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Surrender | Ashton Irwin Fanfiktion

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P16 / Gen
Ashton Irwin OC (Own Character)
20.10.2020
03.02.2021
3
6.696
 
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20.10.2020 3.281
 
Hallo!
Nach Ewigkeiten veröffentliche ich hier auch mal etwas :)
Ich war schon lange nicht mehr auf dieser Plattform unterwegs, aber bin letztens wieder auf meine damaligen Lieblingsgeschichten gestoßen und wieder einfach durchgesuchtet :D
Ich hoffe das hier ist noch nicht tot und es gibt noch aktive Schreiber und Leser, denn ich werde mich jetzt auch auf die Suche nach neuen coolen Geschichten begeben

Bye und viel Spaß beim Lesen ^^
__________

»Und du bist dir wirklich sicher, dass du weg möchtest?«
Skeptisch sah ich sie an, meine nun ehemalige Mitbewohnerin und fast einzige Freundin an der Uni. Die laute Musik in dem kleinen Wohnzimmer schluckte einiges an Volumen meiner Stimme, aber wider Erwarten schien Natalie mich trotzdem zu verstehen.
»Zum 134. Mal, ja. So eine Gelegenheit bietet sich mir vorerst nicht wieder. Und ich werde dich und Jasper unfassbar vermissen.«
Natalie strich sich eine ihrer schwarzen Haarsträhnen hinter das Ohr und nippte noch einmal an ihrem kunterbunten Getränk, aus welchem ein Holzspieß mit einem zuckrigen Gummivieh herauslugte. Noch nie hatte ich einen so bunten Cocktail gesehen, der reinste Regenbogen.
»Ich will keinen neuen Mitbewohner suchen müssen.«
Ich wusste, dass ich mir das Schmollen sparen konnte, aber ein letzter Versuch war es wert. Katie lachte nur bei meinem Anblick.
»Katie, dein Ernst? Das ist wohl das geringste Übel. Oder willst du lieber mehr Miete zahlen?«, sagte sie und guckte dabei so wissend und trotzdem skeptisch, dass ich einknickte.
»Nein, will ich nicht…«
»Na, siehst du? Jasper wird schon jemanden finden, er hat schließlich damals auch mich gefunden.««
»Ja, weil du eine hübsche Studentin in seinem Alter warst und ihm noch nie das Ohr abgekaut hast, dass du eine Katze haben möchtest. Und du kennst unser tolles Haustier. Es hasst mich.«
Wenn ich nur an den kleinen schwarzen Kater dachte, der allein bei meinem Anblick fauchte oder mich ansprang oder unter dem Sofa verschwand, spürte ich bereits neue Kratzspuren auf meiner Haut.
»Stell dich nicht so an. Versprich nur, dass du ihn endlich beim richtigen Namen nennen wirst. Sonst lernt er doch nie!«
Ihr Blick schien nun über die Leute zu wandern. Ob sie wohl zählte, wen sie wirklich vermissen würde und bei wem sie froh ist, denjenigen nie wieder sehen zu müssen?
»Wieso das denn? Ich finde, Voldemort ist ein angemessener Name.«
Da ich ebenfalls die Partyleute beobachtete, sah ich es nicht kommen und spürte direkt ihren spitzen Ellenbogen in meiner Seite.
»Hey, das tat weh!«
»Sollte es auch.“«
Von der Seite aus konnte ich ihr Grinsen erkennen und schüttelte nur lächelnd den Kopf darüber. Mann, ich hatte sie zu liebgewonnen, sowohl als Mitbewohnerin als auch als Freundin. Wie sollte ich denn sonst Jaspers betrunkenen Hintern alleine wieder in unsere Wohnung bekommen, wenn er aus war oder sich auf irgendwelchen eigenartigen Konzerten und Raves herumtrieb?
»Ich hole mir was zu trinken, brauchst du auch noch etwas?«, fragte ich sie nun, doch sie schüttelte mit einem Blick auf ihr noch halb volles Getränk den Kopf.
Nur langsam konnte ich mir einen Weg durch die Feiernden durchbahnen. Ob Student oder nicht, die meisten hier waren jung und schon sehr angetrunken. Ich möchte nicht behaupten, dass ich vollkommen nüchtern war, aber ich konnte auch bequem nach Hause laufen. Andere Menschen wurden abgeholt oder riefen sich ein Taxi oder waren dumm genug, sich selber hinter das Lenkrad zu setzen.
Diese Studentenpartys waren immer das Gleiche, dachte ich mir, als ich mich zwischen zwei so klischeehaft aussehenden Footballspielern durchquetschte, die den Weg versperrten, während sie versuchten, schneller zu trinken als die Basketballmenschen.
In der Küche angekommen, schaute ich mich nach einem guten Getränk um, konnte aber wegen der fortgeschrittenen Stunde nur noch Cola und ähnliches entdecken. So nahm ich mir eine kleine Flasche und setzte mich einen Moment an den Tresen, wo Jasper sich mit seinem Teamkameraden vom Eishockey unterhielt. Als er bemerkte, dass ich es war, zog er mich in einem Ruck zu ihm und klemmte meinen Kopf quasi unter seinen Achseln ein.
»Na, Rotschopf? Schon betrunken?«, lallte er und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Bierflasche. Sein Kumpel grinste dümmlich und seine Haare schienen wohl einst gestylt gewesen zu sein, doch das war bestimmt schon einige Stunden und Shots früher her.
»Jasper, du erwürgst mich fast."
Langsam und gleichzeitig lachend ließ er mich los und stieß mit seinem Freund an. Zum selben Zeitpunkt betraten zwei äußerst hübsche junge Frauen die Küche, die sich leise unterhaltend die Getränkeauswahl ansahen. Sie kicherten hin und wieder wirkten nicht gerade wie die Null-Acht-Fünfzehn Brittany oder Clare. Anhand der Blicke, die Jasper und sein Kollege den beiden und sich dann gegenseitig zuwarfen, schien das ein Stichwort zu sein, für mich zu verschwinden.
»Ich lasse euch dann mal allein…«, sagte ich nur leise und verschwand ohne großes Aufsehen die Küche wieder.
Sobald ich die Türschwelle überschritten hatte, schlug mir wieder die stickig warme Luft entgegen. Es waren eindeutig zu viele Menschen auf so wenig Platz. Und ich hatte nicht die geringste Lust, noch länger hier zu sein. Es war sowieso schon später als gedacht, Studentenpartys langweilten mich und Natalie schien gerade bei einigen ihrer Freundinnen zu sein. Man konnte nicht sagen, dass ich die nicht leiden konnte, aber es waren einfach nicht meine Art von Menschen. Ich stand einfach nicht auf gestellte Höflichkeit und falsche Komplimente. Zwar war nur eine von den vieren so, ich glaube sie hieß Cersei oder irgendetwas ähnliches, aber besonders interessieren tat es mich nicht. Die anderen drei Mädchen schienen eigentlich ganz anständig zu sein, aber in Anwesenheit von Cersei mutierte irgendwie jeder zu so etwas. Es wunderte mich, dass Natalie unverändert geblieben war, im Angesicht der Menge an Zeit, die sie mit den Kommilitonen verbracht hatte.
Ich schüttelte den Kopf, stellte meine noch unangetastete Colaflasche auf einen der Tische und schlug den Weg zur Garderobe ab. Garderobe war vielleicht zu viel gesagt, eher ein Schlafzimmer, auf dessen Bett sich Jacken und Mäntel türmten. Jeder schmiss sie einfach hier hinein, ohne darauf zu achten, dass man sie ja später auch wieder finden musste. Das hatte ich zwei Mal machen müssen und ewig gebraucht. Unfassbar, wie viele Menschen schwarze Jacken trugen.
Deswegen wandte ich mich von dem Betthaufen ab und lehnte die Tür an, an dessen Klinke ich meine Jacke und Handtasche aufgehangen hatte. Darunter befand sich nur noch ein Fahrradhelm des Bewohners diesen Zimmers. Und wenn ich so darüber nachdachte, konnte ich nicht sagen, wem die Bude hier überhaupt gehörte, geschweige denn davon wer hier wohnte, oder wie viele. Im Endeffekt war es mir auch egal.
Ich schlüpfte in meinen Mantel und hängte mir meine Handtasche über den Arm, und nachdem ich Natalie wieder ausfindig gemacht hatte, verabschiedete ich mich von ihr und wünschte ihr alles Gute für ihren neuen Job.
Sie hatte Recht. So eine Möglichkeit bekam sie wahrscheinlich nie wieder, überlegte ich, während ich die zertretenen Stufen des alten Treppenhauses hinunterstieg. Von einer Firma angeboten bekommen, einen festen Job nach der Uni zu haben und schon während der Studienzeit dort arbeiten zu können, war selten. Und wenn man dafür für die restlichen drei Semester die Universität wechseln sollte, dann war das so.
Raus aus dem muffig riechendem Treppenhaus hinein in die kalte Nacht. Immerhin war es schon November. Mein Atem verwandelte sich in weiße Wolken und der Schnee von den Straßen war an den Rändern zusammengekarrt worden. Die Gehwege waren zwar freigeräumt, aber dennoch ziemlich rutschig.
Die Party hatte nicht unweit vom Campus stattgefunden, ergo liefen hier selbst auf der Straße und eigentlich überall Feiernde herum und eine hohe Lautstärke war auch hier vorhanden. Die Polizei würde bestimmt bald auftauchen und die Partys crashen, rein aus Erfahrung raus dürfte es nicht mehr lange dauern.
Ich wählte den am besten beleuchteten Weg, der zwar durch alle Feiernden hindurch führte, allerdings hatte ich wenig Verlangen danach, durch dunkle Gassen im Winter herumzulaufen. Ich kannte mich eigentlich bereits gut aus, aber was am Tag so einfach scheint, war nachts eine ganz andere Sache.
Ich passierte einige weitere Häuser, die wohl Studenten beherbergten, und ließ die Betrunkenen hinter mir.
»Hey, warte mal!«
Hinter mir ertönte die Stimme, mutmaßlich einer Gruppe, an der ich gerade erst vorbeigegangen war. Ich ignorierte den Ruf, aber kurz darauf schien schon jemand sich in Bewegung gesetzt zu haben, die Schuhe knautschten im Schnee.
Langsam drehte ich mich um und sah einen großen breitschultrigen jungen Mann auf mich zu laufen. Er trug seine dunkelbraunen Haare glatt und zerzaust, ob nun gewollt oder nicht. Je näher er kam, desto mehr trat er in den Lichtschein, welcher von einer Straßenlaterne geworfen wurde. Ein harter Schatten trennte seinen Hals von der markanten Kieferpartie und ließ die Bartstoppeln noch dunkler hervorstechen. Seine Augenfarbe konnte ich nicht erkennen in der schummrigen Licht.
»Hey.«, Sagte er nur und lächelte mich an, als er vor mir Halt machte.
»Hi? Kenn ich dich?«
Abwartend verschränkte ich die Arme vor der Brust. Er überragte mich um einiges und ich musste den Kopf leicht in den Nacken legen um ihn ansehen zu können.
»Nee, aber ich dich auch nicht.«
Sein Grinsen wurde breiter.
»Naja, ich bin vielleicht nur ein bisschen betrunken. Ashton heiße ich übrigens. Und meine Idioten von Freunde« er zeigte auf die Männer, die hinter ihm an der Fassade im Halbdunkeln lehnten und sich das Lachen eher schlecht als recht verkniffen.
»Die haben mich herausgefordert, jemand heißen zu finden. Und ich fand dich, als hi.«
Mein Blick wanderte von seinen Freund zurück zu ihm und ich konnte neben dem verschleierten Blick in seinen Augen auch erkennen, dass er sich eigentlich nicht vor seinen Kumpels blamieren wollte.
»In Ordnung. Ich nehme das einfach als Kompliment. Ich bin Katie.«
Wir reichten uns die Hände und sein sanfter Händedruck überraschte mich. Bei jemandem seiner Statur hätte ich gedacht, dass er fest zugreifen würde. Doch im Gegenteil, er ließ sie sogar nach ein paar Sekunden nicht mal los, sondern strich mit seinem rauen Daumen über meine Handfläche. Ich sah wieder hoch in sein Gesicht, die Augenbraue leicht erhoben.
»Okay, und was hast du jetzt vor, da du mich ›gefunden‹ hast?«
Mit der Frage schien er nicht gerechnet zu haben, denn er ließ sich einen Moment und schien ernsthaft darüber nachzudenken. Seine Miene wurde kurz ernst, bis er wie aus dem heiteren Himmel fragte: »Kann ich dich umarmen? Jetzt?«
Ich blinzelte perplex. War das sein Ernst?
»Ich halte dich nicht davon ab.«, Hörte ich mich sagen, bevor ich überhaupt selbst nachgedacht hatte. Allein, dass ich mich nun schon eine Weile mit ihm unterhielt, war ein Wunder. Er schien mir nicht die Art Typ zu sein, der betrunken einfach alles angräbt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, aber was wusste ich schon. Der Fakt, dass seine Freunde ihm so eine blöde Aufgabe stellten, zeugte eher davon, dass die Freunde die Art Menschen waren, wenn man wirklich schon so früh verurteilen wollte.
Ashton trat einen Schritt vor und schloss seine Arme um mich, während ich meine hob und um seinen Hals legte. Beinahe sofort schmiegte er sich an meinem Hals und sein Gesicht verschwand in meinen Locken. Ich konnte ihn deutlich einatmen hören. Zwar trugen wir beide recht dicke Winterjacken, doch ich konnte schwören, dass ich noch nie so eine schöne Umarmung bekommen habe, und das auch noch von einem Wildfremden.
»Ich mag dein Parfum.«, Nuschelte er plötzlich an meinem Hals und sein warmer Atem streifte meine Haut. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. Der Kontrast zu warm und kalt war hier draußen einfach zu krass.
»Ich trage kein Parfum. Vielleicht solltest du nach Hause gehen und ausnüchtern.«, Erwiderte ich auf seine Aussage nur.
»Kommst du mit?«
Oh, wow, war das direkt. Ich löste mich etwas eilig von ihm und musterte diesen Ashton etwas eingehender. Bei einem Blick über seine Schulter schienen auch seine Freunde das Weite gesucht zu haben, zumindest standen sie nicht mehr dort im Halbdunkeln.
Mit ihm mitgehen? Normalerweise auf keinen Fall, aber einen Betrunkenen konnte sie ja schlecht ganz alleine hier mitten in einem Wohngebiet lassen. Tolle Freunde hatte er da. Ashton erschien mir sehr freundlich und lieb, da sah ich keinen Schaden darin, ehrlich gesagt, ihn nach Hause zu bringen. Und so wie ich das sah, würde er bei dem ersten Kontakt zu einem Bett sofort in das Land der Träume fliegen und ich könnte dann in Ruhe die Kurve kratzen. Die Chance, dass er dann trotzdem irgendetwas versuchen würde, war da, aber ich wusste mich wohl durchzusetzen. Natalie hatte dafür gesorgt gehabt.
»Okay, los geht’s.«, Sagte ich dann und auf Grund seines breiten Lächelns fühlte ich mich darin bestätigt. Er war kein schlechter Kerl, glaubte ich.
Ashton schlug eine Richtung ein und nahm dabei wie selbstverständlich meine Hand und machte die gleichen Bewegungen wie zuvor.
Während des Laufens erzählte er mir, dass er eigentlich nicht weit weg wohnte, und auch dass er ebenfalls studierte und in einer Band Schlagzeug spielte. Die beiden Typen von vorhin waren seine besten Freunde und Bandkollegen und er musste immer lächeln, wenn er davon sprach, sobald ich ihn von der Seite ansah.
Keine Viertelstunde später standen wir vor einem grauen Gebäude von zwei oder drei Stockwerken, welches durch das Abendlicht eher gelblich als Grau aussah. Aus seiner Jeanstasche kramte er einen Schlüssel hervor und er bekam es deutlich geschickter als Jasper hin, den Schlüssel in das dafür vorgesehene Loch zu stecken. Schmunzeln musste ich, wenn ich Jasper vor mir sah, wie er den Schlüssel so oft gegen die Tür rammte, bis er so verbogen und zerdellt war, dass wir einen neuen hatten machen lassen müssen.
Im Treppenstock ließ Ashton meine Hand los und stumm stiegen wir bis hoch in den dritten Stock.
Wieder schloss er seine Tür auf, öffnete diese und ließ mich eintreten. Ich hörte ihn die Tür zumachen und die Schuhe von den Füßen kicken, während ich mir überrascht die Wohnung ansah.
Wir befanden uns wohl im Dachgeschoss, folgerte ich anhand der Schrägen links und rechts, die mit dunklen Holzbalken gehalten wurde. Es gab nur einen kleinen Eingangsbereich, der direkt in ein kleines gemütliches Wohnzimmer führte. Von hier gingen ein paar Türen ab. Mehr konnte man beim besten Willen nicht erkennen, nur dass es hier für einen Studenten ungewöhnlich aufgeräumt aussah. Wie bei jedem Typen in meinem Alter stand so gut wie keine Deko herum, war aber eher rustikal und praktisch eingerichtet.
Ashton berührte mich wortlos am Arm und ging vor auf linke Tür. Dahinter sah ich, sobald ich ihm folgte, ein Schlafzimmer. Ein niedriges aber riesiges Bett dominierte den Großteil der Fläche und eine Kommode mit einem Spiegel darüber beanspruchte einen Platz neben dem Bett. Der Raum wurde durch das diffuse Licht der Straßenlampen erhellt, welches sich einen Weg durch das Fenster an der linken Wand bahnte.
Ich beobachtete, wie der Mann vor dem Bett stehen blieb, sich dann langsam umdrehte und mich unsicher ansah. Nun konnte ich auch seine Augen viel besser erkennen. Sie waren hellblau, das konnte man sogar im Halbdunkel sehen, und schienen einen wirklich zu fixieren.  Ich hatte das Gefühl, ich könnte den Blick nicht einmal abwenden, wenn ich es gewollt hätte.
»Möchtest du kuscheln?«
»Wie bitte?«, schoss es mir bereits heraus, bevor ich überhaupt richtig registrieren konnte, dass er das anscheinend ehrlich fragte. Auf meine Aussage hin verwandelte sich sein unsicherer Ausdruck zu einem leichten Lächeln.
»Princess, einmal will ich nichts vermasseln.«
Urplötzlich erschient er mir recht nüchtern, nahe zu konzentriert und ernst.
Mein Verstand schien komplett auszuschalten. Noch immer sah ich ihm offen in die Augen, und sein Ausdruck erinnerte mich an einen bettelnden Hund, dem man nicht nein sagen konnte.
Wortlos schälte ich mich aus meinem Mantel. Währenddessen schien es Ashton überhaupt nicht zu kümmern, ob ich nun hinsah oder nicht, denn er streifte sich gerade seine dunkle Jeans die Beine hinab und auch sein Oberkörper war bereits entblößt. Solange er sich bückte, konnte man hervorragend das Spiel der Muskeln auf seinem Rücken und den Schultern beobachten, und ertappt wandte ich mich ab, als er meinen Blick mit einem Grinsen quittierte.
Inzwischen stieg ich aus meinen Stiefeln und stellte sie neben die Tür, und sobald ich aufsah, warf Ashton mir ein Kleidungsstück zu. Gerade so fing ich es auf. Als ich es vor mich hielt, erkannte ich, dass es ein weißes Shirt war.
Ich sah mich nach einer Tür um, wo vielleicht ein Bad hinter versteckt war, wo ich mich umziehen konnte.
»Zieh dich um. Ich mach die Augen zu.«
Ash wandte sich um und machte es sich auf dem Bett gemütlich.
Skeptisch beobachtete ich ihn und sah ich ihm dann ins Gesicht, woraufhin er nur bedeutungsvoll die Augen schloss.
»Schlaf nur nicht im Stehen ein.«, Warf ich lächelnd ein. Meinen Rock mit Strumpfhose und Longsleeve tauschte ich mit dem Shirt, wo ich dann bemerkte, dass er durch seine Größe viel weitere Sachen trug als ich. So reichte mir das Oberteil fast bis an die Knie und die Ärmel, die sich wahrscheinlich um seine Oberarme normalerweise legten, hingen bei mir bis auf die Ellenbogen.
»Fertig«, murmelte ich und kletterte auf das niedrige Bett neben ihm.
Ashton öffnete wieder die Augen und betrachtete meine Gestalt einen Augenblick.
»Mhm. Warte.«
Er langte mit den Händen nach mir. Ich zuckte zurück, woraufhin er innehielt. Er sagte nichts, als er wieder sich bewegte und mir die Haare aus dem Shirt holte, die noch darunter gelegen hatten.
»Fertig.«, Wiederholte er nun meine Worte und strich meine langen Locken nach hinten, sodass sie mir auf den Rücken fielen. Er konnte ja nicht wissen, dass meine Haare so widerspenstig wie der Kater der WG waren, und sie sowieso immer machten, was sie wollten.
Ashton beäugte sein Werk, lächelte leicht und zog mich dann mit einem Ruck auf seine Brust.
Ich schnappte überrascht nach Luft, entspannte mich dann aber und schmiegte mich dann an seinen Körper. Ich fragte mich noch immer, was für Dämonen mich ritten, hier mit einem Fremden zu kuscheln. Sein Arm lag um meinen Oberkörper, während meiner quer über seinen Bauch verweilte.
»Ich hab die Augen nicht zu gemacht.«, Sagte er plötzlich und seine Stimme ließ seinen Brustkorb erbeben.
»Fick dich!«, rief ich intuitiv und schlug mit der Faust auf seine Brust. Doch ehe ich reagieren konnte, hatte er sich bereits auf mich geschwungen und eines meiner Handgelenke gepackt und hielt dieses nun fest. Sein Gewicht drückte mich hinunter und seine festen Beinmuskeln drückten gegen die Innenseiten meiner nackten Oberschenkel.
»Hey, nicht fluchen, verdammt.«
»Und du darfst das?«
Sein Lächeln vertiefte sich, wurde dann aber wieder ernster, als er mich so aus der Nähe anschaute. Er schien sich hinunter zu beugen. Mein Herz raste, während er immer näher kam und ich erneut seinen Atem spüren konnte.
Mit einem Ruck drückte ich ihn wieder zur Seite und setzte mich rittlings auf ihn, bevor seine Lippen auch nur ansatzweise meine berühren konnten. Nun war ich diejenige, die seine Handgelenke nahm, sie neben seinem Kopf festnagelte und ihn angrinste.
»Ich bin geschockt.«, Sagte Ashton trocken und rollte theatralisch mit den Augen. Kurz musste ich auflachen, ließ mich dann von ihm fallen und kuschelte mich wieder an ihn. Er war warm und weich, auch wenn die Muskeln an seinem Oberkörper was anderes sagen würden.
Ohne nachzudenken streckte ich die Hand aus und fuhr mit den Fingern und Nägeln über seinen Bauch. Beinahe simultan überzog seine Haut eine Gänsehaut und er holte heftig nach Luft. Das brachte mich wieder zum Lachen.
»Schön, dass du Spaß hast.«, Kommentierte Ashton und zog das dünne Ding von einer Decke über uns.
Ich fühlte mich überraschend wohl hier. Mit einem Fremden in einer fremden Wohnung in einem fremden Bett. Jemand nicht zu kennen fühlte sich irgendwie aufregend an.
Das ruhige Auf und Ab wirkte ziemlich beruhigend auf mich und seine Hand fuhr stetig und sachte über meinen Rücken, während ich in den Schlaf driftete.
 
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