Mystery Dungeon: Die Legende des Dämons
von Silvers
Kurzbeschreibung
Die Weitererzählung der Geschichte von "Pokémon Mystery Dungeon: Erkundungsteam Zeit/Dunkelheit/Himmel". Erfahre, wie das Team Mystery drei Jahre nach Darkrais Komplott einer neuen Bedrohung gegenübern steht. Dieses Mal entsteht sie durch die die bevorstehende Wiederkehr des Dämons Kyurem, die es zu verhindern gilt.
GeschichteAbenteuer / P12 / Gen
27.11.2020
18.03.2023
61
275.213
2
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18.03.2023
2.187
DER VORHERIGE FLASHBACK VON SOPHIE/MARIE WURDE ENTFERNT; WIRD IRGENDWANN ZU GEGEBENER ZEIT NOCH EINGEBAUT. ERSTMAL GEHT DIE ACTION IN DER GEGENWART WEITER :)
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„Er hat was?!“, rief Toni zornig aus und erhob sich mit einem Male.
Soeben hatten Max, Jimmy und Iro ihr und dem Rest des Dorfes mitgeteilt, was sich vor Alakrates‘ Hütte zugetragen hatte. Die meisten hatten mit Beklommenheit der Schilderung gelauscht, doch als sie dann von Alakrates‘ Kniefall vor Marg sprachen, waren sie allesamt ungläubig und kaum weniger zornig als Toni.
„Dieser elende Mistkerl!“, rief Ursus aus und alle stimmten ihm zu. Das Knirschen von Tonis Zähnen untermalte ihre Stimmen.
„Jetzt geht Marg eindeutig zu weit! Dass er sich hinter diesem Andiran versteckt!“, rief Ursa und erneut stimmten ihr alle zu. Toni wetzte ihre Krallen.
„Ich gehe da hoch und kaufe mir die beiden!“, fauchte sie und wollte sich an das Team Mystery vorbeischieben, die versuchten, die Lage zu beruhigen.
„Alakrates und Sophie sind der Ansicht, dass es eine aussichtslose Situation sei“, versuchte Max ihr zu vermitteln. Doch dies tat er nur widerwillig. Nur auf Geheiß von Alakrates und auch von Sophie haben sie sich zurück in das Dorf begeben. Die beiden wollten für ein paar Momente alleine sein, sagten sie, und Max hatte verstanden, dass die beiden diese Momente als ihre letzten zusammen ansahen. Er selber hatte mit Jimmy und Iro angeboten, gegen Marg und Andiran vorzugehen, doch Alakrates hatte sich vehement dagegen entschieden. Zu vieles stünde auf dem Spiel und zuerst müsse die Situation um Marg entschärft werden. Erst später hatte das Team Mystery verstanden, dass Marg sich mit Andirans Hilfe deutlicher als zuvor im Vorteil befand.
Alakrates hatte ihnen beinahe drohen wollen, dass er seine Kräfte auf sie anwandte, wenn sich das Team Mystery nicht vorerst zurückziehen würde. Daraufhin waren die drei der Bitte gefolgt. Doch Max hatte gespürt, wie sowohl sein eigener Zorn als auch der von Jimmy und Iro ihren Weg hinunter begleitete, und deren Mienen ähnelten der von Toni, die nun das Team wütend anfunkelte:
„Und was habt ihr währenddessen getan? Ihr habt es einfach geschehen lassen?“
„Du kannst uns glauben, uns hat es ziemlich in unseren Fäusten gejuckt“, entgegnete Iro kurz angebunden, dessen rechter Arm zitterte. „Doch wie ihr euch denken könnt, hätten wir keinen der beiden angreifen können, ohne gleich den Weltuntergang herbeizurufen!“
„Du meinst, wenn der Wächter zornig über den Angriff auf seinen Sohn wird?“, fragte Pompei, der die ganze Zeit über mit ernster Miene der Szene beiwohnte. Iro nickte grimmig und Max und Jimmy pflichteten ihm bei.
„Auf die Art kommen keine Unbeteiligten zu Schaden!“, sagte Jimmy, doch damit schien er das Falsche gesagt zu haben, wie Max unweigerlich feststellte. Denn prompt galt Tonis zorniger Blick ihm: „Unbeteiligt? Von wem sprichst du denn genau?“
„I-ich …“, versuchte Jimmy sich zu erklären, doch unter Tonis Blick schrumpfte er zusammen.
„Wenn der Riesenvulkan ausbräche, würde sich das verheerend auf den Rest der Welt auswirken. Das war es doch, was ihr uns sagtet, nicht wahr?“, warf Max ein und sein Blick galt Pompei, der diesem standhielt. Dann nickte er langsam.
„Das ist wahr …“, sagte er langsam. „Der Riesenvulkan bildet einen Knotenpunkt und dessen Aktivität beeinflusst die der anderen Vulkane weltweit. Wenn wir darauf hoffen wollen, einen nächsten Morgen zu erleben, so ist es besser für die Welt, dass dieser Vulkan nie wieder ausbricht.“
„Und was ist mit Sophie?“, entgegnete Toni und funkelte das Team Mystery und Pompei wütend an. „Bedeutet sie denn gar nichts in diesem Zusammenhang?“
„Wie kannst du so etwas behaupten?“, erwiderte Pompei sichtlich geschockt. „Denke nicht, dass Sophie uns vollkommen egal sei. Denn sie ist es ganz gewiss nicht! Wie es nur scheint, hat Marg mit diesem Andiran endlich den Vorteil, den er uns gegenüber braucht. Du hast hoffentlich nicht vergessen, dass er den Wächter dazu animieren kann, den Riesenvulkan ausbrechen zu lassen?“
„Ganz ehrlich, Pompei?“, sagte Toni und kalte Wut füllte jede ihrer Silben. „Das interessiert mich gerade gar nicht! Wenn Marg sich Essen von uns abstauben will, ist es etwas, was ich gerade noch so durchgehen lassen kann, wenn er nicht den Bogen überspannt. Und glaube mir, er hat meine Toleranz mehr als nur hundertmal aufs Äußerste getrieben. Doch nun!“, schrie sie dann und stapfte mit ihren Krallen auf.
„Jetzt geht er deutlich zu weit, dass er sowohl von Al als auch von Sophie verlangt, dass sie vor ihm niederknien? Das ist doch erbärmlich!“
„Es war nunmal das Einzige, was sie tun konnten …“, wollte Jimmy einwerfen, doch jäh wandte sich Toni ihm zu: „Ihr habt gerade gar nichts mehr zu melden! All das Gerede über die Erkunder vom Festland, die sich angeblich gegen Unterdrückung und Kriminelle erheben. Wo war denn diese Einstellung von euch, als ihr dort wart, hm?“
Max spürte ein glühend heißes Gewicht in seine Brust fallen und er konnte nicht umhin, Toni Recht zu geben. Er senkte seinen Blick. Fernab von Marg und Andiran kam er sich tatsächlich wie ein Feigling vor, der lieber neben einer Prügelei stand statt aktiv einzugreifen. Doch eine andere Stimme versuchte ihm deutlich zu machen, dass sie alle sich in einer tatsächlich aussichtslosen Situation befunden hatten. Hätten Al und Sophie Marg und seinen Forderungen nicht Folge geleistet, was hätte dieser getan? Wie wäre es anders ausgegangen?
„Ah, Al!“, rief Toni und Max blickte verdutzt auf und auch alle anderen richteten ihren Blick auf den Dorfeingang, durch das gerade Alakrates schritt. Max erschrak, wie sichtlich geschlagen und gebrochen Alakrates wirkte. Sein Gang war längst nicht mehr so erhaben und imposant wie vor wenigen Tagen, als das Team Mystery ihn kennen gelernt hatte. Er wirkte nun tatsächlich gebrechlich, wie sein Alter es vermuten ließ. Doch dies schien Toni nicht zu kümmern. Prompt trat sie auf Alakrates zu und schien eine ihrer Krallen regelrecht in seine Brust zu bohren.
„Mit dir habe ich ein Hühnchen zu rupfen! Was fällt dir eigentlich ein?“, fauchte sie ihn an. Max hatte erwartet, dass Alakrates wie das Team Mystery versuchen würde, die Situation mit seinen eigenen Worten zu erklären. Doch schien er zu deprimiert, um auch nur einen Funken Widerstand zu leisten. Kaum, dass Toni ihn mit ihrer Kralle berührt hatte, fiel er nach hinten und saß dann gekrümmt vor ihnen. Für einen Moment schien selbst Toni schockiert über diesen Anblick, ehe sie sich in ihrer Wut fasste: „Ich verlange eine Erklärung, Al!“
Einen Moment schwieg Alakrates und die Stille trug eine lähmende Wirkung mit sich, die Max in sich spürte. Und dann brach Alakrates in Tränen aus. Schwere Seufzer hallten in der Luft wider und Tropfen so groß wie kleine Kristalle fielen zu Boden. Tonis Miene schwankte zwischen ihrer vorherigen Wut und etwas, das wie Angst oder Mitleid aussah, und sie wandte sich an die anderen in der Hoffnung, jemand würde ihr sagen, was nun zu tun sei. Doch alle anderen waren nicht weniger schockiert und Max war sofort klar, dass sie Alakrates haben weinen sehen, geschweige ihn derartig verwundbar und verletzt zu sehen. Nur Pompeis Miene blieb gleich, mit Ausnahme eines Lächelns, mit dem er auf Alakrates zuschritt. Er wartete gar nicht auf seine Zustimmung ab, sondern stupste ihn sanft mit seiner runden Schnauze an. Hätte Pompei längere Arme gehabt, hätte er Alakrates in den Arm genommen, das wusste Max. Dies verstanden auch Ursus, Ursa sowie Ted und die anderen. Rasch versammelten sie sich um Alakrates und zeigten ihm auch ihr Mitgefühl. Auch Tonis Miene wurde weicher, wenngleich ihre Augen noch glühten. Alakrates schluchzte noch lauter auf und Max‘ Bauch zog sich zusammen. Das letzte Mal hatte er von sich und Jimmy erlebt, wie sie laut beieinander heulten. Jimmy machte den Eindruck, als ginge ihm dies genauso nahe und beide tauschten rasch einen Blick aus. Dann war, kaum verständlich und vom Schluchzen unterbrochen, Alakrates‘ Stimme zu vernehmen: „Ich … ich … ich … ich weiß nicht weiter!“
„Was soll das heißen, Al?“, sagte Toni nun sichtlich besorgt und blickte zu Pompei, der aufmerksam Alakrates zuhörte.
„Sophie … sie hat sich entschieden, mit … mit Andiran fort zu gehen. Auf die Art sei Marg seinen Trumpf los … und wir allen wären vor ihm sicher …“
„Das hat sie gesagt?“, fragte Toni ungläubig. Alakrates nickte, ehe er dann wieder in Tränen ausbrach: „Doch ihr wird es nun elend gehen, wenn sie wieder bei ihrem Vater ist! Und davor wollte ich sei eigentlich bewahren! Doch Marg hat damit gedroht, den Wächter zu aktivieren … womit ihr alle in Gefahr wärt und …“
„Warte mal!“, warf Toni ein. Die anderen warfen ihr einen missbilligenden Blick angesichts dieser Unterbrechung zu, doch Toni beachtete sie nicht. Sie blickte unverwandt Alakrates an, der nun mit großen aufgequollenen Augen zu ihr hochblickte.
„Ist Sophie auch dieser Auffassung?“, fragte sie tonlos. Alakrates blickte sie verwirrt und genervt stapfte Toni auf: „Denkt sie genauso wie du?“
„Ich … denke wie sie, um ehrlich zu sein …“, sagte Alakrates leise. „Sie selbst ist zu der Ansicht gekommen und wenn sie von sich sagt, dass dies die beste Lösung sei …“
Toni blinzelte mehrmals. Dann entfernte sie sich und mit einem Schwinger ihrer Sichelhorns durchschnitt sie glatt einen Felsen unweit ihrer Position. Sie stieß einen Wutschrei aus.
„Verdammt noch mal, Al!“, sagte sie dann und funkelte in derselben Wut wie zuvor das Simsala an. „Du bist doch der Arzt hier! Du müsstest bei sowas eigentlich unbefangen agieren können! Stattdessen heulst du hier wie ein kleiner Junge, das keinen Plan von irgendetwas hat!“
„Hör mal, Toni!“, versuchte nun Ursa einzuwerfen. „Das ist nun etwas hart formuliert, meinst du nicht?“
„Oh, ist es das?“, sagte Toni und lachte verächtlich auf. Sie schien es nicht zu kümmern, dass der Großteil der Dorfbewohner nun sie wütend anblickte. „Er nimmt wie ein kleines Kind das auf, was andere sagen, ohne selbst darüber sein Urteil zu bilden. In seinem Fall nimmt er das Wort einer – vergleichsweise – kleinen Göre für bare Münze!“
„Jetzt reicht es aber!“, rief Ursus, richtete sich auf und ging mit erhobener Kralle auf Toni, die keinen Zentimeter von der Stelle wich. Stattdessen lachte sie nun Ursus an: „Ach, jetzt bist du bereit, Sophie zu verteidigen? Warum warst du gerade eben nicht mit mir bereit, dich zu erheben?“
Ursus hielt inne. Toni beachtete ihn nicht weiter und wandte sich wieder Alakrates zu. Doch statt wie zuvor wütend war nun ihre Stimme überraschend sachlich: „Sophie weiß doch selber weder ein noch aus. Wie es unschwer zu erkennen war, ist sie mehr als nur befangen. Ihr Denken ist doch nur noch von Furcht beherrscht, nehme ich an? Wie kann sie da überhaupt noch einen klaren ruhigen Gedanken fassen? Und dies nimmst du tatsächlich ernst? Verflixt, du bist ihr Papa, Alakrates! So jung wie sie noch ist, müsstest du es eigentlich besser wissen!“
„Ich bin lediglich ihr Adoptiv-“
„Wen schert’s? Du scheinst ihr in den drei Jahren ein wesentlich besserer Papa gewesen zu sein als ihr eigener Erzeuger. Du hast sie näher und besser als wir alle kennengelernt. Du müsstest auf dieser Basis besser wissen, was das Beste für sie ist … oder zumindest bessere Alternativen vorschlagen können …“
„Welche Alternativen denn?“, fragte nun Ted. Toni begegnete seinem Blick mit einer grimmigen Miene, die sie kurz darauf an alle richtete: „Eine wüsste ich, nur waren wir alle zögerlich, diesen Weg zu gehen!“
„Du meinst doch nicht etwa … kämpfen?“, sagte Ursa und rasch suchte sie den Blick ihrer Kinder. Toni nickte, sichtlich erleichtert, dass es wer anders so schnell begriffen hatte.
„Aber … Toni …“, flehte nun Alakrates, der versuchte aufzustehen. Doch er schaffte es nicht, da seine Glieder zu stark zitterten. Doch sie erwiderte seinen Blick mit einem Glühen, das selbst zu Max und den anderen durchdrang.
„Ich weiß, was du sagen willst, Al! Doch ich bin mir sehr wohl im Klaren, was passieren könnte. Und lass mir dir eines sagen: Lieber sterbe ich mit dem Wissen, um unsere Schwester Sophie gekämpft zu haben als dass ich lebe, ohne für sie einen Finger krumm gemacht haben. Denn das ist, was eine Familie tut!“
Alakrates stockte der Atem und von Nino, Puah und Sora sowie Ted und Klein-Ursus drang ein Schlachtenruf aus ihren Kehlen. Und nur wenige Sekunden später stimmten Ursus und auch Ursa in dieses ein. Unkel, der stumm seine Pfeife geraucht hatte, nickte beflissen und auch das Team Mystery fühlte nun endlich ein Feuer in sich, das die drei Erkunder aufschreien ließ. Es war nur ein Funke von jenseits jeglicher Sorgen und Ängste nötig. Alakrates, der alle ungläubig anblickte, brach abermals in Tränen aus und wieder tröstete ihn Pompei. Unter all dem Schlachtgebrüll hörte Max, wie der Dorfälteste auf das Simsala einsprach: „Sie hat Recht, Al! Wir sind eine Familie! Wir haben alle Angst, doch wir lassen nicht zu, dass Sophie nicht einfach so von uns gerissen wird!“
Und endlich, nach mehreren Sekunden, schien Alakrates zu derselben Erkenntnis zu kommen. Er richtete sich auf und blickte allen mit Dankbarkeit ins Gesicht.
„Sophie müsste sich oben in unserer Hütte befinden …“, wollte er sagen, doch schien rief Toni dazwischen: „Worauf warten wir dann noch? Wir müssen zu ihr!“
Unter gemeinsamen Gebrüll standen alle auf und trabten wie eine Armee in Richtung des Dorfausgangs. Perplex blieb Alakrates dort stehen, wo er sich aufgerichtet hatte. Er warf dem Team Mystery einen Blick zu, das ihm ermunternd zunickte. Und dann schritten sie auch los.
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„Er hat was?!“, rief Toni zornig aus und erhob sich mit einem Male.
Soeben hatten Max, Jimmy und Iro ihr und dem Rest des Dorfes mitgeteilt, was sich vor Alakrates‘ Hütte zugetragen hatte. Die meisten hatten mit Beklommenheit der Schilderung gelauscht, doch als sie dann von Alakrates‘ Kniefall vor Marg sprachen, waren sie allesamt ungläubig und kaum weniger zornig als Toni.
„Dieser elende Mistkerl!“, rief Ursus aus und alle stimmten ihm zu. Das Knirschen von Tonis Zähnen untermalte ihre Stimmen.
„Jetzt geht Marg eindeutig zu weit! Dass er sich hinter diesem Andiran versteckt!“, rief Ursa und erneut stimmten ihr alle zu. Toni wetzte ihre Krallen.
„Ich gehe da hoch und kaufe mir die beiden!“, fauchte sie und wollte sich an das Team Mystery vorbeischieben, die versuchten, die Lage zu beruhigen.
„Alakrates und Sophie sind der Ansicht, dass es eine aussichtslose Situation sei“, versuchte Max ihr zu vermitteln. Doch dies tat er nur widerwillig. Nur auf Geheiß von Alakrates und auch von Sophie haben sie sich zurück in das Dorf begeben. Die beiden wollten für ein paar Momente alleine sein, sagten sie, und Max hatte verstanden, dass die beiden diese Momente als ihre letzten zusammen ansahen. Er selber hatte mit Jimmy und Iro angeboten, gegen Marg und Andiran vorzugehen, doch Alakrates hatte sich vehement dagegen entschieden. Zu vieles stünde auf dem Spiel und zuerst müsse die Situation um Marg entschärft werden. Erst später hatte das Team Mystery verstanden, dass Marg sich mit Andirans Hilfe deutlicher als zuvor im Vorteil befand.
Alakrates hatte ihnen beinahe drohen wollen, dass er seine Kräfte auf sie anwandte, wenn sich das Team Mystery nicht vorerst zurückziehen würde. Daraufhin waren die drei der Bitte gefolgt. Doch Max hatte gespürt, wie sowohl sein eigener Zorn als auch der von Jimmy und Iro ihren Weg hinunter begleitete, und deren Mienen ähnelten der von Toni, die nun das Team wütend anfunkelte:
„Und was habt ihr währenddessen getan? Ihr habt es einfach geschehen lassen?“
„Du kannst uns glauben, uns hat es ziemlich in unseren Fäusten gejuckt“, entgegnete Iro kurz angebunden, dessen rechter Arm zitterte. „Doch wie ihr euch denken könnt, hätten wir keinen der beiden angreifen können, ohne gleich den Weltuntergang herbeizurufen!“
„Du meinst, wenn der Wächter zornig über den Angriff auf seinen Sohn wird?“, fragte Pompei, der die ganze Zeit über mit ernster Miene der Szene beiwohnte. Iro nickte grimmig und Max und Jimmy pflichteten ihm bei.
„Auf die Art kommen keine Unbeteiligten zu Schaden!“, sagte Jimmy, doch damit schien er das Falsche gesagt zu haben, wie Max unweigerlich feststellte. Denn prompt galt Tonis zorniger Blick ihm: „Unbeteiligt? Von wem sprichst du denn genau?“
„I-ich …“, versuchte Jimmy sich zu erklären, doch unter Tonis Blick schrumpfte er zusammen.
„Wenn der Riesenvulkan ausbräche, würde sich das verheerend auf den Rest der Welt auswirken. Das war es doch, was ihr uns sagtet, nicht wahr?“, warf Max ein und sein Blick galt Pompei, der diesem standhielt. Dann nickte er langsam.
„Das ist wahr …“, sagte er langsam. „Der Riesenvulkan bildet einen Knotenpunkt und dessen Aktivität beeinflusst die der anderen Vulkane weltweit. Wenn wir darauf hoffen wollen, einen nächsten Morgen zu erleben, so ist es besser für die Welt, dass dieser Vulkan nie wieder ausbricht.“
„Und was ist mit Sophie?“, entgegnete Toni und funkelte das Team Mystery und Pompei wütend an. „Bedeutet sie denn gar nichts in diesem Zusammenhang?“
„Wie kannst du so etwas behaupten?“, erwiderte Pompei sichtlich geschockt. „Denke nicht, dass Sophie uns vollkommen egal sei. Denn sie ist es ganz gewiss nicht! Wie es nur scheint, hat Marg mit diesem Andiran endlich den Vorteil, den er uns gegenüber braucht. Du hast hoffentlich nicht vergessen, dass er den Wächter dazu animieren kann, den Riesenvulkan ausbrechen zu lassen?“
„Ganz ehrlich, Pompei?“, sagte Toni und kalte Wut füllte jede ihrer Silben. „Das interessiert mich gerade gar nicht! Wenn Marg sich Essen von uns abstauben will, ist es etwas, was ich gerade noch so durchgehen lassen kann, wenn er nicht den Bogen überspannt. Und glaube mir, er hat meine Toleranz mehr als nur hundertmal aufs Äußerste getrieben. Doch nun!“, schrie sie dann und stapfte mit ihren Krallen auf.
„Jetzt geht er deutlich zu weit, dass er sowohl von Al als auch von Sophie verlangt, dass sie vor ihm niederknien? Das ist doch erbärmlich!“
„Es war nunmal das Einzige, was sie tun konnten …“, wollte Jimmy einwerfen, doch jäh wandte sich Toni ihm zu: „Ihr habt gerade gar nichts mehr zu melden! All das Gerede über die Erkunder vom Festland, die sich angeblich gegen Unterdrückung und Kriminelle erheben. Wo war denn diese Einstellung von euch, als ihr dort wart, hm?“
Max spürte ein glühend heißes Gewicht in seine Brust fallen und er konnte nicht umhin, Toni Recht zu geben. Er senkte seinen Blick. Fernab von Marg und Andiran kam er sich tatsächlich wie ein Feigling vor, der lieber neben einer Prügelei stand statt aktiv einzugreifen. Doch eine andere Stimme versuchte ihm deutlich zu machen, dass sie alle sich in einer tatsächlich aussichtslosen Situation befunden hatten. Hätten Al und Sophie Marg und seinen Forderungen nicht Folge geleistet, was hätte dieser getan? Wie wäre es anders ausgegangen?
„Ah, Al!“, rief Toni und Max blickte verdutzt auf und auch alle anderen richteten ihren Blick auf den Dorfeingang, durch das gerade Alakrates schritt. Max erschrak, wie sichtlich geschlagen und gebrochen Alakrates wirkte. Sein Gang war längst nicht mehr so erhaben und imposant wie vor wenigen Tagen, als das Team Mystery ihn kennen gelernt hatte. Er wirkte nun tatsächlich gebrechlich, wie sein Alter es vermuten ließ. Doch dies schien Toni nicht zu kümmern. Prompt trat sie auf Alakrates zu und schien eine ihrer Krallen regelrecht in seine Brust zu bohren.
„Mit dir habe ich ein Hühnchen zu rupfen! Was fällt dir eigentlich ein?“, fauchte sie ihn an. Max hatte erwartet, dass Alakrates wie das Team Mystery versuchen würde, die Situation mit seinen eigenen Worten zu erklären. Doch schien er zu deprimiert, um auch nur einen Funken Widerstand zu leisten. Kaum, dass Toni ihn mit ihrer Kralle berührt hatte, fiel er nach hinten und saß dann gekrümmt vor ihnen. Für einen Moment schien selbst Toni schockiert über diesen Anblick, ehe sie sich in ihrer Wut fasste: „Ich verlange eine Erklärung, Al!“
Einen Moment schwieg Alakrates und die Stille trug eine lähmende Wirkung mit sich, die Max in sich spürte. Und dann brach Alakrates in Tränen aus. Schwere Seufzer hallten in der Luft wider und Tropfen so groß wie kleine Kristalle fielen zu Boden. Tonis Miene schwankte zwischen ihrer vorherigen Wut und etwas, das wie Angst oder Mitleid aussah, und sie wandte sich an die anderen in der Hoffnung, jemand würde ihr sagen, was nun zu tun sei. Doch alle anderen waren nicht weniger schockiert und Max war sofort klar, dass sie Alakrates haben weinen sehen, geschweige ihn derartig verwundbar und verletzt zu sehen. Nur Pompeis Miene blieb gleich, mit Ausnahme eines Lächelns, mit dem er auf Alakrates zuschritt. Er wartete gar nicht auf seine Zustimmung ab, sondern stupste ihn sanft mit seiner runden Schnauze an. Hätte Pompei längere Arme gehabt, hätte er Alakrates in den Arm genommen, das wusste Max. Dies verstanden auch Ursus, Ursa sowie Ted und die anderen. Rasch versammelten sie sich um Alakrates und zeigten ihm auch ihr Mitgefühl. Auch Tonis Miene wurde weicher, wenngleich ihre Augen noch glühten. Alakrates schluchzte noch lauter auf und Max‘ Bauch zog sich zusammen. Das letzte Mal hatte er von sich und Jimmy erlebt, wie sie laut beieinander heulten. Jimmy machte den Eindruck, als ginge ihm dies genauso nahe und beide tauschten rasch einen Blick aus. Dann war, kaum verständlich und vom Schluchzen unterbrochen, Alakrates‘ Stimme zu vernehmen: „Ich … ich … ich … ich weiß nicht weiter!“
„Was soll das heißen, Al?“, sagte Toni nun sichtlich besorgt und blickte zu Pompei, der aufmerksam Alakrates zuhörte.
„Sophie … sie hat sich entschieden, mit … mit Andiran fort zu gehen. Auf die Art sei Marg seinen Trumpf los … und wir allen wären vor ihm sicher …“
„Das hat sie gesagt?“, fragte Toni ungläubig. Alakrates nickte, ehe er dann wieder in Tränen ausbrach: „Doch ihr wird es nun elend gehen, wenn sie wieder bei ihrem Vater ist! Und davor wollte ich sei eigentlich bewahren! Doch Marg hat damit gedroht, den Wächter zu aktivieren … womit ihr alle in Gefahr wärt und …“
„Warte mal!“, warf Toni ein. Die anderen warfen ihr einen missbilligenden Blick angesichts dieser Unterbrechung zu, doch Toni beachtete sie nicht. Sie blickte unverwandt Alakrates an, der nun mit großen aufgequollenen Augen zu ihr hochblickte.
„Ist Sophie auch dieser Auffassung?“, fragte sie tonlos. Alakrates blickte sie verwirrt und genervt stapfte Toni auf: „Denkt sie genauso wie du?“
„Ich … denke wie sie, um ehrlich zu sein …“, sagte Alakrates leise. „Sie selbst ist zu der Ansicht gekommen und wenn sie von sich sagt, dass dies die beste Lösung sei …“
Toni blinzelte mehrmals. Dann entfernte sie sich und mit einem Schwinger ihrer Sichelhorns durchschnitt sie glatt einen Felsen unweit ihrer Position. Sie stieß einen Wutschrei aus.
„Verdammt noch mal, Al!“, sagte sie dann und funkelte in derselben Wut wie zuvor das Simsala an. „Du bist doch der Arzt hier! Du müsstest bei sowas eigentlich unbefangen agieren können! Stattdessen heulst du hier wie ein kleiner Junge, das keinen Plan von irgendetwas hat!“
„Hör mal, Toni!“, versuchte nun Ursa einzuwerfen. „Das ist nun etwas hart formuliert, meinst du nicht?“
„Oh, ist es das?“, sagte Toni und lachte verächtlich auf. Sie schien es nicht zu kümmern, dass der Großteil der Dorfbewohner nun sie wütend anblickte. „Er nimmt wie ein kleines Kind das auf, was andere sagen, ohne selbst darüber sein Urteil zu bilden. In seinem Fall nimmt er das Wort einer – vergleichsweise – kleinen Göre für bare Münze!“
„Jetzt reicht es aber!“, rief Ursus, richtete sich auf und ging mit erhobener Kralle auf Toni, die keinen Zentimeter von der Stelle wich. Stattdessen lachte sie nun Ursus an: „Ach, jetzt bist du bereit, Sophie zu verteidigen? Warum warst du gerade eben nicht mit mir bereit, dich zu erheben?“
Ursus hielt inne. Toni beachtete ihn nicht weiter und wandte sich wieder Alakrates zu. Doch statt wie zuvor wütend war nun ihre Stimme überraschend sachlich: „Sophie weiß doch selber weder ein noch aus. Wie es unschwer zu erkennen war, ist sie mehr als nur befangen. Ihr Denken ist doch nur noch von Furcht beherrscht, nehme ich an? Wie kann sie da überhaupt noch einen klaren ruhigen Gedanken fassen? Und dies nimmst du tatsächlich ernst? Verflixt, du bist ihr Papa, Alakrates! So jung wie sie noch ist, müsstest du es eigentlich besser wissen!“
„Ich bin lediglich ihr Adoptiv-“
„Wen schert’s? Du scheinst ihr in den drei Jahren ein wesentlich besserer Papa gewesen zu sein als ihr eigener Erzeuger. Du hast sie näher und besser als wir alle kennengelernt. Du müsstest auf dieser Basis besser wissen, was das Beste für sie ist … oder zumindest bessere Alternativen vorschlagen können …“
„Welche Alternativen denn?“, fragte nun Ted. Toni begegnete seinem Blick mit einer grimmigen Miene, die sie kurz darauf an alle richtete: „Eine wüsste ich, nur waren wir alle zögerlich, diesen Weg zu gehen!“
„Du meinst doch nicht etwa … kämpfen?“, sagte Ursa und rasch suchte sie den Blick ihrer Kinder. Toni nickte, sichtlich erleichtert, dass es wer anders so schnell begriffen hatte.
„Aber … Toni …“, flehte nun Alakrates, der versuchte aufzustehen. Doch er schaffte es nicht, da seine Glieder zu stark zitterten. Doch sie erwiderte seinen Blick mit einem Glühen, das selbst zu Max und den anderen durchdrang.
„Ich weiß, was du sagen willst, Al! Doch ich bin mir sehr wohl im Klaren, was passieren könnte. Und lass mir dir eines sagen: Lieber sterbe ich mit dem Wissen, um unsere Schwester Sophie gekämpft zu haben als dass ich lebe, ohne für sie einen Finger krumm gemacht haben. Denn das ist, was eine Familie tut!“
Alakrates stockte der Atem und von Nino, Puah und Sora sowie Ted und Klein-Ursus drang ein Schlachtenruf aus ihren Kehlen. Und nur wenige Sekunden später stimmten Ursus und auch Ursa in dieses ein. Unkel, der stumm seine Pfeife geraucht hatte, nickte beflissen und auch das Team Mystery fühlte nun endlich ein Feuer in sich, das die drei Erkunder aufschreien ließ. Es war nur ein Funke von jenseits jeglicher Sorgen und Ängste nötig. Alakrates, der alle ungläubig anblickte, brach abermals in Tränen aus und wieder tröstete ihn Pompei. Unter all dem Schlachtgebrüll hörte Max, wie der Dorfälteste auf das Simsala einsprach: „Sie hat Recht, Al! Wir sind eine Familie! Wir haben alle Angst, doch wir lassen nicht zu, dass Sophie nicht einfach so von uns gerissen wird!“
Und endlich, nach mehreren Sekunden, schien Alakrates zu derselben Erkenntnis zu kommen. Er richtete sich auf und blickte allen mit Dankbarkeit ins Gesicht.
„Sophie müsste sich oben in unserer Hütte befinden …“, wollte er sagen, doch schien rief Toni dazwischen: „Worauf warten wir dann noch? Wir müssen zu ihr!“
Unter gemeinsamen Gebrüll standen alle auf und trabten wie eine Armee in Richtung des Dorfausgangs. Perplex blieb Alakrates dort stehen, wo er sich aufgerichtet hatte. Er warf dem Team Mystery einen Blick zu, das ihm ermunternd zunickte. Und dann schritten sie auch los.