder andere Portrait blickte sie misstrauisch an, als sie lächelnd und zum Teil vor sich hin summend durch die Gänge von Hogwarts schlenderte, manche rollten sogar mit den Augen ob so viel guter Laune.
Hermine beschloss, dass sie ihr Glück mit jemandem teilen musste und weil dafür nur Violet in Frage kam, machte sie sich auf den Weg zum Grimmaultplatz.
Ihre rosarote Brille löste sich allerdings in Luft auf, als sie die Brille entdeckte, die auf Harrys Nase saß, welche sich wiederum in Harrys düsterem Gesicht befand.
Richtig. Harrys Streit mit Ginny.
„Hey“, sagte sie.
„Violet ist nicht da“, sagte Harry ein bisschen kühl.
„Ich wollte nicht nur zu Violet!“ Das war nur die halbe Wahrheit und Hermine bekam ein schlechtes Gewissen. Andererseits, so fand sie, hatte auch sie es verdient, vor lauter Verliebtheit alles und jeden um sich herum zu vergessen. Sie seufzte und setzte sich neben Harry auf den Wohnzimmerboden. Er hatte den Blick auf ein Quidditchmagazin gerichtet.
„Willst du mir erzählen, was letztens los war?“, fragte Hermine.
„Ginny hat ein Jobangebot bekommen“, antwortet Harry ohne Umschweife.
„Oh, das ist...toll, oder?“
„Ja. Eine Mannschaft aus den USA will sie verpflichten. Die New Haven Hippogriffs.“
„Oh, wow...“
„Sie hat abgelehnt.“
„Oh...“
„Sie hat abgelehnt, ohne mit mir zu sprechen.“ Harry atmete tief aus und ließ das Magazin sinken. „Die meiste Zeit, seit wir uns kennen, ging es immer um mich. Wir konnten nicht zusammen sein, weil ich wichtigere Dinge zu tun hatte. Als wir es dann konnten, war ich ein Wrack...“
„Wie meinst du das?“
„Du bist gegangen, um zu heilen, Hermine, ich war hier. Ich war naiv zu glauben, dass wenn alles vorbei ist, ich ein halbwegs normales Leben führen könnte. Aber so einfach ist das nicht. Mir geht es besser, du musst dir keine Sorgen machen, ich bin ok. Aber das ist erst seit kurzem so und ich denke, dass, naja, manche Dinge, die in den letzten Jahren passiert sind, werden mich nie loslassen.“
Hermine kannte das Gefühl. Diese Gedanken. „Harry, es tut mir so Leid.“
„Es dreht sich fast immer alles um mich und ich will, dass Ginny an der Reihe ist! Dieses Angebot ist...irre und sie lehnt ab!“
„Wieso hat sie abgelehnt?“
„Meinetwegen. Unseretwegen. Weil sie unsere Beziehung nicht riskieren will. Es wäre entweder eine Fernbeziehung oder ich müsste mit ihr gehen.“
Hermine schluckte. „Würdest du das denn tun? Mit ihr gehen, meine ich?“
„Ich weiß es nicht, ich denke schon. Aber das ist da Problem! Ich hatte nicht die Möglichkeit, darüber nachzudenken, weil sie mir diese Entscheidung abgenommen hat! Es wird ab sofort immer zwischen uns stehen. Auch wenn sie es von sich aus getan hat, so werde ich für immer der Grund sein, dass sie so eine Chance ausschlägt!“
„Ich denke nicht, dass Ginny das so sieht. Bist du sicher, dass das der einzige Grund war? Vielleicht möchte sie einfach nicht weg von hier. Sie hat hier ihre Familie.“
„Es wären doch nur ein paar Jahre oder? Man spielt Quidditch nicht sein ganzes Leben. Auror könnte ich auch dort sein, New Haven ist ein Katzensprung von New York, zumindest für magische Verhältnisse.“ Harry lehnte den Kopf zurück gegen das Sofa. „Ich dachte, mein Leben wird ruhiger werden. Aber es ist gefühlt noch immer ein Chaos. Ist eine Herausforderung gemeistert, kommt die nächste... Ich meine, ich will mich nicht beschweren, es ist natürlich kein Vergleich zu den Jahren davor, aber....es ist auch nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.“
„Ich denke, das ist das Leben, Harry.“
„Ja, vermutlich hast du Recht.“
Hermine legte den Kopf auf seine Schulter. Sie hörte das laute Ticken einer Wanduhr und das magische Spüeln von Geschirr aus der Küche.
„Ich wollte sie heiraten, Hermine“, sagte Harry.
Hermine hob den Kopf und sah ihn. „Oh Harry! Das ist wundervoll! Aber ihr habt alle Zeit der Welt! Ihr seid noch so jung.“
„Aber wenn wir uns jetzt schon so in den Haaren haben.“
„Das gehört doch dazu! Ihr werdet noch oft streiten, und laut, Ginny ist mit sechs Brüdern aufgewachsen, sie wird dir immer ihre Meinung sagen!“
„Ja und dafür liebe ich sie auch. Ich habe nur Angst, dass, naja, dass dieser Streit Schaden angerichtet hat.“
Hermine seufzte. „Ihr müsst miteinander reden. Wenn ihr vor euch hinschmollt, könnt ihr das nicht klären.“
Harry gab einen zustimmenden Laut von sich.
„Was sagt Ron dazu?“
„Er weiß es nicht.
„Er würde dich vermutlich auch nicht gehen lassen.“
Harry grinste. „Vermutlich nicht, nein.“ Er sah Hermine an und jetzt erkannte sie in ihm wieder den Jungen von früher. „Was ist mit dir, Hermine? Gibt es jemanden?“
Hermine überlegte, ob sie ihn anlügen sollte. Aber es kam ihr falsch vor, nachdem Harry ihr sein Herz ausgeschüttet hatte. Gleichzeitig wusste sie, dass diese Neuigkeit mit Snape zu viel für ihn sein würde. Zumindest jetzt in diesem Moment. Also entschied sie sich für die halbe Wahrheit.
„Ja“, antwortete sie zögernd. „Aber...es ist noch recht frisch und ich möchte noch nicht darüber sprechen.“
Harry sah sie mit großen Augen an. „Das ist großartig! Wow! Wer ist- nein, ok, du willst noch nicht darüber sprechen. Ich bin neugierig, aber ok. Wenn du bereit bist, kommst du zu mir, ok? Und wenn du was auf dem Herzen hast...ich meine, ich weiß, du hast jetzt auch Violet, die in diesen Dingen wahrscheinlich besser-“
Hermine legte ihre Arme um Harrys Hals. „Danke.“
*
Bis vor kurzem war Hermine Sex relativ egal gewesen. Und nun konnte sie nicht genug davon bekommen. Noch mehr überraschte sie, dass es Snape wohl ebenso ging. Vermutlich genoss er es, nachzuholen, auf was er in seinem bisherigen Leben weitesgehend verzichten musste.
Hermine wollte Snape Freiraum lassen, ihn nicht mit ihrer Anwesenheit überfordern. Und offenbar war genau das ein Anreiz für Snape. Sie schliefen täglich miteinander. Aber nicht nur in seinem Bett. Nicht nur in seinen Gemächern.
Das erste Mal nach ihrer Nacht an seinem Geburtstag trafen sie sich in der Vorratskammer.
„Professor“, hatte Snape sie etwas überrumpelt gegrüßt, „Miss Granger. Professor Granger.“
Hermine hatte lachen müssen über seine offensichtliche, ungewohnte Nervosität, ihn ebenfalls förmlich gegrüßt und sich dann wieder den Zutaten gewidmet, die sie zurück ins Regal stellen wollte.
Im nächsten Moment hatte sie das Klicken der Tür gehört, die Snape geschlossen hatte und kurz darauf hatte sie die Tür in ihrem Rücken gespürt, als Snape sie hochhob und dagegen presste, gemurmelte Schalldämpf- und Verriegelungszauber zwischen heißen Küssen.
Sie hatte es damals akzeptiert, dass sie die Erfahrung einiger Mitschüler nicht teilen konnte, Sex in Hogwarts zu haben, am See, im Wald, im Gewächshaus, oder in irgendwelchen dunklen Ecken unter einer Treppe. Sie hatte nicht gedacht, dass sie diese Erfahrung nun nachholen würde, als Professorin, mit Severus Snape!
Sie waren diskret und trotzdem furchtlos. Meist ging die Initiative von Snape aus und Hermine genoss es und genoss, dass auch er es genoss. An einem Nachmittag war ihre Lust nach ihm jedoch so groß, dass sie diejenige war, die einfach in sein Büro kam (nein, sie hatte nicht auf seine Erlaubnis zum Eintreten gewartet), ihm die Feder aus der Hand riss und sich auf seinen Schoß setzte. Sie hatte außerdem festgestellt, dass es Snape unfassbar antörnte, wenn Hermine seinen Vornamen benutzte. Er war schon auf der Zielgeraden, als sie ihm das „Severus“ ins Ohr flüsterte, und daraufhin kam er so plötzlich und so heftig, dass er das Tintenfass umstieß, das ihn bis eben noch bei seinen Korrekturen unterstützt hatte.
„Durfte ich dich deshalb nicht beim Vornamen nennen?“, fragte Hermine kichernd, als sie noch immer spürte, wie er in ihr zuckte.
Snape antwortet darauf nicht, er war mit dem Tintenfass beschäftigt, dessen Inhalt noch immer über den Tisch schwappte, wie die letzten Wellen seines Höhepunkts in Hermine.
Kurz: Es lief perfekt.
Zu perfekt, sagte eine Stimme in ihrem Hinterkopf, die sie in den letzten Wochen gern ignoriert hatte. Die gleiche Stimme die ihr sagte, dass sie Snape früher oder später von den Recherchen zum Trank erzählen musste, wenn es nicht in einer kompletten Katastrophe enden sollte. Vor allem jetzt , wo sich ihr Verhältnis zueinander auf so drastische Weise geändert hatte. Gleichzeitig dachte sie, dass wenn sie ihm davon erzählen würde, sie ihm gern ein paar Erkenntnisse präsentieren würde. Erkenntnisse, die seine Meinung vielleicht ändern und ihn dazu bringen würde, daran mitzuarbeiten.
Mit der Hoffnung, diese Erkenntnisse zu gewinnen, verschloss sie den letzten der drei Briefe mit dem Siegel von Hogwarts.
Ein Brief war an einen Experten für Schlangen gerichtet.
Einer an einen Experten für Gifte.
Und einer an Stella Viridian. Dieser war jedoch ihr letzter Notnagel, also ließ sie ihn auf ihrem Schreibtisch liegen, zwischen all den Notizen, die sie in den vergangenen Wochen niedergeschrieben hatte.
Mit den zwei anderen Briefen machte sie sich auf den Weg zur Eulerei.
Von dem Schlangenexperten hoffe sie mehr über das Gift von Schlangen und Basilisken zu erfahren, und wie sie wirkten.
Der Giftexperte konnte ihr vielleicht Aufschluss über das neutralisieren und bekämpfen von Giften geben.
Stella Viridian war, nach Snape, die für sie naheliegendste Ansprechpartnerin in Sachen Zaubertränke. Es musste Möglichkeiten geben, mehr Zutaten miteinander zu kombinieren, aber sie würde den Brief, wenn überhaupt, erst senden, sobald sie Antwort von den beiden anderen Experten erhalten hatte.
Sie sah zu, wie die Schleiereule immer mehr zu einem Punkt am Himmel wurde und ging den Weg zurück zum Schloss und in die Kerker.
Jetzt wo sie so darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass Snape in letzter Zeit selten krank ausgesehen hatte. Sie wusste natürlich nicht, ob er es nur gut vor ihr verbarg oder ob der Tannenklee ihm eine Hilfe war. Vielleicht würde sie ihn bei Gelegenheit danach fragen.
Sie hatte noch einen Stapel Aufsätze ihrer Drittklässler zu korrigieren und sie überlegte, ob sie das sofort erledigen oder Snape einen kurzen Besuch abstatten und die Arbeit noch etwas aufschieben sollte. Er hatte gestern sehr enthusiastisch auf ihren Besuch in seinem Büro reagiert, und da sie sich heute noch nicht gesehen hatten, unter vier Augen zumindest, sprach wohl nichts dagegen, das zu wiederholen.
Hermine biss sich auf die Unterlippe, um auf dem Weg durch die Schulflure nicht dämlich vor sich hinzugrinsen. Sie beschleunigte ihre Schritte und schüttelte den Kopf über den Unglauben, dass sie es mittlerweile nicht mehr erwarten konnte zu Snape zu gehen, anstatt vor ihm davon zu laufen.
Als sie um die Ecke bog, sah sie, dass die Tür zu ihrem Büro offen stand. Sie hatte sie definitiv geschlossen, als sie zur Eulerei gegangen war, also konnte es nur bedeuten...
Die Freude darüber, dass Snape offenbar die gleiche Idee und die gleiche Sehnsucht nach ihr gehabt hatte, hielt nur für wenige Sekunden. Sie spürte Panik in sich aufsteigen, Panik in die sich Scham mischte, als sie die Tür ein Stück weiter öffnete und in ihr Büro trat, Scham und Schuld und Wut und Angst.
Snape stand vor ihrem Schreibtisch, den Blick auf die Notizen gerichtet, die noch immer wild durcheinander auf dem Tisch lagen. Er nahm einen der Zettel in die Hand, studierte die Worte darauf in Sekunden, die sich für Hermine wie eine Ewigkeit anfühlten. Dann hob er den Kopf und sah sie an.
„Ich hoffe“, sagte er, die Stimme bebend vor unterdrückter Wut, „du hast hierfür eine gute Erklärung!“