Schatten von Faerûn - Bruderzwist
von Watanabe
Kurzbeschreibung
„Man vergisst vielleicht, wo man die Friedenspfeife vergraben hat. Aber man vergisst niemals, wo das Beil liegt.“ (Mark Twain) Wenn Erben eines Gottes streiten, bleiben auch ferne Orte davon nicht verschont. In der entscheidenden Konfrontation seiner Heimat entrissen, will Samuel eigentlich nur einen Weg nach Hause finden. Als ihm klar wird, dass der Feind auch in diese Welt gelangt ist, kommt er nicht umhin, nach Verbündeten zu suchen. Seine Hoffnungen ruhen auf dem Ort, an dem gewisse junge Zauberer gerade in ihr sechstes Schuljahr starten. Doch auch der Feind wetzt schon die Messer und sucht Unterstützung bei jenen, die kein Problem damit haben, mehr als eine Welt in den Abgrund zu stürzen. Eine strebsame Schülerin muss währenddessen nach einem schweren Schicksalsschlag erkennen, dass dieser Krieg sie für immer verändern wird. HP meets "Forgotten Realms" (Verhältnis 80/20). Kenntnisse werden aber nicht vorausgesetzt. Kann Spuren von Dark Hermione enthalten.
GeschichteAbenteuer, Drama / P18 / Het
Albus Dumbledore
Ginevra Molly "Ginny" Weasley
Harry Potter
Hermine Granger
OC (Own Character)
Ronald "Ron" Weasley
17.11.2020
28.07.2023
45
143.581
11
Alle Kapitel
13 Reviews
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Dieses Kapitel
2 Reviews
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17.11.2020
1.449
VORWORT:
Hallo liebe Leserinnen und Leser, es freut mich, dass die Geschichte euer Interesse geweckt hat. Um vielleicht ein wenig Verwirrung vorzubeugen, ein paar Infos vorab:
Die Geschichte spielt (größtenteils, HARHAR ;) ) in der Welt von Harry Potter, inklusive der gesamten magischen Welt und natürlich Hogwarts mit einem Großteil der bekannten Charaktere.
Die Ereignisse der Bücher 1 bis 5 haben so stattgefunden, wie dort beschrieben. Da wir uns jetzt im Laufe des 6. Buches befinden, wird es einige Abweichungen vom Kanon geben, die aber im Laufe der Geschichte deutlich und enthüllt werden. Die neuen Charaktere werden sich, mehr oder weniger, in die bekannte Welt einfügen und dem Ganzen hoffentlich eine neue „Würze“ geben.
Da an einigen Stellen, sonst wäre es ja kein anständiges Crossover, auf die Welt der „Vergessenen Reiche/Forgotten Realms“ Bezug genommen wird, kann ich im Zweifel darauf verweisen, einfach nach „Vergessene Reiche/Forgotten Realms“ zu googeln und den entsprechenden Begriff hinzuzufügen. Da sind in mehreren Wikis (deutsch und englisch) äußerst detailliert bestimmte Begriffe, Geschöpfe und Orte beschrieben, die in der Geschichte genannt werden.
Dann wünsche ich euch nun viel Vergnügen. Lassen wir die Spiele beginnen!
Ich freue mich über Rückmeldungen! Was gefällt euch? Was nicht? Was müsste eventuell noch mehr erläutert werden? Für Kritik und Anregungen bin ich immer erreichbar ;)
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Die stillgelegte Hafenanlage in Thurrock, östlich von London, hatte wahrlich schon bessere Zeiten gesehen. Die menschenleeren Gebäude verfielen nach und nach, seit die Betreiberfirma vor einigen Jahren bankrottgegangen war. Eher zweifelhafte Gestalten aus der magischen und nichtmagischen Welt waren heutzutage die einzigen Besucher dieses Labyrinthes aus rostigen Containern, zurückgelassenen Kränen und aufgeplatztem Asphalt.
Der Regen trommelte senkrecht auf das Dach der baufälligen Lagerhalle, in die sich die zwei Todesser panisch geflüchtet hatten. Die Lautstärke des Wolkenbruchs übertönte das laute Keuchen und Fluchen, das sie von sich gaben. Der Kleinere von beiden fiel erneut hin, als sie sich rückwärts, immer mit einem Auge auf das Eingangstor, von ihrem Verfolger wegbewegten.
„Verdammt, Frank, steh wieder auf!“, rief der Größere und gestikulierte wild mit der freien Hand. Mit der anderen hielt er zitternd den Zauberstab hoch. Das kleine Licht an seiner Spitze warf lange Schatten an die modrigen Wände.
„Argh! Geht nicht!“, zischte sein Begleiter und presste die Hände weiter auf die klaffende Wunde am Oberschenkel, aus der das Blut Schwall für Schwall auf den grauen Beton tropfte. Wie ein rotes Band zog er eine Spur davon hinter sich her, als er sich langsam über den Boden schob. Bebend holte er seinen eigenen Zauberstab hervor und zielte auf sein Bein. „Episkey!“ Silbriges Licht flog von der Spitze seines Stabes zu der Wunde, doch nichts passierte. „EPISKEY!“ Wieder gab es keine Reaktion. „Scheiße!“, rief der Todesser panisch. „Die Wunde schließt sich nicht, Matthew!“ Wütend warf er seine Kapuze zurück und riss sich die silberne Maske vom Gesicht. Scheppernd landete sie auf dem Boden.
„Dann disapparier‘ doch endlich!“ Der große Todesser ließ ebenfalls seine Kapuze vom Kopf gleiten und sah sich hektisch um. Seine eigene Maske hatte er schon lange vorher bei der Flucht verloren. Die fahle Beleuchtung ließ seine grauen Haare noch schütterer erscheinen, als sie eh schon waren.
„DISAPPARIER‘ DU DOCH! ES GEHT NICHT!“ Die Stimme des am Boden liegenden Mannes überschlug sich. Schritte von schweren Stiefeln kamen näher. „Scheiße, er hat uns gefunden!“
Knurrend richtete Matthew den Stab auf den Eingangsbereich der Halle. Gleichmäßig hallten die Bewegungsgeräusche von den hohen Wänden wider. Zwischen zwei rostigen Schiffscontainern konnten er eine Bewegung ausmachen. Der Kerl machte sich noch nicht einmal die Mühe, sich zu verstecken!
Die Gestalt bog um die erste Reihe der gestapelten Behälter und kam schnell und aufrecht auf sie zu. Wasser tropfte von dem langen, dunkelgrauen Umhang, der den Körper und das Gesicht verdeckte. Nur die Hände waren in den leicht ausgefransten Ärmeln zu sehen.
„AVADA KEDAVRA!“ Der grüne Blitz sprang aus der Spitze von Matthews Zauberstabs hervor und flog in Richtung des Eindringlings. Er traf … und nichts passierte. Die Gestalt schritt schweigend weiter vorwärts. Ein heiseres Lachen war zu hören, als sie wenige Meter vor ihnen zum Stehen kam.
Auch Frank hob seinen Stab. „Crucio!“ Die rote Kugel schnellte durch den Raum und flackerte kurz auf, als sie den weiten Umhang des Fremden berührte.
„Eure bemitleidenswerte Magie ist nutzlos. Hört auf“, gab die andere Person mit müder, ruhiger Stimme zurück. Sie machte noch zwei Schritte vorwärts, dann verschränkte sie die Arme vor der Brust.
„WAS WILLST DU!?“ Matthew schrie seine Panik heraus und hielt den Zauberstab auf den Feind gerichtet. „Warum stirbst du nicht einfach!?“
„Was ich will? Nennt mir den Aufenthaltsort eures Meisters. Dann bleibt ihr vielleicht am Leben.“ Die Gestalt nahm die Arme wieder herunter. Ihre Finger bewegten sich leicht, während der Regen weiter mit unnachgiebiger Härte auf das Dach prasselte. An einigen undichten Stellen drangen kleine Ströme herab und benetzten den Fußboden.
„Vergiss es!“, antwortete Matthew mit zusammengepressten Zähnen. „Der dunkle Lord würde uns töten, wenn er herausfindet, dass wir sein Versteck verraten haben!“
„Oh, ich schätze, so lange wirst du gar nicht mehr warten müssen.“ Die Gestalt hob die linke Hand und ließ sie seltsame Bewegungen vollführen, während sie einige Worte in einer unbekannten Sprache murmelte. Ein bräunlicher Nebel floss aus den Fingerspitzen der feingliedrigen Extremität und bewegte sich schnell auf den stehenden Todesser zu. Er umhüllte den Mann, der hilflos zu röcheln anfing. Das Zauberwerkzeug glitt ihm aus der Hand, als er seinen Hals umklammerte und auf die Knie fiel.
Frank konnte mit panischem Blick sehen, wie die Haut seines Partners langsam in sich zusammenfiel. Sie wurde ledrig, dünn und faltig, als altere er binnen Sekunden um Jahrzehnte. Die Lippen wurden spröde und platzen auf, bevor alles Leben aus den Augenhöhlen entwich und die Augäpfel zu Staub zerfielen. Dieser rieselte herab, als der leblose Körper vornüberkippte und mit einem dumpfen Schlag auf den Fußboden traf. Der mumiengleiche Leichnam zuckte noch ein paar Male unkontrolliert, dann blieb er reglos liegen.
Der unbekannte Zauberer wandte sich nun an den auf dem Boden liegenden Mann. „Ich frage nun noch einmal. Wo ist dieser ‚Lord‘?“
„B…. bitte! Ich k… kann es nicht sagen!“ Der andere Todesser ignorierte den Schmerz in seinem Bein und kämpfte sich auf die Knie hoch. Er ließ seinen Zauberstab zu Boden gleiten und verschränkte die Hände in einer flehenden Geste.
Sein Gegenüber trat an ihn heran. Im Schein des aufziehenden Vollmondes, der mittlerweile einzigen Lichtquelle in dieser verlassenen Lagerhalle, erkannte Frank die bleichen Gesichtszüge unter der Kapuze. Seine Miene verzog sich vor Ekel, aber wegschauen konnte er nicht.
„Oh, überfordert dich mein Antlitz?“, fragte der andere und schob seine Kapuze zurück. Ein haarloser Schädel kam zum Vorschein, die nahezu wächserne Haut war nur am Kinn von einigen langen Barthaaren überzogen. Seine schwarzen Augen mit den rot glühenden Pupillen betrachteten den vor ihm knienden Mann. Ausdruckslos blickte er eine Zeitlang herab, bevor ein kaltes Lächeln sein Gesicht umspielte. Er atmete einmal tief ein und aus, bevor seine rechte Hand hervorschnellte und sich auf die Wange des Todessers legte. Ein rotes Licht begann, in der Handfläche des Zauberers zu glühen.
Frank schrie vor Schmerz, als eine unfassbare Hitze von dieser Berührung ausging. Verbranntes Fleisch war zu riechen, als die Hand mit dem Gesicht des Todessers verschmolz. Er wurde emporgerissen und klebte förmlich an dieser Hitzequelle. Seine Füße zappelten hilflos, als der fremde Zauberer den Arm weit von sich streckte und so seinen hilflosen Kontrahenten in der Luft hängen ließ.
„Dann werde ich mir die Informationen eben anderweitig holen müssen“, sprach der kahlköpfige Mann ruhig und schloss die Augen.
Frank sah in seinen letzten Augenblicken, wie sich silbrige Fäden von seinem Körper wegbewegten und langsam zu dem anderen Zauberer herüberwaberten. Sie tänzelten leicht, als wehe ein milder Wind durch die Halle. In einem letzten Akt der Verzweiflung klammerten sich seine Hände um das dünne Handgelenk des Feindes, doch auch die Kraft, die er im Todeskampf zu entwickeln imstande war, richtete nichts aus, als er daran zog. Die Fäden flogen zu den Schläfen des anderen Magiers und schienen in dessen Kopf zu verschwinden. Dann umschloss ihn die Dunkelheit.
Der fremde Zauberer blieb noch einige Zeit bewegungslos stehen, bevor er die Augen wieder öffnete und nachdenklich vor sich hin nickte. Nur das leise Plätschern einzelner Regentropfen war in der Halle zu hören, die unbeirrt trotz der gerade stattgefundenen Ereignisse ihren Weg durch das undichte Dach fanden und auf dem Fußboden aufschlugen. Er spreizte kurz die Finger der emporgereckten Hand, woraufhin der Leichnam des glücklosen Todessers zu Boden fiel. In Gedanken strich sich der Mann durch die langen Barthaare, während er mit der anderen Hand die beiden Zauberstäbe seiner Kontrahenten einsammelte.
„Aha, so kann ich Euch also finden, Eure ‚Lordschaft‘…“, sprach er zufrieden, bevor er den Ort verließ. „Wir werden noch viel Vergnügen miteinander haben.“
Hallo liebe Leserinnen und Leser, es freut mich, dass die Geschichte euer Interesse geweckt hat. Um vielleicht ein wenig Verwirrung vorzubeugen, ein paar Infos vorab:
Die Geschichte spielt (größtenteils, HARHAR ;) ) in der Welt von Harry Potter, inklusive der gesamten magischen Welt und natürlich Hogwarts mit einem Großteil der bekannten Charaktere.
Die Ereignisse der Bücher 1 bis 5 haben so stattgefunden, wie dort beschrieben. Da wir uns jetzt im Laufe des 6. Buches befinden, wird es einige Abweichungen vom Kanon geben, die aber im Laufe der Geschichte deutlich und enthüllt werden. Die neuen Charaktere werden sich, mehr oder weniger, in die bekannte Welt einfügen und dem Ganzen hoffentlich eine neue „Würze“ geben.
Da an einigen Stellen, sonst wäre es ja kein anständiges Crossover, auf die Welt der „Vergessenen Reiche/Forgotten Realms“ Bezug genommen wird, kann ich im Zweifel darauf verweisen, einfach nach „Vergessene Reiche/Forgotten Realms“ zu googeln und den entsprechenden Begriff hinzuzufügen. Da sind in mehreren Wikis (deutsch und englisch) äußerst detailliert bestimmte Begriffe, Geschöpfe und Orte beschrieben, die in der Geschichte genannt werden.
Dann wünsche ich euch nun viel Vergnügen. Lassen wir die Spiele beginnen!
Ich freue mich über Rückmeldungen! Was gefällt euch? Was nicht? Was müsste eventuell noch mehr erläutert werden? Für Kritik und Anregungen bin ich immer erreichbar ;)
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Die stillgelegte Hafenanlage in Thurrock, östlich von London, hatte wahrlich schon bessere Zeiten gesehen. Die menschenleeren Gebäude verfielen nach und nach, seit die Betreiberfirma vor einigen Jahren bankrottgegangen war. Eher zweifelhafte Gestalten aus der magischen und nichtmagischen Welt waren heutzutage die einzigen Besucher dieses Labyrinthes aus rostigen Containern, zurückgelassenen Kränen und aufgeplatztem Asphalt.
Der Regen trommelte senkrecht auf das Dach der baufälligen Lagerhalle, in die sich die zwei Todesser panisch geflüchtet hatten. Die Lautstärke des Wolkenbruchs übertönte das laute Keuchen und Fluchen, das sie von sich gaben. Der Kleinere von beiden fiel erneut hin, als sie sich rückwärts, immer mit einem Auge auf das Eingangstor, von ihrem Verfolger wegbewegten.
„Verdammt, Frank, steh wieder auf!“, rief der Größere und gestikulierte wild mit der freien Hand. Mit der anderen hielt er zitternd den Zauberstab hoch. Das kleine Licht an seiner Spitze warf lange Schatten an die modrigen Wände.
„Argh! Geht nicht!“, zischte sein Begleiter und presste die Hände weiter auf die klaffende Wunde am Oberschenkel, aus der das Blut Schwall für Schwall auf den grauen Beton tropfte. Wie ein rotes Band zog er eine Spur davon hinter sich her, als er sich langsam über den Boden schob. Bebend holte er seinen eigenen Zauberstab hervor und zielte auf sein Bein. „Episkey!“ Silbriges Licht flog von der Spitze seines Stabes zu der Wunde, doch nichts passierte. „EPISKEY!“ Wieder gab es keine Reaktion. „Scheiße!“, rief der Todesser panisch. „Die Wunde schließt sich nicht, Matthew!“ Wütend warf er seine Kapuze zurück und riss sich die silberne Maske vom Gesicht. Scheppernd landete sie auf dem Boden.
„Dann disapparier‘ doch endlich!“ Der große Todesser ließ ebenfalls seine Kapuze vom Kopf gleiten und sah sich hektisch um. Seine eigene Maske hatte er schon lange vorher bei der Flucht verloren. Die fahle Beleuchtung ließ seine grauen Haare noch schütterer erscheinen, als sie eh schon waren.
„DISAPPARIER‘ DU DOCH! ES GEHT NICHT!“ Die Stimme des am Boden liegenden Mannes überschlug sich. Schritte von schweren Stiefeln kamen näher. „Scheiße, er hat uns gefunden!“
Knurrend richtete Matthew den Stab auf den Eingangsbereich der Halle. Gleichmäßig hallten die Bewegungsgeräusche von den hohen Wänden wider. Zwischen zwei rostigen Schiffscontainern konnten er eine Bewegung ausmachen. Der Kerl machte sich noch nicht einmal die Mühe, sich zu verstecken!
Die Gestalt bog um die erste Reihe der gestapelten Behälter und kam schnell und aufrecht auf sie zu. Wasser tropfte von dem langen, dunkelgrauen Umhang, der den Körper und das Gesicht verdeckte. Nur die Hände waren in den leicht ausgefransten Ärmeln zu sehen.
„AVADA KEDAVRA!“ Der grüne Blitz sprang aus der Spitze von Matthews Zauberstabs hervor und flog in Richtung des Eindringlings. Er traf … und nichts passierte. Die Gestalt schritt schweigend weiter vorwärts. Ein heiseres Lachen war zu hören, als sie wenige Meter vor ihnen zum Stehen kam.
Auch Frank hob seinen Stab. „Crucio!“ Die rote Kugel schnellte durch den Raum und flackerte kurz auf, als sie den weiten Umhang des Fremden berührte.
„Eure bemitleidenswerte Magie ist nutzlos. Hört auf“, gab die andere Person mit müder, ruhiger Stimme zurück. Sie machte noch zwei Schritte vorwärts, dann verschränkte sie die Arme vor der Brust.
„WAS WILLST DU!?“ Matthew schrie seine Panik heraus und hielt den Zauberstab auf den Feind gerichtet. „Warum stirbst du nicht einfach!?“
„Was ich will? Nennt mir den Aufenthaltsort eures Meisters. Dann bleibt ihr vielleicht am Leben.“ Die Gestalt nahm die Arme wieder herunter. Ihre Finger bewegten sich leicht, während der Regen weiter mit unnachgiebiger Härte auf das Dach prasselte. An einigen undichten Stellen drangen kleine Ströme herab und benetzten den Fußboden.
„Vergiss es!“, antwortete Matthew mit zusammengepressten Zähnen. „Der dunkle Lord würde uns töten, wenn er herausfindet, dass wir sein Versteck verraten haben!“
„Oh, ich schätze, so lange wirst du gar nicht mehr warten müssen.“ Die Gestalt hob die linke Hand und ließ sie seltsame Bewegungen vollführen, während sie einige Worte in einer unbekannten Sprache murmelte. Ein bräunlicher Nebel floss aus den Fingerspitzen der feingliedrigen Extremität und bewegte sich schnell auf den stehenden Todesser zu. Er umhüllte den Mann, der hilflos zu röcheln anfing. Das Zauberwerkzeug glitt ihm aus der Hand, als er seinen Hals umklammerte und auf die Knie fiel.
Frank konnte mit panischem Blick sehen, wie die Haut seines Partners langsam in sich zusammenfiel. Sie wurde ledrig, dünn und faltig, als altere er binnen Sekunden um Jahrzehnte. Die Lippen wurden spröde und platzen auf, bevor alles Leben aus den Augenhöhlen entwich und die Augäpfel zu Staub zerfielen. Dieser rieselte herab, als der leblose Körper vornüberkippte und mit einem dumpfen Schlag auf den Fußboden traf. Der mumiengleiche Leichnam zuckte noch ein paar Male unkontrolliert, dann blieb er reglos liegen.
Der unbekannte Zauberer wandte sich nun an den auf dem Boden liegenden Mann. „Ich frage nun noch einmal. Wo ist dieser ‚Lord‘?“
„B…. bitte! Ich k… kann es nicht sagen!“ Der andere Todesser ignorierte den Schmerz in seinem Bein und kämpfte sich auf die Knie hoch. Er ließ seinen Zauberstab zu Boden gleiten und verschränkte die Hände in einer flehenden Geste.
Sein Gegenüber trat an ihn heran. Im Schein des aufziehenden Vollmondes, der mittlerweile einzigen Lichtquelle in dieser verlassenen Lagerhalle, erkannte Frank die bleichen Gesichtszüge unter der Kapuze. Seine Miene verzog sich vor Ekel, aber wegschauen konnte er nicht.
„Oh, überfordert dich mein Antlitz?“, fragte der andere und schob seine Kapuze zurück. Ein haarloser Schädel kam zum Vorschein, die nahezu wächserne Haut war nur am Kinn von einigen langen Barthaaren überzogen. Seine schwarzen Augen mit den rot glühenden Pupillen betrachteten den vor ihm knienden Mann. Ausdruckslos blickte er eine Zeitlang herab, bevor ein kaltes Lächeln sein Gesicht umspielte. Er atmete einmal tief ein und aus, bevor seine rechte Hand hervorschnellte und sich auf die Wange des Todessers legte. Ein rotes Licht begann, in der Handfläche des Zauberers zu glühen.
Frank schrie vor Schmerz, als eine unfassbare Hitze von dieser Berührung ausging. Verbranntes Fleisch war zu riechen, als die Hand mit dem Gesicht des Todessers verschmolz. Er wurde emporgerissen und klebte förmlich an dieser Hitzequelle. Seine Füße zappelten hilflos, als der fremde Zauberer den Arm weit von sich streckte und so seinen hilflosen Kontrahenten in der Luft hängen ließ.
„Dann werde ich mir die Informationen eben anderweitig holen müssen“, sprach der kahlköpfige Mann ruhig und schloss die Augen.
Frank sah in seinen letzten Augenblicken, wie sich silbrige Fäden von seinem Körper wegbewegten und langsam zu dem anderen Zauberer herüberwaberten. Sie tänzelten leicht, als wehe ein milder Wind durch die Halle. In einem letzten Akt der Verzweiflung klammerten sich seine Hände um das dünne Handgelenk des Feindes, doch auch die Kraft, die er im Todeskampf zu entwickeln imstande war, richtete nichts aus, als er daran zog. Die Fäden flogen zu den Schläfen des anderen Magiers und schienen in dessen Kopf zu verschwinden. Dann umschloss ihn die Dunkelheit.
Der fremde Zauberer blieb noch einige Zeit bewegungslos stehen, bevor er die Augen wieder öffnete und nachdenklich vor sich hin nickte. Nur das leise Plätschern einzelner Regentropfen war in der Halle zu hören, die unbeirrt trotz der gerade stattgefundenen Ereignisse ihren Weg durch das undichte Dach fanden und auf dem Fußboden aufschlugen. Er spreizte kurz die Finger der emporgereckten Hand, woraufhin der Leichnam des glücklosen Todessers zu Boden fiel. In Gedanken strich sich der Mann durch die langen Barthaare, während er mit der anderen Hand die beiden Zauberstäbe seiner Kontrahenten einsammelte.
„Aha, so kann ich Euch also finden, Eure ‚Lordschaft‘…“, sprach er zufrieden, bevor er den Ort verließ. „Wir werden noch viel Vergnügen miteinander haben.“