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To the top (of your heart)

Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Kozume Kenma Nishinoya Yuu Oikawa Tooru Sawamura Daichi Sugawara Koushi Ushijima Wakatoshi
23.10.2020
24.12.2020
67
150.338
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23.10.2020 3.001
 
Es war mal wieder ein Tag, wie jeder andere auch. Sonnenstrahlen fielen durch die kleinen Fenster der Sporthalle, auf den glänzend sauberen Hallenboden, auf dem ich lang. Noch war es still um mich und meinen Bruder herum, doch in etwa einer halben Stunde würden hier die Bälle laut gegen die Hände der Spieler knallen. Das erste Mal ordentlich in diesem Jahr.

Mit dem Kopf auf dem Oberschenkel meines Bruder gelehnt, klopfte ich seufzend von hinten gegen sein Klemmbrett, erntete jedoch nur den Widerstand, anstatt seiner Aufmerksamkeit: „Wie lange willst du denn noch vor dich hinmurmeln? Ich dachte, du hättest dir gestern Abend schon den Kopf darüber zerbrochen? Immerhin haben deine Kochkünste darunter gelitten …“

Endlich schaffte ich es, dass Daichi dieses blöde rote Klemmbrett zwischen uns entfernte und zu mir nach unten schaute: „Heute ist das erste Training mit den Schülern der ersten Klasse. Es ist wichtig, dass ich die Aufstellung gut durchdenke, immerhin ist das erste Trainingsspiel auch nicht mehr weit.“

Überrascht setzte ich mich auf, nur um zu bemerkten, dass Daichi schon wieder auf sein Klemmbrett neben sich auf dem Boden schielte. Er konnte es nicht lassen.

„Ihr habt euer erstes Testspiel schon? Warum sagst du mir denn nicht Bescheid? Ich muss mir doch extra einen Nachmittag dafür freischaufeln, um euch zuzugucken!“, maulte ich meinem Bruder angespannt entgegen und runzelte enttäuscht die Stirn, nur um folgend einen fragenden Blick von ihm zu ernten.

„Aber, ich hab‘ das doch gestern beim essen gesagt“, kam es mit weit ausgerissen Augen zurück, woraufhin ich nur angespannt seufzen konnte.

„Alles, was man von dir vernehmen konnte, war ein nicht – identifizierbares Getuschel. Keiner am Tisch hat was verstanden, von dem, was du da vor dich hin gebrabbelt hast.“

Sofort wurde Daichi etwas rot im Gesicht und kratzte sich verlegen im Nacken, wurde jedoch unterbrochen – so, wie unser komplettes Gespräch – als jemand durch die schwere Metalltür der Sporthalle trat. Unüberhörbar und vor allem spürbar veränderte sich die Aura um uns herum, als Tanaka breit grinsend in unsere Richtung torkelte.

„Mensch, Daichi! Das Netz baut sich doch nicht von alleine auf!“, scherzte Tanaka und zwinkerte meinem Bruder kurz schelmisch zu, als er bei uns ankam und mich ebenso grüßte mit einem netten Hi und einem kurzen Winken.

„Hallo, Tanaka“, schmunzelte ich lieb zurück, da wurden wir schon von dem nächsten unterbrochen, der sich in unsere Runde gesellte.

„Ihr seid ja schon alle hier. Und Daichi macht wie immer seine Vorbereitungen, ich bin begeistert“, mein Blick ging beim erlauschen dieser fröhlichen Stimme unweigerlich zum Ein – und Ausgang der Sporthalle. Sugawara trat herein. Gekleidet in seinem dunklen Trainingsoutfit fuhr er sich kurz durch die Haare und zauberte mir damit sofort ein Grinsen ins Gesicht, welches noch breiter wurde, als er zu mir sprach.

„Hallo, Kazuko! Wie geht es dir heute?“, lachte Suga fröhlich und über das ganze Gesicht, was mich beinahe etwas rot werden ließ.

„S-sehr gut! Und dir?“, stammelte ich nur nervös vor mich her und bekam ein zustimmendes Nicken von Seiten Sugawaras geschenkt. Er zog an mir vorbei, genauso, wie Tanaka es getan hatte und zusammen mit meinem Bruder ließen sie ihre Trainingstaschen auf den Boden gleiten und waren drauf und dran das Volleyballnetz in die Mitte der Halle zu bauen. Innigst schaute ich ihnen dabei zu, wie sie zu dritt das große Netz inmitten der Sporthalle errichteten. Es dauerte seine Zeit, bis die drei Jungs alles aufgebaut hatten, aber es herrschte keinerlei Zeitdruck. Zum Glück, denn so war es mir möglich, meinen Kindheitsschwarm zu beobachten.

Sugawara war, seitdem ich denken kann, meine große Liebe. Er und Daichi waren schon seit Ewigkeiten miteinander befreundet und Suga hing oft bei uns Zuhause ab. Gezwungenermaßen war ich also auch immer wieder mit dabei und so kam es, dass ich Daichis besten Freund mehr und mehr kennenlernte. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis ich mich in ihn verlieben würde. Und ich tat es – Hals über Kopf.

„Kazuko, magst du mir helfen, die Wasserflaschen der Jungs aufzufüllen?“, eine weiblich leichte Stimme riss mich aus meinen Gedanken, welche sich nur um Sugawara drehten und ich schaute in Kiyokos lächelndes Gesicht.

„Hallo, Kiyoko! Natürlich, ich komme“, sie reichte mir eine Hand, um mir aufzuhelfen, was ich dankend annahm und folgte ihr nach draußen zu den öffentlichen Waschbecken. Zusammen wuschen wir die Plastikflaschen aus und füllten sie schlussendlich mit kühlem Leitungswasser.

„Sag‘ mal, Kiyoko, die Jungs haben schon ihr erstes Testspiel ergattern können? Das ging doch sonst nie so schnell“, murmelte ich leise zu der Managerin des Volleyballclubs hinüber, welche gerade fest den Deckeln von Tanakas Flasche zuschraubte und bereits auf meine Frage hin nickte.

„Richtig, Herr Takeda hat da wohl etwas aushandeln können“, entgegnete sie mir mit einem leichten Schmunzeln. Kiyoko schien sich darüber zu freuen, immerhin war seit dem Ausstieg von Trainer Ukai nicht mehr allzu viel los. Daichi hatte es meist gerade so geschafft den Club am Leben zu erhalten, als er selbst vor drei Jahren hier eingestiegen ist. Ich selbst war kein Mitglied – mein Platz war im Schulchor. Und doch verbrachte ich meine Freizeit gerne hier, denn Daichi würde ein Jahr vor mir die Schule verlassen – gemeinsame Zeit mit meinem Bruder, auch wenn er ein kleiner Dussel war, war mir dennoch wichtig.

„Gegen wen spielen sie?“, ich kannte mich im Volleyball nicht aus – Ich war also ein Laie. Das nötigste verstand ich, aber die geschärften Blicke und Gedanken, das war nicht meines. Genauso wenig groß war also mein Kennen bezüglich der aktuellen Wettbewerbssituation oder welche Mannschaften aktuell besonders hoch im Kurs standen. Deshalb konnte ich mit Kiyokos Antwort, dass Karasuno gegen die Aoba Johsai spielen würde, erst einmal nicht allzu viel anfangen, aber wenn ich eines konnte, dann war es herausfinden, wer diese Leute waren und vielleicht sogar ihre Schwachpunkte finden.

Gemeinsam trugen wir die Flaschen zurück in die Sporthalle und während Shimizu sie fleißig und mit einem Lächeln an die Jungs verteilte, die schon fleißig am trainieren waren, setzte ich mich neben die Eingangstür der Halle und zückte mein Handy hervor. Die Sonne schien etwas auf meine freigelegten Beine – sie strahlte eine angenehme Wärme aus. Und doch saß ich etwas im kühlen Luftzug, der mir Erfrischung spendete.

Die Aoba Johsai. Eine Schule mit einem guten Volleyballteam – sogar sehr gut. Aktuell unter den Top Vier in der ganzen Präfektur. Man, wie hatte Herr Takeda dieses Spiel nur organisieren können? Und wären die Jungs überhaupt schon bereit dafür?

Mein Blick huschte über das Spielfeld. Sugawara hatte sich zu Kageyama und Hinata gesellt, die ihren klasse Aufsteiger am üben waren. Die zwei kleinen Erstklässler fanden erst seit Anfang des Jahres einen Platz hier im Volleyballclub. Einstige Rivalen fanden zusammen und kämpfen jetzt gemeinsam – es grenzt fast an ein Klischee. Besonders, wenn die zwei sich immer über Kleinigkeiten stritten. Ein Affentheater.

Doch die Beiden waren nicht die einzigen Neuankömmlinge gewesen. Denn auf der anderen Seite waren dort noch Tsukishima und Yamaguchi. Ebenso zwei Erstklässler, aber welche von einem ganz anderen Kaliber. Während man bei Yamaguchi das Gefühl hatte, er würde seinen Platz noch nicht wirklich finden, war Tsuki jemand, der wusste, wo er stand, vielleicht auch wusste, was er konnte und trotzdem ein abweisender ungehobelter Klotz.

„Wusstest du, dass Tōru Oikawa an der Aoba Johsai spielt? Das ist der Kerl, der immer mal wieder in den Nachrichten ist. Er soll verdammt gut sein“, ich scrollte durch die Nachrichtenseite und brabbelte vor mich hin, während Daichi neben mir nach einem Handtuch griff und sich den Schweiß aus dem Gesicht wischte.

„Wir werden sehen, wie gut er ist“, entgegnete mein Bruder mir mit einem strengen, aber selbstsicheren Ton, was mich Schmunzeln ließ. Als ich jedoch meinen Blick erneut durch die Reihen des Teams gehen ließ und Suga mir direkt ins Auge fiel, zog ich Daichi vorsichtig an dem Saum seines linken Hosenbeins.

„Was ist mich Suga los? Er lächelt doch sonst immer so unbeschwert“, dass Sugawara ausschaute, wie drei Tage Regenwetter, wollte mir das Herz in zwei Teile zerreißen. Ich hatte ihn selten so gesehen, auch, wenn er versuchte, es immer wieder zu verstecken.

„Die Aoba Johsai hat eine Bedingung gestellt. Sie wollte, dass Kageyama während des ganzen Spieles über auf dem Feld steht“, seitdem ich mich zurückerinnerte, hatte ich Suga nie auf der Bank sitzen sehen. Er wusste, was er tat, er war ein wirklich guter Spieler. Und abgesehen von diesem Fakt, war er bis zum Anfang des Schuljahres auch der einzige Zuspieler der Karasuno gewesen. Dass Kageyama so plötzlich seinen Platz einnehmen würde, damit hatte nicht einmal Sugawara selbst gerechnet. Trotzdem, dass die Aoba Johsai solch eine Anforderung stellte, musste nichts heißen. Denn Suga war noch immer die Nummer eins in Punkto Zuspieler in der Startaufstellung.

Während das Training fortdauerte, belaß ich mich immer wieder über die Konkurrenz und beobachtete mehr oder weniger ausgiebig, wie die Jungs ihrer Leidenschaft nachgingen. Die einigen mehr, als die anderen. Sie versuchten um den fetten Aufsteiger von Kageyama und Hinata herum zu bauen, was spaßig zum zuschauen war. Besonders, weil sich die beiden selbst noch ganz schön in die Haare bekamen. Typisch Erstklässler. Aber alles in allem war es eine entspannte Sportstunde und auch die Jungs hatten neben dem harten Training etwas Spaß. Besonders Daichi, mein Bruder, denn auch, wenn er der Captain war und immer wieder im Hinterkopf behalten musste, dass die Ernsthaftigkeit der Lage nicht aus den Augen verloren gehen durfte, lachte er aufgeweckt und unbeschwerlich.

„Wir bauen ab! Die Erstklässler schnappen sich die Mops und wischen durch!“, rief Sugawara laut auf und die Leute setzten sich in Bewegung. Kiyoko sammelte die letzten Bälle in der Halle auf, während die Zweit – und Drittklässler das Netz abbauten und die Erstklässler im Nebenraum nach den Putzsachen griffen. Ich packte derweil schon einmal Daichis und meine Taschen zusammen, als mich plötzlich jemand an der Schulter berührte.

Als ich mich über die Schulter hinweg umdrehte, blickte mir ein kleiner Hinata direkt in die Augen und ich schluckte tief. Man, hatte ich mich erschrocken.

„Der da kann doch sicherlich weg, oder?“, ich folgte Shoyos Finger, der direkt auf Kageyama zeigte, welcher einen zerbrochenen Wischmop in den Händen hielt und seinen Kopf fragend schief legte. Meine Augen weiteten sich ins unermessliche und ich sprang sofort aus meiner hockenden Position auf meine beiden Füße, drückte mich vom Hallenboden ab, ließ dabei noch ein Quietschen mit meiner Schuhsohle los und fiel Kageyama direkt in die Arme, ihm sofort den Mop abnehmend. Es war schlimm genug, dass ich die Aufmerksamkeit aller auf mich zog, während ich so betrunken durch die Gegend schoss, aber noch bevor Daichi, Tanaka und vor allem Sugawara dazu kamen, uns unter die Lupe zu nehmen, drückte ich die ahnungslosen Erstklässler in den Putzraum und suchte mit ihnen den Schutz der Dunkelheit.

„Holt den ja nie wieder vor und vor allem, schmeißt ihn nicht weg. Dieser Mop, mag er auch kaputt sein, ist ein wichtiger Meilenstein im Leben meines Bruders und vor allem von Suga“, murmelte ich leise und versuchte den Mop in der Mitte zusammen zu setzten. Einige Holzfasern waren bereits heraus gesplittert und er war nicht mehr wirklich ganz.

„Muss ja n‘ toller Meilenstein sein“, grummelte Tsuki auf und rückte schmunzelnd seine Brille zurecht, als ich ihm angenervt die eine Hälfte des Stockes entgegen streckte – mit dem spitzen Ende voraus. Sofort wurde er ruhiger.

„Das Team ist eben nicht mehr das, was es mal war. Ihr kennt es bei weitem nicht so gut, wie ich. Also nimm dir nicht das Recht heraus, darüber zu urteilen, Tsuki“, das Schuljahr lief maximal zwei einhalb Wochen und trotzdem wusste ich genau, dass Tsukishima es hasste, so genannt zu werden. Mit einem Seufzen ließ ich den Stock ihm gegenüber sinken und legte die beiden zerbrochenen Teile vorsichtig in den Wandschrank hinein. Im gleichen Zug griff ich nach den heilen Exemplaren des Mobs und drückte einen davon Tsukishima entgegen.

„Damit sollte es besser gehen“, grummelte ich nur noch und verließ gesenkten Hauptes den Raum. Ich war damals dabei gewesen, als die Diskussion innerhalb des Teams war und sie alle so zu sehen, tat mir innerlich weh. Seitdem Daichi mich in seinem ersten Jahr an der Karasuno mit hierher genommen hatte, weil er mich babysitten musste, wollte ich immer mit hierher. Zum Teil auch, um meinem Schwarm näher zu sein. Nach und nach waren sie mir jedoch alle ans Herz gewachsen. Sogar Ryu, der immer so laut durch die Gegend schrie. Sie waren fast alle wie Brüder für mich – und sie streiten zu sehen, das tat mir wohl genauso sehr weh, wie ihnen selbst.

Das Netz war abgebaut, als ich wieder bei meiner Tasche angekommen war und Kiyoko war ebenso bereits weg. Sie war eine fleißige Schülerin und meistens die erste, die ging. Aber trotz allem blieb sie immer bis zum Schluss.

„Daichi, wo ist Suga hin?“, murmelte ich geistesabwesend, während ich in der Halle nach ihm suchte, jedoch keine Spur von ihm auffindbar gewesen war.

„Er geht schonmal vor zum Laden an der Straßenecke. Ich wollte allen für das gute Training noch Nikuman ausgeben. Aber er wartet dort, sagte er“, ich schaute Daichi zu, während er den Reißverschluss seiner Sporttasche zuzog und zu mir nach oben schaute, „willst du ihm hinterher?“

Meine Wangen wurden etwas rot und ich kratzte mich peinlich berührt im Gesicht, nickte jedoch mit einem Grinsen auf den Lippen und griff nach einer erneuten Bestätigung von Seiten meines Bruder nach meiner Schultasche und lief Sugawara direkt nach. Seitdem ich wusste, dass ich in Suga verknallt war, behielt ich es für mich. Ich hatte Daichi davon nicht erzählt, weil ich nicht wusste, wie er es auffassen würde oder ob es für ihn sogar ein Problem sein würde, auch, wenn ich ihn so gar nicht einschätzte. Der einzige, der davon wusste, war mein bester Freund.

Meine schlaksigen Beine trugen mich so schnell es ging über den Schulhof und direkt die Straße hinunter, wo ich Sugawara schnell erblickte und direkt neben ihm stoppte – wenn auch keuchend und mit ein zwei Schweißperlen auf meiner Stirn, die ich jedoch gut unter meinem dunkelbraunen Pony verstecken konnte.

„Daichi meinte, du bist schon los, da wollte ich fix hinterher“, grinste ich und schnappte etwas nach Luft, während Suga zu mir hinab schaute und sich ein Lachen verkneifen musste. Ich richtete mich aber schnell wieder auf und wir setzten den Weg zum Laden nun gemeinsam schleichend fort. Die Aura war jedoch etwas bedrückt, denn Sugawara schien wirklich etwas darunter zu leiden, was die Aoba Johsai da gefordert hatte.

„Ich hoffe, dass du jetzt nicht an dir zweifelst, wegen diesem Testspiel und dieser blöden Bedingung, die vollkommen Panne ist“, mein Blick ging aus dem Augenwinkel zu Suga hinauf, welcher versuchte das Ganz lieb abzuwickeln.

„Ach was, ich kann das schon verstehen, Kageyama ist ein Spieler, den man nicht unterschätzen sollte und wenn die Gelegenheit bekommt, ihn live und in Farbe zu studieren, dann würden wir sowas sicherlich auch tun“, Sugawaras Blick ging gen Himmel und er verlor etwas sein unbeschwertes Grinsen, was es mir schwer machte, ihn anzusehen.

„I-ich mein ja nur, weil du dich wirklich selbst nicht unterschätzen solltest“, harkte ich noch einmal weiter nach, als jedoch keine Antwort von Seiten Sugawaras kam, senkte ich meinen Blick zu Boden und ging schweigend neben dem besten Freund meines Bruders her. Wir hatten uns fast nie alleine unterhalten – zumindest nicht, soweit ich mich entsinnen konnte. Ob das wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl war? Ob das Schicksal wohl wollte, dass ich es ihm sagte? Konnte ich das überhaupt laut aussprechen?

Ich wollte gerade Luft holen, um vielleicht etwas aus mir heraus zu kriegen, als Sugawara deutlich schneller war und ein neues Gespräch eröffnete: „Ko, sag‘ mal“, er driftete an mir vorbei und brachte mich dazu stehen zu bleiben. Suga stoppte mir gegenüber und ich schaute unweigerlich zu ihm hinauf. Seine Augen erstrahlten in diesem blau-grau und in ihnen sah ich alles, in das ich mich verliebt hatte.

„Kann es sein, dass du ziemlich in mich verknallt bist?“, so, wie Suga das aussprach, verschlug es mir jegliche Sprache. Ich konnte nur peinlich berührt tief schlucken und wusste nichts zu sagen. Er hatte mich eiskalt erwischt und mich damit der Fähigkeit beraubt, mich zu bewegen, oder klar zu sprechen, weshalb Suga von alleine weiter sprach.

„Ich frage das nur, weil, sollte das wirklich der Fall sein, dann kann ich diese Liebe nicht erwidern und ich möchte dir nicht weh tun, indem du mit dem Gewissen lebst, dass aus uns etwas werden könnte. Du bist doch eine super Freundin und wir kennen uns schon ewig, wäre doch schade, das kaputt zu machen“, während Koshi sprach, zog er nach und nach ein weites Grinsen und legte seine Hand auf meinen heißen Kopf. So, wie er lachte, sah ich, dass es kein ehrliches Lachen von ihm war. Er zwang es sich auf, weil es in dieser Situation nichts zu lachen gab. Genauso, wie für mich. Denn zu hören, dass mein Jahrelanger Schwarm seit dem Kindergarten rein gar nichts außer normale Freundschaft für mich empfand, war grausam. Und doch, ich durfte nicht weinen, ich durfte nichts sagen, was mich verriet. Denn vielleicht wäre es besser, wenn er es überhaupt gar nicht wusste.

„N-nein, i-ich denke, dass du dich da … auf dem Holzweg befindet“, murmelte ich und wurde mit Silbe um Silbe leiser. Ich hoffte nur, dass er mir glauben würde, doch als plötzlich Tobios Stimme in unser Gespräch drang und Sugawara sich mit einer Entschuldigung aus unserem Gespräch zurück zog, war dieser Gedanke sowieso hinfällig gewesen.

Vor fünf Minuten hatte ich noch gedacht, es wäre schlau, Koshi meine Liebe zu gestehen – nach so langer Zeit, die ich ihn einfach nur ansah und darauf wartete, dass er mir vielleicht die gleichen Gefühle gegenüber entwickelte. Aber nein, immer wieder sah er mich nur als Schwester seines besten Freundes und eventuell nahm er mich sogar in seinen Freundeskreis auf. Aber darüber hinaus, über diese Mauer, die meine Mauer war, schaffte ich es nicht hinaus. Egal, wie hoch ich sprang – selbst, wenn es so hoch wäre, wie Shoyo es schaffte – ich würde nie darüber hinweg sehen können. Dafür war keine Anstrengung genug.
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