2020 11 06: Weiße Weihnacht [by Farringdon]
von Jahreskalender
Kurzbeschreibung
Eine Welt, in der es selbst im Winter keinen Schnee mehr gibt. Undenkbar? Zukunft? Realität?
OneshotAllgemein / P6 / Gen
06.11.2020
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Tag der Veröffentlichung: 06.11.2020
Zitat: „Die Welt der Menschen … ist kaputt.“ (Arielle - Die Meerjungfrau)
Titel der Geschichte: Weiße Weihnacht
Autor: Farringdon
Kommentar des Autors: Für diesen Text habe ich ein Drabble, das im Inktober 2019 entstand, aufgegriffen und mit anderen Worten neu geschrieben, denn irgendwie passte die damalige Idee zu diesem Zitat. Vielleicht ist es etwas zu früh, aber zumindest nicht so schlimm wie die entsprechenden Artikel im Supermarkt …
Die weiße Pracht, war mir nur aus Erzählungen bekannt. Noch niemals in meinem Leben hatte ich es mit eigenen Augen betrachten können. Es musste wunderschön gewesen sein. Aber hier gab es sie nicht mehr. An nur wenigen Orten der Welt gab es sie überhaupt noch, doch auch dort war es selten geworden. Schon lange war es vergangen.
Einen Winter.
Einen Winter mit Schnee.
Wie sehr hatte ich es mir als Kind immer gewünscht, wenn ich die vor weißer Farbe trotzenden Seiten in den Bilderbüchern gesehen hatte, die meine Oma mir vorgelesen hatte; wenn ich in den Weihnachtsfilmen von dem glitzernden Weiß durch den Bildschirm hindurch geblendet wurde?
Selbst für meine Eltern war Schnee eine Seltenheit gewesen. Selbst sie hatten ihn sich herbeigesehnt, waren enttäuscht gewesen, wenn er im Dezember niemals gefallen war.
Ich war schon lange nicht mehr enttäuscht. War eher wütend. Wütend auf all jene, die unsere Welt so zerstört hatten, dass es - nicht nur in diesen Breiten - nicht mehr schneite. Dass selbst im gesamten Winter zweistellige Temperaturen normal waren. Wütend auf jeden, der dieser Entwicklung nichts erwidert hatte.
Ich musste mir eingestehen, dass auch ich nicht gerade klimaneutral lebte. Aber war das alles überhaupt noch zu retten, irgendwie zu ändern, aufzuhalten, rückgängig zu machen?
Ich vermochte darüber nicht zu urteilen.
Aber ich wusste, dass es damals noch zu retten, zu ändern, aufzuhalten, rückgängig zu machen gewesen wäre.
Damals.
Als es noch so etwas wie Winter gegeben hatte.
Als es noch so etwas wie „Weiße Weihnachten“ gegeben hatte.
Als es noch so etwas wie Schnee gegeben hatte.
Selten, aber es hatte ihn gegeben.
Das, was ich mir nur als das Zauberhafteste der Welt vorstellen konnte, es aber niemals mit eigenen Augen würde sehen können.
Verschwunden aus dieser Welt, dieser kaputten Welt.
Eine wirklich schöne, aber auch nachdenkliche Geschichte. Zum Zitat passt sie sehr gut.
Eure lula-chan
Zitat: „Die Welt der Menschen … ist kaputt.“ (Arielle - Die Meerjungfrau)
Titel der Geschichte: Weiße Weihnacht
Autor: Farringdon
Kommentar des Autors: Für diesen Text habe ich ein Drabble, das im Inktober 2019 entstand, aufgegriffen und mit anderen Worten neu geschrieben, denn irgendwie passte die damalige Idee zu diesem Zitat. Vielleicht ist es etwas zu früh, aber zumindest nicht so schlimm wie die entsprechenden Artikel im Supermarkt …
Weiße Weihnacht
Die weiße Pracht, war mir nur aus Erzählungen bekannt. Noch niemals in meinem Leben hatte ich es mit eigenen Augen betrachten können. Es musste wunderschön gewesen sein. Aber hier gab es sie nicht mehr. An nur wenigen Orten der Welt gab es sie überhaupt noch, doch auch dort war es selten geworden. Schon lange war es vergangen.
Einen Winter.
Einen Winter mit Schnee.
Wie sehr hatte ich es mir als Kind immer gewünscht, wenn ich die vor weißer Farbe trotzenden Seiten in den Bilderbüchern gesehen hatte, die meine Oma mir vorgelesen hatte; wenn ich in den Weihnachtsfilmen von dem glitzernden Weiß durch den Bildschirm hindurch geblendet wurde?
Selbst für meine Eltern war Schnee eine Seltenheit gewesen. Selbst sie hatten ihn sich herbeigesehnt, waren enttäuscht gewesen, wenn er im Dezember niemals gefallen war.
Ich war schon lange nicht mehr enttäuscht. War eher wütend. Wütend auf all jene, die unsere Welt so zerstört hatten, dass es - nicht nur in diesen Breiten - nicht mehr schneite. Dass selbst im gesamten Winter zweistellige Temperaturen normal waren. Wütend auf jeden, der dieser Entwicklung nichts erwidert hatte.
Ich musste mir eingestehen, dass auch ich nicht gerade klimaneutral lebte. Aber war das alles überhaupt noch zu retten, irgendwie zu ändern, aufzuhalten, rückgängig zu machen?
Ich vermochte darüber nicht zu urteilen.
Aber ich wusste, dass es damals noch zu retten, zu ändern, aufzuhalten, rückgängig zu machen gewesen wäre.
Damals.
Als es noch so etwas wie Winter gegeben hatte.
Als es noch so etwas wie „Weiße Weihnachten“ gegeben hatte.
Als es noch so etwas wie Schnee gegeben hatte.
Selten, aber es hatte ihn gegeben.
Das, was ich mir nur als das Zauberhafteste der Welt vorstellen konnte, es aber niemals mit eigenen Augen würde sehen können.
Verschwunden aus dieser Welt, dieser kaputten Welt.
~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Lulas Nachwort ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
Eine wirklich schöne, aber auch nachdenkliche Geschichte. Zum Zitat passt sie sehr gut.
Eure lula-chan