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Petunia

von Yesaja
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P16 / Gen
Chris Evans OC (Own Character) Robert Downey Jr. Sebastian Stan Tom Hiddleston
03.11.2020
13.04.2023
36
102.202
9
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Dieses Kapitel
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31.01.2021 2.118
 
Mit einem starren Blick auf die dicken Wolken vor dem winzigen Fenster, saß Cecilie in dem Flugzeug, das sie zurück nach London brachte. Chris hatte ihr zwar einen Luxus Flug ermöglicht, über den sie sich unter normalen Umständen mächtig gefreut hätte, aber nach dem, was sie ihm angetan hatte, hatte sie auch noch ein schlechtes Gewissen, den Flug genommen zu haben. Aber bezahlt war bezahlt, da wäre es noch schlimmer gewesen, ihn verfallen zu lassen.
Seit Stunden saß sie ohne Mimik da und sah hinaus. Wenn man sie fragen würde, wie es ihr ginge, sie könnte es nicht erklären! Sie hatte ein schlechtes Gewissen Chris gegenüber. Sie hätte mit ihm reden sollen, statt abzuhauen, aber in ihrem Kopf war einfach nur Chaos! Sie wusste nicht ob das, was sie für ihn empfand richtig war und wenn, was war es überhaupt. Seit einigen Monaten kannten sie sich, hatten in den letzten 4 fast täglich kontakt und verstanden sich blind.
Chris war Cecis Lieblingsschauspieler, ihr Tom Hiddleston, wie es Ju immer erklärte.
Er sah verdammt gut aus, sein smartes Lächeln machte sie immer wieder fast wahnsinnig. Doch war es ausreichend für eine Beziehung? Die kleinen Schmetterlinge im Bauch, das vertrauen zueinander und die immer tiefer gehende Freundschaft? Was wäre, wenn es schief geht? Wenn die Gefühle nicht tiefer gingen? Dann wäre doch alles kaputt!
Nach der Trennung von Maurice hatte sie sich geschworen, nie wieder einen Mann so nahe an sich heranzulassen.
„Liebe tut scheiße weh!“, murmelte sie immer wieder, während ihre Gedanken weiter bei Chris und dem war, was hätte sein können oder eben auch nicht. Sie lebte in London, war nur eine unbekannte Theaterschauspielerin, Kostümbildnerin und Stylistin. Er war der große Hollywood Schauspieler, der Monatelang in der Welt herumreiste und drehte oder Promos machte. Sie würden sich fast nie sehen, wie sollte da eine Beziehung überhaupt funktionieren? Sie waren nun auch nicht mehr in ihren Zwanzigern und wenn man eine Familie wollte, dann musste man ja auch daran denken und dann würde es erst recht kompliziert! War es fair ihm gegenüber? Sie als die gescheiterte Britin, die keinen Job hatte?
Das wäre doch das gefundene fressen für die Medien!
Cecilie Magen schmerzte und ihr Kopf pochte. Das alles war eindeutig zu viel für sie.
Eigentlich war sie immer die starke und die Freundin, die andere aufbaute und ihr Leben genoss und nun war sie eine Idiotin, die sich nichts zutraute und einem Mann etwas recht machen wollte. War sie eigentlich nur noch bescheuert? Genervt wühlte sie in ihrer Handtasche nach einem Minze- Karamell.
Als dieser in ihrem Mund sein Aroma entfaltete, schoss ihr der Moment in den Kopf, als Chris mit ihr zum Knutschhügel gefahren war, um Eis zu essen. Grinsend schüttelte sie den Kopf und warf das Papier in die Tasche.
Dort glänzte ein stück Papier. Es war die Visitenkarte von Dharmas Tochter.
Ceci ließ diese zwischen ihren Fingern hin und her rutschen. Nachdenklich nickte sie immer wieder leicht und als hätte sie eine Entscheidung getroffen, warf sie auch diese zurück in die Tasche.

Völlig müde und erschöpft, kam sie in ihrer Wohnung an. Sie hatte sich bei niemandem zurückgemeldet, sie brauchte keine besserwisserischen Ratschläge oder Mitleid. Sie schloss die Tür zur Wohnung auf und spürte beim Öffnen, das etwas hinter der Tür stehen musste. Es war ein großer Karton, der vor ihrem Nähzimmer stand. „Was ist das?“ Neugierig suchte sie den Absender, der unter dem Fedex Logo stand. „Dharma!“, schmunzelte sie und schloss das Nähzimmer auf. Es waren die Stoffe, die sie bei ihr gekauft hatte. Unter prustendem Kraftaufwand schob sie diesen in das Zimmer, in dem sie sie später einsortieren würde. Schnaufend ließ sie sich auf die Couch fallen, die dort stand.
Ihr Blick ging sofort zur Schneiderpuppe, die in der Ecke stand und ihr Brautkleid trug.
In den ganzen Monaten nach der Absage zur Hochzeit, hatte sie immer geheult, wenn sie es sich angesehen hatte, aber gerade fühlte sie nichts!
Entschlossen stand sie auf und ging auf das zu, was sie aus ihrem Leben streichen musste, um endlich wieder sie selbst sein zu können. Das Kleid war fertig, das Einzige was sie noch gerne getan hätte, wären Schönheitskorrekturen, aber das war kein muss. Mit geübtem Griff öffnete sie die Schnürung am Rückenteil und streifte das Kleid von der Puppe.
Auf einen Bügel gezogen, packte sie es in einen Kleidersack, beschriftete diesen und schaffte es in den Flur.
Dort hängte sie das fast 10kg schwere Kleid an die Garderobe, um es bald weiterzugeben. Erleichtert atmete sie aus, hängte ihren Mantel daneben und zog sich die Schuhe aus.
Der Koffer landete im Badezimmer und nachdem alle Fenster geöffnet waren, setzte sie sich an ihren Schreibtisch und fing an einen Brief zu schreiben. Seite um Seite, Minute um Minute, schrieb sie. Zwischendurch nahm sie einen Schluck Tee, den sie mit dem Brief in der Hand geschrieben hatte. Die Stunden vergingen und die Seiten wurden mehr.
Neben dem Tisch lagen zusammengeknüllte Blätter und Taschentücher, die sie vollgeheult hatte.
Erst als es draußen dunkler wurde, der Tag vorbei und ihre Augen rot waren, beendete sie ihren Seelenstrip.
All das, was sie geschrieben hatte, passte in keinen normalen Umschlag, musste es aber auch nicht.
Auf ihrem großen Balkon zündete sie ihre Feuerschale an, setzte sich mit dicken Socken und in eine Decke gewickelt in den Korbsessel daneben und las, was sie geschrieben hatte.
Und jede einzelne gelesene Seite, ließ sie ins Feuer fallen, wenn sie ihn gelesen hatte. Es kamen auch keine Tränen mehr, sie war dabei mit allem abzuschließen, was in den letzten Jahren in ihrem Leben passiert war.
Mit der Trennung ihrer Eltern, mit dem Weggang ihres Vaters nach Australien. Mit dem Streit den sie mit ihrer „Schwester“ hatte, mit Maurice und den verschenkten Jahren.
Mit der abgesagten Hochzeit, mit seiner neuen Frau, der jetzigen Ehe und dem kommenden Kind.
Sie schloss mit dem Theater ab und mit dem Ziel Schauspielerin zu werden. Wenn sie auf der Bühne oder vor der Kamera stehen würde, dann nur noch aus Spaß, aber nicht mehr als ihren Hauptberuf. Sie schrieb alles auf, dass sie zum Weinen gebracht hatte, alles was sie gerade daran hinderte ein zufriedenes und glückliches Leben zu führen.
Der Rauch stieg mit jedem Stück ihres Lebens und in ihrem inneren wurde es leichter und leichter.
Als der letzte Zettel verbrannt war und sie wusste, dass ihre Vergangenheit nun Asch war, ließ sie den Korken ihrer Sektflasche knallen, die sie gekauft hatte, um den Erfolg im Theater zu feiern.
Das brauchte sie nun nicht mehr, denn jetzt feierte sie den Neuanfang.

Chris hatte die Nachricht auf den Nachttisch gelegt, sich angezogen und zum Joggen gegangen. Er war nicht sauer auf Cecilie, er war leicht enttäuscht, auch wenn er sie verstehen konnte. Er hätte sich gewünscht, wenn sie wenigstens mit ihm gesprochen hätte, aber es war dennoch okay. Selbst war er auch im Zwiespalt gewesen.
Er wollte keine neue Beziehung, zumindest nicht darüber nachdenken. Wenn eine Frau käme, dann wollte er sie erst richtig kennenlernen und sich eine Weile treffen, ehe sie eine Beziehung eingingen. Oft wurde er enttäuscht, von Frauen, die sagten sie würden ihn lieben. Kollegen waren nicht immer ehrlich, nutzten oft einfach den Namen für eigene Zwecke oder sie verliebten sich neu, in andere Kollegen. Frauen die Branchenfremd waren, waren immer mit Vorsicht zu genießen, es gab immer die eine, die ihn ausnutzte.
Als er Cecilie kennenlernte, war sie die Schüchterne Freundin von.
Aus dieser wurde eine sympathische und emanzipierte junge Frau, mit der man sich sehr gut unterhalten konnte und die seinen Humor teilte. Als sie sich immer besser verstanden und Freunde wurden, hatte er nicht mal annähernd daran gedacht, das daraus mehr werden könnte. Doch auch er musste sich eingestehen, dass seine Gefühle für sie, nicht mehr nur freundschaftlich waren. Das Bauchkribbeln war immer mehr geworden und sie zu küssen, auch wenn es erst nur für die Kamera gewesen war, beflügelte ihn immer mehr. Sie hatte ihm den Kopf verdreht, das ließ sich nicht leugnen.
Die gemeinsame Nacht war vielleicht nicht nüchtern geschehen, aber doch mit genug Bewusstsein, das er es hätte beenden können. Doch er wollte diese Frau und das war der erste Schritt, hin zu etwas, das wunderbar werden könnte.
Das sie „abgehauen“ war, machte ihm bewusst, dass sie noch zu viele Altlasten hatte. Er wusste von ihrer Vergangenheit, viel sogar. Er wusste, dass sie keine Beziehung mehr wollte, sondern lediglich ihren Spaß.
Doch das sie gegangen war, machte ihm Hoffnung. Denn es zeigte, dass er ihr nicht egal war, dass aus dem Spaß, den sie gewollt hat, vielleicht etwas ganz Tolles wachsen konnte. Er musste nur aufpassen. Für ihn stand nach einigen Meilen fest, dass er die Früchte irgendwann ernten wollte und konnte.

Während die beiden anderen ihren Gedanken nachhingen und für sich etwas Wichtiges beschlossen, hing Ju in ihrem kleinen Tonstudio und sang. Das Duett mit Tom hatten sie bereits erfolgreich eingesungen. Sie probte dennoch weiter. Morgan schlief und alles andere war getan. Tom saß im Sessel vor der großen Glasfront, hinter der Seine Frau stand und sang und beobachtete, wie sie immer wieder zur Uhr sah und das Gesicht verzog.
Er war gerade aus der Dusche gekommen, trug nur seine Pyjamahose und ein Handtuch auf dem Kopf.
Vor einem Jahr wäre Ju nicht mal annähernd ruhig stehen geblieben und hätte ihre Aufnahmen weiter gemacht, wenn er so aufgetaucht wäre. Gut, da hatten sie auch noch regelmäßig ihre Loki & Sigyn Rollenspiele abgezogen und in vollem Umfang genossen, aber davon war seit der Geburt von Morgan nichts mal mehr etwas zu erahnen.
Ja es hatte sich wieder mehr ins Positive verändert, seit Ju gemerkt hat, dass sie so nicht weitermachen kann, aber Tom fehlte die Leidenschaft, die sie umgeben hatte, die Leichtigkeit. Natürlich waren sie nun eine Familie und das war immer anders, gerade am Anfang, wenn man hineinwächst, aber sie fehlte ihm einfach zu sehr.
Das sie oft müde war und keine Lust auf ihn hatte, war okay für ihn, so erging es ihm ja auch hin und wieder, aber dass sie über Stunden im Tonstudio war und selbst sang oder Sam singen ließ, dass sie am Laptop saß und koordinierte, Events ausmachte und ihre Charity Sache plante und Stars sammelte, das war nur in Maßen in Ordnung.
Denn sie verlor den Blick auf ihr Leben und ihre Ehe, die man nun mal nicht alleine führte.
Das er sie noch wie am ersten Tag liebte, stand für ihn fest und er würde noch viel mehr zurückstecken, aber trotz allem litt er im Moment ein wenig darunter, dass sie Scheuklappen trug. Ju beobachtete Tom ebenfalls, wenn sie auf die Uhr gesehen hatte. Sie machte sich gerade Sorgen um Ceci, die sich nicht gemeldet hatte, obwohl Rückreisetag war.
Und dann saß da ihr Mann, halbnackt und sah unzufrieden aus. Innerlich zerrissen versuchte sie dennoch den Song zu beenden. So viel Arbeit lag vor ihr, wenn sie im Sommer die großen Charity Konzerte im Wembley Stadion und in Deutschland machen wollte. So viele Stars, die sie angeschrieben hatte, denen sie Songaufnahmen schickte, mit denen sie absprach, was geplant war und was gesungen werden sollte. Manager mit denen sie sich Stritt, Termine, die sie verschieben und umlegen musste, Flüge, die sie buchen und Aufträge die sie Organisieren und koordinieren musste.
Für sich, das Projekt, Sam und Cecilie und eben auch für Tom!
Vieles hatte sie seinem Manager abgenommen, da er in dem Jahr, in dem er pausierte, nur ganz bestimmte Sachen annahm und die wollte Ju zusagen oder eben auch nicht. Dabei vergaß sie sich selbst, wie sie bereits festgestellt hatte und been auch ihn! Ihren über alles geliebten Ehemann! Gott wie hasste sie sich dafür. Tom war ihr Traummann, der Mann, der um sie gekämpft hatte und nun hatte sie ihn nur noch als Partner und Vater behandelt.
Toms Blick ging gerade in dem Moment zu Ju, als diese ihn ansah. Ihre Blicke trafen sich und jeder konnte in den Augen des anderen sehen, dass sie darunter litten, dass sie sich doch so sehr liebten und vermissten.
Kein Wort kam mehr aus Ju. Tränen füllten ihren Blick. Langsam zog sie die Kopfhörer aus, hängte sie auf den Bügel und schaltete alles aus, auf dem Weg aus dem Mini Studio. „Es tut mir so leid!“, schluchzte sie, als sie die Tür zum Raum geöffnet und Tom angesehen hatte. Tom öffnete seine Arme, sagte nichts und fing Ju auf, die sich eilig hineinstürzte.
„Eltern sein muss gelernt werden!“, flüsterte er ihr auf den Kopf. „Und Mama Manager zu sein erst recht!“
Ju krabbelte auf seinen Schoß und wickelte sich eng um seinen Körper.
„Ich bin trotzdem so ein Idiot! Ich brauche Hilfe, dringend! Ich will dich nicht verlieren nur um andere Glücklich zu machen!“
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