To the top (of your heart)
von xoxokarmaxoxo
Kurzbeschreibung
Kazuko Sawamura besucht die Karasuno Oberschule nun seit zwei Jahren. Während sie als Nebenaktivität dem Schulchor beiwohnt, ist ihr Bruder der Kapitän der Volleyballmannschaft. In ihrer Freizeit unterstützt sie sowohl ihn, als auch Kiyoko - die Managerin - mit dem Ausbau der Mannschaft in jedweder Richtung. Als dann jedoch ein Tag in der Mitte des zweiten Jahres auf dem Plan steht, fasst sie endlich den Mut ihrem Schwarm ihre Liebe zu gestehen. Sugawara Koshi - der beste Freund ihres Bruders. Unerwartet kommt dieser ihr jedoch zuvor und zerschlägt ihre Aussicht auf eine Annäherung direkt in zwei. Ob dies jedoch eine ehrliche Entscheidung seinerseits war? Mit dem Plan „Sugawara“ stürzt sie sich also in die Mission, ihren Kindheitsschwarm für sich zu gewinnen mit dem gut bewährten Mittel der Eifersucht.
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Kozume Kenma
Nishinoya Yuu
Oikawa Tooru
Sawamura Daichi
Sugawara Koushi
Ushijima Wakatoshi
23.10.2020
24.12.2020
67
150.338
45
Alle Kapitel
155 Reviews
155 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
2 Reviews
02.11.2020
1.864
„Heute gar nicht mit Noya unterwegs?“, wollte Daichi wissen und ich konnte fast sehen, wie Sugawara die Ohren spitze. Ich hätte gerne gewusst, ob Koshi schon Vorahnungen hatte. Aber er war immer noch mehr als schwer zu lesen. Ob sich das auch noch ändern würde, da war ich mir nicht wirklich sicher.
„Nein, es ist schon ziemlich spät. Außerdem hättest du mich um diese Uhrzeit eh nicht gehen lassen!“, beschwerte ich mich spaßeshalber und biss von meinem Nikuman ab. Auch Daichi stimmte mit in das Gelächter ein und Suga quetschte sich ebenso einen kleinen Lacher aus sich heraus.
„Aber es war doch lustig, oder nicht? Du hast dich doch ziemlich gut geschlagen“, Daichi lachte sich ins Fäustchen und es dämmerte mir allmählich. Dieser blöde Arsch von Bruder. Manchmal war er doch noch ein Kind – ein kleines nerviges Kind.
Ich schuppste Daichi leicht zu Seite: „Das warst du! Du hast dem Kerl das aufgetragen! Wer war das überhaupt? Ich hab das Gefühl, ich hätte drei Wochen verpasst.“
Daichi kam kaum aus seinem Lachen heraus, riss sich dennoch schnell zusammen und antwortete mir dann: „Das ist Trainer Ukais Enkel. Herr Takeda hat es hinbekommen, dass wir nicht nur ins Trainingscamp zur Goldenen Woche fahren können, sondern dass Trainer Ukai uns währenddessen auch trainieren wird.“
Es kam mir wirklich so vor, als hätte ich drei Wochen einen Dornröschenschlaf gehalten. Da war man mal drei Stunden nicht da und schon hat sich der ganze Volleyballclub erneut gewandelt. Aber ich freute mich für sie, dass es nach dem letzten stillen Jahr endlich wieder los ging und sie richtig trainieren konnten. Auch, wenn die Zukunft weiterhin ziemlich ungewiss blieb. Aber das war sie wohl überall.
„Lässt du mich hier? Alleine meine ich?“, dass unsere Eltern kaum da waren, das war kein Geheimnis. Denn neben der Arbeit, die sie immer wieder in die Ecken dieses Landes trieb, litt auch ihre Beziehung ganz schön darunter. Es war nicht leicht, aber Daichi versuchte somit immer alles zu regeln. Dass er nun wegfahren würde, ließ mich jedoch etwas blöd dastehen.
Daichi schaute mich von der Seite an mit einem getrübten Blick. Ich wusste nicht genau, wie ich mich fühlen sollte, denn auch wenn viele es in meinem Altern wohl gutheißen würden, hätten sie sturmfrei, so schauderte es mir davor, in diesem großen Haus alleine zu sein und vor allem täglich in der Dunkelheit alleine nach Hause zu laufen. Ich bekam eine ekelhafte Gänsehaut auf meinem ganzen Körper.
„Weißt du, es fiel mir echt schwer“, während Daichi so schwerfällig sprach, ging ich schon einmal alle Möglichkeiten durch, wie ich überleben sollte, wenn mein Bruder mich einfach so zurückließ, „deine Lehrer und den Konrektor zu überzeugen, dich mitzunehmen.“
Während Daichi das so sagte, mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, wusste ich kaum wohin mit meiner unbändigen Freude. Aber mein Bruder unterbrach mich schnell, bevor ich überhaupt wie ein Flummi durch die Gegend hüpfen konnte: „Du musst allerdings zwei Workbooks bearbeiten und folglich abgeben, also weiß ich nicht, ob sich das für dich wirklich gelohnt hat.“
Es war mir egal, wie viel Schule ich machen musste oder ob ich jeden Tag das Klassenzimmer putzen sollte – solange Daichi mich nicht alleine zurück ließ und ich die Jungs spielen sehen konnte.
Bevor wir den Weg jedoch zielstrebig wieder antraten, wandte Daichi sich noch ein letztes Mal an mich: „Ich kann dir jedoch nicht garantieren, dass das immer so sein wird. Du hast ziemlich gute Noten, deshalb wurde mal ein Auge zugedrückt für die paar Tage. Aber eventuell solltest du dir überlegen, deinen Club zu wechseln. Nicht gerade einfach, aber auch nicht unmöglich.“
Ich antwortete Daichi lediglich mit einem kurzen Lächeln darauf, bevor wir uns drei weiter aufmachten nach Hause, denn ich wusste nicht genau, was ich auf diesen Vorschlag antworten soll. Eigentlich mochte ich meinen Kurs. Der Chor war cool, die Leute dort waren nett und ich hing nicht ständig mit meinem Bruder ab und gab ihm gleichzeitig selbst die Freiheit, ohne mich mit seinen Freunden zu agieren. Es würde mir wohl nicht einfach fallen, den Club zu wechseln und ich war mir auch noch nicht ganz so sicher, ob ich das so wirklich wollte.
Zu dritt kamen wir nach einem gemütlichen Weg an unserem Gartentor an. Koshi verabschiedete sich sowohl von mir, als auch von Daichi – heute würde er gemeinsam mit seiner Familie zu Hause essen. Das hieß für uns, weniger kochen, aber auch keinen Besuch.
Suga war heute ziemlich leise. Nicht nur auf dem Weg heim wirkte er ständig so, als hinge er mit seinem Kopf in den Wolken – auch beim Training nahm er sich zurück und wirkte deutlich ruhiger. Auch, wenn ich versuchte, mich irgendwie mit ihm zu unterhalten. Koshi hatte es mir heute überhaupt nicht einfach gemacht. Ich hoffte inständig, dass es mit dem voranschreiten des Plans deutlich einfacher werden würde und sich damit alles irgendwie von alleine regelt.
Angekommen, legte ich Schuhe und Jacke ab, während Daichi schon ins Wohnzimmer abbog und nach dem Haustelefon griff. Das tat er nur, wenn er wirklich keinen Bock mehr hatte, heute noch etwas zu kochen. Also wollte er bestellen – meistens Pizza – und ich ging damit konform. Ich rief also noch vom Flur aus, dass ich meine Pizza gerne mit Thunfisch und Sauce Hollandaise belegt haben wollte und setzte mich dann mit meinem Telefon an den Küchentisch und unterhielt mich per Mail etwas mit Kenma. Daichi hörte ich derweil mit dem örtlichen Pizzaservice telefonieren und später gesellte sich auch er zu mir. Mein Bruder erzählte mir noch ein wenig, wie das alles zu dem Camp und dem neuen Trainer gekommen war und dass er sich kaum einkriegen konnte, als Herr Ukai mich wirklich aufs Feld geschickt hatte. Manchmal war auch Daichi noch ein kleines Kind. Wirklich. Ich konnte darüber nicht allzu unbeschwert lachen, sondern schüttelte nur den Kopf.
Als der nette Pizzabote etwa 22 Uhr an unserer Tür klingelte, nahm Daichi unser Essen entgegen, schnitt beide Pizzen in acht mehr oder weniger gleich große Stücke und dann konnten wir nach einem langen Tag auch endlich unser verdientes Abendbrot verspeisen. Mir lief bereits das Wasser im Mund zusammen, da hatte Daichi die Pizzen noch nicht mal richtig ins Haus getragen.
Und so saßen wir da, uns gegenüber und mümmelten gemeinsam an unserem Essen. Es baute sich eine angenehme Ruhe auf. Sowohl ich, als auch Daichi genossen sie, denn nachdem den ganzen Tag über etwas auf uns eingeprasselt war, konnten wir beide ein wenig stille nun wirklich vertragen. Als ich jedoch ungefähr zwei Drittel meiner normalgrossen Pizza aufgefuttert hatte, unterbrach Daichi den ruhigen Geräuschpegel: „Hast du damals etwas von dem Streit mitbekommen? Nach dem Spiel gegen Date Tech?“
Es war fast zu einfach sich an einem Stück des Pizzarandes zu verschlucken, aber ich schaffte es gerade so nicht zu sterben. Dennoch hustete ich unkontrolliert durch die Gegend und lief kurzzeitig rot an, weil ich nicht genau wusste, woher der Wind denn nun wehte.
„Das sagt irgendwie schon alles“, hing Daichi direkt hinten dran, während ich einen Schluck Wasser nahm, um noch einmal nachzuspülen. Erst nachdem ich mich beruhigt hatte konnte ich ihm eine Antwort schenken. Obwohl wir eigentlich gesagt hatten, wir würden kein Wort mehr darüber verlieren. Auch untereinander als Geschwister nicht.
„I-ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich darauf a-antworten soll“, stammelte ich meinem Bruder ins Gesicht und versuchte seinen Blicken auszuweichen, aber er durchbohrte mich, sodass ich einbrach, „Ich habe draußen gesessen. Neben der Tür der Abstellkammer und habe jedes Wort gehört. Es war verletzend.“
Ich erinnerte mich nicht gerne an diesen Tag zurück, denn ab da ging nicht nur mit dem Volleyballclub alles drunten und drüber. Auch war die Stimmung zwischen mir und Daichi und zwischen Daichi und Sugawara angespannt. Es dauerte seine Zeit, bis wir darüber hinweg kamen, uns keine Vorwürfe mehr machten und dass ich irgendwann nicht mehr davon träumte, wie Noya Asahi am Schlafittchen packte und Daichi ihn aufhalten musste. Eine grauenhafte Erinnerung, die ich gerne ausblendete.
„Tut mir leid, dass du dir das anhören musstest“, versuchte Daichi sich für das Verhalten aller in dieser Situation zu entschuldigen, schlug dann jedoch eine ganz andere Richtung mit diesem Gespräch ein, welche ich erwartet hatte, „und du und Noya – habt ihr einfach da angesetzt, wo der Streit zu Ende war?“
Mein Blick ging kurz verwirrt hin und her, denn ich war mir nicht ganz sicher, was ich genau darauf antworten sollte. Dass Daichi mich sowas fragte, das war ungewöhnlich, denn immerhin ging es hier ja für ihn nur um eine Freundschaft. Ich hätte gerne gewusst, ob er schon etwas ahnte, aber ich hielt den Ball erst einmal flach: „Wir hatten persönlich nie große Probleme. Ich wüsste keinen Grund, wieso ich dort mit Noya nicht wieder ansetzen sollte.“
Ich begann mit meinem letzten Stück und schaute Daichi dabei tief in die Augen. Wir konnten uns gut gegenseitig in die Augen sehen. Nicht immer erkannten wir, ob der gegenüber die Wahrheit aussprach, aber es war einfach den Blicken des anderen standzuhalten.
„Ich mein‘ ja nur. Ich kann mich kaum daran erinnern, dass ihr euch so nah wart“, ich biss mir auf die Zunge, denn Daichi kam mir auf die Schliche, deshalb war es wichtig, ihm die falschen Brotkrumen hinzuwerfen und ihn damit folglich auf eine andere Fährte zu schicken.
Schnell schob ich mir das letzte Riesenstück Rand in den Mund, zermalmte es und schluckte es tief und mit viel Mühe runter, bevor ich mich erhob und ihm endlich eine Antwort zukommen ließ: „Ich mag Yuu nunmal. Es ist mir vor dem Streit schon ziemlich wichtig gewesen, aber ein Bruder muss das nicht immer wissen und ich bin mir auch nicht sicher, ob du es damals auch verstanden hättest.“
Daichis Blick erschien mir nachdenklich. Ich hoffte, dass er meine Botschaft ordentlich vernommen und vor allem verstanden hatte. Da er jedoch nich weiter darauf herum ritt, sondern mir lediglich eine gute Nacht wünschte, schien ich mein Ziel irgendwie erreicht zu haben. Ich sagte also ‚Gute Nacht‘ zurück und verschwand folgend nach oben in mein Zimmer.
Ich antwortete Kenma noch einmal auf seine Frage, ob wir uns bald mal länger wiedersehen würden und Kuroo schickte ich einen Lachsmiley auf sein Meme, welches er mir per Mail geschickt hatte. Und bevor ich schlussendlich ins Bett fiel, teilte ich Nishinoya meinen Tagesbericht mit und dass wir uns morgen nach der Schule wieder treffen müssten. Eigentlich die ganze Woche, bis es dann ins Trainingscamp ging. Auch das schrieb ich ihm, dass ich mitkommen würde und uns im Bezug auf den Plan auch dort keine Ruhe gegönnt sein würde. Er nahm es an, sagte das würde alles schon irgendwie klappen und wünschte mir zu gute letzt noch eine gute Nacht und süße Träume. Ich konnte nicht anders, als etwas zu lächeln, während ich ihm ebenso ein niedliches Gute Nacht wünschte.
Es wäre gelogen, würde ich die Zeit mit Noya nicht komplett genießen. Wir taten vieles zusammen und vor allem unsere Lernabende mochte ich gern. So taten wir was für die Schule, ich konnte Noya einiges erklären und er brabbelte mich dafür mit Volleyballregeln zu. Und dazu war es auch noch entspannend. Es war schön und vielleicht würde ich das sogar vermissen, wenn Plan „Sugawara“ in die Tat umgesetzt wurde. Ja, vielleicht.
„Nein, es ist schon ziemlich spät. Außerdem hättest du mich um diese Uhrzeit eh nicht gehen lassen!“, beschwerte ich mich spaßeshalber und biss von meinem Nikuman ab. Auch Daichi stimmte mit in das Gelächter ein und Suga quetschte sich ebenso einen kleinen Lacher aus sich heraus.
„Aber es war doch lustig, oder nicht? Du hast dich doch ziemlich gut geschlagen“, Daichi lachte sich ins Fäustchen und es dämmerte mir allmählich. Dieser blöde Arsch von Bruder. Manchmal war er doch noch ein Kind – ein kleines nerviges Kind.
Ich schuppste Daichi leicht zu Seite: „Das warst du! Du hast dem Kerl das aufgetragen! Wer war das überhaupt? Ich hab das Gefühl, ich hätte drei Wochen verpasst.“
Daichi kam kaum aus seinem Lachen heraus, riss sich dennoch schnell zusammen und antwortete mir dann: „Das ist Trainer Ukais Enkel. Herr Takeda hat es hinbekommen, dass wir nicht nur ins Trainingscamp zur Goldenen Woche fahren können, sondern dass Trainer Ukai uns währenddessen auch trainieren wird.“
Es kam mir wirklich so vor, als hätte ich drei Wochen einen Dornröschenschlaf gehalten. Da war man mal drei Stunden nicht da und schon hat sich der ganze Volleyballclub erneut gewandelt. Aber ich freute mich für sie, dass es nach dem letzten stillen Jahr endlich wieder los ging und sie richtig trainieren konnten. Auch, wenn die Zukunft weiterhin ziemlich ungewiss blieb. Aber das war sie wohl überall.
„Lässt du mich hier? Alleine meine ich?“, dass unsere Eltern kaum da waren, das war kein Geheimnis. Denn neben der Arbeit, die sie immer wieder in die Ecken dieses Landes trieb, litt auch ihre Beziehung ganz schön darunter. Es war nicht leicht, aber Daichi versuchte somit immer alles zu regeln. Dass er nun wegfahren würde, ließ mich jedoch etwas blöd dastehen.
Daichi schaute mich von der Seite an mit einem getrübten Blick. Ich wusste nicht genau, wie ich mich fühlen sollte, denn auch wenn viele es in meinem Altern wohl gutheißen würden, hätten sie sturmfrei, so schauderte es mir davor, in diesem großen Haus alleine zu sein und vor allem täglich in der Dunkelheit alleine nach Hause zu laufen. Ich bekam eine ekelhafte Gänsehaut auf meinem ganzen Körper.
„Weißt du, es fiel mir echt schwer“, während Daichi so schwerfällig sprach, ging ich schon einmal alle Möglichkeiten durch, wie ich überleben sollte, wenn mein Bruder mich einfach so zurückließ, „deine Lehrer und den Konrektor zu überzeugen, dich mitzunehmen.“
Während Daichi das so sagte, mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, wusste ich kaum wohin mit meiner unbändigen Freude. Aber mein Bruder unterbrach mich schnell, bevor ich überhaupt wie ein Flummi durch die Gegend hüpfen konnte: „Du musst allerdings zwei Workbooks bearbeiten und folglich abgeben, also weiß ich nicht, ob sich das für dich wirklich gelohnt hat.“
Es war mir egal, wie viel Schule ich machen musste oder ob ich jeden Tag das Klassenzimmer putzen sollte – solange Daichi mich nicht alleine zurück ließ und ich die Jungs spielen sehen konnte.
Bevor wir den Weg jedoch zielstrebig wieder antraten, wandte Daichi sich noch ein letztes Mal an mich: „Ich kann dir jedoch nicht garantieren, dass das immer so sein wird. Du hast ziemlich gute Noten, deshalb wurde mal ein Auge zugedrückt für die paar Tage. Aber eventuell solltest du dir überlegen, deinen Club zu wechseln. Nicht gerade einfach, aber auch nicht unmöglich.“
Ich antwortete Daichi lediglich mit einem kurzen Lächeln darauf, bevor wir uns drei weiter aufmachten nach Hause, denn ich wusste nicht genau, was ich auf diesen Vorschlag antworten soll. Eigentlich mochte ich meinen Kurs. Der Chor war cool, die Leute dort waren nett und ich hing nicht ständig mit meinem Bruder ab und gab ihm gleichzeitig selbst die Freiheit, ohne mich mit seinen Freunden zu agieren. Es würde mir wohl nicht einfach fallen, den Club zu wechseln und ich war mir auch noch nicht ganz so sicher, ob ich das so wirklich wollte.
Zu dritt kamen wir nach einem gemütlichen Weg an unserem Gartentor an. Koshi verabschiedete sich sowohl von mir, als auch von Daichi – heute würde er gemeinsam mit seiner Familie zu Hause essen. Das hieß für uns, weniger kochen, aber auch keinen Besuch.
Suga war heute ziemlich leise. Nicht nur auf dem Weg heim wirkte er ständig so, als hinge er mit seinem Kopf in den Wolken – auch beim Training nahm er sich zurück und wirkte deutlich ruhiger. Auch, wenn ich versuchte, mich irgendwie mit ihm zu unterhalten. Koshi hatte es mir heute überhaupt nicht einfach gemacht. Ich hoffte inständig, dass es mit dem voranschreiten des Plans deutlich einfacher werden würde und sich damit alles irgendwie von alleine regelt.
Angekommen, legte ich Schuhe und Jacke ab, während Daichi schon ins Wohnzimmer abbog und nach dem Haustelefon griff. Das tat er nur, wenn er wirklich keinen Bock mehr hatte, heute noch etwas zu kochen. Also wollte er bestellen – meistens Pizza – und ich ging damit konform. Ich rief also noch vom Flur aus, dass ich meine Pizza gerne mit Thunfisch und Sauce Hollandaise belegt haben wollte und setzte mich dann mit meinem Telefon an den Küchentisch und unterhielt mich per Mail etwas mit Kenma. Daichi hörte ich derweil mit dem örtlichen Pizzaservice telefonieren und später gesellte sich auch er zu mir. Mein Bruder erzählte mir noch ein wenig, wie das alles zu dem Camp und dem neuen Trainer gekommen war und dass er sich kaum einkriegen konnte, als Herr Ukai mich wirklich aufs Feld geschickt hatte. Manchmal war auch Daichi noch ein kleines Kind. Wirklich. Ich konnte darüber nicht allzu unbeschwert lachen, sondern schüttelte nur den Kopf.
Als der nette Pizzabote etwa 22 Uhr an unserer Tür klingelte, nahm Daichi unser Essen entgegen, schnitt beide Pizzen in acht mehr oder weniger gleich große Stücke und dann konnten wir nach einem langen Tag auch endlich unser verdientes Abendbrot verspeisen. Mir lief bereits das Wasser im Mund zusammen, da hatte Daichi die Pizzen noch nicht mal richtig ins Haus getragen.
Und so saßen wir da, uns gegenüber und mümmelten gemeinsam an unserem Essen. Es baute sich eine angenehme Ruhe auf. Sowohl ich, als auch Daichi genossen sie, denn nachdem den ganzen Tag über etwas auf uns eingeprasselt war, konnten wir beide ein wenig stille nun wirklich vertragen. Als ich jedoch ungefähr zwei Drittel meiner normalgrossen Pizza aufgefuttert hatte, unterbrach Daichi den ruhigen Geräuschpegel: „Hast du damals etwas von dem Streit mitbekommen? Nach dem Spiel gegen Date Tech?“
Es war fast zu einfach sich an einem Stück des Pizzarandes zu verschlucken, aber ich schaffte es gerade so nicht zu sterben. Dennoch hustete ich unkontrolliert durch die Gegend und lief kurzzeitig rot an, weil ich nicht genau wusste, woher der Wind denn nun wehte.
„Das sagt irgendwie schon alles“, hing Daichi direkt hinten dran, während ich einen Schluck Wasser nahm, um noch einmal nachzuspülen. Erst nachdem ich mich beruhigt hatte konnte ich ihm eine Antwort schenken. Obwohl wir eigentlich gesagt hatten, wir würden kein Wort mehr darüber verlieren. Auch untereinander als Geschwister nicht.
„I-ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich darauf a-antworten soll“, stammelte ich meinem Bruder ins Gesicht und versuchte seinen Blicken auszuweichen, aber er durchbohrte mich, sodass ich einbrach, „Ich habe draußen gesessen. Neben der Tür der Abstellkammer und habe jedes Wort gehört. Es war verletzend.“
Ich erinnerte mich nicht gerne an diesen Tag zurück, denn ab da ging nicht nur mit dem Volleyballclub alles drunten und drüber. Auch war die Stimmung zwischen mir und Daichi und zwischen Daichi und Sugawara angespannt. Es dauerte seine Zeit, bis wir darüber hinweg kamen, uns keine Vorwürfe mehr machten und dass ich irgendwann nicht mehr davon träumte, wie Noya Asahi am Schlafittchen packte und Daichi ihn aufhalten musste. Eine grauenhafte Erinnerung, die ich gerne ausblendete.
„Tut mir leid, dass du dir das anhören musstest“, versuchte Daichi sich für das Verhalten aller in dieser Situation zu entschuldigen, schlug dann jedoch eine ganz andere Richtung mit diesem Gespräch ein, welche ich erwartet hatte, „und du und Noya – habt ihr einfach da angesetzt, wo der Streit zu Ende war?“
Mein Blick ging kurz verwirrt hin und her, denn ich war mir nicht ganz sicher, was ich genau darauf antworten sollte. Dass Daichi mich sowas fragte, das war ungewöhnlich, denn immerhin ging es hier ja für ihn nur um eine Freundschaft. Ich hätte gerne gewusst, ob er schon etwas ahnte, aber ich hielt den Ball erst einmal flach: „Wir hatten persönlich nie große Probleme. Ich wüsste keinen Grund, wieso ich dort mit Noya nicht wieder ansetzen sollte.“
Ich begann mit meinem letzten Stück und schaute Daichi dabei tief in die Augen. Wir konnten uns gut gegenseitig in die Augen sehen. Nicht immer erkannten wir, ob der gegenüber die Wahrheit aussprach, aber es war einfach den Blicken des anderen standzuhalten.
„Ich mein‘ ja nur. Ich kann mich kaum daran erinnern, dass ihr euch so nah wart“, ich biss mir auf die Zunge, denn Daichi kam mir auf die Schliche, deshalb war es wichtig, ihm die falschen Brotkrumen hinzuwerfen und ihn damit folglich auf eine andere Fährte zu schicken.
Schnell schob ich mir das letzte Riesenstück Rand in den Mund, zermalmte es und schluckte es tief und mit viel Mühe runter, bevor ich mich erhob und ihm endlich eine Antwort zukommen ließ: „Ich mag Yuu nunmal. Es ist mir vor dem Streit schon ziemlich wichtig gewesen, aber ein Bruder muss das nicht immer wissen und ich bin mir auch nicht sicher, ob du es damals auch verstanden hättest.“
Daichis Blick erschien mir nachdenklich. Ich hoffte, dass er meine Botschaft ordentlich vernommen und vor allem verstanden hatte. Da er jedoch nich weiter darauf herum ritt, sondern mir lediglich eine gute Nacht wünschte, schien ich mein Ziel irgendwie erreicht zu haben. Ich sagte also ‚Gute Nacht‘ zurück und verschwand folgend nach oben in mein Zimmer.
Ich antwortete Kenma noch einmal auf seine Frage, ob wir uns bald mal länger wiedersehen würden und Kuroo schickte ich einen Lachsmiley auf sein Meme, welches er mir per Mail geschickt hatte. Und bevor ich schlussendlich ins Bett fiel, teilte ich Nishinoya meinen Tagesbericht mit und dass wir uns morgen nach der Schule wieder treffen müssten. Eigentlich die ganze Woche, bis es dann ins Trainingscamp ging. Auch das schrieb ich ihm, dass ich mitkommen würde und uns im Bezug auf den Plan auch dort keine Ruhe gegönnt sein würde. Er nahm es an, sagte das würde alles schon irgendwie klappen und wünschte mir zu gute letzt noch eine gute Nacht und süße Träume. Ich konnte nicht anders, als etwas zu lächeln, während ich ihm ebenso ein niedliches Gute Nacht wünschte.
Es wäre gelogen, würde ich die Zeit mit Noya nicht komplett genießen. Wir taten vieles zusammen und vor allem unsere Lernabende mochte ich gern. So taten wir was für die Schule, ich konnte Noya einiges erklären und er brabbelte mich dafür mit Volleyballregeln zu. Und dazu war es auch noch entspannend. Es war schön und vielleicht würde ich das sogar vermissen, wenn Plan „Sugawara“ in die Tat umgesetzt wurde. Ja, vielleicht.