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Fire Emblem One Shots

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P16 / Gen
Hinata Oboro Takumi
09.12.2020
20.05.2021
6
10.813
1
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Dieses Kapitel
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09.12.2020 1.939
 
Titel: Gedämpfter Schrei
Kurzbeschreibung: Nie war es zum Kampf gegen die Ungesichter gekommen und wie er zitternd und verletzt vor Oboro und Hinata saß, wurde Takumi erneut bewusst, wie unfähig er doch war.
Charaktere/Beziehungen: Oboro & Takumi & Hinata
Alter: P12/P16
TW: Verletzungen, nichts allzu grafisches, aber Verletzung bleibt Verletzung
Anderes: Prompt 18. Muffled Scream aus Whumptober 2019

Charaktere gehören selbstverständlich nicht mir^^

Hier die englische Version und einen herzlichen Dank an demilitarised-zone für das Betaleser dieser.



Gedämpfter Schrei


Die Zweige zerrten an seiner Kleidung und zerkratzten ihm die Wangen während er in das Gebüsch kroch, doch das war dem hoshidischen Prinzen egal. Er verzog das Gesicht und biss die Zähne zusammen, als er seinen rechten Arm von den Ästen losreißen musste, um tiefer hineinzukrabbeln.

Nur einen Augenblick später stoppte Hinata vor ihm in einem lichten Teil und ging in die Hocke. Takumi folgte seinem Beispiel und versuchte, seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Das Blut rauschte in seinen Ohren, jeder Atemzug dröhnte in den Lungen. Seine beiden Getreuen waren nicht minder erschöpft. Oboros Haare klebten an ihrer Stirn und Hinatas Schultern bebten förmlich, dennoch versuchten beide, sich nichts anmerken zu lassen.

Keiner der Drei sagte ein einziges Wort, sie lauschten nur. Die Anspannung, spürbar in der Luft, ließ Takumis Haare zu bergestehen und wuchs mit jeder verstreichenden Sekunde weiter an. Es war totenstill. Nicht einmal das trockene Laub raschelte unter ihnen – niemand wagte es, sich zu bewegen.

„Haben wir sie abgehängt?“, flüsterte Hinata. Obwohl kaum hörbar, kam es Takumi wie Gebrüll vor.

„Sieht so aus.“ Auch Oboro hielt ihre Stimme gesenkt. Sie drehte sich um. Zweige knackten, Takumi unterdrückte seine aufsteigende Panik.

„Den Göttern sei Dank! Ich dachte schon, wir werden diese Ungesichter nie los. Das war vielleicht eine Horde! Wir können froh sein, dass sie uns noch nicht vollständig umzingelt hatten.“ Der Samurai fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Eine Platzwunde prangte auf seiner Stirn und das heraussickernde Blut drohte, ihm in die Augen zu fließen. Abgesehen davon und einigen Schrammen und blauen Flecken, schien er, wie auch Oboro, unverletzt.

Nicht so glimpflich davon gekommen hingegen war Takumi selbst. Einen Arm hielt er angewinkelt vor der Brust und noch immer hallte das grässliche Knacken in seinem Kopf wider, welches seinen Befreiungsversuch aus dem Griff eines der Monster begleitet hatte. Jetzt ließ die Aufregung nach und der Schmerz kehrte zurück. Noch war es nur ein dumpfes Pochen in der rechten Schulter, aber lange würde es nicht mehr dabei bleiben.

„Wir sollten eine Weile hier warten“, sagte Oboro. Sorge schwang in ihrem Ton mit. „Diese Monster sind bestimmt noch nicht allzu weit weg.“

„Hört sich gut an“, stimmte Hinata ihr zu und ließ sich auf den Waldboden plumpsen. Er schien dabei vergessen zu haben, dass sich sein Herr hinter ihm befand.

Takumi blieb keine Gelegenheit, sich abzufangen, als sein Getreuer gegen ihn stieß und er das Gleichgewicht verlor. Wie ein Sack Reis kippte er zur Seite.

Der Schmerz explodierte förmlich in seiner Schulter und flammte im gesamten Körper auf; für einige Sekunden wurde ihm schwarz vor Augen. Er schrie nicht auf, sondern brachte nur ein ersticktes Keuchen hervor.

„Lord Takumi!“

Mit großer Anstrengung drehte sich Takumi auf den Rücken und umklammerte die Verletzung. Sein Atem ging stoßweiße.

„Du Idiot!“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Hinata hatte er es zu verdanken, dass er sich dem Ungesicht hatte entreißen können. Da sollte man doch meinen, er würde auf die Verletzung achten.

„Was ist passiert? Seid ihr verletzt, Mylord?“ Oboro kroch näher. Sogleich half sie ihm beim Aufsetzten, unterzog ihn einer kurzen Musterung von Kopf bis Fuß und richtete ihre Aufmerksamkeit auf seine Schulter.

„Darf ich mir das genauer ansehen?“

Takumi nickte und zwang sich dazu, das verletzte Körperteil loszulassen. Oboro war vielleicht keine Heilerin, aber von ihnen dreien wahrscheinlich noch am fähigsten, was das Behandeln von Wunden anging. Im Gegensatz zu Hinata wusste sie zumindest, wie man vernünftig einen Verband wickelte.

Mit geschickten Fingern löste sie die Knoten seiner Kleidung und drückte ihm sein Halstuch in die Hand.

Dann entblößte sie seine Schulter.

Ein Zischen neben seinem Ohr, als Oboro die Luft einsog; Hinata verzog den Mund: „Autsch.“

Takumi verwarf den Vorsatz, nicht hinzusehen. Allein die Vorstellung, dass er, ein Bogenschütze, sich ernsthaft am Arm verletzt haben könnte, bereitete ihm Bauchschmerzen.

Der Anblick seiner Schulter ließ ihn Schlucken.

Es war nicht der riesige Bluterguss, der sowohl seinen Getreuen als auch ihm Sorge bereitete. Blaue Flecken, Prellungen, das waren keine Seltenheit.

Es war der Fakt, dass sich sein Oberarmknochen nicht mehr in Position befand. Auch er musste kein Heiler sein, um das zu erkennen.

„Gebrochen?“, fragte Hinata, womit er auch die Gedanken des Prinzen aussprach, was es lediglich schlimmer machte. Er konnte sich nicht den Arm gebrochen haben! Selbst bei einer Heilung mit Magie würde er sich mindestens zwei Wochen schonen müssen. Genau zwei Wochen zu viel, in denen er nicht trainieren konnte, zwei lange Wochen, in denen er nutzlos rumsitzen würde.

„Nein. Wahrscheinlich ausgekugelt “, sagte Oboro während sie die Verletzung begutachtete. Sie fuhr mit den Fingern über seine Haut und obwohl Takumi versuchte, ihn zu unterdrücken, kam ein gequälter Laut über seine Lippen. Zweifelsohne war seine Getreue sehr vorsichtig, doch es fühlte sich nicht so an.

Takumi versuchte sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren und bemerkte dabei erstmals das Kribbeln. Sein gesamter Arm, besonders die Hand, fühlte sich an, als wäre er eingeschlafen. Seine Fingerspitzen waren halbtaub. Selbst als er es versuchte, er konnte sie nicht bewegen.

„Ja, ich bin mir ziemlich sicher. Ihr habt Euch die Schulter ausgekugelt, Mylord. Sobald wir zurück sind, sollten wir zu einem Heiler gehen, damit er sie wieder einrenkt. Bis dahin…“

Sie wurde von Hinata unterbrochen: „Lord Takumi? Alles in Ordnung?“

Takumi war nicht fähig, den Blick von seiner Hand zu lösen. Seine Finger waren alle noch dran; warum also konnte er sie kaum spüren? Das war nur vorübergehend, oder? Wenn nicht, wie sollte er dann noch seinen Bogen spannen? Er war doch ohnehin nicht gut genug, wenn er nicht einmal mehr kämpfen konnte…

„Meine Finger“, begann er und musste schlucken, „ich spüre sie nicht. Ich kann sie nicht bewegen.“

„Das … ist nicht gut“, sagte Hinata. Er sah zu Oboro. „Ist das normal?“

„Es kann passieren. Dann ist es allerdings schlimmer, als ich gedacht habe. Wir müssen so schnell wie möglich zurück.“

Ihrem Ausdruck nach zu urteilen wusste sie jedoch genau so gut wie Takumi, dass genau darin das Problem lag. Die Ungesichter lauerten immer noch irgendwo im Wald und selbst wenn sie wie durch ein Wunder keinem begegneten: Der Weg zum Schloss war nicht kurz; über eine Stunde Fußmarsch. Takumi wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis er zusammenbrechen würde.

Aber auf gar keinen Fall würde er riskieren, auf ewig kampfunfähig zu sein.

„Mach du es.“

Die Speerkämpferin starrte ihn an, als wäre ihm soeben ein zweiter Kopf gewachsen. „Ihr … Ich bin keine Heilerin, Mylord. Ich könnte alles nur noch schlimmer machen, ganz zu schweigen von den Schmerzen, die ich Euch zufügen müsste.“

„Ich habe gar keine andere Wahl“, stöhnte Takumi und versuchte, es sich auf dem Waldboden bequemer zu machen.

„Er hat recht“, schloss sich Hinata an. „Bis wir zurück sind, kann es längst zu spät sein. Und du bist die Einzige von uns, die es kann.“

Der Blick seiner Getreuen wurde von Zweifel überschattet, als er von Hinata zurück zu Takumi wanderte. Sie schloss die Augen, ballte die Fäuste. „In Ordnung, ich versuche es. Aber ich kann nichts versprechen.“

Die Erleichterung konnte Takumi genau so wenig leugnen wie den Fakt, dass ihm ein wenig mulmig war. Bereits mehr als einmal hatte er einen Heiler beim Einrenken eines Gelenks gesehen. Kurz aber schmerzhaft, so viel wusste er.

„Habt Ihr etwas zum Draufbeißen?“, fragte Oboro und setzte sich neben ihm. Takumi antwortete nicht. Kurzerhand legte er sein Halstuch zusammen und nahm es zwischen die Zähne. Hoffentlich würde es seinen Schrei ausreichend dämpfen, sodass die Ungesichter ihn nicht hören konnten.

„Gut. Hinata muss Euch festhalten.“

Der Samurai nickte und legte einen Arm um die Hüfte seines Herrn, mit der anderen Hand griff er die unverletzte Schulter. Oboro sammelte sich einen Moment und holte tief Luft.

Takumi kniff die Augen zusammen und spannte seinen Kiefer an, als sie seinen Arm aus der Schonhaltung löste und von seiner Brust wegbewegte. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, er keuchte auf. Oboro fuhr unbeirrt fort.

Eine qualvolle Ewigkeit verging, bis sie eine geeignete Position gefunden hatte. Mehrmals korrigierte sie sowohl ihre, als auch seine Haltung. Takumi hatte es aufgegeben, sein Wimmern zu unterdrücken. Er konnte nur zitternd wie Espenlaub dasitzen und darauf warten, dass es endlich vorbei war, während er hin und wieder einige Tränen aus den Augenwinkeln blinzelte.

Erbärmlich, schoss es ihm durch den Kopf. Er war ein Mitglied der Königsfamilie, jemand, der als fähiger Kämpfer auftreten sollte. Und was tat er? – Sich von einem nohrischen Monster in Stücke reißen lassen und anschließend flennend rumsitzen, während seine Getreuen ihn zusammenflicken mussten. Kein Wunder, dass Ryoma mit Lob überschüttet wurde und man ihn außenvorließ.

Sein Bruder hätte sich gar nicht erst verletzt. Er wäre auch nicht davongerannt. Er würde sich, so wie es sich für einen wirklichen Prinzen gehörte, der Bedrohung stellen und furchtlos der Gefahr die Stirn bieten.

Hinoka ebenfalls. Sogar Sakura.

Nur er nicht.

Er war der Einzige.

Selbst Sakura bewies mehr Mut als er, wenn sie nur mit ihrem Stab in den Händen auf dem Schlachtfeld stand und durch die Reihen eilte, um Soldaten zu heilen.

Ihn zu heilen.

Weil er mal wieder zu arrogant gewesen war, zu stur, zu unfähig. Dinge, vor denen seine Geschwister ihn immer wieder gewarnt hatten, sie würden ihm zum Verhängnis werden.

Takumi verzog den Mund um das Halstuch zu einem freudlosen Lachen. Ja, er war wirklich erbär-

Ein Ruck, ein Drücken. Der Schmerz durchbohrte ihn wie ein Pfeil auf dem Schlachtfeld. Hoch bis in den Nacken, den Rücken hinunter, in die Hüfte, den Arm entlang. Er spürte, wie sich die Knochen verschoben.

Takumi schrie. Schrie, wie er noch nie geschrien hatte. Brüllte sich die Seele aus dem Leib, bis sein Hals brannte und seine Stimme versagte, bis er nicht mehr atmen konnte. Und trotzdem drang kaum ein Laut nach draußen.

Dann, von einem Moment auf den anderen, war es vorbei, als wenn nie etwas vorgefallen wäre. Allmählich wurde sich Takumi wieder seiner Umgebung bewusst.

Hinata hatte ihn losgelassen und die Hände auf den Mund seines Herrn gepresst. Ihm musste von Anfang an klar gewesen sein, dass das Tuch nicht ausreichen würde, um den Schrei zu dämpfen.

Es gab nur einen kleinen Haken: Die Hände seines Getreuen bedeckte nicht nur seinen Mund, sondern auch seine Nase. Und Hinata ließ verdammt noch mal nicht los!

In einem Anflug von Panik stieß Takumi ihn von sich und riss sich das Tuch aus dem Mund. Oboro hielt ihn aufrecht und brabbelte vor sich hin, während der Prinz tief durchatmete und gelegentlich von einem Schluchzen unterbrochen wurde.  

„Bitte verzeiht mir, es tut mir so leid! Ich wusste nicht, dass es so schlimm wird. Oh, bitte vergebt mir!“ Seine Getreue hatte keinen Grund, sich zu entschuldigen, wenn er den verschwundenen Schmerz und das langsam zurückkehrende Gefühl seiner Finger richtig deutete.

Kraftlos hob Takumi den Kopf und sah Oboro an. Seine Sicht verschwamm, wich Dunkelheit.

„D-danke.“

Er sackte zusammen.



Vielen Dank für's lesen und ich hoffe ihr hattet Spaß!

Takumi und seine Getreuen zählen mit Abstand zu meinen Lieblingscharakteren und ich mag Hurt/Comfort, Whump und One Shots und da zu wenig Geschichten nach meinem Geschmack gibt, musste ich halt selbst handanlegen. Zwei weitere Kapitel habe ich bis jetzt definitiv in Petto.
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