Hopelessly Devoted
von Schrotti
Kurzbeschreibung
Nach dem unglücklichen Ende ihrer letzten Beziehung ist Lena wild entschlossen, Karriere zu machen und sich nicht auf eine neue Beziehung einzulassen. Doch dann tritt Florian in ihr Leben. Er macht es ihr schwer, an ihrem Entschluss fest zu halten und nach langem Zögern muss sie sich eingestehen, dass sich sowas nicht immer planen lässt. Aber wie kann man mit einem Mann zusammen sein, mit dem man so wenig gemeinsam hat?
GeschichteLiebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Florian David Fitz
OC (Own Character)
08.12.2020
24.12.2020
68
74.024
6
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08.12.2020
1.813
„Du hast mir einen entspannten Urlaub versprochen!“, stöhnte Ella und ließ sich aufs Bett fallen.
Ich lächelte. „Aber es ist doch entspannt.“
„Acht Stunden in den Bergen rumkraxeln würde ich nicht entspannt nennen!“, gab sie zurück. „Ich glaube, ich stehe hier einfach nicht mehr auf.“
„Sollen wir im Hotel essen oder möchtest du noch mal in das Gasthaus?“, fragte ich.
„Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?“, erwiderte sie.
„Ich habe beschlossen, das zu ignorieren.“, flötete ich und verschwand im Bad. „Mach dir schon mal Gedanken wegen dem Essen. Ich würde lieber ins Gasthaus, das Essen war gut und außerdem fandest du den Kellner ist so niedlich. Aber wenn du die drei Schritte nicht schaffst, können wir auch hier essen.“ Kurz darauf stand ich unter der Dusche.
Ella kam aus Dänemark, wo es praktisch keine Berge gibt, und obwohl wir auf einem bayerischen Internat gewesen waren und anschließend sechs Jahre zusammen in Edinburgh studiert hatten, wo es ebenfalls Berge gab, mochte sie zwar den Anblick, konnte sich aber nie wirklich damit anfreunden, mit mir wandern zu gehen.
Sie hatte sich den Urlaub in Österreich zum Abschuss unseres Studiums etwas anders vorgestellt. Mit dem Sessellift auf einen Berg fahren, dort ein leckeres Bier trinken und dann eventuell runter laufen, das wäre ihr Ding gewesen. Aber seit drei Tagen schleppte ich sie auf die Berge. Und wieder runter. Und auf der anderen Seite wieder hoch.
„Du kannst duschen Ella, ich bin fertig.“ Ich trat zu ihr ans Bett. „Auf!“
„Ja man!“ Leise protestierend kämpfte sie sich hoch und schlich ins Bad.
Nach der Dusche kamen so langsam ihre Lebensgeister zurück.
Der Ort, den wir für unseren Kurzurlaub ausgesucht hatten, bestand nur aus einigen wenigen Häusern, wovon 4 Pensionen waren, einem Gasthaus und einer Kneipe.
Wir gingen ins Gasthaus. Wir hatten am Abend zuvor schon dort gegessen und vom niedlichen Kellner abgesehen, war das Essen auch hervorragend.
Der Kellner begrüßte uns gleich an der Tür. „Tut mir leid meine Damen, aber drinnen ist alles voll, eine Wandergruppe. Aber draussen sind noch Plätze frei, allerdings nur auf den Bierbänken.“
„Macht doch nichts.“, lächelte Ella den höchstens 20jährigen zuckersüß an. Der junge Mann wurde rot und brachte uns zu einer der Bänke.
Kurz darauf kam eine Kellnerin und brachten uns die Speisekarten. „Was darf ich euch Lieben denn bringen?“, fragte sie.
Ich bestellte ein Bier, Ella eine Cola. Dann studierten wir die Karten. Ich entschied mich für einen Braten mit Knödeln und Rotkohl, Ella nahm Wildgulasch mit Spätzle.
Die Gaststube lag in der Fußgängerzone des kleinen Ortes, und immer wieder kamen Leute, die noch einen Platz suchten.
Irgendwann kam die Kellnerin wieder zu uns. „Hättet ihr was dagegen, wenn ich euch zwei junge Männer an den Tisch setze? Der Tisch ist eigentlich für sechs Personen, und wenn die sich an den Rand setzen, stören die doch nicht weiter, oder?“
„Kein Problem.“, sagte ich, und auch Ella nickte.
Kurz darauf standen zwei Männer vor uns. „Wir dürfen uns hier hin setzen?“, sagte der Dunkelhaarige.
Ich nickte. „Klar.“
„Super nett von euch, danke.“, sagte er und setzte sich auf Ellas Seite an das andere Ende der Bank. Der andere, ein Blondhaariger, kam auf meine Seite.
„Kein Problem.“, wiederholte ich und widmete mich wieder meinem Gespräch mit Ella.
Als unser Essen kam, sahen beide Männer auf unsere Teller. Beide hatten ihre Speisekarten in der Hand und konnten sich nicht entscheiden.
„Darf ich mal was fragen?“, wandte der Blonde sich an mich.
Ich sah ihn an. „Es schmeckt super, falls das die Frage ist.“
Er grinste. „Das wäre meine Frage gewesen. Habt ihr schon öfter hier gegessen?“
„Heute zum zweiten Mal.“, sagte Ella.
„Und was gab´s beim letzten Mal?“, mischte sich nun auch der Dunkelhaarige ins Gespräch.
„Liptauer.“, sagte ich.
„Was ist denn das?“, fragte der Blonde.
„Sowas wie Obazda.“, gab ich zurück.
„Und was ist Obazda?“, fragte er wieder.
Ich lachte. Der Dunkelhaarige sah seinen Freund an. „Du kennst keinen Obazda?“
„Keine Ahnung man. Mir erklärt ja keiner was das ist.“
Der Dunkelhaarige schüttelte den Kopf. „Banause! Ich bestelle einen, dann siehst du was das ist.“
Der Blonde sah wieder in die Karte. „Ich glaube, ich nehme das was die Lady neben mir hat.“
„Der Wildgulasch ist aber auch sensationell.“, sagte Ella mit ihrem dänischen Akzent.
Der Blonde sah sie an. „Wildgulasch. Hm... Auch nicht schlecht. Aber ich möchte sowas mit Knödeln glaube ich.“
Die Kellnerin kam und der Dunkelhaarige bestellte tatsächlich einen Obazda, der Blonde überlegte immer noch und entschied sich dann für eine Schweinshaxe mit Kartoffelpürree.
Ich musste lachen. „Naja, fast beim Plan geblieben.“
Er lachte auch. „Das ist aber auch schwierig zu entscheiden, das sieht alles so lecker aus.“
Ella nickte. „Frag mich mal. Wir haben sechs Jahre in Schottland gewohnt. Ich kann total nachempfinden, wie sich jemand fühlt, der jahrelang Gefängnisessen bekommen hat und dann in der Freiheit essen darf, was er will. Die Auswahl ist zu groß!“
Beide Männer lachten.
„Was macht man denn sechs Jahre in Schottland?“, fragte der Dunkelhaarige.
„Studieren.“, antwortete Ella.
„Ach wirklich? Und was?“
„Grafik- und Mediendesign.“, sagte Ella, während ich mich mit meinem Braten beschäftigte.
Die Kellnerin brachte das Bier, das die Männer bestellt hatten, und für uns noch mal ein Bier und eine Cola.
„Na dann Prost.“, sagte der Blonde und hielt sein Glas zum anstoßen in die Mitte.
„Auf das Ende der Gefängniskost!“, ergänzte der Dunkelhaarige, und ich musste lachen. Wir stießen an und ich trank einen kräftigen Schluck.
„Ich heiße übrigens Ella.“, meinte meine Freundin und lächelte die Männer an. „Das ist Lena.“
Beide Männer lächelten. „Freut mich. Ich bin Matthias.“; sagte der Blonde.
„Florian.“, meinte der andere. „Wo kommt ihr her? Außer aus Schottland meine ich.“
„Ich komme eigentlich aus Kopenhagen.“, sagte Ela.
„Da wollte ich immer mal hin.“, meinte Florian. „Und woher kommst du?“, fragte er mich.
„Ich komme aus Walchensee.“
„Wow. Da ist nun wirklich nichts los.“, meinte er. „Natur pur.“
„Richtig.“, sagte ich und schob mir noch ein Stück Knödel in den Mund.
Die Männer bekamen jetzt auch ihr Essen. Matthias betrachtete skeptisch Florians Teller. „Sieht ein bisschen aus wie schon mal gegessen.“
Ella lachte laut. „Das habe ich auch gerade gedacht.“
„Ihr habt ja keine Ahnung.“, sagte ich und auch Florian sah die beiden verständnislos an.
„Ihr wisst nicht was gut ist.“, meinte er. Er schmierte sich eine dicke Portion auf sein Brot.
Und wo habt ihr genau studiert?“, fragte er mit vollem Mund.
„Edinburgh.“, sagte Ella.
„Wunderschön da.“, meinte Florian.
„Ist es wirklich.“, bestätigte sie.
„Und warum Edinburgh?“
„Der Abschluss aus Edinburgh ist hoch angesehen. Und wir wollten mal was anderes sehen als Bayern.“, meinte Ella.
„Und woher kennt ihr euch?“
„Wir sind zusammen zur Schule gegangen.“, erklärte ich. „Wir waren auf dem selben Internat.“
„Und was macht ihr so?“, fragte Ella.
Die Männer sahen sich an und grinsten. Dabei fielen mir zum ersten mal die Grübchen und das strahlende Lächeln von Florian auf. Das war ein wirklich attraktiver Mann, während Matthias eher lustig aussah mit seinen blonden Locken und dem blassen Teint.
„Wir sind Möbeldesigner.“, sagte Matthias.
Florian nickte sofort. „Ja das sind wir.“
„Und was treibt euch in dieses Kaff hier?“
„Wir hatten ein Brainstorming mit einem unserer Kunden. Ab und zu treffen wir uns mal woanders als nur im Büro. Gehen raus an die frische Luft und lassen uns inspirieren.“
„Wovon?, fragte ich. „Ich meine, wie läuft sowas ab? Ihr seht einen Baum im Wald und denkt euch, cool, aus dem könnte man einen super stylischen Hipster Schrank machen?“
Florian lachte laut, und Matthias grinste. „So ungefähr.“, bestätigte Florian nickend.
„Sachen gibst.“, murmelte ich. Matthias lachte.
„Wie lange geht denn euer Brainstorming?“, fragte Ella.
„Wir bleiben noch bis übermorgen, dann geht’s zurück nach Berlin.“, sagte Florian.
Matthias, der seine Haxe besiegt hatte, lehnte sich zurück. „Ich bin so vollgefressen Flo. Ich kann mich nicht mehr bewegen.“
„Was soll ich dazu sagen? Du hörst ja nie auf zu essen wenn du satt bist.“
„Ich glaube, ich muss morgen eine extra Joggingrunde einlegen.“, stöhnte Matthias.
Ich verdrehte die Augen. „Noch so einer.“
Matthias sah mich an. „Was für einer?“
„Ein Jogger. Ella ist auch so eine Sportsau.“
Ella, die sich gerade mit Florian über Kopenhagen unterhielt, warf ein kurzes „Kann ja nicht jeder so ein Muffel sein wie du!“ ein und wandte sich wieder an Florian.
„Sie hat recht.“, gab ich zu. „Sport ist echt nicht meine Stärke. Zumindest nicht sowas wie joggen oder Fitnessstudio. Ich finde, der beste Sport ist raus in die Natur und sich da bewegen. Nicht stupide durch die Gegend rennen.“
Matthias sah Ella an. „Ich fühle mit dir. Flo hat mich heute auch über die Alpen gejagt.“
Florian warf Matthias einen Blick zu, drehte sich dann aber wieder zu Ella um.
„Wo wart ihr denn heute?“, fragte ich.
„Wir sind da vorne an diesem Bach lang gegangen. Keine Ahnung wie der heißt. Florian weiß das, der weiß immer alles. Jedenfalls sind wir nachher einen Berg hoch, durch einen Wald, über eine Lichtung und dann waren wir auf einer Alm.“
„Sonnenhütte.“, sagte ich. „Da waren wir auch heute.“
„Echt?“ Er lachte. „Vielleicht waren wir ja gleichzeitig da.“
„Kann sein.“ Ich lachte auch.
Die Kellnerin kam wieder. „Hat alles geschmeckt?“
Sie wurde von uns mit Lob überschüttet. „Kann ich euch einen Hausschnaps bringen? Ist ein selbst gebrannter.“
Wir stimmten alle mutig zu.
Als sie kam, lachten wir gerade über einen Spruch, den Matthias gebracht hatte.
Sie stellte die vier Gläser auf den Tisch und grinste. „Na, da hab ich ja die richtigen zusammen gesetzt.“ Sie wirkte fast ein wenig stolz.
„Das hat sie wirklich!“, sagte Matthias als sie wieder weg war und hob sein Glas. „Prost!“
Wir stießen wieder an. Der Schnaps schmeckte scheußlich. Wir sahen uns alle an und mussten schon wieder lachen.
„Schmeckt wie der von meinem Schwiegervater.“, keuchte Matthias. „Der denkt auch, er wäre der beste Schnapsbrenner seit dem Wilden Westen, aber seine Plörre ist genauso ungenießbar.“
„Du bist verheiratet?“, fragte Ella.
„Nee, ich meine den Vater meiner Freundin.“
Florian nickte. „Schade, dass man sich nur den Partner aussuchen kann und nicht die Schwiegereltern.“
„Das wäre schön.“, meinten Matthias und ich gleichzeitig. Und wieder mussten wir lachen.
Es wurde ein richtig schöner Abend. Die Kellnerin kam immer wieder mal vorbei und nahm neue Bestellungen entgegen. Gegen 23 Uhr, als wir gerade mal wieder einen Lachanfall hatten, blieb sie kurz stehen.
„Ich bin so gespannt wie dieser Abend für euch endet.“, grinste sie.
Wir sagten nichts dazu. Uns war allen klar, dass der Abend damit endete, dass wir alle in unsere Unterkünfte gehen würden. Getrennt.
So kam es dann auch. Als wir uns gegen 1 Uhr nachts verabschiedeten, bedankten wir uns gegenseitig für den schönen Abend, umarmten uns alle, versicherten uns nochmal wie schön der Abend gewesen waren und gingen dann in entgegengesetzte Richtungen davon.
Auf dem Weg zum Hotel spach Ella aus was ich dachte: „Die waren wirklich mal richtig cool.“
Ich lächelte. „Aber es ist doch entspannt.“
„Acht Stunden in den Bergen rumkraxeln würde ich nicht entspannt nennen!“, gab sie zurück. „Ich glaube, ich stehe hier einfach nicht mehr auf.“
„Sollen wir im Hotel essen oder möchtest du noch mal in das Gasthaus?“, fragte ich.
„Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?“, erwiderte sie.
„Ich habe beschlossen, das zu ignorieren.“, flötete ich und verschwand im Bad. „Mach dir schon mal Gedanken wegen dem Essen. Ich würde lieber ins Gasthaus, das Essen war gut und außerdem fandest du den Kellner ist so niedlich. Aber wenn du die drei Schritte nicht schaffst, können wir auch hier essen.“ Kurz darauf stand ich unter der Dusche.
Ella kam aus Dänemark, wo es praktisch keine Berge gibt, und obwohl wir auf einem bayerischen Internat gewesen waren und anschließend sechs Jahre zusammen in Edinburgh studiert hatten, wo es ebenfalls Berge gab, mochte sie zwar den Anblick, konnte sich aber nie wirklich damit anfreunden, mit mir wandern zu gehen.
Sie hatte sich den Urlaub in Österreich zum Abschuss unseres Studiums etwas anders vorgestellt. Mit dem Sessellift auf einen Berg fahren, dort ein leckeres Bier trinken und dann eventuell runter laufen, das wäre ihr Ding gewesen. Aber seit drei Tagen schleppte ich sie auf die Berge. Und wieder runter. Und auf der anderen Seite wieder hoch.
„Du kannst duschen Ella, ich bin fertig.“ Ich trat zu ihr ans Bett. „Auf!“
„Ja man!“ Leise protestierend kämpfte sie sich hoch und schlich ins Bad.
Nach der Dusche kamen so langsam ihre Lebensgeister zurück.
Der Ort, den wir für unseren Kurzurlaub ausgesucht hatten, bestand nur aus einigen wenigen Häusern, wovon 4 Pensionen waren, einem Gasthaus und einer Kneipe.
Wir gingen ins Gasthaus. Wir hatten am Abend zuvor schon dort gegessen und vom niedlichen Kellner abgesehen, war das Essen auch hervorragend.
Der Kellner begrüßte uns gleich an der Tür. „Tut mir leid meine Damen, aber drinnen ist alles voll, eine Wandergruppe. Aber draussen sind noch Plätze frei, allerdings nur auf den Bierbänken.“
„Macht doch nichts.“, lächelte Ella den höchstens 20jährigen zuckersüß an. Der junge Mann wurde rot und brachte uns zu einer der Bänke.
Kurz darauf kam eine Kellnerin und brachten uns die Speisekarten. „Was darf ich euch Lieben denn bringen?“, fragte sie.
Ich bestellte ein Bier, Ella eine Cola. Dann studierten wir die Karten. Ich entschied mich für einen Braten mit Knödeln und Rotkohl, Ella nahm Wildgulasch mit Spätzle.
Die Gaststube lag in der Fußgängerzone des kleinen Ortes, und immer wieder kamen Leute, die noch einen Platz suchten.
Irgendwann kam die Kellnerin wieder zu uns. „Hättet ihr was dagegen, wenn ich euch zwei junge Männer an den Tisch setze? Der Tisch ist eigentlich für sechs Personen, und wenn die sich an den Rand setzen, stören die doch nicht weiter, oder?“
„Kein Problem.“, sagte ich, und auch Ella nickte.
Kurz darauf standen zwei Männer vor uns. „Wir dürfen uns hier hin setzen?“, sagte der Dunkelhaarige.
Ich nickte. „Klar.“
„Super nett von euch, danke.“, sagte er und setzte sich auf Ellas Seite an das andere Ende der Bank. Der andere, ein Blondhaariger, kam auf meine Seite.
„Kein Problem.“, wiederholte ich und widmete mich wieder meinem Gespräch mit Ella.
Als unser Essen kam, sahen beide Männer auf unsere Teller. Beide hatten ihre Speisekarten in der Hand und konnten sich nicht entscheiden.
„Darf ich mal was fragen?“, wandte der Blonde sich an mich.
Ich sah ihn an. „Es schmeckt super, falls das die Frage ist.“
Er grinste. „Das wäre meine Frage gewesen. Habt ihr schon öfter hier gegessen?“
„Heute zum zweiten Mal.“, sagte Ella.
„Und was gab´s beim letzten Mal?“, mischte sich nun auch der Dunkelhaarige ins Gespräch.
„Liptauer.“, sagte ich.
„Was ist denn das?“, fragte der Blonde.
„Sowas wie Obazda.“, gab ich zurück.
„Und was ist Obazda?“, fragte er wieder.
Ich lachte. Der Dunkelhaarige sah seinen Freund an. „Du kennst keinen Obazda?“
„Keine Ahnung man. Mir erklärt ja keiner was das ist.“
Der Dunkelhaarige schüttelte den Kopf. „Banause! Ich bestelle einen, dann siehst du was das ist.“
Der Blonde sah wieder in die Karte. „Ich glaube, ich nehme das was die Lady neben mir hat.“
„Der Wildgulasch ist aber auch sensationell.“, sagte Ella mit ihrem dänischen Akzent.
Der Blonde sah sie an. „Wildgulasch. Hm... Auch nicht schlecht. Aber ich möchte sowas mit Knödeln glaube ich.“
Die Kellnerin kam und der Dunkelhaarige bestellte tatsächlich einen Obazda, der Blonde überlegte immer noch und entschied sich dann für eine Schweinshaxe mit Kartoffelpürree.
Ich musste lachen. „Naja, fast beim Plan geblieben.“
Er lachte auch. „Das ist aber auch schwierig zu entscheiden, das sieht alles so lecker aus.“
Ella nickte. „Frag mich mal. Wir haben sechs Jahre in Schottland gewohnt. Ich kann total nachempfinden, wie sich jemand fühlt, der jahrelang Gefängnisessen bekommen hat und dann in der Freiheit essen darf, was er will. Die Auswahl ist zu groß!“
Beide Männer lachten.
„Was macht man denn sechs Jahre in Schottland?“, fragte der Dunkelhaarige.
„Studieren.“, antwortete Ella.
„Ach wirklich? Und was?“
„Grafik- und Mediendesign.“, sagte Ella, während ich mich mit meinem Braten beschäftigte.
Die Kellnerin brachte das Bier, das die Männer bestellt hatten, und für uns noch mal ein Bier und eine Cola.
„Na dann Prost.“, sagte der Blonde und hielt sein Glas zum anstoßen in die Mitte.
„Auf das Ende der Gefängniskost!“, ergänzte der Dunkelhaarige, und ich musste lachen. Wir stießen an und ich trank einen kräftigen Schluck.
„Ich heiße übrigens Ella.“, meinte meine Freundin und lächelte die Männer an. „Das ist Lena.“
Beide Männer lächelten. „Freut mich. Ich bin Matthias.“; sagte der Blonde.
„Florian.“, meinte der andere. „Wo kommt ihr her? Außer aus Schottland meine ich.“
„Ich komme eigentlich aus Kopenhagen.“, sagte Ela.
„Da wollte ich immer mal hin.“, meinte Florian. „Und woher kommst du?“, fragte er mich.
„Ich komme aus Walchensee.“
„Wow. Da ist nun wirklich nichts los.“, meinte er. „Natur pur.“
„Richtig.“, sagte ich und schob mir noch ein Stück Knödel in den Mund.
Die Männer bekamen jetzt auch ihr Essen. Matthias betrachtete skeptisch Florians Teller. „Sieht ein bisschen aus wie schon mal gegessen.“
Ella lachte laut. „Das habe ich auch gerade gedacht.“
„Ihr habt ja keine Ahnung.“, sagte ich und auch Florian sah die beiden verständnislos an.
„Ihr wisst nicht was gut ist.“, meinte er. Er schmierte sich eine dicke Portion auf sein Brot.
Und wo habt ihr genau studiert?“, fragte er mit vollem Mund.
„Edinburgh.“, sagte Ella.
„Wunderschön da.“, meinte Florian.
„Ist es wirklich.“, bestätigte sie.
„Und warum Edinburgh?“
„Der Abschluss aus Edinburgh ist hoch angesehen. Und wir wollten mal was anderes sehen als Bayern.“, meinte Ella.
„Und woher kennt ihr euch?“
„Wir sind zusammen zur Schule gegangen.“, erklärte ich. „Wir waren auf dem selben Internat.“
„Und was macht ihr so?“, fragte Ella.
Die Männer sahen sich an und grinsten. Dabei fielen mir zum ersten mal die Grübchen und das strahlende Lächeln von Florian auf. Das war ein wirklich attraktiver Mann, während Matthias eher lustig aussah mit seinen blonden Locken und dem blassen Teint.
„Wir sind Möbeldesigner.“, sagte Matthias.
Florian nickte sofort. „Ja das sind wir.“
„Und was treibt euch in dieses Kaff hier?“
„Wir hatten ein Brainstorming mit einem unserer Kunden. Ab und zu treffen wir uns mal woanders als nur im Büro. Gehen raus an die frische Luft und lassen uns inspirieren.“
„Wovon?, fragte ich. „Ich meine, wie läuft sowas ab? Ihr seht einen Baum im Wald und denkt euch, cool, aus dem könnte man einen super stylischen Hipster Schrank machen?“
Florian lachte laut, und Matthias grinste. „So ungefähr.“, bestätigte Florian nickend.
„Sachen gibst.“, murmelte ich. Matthias lachte.
„Wie lange geht denn euer Brainstorming?“, fragte Ella.
„Wir bleiben noch bis übermorgen, dann geht’s zurück nach Berlin.“, sagte Florian.
Matthias, der seine Haxe besiegt hatte, lehnte sich zurück. „Ich bin so vollgefressen Flo. Ich kann mich nicht mehr bewegen.“
„Was soll ich dazu sagen? Du hörst ja nie auf zu essen wenn du satt bist.“
„Ich glaube, ich muss morgen eine extra Joggingrunde einlegen.“, stöhnte Matthias.
Ich verdrehte die Augen. „Noch so einer.“
Matthias sah mich an. „Was für einer?“
„Ein Jogger. Ella ist auch so eine Sportsau.“
Ella, die sich gerade mit Florian über Kopenhagen unterhielt, warf ein kurzes „Kann ja nicht jeder so ein Muffel sein wie du!“ ein und wandte sich wieder an Florian.
„Sie hat recht.“, gab ich zu. „Sport ist echt nicht meine Stärke. Zumindest nicht sowas wie joggen oder Fitnessstudio. Ich finde, der beste Sport ist raus in die Natur und sich da bewegen. Nicht stupide durch die Gegend rennen.“
Matthias sah Ella an. „Ich fühle mit dir. Flo hat mich heute auch über die Alpen gejagt.“
Florian warf Matthias einen Blick zu, drehte sich dann aber wieder zu Ella um.
„Wo wart ihr denn heute?“, fragte ich.
„Wir sind da vorne an diesem Bach lang gegangen. Keine Ahnung wie der heißt. Florian weiß das, der weiß immer alles. Jedenfalls sind wir nachher einen Berg hoch, durch einen Wald, über eine Lichtung und dann waren wir auf einer Alm.“
„Sonnenhütte.“, sagte ich. „Da waren wir auch heute.“
„Echt?“ Er lachte. „Vielleicht waren wir ja gleichzeitig da.“
„Kann sein.“ Ich lachte auch.
Die Kellnerin kam wieder. „Hat alles geschmeckt?“
Sie wurde von uns mit Lob überschüttet. „Kann ich euch einen Hausschnaps bringen? Ist ein selbst gebrannter.“
Wir stimmten alle mutig zu.
Als sie kam, lachten wir gerade über einen Spruch, den Matthias gebracht hatte.
Sie stellte die vier Gläser auf den Tisch und grinste. „Na, da hab ich ja die richtigen zusammen gesetzt.“ Sie wirkte fast ein wenig stolz.
„Das hat sie wirklich!“, sagte Matthias als sie wieder weg war und hob sein Glas. „Prost!“
Wir stießen wieder an. Der Schnaps schmeckte scheußlich. Wir sahen uns alle an und mussten schon wieder lachen.
„Schmeckt wie der von meinem Schwiegervater.“, keuchte Matthias. „Der denkt auch, er wäre der beste Schnapsbrenner seit dem Wilden Westen, aber seine Plörre ist genauso ungenießbar.“
„Du bist verheiratet?“, fragte Ella.
„Nee, ich meine den Vater meiner Freundin.“
Florian nickte. „Schade, dass man sich nur den Partner aussuchen kann und nicht die Schwiegereltern.“
„Das wäre schön.“, meinten Matthias und ich gleichzeitig. Und wieder mussten wir lachen.
Es wurde ein richtig schöner Abend. Die Kellnerin kam immer wieder mal vorbei und nahm neue Bestellungen entgegen. Gegen 23 Uhr, als wir gerade mal wieder einen Lachanfall hatten, blieb sie kurz stehen.
„Ich bin so gespannt wie dieser Abend für euch endet.“, grinste sie.
Wir sagten nichts dazu. Uns war allen klar, dass der Abend damit endete, dass wir alle in unsere Unterkünfte gehen würden. Getrennt.
So kam es dann auch. Als wir uns gegen 1 Uhr nachts verabschiedeten, bedankten wir uns gegenseitig für den schönen Abend, umarmten uns alle, versicherten uns nochmal wie schön der Abend gewesen waren und gingen dann in entgegengesetzte Richtungen davon.
Auf dem Weg zum Hotel spach Ella aus was ich dachte: „Die waren wirklich mal richtig cool.“