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"Tanz der Amphisbaena"

von Die Linda
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Anthony J. Crowley Erziraphael
10.08.2020
30.05.2023
18
68.673
7
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04.10.2020 3.034
 
Ein kräftiges Hallöchen schicke ich euch, an diesem sonnigen Sonntag! ^o^

Hier ist nun der letzte Part. Was soll ich noch dazu sagen? Keine Ahnung, die beiden sind eben wie sie sind. XD

Ich hoffe ihr geht bei diesem herrlichen Herbstwetter noch an die frische Luft?! Denn nun ist endlich meine liebste Jahreszeit angebrochen und ich kann es kaum erwarten heute Nachmittag meine Schuhe in buntes Laub zu stecken und den frischen Wind um den Kopf zu spüren. Hach, wie schön. Es ist gut für Leib und Seele.

Dann viel Spaß bei diesem Kapitel.
Wir sehen uns dann im Jahre 1538 in Oslo wieder.
Bis dahin, bleibt gesund und passt gut auf euch auf.

Tschaui, eure Linda ^o^

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Tiefe Wogen unter seinen Füßen, der Körper wurde weich und sanft. Alles schien in einem harmonischen Klang zu wiegen. Eine Stimme, ruhig und friedlich. Sie sang ein Lied für ihn. Voller Gefühl und so unbeschreiblich leicht. Crowley träumte von Eden. Zum ersten Mal hatte er als Dämon einen Engel vor Augen. Reines unbescholtenes Weiß glitt durch das dichte unbenannte Grün, während geschmeidige Federn die zahlreichen Blätter streichelten. Die Luft um diesen Engel wurde angenehm klar und hieß sogar ihn willkommen. Das Flammenschwert beachtete die Schlange kaum, es galt nur dieses flattrige unschuldige Gewand. Feiner Wind strich hindurch und neckte doch den hellen Kopf. Diese Stimme, reiner als der flüsternde Fluss zu dessen Füßen. Er sang ein Lied, welches keiner Nymphe glich. Es kam weder von Himmel noch Hölle. Es gehörte nur diesem Engel. Und plötzlich wollte Crowley es für sich. Nun sagte er sich, war es ihres.
Um das Bild herum entstanden Flecken, schwarze, düstere Flecken. Die sich durch den Traum fraßen und Crowley irgendwo hinschicken wollten. Gediegen und leise. Dieses Lied ertönte immer noch. Doch nun klang es fremdländisch. Sein Körper zuckte unmerklich auf, doch die Lider blieben zu. Dieses Lied. In der Luft lag ein eindringlicher lockender Duft. Tief durchatmend ließ der Dämon den Kopf zur Seite sinken und hörte diesem deutschen Gesang zu. Die gelben Augen öffneten sich nur ein wenig. Bleiern schauten sie halbwegs vor sich und entdeckten einen Rücken. Gebeugt über eine Holzschüssel. Als wäre Erziraphael von Wolken umhüllt und jede Zeile des Liedes verwandelte den kargen Raum in eine Manifestation von Sicherheit. Crowleys Augen wurden wieder schwerer, doch wollte er nur diesen weichen Körper anstarren, dieser Melodie folgen und diesen ungewohnten Frieden auskosten. Gerade als er spürte das sein Körper so gut wie bewegungsunfähig war, drehte sich der Engel um und das Lied brach ab. Ungeniert blickte der Dämon merklich geschwächt in dessen Gesicht und fühlte wie sich ein trockener Mund öffnete. Erziraphael lächelte mild und kam auf ihn zu, legte ihm ein feuchtes Tuch auf die Stirn und drückte sanft darauf.
„Erzi...ich..“
„Shh, ist gut. Schlaf, schlaf friedlich. Denn ich wache über dich.“
Der summende Gesang glitt wieder in sein Gehör und ein erlösender, frischer Duft eroberte seine Nerven. Crowley atmete tief ein und schloss beim leiseren Ausatmen die Lider. Das tat gut.....Es tat einfach nur so wunder-, wunderbar gut.


Knappe zwei Tage später erwachte Crowley erneut und zuckte heftiger zusammen. Ruckartig öffneten sich die erschöpften Augen und spähten überfordert um sich. Seine Muskeln fühlten sich steif und ungebraucht an, deswegen ächzte der Dämon theatralisch auf und ließ sich lieber wieder auf die Schlafstätte sinken. Während beide Hände über das Gesicht streiften, fuhr sein Geist hoch. Was war das nur? Dieses eindringliche Gefühl in seiner Brust? Crowley stützte sich nun doch auf die Unterarme und schaute durch die karge Hütte. Spärlich, aber so andersartig gemütlich. Wahrscheinlich hatte Erziraphael dafür gesorgt. Moment, der Engel! Die Erinnerung kam viel zu schnell zurück und er kniff die Brauen angestrengt zusammen.
„Ich wäre ja beinahe ausgelöscht worden.“, murmelte der rote Kopf und blickte leer durch das Holz um sich herum. Dann kam Erziraphael und rettete ihn. Nein, nein, nein, das hätte nie passieren dürfen. Aber dennoch, soeben fühlte er ein warmes friedliches Gefühl in sich. Es durchströmte seinen Körper und hinterließ einen Zustand der gelassene Harmonie. Des Engels Einfluss, schnalzte Crowley bloß und verzog eine Augenbraue. Wahrscheinlich würde seine dämonische Materie es gleich verschlingen und aus war der Traum. Er warf die Decke von sich und streckte sich stöhnend. Die Schmerzen waren vollkommen verschwunden und auch die Brandwunden. Sein Körper war wieder ein erstklassiges Musterbeispiel. Regelrecht erfrischt stand Crowley auf und bemerkte, dass seine Kleidung gereinigt und einwandfrei war. Natürlich auch der Engel. Das blonde Kerlchen konnte eben nicht anders. Kopfschüttelnd suchte er aber gleichzeitig nach ihm und bemerkte, dass die einzige Tür weit offen stand. Neugierig trat er nach Draußen und befand sich auch schon mitten im Wald. In der Luft lagen Kieferduft und feuchte Erde. Etliche Vogelstimmen zwitscherten frei und durcheinande. Rehe und Dachse waren in der Nähe und glotzten zu der ehemaligen Rußbrennerhütte hinüber. Nur wenige Sonnenstrahlen drangen durch das dichte Nadelwerk der mächtigen Tannen hindurch. Einer dieser Lichter traf großzügig auf eine hockende Gestalt. Crowley stockte und blickte auf einen  goldenen Haarschopf, dessen Träger auf dem moosigen Boden saß und einen Waldhasen kraulte. Das Tier lag auf dem Rücken und ließ sich unter größter Genugtuung den Bauch liebkosen. Erziraphael lächelte freudig und hatte die Beine zur Seite angewinkelt.
„Na, gefällt dir das? Ja? Ja? Was bist du nur für ein gutes Tier, ja so ein gutes Häschen.“
Hat man so was schon mal gesehen?, grinste Crowley in sich hinein und brachte die abgestorbenen Pflanzen unter seinen dünnhäutigen Schuhen zum knarzen. Wachsam reckten sich plötzlich beide Löffel des Tieres und der Hase drehte sich wieder flink auf alle Pfoten. Erschrocken nahm der Engel die Hand zurück und konnte nur noch davon fliegendes Moos sehen, als das Langohr wie vom Blitz getroffen das Weite suchte. Etliche Vögel verstummten und auch andere Waldbewohner machten sich eilig auf und davon. Als wäre die gesamte Existenz an sich ein Rätsel geworden, blickte sich Erziraphael verblüfft um.
„Was habt ihr denn auf einmal?“
„Wahrscheinlich spüren diese Viecher die Aura einer herrlichen Bosheit?“
Überrascht drehte sich der Engel in die andere Richtung und strahlte liebenswert auf, während er sich selbst wieder auf die Beine stemmte.
„Oh, Crowley. Du bist ja aufgestanden, wie schön. Wie fühlst du dich?“
Natürlich winkte der Dämon apodiktisch ab und schaute in den dunklen Wald um sie herum hinein.
„Nur´ne Kleinigkeit, Engel. Nichts weiter.“
Mit dem Gefühl sich verhört zu haben, trat Erziraphael näher heran und brachte sein Zingulum zum aufgescheuchten pendeln.
„Das ist aber ein recht neuer Ausdruck für einen fiebrigen Zustand. Es ging dir drei Tage lang ungeheuerlich schlecht, Crowley. Das war keine lapidare Angelegenheit. Du hattest tiefe Verbrennungen. Das geweihte Silber hatte deine Seele angekratzt.“
Doch der Dämon zeigte sich weiterhin unberührt.
„Hast du mich geheilt?“
Erziraphael blickte zu seinen knubbeligen Fingerchen und räusperte sich.
„Nein, das wäre zu riskant geworden. Aber...Aber ich habe die Kräuter und das Wasser beeinflusst, ihre heilenden Kräfte um das hundertfache bestärkt und mehr. So, konnte ich indirekt eine gewisse Selbstheilung bei dir erzeugen, ohne dafür Ärger zu bekommen.“
Da. Schon wieder kroch dieses Gefühl in ihm hoch. Etwas, was der Rothaarige nicht spüren wollte, es war hässlich. Denn es ließ ihn schäbig aussehen. Crowley leckte sich unschön über die Lippen und zuckte mit den Schultern.
„War aber nicht nötig. Solche Dinge passieren eben, es gehört eben dazu. Teil der Arbeit.“
Es ist ganz bestimmt nicht Teil der Arbeit leichtsinnig zu handeln, dachte sich der Engel, schluckte es aber hinunter. Das Crowley keine Dankbarkeit zeigen mochte, hatte er sich schon gedacht, weswegen Erziraphael ein einfaches Lächeln aufsetzte und hinter ihm in die alte Hütte deutete.
„Ich habe dir Wein und eine Kleinigkeit zu Essen hingestellt. Vielleicht hast du es ja gesehen? Die letzten Tage waren immerhin mehr als anstrengend für dich, deswegen dachte ich, dass es dir gut tun würde.“
Unbekannter Zorn wuchs in Crowley heran und er schnaufte unterdrückt aus.
„Kein Bedarf, mein Körper ist wie neu. Ich bin nicht so wie du.“
Erziraphael trat ein Stückchen näher heran und knebelte die Finger.
„Natürlich, dass weiß ich doch. Ich brauch es eigentlich auch nicht, aber...es tut gut, wenn man gewisse Köstlichkeiten auf der Zunge zergehen lässt. Besonders, wenn die Seele so sehr gelitt-“
„HÖR AUF DAMIT! Ich habe keine verdammte Seele! Merk es dir ein für alle mal! In mir gibt es nichts, was deine Hilfe bräuchte! Du kannst mich nicht retten, weil ich einfach nicht gerettet werden will! Verstanden? In mir steckt nichts, was dir gefallen könnte! Oder was dir überhaupt gefallen will! Ich komme sehr gut allein zu recht! Und schon gar nicht, bin ich auf die Hilfe des Feindes angewiesen! Ich brauche und will dich nicht! Lass mich einfach in Ruhe! Du bist unnötig!“
Crowleys schneidige furchteinflößende Stimme und die dazugehörige ausströmende höllische Präsenz zerstörte auch die letzten Vogelklänge und brachte den Wald zum endgültigen Schweigen. Er selbst atmete heftig und ungenau aus, während er die Arme weit von sich streckte und mit starren gelben Augen vor sich blickte. Erziraphael indes schaute betroffen zurück und die eine Hand verschlang die andere. Sein Gesicht zitterte und die Augen erzeugten einen glänzenden Schimmer. Die Lippen krampften sich zusammen und der Engel trat einen halben Schritt nach hinten. Nur um sich dann gänzlich abzuwenden. Diese schweigende wegdrehende Haltung schlug Crowley ins Gesicht. Und ihm war, als begaffte er sich selbst von oben herab. Erziraphael schaute ihn noch einmal an, seine Augen wurden immer feuchter.
„Ich wollte dir nur helfen und ich habe gar nichts von dir verlangt. Und dennoch schreist du mich an. Das hat mich jetzt sehr verletzt, Crowley. Zum ersten Mal nehme ich es sehr persönlich. Trotzdem sage ich dir, dass du dich irrst. Denn du hast eine außergwöhnliche Seele, nur leider bist du viel zu verbohrt um das zu erkennen. Und es war nicht gerade freundlich von dir meinen Hasen zu vertreiben er hat dir genauso wenig getan wie ich.“
Aufgewühlt wirbelte der schwarze derbe Stoff des Engels auf und verschwand mit ungelenken Schritten in der verdunkelten Düsternis des Waldes.
Crowleys Atem wollte nicht ruhiger werden, sein Körper wollte nicht verschwinden. Deswegen starrte er immerzu auf das leere Plätzchen vor sich und murmelte unsinnige Ansichten wie ein stilles Gebet.
„Lass es dir egal sein. Es ist dir egal. Geh einfach fort. Geh. Er weiß wie du es gemeint hast, er kennt dich, also belasse es dabei. Er wird dir nicht dauerhaft böse sein. Wird er nicht.“
Wieso dann nur, wenn er nicht dieses unschuldige Lächeln hörte, diesen weichen Duft in der Nase fühlte und dieses freundliche Gesicht sah, schien ihm etwas zu fehlen? Er wollte Erziraphael zurück. Sich nicht trennen mit diesen Augen.
Leicht überdreht hetzte Crowley in den Wald hinterher. Die langen Beine zerschnitten die Sträucher, zerbrachen die Zweige und dämpften das Leben ein. Die Engelhafte Energie wurde stärker, immer deutlicher wahrzunehmen. Und seine eigenen Füße leiser. Der weinrote Schulterkragen blieb irgendwann stehen. Crowley entdeckte einen Engel, der auf einem dicken länglichen Stamm saß. Erneut sah er diesen nur von hinten und der Dämon räusperte sich. Er erinnerte sich an dieses deutschsprachige Lied und wusste für den Moment nicht, ob er sich diesen Gesang nur eingebildet hatte. Er zupfte sich den Stoff manierlich zurecht und schritt bedachtsam auf den Blonden zu. Innerlich bereitete er eine begründete Erklärung vor.
>Du kennst mich doch, Engel, ich bin ein waschechter Dämon, mit allem was dazu gehört. Bei mir gibt es kein Wischiwaschi-Zeugs.< Oder >Hör zu, wenn du dich besser fühlst, dann werde ich dir eben ein neues Karnickel besorgen, tot oder lebendig, mir ist es egal.<. Ja, so etwas in der Art würde funktionieren, denn schließlich lag so nun einmal die Wahrheit. Dämonen können nichts anderes als...
Plötzlich horchte Crowley auf. Was war das eben? Er fixierte den leicht gekrümmten Rücken des himmlischen Gefährten und glaubte von ihm ein seltsames Geräusch gehört zu haben. Die runden Schultern bebten leicht, als dieser Laut nochmals ertönte. Der Dämon spitze alle Sinne. Es klang wie....wie schniefen. Ja, er schniefte. Halt, Augenblick! Wenn Erziraphael schniefen würde, dann hieße dies ja er würde....Oh nein!
Kaum dachte er diese Schlüssigkeit zu Ende, spannte sich alles in ihm an, denn zeitgleich gesellte sich ein herzerweichendes Wimmern dazu. Panisch setzte Crowley an, sprang förmlich über den Baumstamm drüber und warf sich vor Erzi auf die Knie. Erschrocken japste der Engel auf und hielt sich die Finger unter die Nase. Er versuchte das kommende Schniefen zu unterdrücken, doch dieses blitzartig Auftauchen des Dämonen ließ ihn alles vergessen. Besonders da sich Crowley direkt vor seinen Knien befand und jeden Moment glaubte, er würde diese umfassen. Irgendwie ließ diese Stellung ihn ganz verlegen werden. Die blauen Augen wurden von roter Farbe umrandet und leicht geschwollen wirkten sie auch bereits. Verflucht, es ist also doch passiert.
„Crow..Crowley...was..“
„Lass das bleiben!Hör mit dem Heulen auf!“
Durch diesen viel zu barschen lauten Tonfall zuckte Erziraphael abermals zusammen und presste die Lippen überspannt aufeinander. Er drehte sich halbwegs zur Seite und weinte hörbar.
Crowley verformte den Mund zu einem Kreis und fuchtelte wild umher.
„Oh nein, nein, nein. So..So..war das jetzt nicht gemeint. Es sollte nicht so laut werden. Wirklich nicht. Komm schon, tu das nicht. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Was kann ich tun, damit du es sein lässt?“
„Geh weg.“, kam es nuschelnd von Erziraphael, der sich ihm immer noch nicht zeigte. Sein zartes Wimmern verlor sich in der dunklen Kutte und das gerötete Gesicht verbarg sich hinter einer Hand. Crowley blickte hilflos auf ihn herab und wurde mit einem Mal ganz still. Er war das. Er hatte das fertiggebracht. Dabei wollte er Erziraphael doch ein Leben lang beschützen. Wieso nur hatte er zugelassen, dass der Engel ihn rettete? So durfte er doch nicht vor ihm in Erscheinung treten. Niemals, sonst würde er doch glauben Crowley wäre ein erbärmlicher Versager. Und jetzt saß dieses wunderbare Wesen vor ihm und weinte so viele kostbare Tränen heraus. Ich Idiot, betitelte der Dämon sich selbst. In Zukunft musste er vorsichtiger mit seinem eigenen Leben umgehen, sonst brächte er den Engel nur wieder zum weinen. Und nun geschah es zum ersten Mal. Noch nie zuvor wollte Crowley für irgendjemanden das Paradies mit eigenen Händen erbauen. Wollte für ein lächelndes Gesicht kämpfen und es zurückerobern. Irgendwann würde er es aber schaffen, das versprach er sich. Aber nur ganz unwillkürlich. Jedoch vorerst: Zwischen seinen Fingern bildeten sich wie durch Zauberei drei üppige prächtig blühende rote Rosen. Natürlich viel gewaltiger als die  üblichen Gewächse ihrer Art. Umfasste sie mit beiden Händen und hielt sie in die Nähe des Gesichts des Engels.
„Es tut mir leid. Bitte, verzeih mir.“
Erziraphael blickte allein durch diese ungewohnten Sätze auf. Diese herrlichen Blumen aber waren es, die ihn zum völligem Erstaunen brachten.
„Aber, Crowley.....die sind wunderschön.“
Ein letztes Mal schniefend nahm der Blonde die Königsblumen entgegen und strich ihnen über die starken Blütenblätter. Der Dämon seufzte tief und legte eine Hand neben Erziraphaels Hüfte ab.
„Ich weiß, das du es manchmal schwer mit mir hast, aber ich kann...solche Dinge einfach nicht, die du von mir erwartest.“
Nun sah der Engel von seinem Geschenk auf.
„Aber ich erwarte doch gar nichts von dir. Außer vielleicht, dass du mich nicht mehr so anschreist.“
Stockend begann der Rothaarige lebendige Dinge mit seiner Mimik anzustellen, ehe er die Schultern sinken ließ.
„Ich weiß und es tut mir schrecklich leid....auch, dass ich dir den Hasen vergrault habe.“
Ungewollt kichernd schaute Erzi wieder auf die Blumen und roch an deren Köpfen.
„In Ordnung. Ich nehme es an. Wir sind eben grundverschieden, da können solche Gefühle eben geschehen.“
Nur erleichtert darüber, dass es dem Engel nicht mehr schmerzte, folgten die gelben Augen dessen Nase. Und doch beschäftigte ihn eine gewisse Angelegenheit.
„Manchmal da guckst du mich so an, als würdest du etwas bestimmtes sagen wollen. Doch ich kapier´s nicht. Und das wirft mich so durcheinander. Aber das ist auch egal, denn eigentlich müsste es mir ja auch egal sein. Aber ich habe so ein...ein...“
„Schlechtes Gewissen?“
„Ja!“
Erstaunt zu solchen Wandlungen überhaupt fähig zu sein, verharrte der Dämon in seiner Bewegung. Während Erziraphael über dessen kleine leise Veränderung liebevoll lächelte und den Blick wieder senkte. Denn das bedeutete, dass er in Crowleys Dasein wirklich ein besonderes Plätzchen inne hatte. Der Rothaarige blinzelte ein paar Mal verdattert und gab es schlussendlich auf. Ach, was soll es denn. Stöhnend hievte er sich von den Knien hoch und setzte sich neben den Engel, welcher seltsamerweise purpurrote Bäckchen bekommen hatte. Was Crowley, Gott sei Dank, nicht auffiel. Schnaufend streckte er die Beine aus.
„Willst du mit mir....ich meine, begleiten wir uns zufällig noch ein paar Tage?“
„Du meinst....vielleicht bis zur nächsten Stadt oder dergleichen?“
Übertrieben deutete Crowley mit dem Finger auf ihn und nickte heftig dabei.
„Genau, ganz genau. Nur..Nur bis zur nächsten Stadt. Du...Du kannst ja eher vom Weg abkommen, wenn du magst, aber....“
„Ja, ich will gerne!“
Erstaunt über diesen Enthusiasmus setzten Crowleys Augenbrauen hoch an, als Erziraphael sein gewohntes verschüchterndes Gesicht zurück gewann.
„Ich...Ich wollte damit sagen, dass ich natürlich rein zufällig auch dorthin müsste.“
„Wohin?“
„Na, in diese nächste Stadt oder dergleichen.“
Schiefgrinsend stemmte sich Crowley wieder auf.
„Na, wenn das kein Zufall ist. Aber so nehm´ ich dich nicht mit. Ich kann mich doch nicht mit einem Mönch sehen lassen. Ich bitte dich.“
„Du hast recht, es ist doch zu auffällig.“
Mit einer verspielten Handbewegung vor sich, wunderte der Engel eine Kombination aus Himmelblau, beige und weiß zusammen. Irgendwie tat er das zum ersten mal, sich direkt vor Crowley umwandeln. Es fühlte sich für einen aberwitzigen Moment so an, als hätte er ihn nackt gesehen. Papperlapapp, wischte sich Erziraphael diesen unsinnigen Gedanken beiseite und schaute den Dämon vielsagend an. Dieser lächelte schief und nickte für die Zufriedenheit. Er selbst wunderte sich eine der besten Flaschen Wein heran und dann schlenderten sie durch den dichten, dunklen Wald hindurch. Und beide stellten sich unabhängig von einander vor, wie wunderbar es wäre, wenn die nächste Stadt noch endlose Jahre entfernt läge.

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Für alle die es interessiert welches Lied Erzi gesungen hat und welches Crowley übrigens im meiner FF AiK für ihn summt, denn er hat es nie vergessen:
https://www.youtube.com/watch?v=z_TMqACTmzI
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