Die Melodie des Meeres
Kurzbeschreibung
Ein ungewöhnlicher Sturm zieht auf, grüne Blitze erhellen den düsteren Himmel, eine gewaltige Welle zieht die Meerjungfrau Ilaria unter Wasser. Als sie ihre Augen wieder öffnet, findet sie sich jedoch nicht wie erwartet am Strand, sondern in einer seltsamen, unbekannten Welt wieder. Die ersten wackeligen Schritte fallen ihr schwer, doch sie findet sich schnell in den Armen eines hilfsbereiten Musikers wieder. Killian bringt ihr nicht nur die Welt der Menschen näher, er verspricht Ilaria außerdem, ihr zu helfen, einen Weg zurück in ihre Heimat zu finden.
GeschichteRomance, Fantasy / P18 / Het
Fabeltiere & mythologische Geschöpfe
16.12.2020
24.11.2022
52
287.571
27
Alle Kapitel
152 Reviews
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Dieses Kapitel
7 Reviews
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16.12.2020
1.690
༄ Author's Note:
Diese Story wurde durch ein RPG inspiriert, in das ich mehr Zeit investiere, als ich zugeben möchte. Da ich kein Leben habe, muss ich die restliche Zeit dann auch noch in ein Projekt wie dieses stecken. An dieser Stelle möchte ich mich noch bei Levi dafür bedanken, dass ich mir ihren Charakter Killian leihen darf und natürlich auch bei meiner Yukii, weil sie so brav für mich gegengelesen hat, um meine Logikfehler auszumerzen. Ein weiteres Danke geht an Kary für die Hilfe bei dem Titel zu meiner neuen Geschichte.
Hustend stütze ich mich mit meinen Händen auf dem eiskalten Boden ab. Es ist dunkel, der Boden ist hart und fühlt sich seltsam unter meinen Handflächen an, anders als gewohnt. Beinahe wie Stein, wenn ich es beschreiben müsste. Erschöpft drehe ich mich auf den Rücken und atme einige Male tief durch. Die Luft um mich hat einen seltsamen Geruch. Ich bin an Land, doch nicht am Strand, wo ich eigentlich sein müsste. Unter meinen Fingern fühle ich keinen Sand, nur seltsamen, harten Stein. Wie ich hier her gekommen bin, weiß ich nicht. Ich erinnere mich nur an einen Sturm, an den dunklen Himmel, an grüne Blitze, die den Himmel für Sekunden erhellten…
Verzweifelt versuche ich mich zu orientieren. Neben mir ertaste ich ein Stück Stoff. Ich ziehe daran und nutze es, um meine Flosse trocken zu reiben. Ohne Beine komme ich nicht weit, wenn ich herausfinden möchte, wo ich mich befinde. Meine Schuppen bilden sich zurück, meine Flosse spaltet sich. Es dauert nicht lange, schon spüre ich meine Beine, Füße und Zehen.
Etwas wackelig erhebe ich mich und trete aus der Pfütze, die sich unter meinem Körper gebildet hat. Ich spüre, wie das Wasser aus meinen nassen Haaren auf meinen kalten Körper tropft. All die Geräusche und Gerüche um mich herum irritieren mich. Das hier ist nicht die Welt außerhalb des Meeres, die mir bekannt ist. Es ist so laut.
Ich orientiere mich an der einzigen Lichtquelle, die ich erkennen kann und gehe vorsichtig darauf zu. Leider komme ich nicht so schnell voran, wie ich es mir wünsche, meine Beine sind zu schwer, nach wenigen Schritten verliere ich das Gleichgewicht. Ich versuche, mich an etwas festzuhalten, doch reiße das seltsame, zylinderförmige Objekt mit mir zu Boden. Das ohrenbetäubende Geräusch hallt zwischen den Wänden links und rechts von mir. Ich lege meine Hände an meine Ohren. Es ist viel zu laut.
„Hallo?“
Ich sehe auf, als ich eine tiefe Stimme sprechen höre und lasse meine Hände zu Boden sinken. Für einen Moment weiß ich nicht, wie ich reagieren soll, doch das erübrigt sich schnell. Die dunkle Gestalt kommt auf mich zu und geht vor mir in die Knie.
„Ach du scheiße. Fuck.“
Wir sehen uns an, in dem Moment erhellt sich alles um mich herum für einen kurzen Moment. Es reicht aus, um dem Fremden in die Augen zu sehen. Die Augen, die ich erblicke, wirken anders als die der Wesen, die ich sonst zu Gesicht bekomme. Dieses eiskalte Blau erinnert mich an das Meer. Das Licht erlischt zu meinem Bedauern viel zu schnell, mehr als einen kurzen Blick zu erhaschen, ist nicht möglich.
„Was ist passiert? Soll ich dich ins Krankenhaus bringen? Du bist ja ganz nass… Hier, du frierst ja.“
Das Wesen legt einen Teil seiner Kleidung um meinen Oberkörper. Ich spüre sofort die Wärme, die von dem schweren Kleidungsstück aus geht.
„Komm, ich helfe dir hoch.“
„Danke“, antworte ich leise. Er nimmt meine Hand und hilft mir dabei, auf die Beine zu kommen.
„Was ist mit dir passiert? Bist du überfallen worden? Bist du verletzt?“
Ich schüttle den Kopf. „Es geht mir gut.“
„Bist du sicher? Ich bringe dich ins Krankenhaus.“
„Krankenhaus?“
„Oh shit, du bist ja ganz verwirrt… Alkohol rieche ich keinen. Hast du irgendetwas eingeworfen? Bist du alleine unterwegs?“ Er sieht sich um. „Eine Frau sollte um die Uhrzeit nicht alleine herumlaufen. Hier in der Gegend gibt es ziemlich viele Verrückte.“
Wir treten immer mehr ins Licht, ich kneife meine Augen etwas zusammen, doch als ich sie wieder öffne, blicke ich in ein überraschtes Gesicht.
„Das… ist ziemlich ausgefallenes Makeup. Du bist Künstlerin, richtig?“
„Makeup?“, wiederhole ich irritiert. Ich habe keine Antworten auf diese vielen Fragen.
„Ja, dein gesamtes Kostüm. Es sieht so echt aus.“ Er deutet mit seinem Zeigefinger auf meine Hüfte, lässt ihn dann nach oben, dem Verlauf meiner Schuppen entlang, wandern.
Ich ziehe die Kleidung, die mir gereicht wurde, über meinen Oberkörper. „Du hast noch nie eine Meerjungfrau gesehen, richtig?“
Für meine Frage ernte ich ein verwirrtes Blinzeln. „Meerjungfrau…?“
„Was für ein Wesen bist du, Fremder?“
„Ein Mensch?“, antwortet er mit fragender Stimme. „So wie alle hier…?“
Ich lege den Kopf schief. „Ein Mensch“, wiederhole ich fasziniert. „Haben alle Menschen Augen so blau wie das eiskalte Meer?“
„Okay, ich seh schon, irgendetwas stimmt nicht mit dir. Ich sollte dich zu einem Arzt bringen. Vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung.“
„Ich brauche keinen Heiler.“
Der Mensch seufzt. „Bist du dir ganz sicher?“
„Ja.“
„Okay, aber ich kann dich hier nicht so stehen lassen“, antwortet der Mensch mir. „Ich nehme dich mit nach Hause, dann kannst du duschen und ich gebe dir etwas Warmes zum Anziehen und dann erzählst du mir, was dir passiert ist.“
Ich nicke. „Danke, Mensch.“
„Hm, Mensch“, wiederholt er amüsiert. Er zieht einen seiner Mundwinkel hoch. Der Mensch legt seinen Arm um mich und führt mich einige Schritte weiter. „Ein Taxi wäre nicht schlecht.“ Er sieht an mir herunter. „Schuhe trägst du ja auch keine. Wäre es nicht besser gewesen, bei dem Wetter normale Klamotten anzuziehen?“
„Klamotten…?“
„Du weißt schon Kleidung, Gewand… Wie auch immer du es nennen magst.“
„Ich besitze so etwas nicht“, antworte ich ihm.
„Aha…“
Der Mensch bleibt dicht bei mir, während wir weitergehen. Ich bin erstaunt von den vielen Eindrücken, die auf mich einwirken. Einen Ort wie diesen habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Ich war zwar bei einigen Gelegenheiten an Land, doch die Welt der Menschen wäre mir niemals untergekommen.
„Was ist das für ein Ort?“, frage ich neugierig. „Es ist ganz anders als bei uns. So laut, so belebt. Die Welt der Menschen ist faszinierend.“
„San Francisco“, antwortet der Mensch belustigt. „Ich glaube, dass ich langsam weiß, worauf du hinaus willst. Du bist sowas wie eine Method Actress, richtig?“
„Method Actress…?“
„Verstehe, bleib ruhig in character, das ist charmant.“
Die seltsamen Worte des Menschen bringen mich zum Schmunzeln.
Wir bleiben stehen und der Mensch öffnet eine Tür an einem seltsamen Kasten, den ich noch nie gesehen habe. Es erinnert ein wenig an eine metallene Kutsche, nur ohne Tiere, die sie ziehen.
„Steig ein“, bittet er mit einer Handgeste.
Ich tue, was der Mensch von mir verlangt und setze mich. Die Kissen unter meinen Oberschenkeln fühlen sich weich an. Fasziniert blicke ich aus den durchsichtigen Fenstern nach draußen. Vorsichtig hebe ich meine Hand und berühre die Fenster, ich erkenne gleich, dass es sich um Glas handelt.
„Was wollen wir hier?“, frage ich den Menschen, der nun neben mir Platz genommen hat. Er platziert ein großes, schwarzes Paket auf seinen Oberschenkeln. Der schmale, längliche Teil davon ragt bis zu mir herüber.
„Wie gesagt: Ich nehme dich mit nach Hause.“
„Das ist dein Zuhause?“, frage ich interessiert, worauf der Mensch lacht.
„Was? Nein, das ist ein Taxi.“ Er richtet einige Worte an den Menschen, der vor ihm sitzt und plötzlich bewegt sich dieses Taxi unter uns. Erschrocken greife ich nach dem Arm des Menschen. „…wow, du bist echt gut. Man könnte beinahe glauben, dass du wirklich nicht weißt, was gerade passiert.“
Ich beruhige mich schnell wieder, als ich den Menschen ansehe. Es scheint keine Gefahr zu drohen, also lasse ich seinen Arm wieder los. „Ich habe so ein Gefährt noch nie gesehen, Mensch.“
„Das ist ein Auto. Wir sitzen in einem Auto. Leg den Gurt an“, erklärt er schmunzelnd.
Ich sehe zu ihm hinüber. An der Seite mit der Tür ist ein schwarzes Band befestigt. Der Mensch legt es um seinen Brustkorb. Zwischen uns ist ein wenig Platz, außerdem noch eine kleine Öffnung, in die das schmale Ende des Bandes passt. Ich beobachte die Bewegungen des Menschen genau und tue es ihm gleich. Das Klickgeräusch soll wohl zeigen, dass es funktioniert hat.
„Ein Auto also…“, wiederhole ich, dabei sehe ich zu dem Menschen, der sich ein Grinsen nicht verkneifen kann.
Der Mensch amüsiert sich wohl über mich, dennoch erklärt er, was es damit auf sich hat: „Wenn man kein eigenes Auto hat, aber irgendwo hin möchte, dann kann man in ein Taxi einsteigen und sich fahren lassen. Um Gegenzug gibt man dem Fahrer Geld.“
Ich nicke. „Das ist ein sehr gut durchdachtes System. Tauschgeschäfte sind auch in meinem Volk üblich.“
„Dein Volk“, wiederholt er amüsiert. „Den Film will ich mir auf jeden Fall ansehen.“
„Film? Du verwirrst mich, Mensch.“
„Und du mich erst. Mein Name ist übrigens Killian. Du musst mich nicht ständig Mensch nennen.“
Fasziniert hänge ich an den Lippen des Menschen. „Killian“, wiederhole ich seinen Namen aufmerksam.
„Oh wow, so wie du das sagst…“ Der Mensch schüttelt sich etwas. „…du machst mich verlegen.“
„Entschuldige, das lag nicht in meiner Absicht.“
Killian räuspert sich, er streicht über seinen Kinnbart. „Wie heißt du?“
„Ilaria“, antworte ich mit einem Lächeln. Je länger ich den Menschen betrachte, desto besser gefällt er mir. Ich kann kaum die Augen von ihm lassen. Als er lächelt, bilden sich an seinen Wangen leichte Grübchen. Seine eisblauen Augen beeindrucken mich jedoch am meisten.
„Ilaria“, wiederholt der Mensch nickend. „Bezaubernder Name für ein bezauberndes Wesen.“
Nun macht er mich verlegen. Ich wende meinen Blick kurz von dem Menschen zum Fenster hinaus, doch dann sehe ich ihn wieder direkt an. Er sieht nach vorne und dann aus seinem Fenster, ehe er wieder nach vorne sieht.
Ein ganz gewöhnlicher Mensch also…
Nachdenklich wende ich mich wieder dem Fenster zu. Der Himmel ist dunkel, die Dunkelheit wird jedoch von vielen Lichtern erhellt. Die Landschaft ist von vielen Gebäuden durchzogen, ich sehe kaum Bäume. Noch nie ist mir eine Gegend wie diese untergekommen. Die Welt der Menschen ist überaus faszinierend…
Diese Story wurde durch ein RPG inspiriert, in das ich mehr Zeit investiere, als ich zugeben möchte. Da ich kein Leben habe, muss ich die restliche Zeit dann auch noch in ein Projekt wie dieses stecken. An dieser Stelle möchte ich mich noch bei Levi dafür bedanken, dass ich mir ihren Charakter Killian leihen darf und natürlich auch bei meiner Yukii, weil sie so brav für mich gegengelesen hat, um meine Logikfehler auszumerzen. Ein weiteres Danke geht an Kary für die Hilfe bei dem Titel zu meiner neuen Geschichte.
Die Melodie des Meeres
⊱ ────── ༄ ♫ ༄ ────── ⊰
Prolog
Eine neue Welt
༄ ♫ ༄
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Prolog
Eine neue Welt
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Hustend stütze ich mich mit meinen Händen auf dem eiskalten Boden ab. Es ist dunkel, der Boden ist hart und fühlt sich seltsam unter meinen Handflächen an, anders als gewohnt. Beinahe wie Stein, wenn ich es beschreiben müsste. Erschöpft drehe ich mich auf den Rücken und atme einige Male tief durch. Die Luft um mich hat einen seltsamen Geruch. Ich bin an Land, doch nicht am Strand, wo ich eigentlich sein müsste. Unter meinen Fingern fühle ich keinen Sand, nur seltsamen, harten Stein. Wie ich hier her gekommen bin, weiß ich nicht. Ich erinnere mich nur an einen Sturm, an den dunklen Himmel, an grüne Blitze, die den Himmel für Sekunden erhellten…
Verzweifelt versuche ich mich zu orientieren. Neben mir ertaste ich ein Stück Stoff. Ich ziehe daran und nutze es, um meine Flosse trocken zu reiben. Ohne Beine komme ich nicht weit, wenn ich herausfinden möchte, wo ich mich befinde. Meine Schuppen bilden sich zurück, meine Flosse spaltet sich. Es dauert nicht lange, schon spüre ich meine Beine, Füße und Zehen.
Etwas wackelig erhebe ich mich und trete aus der Pfütze, die sich unter meinem Körper gebildet hat. Ich spüre, wie das Wasser aus meinen nassen Haaren auf meinen kalten Körper tropft. All die Geräusche und Gerüche um mich herum irritieren mich. Das hier ist nicht die Welt außerhalb des Meeres, die mir bekannt ist. Es ist so laut.
Ich orientiere mich an der einzigen Lichtquelle, die ich erkennen kann und gehe vorsichtig darauf zu. Leider komme ich nicht so schnell voran, wie ich es mir wünsche, meine Beine sind zu schwer, nach wenigen Schritten verliere ich das Gleichgewicht. Ich versuche, mich an etwas festzuhalten, doch reiße das seltsame, zylinderförmige Objekt mit mir zu Boden. Das ohrenbetäubende Geräusch hallt zwischen den Wänden links und rechts von mir. Ich lege meine Hände an meine Ohren. Es ist viel zu laut.
„Hallo?“
Ich sehe auf, als ich eine tiefe Stimme sprechen höre und lasse meine Hände zu Boden sinken. Für einen Moment weiß ich nicht, wie ich reagieren soll, doch das erübrigt sich schnell. Die dunkle Gestalt kommt auf mich zu und geht vor mir in die Knie.
„Ach du scheiße. Fuck.“
Wir sehen uns an, in dem Moment erhellt sich alles um mich herum für einen kurzen Moment. Es reicht aus, um dem Fremden in die Augen zu sehen. Die Augen, die ich erblicke, wirken anders als die der Wesen, die ich sonst zu Gesicht bekomme. Dieses eiskalte Blau erinnert mich an das Meer. Das Licht erlischt zu meinem Bedauern viel zu schnell, mehr als einen kurzen Blick zu erhaschen, ist nicht möglich.
„Was ist passiert? Soll ich dich ins Krankenhaus bringen? Du bist ja ganz nass… Hier, du frierst ja.“
Das Wesen legt einen Teil seiner Kleidung um meinen Oberkörper. Ich spüre sofort die Wärme, die von dem schweren Kleidungsstück aus geht.
„Komm, ich helfe dir hoch.“
„Danke“, antworte ich leise. Er nimmt meine Hand und hilft mir dabei, auf die Beine zu kommen.
„Was ist mit dir passiert? Bist du überfallen worden? Bist du verletzt?“
Ich schüttle den Kopf. „Es geht mir gut.“
„Bist du sicher? Ich bringe dich ins Krankenhaus.“
„Krankenhaus?“
„Oh shit, du bist ja ganz verwirrt… Alkohol rieche ich keinen. Hast du irgendetwas eingeworfen? Bist du alleine unterwegs?“ Er sieht sich um. „Eine Frau sollte um die Uhrzeit nicht alleine herumlaufen. Hier in der Gegend gibt es ziemlich viele Verrückte.“
Wir treten immer mehr ins Licht, ich kneife meine Augen etwas zusammen, doch als ich sie wieder öffne, blicke ich in ein überraschtes Gesicht.
„Das… ist ziemlich ausgefallenes Makeup. Du bist Künstlerin, richtig?“
„Makeup?“, wiederhole ich irritiert. Ich habe keine Antworten auf diese vielen Fragen.
„Ja, dein gesamtes Kostüm. Es sieht so echt aus.“ Er deutet mit seinem Zeigefinger auf meine Hüfte, lässt ihn dann nach oben, dem Verlauf meiner Schuppen entlang, wandern.
Ich ziehe die Kleidung, die mir gereicht wurde, über meinen Oberkörper. „Du hast noch nie eine Meerjungfrau gesehen, richtig?“
Für meine Frage ernte ich ein verwirrtes Blinzeln. „Meerjungfrau…?“
„Was für ein Wesen bist du, Fremder?“
„Ein Mensch?“, antwortet er mit fragender Stimme. „So wie alle hier…?“
Ich lege den Kopf schief. „Ein Mensch“, wiederhole ich fasziniert. „Haben alle Menschen Augen so blau wie das eiskalte Meer?“
„Okay, ich seh schon, irgendetwas stimmt nicht mit dir. Ich sollte dich zu einem Arzt bringen. Vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung.“
„Ich brauche keinen Heiler.“
Der Mensch seufzt. „Bist du dir ganz sicher?“
„Ja.“
„Okay, aber ich kann dich hier nicht so stehen lassen“, antwortet der Mensch mir. „Ich nehme dich mit nach Hause, dann kannst du duschen und ich gebe dir etwas Warmes zum Anziehen und dann erzählst du mir, was dir passiert ist.“
Ich nicke. „Danke, Mensch.“
„Hm, Mensch“, wiederholt er amüsiert. Er zieht einen seiner Mundwinkel hoch. Der Mensch legt seinen Arm um mich und führt mich einige Schritte weiter. „Ein Taxi wäre nicht schlecht.“ Er sieht an mir herunter. „Schuhe trägst du ja auch keine. Wäre es nicht besser gewesen, bei dem Wetter normale Klamotten anzuziehen?“
„Klamotten…?“
„Du weißt schon Kleidung, Gewand… Wie auch immer du es nennen magst.“
„Ich besitze so etwas nicht“, antworte ich ihm.
„Aha…“
Der Mensch bleibt dicht bei mir, während wir weitergehen. Ich bin erstaunt von den vielen Eindrücken, die auf mich einwirken. Einen Ort wie diesen habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Ich war zwar bei einigen Gelegenheiten an Land, doch die Welt der Menschen wäre mir niemals untergekommen.
„Was ist das für ein Ort?“, frage ich neugierig. „Es ist ganz anders als bei uns. So laut, so belebt. Die Welt der Menschen ist faszinierend.“
„San Francisco“, antwortet der Mensch belustigt. „Ich glaube, dass ich langsam weiß, worauf du hinaus willst. Du bist sowas wie eine Method Actress, richtig?“
„Method Actress…?“
„Verstehe, bleib ruhig in character, das ist charmant.“
Die seltsamen Worte des Menschen bringen mich zum Schmunzeln.
Wir bleiben stehen und der Mensch öffnet eine Tür an einem seltsamen Kasten, den ich noch nie gesehen habe. Es erinnert ein wenig an eine metallene Kutsche, nur ohne Tiere, die sie ziehen.
„Steig ein“, bittet er mit einer Handgeste.
Ich tue, was der Mensch von mir verlangt und setze mich. Die Kissen unter meinen Oberschenkeln fühlen sich weich an. Fasziniert blicke ich aus den durchsichtigen Fenstern nach draußen. Vorsichtig hebe ich meine Hand und berühre die Fenster, ich erkenne gleich, dass es sich um Glas handelt.
„Was wollen wir hier?“, frage ich den Menschen, der nun neben mir Platz genommen hat. Er platziert ein großes, schwarzes Paket auf seinen Oberschenkeln. Der schmale, längliche Teil davon ragt bis zu mir herüber.
„Wie gesagt: Ich nehme dich mit nach Hause.“
„Das ist dein Zuhause?“, frage ich interessiert, worauf der Mensch lacht.
„Was? Nein, das ist ein Taxi.“ Er richtet einige Worte an den Menschen, der vor ihm sitzt und plötzlich bewegt sich dieses Taxi unter uns. Erschrocken greife ich nach dem Arm des Menschen. „…wow, du bist echt gut. Man könnte beinahe glauben, dass du wirklich nicht weißt, was gerade passiert.“
Ich beruhige mich schnell wieder, als ich den Menschen ansehe. Es scheint keine Gefahr zu drohen, also lasse ich seinen Arm wieder los. „Ich habe so ein Gefährt noch nie gesehen, Mensch.“
„Das ist ein Auto. Wir sitzen in einem Auto. Leg den Gurt an“, erklärt er schmunzelnd.
Ich sehe zu ihm hinüber. An der Seite mit der Tür ist ein schwarzes Band befestigt. Der Mensch legt es um seinen Brustkorb. Zwischen uns ist ein wenig Platz, außerdem noch eine kleine Öffnung, in die das schmale Ende des Bandes passt. Ich beobachte die Bewegungen des Menschen genau und tue es ihm gleich. Das Klickgeräusch soll wohl zeigen, dass es funktioniert hat.
„Ein Auto also…“, wiederhole ich, dabei sehe ich zu dem Menschen, der sich ein Grinsen nicht verkneifen kann.
Der Mensch amüsiert sich wohl über mich, dennoch erklärt er, was es damit auf sich hat: „Wenn man kein eigenes Auto hat, aber irgendwo hin möchte, dann kann man in ein Taxi einsteigen und sich fahren lassen. Um Gegenzug gibt man dem Fahrer Geld.“
Ich nicke. „Das ist ein sehr gut durchdachtes System. Tauschgeschäfte sind auch in meinem Volk üblich.“
„Dein Volk“, wiederholt er amüsiert. „Den Film will ich mir auf jeden Fall ansehen.“
„Film? Du verwirrst mich, Mensch.“
„Und du mich erst. Mein Name ist übrigens Killian. Du musst mich nicht ständig Mensch nennen.“
Fasziniert hänge ich an den Lippen des Menschen. „Killian“, wiederhole ich seinen Namen aufmerksam.
„Oh wow, so wie du das sagst…“ Der Mensch schüttelt sich etwas. „…du machst mich verlegen.“
„Entschuldige, das lag nicht in meiner Absicht.“
Killian räuspert sich, er streicht über seinen Kinnbart. „Wie heißt du?“
„Ilaria“, antworte ich mit einem Lächeln. Je länger ich den Menschen betrachte, desto besser gefällt er mir. Ich kann kaum die Augen von ihm lassen. Als er lächelt, bilden sich an seinen Wangen leichte Grübchen. Seine eisblauen Augen beeindrucken mich jedoch am meisten.
„Ilaria“, wiederholt der Mensch nickend. „Bezaubernder Name für ein bezauberndes Wesen.“
Nun macht er mich verlegen. Ich wende meinen Blick kurz von dem Menschen zum Fenster hinaus, doch dann sehe ich ihn wieder direkt an. Er sieht nach vorne und dann aus seinem Fenster, ehe er wieder nach vorne sieht.
Ein ganz gewöhnlicher Mensch also…
Nachdenklich wende ich mich wieder dem Fenster zu. Der Himmel ist dunkel, die Dunkelheit wird jedoch von vielen Lichtern erhellt. Die Landschaft ist von vielen Gebäuden durchzogen, ich sehe kaum Bäume. Noch nie ist mir eine Gegend wie diese untergekommen. Die Welt der Menschen ist überaus faszinierend…