Die Geschichte der Harrison Schwestern
von Ejis
Kurzbeschreibung
Die eigenen Geschwister nach dem Tod der Eltern aufziehen, schwierig. Wenn diese dann auch noch Hexen sind, man selbst aber das magische Talent eines durchgelaufenen Turnschuhs besitzt, dann ist es beinahe unmöglich. Für Elaine Harrison ist es mittlerweile Alltag geworden sich mit den Wechselkursen von Gallionen und Pfund herumzuschlagen oder ihren rothaarigen Nachbarn die Funktionsweise von Laptops und Glühbirnen zu erläutern.
GeschichteFamilie, Liebesgeschichte / P12 / Gen
Charlie Weasley
Fred Weasley
George Weasley
OC (Own Character)
17.08.2020
25.11.2022
13
31.661
6
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25.11.2022
2.857
Ein neues Kapitel, in dem es wieder ein wenig emotional wird. Ganz viel Spaß beim lesen und schon mal frühzeitig einen schönen ersten Advent.
Eure Ejis
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Kapitel 12 das Elaines Weihnachtspläne auf den Kopf stellt
11.11.1991
Ein gedämpftes Kreischen erfüllte das Wohnzimmer. Hugo beäugte die Situation, die sich vor ihm abspielte, äußerst skeptisch. Die blonde Frau, die er nicht sonderlich mochte da sie manchmal vergaß ihn zu füttern, hielt sich ein rotes Kissen vor das Gesicht und schrie. Ihr Hals wurde mit jeder Sekunde immer röter und die Töne hinter der Wand aus Stoff und Federn leiser und kratziger.
Der alte Kauz breitete seine Flügel aus und flog schnell auf seine kleine Stange. Dann schüttelte er sein Gefieder aus. Er verstand die Reaktion dieses Menschen nicht. Vor ein paar Sekunden war er vor dem Fenster gelandet. Die Schwester, die mittlerweile in dem weit entfernten Schloss wohnte, hatte ihm einen Brief mitgegeben. Diesen hatte er pflichtbewusst durch die kalte Luft geflogen, bis nach Ottery. Er hoffte, dass dies das erste und letzte Mal war, dass jemand eine solche Reaktion auf einen Brief, den er brachte, zeigte.
Was Hugo jedoch nicht wusste war, dass Elaine seit Tagen versuchte sich bei ihrer Schwester zu entschuldigen. Claire hatte sehr deutlich klar gemacht, was sie davon hielt, dass Elaine mit Matt und Annabell in dem Schlafzimmer ihrer Eltern geschlafen hatte. Zuerst hatte die älteste der Schwestern sich entschuldigt und versucht es der jüngeren zu erklären. Elaine hätte unmöglich mit Matt auf das Sofa gepasst, ganz zu schweigen davon, dass sie es auch nicht wollte. Seit Monaten tat ihr der Rücken weh und sie war es leid zwischen den alten Staffeleien, Farben und halb fertigen Bildern ihrer verstorbenen Mutter zu schlafen. Jede Nacht wurde sie von den unfertigen Pinselstrichen bis in ihre Träume verfolgt. Der Geruch dieses Raumes versetzte sie jedes Mal zurück in die Zeit, in der es nur sie und ihre Mutter gegeben hat und Lizzy ihr beibrachte, wie man der eigenen Fantasie mit einem Pinsel Leben einhauchte.
Und es war Annabell die sie mit ihren großen Kulleraugen angeschaut und gesagt hatte: „Dann schlaf doch bei Mama und Papa im Bett. Sie mochten Pyjamapartys.“
In diesem Moment hatte die junge Autorin nicht an die Gefühle von Claire denken können sondern war froh gewesen, dass Anni ihr diese Erlaubnis gab. Es hatte ihr viel bedeutet. Nicht nur, weil ihre kleine Schwester so gut mit dem Tod ihrer Eltern umgehen konnte, sondern auch, weil sie Matt so schnell akzeptiert hatte. Die jüngste Schwester schaffte es mit ihrem Verhalten Elaine Mut zu geben. Das Lächeln auf dem Gesicht der Kleinen motivierte sie jeden Tag aufs neue dazu aufzustehen und unter dem ganzen Druck nicht zu zerbrechen.
Aber dann kam Claires Antwort auf die Bilder und nachdem Elaine sich zwar entschuldigt hatte, aber nicht versprechen konnte, dass dies nie wieder passierte begann der Wortkrieg.
Hin und her hatten sie den armen Hugo geschickt und ein Brief folgte dem nächsten. Bis Claire in ihrem letzten Brief schrieb, dass sie Weihnachten lieber in Hogwarts bleiben würde. Elaines erste Reaktion war es gewesen einen wütenden Brief zu schreiben, in dem sie ihrer jüngeren Schwester vorwarf, kindisch und egoistisch zu sein. Seit Monaten hatte sie so viel Rücksicht genommen. Hatte ihr eigenes Leben umgekrempelt um das ihrer jüngeren Schwestern so stabil wie möglich zu halten. Sie hatte ihre Freizeit geopfert, ihre schöne Wohnung, ihre Freunde. Alles nur, damit ihre Schwestern nicht zu irgendwelchen entfernten Verwandten kommen würden oder gar in ein Heim. Elaine hatte diese Familie aufrecht gehalten und das alles sollte jetzt hinüber sein, weil Claire den dramatischsten Trotzanfall aller Zeiten auslebte?!
Nachdem Elaine all ihre Wut und Verzweiflung durch den Stift auf das Blatt hatte fließen lassen, ging es ihr ein wenig besser. Aber sie wusste auch, dass sie diesen Brief niemals abschicken konnte. Also zerriss sie ihn, warf ihn in den Müll und setzte einen neuen Brief auf, indem sie sich erneut entschuldigte und erwähnte, dass Annabell sich schon so sehr auf ein Weihnachtsfest mit Claire freute. Sie versprach, dass sie in den Ferien alle zusammen das alte Malzimmer aufräumen und in ein Zimmer für Elaine verwandeln konnten. Dass sie das Schlafzimmer ihrer Eltern mit einem großen ‚Betrete-Verboten-Schild‘ versehen konnten. In einem Anflug von Heiterkeit und Hoffnung, die sie beim Schreiben des Briefes erfüllte, witzelte sie sogar, dass sie eine gläserne Abdeckung für das Bett ihrer Eltern anfertigen lassen konnten.
Der Brief kam heute mit Hugo ungeöffnet zurück und Elaine wusste nicht mehr weiter.
Ihr Hals schmerzte vom Schreien, aber die Wut in ihr war weniger geworden. Sie nahm das Kissen von ihrem Gesicht, wischte einen imaginären Fussel von dessen Oberfläche und legte es dann zurück auf das Sofa. Dann blickte sie zu Hugo, der sie ein wenig genervt anguckte. Sie legte den Kopf in den Nacken, atmete tief durch und rollte die Schultern nach hinten. In ihrem Rücken knackte etwas. Dann ging sie zu der Eule, öffnete die rechte Schublade des Fernseheschrankes und zog eine Papiertüte mit Eulenkeksen hervor. Molly hatte ihr welche vorbeigebracht. Sie zog einen hervor und hielt ihm dem Federvieh vor den Schnabel.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich bin nur so frustriert und, ach ich weiß einfach nicht weiter. Wie kann ich ihr bloß…“, Elaine hielt mitten im Satz inne und betrachtete Hugo, der genüsslich an dem Keks knabberte.
„Jetzt rede ich schon mit einem Vogel, na großartig.“, brummelte die Autorin und zog schnell die Hand weg, bevor der Kauz ihre Finger mit dem Rest seines Leckerchens verwechselte. Beim Zurückziehen der Hand blitzte die Armbanduhr an ihrem Gelenk hervor und Elaine schob den Ärmel ihres dunkelgrünen Pullovers ein wenig nach hinten, um die Zeit abzulesen. Sie hatte noch eine Stunde, dann musste sie losgehen, um Annabell rechtzeitig von den Wealseys abzuholen. Der Kindergarten hatte wegen der winterlichen Grippewelle für die Woche schließen müssen und Molly hatte angeboten, dass sie bis zum Nachmittag auf die jüngste der Schwestern aufpassen könne. Kurz blickte Elaine zu dem Telefon auf dem Beistelltisch neben dem Sofa. Sollte sie Matt anrufen und um Rat bitten? Aber jedes Gespräch mit ihm über Claire gestaltete sich schwierig, weil er nichts über die magische Welt erfahren durfte. Schon häufiger hatte Elaines Fähigkeit sich schnell eine Geschichte auszudenken sie davor gerettet in Erklärungsnot zu geraten. Die Alternative war es allerdings weiterhin mit Hugo zu reden und die junge Autorin hatte definitiv nicht vor, als verrückte Eulenlady zu enden. Entschlossen ging sie zu dem Tisch, griff nach dem Hörer und gab die Nummer ein, die sie schon auswendig kannte. Es dauerte nicht lange, da ging Matt an das Telefon.
„Hallo?“
„Claire will an Weihnachten im Internat bleiben.“, viel Elaine direkt mit der Tür ins Haus, ohne ihn zu begrüßen. „Ich weiß nicht, was ich machen soll. Sie ist immer noch so wütend und verletzt, weil wir im Schlafzimmer meiner Eltern geschlafen haben. Ich hab mich entschuldigt, aber sie will es nicht hören. Oder viel mehr lesen, denn sie kann mich nicht hören, weil die in diesem dämlichen Schloss kein Telefon haben! Ich will mit ihr reden, damit sie mich versteht. Ich will sie in den Arm nehmen und mich entschuldigen und…und…ach kacke“
Elaine fluchte, als ihr die Tränen kamen.
„Welches Internat hat heutzutage denn keinen Telefonanschluss?“, kam es nur ruhig vom anderen Ende der Leitung und Elaine biss sich ertappt auf die Lippe. So viel dazu, dass sie das Thema Zauberschule umschiffte.
„Darum geht es hier nicht.“, versuchte sie sich wieder zu retten. „Es geht darum, dass meine Schwester lieber im Internat bleibt, als mit Anni und mir Weihnachten zu feiern. Hasst sie mich so sehr? Und wie soll ich das Anni erklären?“
„Vielleicht sagst du ihr einfach die Wahrheit. Dass Claire beleidigte Leberwurst spielt und nicht kommen will.“, die trockene Antwort ließ Wut in ihr hochkochen. Nahm er sie nicht ernst?
„Du bist echt nicht hilfreich.“
„Aber witzig.“, Elaine konnte sein Zwinkern beinahe schon hören.
„Was zu beweisen wäre. Ich will nicht, dass Anni ihr erstes Weihnachten ohne unsere Eltern nur mit mir allein verbringt.“
„Es tut mir leid. Wenn ich zu euch kommen könnte, dann würde ich aber“, Elaine schnitt ihm das Wort ab.
„Ich will gar nicht, dass du kommst! Es geht hier um mich und meine Familie, nicht um dich. Ich will, dass Claire hier ist! Ich, ach Mist Matt, so war das nicht gemeint.“, sagte sie, als ihr klar wurde, was sie ihm gerade entgegengeworfen hatte.
Kurz schweig Matt und antwortete dann: „Ich verstehe, was du meinst. Auch wenn ich zugeben muss, dass deine Worte gerade echt unglücklich gewählt waren. Aber es ist ok, ich verzeihe dir.“
Elaine verkniff sich, dass sie sich gar nicht bei ihm entschuldigt hatte. Kurz redeten sie noch, aber dann legte sie auf. Die Frustration, die sich während des Telefonats in ihr aufgebaut hatte, verwandelte sich in Resignation.
„Vielleicht hätte ich doch lieber mit dir reden sollen.“, sagte Elaine leise zu Hugo, der sie nur verständnislos anblickte und dann den Kopf unter seinem Flügel begrub.
Dankend nahm Elaine die Tasse mit Tee an, die Molly ihr reichte.
„Ginny spielt gerade noch mit Anni. Wenn du magst, dann könnt ihr gerne zum Essen bleiben. Arthur hat eine Eule geschickt, dass er heute länger im Ministerium bleiben muss. Irgendein Zauberer hat sich einen Spaß daraus gemacht die Schnabeltassen in einem Muggelkrankenhaus so zu verhexen, dass sie einem in die Nase beißen.“
Der Gedanke brachte Elaine zum Schmunzeln, während sie auf den Tee pustete.
„Ich bleibe gerne hier, dann muss ich später nicht nochmal kochen. Aber nur, wenn es keine Umstände macht.“
„Ach was. Das ist wirklich kein Problem. Ein deftiger Eintopf wird dir guttun. Du siehst in letzter Zeit so dünn und blass aus. Isst du genug? Ich mache dir einen ohne Fleisch.“, sagte Molly, schwang ihren Zauberstab und ein kleiner Topf schwebte aus einem der Schränke neben den großen Topf auf den Herd.
„Danke“, sagte Elaine, die in den letzten Monaten gelernt hatte sich nicht für Unannehmlichkeiten zu entschuldigen, die ihre vegetarische Ernährung einigen Menschen versursachte. Sie nahm einen Schluck des Tees und überlegte, ob sie Molly vielleicht bezüglich des Streits mit Claire fragen konnte. Schließlich war sie als Mutter von sieben Kindern bestimmt das ein oder andere Mal mit einer Streiterei solchen Ausmaßes konfrontiert gewesen.
Während Molly ihr geduldig zuhörte, schilderte Elaine ihr alles ganz genau. Mit jedem Wort, dass ihre Lippen verließ bemerkte sie, wie sehr sie jemanden zum Reden gebraucht hatte. Jemanden, dem sie nicht mit komischen Geschichten über altes Mauerwerk, dass keine Telefonleitungen zuließ kommen musste. Jemand, der nicht versuchte die unangenehme Spannung mit Witzen herunterzuspielen. Als sie geendet hatte kam Molly auf sie zu, zog sie vom Stuhl in ihre Arme und Elaine begann zu weinen. Seit dem Tod ihrer Eltern weinte sie das erste Mal vor einer anderen Person, in den Armen einer anderen Person und es fühlte sich gut an. Die Trauer, die sie sonst zu zerreißen drohte, konnte einfach herausfließen, denn es war jemand da, der sie festhielt. Jemand, der sie nicht verlassen würde.
Erst als von den Tränen nicht mehr als nasse Wangen und ein Schluckauf übrig waren, lies Molly sie los.
„Du hast nichts falsch gemacht. Claire hat auch nichts falsch gemacht. Es ist einfach eine verdammt schwierige Situation. Aber vielleicht war es auch längst überfällig, dass ihr euch streitet. Euer Leben lang wart ihr nur Schwestern und jetzt bist du plötzlich ihr Vormund. Aufeinmal muss sie das tun, was du sagst. Da ist es kein Wunder, dass einem der Zauberhut explodiert. Und auch wenn du es nicht hören möchtest, aber vielleicht ist es ganz gut, wenn Claire in Hogwarts bleibt. Dann kann sie sich ein wenig abkühlen und sich überlegen, wie sie mit dieser Situation umgehen möchte. Außerdem sind die Weihnachtsfeste dort wunderschön. Und sie ist nicht allein. Percy, Ron und George und Fred sind auch da.“
„Ich weiß, dass es ihr da gut gehen wird, aber was ist mit Annabell? Und mit mir? Ich kann nicht allein mit ihr im Wohnzimmer sitzen. Nicht an unserem ersten Weihnachten ohne Mama und Papa. Das kann ich nicht.“, brachte Elaine hervor, ihre Worte immer wieder von dem Schluckauf unterbrochen.
„Molly, ich bin wieder da! Ich sag dir eins, war nicht einfach im Muggelkrankenhaus, aber die Abteilung für magische Strafverfolgung hatte ein paar Praktikanten da, die sie uns mitgegeben haben, da sind wir schneller fertig geworden. Aber der Junge von Brody hat sich in den Gängen verlaufen. Ist ja auch kein Wunder, so komisch wie das da aufgebaut ist. Aber alles mit Eletrikaztät betrieben. Schon spannend, was die Muggel alles erfinden können.“, Arthur kam munter schwatzend in die Küche gestapft, während sein Umhang und sein Zauberhut von alleine zur Garderobe flogen.
„Elaine! Wie schön das du da bist. Oh. Ist alles in Ordnung?“, fragte er, als er die Autorin sah.
„Ja alles in Ordnung, ich muss mich nur damit abfinden, dass Claire an Weihnachten in Hogwarts bleibt.“, sagte sie und war dankbar dafür, dass der Schluckauf mittlerweile verschwunden war. Molly drückte noch kurz ihre Hand und ging dann zum Herd, um den Eintopf zu kochen.
Während der Tisch sich von selbst deckte, erzählte Arthur ihr alles über das Weihnachtsfest in Hogwarts, was es zu wissen gab. Er erwähnte genau wie Molly, dass seine Söhne ja auch dortbleiben würden, weil er mit Ginny und seiner Frau nach Rumänien reisen würde, um Charlie zu besuchen. Bei dem Gedanken an den zweiten Sohn der Weasleys flatterte ein kleiner Schmetterling durch Elaines Magen. Wo kam der denn her?
„Wir haben Charlie seit dem Sommer nicht mehr gesehen und er kann nicht kommen, schon recht viele seiner Kollegen über die Feiertage wegfahren. Und die Drachen kann man ja nicht einfach so allein lassen. Aber er kann zwischendurch ein paar Pausen machen und dann können wir was zusammen machen. Ich wollte eigentlich mit einem Fliegzeug fliegen, aber als ich das machen wollte habe ich gemerkt, dass wir ja gar keine Muggelpapiere besitzen. Außerdem kostet so ein Flug verdammt viel Muggelgeld. Also haben wir uns einen Portschlüssel über das Ministerium besorgen können.“, erzählte Arthur munter und Elaine tat es gut, durch das dauerhafte Geplapper abgelenkt zu werden.
„Rumänien ist sehr schön. Ich war einmal dort, um eine Freundin zu besuchen, die dort ein Auslandssemester gemacht hat.“, sagte sie, nachdem sie ihre Teetasse gelehrt hatte. Die Kanne, die in der Mitte des Tisches stand, kam direkt angehüpft und schüttete ihr nach.
„Auslandssemester? Was die Muggel sich nicht alles ausdenken. Bist du da auch mit einem Fliegzeug gefahren? Wie hält sich das Ding denn so ganz ohne Magie in der Luft?“, fragte Arthur und seine Augen begannen so zu leuchten, wie sie es nur dann taten, wenn er etwas Spannendes über Muggeltechnik herausfinden wollte.
Elaine blieb ihm die Antwort schuldig, denn Annabelle und Ginny kamen in die Küche gestürmt. Als Anni ihre Schwester sah, kletterte sie bei ihr auf den Schoß und begann von ihrem Tag zu erzählen. Währenddessen flogen die Töpfe vom Herd auf den Tisch und die Kelle begann allen etwas in die Schüsseln zu füllen.
„Ich will was aus beiden Töpfen bitte!“, wies Annabell die Schöpfkellen an und kletterte vom Schoß ihrer Schwester auf den Stuhl neben Ginny.
„Aber sag mal Elaine, was hältst du denn davon, wenn ihr Weihnachten mit uns in Rumänien verbringt?“, fragte Molly, als Elaine in der offenen Haustür stand, die schlafende Annabell auf dem Arm. Es war später geworden als gedacht.
„Ich weiß nicht. Ich will mich nicht aufdrängen und…“
„Ach Unsinn Liebes.“, fiel Molly ihr ins Wort und warf ihre einen tadelnden Blick zu. „Ginny würde sich bestimmt auch sehr freuen. Sie hat Anni so gerne und genießt es mal nicht die kleinste Schwester zu sein. Außerdem würde Charlie sich bestimmt auch freuen, dich mal wieder zu sehen.“
„Ich überlege es mir und ich muss Anni fragen.“, versuchte sie dem Angebot auszuweichen.
Zu Hause angekommen, trug sie ihre Schwester ins Bett. Dann versuchte sie der Kleinen möglichst vorsichtig die Klamotten auszuziehen. Elaine war immer wieder überrascht davon, was für einen tiefen Schlaf Kleinkinder hatten.
„Schlaf gut.“, flüsterte sie schließlich, als sie Annabelle zudeckte und schlich sich dann aus dem Zimmer. Während sie die Tür leise hinter sich schloss, wurde sie mit einem Schlag sehr, sehr müde. Der heutige Tag hatte sich nach einer ganzen Woche angefühlt aber der Gedanke an das unbequeme Schlafsofa hielt sie davon ab direkt schlafen zu gehen.
Sie nahm sich eine gelbe Tasse aus dem Schrank und füllte sie mit Rotwein. Alkohol war definitiv keine Lösung und eigentlich hasste Elaine es, allein zu trinken, aber heute war es bestimmt mal in Ordnung. Zumindest redete sie es sich ein, während sie, die Tasse in der Hand, zum Modem ging und es anstellte. Während es mit seinen lauten Verbindungstönen die Telefonleitung blockierte, holte Elaine sich ihren Laptop. Vielleicht schaffte sie es ja mithilfe der Alkoholmuse das Kapitel zu beenden, an dem sie seit schon fast einer Woche saß. Anstatt jedoch das besagte Dokument zu öffnen, schwebte ihre Maus zum Internetbrowser und öffnete einen neuen Tab. Ihre über die Tastatur fliegenden Finger ließen die Worte ‚Flug‘ und ‚Rumänien‘ in der Suchleiste erscheinen. Elaine nahm einen großen Schluck aus der Tasse und drückte dann Enter.
Eure Ejis
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Kapitel 12 das Elaines Weihnachtspläne auf den Kopf stellt
11.11.1991
Ein gedämpftes Kreischen erfüllte das Wohnzimmer. Hugo beäugte die Situation, die sich vor ihm abspielte, äußerst skeptisch. Die blonde Frau, die er nicht sonderlich mochte da sie manchmal vergaß ihn zu füttern, hielt sich ein rotes Kissen vor das Gesicht und schrie. Ihr Hals wurde mit jeder Sekunde immer röter und die Töne hinter der Wand aus Stoff und Federn leiser und kratziger.
Der alte Kauz breitete seine Flügel aus und flog schnell auf seine kleine Stange. Dann schüttelte er sein Gefieder aus. Er verstand die Reaktion dieses Menschen nicht. Vor ein paar Sekunden war er vor dem Fenster gelandet. Die Schwester, die mittlerweile in dem weit entfernten Schloss wohnte, hatte ihm einen Brief mitgegeben. Diesen hatte er pflichtbewusst durch die kalte Luft geflogen, bis nach Ottery. Er hoffte, dass dies das erste und letzte Mal war, dass jemand eine solche Reaktion auf einen Brief, den er brachte, zeigte.
Was Hugo jedoch nicht wusste war, dass Elaine seit Tagen versuchte sich bei ihrer Schwester zu entschuldigen. Claire hatte sehr deutlich klar gemacht, was sie davon hielt, dass Elaine mit Matt und Annabell in dem Schlafzimmer ihrer Eltern geschlafen hatte. Zuerst hatte die älteste der Schwestern sich entschuldigt und versucht es der jüngeren zu erklären. Elaine hätte unmöglich mit Matt auf das Sofa gepasst, ganz zu schweigen davon, dass sie es auch nicht wollte. Seit Monaten tat ihr der Rücken weh und sie war es leid zwischen den alten Staffeleien, Farben und halb fertigen Bildern ihrer verstorbenen Mutter zu schlafen. Jede Nacht wurde sie von den unfertigen Pinselstrichen bis in ihre Träume verfolgt. Der Geruch dieses Raumes versetzte sie jedes Mal zurück in die Zeit, in der es nur sie und ihre Mutter gegeben hat und Lizzy ihr beibrachte, wie man der eigenen Fantasie mit einem Pinsel Leben einhauchte.
Und es war Annabell die sie mit ihren großen Kulleraugen angeschaut und gesagt hatte: „Dann schlaf doch bei Mama und Papa im Bett. Sie mochten Pyjamapartys.“
In diesem Moment hatte die junge Autorin nicht an die Gefühle von Claire denken können sondern war froh gewesen, dass Anni ihr diese Erlaubnis gab. Es hatte ihr viel bedeutet. Nicht nur, weil ihre kleine Schwester so gut mit dem Tod ihrer Eltern umgehen konnte, sondern auch, weil sie Matt so schnell akzeptiert hatte. Die jüngste Schwester schaffte es mit ihrem Verhalten Elaine Mut zu geben. Das Lächeln auf dem Gesicht der Kleinen motivierte sie jeden Tag aufs neue dazu aufzustehen und unter dem ganzen Druck nicht zu zerbrechen.
Aber dann kam Claires Antwort auf die Bilder und nachdem Elaine sich zwar entschuldigt hatte, aber nicht versprechen konnte, dass dies nie wieder passierte begann der Wortkrieg.
Hin und her hatten sie den armen Hugo geschickt und ein Brief folgte dem nächsten. Bis Claire in ihrem letzten Brief schrieb, dass sie Weihnachten lieber in Hogwarts bleiben würde. Elaines erste Reaktion war es gewesen einen wütenden Brief zu schreiben, in dem sie ihrer jüngeren Schwester vorwarf, kindisch und egoistisch zu sein. Seit Monaten hatte sie so viel Rücksicht genommen. Hatte ihr eigenes Leben umgekrempelt um das ihrer jüngeren Schwestern so stabil wie möglich zu halten. Sie hatte ihre Freizeit geopfert, ihre schöne Wohnung, ihre Freunde. Alles nur, damit ihre Schwestern nicht zu irgendwelchen entfernten Verwandten kommen würden oder gar in ein Heim. Elaine hatte diese Familie aufrecht gehalten und das alles sollte jetzt hinüber sein, weil Claire den dramatischsten Trotzanfall aller Zeiten auslebte?!
Nachdem Elaine all ihre Wut und Verzweiflung durch den Stift auf das Blatt hatte fließen lassen, ging es ihr ein wenig besser. Aber sie wusste auch, dass sie diesen Brief niemals abschicken konnte. Also zerriss sie ihn, warf ihn in den Müll und setzte einen neuen Brief auf, indem sie sich erneut entschuldigte und erwähnte, dass Annabell sich schon so sehr auf ein Weihnachtsfest mit Claire freute. Sie versprach, dass sie in den Ferien alle zusammen das alte Malzimmer aufräumen und in ein Zimmer für Elaine verwandeln konnten. Dass sie das Schlafzimmer ihrer Eltern mit einem großen ‚Betrete-Verboten-Schild‘ versehen konnten. In einem Anflug von Heiterkeit und Hoffnung, die sie beim Schreiben des Briefes erfüllte, witzelte sie sogar, dass sie eine gläserne Abdeckung für das Bett ihrer Eltern anfertigen lassen konnten.
Der Brief kam heute mit Hugo ungeöffnet zurück und Elaine wusste nicht mehr weiter.
Ihr Hals schmerzte vom Schreien, aber die Wut in ihr war weniger geworden. Sie nahm das Kissen von ihrem Gesicht, wischte einen imaginären Fussel von dessen Oberfläche und legte es dann zurück auf das Sofa. Dann blickte sie zu Hugo, der sie ein wenig genervt anguckte. Sie legte den Kopf in den Nacken, atmete tief durch und rollte die Schultern nach hinten. In ihrem Rücken knackte etwas. Dann ging sie zu der Eule, öffnete die rechte Schublade des Fernseheschrankes und zog eine Papiertüte mit Eulenkeksen hervor. Molly hatte ihr welche vorbeigebracht. Sie zog einen hervor und hielt ihm dem Federvieh vor den Schnabel.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich bin nur so frustriert und, ach ich weiß einfach nicht weiter. Wie kann ich ihr bloß…“, Elaine hielt mitten im Satz inne und betrachtete Hugo, der genüsslich an dem Keks knabberte.
„Jetzt rede ich schon mit einem Vogel, na großartig.“, brummelte die Autorin und zog schnell die Hand weg, bevor der Kauz ihre Finger mit dem Rest seines Leckerchens verwechselte. Beim Zurückziehen der Hand blitzte die Armbanduhr an ihrem Gelenk hervor und Elaine schob den Ärmel ihres dunkelgrünen Pullovers ein wenig nach hinten, um die Zeit abzulesen. Sie hatte noch eine Stunde, dann musste sie losgehen, um Annabell rechtzeitig von den Wealseys abzuholen. Der Kindergarten hatte wegen der winterlichen Grippewelle für die Woche schließen müssen und Molly hatte angeboten, dass sie bis zum Nachmittag auf die jüngste der Schwestern aufpassen könne. Kurz blickte Elaine zu dem Telefon auf dem Beistelltisch neben dem Sofa. Sollte sie Matt anrufen und um Rat bitten? Aber jedes Gespräch mit ihm über Claire gestaltete sich schwierig, weil er nichts über die magische Welt erfahren durfte. Schon häufiger hatte Elaines Fähigkeit sich schnell eine Geschichte auszudenken sie davor gerettet in Erklärungsnot zu geraten. Die Alternative war es allerdings weiterhin mit Hugo zu reden und die junge Autorin hatte definitiv nicht vor, als verrückte Eulenlady zu enden. Entschlossen ging sie zu dem Tisch, griff nach dem Hörer und gab die Nummer ein, die sie schon auswendig kannte. Es dauerte nicht lange, da ging Matt an das Telefon.
„Hallo?“
„Claire will an Weihnachten im Internat bleiben.“, viel Elaine direkt mit der Tür ins Haus, ohne ihn zu begrüßen. „Ich weiß nicht, was ich machen soll. Sie ist immer noch so wütend und verletzt, weil wir im Schlafzimmer meiner Eltern geschlafen haben. Ich hab mich entschuldigt, aber sie will es nicht hören. Oder viel mehr lesen, denn sie kann mich nicht hören, weil die in diesem dämlichen Schloss kein Telefon haben! Ich will mit ihr reden, damit sie mich versteht. Ich will sie in den Arm nehmen und mich entschuldigen und…und…ach kacke“
Elaine fluchte, als ihr die Tränen kamen.
„Welches Internat hat heutzutage denn keinen Telefonanschluss?“, kam es nur ruhig vom anderen Ende der Leitung und Elaine biss sich ertappt auf die Lippe. So viel dazu, dass sie das Thema Zauberschule umschiffte.
„Darum geht es hier nicht.“, versuchte sie sich wieder zu retten. „Es geht darum, dass meine Schwester lieber im Internat bleibt, als mit Anni und mir Weihnachten zu feiern. Hasst sie mich so sehr? Und wie soll ich das Anni erklären?“
„Vielleicht sagst du ihr einfach die Wahrheit. Dass Claire beleidigte Leberwurst spielt und nicht kommen will.“, die trockene Antwort ließ Wut in ihr hochkochen. Nahm er sie nicht ernst?
„Du bist echt nicht hilfreich.“
„Aber witzig.“, Elaine konnte sein Zwinkern beinahe schon hören.
„Was zu beweisen wäre. Ich will nicht, dass Anni ihr erstes Weihnachten ohne unsere Eltern nur mit mir allein verbringt.“
„Es tut mir leid. Wenn ich zu euch kommen könnte, dann würde ich aber“, Elaine schnitt ihm das Wort ab.
„Ich will gar nicht, dass du kommst! Es geht hier um mich und meine Familie, nicht um dich. Ich will, dass Claire hier ist! Ich, ach Mist Matt, so war das nicht gemeint.“, sagte sie, als ihr klar wurde, was sie ihm gerade entgegengeworfen hatte.
Kurz schweig Matt und antwortete dann: „Ich verstehe, was du meinst. Auch wenn ich zugeben muss, dass deine Worte gerade echt unglücklich gewählt waren. Aber es ist ok, ich verzeihe dir.“
Elaine verkniff sich, dass sie sich gar nicht bei ihm entschuldigt hatte. Kurz redeten sie noch, aber dann legte sie auf. Die Frustration, die sich während des Telefonats in ihr aufgebaut hatte, verwandelte sich in Resignation.
„Vielleicht hätte ich doch lieber mit dir reden sollen.“, sagte Elaine leise zu Hugo, der sie nur verständnislos anblickte und dann den Kopf unter seinem Flügel begrub.
Dankend nahm Elaine die Tasse mit Tee an, die Molly ihr reichte.
„Ginny spielt gerade noch mit Anni. Wenn du magst, dann könnt ihr gerne zum Essen bleiben. Arthur hat eine Eule geschickt, dass er heute länger im Ministerium bleiben muss. Irgendein Zauberer hat sich einen Spaß daraus gemacht die Schnabeltassen in einem Muggelkrankenhaus so zu verhexen, dass sie einem in die Nase beißen.“
Der Gedanke brachte Elaine zum Schmunzeln, während sie auf den Tee pustete.
„Ich bleibe gerne hier, dann muss ich später nicht nochmal kochen. Aber nur, wenn es keine Umstände macht.“
„Ach was. Das ist wirklich kein Problem. Ein deftiger Eintopf wird dir guttun. Du siehst in letzter Zeit so dünn und blass aus. Isst du genug? Ich mache dir einen ohne Fleisch.“, sagte Molly, schwang ihren Zauberstab und ein kleiner Topf schwebte aus einem der Schränke neben den großen Topf auf den Herd.
„Danke“, sagte Elaine, die in den letzten Monaten gelernt hatte sich nicht für Unannehmlichkeiten zu entschuldigen, die ihre vegetarische Ernährung einigen Menschen versursachte. Sie nahm einen Schluck des Tees und überlegte, ob sie Molly vielleicht bezüglich des Streits mit Claire fragen konnte. Schließlich war sie als Mutter von sieben Kindern bestimmt das ein oder andere Mal mit einer Streiterei solchen Ausmaßes konfrontiert gewesen.
Während Molly ihr geduldig zuhörte, schilderte Elaine ihr alles ganz genau. Mit jedem Wort, dass ihre Lippen verließ bemerkte sie, wie sehr sie jemanden zum Reden gebraucht hatte. Jemanden, dem sie nicht mit komischen Geschichten über altes Mauerwerk, dass keine Telefonleitungen zuließ kommen musste. Jemand, der nicht versuchte die unangenehme Spannung mit Witzen herunterzuspielen. Als sie geendet hatte kam Molly auf sie zu, zog sie vom Stuhl in ihre Arme und Elaine begann zu weinen. Seit dem Tod ihrer Eltern weinte sie das erste Mal vor einer anderen Person, in den Armen einer anderen Person und es fühlte sich gut an. Die Trauer, die sie sonst zu zerreißen drohte, konnte einfach herausfließen, denn es war jemand da, der sie festhielt. Jemand, der sie nicht verlassen würde.
Erst als von den Tränen nicht mehr als nasse Wangen und ein Schluckauf übrig waren, lies Molly sie los.
„Du hast nichts falsch gemacht. Claire hat auch nichts falsch gemacht. Es ist einfach eine verdammt schwierige Situation. Aber vielleicht war es auch längst überfällig, dass ihr euch streitet. Euer Leben lang wart ihr nur Schwestern und jetzt bist du plötzlich ihr Vormund. Aufeinmal muss sie das tun, was du sagst. Da ist es kein Wunder, dass einem der Zauberhut explodiert. Und auch wenn du es nicht hören möchtest, aber vielleicht ist es ganz gut, wenn Claire in Hogwarts bleibt. Dann kann sie sich ein wenig abkühlen und sich überlegen, wie sie mit dieser Situation umgehen möchte. Außerdem sind die Weihnachtsfeste dort wunderschön. Und sie ist nicht allein. Percy, Ron und George und Fred sind auch da.“
„Ich weiß, dass es ihr da gut gehen wird, aber was ist mit Annabell? Und mit mir? Ich kann nicht allein mit ihr im Wohnzimmer sitzen. Nicht an unserem ersten Weihnachten ohne Mama und Papa. Das kann ich nicht.“, brachte Elaine hervor, ihre Worte immer wieder von dem Schluckauf unterbrochen.
„Molly, ich bin wieder da! Ich sag dir eins, war nicht einfach im Muggelkrankenhaus, aber die Abteilung für magische Strafverfolgung hatte ein paar Praktikanten da, die sie uns mitgegeben haben, da sind wir schneller fertig geworden. Aber der Junge von Brody hat sich in den Gängen verlaufen. Ist ja auch kein Wunder, so komisch wie das da aufgebaut ist. Aber alles mit Eletrikaztät betrieben. Schon spannend, was die Muggel alles erfinden können.“, Arthur kam munter schwatzend in die Küche gestapft, während sein Umhang und sein Zauberhut von alleine zur Garderobe flogen.
„Elaine! Wie schön das du da bist. Oh. Ist alles in Ordnung?“, fragte er, als er die Autorin sah.
„Ja alles in Ordnung, ich muss mich nur damit abfinden, dass Claire an Weihnachten in Hogwarts bleibt.“, sagte sie und war dankbar dafür, dass der Schluckauf mittlerweile verschwunden war. Molly drückte noch kurz ihre Hand und ging dann zum Herd, um den Eintopf zu kochen.
Während der Tisch sich von selbst deckte, erzählte Arthur ihr alles über das Weihnachtsfest in Hogwarts, was es zu wissen gab. Er erwähnte genau wie Molly, dass seine Söhne ja auch dortbleiben würden, weil er mit Ginny und seiner Frau nach Rumänien reisen würde, um Charlie zu besuchen. Bei dem Gedanken an den zweiten Sohn der Weasleys flatterte ein kleiner Schmetterling durch Elaines Magen. Wo kam der denn her?
„Wir haben Charlie seit dem Sommer nicht mehr gesehen und er kann nicht kommen, schon recht viele seiner Kollegen über die Feiertage wegfahren. Und die Drachen kann man ja nicht einfach so allein lassen. Aber er kann zwischendurch ein paar Pausen machen und dann können wir was zusammen machen. Ich wollte eigentlich mit einem Fliegzeug fliegen, aber als ich das machen wollte habe ich gemerkt, dass wir ja gar keine Muggelpapiere besitzen. Außerdem kostet so ein Flug verdammt viel Muggelgeld. Also haben wir uns einen Portschlüssel über das Ministerium besorgen können.“, erzählte Arthur munter und Elaine tat es gut, durch das dauerhafte Geplapper abgelenkt zu werden.
„Rumänien ist sehr schön. Ich war einmal dort, um eine Freundin zu besuchen, die dort ein Auslandssemester gemacht hat.“, sagte sie, nachdem sie ihre Teetasse gelehrt hatte. Die Kanne, die in der Mitte des Tisches stand, kam direkt angehüpft und schüttete ihr nach.
„Auslandssemester? Was die Muggel sich nicht alles ausdenken. Bist du da auch mit einem Fliegzeug gefahren? Wie hält sich das Ding denn so ganz ohne Magie in der Luft?“, fragte Arthur und seine Augen begannen so zu leuchten, wie sie es nur dann taten, wenn er etwas Spannendes über Muggeltechnik herausfinden wollte.
Elaine blieb ihm die Antwort schuldig, denn Annabelle und Ginny kamen in die Küche gestürmt. Als Anni ihre Schwester sah, kletterte sie bei ihr auf den Schoß und begann von ihrem Tag zu erzählen. Währenddessen flogen die Töpfe vom Herd auf den Tisch und die Kelle begann allen etwas in die Schüsseln zu füllen.
„Ich will was aus beiden Töpfen bitte!“, wies Annabell die Schöpfkellen an und kletterte vom Schoß ihrer Schwester auf den Stuhl neben Ginny.
„Aber sag mal Elaine, was hältst du denn davon, wenn ihr Weihnachten mit uns in Rumänien verbringt?“, fragte Molly, als Elaine in der offenen Haustür stand, die schlafende Annabell auf dem Arm. Es war später geworden als gedacht.
„Ich weiß nicht. Ich will mich nicht aufdrängen und…“
„Ach Unsinn Liebes.“, fiel Molly ihr ins Wort und warf ihre einen tadelnden Blick zu. „Ginny würde sich bestimmt auch sehr freuen. Sie hat Anni so gerne und genießt es mal nicht die kleinste Schwester zu sein. Außerdem würde Charlie sich bestimmt auch freuen, dich mal wieder zu sehen.“
„Ich überlege es mir und ich muss Anni fragen.“, versuchte sie dem Angebot auszuweichen.
Zu Hause angekommen, trug sie ihre Schwester ins Bett. Dann versuchte sie der Kleinen möglichst vorsichtig die Klamotten auszuziehen. Elaine war immer wieder überrascht davon, was für einen tiefen Schlaf Kleinkinder hatten.
„Schlaf gut.“, flüsterte sie schließlich, als sie Annabelle zudeckte und schlich sich dann aus dem Zimmer. Während sie die Tür leise hinter sich schloss, wurde sie mit einem Schlag sehr, sehr müde. Der heutige Tag hatte sich nach einer ganzen Woche angefühlt aber der Gedanke an das unbequeme Schlafsofa hielt sie davon ab direkt schlafen zu gehen.
Sie nahm sich eine gelbe Tasse aus dem Schrank und füllte sie mit Rotwein. Alkohol war definitiv keine Lösung und eigentlich hasste Elaine es, allein zu trinken, aber heute war es bestimmt mal in Ordnung. Zumindest redete sie es sich ein, während sie, die Tasse in der Hand, zum Modem ging und es anstellte. Während es mit seinen lauten Verbindungstönen die Telefonleitung blockierte, holte Elaine sich ihren Laptop. Vielleicht schaffte sie es ja mithilfe der Alkoholmuse das Kapitel zu beenden, an dem sie seit schon fast einer Woche saß. Anstatt jedoch das besagte Dokument zu öffnen, schwebte ihre Maus zum Internetbrowser und öffnete einen neuen Tab. Ihre über die Tastatur fliegenden Finger ließen die Worte ‚Flug‘ und ‚Rumänien‘ in der Suchleiste erscheinen. Elaine nahm einen großen Schluck aus der Tasse und drückte dann Enter.