Block King Kong
von Jadina
Kurzbeschreibung
„Die Welt ist voll von Helden, die tief im Inneren nichts als Schurken sind. Wenn Schurken verehrt werden, kann das, was ich getan habe, gar nicht falsch sein!“ || Nach dem Tod ihres Bruders hat Mika sich zum Ziel gesetzt, falsche Helden auszuradieren. Pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum ihrer Organisation „Block King Kong“ lernt sie jedoch jemanden kennen, der ganz anders ist als die meisten Helden. Auf einmal findet Mika sich in einer Sinnkrise wieder. Will sie ihr Leben wirklich so weiterführen wie bisher? Kann sie ihre Kameraden noch beschützen? [#SavingHeroes | In den Hauptrollen: OC(s) und die Familie Iida]
GeschichteDrama / P16 / Het
Chiyo Shuzenji / Recovery Girl
Chizome Akaguro / Stain
OC (Own Character)
Tensei Iida / Ingenium
Tenya Iida
01.01.2021
19.06.2022
29
102.620
10
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14.10.2021
3.425
~~ Kapitel 14: Ein aufregendes Turnier ~~
Eine Woche später war es so weit. Das Sportfest der Yūei-Oberschule stand an und die Medien kannten kein anderes Thema mehr. Natürlich wurde heiß diskutiert, wer in den Jahrgängen zwei und drei die Wettkämpfe gewinnen würde. Besonderes Augenmerk lag wegen des Attentats auf das U.S.J. in diesem Jahr allerdings auf den Neulingen.
Da es eine Tradition bei Block King Kong war, dass wir uns die Übertragung gemeinsam ansahen, hatte ich alle zu mir nach Hause eingeladen. Wir sollten schließlich wissen, mit wem wir es in den nächsten Jahren zu tun bekamen.
Das Labor hatte ich sicherheitshalber abgesperrt, damit Tanaka oder Naeko nicht versehentlich hineinstolperten, aus welchem Grund auch immer.
Hidemi tauchte am Abend zuvor auf. In meiner Küche bereiteten wir Snacks zu, wobei meine beste Freundin kochte und ich mich mit der Arbeit als ihr Hilfsmädchen begnügte.
„Ihr habt euch also ausgesprochen und alles ist in Butter“, fasste Hidemi die Situation von Tensei und mir nach meiner Berichterstattung, wie er mich versehentlich vor Stain gerettet hatte, zusammen.
Zustimmend nickte ich. Nach wie vor fühlte ich mich unsicher, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Ich hatte seit sechs Jahren keine feste Beziehung mehr geführt, schon gar nicht mit jemandem, vor dem ich meine heimlichen Machenschaften geheimhalten musste. Wenn man es genau nahm, wusste ich nicht einmal, ob wir inzwischen tatsächlich zusammen waren oder nicht.
Seit unserem letzten Treffen hatten wir beinahe täglich telefoniert, nur einmal waren meine Kopfschmerzen zu schlimm gewesen. Manchmal schickte er mir abends noch eine Nachricht mit ein paar lieben Worten. Ich ertappte mich immer häufiger dabei, wie ich mir vornahm, ihm beim nächsten Mal etwas Bestimmtes zu erzählen oder wie ich an ihn dachte.
Ich genoss seine Aufmerksamkeit. Alles andere wäre eine Lüge. Da er unter all seinen Verehrerinnen, die es sicherlich gab, ausgerechnet mich ausgewählt hatte, schien ihm an mir ebenfalls etwas zu liegen.
Hidemi war jedenfalls nicht mehr wütend auf mich, was mich sehr fröhlich stimmte. Ohne meine beste Freundin war die Welt einfach nicht dieselbe. Wir plauderten über Tensei, wie wir es sonst nur mit ihren Bekanntschaften taten. Anschließend wechselten wir das Thema und ich erfuhr, dass sich in der Sache mit ihrem Vorgesetzten noch nicht viel getan hatte.
„Wegen der Schurkenliga sind alle beschäftigt, da stehen andere Fälle hinten an“, erklärte sie auf meine Nachfrage, warum es so lange dauerte, bis Watanuki seines Amtes enthoben wurde. „Ich treffe mich jedenfalls regelmäßig mit meiner Anwältin, die ihm ganz schön Feuer unterm Hintern macht.“
Nachdem wir die Snacks zubereitet und in den Kühlschrank gestellt hatten, sahen wir uns gemeinsam einen Film an und gingen anschließend schlafen. Der Morgen kam viel zu früh. Wir hatten beide gerade erst fertig geduscht, als die Türklingel ertönte.
Tanaka kam herein und balancierte in der linken Hand ein Tablett mit Cupcakes. „Hey! Bin ich zu spät?“
„Nein, du bist sogar zu früh.“ Ich lächelte sie an. „Daisuke und Naeko lassen noch auf sich warten. Komm rein!“
Hidemi fuhrwerkte schon wieder in der Küche herum. Die blonden, noch feuchten Haare hatte sie zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden. Erfreut begutachtete sie die Cupcakes, die Tanaka ihr reichte. Zugleich fragte diese: „Wieso bist du nicht mit Daisuke zusammen hergekommen?“
„Ich bin seit gestern da. Ihr wollt doch sicher was essen, oder? Das konnte ich unmöglich allein in Mikas Hände geben“, antwortete sie. Prompt begannen beide zu kichern.
„He! Macht euch nicht über meine Kochkünste lustig“, beschwerte ich mich, was nur zu einem richtigen Lachanfall seitens Tanaka rührte.
Meine miserablen Kochkünsten konnte ich leider nicht leugnen. Mein Essen taugte höchstens dazu, einen Gast für alle Ewigkeiten zu vertreiben oder gar jemanden ins Krankenhaus zu befördern.
Naeko und Daisuke kamen gemeinsam mit Daisukes Auto vorgefahren. Beide brachten weitere Snacks mit, sodass wir den Wohnzimmertisch letzten Endes beiseite schieben mussten, sonst hätten wir vor lauter Tellern und Schüsseln den Fernseher nicht mehr gesehen. Nun stand er wie ein Buffet an der Seite und wir fünf machten es uns auf dem ausgezogenen Sofa bequem.
„Hat die Berichterstattung schon angefangen?“ Daisuke schaltete auf den vierten Kanal um, der die Übertragung der Wettkämpfe des ersten Jahrgangs stets in voller Länge zeigte.
„Sieht nicht so aus.“ Naeko musste niesen. „Sorry Leute! Ich dachte, der Pollenflug wäre vorbei.“
Tanaka warf ihr Taschentücher hinüber und ich huschte schnell in die Küche, um ein paar Servietten zu holen. Obwohl ich nicht länger als zwei oder drei Minuten weg gewesen war, begann die Übertragung genau in dem Augenblick, in dem ich zurückkehrte.
Present Mic, ein Held mit eigener Radiosendung, übernahm wie in den vergangenen Jahren auch die Funktion des Kommentators. Dieses Mal wuppte er die Aufgabe aber nicht alleine. Auf dem Stuhl neben ihm hockte ein Mann mit langen schwarzen Haaren, der über und über in Verbände eingewickelt war.
„Das ist Eraser Head, der Klassenlehrer der 1-A Heldenfakultät. Echt heftig, dass sie ihn hinters Mikrofon setzen. Er sieht nicht so aus, als hätte er sich richtig von dem Kampf im U.S.J. erholt“, meinte Daisuke.
Aha! Unwillkürlich musste ich die Nase rümpfen. Wie konnte Oma nur von mir denken, ich würde so einen Emo daten?
Just in diesem Augenblick gab Eraser Head irgendeinen brottrockenen Kommentar von sich und Tanaka bekam einen Lachanfall. Hidemi schüttelte darüber nur den Kopf.
„Das sind ja tolle Voraussetzungen. Wenn er Present Mics Berichterstattung jedes Mal so ergänzt, verfrachten wir Tanaka auf die Terrasse.“
„Psst, sei still, Zwerg!“ Daisuke zwickte ihr in die Seite. „Die Schüler laufen ein.“
Unter tosendem Applaus der Zuschauer wurden die einzelnen Klassen des ersten Jahrgangs in die Arena gelassen. Wir alle starrten gebannt auf den Fernseher. Ich suchte nach Tenya, aber es waren viel zu viele Schüler, die in den Sportanzügen der Schule auch noch erschreckend ähnlich aussahen. So konnte ich Tenseis Bruder nicht unter ihnen ausmachen. Eins hatten sie jedoch alle gemeinsam: Sie alle wirkten winzig und mächtig aufgeregt.
„Och nö! Die haben nicht ernsthaft wieder Midnight als Schiri ausgewählt“, beschwerte Naeko sich, als die genannte Heldin mit einer Fahne in der Hand auf der Bildfläche auftauchte.
18+ Only Hero Midnight war eine Frau um die dreißig, die sich lächerlicher aufführte als eine kokette Siebzehnjährige. Niemand in unserer Runde mochte sie, aber wir bekamen zu wenig von ihren aktiven Einsätzen mit, als dass wir darüber nachdenken konnten, etwas gegen sie zu unternehmen.
Midnight betrat die Bühne, auf der sie gleich die diesjährigen Aufgaben verkünden würde. Bevor das geschah, rief sie jedoch den Schüler auf, der bei den Aufnahmeprüfungen am besten abgeschnitten hatte. Sein Name war Bakugo Katsuki. Er entpuppte sich als ein missgelaunt dreinsehender Junge mit wilden, blonden Haaren.
Eigentlich forderte Midnight ihn auf, eine Motivationsrede zu halten, aber alles, was er tat, war selbstgefällig zu verkünden, dass er das Sportfest gewinnen würde. Damit handelte er sich Buhrufe und böse Blicke der anderen Schüler ein.
Wie in einem Film sahen wir fünf einander sprachlos an. Während Daisuke dann äußerte, der Kerl wäre ja mal total unsympathisch, neigte Tanaka sich zu mir und wisperte: „Der erinnert mich an Natsuo.“
Einen Kommentar gab ich dazu nicht ab, schließlich hatte ich Natsuo nie persönlich getroffen. Allerdings kam Bakugo mir weniger feindselig, sondern einfach nur extrem ehrgeizig vor, womit er mich an mein Oberschul-Ich erinnerte. Ich hatte die Klappe vielleicht nicht dermaßen aufgerissen, aber ich war ebenfalls ein Siegertyp gewesen.
Die Zeit bis zur ersten Runde reichte gerade noch, damit wir uns alle mit Snacks ausstatten konnten. Kurz darauf begann der vier Kilometer lange Hindernislauf, von dem nur die ersten zweiundvierzig Personen in die zweite Runde kamen. Da es erlaubt und sogar erwünscht war, seine Spezialitäten zu nutzen, wurde das bestimmt alles andere als langweilig.
Gleich zu Beginn fand Tanaka ihren ersten Favoriten für dieses Jahr. Der Junge bot optisch einiges. Die Haare auf der einen Seite schlohweiß, auf der anderen Seite feuerrot, stach er aus der Menge hervor. Das erste Hindernis des Rennens entpuppte sich als riesige Roboter, die er gekonnt mit einer riesigen Eiswelle unschädlich machte.
Ihre Schwärmerei sollte jedoch nicht lange anhalten. Als sie in Richtung Daisuke gerade zu einem Vortrag ansetzte, warum den Jungen etwas Besonderes umgab, verkündete Present Mic seinen Namen und wir alle stutzten.
„Hat er Todoroki gesagt?“, fragte ich irritiert in die Runde.
„Ja. Das hat er gesagt“, bestätigte Hidemi mit gerunzelter Stirn. „Ob der Kleine wohl der Satansbraten von Endeavor ist? Das Alter würde hinkommen.“
Damit lag sie wohl richtig. Die derzeitige Nummer zwei der Helden hieß mit vollem Namen nämlich Todoroki Enji und müsste einen Sohn im passenden Alter haben.
„Okay, dann feiere ich ihn jetzt nicht mehr.“ Tanaka plusterte die Backen auf wie ein Hamster. „Vergesst, was ich gesagt habe!“
„Du wirst eh gleich einen neuen Favoriten finden.“
Daisuke und sie fingen zu kabbeln an. Sie wurden davon unterbrochen, dass unter den Resten eines eingefrorenen Roboters plötzlich jemand herausbrach. Laut Present Mic hieß das rothaarige Bürschlein Kirishima und ging in dieselbe Klasse wie Todoroki. Bevor irgendjemand von uns das kommentieren konnte, geschah genau dasselbe ein zweites Mal. Obwohl der zweite Junge silberfarbene Haut hatte, war eine seltsame Ähnlichkeit zu Kirishima vorhanden. Er hieß Tetsutetsu und war aus der 1-B.
„Das verspricht spannend zu werden“, sagte Hidemi und stopfte sich eine gefüllte Tofutasche in den Mund.
~~*~~*~~
Einige Zeit später näherte das Ereignis sich seinem Höhepunkt. Die erste und zweite Runde lagen hinter den Oberschülern, nun waren nur noch die besten sechzehn übrig. Die dritte Runde kam genau nach unserem Gusto. Es handelte sich um ein Turnier, bei dem eins gegen eins gekämpft wurde.
Daisuke hatte seinen Favoriten in Kirishima gefunden und erklärte Tanaka gerade ausführlich, warum der es in diesem Turnier weit bringen würde. Naeko hingegen schwärmte für einen Jungen aus der 1-A namens Tokoyami, der ein Vogelgesicht inklusive Schnabel zur Schau trug und eine seltsame Schattenspezialität besaß.
In der zweiten Runde, einem Teamwettbewerb, hatte ich endlich Tenseis Bruder erspäht. Er sah ihm recht ähnlich, mit dem kleinen Unterschied, dass Tenya eine Brille trug und sehr viel ernster dreinblickte. Glücklicherweise hatte er sich für ein gutes Team entschieden, deshalb trat auch er in der finalen Runde an.
Wahrscheinlich musste Tensei arbeiten und konnte seinem Bruder nicht zusehen. Deshalb nahm ich mein Handy, um ihm zu schreiben: »Tenya kommt ganz nach dir ;-)«
„Mika! Der erste Kampf beginnt.“ Hidemi stieß mich an der Schulter an. Schnell sperrte ich meinen Bildschirm und ignorierte ihren wissenden Blick.
Beinahe fiel ich aus allen Wolken, als ich einen der beiden Schüler erkannte, die in den Ring traten. „Das ist ja Kubotas Enkel!“
Meine Freunde wandten mir überrascht ihre Gesichter zu. Tanaka fragte: „Wer von denen?“
„Hitōshi. Der mit den lilafarbenen Haaren.“ Ich starrte auf den Bildschirm des Fernsehers. „Das ist der Sohn von Kubotas Tochter. Er hat ein Foto von sich mit ihm in seinem Büro stehen.“
„Was für ein lustiger Zufall. Da du so entsetzt bist, schätze ich, er hat dir nicht vom Werdegang seines Enkels erzählt“, vermutete Naeko zutreffend.
Shinso Hitōshi ging in der Tat in die 1-C der Allgemeinen Fakultät, wo die landeten, die es bei der Aufnahmeprüfung nicht in die Heldenfakultät geschafft hatten, die aber trotzdem Potenzial besaßen.
Leider verlor er seinen Kampf gegen Midoriya Izuku, was mich ein bisschen traurig stimmte. Es war ziemlich knapp ausgegangen und seine Spezialität, die eine Art Gehirnwäsche verursachte, war enorm spannend. Zum ersten Mal stellte ich mir in der Reihe von Block King Kong eine Person mit übernatürlicher Fähigkeit vor, warf diesen Gedanken aber schnell wieder. Shinso war viel zu jung und außerdem wollte er offensichtlich ein Held werden, sonst wäre er nicht zur Aufnahmeprüfung angetreten.
Die nächsten beiden Kämpfe endeten binnen weniger Minuten. Todoroki Shoto fror seinen Gegner, Sero Hanta, einfach ein. Kaminari Denki, der mit Elektrizität hantierte, besaß das Pech, dass seine Gegnerin Shiozaki Ibara schlichtweg immun gegen seine Spezialität war.
Dann kam ich endlich auf meine Kosten. Den nächsten Kampf bestritt Tenseis Bruder Tenya gegen ein Mädchen namens Hatsume Mei aus der 1-H der Support-Fakultät, die sich beispielsweise um die Herstellung von Heldenanzügen oder nützlichen Items kümmerten.
Mein darauf folgender Lachanfall war für all meine Freunde völlig unverständlich. Hatsume hatte es gar nicht auf einen Kampf angelegt, sondern nutzte Tenya als Werbung für ihre entwickelten Items. Das Publikum tobte und ich lachte Tränen.
„Findest du das nicht ein bisschen gemein?“ Tanaka schmunzelte. „Der arme Junge meint es schließlich ernst.“
„Mir tut er ja schon leid“, schloss Naeko sich an. „Er versprüht so viel Spirit und Fairness.“
Daisuke schien Lunte gewittert zu haben. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er mich an. „Ist das nicht Ingeniums kleiner Bruder?“
Ich nickte und lachte einfach weiter. Das Gesicht von Tenya war köstlich. Die Situationen endete damit, dass Hatsume nach der Präsentation ihrer Babies, wie sie ihre Erfindungen nannte, einfach den Ring verließ, womit Tenya automatisch in die nächste Runde aufrückte. Über diesen zweifelhaften Sieg schien er jedoch alles andere als erfreut zu sein.
Der nächste Kampf, ein Mädchen namens Ashido gegen einen Jungen namens Aoyama, bot bloß pure Langeweile. Im Anschluss kam Naeko endlich auf ihre Kosten, da Tokoyami an der Reihe war.
„Er ist so düster und so cool“, schwärmte sie, als wäre sie wieder vierzehn Jahre alt. Wir alle amüsierten uns über ihren verträumten Gesichtsausdruck. Ich beschloss, mir einen Klebezettel ins Labor zu hängen, der mich daran erinnern sollte, ihr die erste Zeitschrift zu schenken, auf der Tokoyami als Coverbild abgedruckt sein würde.
Anschließend lachten wir über Daisuke, da Kirishima seinen ersten Kampf ausgerechnet gegen diesen Tetsutetsu schlug, der ihm so ähnlich war. Es endete damit, dass die beiden sich gegenseitig ausknockten und Midnight in ihrer Funktion als Schiri bestimmte, sie den Kampf auf andere Art entscheiden zu lassen, wenn sie beide wieder bei Bewusstsein waren.
Bis dahin wurde ein ziemlich mutiges und cleveres Mädchen namens Uraraka von Bakugo besiegt. Danach waren die beiden Dornröschen wieder aufgewacht und Kirishima entschied bei einem Armdrücken den Kampf für sich.
Es folgte eine kurze Pause, die wir unterschiedlich nutzten. Hidemi brachte das dreckige Geschirr in die Küche, Daisuke ging zum Rauchen auf die Terrasse und Tanaka verschwand auf die Toilette. Weil Naeko sich zu Daisuke gesellte, um frische Luft zu schnappen, checkte ich mein Handy. Tensei hatte noch nicht geantwortet. Er schien also wirklich zu arbeiten, anstatt sich das Sportfest anzugucken.
Wie schade ...
Wir alle waren mächtig gespannt auf das Viertelfinale, das gleich mit einem richtig guten Kampf aufwartete. Gegen Midoriya hatte Todoroki es im Vergleich zu Sero nicht ganz so einfach. Trotzdem gewann er, was unter genauerer Betrachtung ihrer Spezialitäten kein Wunder war.
„Sieht aus, als hätte dieser Midoriya seine Spezialität kein bisschen unter Kontrolle“, sagte Hidemi, da der Junge sich bei der Anwendung einfach selbst die Finger brach. Dem konnten wir nur zustimmen.
Der zweite Viertelfinalkampf lautete Shiozaki gegen Tenya und dieser Kampf war so schnell vorbei, der Bursche der Iida-Familie machte seinem Namen alle Ehre. Er schleifte seine Gegnerin einfach aus dem Ring. Zack, bumm, weg vom Fenster!
Daisuke ließ sich sogar zu einem Scherz darüber hinreißen: „Sieht aus, als würde Ingenium bald Konkurrenz von seinem eigenen Brüderchen kriegen.“
Warum es mir ausgerechnet jetzt einfiel, konnte ich nicht sagen, aber ich erinnerte mich an meine erste Verabredung mit Tensei und seinen Ausspruch, er wolle in einigen Jahren kürzertreten und Kinder haben. Daisuke besaß nicht den blassesten Schimmer, wie nahe er vermutlich an der Wahrheit dran war. Es würde mich nicht wundern, wenn Tensei einplante, seine Agentur irgendwann an seinen Bruder zu übergeben.
Auf diesen Kampf folgte der von Tokoyami gegen Ashido, wobei es keinen von uns wunderte, dass der Vogeljunge diesen mühelos gewann.
Daisuke kam danach voll auf seine Kosten. Während er Kirishima im Kampf gegen Bakugo anfeuerte, nutzte ich die Zeit, um meinen Teller aufzufüllen. Hidemi tat es mir gleich.
Bakugo hatte es geschafft, sich mit seinen Worten zu Beginn des Fests bei allen Anwesenden unbeliebt zu machen. Als die anderen drei lautstark gegen ihn mitfieberten, wisperte meine beste Freundin mir zu: „Hat er geantwortet?“
Ich schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich muss er arbeiten.“
„Sein Brüderchen schlägt sich nicht übel.“ Sie lud sich Edamame auf den Teller. „Im Halbfinale muss er gegen Todoroki ran. Das wird bestimmt sensationell gut.“
Ich hoffte, Tenya würde diesen Kampf für sich entscheiden. Ich wollte, dass Tensei stolz auf seinen Bruder sein konnte. Immer, wenn er von ihm erzählte, leuchteten seine Augen auf eine Art und Weise, die ein warmes Gefühl in meiner Magengegend verursachte.
„Oh nein!“, rief Tanaka aus.
Wir drehten uns zum Fernseher um und sahen gerade noch, wie Kirishima seinen Kampf gegen Bakugo verlor.
Wieder gab es eine kurze Pause, die Daisuke für eine Zigarette nutzte. Dieses Mal wahrscheinlich aus Frust über das Ausscheiden seines Favoriten.
Eigentlich ging es völlig gegen Block King Kongs Prinzipien, dass wir das Sportfest dermaßen feierten. Aber es war einfach zu lustig, gemeinsam die künftige Heldenriege auszukundschaften und es sich dabei gutgehen zu lassen. Da konnten wir auch mal die Augen zudrücken.
Eine Spur zu nervös verfolgte ich eine Viertelstunde später, wie Tenseis Bruder gegen Todoroki in den Ring trat. Er blickte drein, als hätte er einen Plan, aber wenn der junge Todoroki auch nur im Entferntesten nach seinem Vater kam, durfte man ihn auf keinen Fall unterschätzen.
Einerseits wunderte es mich schon, dass Endeavors Sohn keine Feuer- sondern eine Eisspezialität besaß. Das war irgendwie genau das Gegenteil von dem, was ich erwartet hätte. Andererseits erklärte das vielleicht seine etwas unterkühlte Art. Bisher hatte er sich jedenfalls über keinen seiner Siege so richtig gefreut. In meinen Augen ziemlich unnormal für einen Fünfzehnjährigen.
Der Kampf startete rasant mit einem Angriff seitens Todorokis, dem Tenya geschickt auswich. Das Geschehen ging viel zu schnell vonstatten. Gerade war Tenya noch zwischen zwei Eiswänden gefangen gewesen, da befand er sich mit dem nächsten Wimpernschlag schon über seinem Gegner.
Tanaka entfuhr ein erschrockenes Quietschen, als Tenya blitzschnell zutrat und Todoroki mit einem Tritt in den Rücken auf den Boden pfefferte. Daisuke rief aus: „Wow, das war krass!“
Ich drückte ganz fest die Daumen und sah zu, wie Tenya Todoroki am Kragen von dessen Oberteil packte und ihn aus dem Ring schleifen wollte. Doch dann kam die Wende. Bevor wir alle uns versahen, hatte Todoroki die Motoren an Tenyas Waden zugefroren und ihn somit bewegungsunfähig gemacht.
Meine Enttäuschung konnte ich kaum mehr verbergen, als Midnight den Kampf abpfiff und Todoroki von Present Mic als Sieger verkündet wurde.
„Endeavors Satansbraten geht mir auf die Nerven“, meinte Naeko, die sich sonst eher selten so drastisch äußerte.
Daisuke war gedanklich schon beim nächsten Kampf. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und entgegnete: „Ich hoffe, Tokoyami haut diesem Bakugo gleich mal ordentlich aufs Maul.“
Während dieser Kampf stattfand, schickte ich Tensei eine zweite Nachricht, dieses Mal in aufmunternder Manier: »Dein Bruder hat ein tolles Turnier abgeliefert! Und hey, er ist sogar auf demselben Platz gelandet wie du damals :-)« Die Yūei verzichtete seit jeher darauf, die beiden Verlierer der Halbfinalkämpfe noch einmal um den dritten Platz gegeneinander antreten zu lassen. So würden eben zwei dritte Plätze gekührt, was ich viel schöner fand. Nichts war enttäuschender, als nach einem grandiosen Wettkampf auf dem undankbaren vierten Platz zu landen.
Zu Naekos Missfallen flog Tokoyami gegen Bakugo raus. Damit stand Mister Unsympathisch im Finale dem Satansbraten gegenüber.
Hidemi fragte amüsiert in die Runde: „Wollen wir uns den letzten Kampf echt anschauen oder lieber auf einen anderen Jahrgang umschalten?“
Nach kurzer Abstimmung entschieden wir uns, Bakugo und Todoroki außen vorzulassen und auf das Finale des dritten Jahrgangs umzuschalten, das in einem anderen Sender übertragen wurde. Dabei hatten wir auch wesentlich mehr Spaß.
„Bis auf einzelne Ausnahmen war das ein gutes Turnier“, fasste Daisuke zusammen, nachdem das Finale gelaufen war und die Siegerehrung anstand.
„Ich bin durch!“ Tanaka neben ihm streckte sich. Sie hatte mit Abstand am meisten gegessen und vom Bauchumfang her gesehen hätte man sie nun für schwanger halten können.
Grinsend drohte Hidemi ihnen: „Keiner von euch geht nach Hause, bevor nicht alles aufgegessen ist!“
Bei den entsetzten Blicken meiner Freunde musste ich lachen. Obwohl wir uns gefühlt alle ein Foodbaby, wie es so schön hieß, angefuttert hatten, waren noch jede Menge Snacks übrig.
„Wir machen nur eine kurze Pause“, versprach Tanaka ihr mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Danach wird das Buffett geplündert.“
„Ich nehme euch beim Wort.“ Hidemi zwinkerte und damit war es beschlossene Sache, was wir den Rest des Tages über tun würden.
~~*~~*~~
Preview: Mika macht sich Sorgen, weil Tensei ihr nicht antwortet. Zugleich überschlagen sich die Berichte in den Medien. Was ist geschehen? Wieso erteilt Hidemi ihr den Ratschlag, Recovery Girl anzurufen? Das alles erfahrt ihr in Kapitel 15: Reise in die Vergangenheit. Bis dahin – Plus Ultra! ;D