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Die Nächte des Lebens

Kurzbeschreibung
SammlungRomance, Schmerz/Trost / P16 / MaleSlash
Alexander "Alec" Lightwood Magnus Bane
01.01.2021
26.05.2021
31
24.105
13
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01.01.2021 1.286
 
Finster ist die Nacht über den Dächern von New York. Kein Stern, kein Mond durchbricht den Teppich aus Dunkelheit.
Ein paar Nachtschwärmer huschen durch die Straßen, wo einige Laternen tapfer aufleuchten und wenigstens etwas Licht ins Dunkle bringen.
Doch nicht alle Finsternis kann verdrängt werden.

Auch nicht im Loft von Magnus Bane, wo nicht eine Lampe erstrahlt. Alles liegt im Dunkel, auch das Schlafzimmer, wo sich seit einige Nächten ein Übernachtungsgast eingeschlichen hat. Wobei das ja an sich nicht wirklich stimmt ...
Magnus hatte es dem Shadowhunter angeboten, immer mal bei ihm zu schlafen und zu sehen, was sich aus dem "einander mögen" und "haltgeben" so entwickelt. Und nach anfänglichen Zieren hat Alexander sich inzwischen die linke Betthälfte geschnappt und schläft regelmäßig beim Hexenmeister.

So auch in dieser Nacht, die aber nicht ganz so ruhig und harmonisch ist, wie die Nächte zuvor.
Alexander ist ruhelos, dreht sich vom Rücken auf die Seite, dann auf die andere und wieder auf den Rücken. Und das gefühlt alle zwei Minuten, was Magnus aus dem wohlverdienten Schlummer gerissen hat. Mit einer hochgezogenen Augenbraue und goldenen Katzenaugen beobachtet er es nun schon seit einer halben Stunde, unschlüssig, ob er Eingreifen soll oder ob es Alexander selber mit sich ausmachen muss. Er weiß nur, dass diese Art von Schlafen definitiv nichts erholsames haben wird.
Der Shadowhunter wird wieder etwas ruhiger, bleibt länger auf dem Rücken liegen, was Magnus aufatmen lässt. Das warten war doch nicht so falsch. Und da er doch müder ist, als er zugeben würde, kuschelt sich der Hexenmeister auch wieder in die Decke und schließt die Augen.
Um sie nur gefühlte Sekunden später wieder aufzureißen. Er hält auch die Luft an, um ja nichts zu verpassen. Den leisen Schrei hat er sich ganz sicher nicht eingebildet. Und da, wieder ein unterdrücktes schreien und nahezu sofort setzt sich Magnus im Bett kerzengrade auf. Ein Blick nach rechts und ihm wird das Herz zentnerschwer.
Gespannt wie eine Bogensehne liegt Alexander im Bett, die Decke ist runter an die Füße gestrampelt und die Hände krallen sich so sehr in die Laken, dass die Fingerknochen weiß hervortreten. Und sein Gesicht ist gezeichnet von Pein und Schmerz. Magnus schluckt trocken auf, dass kann er unmöglich den jungen Mann allein mit sich ausmachen lassen. Das gestöhnte "Magnus, nicht" ist leise, und doch voller Schmerz, dass es den Hexenmeister fast das Herz zerreißt. Er macht mit einen Schnipsen das Licht im Schlafzimmer an, dimmt es aber etwas runter, nicht das es zu hell ist und in den verschlafenen Augen brennt. Dann greift er den Shadowhunter sanft an die Schultern.
"Alexander", ein leichtes rütteln, doch der Angesprochene reagiert nicht darauf, nur ein weiteres "Magnus, Vorsicht." lässt ihn aufstöhnen. "Es ist alles gut mit mir, du träumst nur schlecht. Alles ist gut, Alexander." Doch es bringt nicht das gewünschte Ergebnis, also muss der Hexenmeister zu etwas härteren Mitteln greifen. Er schüttelt jetzt richtig an den Schultern, lehnt sich richtig über den jungen Mann und versucht mit aller Kraft, den schlimmen Traum zu unterbrechen. Und weil das nicht wirkt, will er zu seiner Magie greifen und aktiv in das Traumgeschehen einschreiten.
Doch da reißt Alec plötzlich die Augen auf und setzt sich sekundenschnell auf. Dabei kollidieren ihre Köpfe und mit einem leisen Schmerzlaut lässt sich Magnus wieder in die Laken fallen.
"Oh Gott, das wollte ich nicht."
"Alles gut, immerhin bist du ja jetzt munter." Flink setzt sich der Hexenmeister wieder auf und sieht skeptisch zum Bettnachbarn. "Im Vergleich zu dem, was du gerade hinter dir hast, ist eine Beule noch harmlos. Willst du drüber reden? Das soll helfen, damit man wieder Schlaf findet. Außerdem war es nur ein Traum, der sollte sich nicht länger in deinen Kopf fressen."
"Ich ... weiß nicht." Alec lässt sich wieder in die Kissen fallen und zieht die Decke wieder bis über die Brust. So hofft er die Gänsehaut zu verstecken, die sich bei den Gedanken an den Traum wieder über seinen Körper ausbreitet. Doch Magnus wäre ein echt schlechter Beobachter, wenn er es nicht schon lange gesehen hätte.
"Ich höre dir gern zu und verzeih die Neugier. Aber mein Name ist zweimal gefallen und ich kann dir versichern, mir geht es gut."
"Das wird aber nicht immer so sein." Alec schließt kurz die Augen und als er sie wieder öffnet, schimmern Tränen in ihnen. "Wir waren zusammen unterwegs, wollten den Abend genießen und die Nacht zum Tag machen. Du hast mir ein Blatt aus den Haaren gefischt, als ein fürchterliches Quietschen ertönte. Bevor ich auch nur rausfinden konnte, woher es kommt, hast du mich beiseite geschubst und dann war alles gleißend hell und laut." Unbewusst, ohne es wirklich zu merken, wandert sein Blick in die Ferne und Alec erzählt einfach frei raus. Gespannt hört Magnus zu, wagt es nicht, mit einer Frage oder eine paar tröstenden Worten den Redefluss zu unterbrechen. "Als ich wieder sehen konnte und meine Ohren wieder Töne wahrnahmen, sah ich ein Auto um die Laterne gewickelt, unter der wir nur Sekunden vorher noch standen. Ich rappelte mich auf die Beine, stolperte zu dem Fahrzeug und sah dann dich ein paar Meter entfernt auf der Straße liegen. Sofort bin ich zu dir hin, doch bekamst es nicht mehr mit. Deine Augen starrten in den Himmel, glanzlos und stumpf. Um dich herum war so viel Blut und du reagiertest nicht auf meine Rufe." Die Tränen kullern nur so über die Wange und Alec muss sich sichtlich zusammenreißen, um nicht haltlos an zu weinen. "Plötzlich waren so viele Hände auf mir und Stimmen sagten  mir, ich solle dich doch loslassen. Du wärst tot und da kann man nichts mehr machen. Und dann, bin ich aufgewacht."
"Bei Raziel..." Magnus hat keine Ahnung, was er dazu sagen soll.
"Ja. Es war so real, ich konnte das Blut riechen und den Rauch aus dem kaputten Auto fast schon schmecken. Du hast mich gerettet und bist dabei selber gestorben."
"Es war nur ein Traum", Magnus schaltet schnell und zieht Alexander in seine Arme. Schluchzend legt der Shadowhunter den Kopf auf die Brust des Hexenmeisters. "Hörst du? Mein Herz schlägt und ich versichere dir, das wird es noch eine ganze Weile. Es war nur ein Traum."
"Ich weiß und es ist eigentlich dämlich." Schniefend kuschelt sich Alec näher ran und genießt den konstanten Ton an seinem Ohr.
"Ist es nicht. Es zeigt nur deine größte Angst und es ist fast schon ironisch, dass es nicht ein Dämon war, sondern eine einfache Fehlentscheidung von Mundies. Und das können wir aber jetzt ganz einfach verhindern. Wir halten uns von der Straßenlaterne fern und wenn du den Traum vergessen hast, kann er nicht mehr in Erfüllung gehen."
"Das ist doch Blödsinn", Alec hickst leise auf und Magnus muss grinsen. Das Geräusch war deutlich süßer als die vor einigen Minuten.
"Ist es nicht. Es ist sogar mit Studien bewiesen. Träume, an die man sich erinnert, werden innerhalb eines Jahres wahr. Also müssen wir uns jetzt entweder ein Jahr lang nicht in dieser Straße blicken lassen oder eben dafür sorgen, dass du die Erinnerung dran verlierst." Magnus sagt es mit so viel Überzeugung, dass Alec kichern muss und die ersten Fetzen von dem Traum in die Ferne gleiten.
So kommt es, das Magnus das Licht weiter runterdimmt, bis es im Schlafzimmer wieder fast so dunkel ist, wie die Nacht angefangen hat. Aneinander geschmiegt schlafen die Zwei wieder ein, mit dem jeweilig anderen Herzschlag an den Ohren und kein böser Traum kann die Nacht wieder unterbrechen.
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