Lord Yikmos erste Schülerin
von LP Barret
Kurzbeschreibung
Der junge Magier Yikmo hat gerade seine Prüfungen abgelegt und trägt nun den Titel "Lord". Er weiß noch nicht, was er in Zukunft tun soll. Dann beobachtet er eine Schülerin beim Kampftraining, die es nie geschafft hat, dieses Fach zu bestehen. Ihm wird klar, er will herausfinden, warum, und ihr helfen. Und vielleicht will er ja auch noch mehr ...
GeschichteRomance, Freundschaft / P12 / Het
Lady Vinara
Lord Yikmo
OC (Own Character)
22.11.2020
22.11.2020
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22.11.2020
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Lord Yikmo wusste mit seiner neu gewonnenen Freizeit noch nichts richtig anzufangen. Sein ganzes Leben hatte bisher darauf abgezielt, diese letzten Prüfungen abzulegen, die ihn in den Rang eines Kriegsmagiers erhoben hatten.
Die neue Robe fühlte sich noch etwas ungewohnt an und Yikmo schlenderte unbewusst in Richtung der Arena.
Lord Balkan war an ihn herangetreten und hatte sich erkundigt, ob Yikmo gerne den Unterricht der Novizen übernehmen würde.
Der jüngere Magier hatte darauf nicht gleich eine Antwort gehabt, denn er wollte zwar sehr gerne Andere unterrichten, hatte aber selbst noch keinen Unterrichtsstil erlebt, den er hätte übernehmen wollen.
Gedankenverloren betrat Yikmo die Arena und suchte sich einen Platz auf den Sitzreihen, um bei Lord Vorels Unterricht zuzusehen. Der ältere Meister ließ die Novizen paarweise gegeneinander antreten.
Yikmo ließ den Blick über die Schüler schweifen. Er sah einfache Angriffszauber, die allerdings noch nicht richtig sauber ausgeführt wurden. Doch gleich der nächste Zauber, den er sah, war von schneidender Klarheit. Er konzentrierte sich auf dieses Duell: Ein Junge und eine wesentlich ältere junge Frau standen sich im Sand gegenüber. Ihre Zauber waren gut gezielt und machtvoll, ohne dass sie jemals in ihrer Wachsamkeit mit dem Schild nachließ. Lord Vorels Assistentin womöglich? Wenn ja, war sie ihm noch nie aufgefallen.
"Lord Yikmo, Ihr vermisst doch nicht etwa das Training?", erkundigte sich Vorel von der Seite und stieg die Sitzreihen bis zu seinem ehemaligen Schüler nach oben.
Yikmo lächelte und begrüßte den älteren Magier höflich.
"Lord Balkan hat mich gefragt, ob ich selbst unterrichten will."
"Ah! Und Ihr überlegt noch?"
"So kann man es sagen."
"Nun, falls Ihr nicht abgeneigt wärt, ich könnte tatsächlich etwas Unterstützung gebrauchen."
"Bei wem?"
Lord Vorel deutete zu Yikmos Überraschung auf die junge Frau, die ihm eben aufgefallen war.
"Ealys Leoven."
Yikmo hob die Augenbrauen. "Den Eindruck habe ich nicht."
"Sie schafft es seit Jahren nicht, die Prüfungen bei mir abzulegen."
"Ihr Angriffszauber und der Schild sehen gut aus."
"Ich weiß auch nicht, woran es liegt, aber sie scheint unfähig, ihre Magie gegen jemanden zu richten, der sie selbst nicht angreift. Und sobald ihre Klassenkameraden das wissen, hat sie keine Chance, jemals ein Duell zu gewinnen."
"Habt Ihr schon einmal mit ihr darüber gesprochen?"
Vorel lachte unglücklich auf. "Was bleibt mir übrig? Sie sagt, ihr Schild würde ihr die Sicht nehmen."
"Das habe ich noch nie gehört."
Vorel zuckte die Schultern und wandte sich wieder seiner Klasse zu.
"Falls Ihr eine Idee habt, Lord Yikmo, bin ich jederzeit offen dafür."
Er stieg wieder hinab in den Sand der Arena, während Yikmo zurückblieb und weiter beobachtete.
Der Junge hob die Hände und erschuf eine schwebende Magiescheibe unter Ealys' Füßen.
Erschrocken starrte sie hinab, ihre Abwehr fiel in sich zusammen, als sie um ihr Gleichgewicht rang, und ein Angriffszauber traf sie mit voller Härte, sodass sie zu Boden geworfen wurde und in einer Wolke aus Sand und Staub zu liegen kam.
Yikmo hastete die Sitzreihen hinab, ebenso wie Lord Vorel.
Elays richtete sich gerade im Sand auf, als die beiden Männer sie erreichten.
"Bist du verletzt?", fragte Lord Vorel und ergriff ihren Oberarm, um sie zu stützen.
"Nein, ich habe nur Sand in den Augen", erwiderte die Novizin. Tatsächlich rieb sie sich angestrengt beide Augen und versuchte zu blinzeln, schaffte es aber nicht.
Lord Vorel half ihr auf die Füße.
"Lass das einen Heiler machen, Mädchen."
Sie wollte widersprechen, aber Vorel fuhr ihr mit ungewohnter Strenge über den Mund: "Yikmo, wenn Ihr so freundlich wärt?"
"Natürlich. Komm, hak dich bei mir unter!", sagte er an die Novizin gewandt.
Zu seiner Überraschung schätzte sie die Höhe richtig ein, als sie die Hand ausstreckte und seinen Arm nahm.
"Und hör auf, dir die Augen zu reiben. Lass das ordentlich ausspülen."
Sie ließ die freie Hand sinken, während Yikmo sie aus der Arena führte.
"Verzeiht, dass ich Euch aufhalte", murmelte sie.
"Du hältst mich nicht auf, ich habe gerade euer Training beobachtet."
"Euch muss langweilig sein", bemerkte sie mit einer Spur von bitterem Spott.
"Seit ich meine Prüfungen abgelegt habe, habe ich jede Menge Zeit", erklärte er leichthin.
"Kein Grund, Euch das Kampftraining der Novizen anzusehen, Mylord."
"Es sei denn, ich denke darüber nach, Lehrer zu werden."
"Tatsächlich?"
"Ja."
"Dann wünsche ich Euch viel Glück."
Sie sagte es ganz offen, ohne Hintergedanken. Yikmo wusste nicht recht, was er von ihr halten sollte. Er überlegte abzuwarten, bis er sie am nächsten Tag in den Gängen der Universität ansprechen konnte, entschied sich dann aber, gleich die Karten auf den Tisch zu legen.
"Lord Vorel sagte mir, du hättest die letzte Prüfung bei ihm nicht bestanden?"
"Er hat offenbar einen Hang zu Untertreibungen."
Yikmo hob die Augenbrauen.
"Also stimmt es, du hast bis jetzt keine Kampfprüfung bestanden?"
"Ach, Vorel hat Euch wohl gebeten, mir Nachhilfe zu erteilen?"
"Wäre das ein Problem für dich?"
Ein vages Schulterzucken.
"Ich halte es für Zeitverschwendung. Selbst Lord Balkan hat es schon versucht."
"Vielleicht nicht mit der richtigen Methode."
"Dann meint Ihr, eine Bessere zu haben?"
Er wusste nicht, wie er ihren Tonfall deuten sollte. War das Abfälligkeit? Spott?
"Warum so abweisend, Ealys? Willst du nicht bestehen?"
"Wenn ich es könnte, hätte ich es längst getan."
"Du lehnst meine Hilfe also ab?"
Er hörte sie tief Luft holen.
"Nein, natürlich nicht."
"Aber glücklich klingst du nicht."
Diesmal klang ihr Luftholen resigniert. "Glaubt mir, es ist kein Vergnügen, alle meine Lehrer zu enttäuschen."
"In dem Fall hätten wir trotzdem beide etwas gelernt, meinst du nicht?"
"Schon möglich."
Sie hatten das Gebäude betreten und Lady Vinara persönlich kam ihnen entgegen.
"Reden wir später weiter, einverstanden?", versicherte sich Lord Yikmo.
"Natürlich", stimmte die Novizin neben ihm zu. Dann hob sie den Kopf und begrüßte das Oberhaupt der Heiler: "Lady Vinara!"
Verblüfft sah Yikmo sie an und überzeugte sich, dass Ealys nicht blinzelte. Sie tat es nicht und hätte es vermutlich auch nicht gekonnt, denn ihre Augen waren rot und leicht geschwollen.
- Wie hast du das erkannt?
Er stellte die Frage lautlos und sie antwortete ebenso rasch wie knapp.
- Immer dasselbe Parfum.
Yikmo blinzelte überrascht, das war ihm noch nie aufgefallen. Er hatte sich sogar noch niemals Gedanken darum gemacht.
"Ealys! Lord Vorel hat mich gerade informiert. Komm mit!"
Ealys ließ Yikmos Arm los und folgte Lady Vinara mit sicheren Schritten in einen angrenzenden Raum.
Lord Yikmo lehnte sich an die Wand und wartete. Er überlegte, ob ihr so etwas wohl schon öfter passiert war, wenn sie sich trotz Sand in den Augen so sicher bewegte. Andererseits hatte sie bis eben die Sicherheit seines Arms gehabt und es waren nur ein paar Meter bis ins Zimmer. Aber immerhin war sie aufmerksam genug, allein Lady Vinaras Stimme folgen zu können. Er fragte sich nur, warum die Magiescheibe unter ihren Füßen sie derart aus der Bahn geworfen hatte. Er sah keinen Grund, weshalb sie in den Kampfkünsten schlechter abschneiden sollte als ihre Klassenkameraden.
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