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evil

von Lilli
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P16 / Gen
Hailey Upton Jay Halstead OC (Own Character)
24.12.2020
18.03.2023
10
22.352
3
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7 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
 
18.03.2023 2.324
 
-Riley-

„Kannst du mir noch die Akten zum aktuellen Kinderschänderfall geben?“, fragte mich Jimmy, als wir gegen 4 Uhr morgens vor meinem Apartment hielten. Netterweise hatte uns Dad eingeräumt am nächsten Tag erst um 10 Uhr in den Dienst zu starten. Andernfalls hätte ich die kommenden Stunden sicher nicht ohne Koffeintabletten oder fünf Tassen Kaffee überlebt.

„Die muss ich erst von drinnen holen“, stellte ich leise fest.

„Ich kann hier warten“, gab mir mein Kollege zu verstehen, weshalb ich mit dem Kopf schüttelte.

„Quatsch, die 5 Minuten haben wir jetzt auch noch“, sah  ich ihn an und machte eine rasche Kopfbewegung nach drinnen, weshalb er mir folgte.

Zielgerichtet lief ich zu meinem chaotischen Schreibtisch, von dem ich den Ordner holte. James sah sich um. Ich hatte einiges verändert seitdem er beim letzten Mal hier gewesen war. In der Nähe der Couch befand sich mein neues Aquarium mit Tropenfischen. Er grinste, als er daran hängen blieb. Immerhin wusste er, wie sehr ich mich für Tiere begeisterte. Da ich jedoch nur selten zu Hause war, hatte ich vor wenigen Tagen mit mir selbst den Kompromiss geschlossen, dass Aquarienbewohner wohl die bessere Alternative blieben, weil man sie nur einmal pro Tag füttern musste und mir für Hund oder Katze kaum Zeit blieb.

Ich lief zu meinem Kühlschrank, holte eine kühle Flasche Wodka heraus.

„Willst du einen Schluck?“, hielt ich ihm die Flasche entgegen.
Zu meiner Verwunderung schüttelte James mit dem Kopf.

„Nicht um diese Uhrzeit.“

Verstehend stellte ich die Flasche zur Seite. Er hatte ja Recht.

„Hör mal, wegen meinem Onkel“, griff ich die Sache auf und biss mir mehrmals auf den Lippen herum, bis ich einen klaren Satz formulieren konnte.

„Ich weiß, es ist jetzt viel verlangt, aber es wäre nett, wenn wir das erst einmal unter der Haube halten könnten. Ich will nicht, dass er Schwierigkeiten bekommt.“

Jimmy nickte. Für einen schier endlosen Moment schauten wir einander in die Augen.
Und dann geschah etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Um vier Uhr morgens,  am Rand von Chicago Illiinois, gingen mir die Nerven durch.

Ich sah Jimmy in die Augen und dann beugte ich mich nach vorn, gab ihm einen langen Kuss. Zunächst schaute er verdutzt, ehe er sich auf das kleine Liebesspiel einließ.

Schnell entledigte ich mich meines Oberteils der Uniform, ehe er die Öse meines BHs öffnete. Hektisch öffnete ich die Knöpfe seines blauen Hemdes, das ich ihm auszog, wodurch darunter sein muskulöser Oberkörper zum Vorschein kam.
Wir setzten unser Vorspiel fort. Seine Hand wanderte zum Knopf meiner Hose, den er öffnete.
Ich tat es ihm gleich, während wir uns zielgerichtet in mein Schlafzimmer bewegten.

„Beeil dich“, hauchte ich ihm entgegen, ehe unsere Lippen abermals einander berührten und wir langsam aber sicher dem Höhepunkt entgegen gingen…


_______________


„Das war aber eine lange Nacht gestern, was?“, neckte mich meine Mutter, als ich am nächsten Tag mit dem gesamten Team vor dem Laptop saß, um meine Fakeidentität zu perfektionisieren.

In wenigen Minuten würde Adam mit unserem Lockvogel eintreffen, den wir erst vor wenigen Stunden ausfindig gemacht hatten.

Im echten Leben hieß die 18 jährige Frau Darlyn Miller und gab sich in ihrem Einverständnis für eine 11 Jährige aus, um Pädophile anzulocken, deren IPs getrackt wurden und die uns damit ins Netz gingen.
Erst am Vortag war in Lakeview wieder ein sehr junges Mädchen auf dem Weg zur Schule verschwunden.

„Ich habe einfach schlecht geschlafen. Das ist alles“, glitt mein Augenmerk zu Jimmy, der süffisant grinste.
Dad, dem der Blick nicht entgangen war, schaute dementsprechend säuerlich und stöhnte, was mich leicht zusammen zucken ließ, als ich seine Mimik sah.

Zwar hatte er mir mittlerweile zum Ausdruck gebracht, dass er mit unserer Beziehung einverstanden war, aber sonderlich begeistert schien er auch nicht zu sein.

„Na, Mrs. Halstead? Was ist denn jetzt? Wird das hier ein Kaffeekränzchen oder wollen wir langsam mal mit dem Profil unseres Lockvogels beginnen“, nervte Dad, was mich dazu animierte die anstehende Datei aufzurufen, mit dem wir innerhalb weniger Minuten unseren Lockvogel ins Netz bringen würden.

„Evelyn Rose Sattler. 11 Jahre alt. Verbringt ihre Freizeit am liebsten mit Reiten, Leichtathletik oder auf Instagram und Facebook und gibt Schminktipps auf social media.“

Dazu blendete ich ein Bild unserer Fakeperson ein, dass ich stundenlang liebevoll mit Hilfe verschiedener
Fotobearbeitungsprogramme verändert hatte.

Ich sah zu Dad und als ich die Sorgenfalte auf seiner Stirn erkannte, wusste ich schon dass er alles andere als begeistert schien.
„Evelyn, so heißt doch heute kein Mensch mehr“, brummelte er, was ich sofort widerlegte.

„Das stimmt nicht. Laut einer Umfrage des Instituts für Vornamenvergabe heißt heute jedes 4. Mädchen Eve. Ich habe das ausreichend recherchiert.“

„Und die Hobbys? Ponyreiten? Leichtathletik?“, merkte er skeptisch an.

„Das hat alles seinen Sinn“, unterstützte mich meine Kollegin Amber, was ich mit einem Nicken bestätigte.

„Das ist bewusst so gewählt. Ich habe in einschlägigen Foren nachgelesen und Pädophile stehen auf körperbetonte Sportarten und Freizeitgestaltungen. Oder sollte ich sie deiner Meinung nach Briefmarken sammeln lassen? Gratis dazu gibt’s noch einige extra körperbetonte Bilder, damit uns möglichst viele Kerle ins Netz gehen“, zeigte ich Fotos, die ich zusammengeschustert hatte und die unser vermeidlich junges Mädchen in sexuell anregenden Haltungen zeigte.

„Zufrieden?“
Dad verschränkte die Hände vor der Brust, nickte.

„Von mir aus.“

Passend zum Timing ging die Tür auf und unser Lockvogel trat herein. Ich begrüßte sie mit einer kurzen Umarmung. Wir waren uns bekannt.

„Ist das so in Ordnung für euch? Ich hab 3 Feuchtigkeitsmasken gemacht und extra 2 neue Cremes ausprobiert, damit ich möglichst jung aussehe. An der Tankstelle wollten sie mir nicht mal 20 Dollar abnehmen, weil sie dachten, ich bin erst 11. Ich finde schon, dass mir meine Verwandlung gelungen ist“, sagte sie zufrieden und öffnete ihre Sweatshirtjacke unter der ein pinkfarbenes Shirt mit Blumen zum Vorschein kam.

Sie hatte sich derart verändert und jung gemacht, dass man sie nicht mehr als die erkennen konnte, die sie sonst war.

„Oh man, das wird wieder bleibende Schäden hinterlassen“, nörgelte ich schon wieder berechtigt und sah skeptisch auf den Rest des Teams.

„Nach der Aktion kann ich wieder keinem fremden Mann länger als eine Minute in die Augen sehen“, seufzte ich und loggte mich unter den Zugangsdaten auf die Kontaktseite ein.

Gespannt verfolgten wir, wie sich die 18 Jährige vor der Kamera positionierte, die ich aktivierte. Ich färbte den Hintergrund ein und schaltete das Mikrofon aus, sodass den Rest des Teams niemand erkennen konnte.
Nach nicht einmal fünf Minuten hatten wir bereits 20 Männer an der Angel. Einziges Problem: Wir mussten zahlreich mehrere Chats fahren, um den Mann herauszufiltern, den wir suchten. Wir wussten zwar, dass er dort war, aber nicht wer es war.
Es war einfach widerlich und wir schauten tiefer in die menschliche Seele, als wir eigentlich wollten. Wir sahen Männer, in den ekelhaftesten Positionen, die sich an den Bildern und dem Gesicht aufgeilten, sie zu speziellen Dingen aufforderten und von denen wir aufzeichnen konnten, wie sie sich daran belustigten. Es war derart ekelhaft, dass ich zwischenzeitlich eine Pause brauchte und nur völlig fassungslos auf meine Eltern sah.

Alle im Team hatten düstere Blicke aufgesetzt und der Drucker, der die IPs festsetzte kam kaum zum still stehen. Wir druckten die IPs mit allen Beweisen aus, die wir gegen die Männer hatten. Bilder von ihnen, von dem was sie taten, Telefonnummern, Videos wie sie sich vor der Webcam verhielten und von anzüglichen Chatgruppen.

Obwohl Darlyn mehrfach betonte, dass sie erst 11 war, bekam sie Anfragen von Männern, deren Altersspanne sich zwischen 20 und 70 befanden. Nach einer halben Stunde hatte ich arge Probleme Männern im Ganzen noch genügend Respekt entgegen zu bringen. Hielt man sich vor Augen, dass unsere Probatin zwar ein Lockvogel war, wussten wir, dass es zeitgleich zu Darlyn zahlreiche junge Mädchen gab, die tatsächlich auf dieser Seite vor dem Computer saßen. Sei es in Asien, in Amerika oder in Europa. Die Seite war weltweit aufrufbar. Auch wenn uns vorwiegend die Täter aus Illinois interessierten.
Darlyns Computertasten schienen förmlich zu glühen, denn sie kam mit den Anfragen kaum noch hinterher.

„Was machen wir, wenn er heute nicht online ist?“, fragte ich berechtigterweise.

„Dann haben wir trotzdem einiges gewonnen und können den Rest festnehmen“, war sich Mom sicher.

„Ich hab ihn. Leute, das kann nicht wahr sein“, schrie Adam plötzlich auf und  alle drehten sich nach ihm um. Er hatte hinter uns gesessen und kam kaum noch mit der IP Verfolgung hinterher.

„Er sitzt in Elmhurst. Ist immer um die gleiche Zeit online. Von 8 bis 15 Uhr von Zuhause aus. Ab 16 Uhr geht er als Pfleger in einem Krankenhaus arbeiten. Ted Anderson. 45 Jahre. 2 Kinder, verheiratet.“

Dad schloss fassungslos die Augen.

„Wann greifen wir zu? Es ist jetzt kurz vor 15 Uhr?“, wollte Ruzek wissen und wandte sich fragend an Dad.

Dieser dachte angespannt nach.

„Wie oft war er in den letzten 2 Wochen online?“

„Jeden Tag.“

„Eigentlich würde ich ihn gerne zu Hause festnehmen lassen. Im Krankenhaus sind mir die Risiken zu groß. Da kann zu viel schief laufen.“

„Also morgen? Gleich frühs um zehn?“, mutmaßte Ruzek.

Dad gab schließlich sein okay und nickte mit dem Kopf.

„Was ist jetzt? Machen wir noch weiter?“, wollte Darlyn wissen, die ja immernoch vor der Webcam saß.
Dad zuckte mit den Schultern.

„Fühlst du dich dazu denn noch in der Lage? Ich möchte dich nicht traumatisieren, weil das hier definitiv etwas mit dir machen wird, auch wenn du nicht mehr 11 Jahre alt bist.“
Ihr Blick fiel zur Uhr.

„Zwei Stunden habe ich schon noch Zeit.“
Dad nickte ihr zu.

„Anderthalb. Dann machen wir Schluss. Und dann gibt’s noch eine Einsatznachbesprechung. Mit  allen Anwesenden. Ich kann euch so nicht einfach nach Hause schicken. Ich denke schon, dass wir darüber noch einmal reden sollten.“
Im Gegensatz zu Voight früher, verlangte Dad, dass komplexe und besonders heftige Fälle nachbesprochen wurden, um zu verhindern, dass jeder den Seelenbalast mit nach Hause in die eigenen vier Wände nahm.
Anerkennend sah ich meinen Vater an, ehe ich mich wieder dem Bildschirm des Computers zuwandte…


_______________________


„Mein Gott, hoffentlich sind nicht alle Männer solche Vollpfosten“, stöhnte meine Kollegin Amber noch am gleichen Abend, während wir bei einem Glas Scotch den Feierabend ausklingen ließen. Jimmy, der rechts von mir auf einem der Barhocker saß, stöhnte vorwurfsvoll.

„Das habe ich gehört“, maulte Onkel Adam, der etwas entfernt von mir hockte und in gerade eine intensive Diskussion mit Kim darüber führte, wie viel sie der mittlerweile pubertären Makayla erlauben konnten und wie viel nicht.

„Solltest du auch“, nahm ich einen weiteren Schluck und grinste ihm entgegen.

„Ausnahmen bestätigen natürlich die Regeln“, zwinkerte ich ihm zu und erhielt ein Augenrollen, ehe er sich wieder an seine Diskussionspartnerin wandte.

„Mal ehrlich. Ich hab zwar gedacht, dass es schlimm ist. Aber so schlimm?“, spielte sie auf unseren aktuellen Fall an.
„Man geht davon aus, dass zu jeder Zeit 750 000 Pädophile weltweit online sind. Da weißt du, dass das nicht nur eine Randerscheinung ist. Aber kannst du dir vorstellen, was richtig cool ist? Meine Mom hat erzählt, dass es in den Niederlangen über terres des hommes ein Projekt gab, bei dem man mit Hilfe von Computerprogrammen ein künstliches Mädchen entwickelt hat, mit dem man dann undercover gegangen ist und ähnliches gemacht hat, wie wir heute. Man hat weltweit IP Adressen getrackt und konnte damit tausende von Pädophilen dingfest machen.  Auf youtube gibt es ein Video, bei dem diese Hilfsorganisation terres des hommes das Projekt vorstellt.“

„Das ist echt gruselig.“

„Total. Stell dir mal vor, du hast eigene Kinder. In dieser Welt von Irren. Und wenn man dann sowas erlebt, da kann man doch nie wieder eine normale Beziehung führen.“

„Man sollte Kinder wirklich besser schützen können“, stimmte sie mit mir überein.

„Und man sollte höhere Strafen für diese Schweine erwirken können. Bisher ist das viel zu lasch.“
Ich nahm den letzten Rest meines Scotchs. Eigentlich war ich heute noch verabredet, aber ich hatte mich mit Amber festgequatscht.

„Was denkst du wird das morgen? Bist du aufgeregt?“, spielte sie auf den kommenden Einsatz an. Ich hob unschlüssig die Schultern.
„Es sind andere Tragweiten, weil das möglicherweise zu einem ganzen Pädophilennetzwerk führt. Es ist extrem gefährlich. Davor habe ich schon Respekt, aber keine Angst. Dafür sind wir zu gut vorbereitet.“

„Dein Dad ist echt gut. Auch diese Nachbetreuung nach Einsätzen. Das wurde uns nicht einmal auf der Academy angeboten.“
Ich schob mein Glas zur Seite.

„Apropos Dad. Mein Vater hat morgen Geburtstag und ich bin heute der inoffizielle Überraschungsbesuch.“

„Da hast du dir aber noch was vorgenommen.“
„Genau und deshalb muss ich jetzt eigentlich bald schon los.“
Ich sagte dem Kellner bescheid, dass ich zahlen würde, legte einen Schein auf den Tisch.

„Wenn ich dann los muss, soll ich dich noch mitnehmen? Ich will dich jetzt hier auch nicht sitzen lassen?“
Aber sie winkte ab.

„Keinen Stress, Adam und Kim haben mir vorhin schon angeboten, dass ich bei ihnen mitfahren kann.“

„Sicher? Ich will dich hier aber eigentlich nicht allein sitzen lassen“, aber sie gab mir zu verstehen, dass es okay war.

„Geh schon. Deine Mom wartet auf dich.“
Ich verabschiedete mich von ihr, anschließend von Kim und Adam und lief nach draußen, wo mein schwarzer Wagen parkte.
Eigentlich fühlte ich mich in dieser Gegend absolut sicher. Ich hatte keinerlei Bedenken und so fuhr ich wenige Minuten später ziemlich selbstsicher durch die Straßen.

Ich hatte eine Abkürzung genommen, mit der ich schneller ans Ziel kommen würde, denn meine Eltern waren vor einigen Jahren an den Stadtrand gezogen.

Erst als ich schon fast in eine der mir bekannten Seitenstraßen abbog, kam mir etwas merkwürdig vor.
Inmitten der Straße hielt ein dunkler Lieferwagen. Sofort ging mir der Puls hoch und ich begann mein Tempo zu beschleunigen, setzte den Blinker um zu überholen und den Wagen hinter mir zu lassen. Nur kurz nachdem ich ihn dann überholt hatte, begann er hinter mir her zu fahren und zunehmend schneller zu werden....


_____________

Kleine Info am Rand:
Dieses Projekt von terres des hommes gibts übrigens wirklich.
https://www.youtube.com/watch?v=wObUgUlI4YU
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