To the top (of your heart)
von xoxokarmaxoxo
Kurzbeschreibung
Kazuko Sawamura besucht die Karasuno Oberschule nun seit zwei Jahren. Während sie als Nebenaktivität dem Schulchor beiwohnt, ist ihr Bruder der Kapitän der Volleyballmannschaft. In ihrer Freizeit unterstützt sie sowohl ihn, als auch Kiyoko - die Managerin - mit dem Ausbau der Mannschaft in jedweder Richtung. Als dann jedoch ein Tag in der Mitte des zweiten Jahres auf dem Plan steht, fasst sie endlich den Mut ihrem Schwarm ihre Liebe zu gestehen. Sugawara Koshi - der beste Freund ihres Bruders. Unerwartet kommt dieser ihr jedoch zuvor und zerschlägt ihre Aussicht auf eine Annäherung direkt in zwei. Ob dies jedoch eine ehrliche Entscheidung seinerseits war? Mit dem Plan „Sugawara“ stürzt sie sich also in die Mission, ihren Kindheitsschwarm für sich zu gewinnen mit dem gut bewährten Mittel der Eifersucht.
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Kozume Kenma
Nishinoya Yuu
Oikawa Tooru
Sawamura Daichi
Sugawara Koushi
Ushijima Wakatoshi
23.10.2020
24.12.2020
67
150.338
45
Alle Kapitel
155 Reviews
155 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
2 Reviews
20.12.2020
1.930
Mit noch immer einem Haufen Adrenalin in meinen Adern, steckte ich meine Hände tief in meine Taschen, nachdem ich mein geliehenes T-Shirt noch einmal gerade rückte. Danach drehte ich mich von dem Spielfeld weg und schaute auf die beiden Dödel hinter mir, die sich auch erhoben von ihren Sitzen. Ich grinste breit. Was sie sich wohl dachten? Ob sie nun endlich bemerken, dass wir nicht zu unterschätzen waren? Das ich nie zu unterschätzen gewesen war? Deshalb tat ich auch das, was ich tat. Mit meinem Kopf winkte ich die beiden voran, setzte mich dann selbst in Bewegung und landete, wie vor einigen Monaten zwischen ihnen.
Wir blieben still, wie wir nebeneinander die Treppen in die Lobby herunter liefen, durch die Gänge schlichen und dann schlussendlich an einem der großen Ausgänge stehen blieben. Die ganzen Fans um uns herum strömten schon durch die Türen in die Freiheit, wir jedoch blieben uns gegenüber stehen. Ich musste etwas lachen, wie ich über alle vergangenen Situationen nachdachte, die dieser hier glichen. Ich wagte zu bezweifeln, diese beiden je wieder loszuwerden. Zumindest auf Dauer.
„Ob das jetzt der Abschied ist? Ich glaube es nicht“, ich schüttelte spielerisch den Kopf und stellte mich etwas bequemer auf meine beiden Beine. Die Jungs wussten daraufhin wenig zu entgegnen, doch das war okay. Letzten Endes wollte ich mich sowieso nur verabschieden.
„Irgendwann werden wir uns bestimmt wiedersehen, aber aufbald sicher nicht. Da bin ich mir dieses Mal schon ziemlich sicher“, murmelte ich, doch Iwaizumi schien nicht genau zu verstehen. Und im Gegensatz zu ihm ergriff Tōru jedoch das Wort.
„Was lässt dich so sicher sein?“, mein Blick musterte den Jungen vor mir. Seine blaue Jacke und diese Brille standen ihm wirklich ausgezeichnet. Ich ich war sicherlich noch immer sauer auf ihn, aber ich könnte mich jetzt mein Leben lang darüber aufregen, oder es einfach unterlassen. Ein Mal sollte ich mich damit nicht beschäftigen. Das war doch auch das, was ich versuchte Ushijima immer wieder zu sagen.
„Ich hab das so im Gefühl“, ich drehte mich langsam um und winkte den nun beiden ab, „bis in einem späteren Leben.“
Aber bevor man mich wirklich komplett gehen ließ, umgriff noch schnell eine zittrige Hand mein warmes Handgelenk und zog mich direkt in eine tiefe Umarmung hinein. Dass ich Tōru da noch stehen sehen konnte, musste bedeuten ich lag in Hajimes zittrigen Armen. Meine angespannten Muskeln erschlafften und mein Herz konnte nicht anders, als ihn doch zurück in den Arm zu schliessen. Ich war zu gut für diese Welt. Und vielleicht auch nicht, denn letzten Endes konnten Dinge doch immer aus verschiedenen Sichtweisen gut und schlecht sein.
Wir konnten beide nichts sagen, wussten nicht was in diesem Moment angebracht gewesen wäre. Was mich jedoch dem Herztod nahe brachte war, wie Iwaizumi sich wortlos von mir wandte, sein Gesicht vor mir versteckte und dann von dannen zog. Einfach so kehrte er mir den Rücken zu und ich sah ihn in der Menge verschwinden. So, wie es sich bei ihm anfühlte, wohl auch für immer.
Aber der Kerl war ja auch noch da, stand nur angewurzelt auf Ort und Stelle und schaute mich stillschweigend an. Was sollte ich dazu noch groß sagen, außer: „Was? Willst auch auf Wiedersehen sagen oder einfach gehen? Es steht dir frei.“
Wir nahmen uns gegenseitig in den Arm. Es fühlte sich nicht richtig und auch nicht falsch an. Vielleicht war Tōru noch immer nicht ganz über den Berg. Ich konnte nicht sagen, was das alles zwischen uns war, aber eine Pause würde dem Ganzen guttun. Da war ich mir sicher. Auch, wenn Oikawa mich nicht loslassen konnte oder wollte. Ich wusste es nicht. Er sagte es mir auch nie.
Er wollte etwas sagen und ich wollte ihm zuhören. Vermutlich schloss er jedoch wieder den Mund, weil ich ihm sagte, er solle nie wieder etwas zu mir sagen. Vielleicht war das nicht richtig. Vielleicht würde ich jetzt unwissend sterben müssen. Egal, wir trennten uns doch voneinander und nach einigen weiteren Sekunden des Starrens, zog ich mich langsam zurück.
„Kazuko“, Tōru bekam nur noch einen Blick über meine Schulter, „versprichst du, dass wir uns irgendwann wiedersehen?“
Ich lachte. War es ihm so wichtig gewesen, sich zu entschuldigen? Auch das wollte ich so gerne wissen, aber was soll’s. Manche Dinge waren bestimmt dazu geteilt zu werden, andere eben nicht. Ich glaubte an Schicksal und ich glaube am mein Herz, was mich durchs Leben führen würde – irgendwie und irgendwann mal zielstrebiger. Wenn auch nicht ganz so einfach, wie ich es mir manchmal wünschte.
„Ich verspreche nichts mehr. Wenn, dann liegt es an dir. Bis dahin, lass‘ dich nicht von deinen Verehrerinnen erwürgen“, ich zog ab. Ließ Tōru in der Menge stehen und tatsächlich war es das letzte mal, das ich ihn sah. Zumindest hier.
Mein Körper fühlte sich leichter an und während die Menschen an mir in die komplett andere Richtung zogen, ging ich gegen dem Strom. Denn ich wollte zu meinen Jungs. Und da kamen sie auch schon. Allesamt verschwitzt, einige mehr demoliert, als die anderen aber alle gleich viel am schnaufen. Ich fiel meinem Bruder sofort in die Arme und wollte heulen vor Freude. Sie hatten es geschafft. Der Traum war nicht länger ein Traum, sondern endlich Wirklichkeit. Von dem Moment an, wo ich Wakatoshi das erste Mal in einer Zeitschrift sah bis hier hin war so viel passiert. So viel worauf ich stolz sein konnte.
„Ich bin so stolz auf dich. Das habt ihr wunderbar gemeistert“, während ich Daichi ans Herz flüsterte, drehte ich meinen Kopf und schaute direkt in Sugawara Gesicht. Ja. Auch er hatte es toll gemacht. Doch vielleicht würde er endlich verstehen, nach diesem erreichten Traum, dass es mein Wunsch war, mich ordentlich mit ihm zu unterhalten.
„Danke, Schwesterherz“, Daichi lachte breit, drückte sich dann jedoch von mir weg und sprach zu seiner Runde, „es geht essen! Das haben wir uns auch redlich verdient!“
Die ganze Runde war geschafft und komplett ausgelaugt. Natürlich, ich fühlte mich ebenso kaum noch überlebensfähig, aber alle Anstrengungen hatten sich gelohnt. Und wie sie alle so an mir vorbeizogen, direkt auf dem Weg zum Mannschaftsbus, da konnte ich nicht anders, als unkontrolliert nach einem bestimmten Handgelenk zu langen. Ich erinnerte mich an die letzten Wochen und daran, wie Ushijima für mich auf den Rummel gegangen war. Wie er seine Eigenarten für mich überwunden hatte und wie ich nicht über meine Schatten springen und mit ihm in das Geisterhaus kommen konnte. Nun aber, da wollte ich mutiger sein. Ich wollte mich meiner Angst stellen. Und das fing direkt damit an, wie ich dem kleinen Jungen tief in seine Augen schaute. Das hier war mein eigenes Geisterhaus.
Sofort stellte ich mich etwas bequemer hin, auch wenn meine Gliedmaßen ziemlich zitterten. Vorsichtig drehte ich Nishinoyas Unterarme in meine Richtung und strich sachte mit meinen Daumen darüber hinweg. Sie pulsierten ziemlich doll und hatten auch bereits minimale blaue Flecken gebildete. Diese Bälle von Ushiwaka waren echte Geschosse. Das konnte ich hieran jetzt noch besser erkennen.
„Tuen sie weh?“, wollte ich wissen und Noya nahm mir vorsichtig seine beiden Arme aus den Händen. Er schien nicht begeistert, ich konnte das verstehen. Vermutlich gab er mir deswegen auch keine Antwort, sondern blieb einfach still vor mir stehen. Ich biss mir auf die Zunge.
„Können wir … uns unterhalten?“, fügte ich noch hinzu und hoffte, dass Noya es besser als ich machen würde. Dass er mich nicht einfach hängen ließ, sondern wir wirklich reden konnten. Nishinoyas Blick ging den anderen hinterher, aber dann zum Glück wieder zu mir zurück. Ich war direkt etwas erleichtert.
„Nein“, so trocken, wie Noya das sagte, bildete sich mir auf der Stelle Angstschweiß auf der Stirn – meine Panik wurde mir angesehen, „siehst du, wie Kacke das ist? Du hast mich unglaublich hängen lassen. Eigentlich sollte ich dich aus meiner Welt streichen.“
Mein Herz wurde durchstochen mit mehreren kleinen Nadeln, aber ich verstand ja. Ich hatte gehofft, dass die Zeit, in der ich mich nicht mit Noya beschäftigen würde, einfach seine Gefühle wegwischen würde. Dass das jedoch die falsche Entscheidung gewesen war, hätte ich deutlich früher mitbekommen müssen. Ich hatte versucht meine Augen vor der Wahrheit zu verschließen.
„Ja, das ist mir bewusst. Und … wenn du das wirklich willst, dann steht dir das frei. Ich möchte dir nur einmal meine Sichtweise erklären … wenn du mich lässt“, stammelte ich leise, versuchte jedoch mich zusammenzureißen. Yuu sagte dazu nichts, riss seine Augen daraufhin nur weiter auf, als Zeichen, ich sollte einfach loslegen und er würde urteilen, ob er sich das Geschwafel weiter anhören würde. Angespannt holte ich tief Luft.
„Mein Benehmen war falsch. Ich hatte gehofft, wenn ich dich ignoriere, wirst du mich vergessen und keine Gefühle mehr für mich hegen. Das war das schlimmste, was ich dir antun konnte und das tut mir unsagbar leid. Du warst immer ein toller Freund und ich habe unsere ganze Beziehung mit Füßen getreten. Du verdienst das beste der Welt und ich war es nicht und bin es nie gewesen. Vielleicht kannst du mir irgendwann vergeben und wir werden wieder Freunde“, beichtete ich und schüttete Noya mein ganzes Herz aus. Ich wäre ihm nicht sauer, wenn er es einfach abnicken und folglich gehen würde. Ich hatte ihm weh getan, dieser Fakt war unausweichlich. Deshalb würde ich jede seiner Entscheidungen akzeptieren und mit den Konsequenzen leben.
„Dass das definitiv ein falscher Ansatz war, hast du anscheinend endlich begriffen, schön. Ich war echt verzweifelt. Du hast mich von einem Tag auf dem anderen einfach so beiseite gekickt. Ich habe mich wirklich machtlos gefühlt“, ich schluckte tief. Endlich zu wissen, wie es Noya wirklich damit ging, das machte mich doch irgendwie mehr fertig, als ich vorher erwartet hatte.
„Ich habe dich noch immer sehr gerne – deine Taktik hat nichts gebracht, aber ich denke nicht, dass du die eine bist. Irgendwann werden die Gefühle verschwinden und wenn nicht, dann stehe ich in drei Jahren wieder vor deiner Tür“, Yuu zog ein kleines Lächeln. War er mir nun noch sauer oder … oder würde tatsächlich wieder alles gut werden zwischen uns? Irgendwann, wenn auch ich mich nicht mehr schlecht fühlte?
„Autsch, das will echt kein Mädchen hören“, scherzte ich und stellte spielerisch nach, wie ich mir ein unsichtbares Schwert in den Bauch rammte. Noya konnte nur mit einem Lachen den Kopf schütteln.
„Jetzt sind wir aber wirklich quitt. Keine Überraschungen mehr“, Noya stieß mich mit seiner Schulter an und ich wurde hellhöriger. Meinte er das etwa ernst? Wollte er mich nicht bis zu meinem Sterbebett hängen lassen? Yuu trat den Weg zum Bus an, doch ich war fast wie festgeklebt. Ich konnte diesen Satz irgendwie nicht verarbeiten. Ich hatte Angst, er wäre nicht so gemeint, wie ich es mir wünschte.
„Ist das dein erst? Du … nimmst meine Entschuldigung an?“, Nishinoya blieb stehen, seine Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben. Ein zartes Schmunzeln auf seinen Lippen und seine Augen schrieen nach einer Ehrlichkeit, die ich selten gesehen hatte. Mein Herz machte einen Satz.
„Wenn du nicht gleich mitkommst, dann überleg ich es mir vielleicht nochmal. Ich hab‘ nämlich echt Hunger“, wir schenkten uns gegenseitig einen Lacher, bevor ich meine Beine in die Hand nahm und zu Yuu aufschloss.
Ich hätte mir in dieser Situation wohl nicht vergeben und mir selbst vergab ich in diesem Moment auch noch nicht. Es würde dauern, bis ich Yuu wieder ansehen konnte, ohne daran zu denken, wie ich ihn fühlen ließ. Dass er mir jedoch die Chance gab, es besser zu machen, dass ließ mich leichter atmen. Und mit Sicherheit würden wir irgendwann wieder beste Freunde werden. Denn wir liebten es einfach, unsere Umwelt gemeinsam auf den Kopf zu stellen.
Wir blieben still, wie wir nebeneinander die Treppen in die Lobby herunter liefen, durch die Gänge schlichen und dann schlussendlich an einem der großen Ausgänge stehen blieben. Die ganzen Fans um uns herum strömten schon durch die Türen in die Freiheit, wir jedoch blieben uns gegenüber stehen. Ich musste etwas lachen, wie ich über alle vergangenen Situationen nachdachte, die dieser hier glichen. Ich wagte zu bezweifeln, diese beiden je wieder loszuwerden. Zumindest auf Dauer.
„Ob das jetzt der Abschied ist? Ich glaube es nicht“, ich schüttelte spielerisch den Kopf und stellte mich etwas bequemer auf meine beiden Beine. Die Jungs wussten daraufhin wenig zu entgegnen, doch das war okay. Letzten Endes wollte ich mich sowieso nur verabschieden.
„Irgendwann werden wir uns bestimmt wiedersehen, aber aufbald sicher nicht. Da bin ich mir dieses Mal schon ziemlich sicher“, murmelte ich, doch Iwaizumi schien nicht genau zu verstehen. Und im Gegensatz zu ihm ergriff Tōru jedoch das Wort.
„Was lässt dich so sicher sein?“, mein Blick musterte den Jungen vor mir. Seine blaue Jacke und diese Brille standen ihm wirklich ausgezeichnet. Ich ich war sicherlich noch immer sauer auf ihn, aber ich könnte mich jetzt mein Leben lang darüber aufregen, oder es einfach unterlassen. Ein Mal sollte ich mich damit nicht beschäftigen. Das war doch auch das, was ich versuchte Ushijima immer wieder zu sagen.
„Ich hab das so im Gefühl“, ich drehte mich langsam um und winkte den nun beiden ab, „bis in einem späteren Leben.“
Aber bevor man mich wirklich komplett gehen ließ, umgriff noch schnell eine zittrige Hand mein warmes Handgelenk und zog mich direkt in eine tiefe Umarmung hinein. Dass ich Tōru da noch stehen sehen konnte, musste bedeuten ich lag in Hajimes zittrigen Armen. Meine angespannten Muskeln erschlafften und mein Herz konnte nicht anders, als ihn doch zurück in den Arm zu schliessen. Ich war zu gut für diese Welt. Und vielleicht auch nicht, denn letzten Endes konnten Dinge doch immer aus verschiedenen Sichtweisen gut und schlecht sein.
Wir konnten beide nichts sagen, wussten nicht was in diesem Moment angebracht gewesen wäre. Was mich jedoch dem Herztod nahe brachte war, wie Iwaizumi sich wortlos von mir wandte, sein Gesicht vor mir versteckte und dann von dannen zog. Einfach so kehrte er mir den Rücken zu und ich sah ihn in der Menge verschwinden. So, wie es sich bei ihm anfühlte, wohl auch für immer.
Aber der Kerl war ja auch noch da, stand nur angewurzelt auf Ort und Stelle und schaute mich stillschweigend an. Was sollte ich dazu noch groß sagen, außer: „Was? Willst auch auf Wiedersehen sagen oder einfach gehen? Es steht dir frei.“
Wir nahmen uns gegenseitig in den Arm. Es fühlte sich nicht richtig und auch nicht falsch an. Vielleicht war Tōru noch immer nicht ganz über den Berg. Ich konnte nicht sagen, was das alles zwischen uns war, aber eine Pause würde dem Ganzen guttun. Da war ich mir sicher. Auch, wenn Oikawa mich nicht loslassen konnte oder wollte. Ich wusste es nicht. Er sagte es mir auch nie.
Er wollte etwas sagen und ich wollte ihm zuhören. Vermutlich schloss er jedoch wieder den Mund, weil ich ihm sagte, er solle nie wieder etwas zu mir sagen. Vielleicht war das nicht richtig. Vielleicht würde ich jetzt unwissend sterben müssen. Egal, wir trennten uns doch voneinander und nach einigen weiteren Sekunden des Starrens, zog ich mich langsam zurück.
„Kazuko“, Tōru bekam nur noch einen Blick über meine Schulter, „versprichst du, dass wir uns irgendwann wiedersehen?“
Ich lachte. War es ihm so wichtig gewesen, sich zu entschuldigen? Auch das wollte ich so gerne wissen, aber was soll’s. Manche Dinge waren bestimmt dazu geteilt zu werden, andere eben nicht. Ich glaubte an Schicksal und ich glaube am mein Herz, was mich durchs Leben führen würde – irgendwie und irgendwann mal zielstrebiger. Wenn auch nicht ganz so einfach, wie ich es mir manchmal wünschte.
„Ich verspreche nichts mehr. Wenn, dann liegt es an dir. Bis dahin, lass‘ dich nicht von deinen Verehrerinnen erwürgen“, ich zog ab. Ließ Tōru in der Menge stehen und tatsächlich war es das letzte mal, das ich ihn sah. Zumindest hier.
Mein Körper fühlte sich leichter an und während die Menschen an mir in die komplett andere Richtung zogen, ging ich gegen dem Strom. Denn ich wollte zu meinen Jungs. Und da kamen sie auch schon. Allesamt verschwitzt, einige mehr demoliert, als die anderen aber alle gleich viel am schnaufen. Ich fiel meinem Bruder sofort in die Arme und wollte heulen vor Freude. Sie hatten es geschafft. Der Traum war nicht länger ein Traum, sondern endlich Wirklichkeit. Von dem Moment an, wo ich Wakatoshi das erste Mal in einer Zeitschrift sah bis hier hin war so viel passiert. So viel worauf ich stolz sein konnte.
„Ich bin so stolz auf dich. Das habt ihr wunderbar gemeistert“, während ich Daichi ans Herz flüsterte, drehte ich meinen Kopf und schaute direkt in Sugawara Gesicht. Ja. Auch er hatte es toll gemacht. Doch vielleicht würde er endlich verstehen, nach diesem erreichten Traum, dass es mein Wunsch war, mich ordentlich mit ihm zu unterhalten.
„Danke, Schwesterherz“, Daichi lachte breit, drückte sich dann jedoch von mir weg und sprach zu seiner Runde, „es geht essen! Das haben wir uns auch redlich verdient!“
Die ganze Runde war geschafft und komplett ausgelaugt. Natürlich, ich fühlte mich ebenso kaum noch überlebensfähig, aber alle Anstrengungen hatten sich gelohnt. Und wie sie alle so an mir vorbeizogen, direkt auf dem Weg zum Mannschaftsbus, da konnte ich nicht anders, als unkontrolliert nach einem bestimmten Handgelenk zu langen. Ich erinnerte mich an die letzten Wochen und daran, wie Ushijima für mich auf den Rummel gegangen war. Wie er seine Eigenarten für mich überwunden hatte und wie ich nicht über meine Schatten springen und mit ihm in das Geisterhaus kommen konnte. Nun aber, da wollte ich mutiger sein. Ich wollte mich meiner Angst stellen. Und das fing direkt damit an, wie ich dem kleinen Jungen tief in seine Augen schaute. Das hier war mein eigenes Geisterhaus.
Sofort stellte ich mich etwas bequemer hin, auch wenn meine Gliedmaßen ziemlich zitterten. Vorsichtig drehte ich Nishinoyas Unterarme in meine Richtung und strich sachte mit meinen Daumen darüber hinweg. Sie pulsierten ziemlich doll und hatten auch bereits minimale blaue Flecken gebildete. Diese Bälle von Ushiwaka waren echte Geschosse. Das konnte ich hieran jetzt noch besser erkennen.
„Tuen sie weh?“, wollte ich wissen und Noya nahm mir vorsichtig seine beiden Arme aus den Händen. Er schien nicht begeistert, ich konnte das verstehen. Vermutlich gab er mir deswegen auch keine Antwort, sondern blieb einfach still vor mir stehen. Ich biss mir auf die Zunge.
„Können wir … uns unterhalten?“, fügte ich noch hinzu und hoffte, dass Noya es besser als ich machen würde. Dass er mich nicht einfach hängen ließ, sondern wir wirklich reden konnten. Nishinoyas Blick ging den anderen hinterher, aber dann zum Glück wieder zu mir zurück. Ich war direkt etwas erleichtert.
„Nein“, so trocken, wie Noya das sagte, bildete sich mir auf der Stelle Angstschweiß auf der Stirn – meine Panik wurde mir angesehen, „siehst du, wie Kacke das ist? Du hast mich unglaublich hängen lassen. Eigentlich sollte ich dich aus meiner Welt streichen.“
Mein Herz wurde durchstochen mit mehreren kleinen Nadeln, aber ich verstand ja. Ich hatte gehofft, dass die Zeit, in der ich mich nicht mit Noya beschäftigen würde, einfach seine Gefühle wegwischen würde. Dass das jedoch die falsche Entscheidung gewesen war, hätte ich deutlich früher mitbekommen müssen. Ich hatte versucht meine Augen vor der Wahrheit zu verschließen.
„Ja, das ist mir bewusst. Und … wenn du das wirklich willst, dann steht dir das frei. Ich möchte dir nur einmal meine Sichtweise erklären … wenn du mich lässt“, stammelte ich leise, versuchte jedoch mich zusammenzureißen. Yuu sagte dazu nichts, riss seine Augen daraufhin nur weiter auf, als Zeichen, ich sollte einfach loslegen und er würde urteilen, ob er sich das Geschwafel weiter anhören würde. Angespannt holte ich tief Luft.
„Mein Benehmen war falsch. Ich hatte gehofft, wenn ich dich ignoriere, wirst du mich vergessen und keine Gefühle mehr für mich hegen. Das war das schlimmste, was ich dir antun konnte und das tut mir unsagbar leid. Du warst immer ein toller Freund und ich habe unsere ganze Beziehung mit Füßen getreten. Du verdienst das beste der Welt und ich war es nicht und bin es nie gewesen. Vielleicht kannst du mir irgendwann vergeben und wir werden wieder Freunde“, beichtete ich und schüttete Noya mein ganzes Herz aus. Ich wäre ihm nicht sauer, wenn er es einfach abnicken und folglich gehen würde. Ich hatte ihm weh getan, dieser Fakt war unausweichlich. Deshalb würde ich jede seiner Entscheidungen akzeptieren und mit den Konsequenzen leben.
„Dass das definitiv ein falscher Ansatz war, hast du anscheinend endlich begriffen, schön. Ich war echt verzweifelt. Du hast mich von einem Tag auf dem anderen einfach so beiseite gekickt. Ich habe mich wirklich machtlos gefühlt“, ich schluckte tief. Endlich zu wissen, wie es Noya wirklich damit ging, das machte mich doch irgendwie mehr fertig, als ich vorher erwartet hatte.
„Ich habe dich noch immer sehr gerne – deine Taktik hat nichts gebracht, aber ich denke nicht, dass du die eine bist. Irgendwann werden die Gefühle verschwinden und wenn nicht, dann stehe ich in drei Jahren wieder vor deiner Tür“, Yuu zog ein kleines Lächeln. War er mir nun noch sauer oder … oder würde tatsächlich wieder alles gut werden zwischen uns? Irgendwann, wenn auch ich mich nicht mehr schlecht fühlte?
„Autsch, das will echt kein Mädchen hören“, scherzte ich und stellte spielerisch nach, wie ich mir ein unsichtbares Schwert in den Bauch rammte. Noya konnte nur mit einem Lachen den Kopf schütteln.
„Jetzt sind wir aber wirklich quitt. Keine Überraschungen mehr“, Noya stieß mich mit seiner Schulter an und ich wurde hellhöriger. Meinte er das etwa ernst? Wollte er mich nicht bis zu meinem Sterbebett hängen lassen? Yuu trat den Weg zum Bus an, doch ich war fast wie festgeklebt. Ich konnte diesen Satz irgendwie nicht verarbeiten. Ich hatte Angst, er wäre nicht so gemeint, wie ich es mir wünschte.
„Ist das dein erst? Du … nimmst meine Entschuldigung an?“, Nishinoya blieb stehen, seine Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben. Ein zartes Schmunzeln auf seinen Lippen und seine Augen schrieen nach einer Ehrlichkeit, die ich selten gesehen hatte. Mein Herz machte einen Satz.
„Wenn du nicht gleich mitkommst, dann überleg ich es mir vielleicht nochmal. Ich hab‘ nämlich echt Hunger“, wir schenkten uns gegenseitig einen Lacher, bevor ich meine Beine in die Hand nahm und zu Yuu aufschloss.
Ich hätte mir in dieser Situation wohl nicht vergeben und mir selbst vergab ich in diesem Moment auch noch nicht. Es würde dauern, bis ich Yuu wieder ansehen konnte, ohne daran zu denken, wie ich ihn fühlen ließ. Dass er mir jedoch die Chance gab, es besser zu machen, dass ließ mich leichter atmen. Und mit Sicherheit würden wir irgendwann wieder beste Freunde werden. Denn wir liebten es einfach, unsere Umwelt gemeinsam auf den Kopf zu stellen.