bare bones
von memoirst
Kurzbeschreibung
Gedankenspiele, Wortfetzen, Knochengerüste - da ist keine Schande drin. Unausgegoren ist manchmal besser, als die Früchte noch am Baum hängen zu haben. Und weißt du was? Es tut gut, sich das hin und wieder in Erinnerung zu rufen. [ drabble-sammlung ]
DrabbleAllgemein / P16 / Gen
01.01.2021
31.12.2021
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29.01.2021
240
「 remote 」
adjective
–abgelegen
Er war Angler. Er war Angler, seit er denken konnte.
Und er betete, dass er niemals etwas an Land ziehen würde.
Der Köder landete mit einem Plop irgendwo in weiter Ferne, ehe ihn die Dunkelheit verschluckte.
Es war belanglos, ob er die Augen geöffnet oder geschlossen hatte – jenseits der Klippe verlor sich alles in dicker, dichter Schwärze. Er ließ sich auf einem Fleckchen Gras nieder und starrte über den Rand der Welt hinaus.
Das ist falsch, dachte er nicht zum ersten Mal. Es ist so dunkel. Wo sind die Sterne?
Wie immer war da bloß die gähnende Leere, die ihm antwortete.
Die Welt lag in seinem Rücken und das Nichts lag vor ihm, leckte an seinen Fersen und Waden, die über den Rand hinausbaumelten.
Und er? Irgendwo dazwischen – weltvergessen, abgrundverloren. Angeln im Zwielicht.
»Nur noch heute«, murmelte er in die Dunkelheit hinein. »Dann schmeiße ich hin.«
Kein Echo. Nur Stille, die die Lüge schneller durchschaute, als er sie aussprechen konnte.
Es war undankbare Arbeit, fernab von allem, das ihm in einem anderen Leben vielleicht heilig gewesen wäre. Und sie war so unfassbar notwendig.
Denn da war irgendetwas in dieser Dunkelheit, in der er fischte, das den Rand der Welt nicht erreichen durfte.
Ein Zucken in seiner Schulter, ein Schauer in seinem Nacken.
Wie laut die Stille heute war.
Nicht jetzt, dachte er und umfasste die Rute fester. Bitte.
Und die Angelschnur zog sich stramm.
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