Geschichte: Fanfiction / Prominente / Musik / K.I.Z / Gegengift

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Gegengift

von Shirokura
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P18 / MaleSlash
Maxim Drüner Nico Seyfrid
23.08.2020
02.02.2021
6
14.512
17
Alle Kapitel
16 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
 
23.08.2020 2.163
 
Hey,
schön, dass du dich zu der Story verirrt hast. Damit niemand seine Zeit verschwendet, hier der Beipackzettel vorab: Es wird absurd, vulgär, pornös und ich schiebe euch gefährliches Halbwissen über eine Oper unter. Trigger hätten wir auch ein paar, die da wären: Drogen, Gewalt, ein Trauma und viele, viele Schimpfwörter. Außerdem gibt's ein wenig BDSM.
Und für die ganz Unbedarften: P18-Slash heißt, dass homosexuelle Inhalte vorkommen und dass die Story nichts für Minderjährige ist.
Allen anderen viel Spaß beim Lesen. Wer den Mist, den ich hier schreibe, ernst nimmt, ist selbst schuld.


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"Wie lange geht das noch?", nörgelte ich und ging mir damit selbst auf den Sack. Was war ich nur für ein peinlicher Wichser geworden, dass ich mich bei meiner Mutter vor einem einsamen, bösen Samstagabend versteckte? Während sich alle ihren Frühlingsgefühlen hingaben und fickten, was das Zeug hielt, verkroch ich mich hier, anstatt mich einfach zu besaufen wie ein Erwachsener. Ich war Mitte 30 verdammt. Was stimmte nicht mit mir?

Die Jungs von der Band waren auf irgendeiner Party. Ich hatte gelogen, um nicht mitgehen zu müssen, denn ich konnte Maxims Anwesenheit nicht mehr ertragen. Es war einfach zu viel. Ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nie auch nur ansatzweise so unwohl vor jemanden gefühlt wie vor ihm, denn vor sechs Wochen war im Tourbus auf dem Weg nach Hause das Unvorstellbare passiert. Etwas, das selbst unser primitives Niveau so weit unterschritten hatte, dass jetzt nichts mehr war wie zuvor.

Nach einem Konzert bei dem Maxim mal wieder viel zu lange seine viel zu perfekten Lippen auf meine gedrückt hatte, hatte mich meine Gier nach mehr übermannt. Was küsste der Assi auch so gut? Insgeheim war ich schon seit Ewigkeiten latent scharf auf ihn, hatte aber immer versucht, es zu verdrängen. Sowas brachte schließlich nur Ärger. Außerdem war der weiße Riese nicht an mir interessiert. Garantiert nicht. Ich hatte ihn in all den Jahren nur mit Frauen abziehen sehen. Da war nie ein verräterischer Blick gewesen oder etwas in irgendeiner Weise Homoerotisches, das nicht nur ein Spaß war.
Es war kein Problem für mich, diesen Teil meiner Gefühle für ihn ignorieren, war da doch so viel mehr, das so viel wichtiger war. Er war mein bester Freund. Wir hatten uns sofort verstanden, als würden wir uns schon immer kennen. Wir waren gemeinsam in K.I.Z, hatten all den Erfolg, soviel gemeinsam erlebt. Ich war so dankbar, was wir geschafft und gesehen haben, da war es nebensächlich, dass ich öfter auf ihn als auf jeden anderen Menschen wichste. Er hatte ja auch einen geilen Körper und diese höllisch schönen Augen. War ja nix dabei. Auf so einen schönen Mann wie ihn besorgten es sich bestimmt hunderte jeden Tag. Musste ja keiner je erfahren, dass ich einer von ihnen war.
Doch dann hatte das Geknutsche und Gekuschel für die Show angefangen. Mit mir fiel ihm das leicht, hatte er gesagt, denn zwischen uns beiden war schon immer diese besondere Verbindung gewesen. Am Anfang war das ja auch alles ganz witzig gewesen, war ja auch ein schönes Signal an die Welt. Je früher es normal für jeden war, dass Männer Männer und Frauen Frauen küssten, umso besser für die Szene, aber irgendwann hatte ich begonnen, mich auf die Küsse zu freuen. Aus bloßer Gier nach seinem Körper war schleichend mehr geworden. Es war so leicht, mit ihm zu lachen, zu reden und auch zu schweigen. Und wann immer ich die Arme nach ihm ausstreckte, kam er hyperaktiv in meine Arme geflogen und überhäufte mich mit süßen kleinen Küssen. Er hatte teilweise halbe Abende auf meinem Schoß verbracht, ganze Interviews mit meinem Arm um seine Schultern bestritten. All das war inzwischen Normalität und doch brannte ich jedes Mal ein wenig mehr für ihn. Und manchmal sehnte sich mein Körper so sehr nach ihm, dass ich schreien wollte.

Es war mir trotzdem immer irgendwie möglich gewesen, diese ganze Scheiße zu ignorieren, aber in dieser verdammten Nacht vor sechs Wochen hatte ich es nicht geschafft, ihn aus meinen Gedanken zu verbannen und stattdessen nach dem Konzert notgeil und schlaflos an die Decke meiner Schlafkoje im Bus gestarrt.
Immer, wenn ich meine Augen geschlossen hatte, war er da gewesen. Schweißüberströmt. Mit halboffenem Mund, den Kopf in den Nacken gelegt… Fuck… Er war so geil… Es muss am Frühling gelegen haben und daran, dass ich irgendwie ziemlich… naja… untervögelt war, denn genau diese Mischung hatte mir schlicht und ergreifend meinen Schlaf geraubt, also war ich leise ins Bad geschlichen, um mir Erleichterung zu verschaffen.
Schnell und effizient hatte ich begonnen, zu wichsen. Unnötig, zu erwähnen, an wen ich dabei gedacht hatte. Es war auch alles wunderbar nach Plan gelaufen, bis eben jener Mittelpunkt meiner unzüchtigen Gedanken ausgerechnet beim großen Finale die Toilettentür des winzig kleinen Bades, die nicht immer richtig schloss, aufgerissen hatte und ich mitten in seine schockgeweiteten, eisblauen Augen gesehen hatte. Denn genau in dieser Sekunde war ich doch tatsächlich mit seinem Namen auf den Lippen gekommen. Auf seine verdammten Schuhe. Also nicht die ganze Ladung, aber selbst ein Tröpfchen wäre zu viel gewesen. Und es war schon irgendwie mehr als ein Tröpfchen gewesen.
Einen Augenblick lang war nichts passiert, er hatte mich nur mit einem vollkommen undefinierbaren Blick angesehen, dann hatte er die Tür geschlossen. Leise. Maxim hatte mich einfach in dem vollgewichsten Bad mit meiner Schande zurückgelassen.

Ich hatte Minuten gebraucht, bis ich das erste Mal zwischen meinen eingesauten Fingern, die ich vor mein Gesicht geschlagen hatte, durchschauen konnte.
Viele kleine Ewigkeiten waren verstrichen, bis ich das Bad gereinigt und den Mut zu gefunden hatte, ebendieses verlassen zu können.
Es hätte alles so leicht sein können, wenn er einfach gelacht hätte, aber er hatte sich in seiner Koje verschanzt und auch, als wir uns Stunden später verabschiedet hatten, hatte er mich nur seltsam angesehen. Seitdem hielt ich mich von ihm fern und schämte mich in Grund und Boden. Und verdammt, eigentlich war mir nie etwas peinlich. Warum auch? Und doch war ich nun seit Wochen wie gelähmt, abgeschnitten von meinem Leben, da K.I.Z nun mal mein Leben war, ich Maxim aber auf keinen Fall sehen wollte. Und je länger dieser entsetzliche Zustand anhielt, umso verfahrener wurde die Situation.

Inzwischen fühlte ich mich nur noch scheiße. Ich war einsam. Und mir war langweilig.

Irgendwann hatte ich es nicht mehr ausgehalten in meiner Bude und war spontan bei meiner Mom aufgekreuzt. Sie durfte mich nicht wegschicken. Manchmal war Familie gut.
Aber sie und ihr Freund schauten gerade irgendeine Oper im Fernsehen. Soviel zu ihrem Musikgeschmack.
"Wo ist der Schnaps?", nervte ich weiter.
Meine Mutter seufzte schwer, bevor sie sich mir zuwandte. "Wenn mein geliebter Sohn nicht vorher Bescheid sagt, dass er kommt, muss er eben damit rechnen, dass wir keinen Schnaps im Haus haben. Es gibt nur Wein und der ist im Keller. Und jetzt lass uns das doch bitte noch zu Ende schauen, Nico. Wir sind schon fast im dritten Akt. Es ist so eine schöne Inszenierung", meinte sie verzückt und sah schon wieder auf den Bildschirm, wo eine Frau im Kimono sich die Seele aus dem Leib sang. Es klang leidend. Verzweifelt.
"Wie viele Akte hat das?"
"Drei."
"Aha. Wer ist das?", fragte ich mit mäßigem Interesse.
"Turandot", meinte ihr Freund, ohne den Blick vom Fernsehen zu lösen, wo die Frau sich derart in Rage sag, dass ich befürchte, sie würde gleich umkippen.
"Was ist ihr Problem?"
Er schnaufte, Mom lächelte. "Willst du das denn wirklich wissen?", fragte sie.
"Ja." Keine Ahnung, warum ich das sagte. Eigentlich war es mir scheißegal, aber ich brauchte Ablenkung von meinem eigenen Elend.
"Also gut. Kurzfassung. Das ist Turandot, eine chinesische Prinzessin. Sie gibt jeden, der sie heiraten will, drei sehr schwere Rätsel auf. Löst sie derjenige nicht, wird er hingerichtet. Kalaf ist aber so in sie verliebt, dass er es trotzdem versucht und die Rätsel löst. Sie ist darüber sehr entsetzt, also bietet er ihr an, dass sie ihn nicht heiraten muss, wenn sie bis zum Sonnenaufgang seinen Namen herausfindet. Und jetzt gerade stimmt der Kaiser dem zu."
Ich hatte während der Erklärung meiner Mutter konzentriert auf den Fernseher gestarrt. Das Ganze war zum Glück mit Untertiteln versehen, weil die offenbar italienisch sangen, aber ich bezweifelte stark, dass ich der Handlung hätte folgen können, selbst wenn ich die Sprache verstehen würde. Ich fand Opern einfach schräg und konnte in dem Gekreische nicht mal Silben heraushören, aber man musste ja nicht alles mögen.
Da wechselte das Bühnenbild. Ganz allein stand der Typ, von dem ich annahm, dass er der verliebte Trottel war, auf der Bühne. Ich verstand nicht, warum er sich nicht nahm, was er sich verdient hatte. Er hatte die Rätsel doch gelöst. Was sollte die Scheiße mit seinem Namen?

Als er begann, zu singen, kam mir die Melodie sofort bekannt vor. Hatte das nicht dieser komische Engländer in einer Talentshow gesungen und dafür neue Zähne bekommen oder so ähnlich? 'Nessun dorma' stand auf dem Bildschirm. Der Sänger hatte wirklich eine irre Stimme und irgendwie schaffte er es, mich zu fesseln. Gebannt starrte ich auf den Fernseher, konnte meine Augen während des gesamten Liedes nicht abwenden. Fasziniert las ich den Text, ließ mich gefangen nehmen von seiner Schwermut, seiner Verliebtheit und seinem Siegeswillen.

"Niemand schlafe! Niemand schlafe!
Auch du, Prinzessin, in deinem kalten Zimmer siehst die Sterne, die beben vor Liebe und Hoffnung!
...
Und mein Kuss wird das Schweigen beenden, durch das ich dich gewinne!

Verschwinde, oh Nacht! Geht unter, Sterne!
Geht unter, Sterne! Zum Sonnenaufgang werde ich siegen!
Werde ich siegen! Werde ich siegen!"

Am Ende seines Gesangs hatte jeder im Wohnzimmer feuchte Augen. Auch ich. Ich sah die Oper bis zum Schluss. Er bekam seine Prinzessin. Sie hat ihn sogar die ganze Zeit geliebt, war aber zu stolz gewesen, um es sich einzugestehen. Irgendwie wühlte mich die Geschichte auf.

Ich diskutierte noch lange mit meiner Mutter über das Gesehene. Wir leerten zwei ganze Flaschen Wein über Fragen wie, ob Kalaf ein Idiot oder ein wahrer Held war und wie um alles in der Welt er das verdammte Miststück, das am Ende ja auch noch den Tod der Sklavin zu verantworten hatte, so lieben konnte. Ganz abgesehen von den ganzen Toten, die ihre bescheuerten Rätsel verursacht hatten. Sie wirkte, wie aus Tareks Texten entsprungen. Was für eine Horrorbraut. An dem Punkt sah mich meine Mutter aber sehr ernst an "Nico, mein Schatz. Wir können uns oft nicht aussuchen, wen wir lieben, doch wenn es uns so übermannt wie Kalaf, sind wir es uns dann nicht schuldig, alles zu versuchen, um die Prinzessin zu bekommen?"

Unwillkürlich dachte ich bei ihren Worten an Maxim. Es würde nicht meinen Tod bedeuten, mich ihm endlich zu offenbaren. Vielleicht wäre es das Ende meiner Karriere und das Ende unserer Freundschaft, aber zumindest mein Leben würde mir bleiben.
Was waren die Gefühle, die ich nun schon seit all den Jahren hegte, wert, wenn ich nicht bereit war, etwas dafür zu riskieren? So wie jetzt konnte es nicht weitergehen. Wenn wir nie wieder normal miteinander reden konnten, er aber immer vor meiner Nase herumtanzen würde, würde ich kaputt gehen.

Als mich meine Mutter schließlich irgendwann heraus komplimentiert hatte und ich angetrunken durch die nächtlichen Gassen von Berlin mäanderte, trugen mich meine verräterischen Beine wie zufällig an Maxims Wohnung vorbei. Automatisch hob sich mein Blick und zählte die Fenster. Es brannte Licht. War er etwa schon zu Hause? Er hatte bestimmt irgendjemanden aufgegabelt. Bitter seufzte ich und blickte sehnsüchtig nach oben. Vielleicht sollte ich es ihm wirklich sagen. Ich hatte zwar keine Chance bei ihm, aber musste ich mich davon aufhalten lassen? Und was änderte diese Tatsache schon an dem, was er in mir auslöste? Nichts. Er konnte so viele Frauen ficken, wie er wollte, ich lag trotzdem jede dritte Nacht in meinem Bett und besorgte es mir auf ihn. Perverserweise sogar manchmal auf den Schreck in seinem Gesicht, als er mich dabei erwischt hatte. Um ehrlich zu sein, war es sogar eine meiner Lieblingsfantasien, dass er danach die Tür nicht von außen sondern von innen schloss und mir endlich gab, wonach ich so sehr gierte. Fuck, ich wollte ihn so sehr.

Ich musste es ihm sagen. Sofort! Also die Details würde ich sicher aussparen, sonst würde er mich wahrscheinlich verprügeln oder mindestens rausschmeißen, aber vielleicht hatte er eine Idee, wie wir damit umgehen konnten, ohne dass ich aus der Band flog. Vielleicht könnte er öfters mal ein Shirt tragen? Und mir mitten ins Gesicht sagen, dass da nichts war und nie sein würde? Vielleicht würde ich mich dann auf jemand anders konzentrieren können? Und wir konnten die Sache mit den vollgewichsten Schuhen einfach gemeinsam lustig finden und abhaken? Denn wenn mir seine Anwesenheit bis ans Ende aller Tage unerträglich wäre, würde es zwangsläufig irgendwann kein K.I.Z mehr geben.
Zumindest nicht mit uns beiden.
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