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Im Herzen der See

Kurzbeschreibung
GeschichteRomance / P16 / Gen
21.12.2020
23.12.2020
5
9.850
5
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23.12.2020 2.374
 
Am Tisch herrschte eine muntere Laune. ,,Dann kam mir so ein kleiner Matrose entgegen und meinte doch wirklich mir erklären zu müssen, dass ich nicht weiter gehen darf, es wäre nur für die Besatzung zugänglich. Eine Frechheit wenn ihr mich fragt, da bezahle ich mehrere Tausend Dollar um hier auf dem Schiff zu sein. Da werde ich mir doch wohl jeden Teil der Titanic anschauen dürfen.", beschwerte sich Mr. Hays. Wir saßen bereits seit zwei Stunden am Tisch und hörten uns das Gefasel der Männer an. Harold saß neben mir ebenso wie Rose DeWitt Bukater, die einzige junge Lady an diesem Tisch mit den gleichen Ansichten wie ich. Sie hatte Jack Dawson eingeladen, ein äußerst ansehlicher junger Mann. Von Molly erfuhr ich, dass sie ihm einen Anzug ihres Sohnes Billy geliehen hatte. Wenn man ihn so ansah, würde man niemals denken er sei ein Passagier der dritten Klasse. Es bestätigte meine Gedanken sogar, all diese Habseligkeiten und das viele Geld verhalfen einem nicht ein besserer Mensch zu sein, nein man sah nur wie einer aus. Was sich dahinter verbarg, war allein der eigene Verdienst.

Jack war genauso wie Harold ruhig und hatte sich noch nicht am Geschehen beteiligt. es schien mir fast so als hätte er nur Augen für Rose. Es war ein schöner Anblick. ,,Sagen sie Mr. Lowe, sie sind doch einer der Offiziere nicht wahr?", fragte Tante Penelope, die neben Miss DeWitt Bukater saß. Eine böse Vorahnung machte sich in mir breit und ich atmete tief ein. ,,Ja Ma'am, das bin ich." Man konnte das Zittern in seiner Stimme, nur leicht heraus hören. Es tat mir leid ihn in diese Situation gebracht zu haben. ,,Sagen Sie, spricht Sie dieses Leben an? Ständig auf See zu sein, ohne Frau und Kinder?" Sie grinste den Offizier höhnisch an. Er spürte wie er sich neben mir anspannte und die Faust ballte. Die Gespräche am Tisch wurden sofort beendet und alle sahen gespannt zu meiner Begleitung. Ich dachte wirklich kurz ich hatte mich verhört, aber meine Tante war wirklich so dreist gewesen diese Frage in den Raum zu werfen. Der geschockte Gesichtsausdruck von Molly verriet mir wenigstens, dass ich nicht die Einzige war. ,,Nun ja, bei allem Respekt Ma'am, aber ich kann mich nicht beschweren. Ich habe alles was ich brauche." Es beeindruckte mich, wie ruhig Harold bleiben konnte. Es war mir unangenehm wie meine Tante über ihn dachte und sprach. ,,Haben sie denn wirklich gar keine Ambitionen eine Familie zu gründen Mr. Lowe?" ,,Es reicht Penelope.", ging mein Vater dazwischen. Ich war ihm wirklich dankbar, diese Fragerei zu unterbinden. Vorsichtig griff ich unter dem Tisch nach Harolds Hand und umschloss sie mit meinen Fingern. Es dauerte einen Moment bis er sich entspannte, doch dann ließ er locker und stricht behutsam über meine Hand. Es war durchaus riskant was wir hier taten, aber alles an diesen Gefühlen war riskant. Für mich war er all das Risiko wert.

Die Stimmung sank während des Essens allmählich in den Keller, als Miss DeWitt Bukater dem Beispiel meiner Tante folgte und sich nun daran machte Mr. Dawson bloß zustellen. Dieser nahm die Unterstellungen und Vorurteile äußerst gelassen und bot ihr Paroli. So langsam schien auch Harold sich daran zu amüsieren, wie Jack ihre Fragen beantwortete. ,,Miss Charlotte, wie steht es eigentlich bei Ihnen um die Heirat?" Völlig entsetzt starrte ich zu Mr. Ismay. ,,Mr. Ismay ich wüsste nicht was dieses Thema hier am Tisch für eine Rolle spielen sollte?" ,,Nun wissen Sie Mr. Ismay es gibt da schon ein paar Kandidaten, aber Thomas und ich sind uns noch nicht einig geworden." ,,Ich wüsste nicht, wieso gerade du dir darüber Gedanken machen müsstest Tante Penelope.", sagte ich frech. Es ging mir gegen den Strich wie sie sich aufführte. Niemand würde mir vorschreiben wen ich heiraten werde. Sie sah ernst und wütend zu mir. ,,Nun es geht mich sehr wohl etwas an, nach dem Tod deiner Mutter, musste ja irgendjemand diese Rolle übernehmen." ,,Du sollst nicht über sie reden. Nie wieder." Ich sagte jedes einzelne Wort mit Nachdruck. Sie hatte die Grenze schon lange überschritten. ,,Ich verbitte mir diesen Ton, junge Dame. Was ist denn nur in dich gefahren?" Harold schaute verzweifelt und machtlos zwischen meiner Tante und mir hin und her. Ich wusste wie gern er jetzt etwas sagen würde, doch war es vermutlich nicht die beste Idee, das schien er auch zu wissen und atmete tief ein und aus.

,,Meine Herren wie wäre es mit einem Brandy?", versuchte Mr. Guggenheim die Stimmung und die Situation zu retten. ,,Eine fabelhafte Idee, Mr. Guggenheim. Ladies es war mir Ehre. Gute Nacht." Mit diesen Worten erhob sich Mr. Hockley, gefolgt von den anderen Männern. ,,Wir sollten verschwinden...", flüsterte ich Harold neckisch zu. Er schien mit sich zu ringen bevor er aufstand und mir die Hand hin hielt. ,,Mr. Andrews, wenn Sie erlauben bringe ich Ihre Tochter zurück in Ihre Suite." Mein Vater nickte freundlich und sagte: ,,Das wäre sehr freundlich von Ihnen Mr. Lowe. Gute Nacht Lottie." ,,Gute Nacht Vater." Ich lief schnell zu ihm herüber und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Meine Tante warf Harold einen vernichtenden Blick zu als ich mich beim einhakte, um den Saal zu verlassen. Es war schade wie der Abend verlaufen war. Ich hatte mich schon darauf gefreut mit meinem Vater und vielleicht auch Harold zu tanzen. ,,Warte kurz ich möchte mich noch von Rose verabschieden." Harold nickte und ließ meinen Arm los.

Ich erwischte sie dabei, wie sie einen kleinen Zettel las. ,,Du solltest das nicht so offensichtlich tun Rose.", mahnte ich sie. ,,Der ist von Jack.", murmelte sie kleinlaut. ,,Was?", entfuhr es mir schrill. ,,Shh sei doch nicht so laut. Er will mich an der Uhr treffen." Ich riss die Augen auf. Ich dachte, das was Harold und ich taten ist riskant, aber das was Rose und Jack sich da lieferten war lebensmüde. ,,Na dann solltest du gehen. Besser als Hockley sieht er allemal aus." Empört schlug sie mir auf die Hand. ,,Sag mal Charlotte, wo hast du dir denn diesen Mut angeeignet? So kenne ich dich gar nicht." ,,Ich schätze irgendwann, helfen auch Poppys Maßnahmen nicht mehr meinen inneren Trampel zurück zuhalten." Rose begann zu kichern. ,,Das kenn ich zu gut." ,,Deswegen solltest du jetzt auch zur Uhr gehen, nicht dass der Bursche dann schon weg ist." ,,Du hast recht. Gute Nacht Charlotte." Sie stand auf und verabschiedete sich von ihrer Mutter und den anderen Ladies.

Wieder bei Harold angekommen, konnten auch wir diesen Saal endlich verlassen. ,,Jetzt weiß ich wieder warum ich die Empfänge und Dinner mit dem Kapitän meide." Kopfschüttelnd lief Harold mit mir die Treppen hinauf. Als er den Weg zu den Suiten einschlagen wollte hielt ich ihn zurück. ,,Ist alles in Ordnung?" Langsam schüttelte ich den Kopf. ,,Ich will nicht, dass der Abend schon endet Harry." Das wollte ich wirklich nicht. Die Anwesenheit des Offiziers war angenehm und ich wollte sie nicht mehr missen.

,,Charlotte ich..." Ich unterbrach ihn schnell: ,,Ich weiß, dass es nicht sein darf. Aber bitte nur noch ein bisschen mehr Zeit.", flehte ich. ,,Na schön. Komm." Er lief Richtung Deck und schien genau zu wissen wo er hin will. ,,Wo bringst du uns jetzt hin?" ,,Du bist wirklich das neugierigste Mädchen, dass ich kenne." Mädchen. War es das wie er mich sah? Ein naives Kind? Ich konnte es ihm nicht verübeln, er war sicher ein erfahrener Mann. Er führte mich zum Heck der Titanic, denn hier war weit und breit keiner zu sehen. Wir standen vor dem Wind geschützt an einer der Überdachungen.

Er schien meinen Gefühlsumschwung zu bemerken und schien nicht recht zu wissen was los war. ,,Ich will nicht nur irgendein Mädchen sein Harry." ,,Meine Güte Charlotte, so habe ich das auch nicht gemeint. Bitte glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich noch niemals in meinen Leben jemanden wie dich getroffen habe." Er legte seine Hand an meine Wange, ich schmiegte mich wie von selbst an seine Hand und genoss diese Berührung von ihm. ,,Beim Allmächtigen was machst du nur mit mir mh?" Er schien mehr mit sich selbst, als mit mir zu reden. ,,Ich weiß nicht Harry." Das Einzige was ich wusste, war dass es mir genau so ging wie ihm. Ich wollte ihn mein nennen und ich wollte bei ihm sein, koste es was es wolle. Ich war mir selten so sicher gewesen, wie mit dieser Entscheidung. ,,Du hast mich befreit Harry, ohne es zu wissen. Dafür werde ich dir auf ewig dankbar sein." Es war wahr. Hier zu stehen, auf diesem Schiff und es zu genießen, war das schönste Gefühl. Er schien nicht ganz zu begreifen wie ich das meinte, also beschloss ich mich ihm anzuvertrauen.

,,Meine Mutter starb vor 5 Jahren, bei einem Schiffsunglück. Wir waren in Irland gewesen und wollten meinen Vater in England besuchen. Er war dort um Geschäftliches zu erledigen. Es war ein kleines Schiff, mein Vater hatte es konstruiert, es war eines seiner ersten Schiffe. Es sollte nur eine kurze Reise werden. Am letzten Abend vor der Ankunft, geriet das Schiff in einen Sturm. Es war höllisches Wetter, etwas dergleichen habe ich noch nie gesehen. Die Wellen waren so groß, dass ich dachte sie würden das Schiff mit einem Mal versenken. Meine Mutter versuchte mich zu beruhigen, aber ich wusste ganz genau das etwas nicht stimmte. Und ich sollte recht behalten. Ich weiß nicht mehr wie genau es passiert ist, aber das Schiff sank über das Heck. Ich kann das eiskalte Wasser noch genau auf mir fühlen. Die unendlichen Weiten des Ozeans die mich in die Tiefe reißen wollten. Meine Mutter ertrank an diesem Abend. Einer der Matrosen erwischte mich und zog mich aus dem Wasser. Er hat mich gerettet und starb wenige Augenblicke später. Ich weiß nicht ob ich es Glück nennen sollte, dass ich überlebt habe. Ein kleines Fischerboot hat mich aus dem Wasser gezogen als ich schon fast erfroren war. An diesem Abend war ich die Einzige, auf dem Schiff, die überlebt hatte. Seit dem habe ich nie wieder ein Schiff betreten, ohne die ganze Fahrt lang in meinem Zimmer, in einer Ecke zu kauern." Ich hatte nicht bemerkt, dass ich während meiner Erzählung begonnen hatte zu weinen. Es tat unbeschreiblich weh, von dieser Nacht zu erzählen. In Harolds Augen glitzerten ebenfalls kleine Tränen. ,,Das tut mir so leid Charlotte." Seine Stimme war wie ein kleiner Windhauch, ich hätte es fast gar nicht gehört. Er legte zaghaft seinen Arm um meine Taille und zog mich ganz nah an sich.
Er gab mir das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Mein Herz pochte wild und mein Atem ging nur noch schlagweise. Ich hielt mich an ihm fest wie eine Ertrinkende und er war mein Fels in der Brandung. ,,Ich schwöre dir Charlotte, dass ich dich mit allem was in meiner Macht steht beschützen werde." Gebannt sah ich zu ihm herauf. Seine Augen zogen mich erneut in ihren Bann. Egal wer etwas anderes sagen würde, ich hatte mich in diesen Mann verliebt. Ja es war verrückt und vielleicht auch naiv, aber noch nie hatte ich mich so lebendig gefühlt wie mit ihm.

Langsam legte ich meine Hand an seinen Nacken und zog ihn näher zu mir. Ich sah Unsicherheit und Befangenheit in seinen Augen aufblitzen und befürchtete er würde sich von mir lösen. So fasste ich all meinen Mut zusammen und legte meine Lippen vorsichtig auf seine. Es war berauschend und doch war ich verunsichert, weil er zögerte. Doch nur wenige Augenblicke später, begann er meinen Kuss zu erwidern und zog mich noch enger an sich. Ich hoffte inständig er würde meine Unsicherheit nicht bemerken, schließlich war er der erste Mann, mit dem ich Erfahrungen in der Hinsicht sammelte. Seine Hände strichen meine Seiten auf und ab und hinterließen überall wo er mich berührte eine brennende Spur. Er machte mich völlig wahnsinnig und ich seufzte wohlig gegen seine Lippen.

Es schien ihm zu gefallen, denn er begann den Kuss zu vertiefen und drückte mich vorsichtig gegen die Wand hinter mir. Es war alles so neu und ungewohnt für mich, doch würde ich am liebsten nie wieder damit aufhören. Harry übernahm die Führung und vertiefte den Kuss, in dem er mit seiner Zunge um Einlass bat, den ich ihm nur zu gern gewährte. Dieses Verlangen nacheinander brachte mich dazu, ihn ebenfalls zu berühren. Ich strich vorsichtig über seinen Oberkörper. Es war ein atemberaubendes Gefühl so innig mit ihm zu sein.
Nach einiger Zeit löste er sich zaghaft von mir. Wir waren beide völlig außer Atem und mein Herz hämmerte gegen meine Brust. Er nahm meine Hand und legte sie erneut auf seinen Oberkörper. ,,Fühlst du das?", fragte er liebevoll. Ich nickte. Sein Herz schlug genau so schnell wie meines. ,,Es schlägt für dich Charlie." Ich wusste nicht wie er auf diesen Namen kam, aber ich liebte es. Noch nie hatte mich jemand so genannt. Ich war gerührt von seinen Worten.

,,Hast du Lust auf eine Party?" Schnell stimmte ich zu. Ich würde alles dafür tun diesen Tag niemals enden zu lassen. Er lief mit mir an der Hand zu den Offizierskabinen. ,,Warte hier." Mit diesen Worten verschwand er darin. Dies gab mir die Möglichkeit, das Vergangene zu verarbeiten. Ich hatte ihn tatsächlich geküsst. Ich atmete tief ein und aus. Eins stand fest, ohne ihn würde ich dieses Schiff nicht verlassen. Plötzlich ging die Tür wieder auf und Harold trat heraus. Er hatte seine Uniform gegen einen Pullover und eine einfache Hose getauscht. ,,Also du siehst unglaublich gut aus in deiner Uniform, aber das hat definitiv auch was." Es stimmt, Harry sah wirklich unverschämt gut aus. ,,Ich fürchte du wirst etwas auffallen Charlotte.", sagte er und blickte auf mich herab. ,,Schämst du dich für mich?" Sein Blick gefiel mir überhaupt nicht. ,,Um Gottes Willen Charlie, nein. Ich fürchte nur, dass ich nicht der einzige Mann bin der dich begehrt." Er begehrte mich? ,,Ich gehöre nur zu dir Harry." ,,Na schön.", gab er nach.
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