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"Tanz der Amphisbaena"

von Die Linda
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Anthony J. Crowley Erziraphael
10.08.2020
15.05.2023
17
67.542
7
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31 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
06.09.2020 6.725
 
Hallöchen ihr lieben Leser! ^-^

Allmählich geht es hier mal vorwärts, auch wenn sie noch ein paar Jahrhunderte vor sich haben. XD
Anmerkung wegen der Zeit und den Geschehnissen:
Wie man in der Kapitelleiste lesen kann, spielt es hier weit nach Rom. Für alle, die meine FF "Unter den Schleiern Roms" nicht gelesen haben will ich eine grobe, gaanz grobe Zusammenfassung geben:
Crowley hat sich für Erzi in einen Gladiatorenkampf geworfen ->Erzi schenkt ihm Rose->Erzi musste sich für einen Auftrag als Frau verwandeln->Crowley rettet ihn und beginnt ihn anzubaggern (was der Engel natürlich nicht versteht)->Crowley ist von Erzi als Frau hin und weg und versucht ihn zu verführen ->Erzi wollte ihn nicht wiedersehen-> um das zu verhindern hat ihn Crowley die Erinnerung darüber gelöscht (auch dass er ihm die Rose geschenkt hat)-> Crowley hat geschworen ihn in Zukunft zu beschützen. Punkt. Fertig.
So, und deswegen ist Crowley hier auch etwas weicher. Wieder Punkt.

Nun wünsche ich euch viel Spaß mit einer neuen Geschichte aus ihrer Vergangenheit. Es geht voran, oha!

Tschaui, eure Linda ^3^

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Frisch gebackene Brotlaibe, deren warmer Duft ihm in die Nase stieg. Drei aufgespießte Spanferkel drehten über prasselndes Feuer, während bereits ein Rosmarin-verziertes kleines Hühnchen auf der Holztafel stand. Ein gewaltiger Topf gut gewürzte Kohlsuppe, ebenfalls über einer Glut und gut dampfend. Sogar Käse, Äpfel, gesüßte Kirschen und einen einfachen Kuchen fingen seine blauen Augen ein. Solcherlei Dorffeste zogen ihn auf einer Reise magisch an. Nirgends gab es mehr ein ruhiges Fleckchen, denn der 1. Mai war gekommen. Der große Baum wurde zum allgemeinen Herz des Festes und wölbte sich prächtig in der Mitte des Angers. Während ein jungfräuliches Mädchen mit einer goldfarbenen Krone geschmückt wurde und die lustigen Leute sie als ihre neue Maikönigin umjubelten. Erziraphael aber wippte vor der anständigen, aber doch bescheidenen langen Tafel herum und bewunderte seufzend die herkömmlichen Köstlichkeiten der Bauern. Der Himmel war dem Mai ein hilfreicher Begleiter und irgendwo flossen reichlich Apfelwein und Bier. Kinder jagten und fingen sich, während andere kleine Menschen mit Holzfiguren spielten. Was musste nicht jeder von ihnen täglich grobe und Körperschwere Arbeiten leisten, nur um die wenigen Male im Jahr ausgiebig alles vergessen zu dürfen. Erziraphael trug einen hellen Kapuzenmantel, darunter einen vornehmen wollenen Kittel, samt Bronzegürtel und goldener Spange. Alles in den Farben des Wohlstandes. Jedoch wollte er nicht sehr auffallen oder den Arbeitern des Fränkischen Reiches ein dumpfes Gefühl des niedrigen Ranges geben. Das wussten sie auch so, daran brauchte sie niemand zu erinnern. Weswegen der Engel die Spange geöffnet und somit alles samt verdeckt hatte. Umhüllt nun in seinem Rechteckmantel seufzte er den Speisen immerzu entgegen und überhörte sogar die vereinzelten fröhlichen Spielmänner in der Nähe des Maibaumes. Bis sich plötzlich eine vertraute Energie neben ihn gesellte. Innerlich lächelte er auf und drehte den Kopf heiter zu seiner linken. Unverhohlen erblickte er das Antlitz des ernst dreinblickenden Dämonen, welcher mit verschränkten Armen und verdunkelten Gläser ebenfalls auf die Tafel stierte. Natürlich befand sich Crowleys Kleidung wie stets in einer tiefen Melancholie, alles in weinrot und im sehr dunklen grau gehalten. Obwohl der Engel an dessen Gürtel ein gut poliertes silbernes Schlangenornament erhaschen konnte. Gerade als Erziraphael etwas sagen wollte, sprach Crowley auch schon selbst:
„Wenn du es nötig hast, dann geb´ ich´s dir.“
Irritiert blinzelte der Engel ihn weiter an und begann vorzeitig die Finger unter dem Mantel zu knebeln. Wieso klangen manche unschuldige Worte bei ihm nur so......ungehörig?
„Bitte, was meinst du?“
Der rote Kopf nickte zum Tisch hin.
„Das Essen. Wenn du etwas davon haben willst, kann ich es für dich stibitzen. Wie ich dich kenne, willst du bloß diesen erbärmlichen Gestalten hier nichts wegnehmen und hältst dich deswegen zurück.“
Leicht befangen verneinte Erziraphael jedes Wort und wandte sich eilig ab, denn es wurde soeben ein gut gebackener Mandelkuchen aufgetragen. Welch verheißungsvolle Versuchung. Und dann noch mit einem Dämonen daneben? Oh, wie schwer Gott doch prüfen mag. Wahrscheinlich würde Erziraphael dann schneller in ein Stückchen Kuchen beißen, als er überhaupt den Mantel öffnen würde. Die Menschen waren in vielerlei Dingen schlecht, aber niemals im Herstellen von Süßspeisen oder Getränken. Leider. Innerlich den köstlichen Duft traurig verabschiedend, bemerkte Erziraphael sogleich das Crowley wie selbstverständlich erst hinter ihm, dann neben ihm herlief. Wie sich die Freude darüber doch auf den Körper verteilte. Denn durch jene Geste wurden die Finger wieder ruhig und der Engel verschränkte sie hinter den Rücken. Dabei spürte er den Druck seines goldenen Armreifs und ermahnte sich noch einmal nachdrücklich der Unauffälligkeit halber. Ebenso unmerklich äugte der Blonde zu seinem Kollegen hinüber. Crowley schlenderte mit seiner schlichten Eleganz wie ein selbst ernannter Graf über die Wiese und verschenkte an seinem grauen enganliegenden Wollstoff keine tiefen Falten. Er wusste sich schon immer gut zu bewegen, dachte Erziraphael verträumt bei sich. Doch dann sah er wie sich das dämonische Gesicht mit zynischer und interessierter Manier nach den ganzen tummelnden Menschen umschaute. Vermutlich suchte er sich bereits einige neue Opfer heraus, seufzte Erziraphael und schwang den Saum seines Mantels leicht vor.
„Wie kommt es eigentlich dich auf einem Dorffest zu finden?“
Crowley schaute gemächlich in dessen Richtung und zuckte daraufhin die Schultern. Wie verhext veränderte sich sein steifer Ausdruck zu einer weichen Nuance. Ohne das der Rothaarige es wollte.
„Ach, ich... war zufällig in der Nähe, als ich die Menschen von weiten bereits lachen gehört habe. Da dachte ich mir, dass ich hier eventuell kleine Schäden anrichten könnte. Bevor ich ins Awarenreich rüber husche. Eventuell könnte ich den Menschen, die leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen sind, ein wenig behilflich sein. Da würden mir schon zwei, drei kleine Lektionen aus der Hölle für sie einfallen.“
Die letzten Worte gebar der Dämon mit einem unheilvollen, teuflischem Lächeln. Leichte Gänsehaut überzog kurzzeitig Erziraphaels Körper. Doch dies war nur seine Engelsmaterie die ihn vor der höllischen Präsenz warnen wollte. Natürlich schlug er sie in den Wind, schließlich war es Crowley. Er würde nie eine Gefahr für Erziraphael darstellen, niemals......so wusste und hoffte er zugleich. Die Menschen tanzten, lachten und tranken immer fort und mehr. Und die beiden übernatürlichen Wesen spazierten Seite an Seite einfach durch die Heiterkeit hindurch, als würde sie dies alles nicht beeinflussen.
„Und welch himmlischer Auftrag wurde dir unterteilt?“
Erziraphael holte dies aus der Erinnerung an den köstlich zurückgelassenen Kuchen zurück und er straffte sich sogleich die Schultern. Als er da auch bereits nach Norden zeigte.
„Nein, ich, ähm...ich wollte direkt nach Aachen. In die Therme.“
„Aber ist die denn nicht nur dem hiesigen König vorbehalten?“
Versucht gleichgültig zu sein, blickte der Engel zum geschmückten Maibaum hinüber und räusperte sich. Und da tanzten seine Finger erneut miteinander.
„Nun ja, also.. also..eigentlich schon, aber...Karl der Große ist ja nur in den Wintermonaten dort anzutreffen. Und Wasser ist schließlich für alle da. Und mich würde sowieso niemand mitbekommen.“
Wie von einem Donnerschlag erschreckt blieb Crowley abrupt stehen und starrte Erziraphael wie das achte der neuen Weltwunder an. Irritiert von dessen Stagnation kam der Engel auch fortan zum Stehen. Nach kleinen Augenblicken aber entwickelten sich dann doch spitzbübische Gedanken in dem Dämonen. Seit wann hatte denn der Engel einen Hang zu solchen unerlaubten Dingen? Crowley machte einen zischelnden, neckischen Laut mit der Zunge und grinste schon wieder so infernalisch. Diese Entwicklung gefiel ihm aber besonders gut.
„Du ungezogener Bursche von einem Engel.“
So dunkelrot wie Crowleys Kittel, verfärbten sich auch Erziraphaels Wangen.
„Ich...Ich bin nicht ungezogen, ich möchte doch nur....“
Doch in jenen Moment traf ihn etwas stumpfes im Kreuz. Ein angetrunkener riesiger Mensch stolperte grobschlächtig in Erziraphael hinein und brachte den ganzen molligen Körper aus dem festen Stand. Durch den ruckartigen Rempel fiel der Engel unaufhaltsam an Crowleys Brust und spürte den Schmerz gleich von beiden Seiten. Gleichzeitig wurde ihm auch noch alles Bier aus dem Holzbecher über die Schulter geschüttet. Für einen kaum geatmeten Moment war Erziraphael seltsam zu mute. Seine Hände krallten sich in die schmale dunkle Brust hinein und spürten deutlich diesen starken Widerstand. Anscheinend wollten sie nicht mehr aus diesem Stoff heraus. Denn dieser Körper wirkte so....warm und sicher. Mit einem kirschroten Gesicht warf sich der Engel aber dann sofort wieder von ihm fort und blinzelte auf die eigenen krampfenden Finger.
„Bitte, entschuldige.“, nuschelte er verlegen, doch Crowley sah nicht ihn an, sondern den betrunkenen Schmied.
„Heda, pass gefälligst auf, du dummer Tölpel!“  
Kein Auge des Menschen indes beachtete die beiden, denn vorerst jammerte er nur um sein verlorenes Getränk und begann dabei ungenau herum zu fuchteln. Eigentlich wollte Erziraphael einfach weitergehen, er mochte unnötige Streitigkeiten einfach nicht. Jedoch hinderte ihn der Dämon daran auch nur einen Fuß zu setzen. Weil dieser nämlich plötzlich dessen Ellenbogen festhielt und ihn auch noch etwas zu sich heran zog. Vielleicht unbewusst? Welcher Grund es auch war, der Blonde spürte deutlich diese männliche Kraft dahinter. Erziraphael stockte. Welcher Geist suchte denn heute nur seinen Kopf heim? Gerade als er sich über diese sonderbaren Gedanken wunderte, wurde das Plärren des Menschen immer unbeherrschter. Dies holte Erziraphael wieder zurück und er spürte dabei immer noch wie vertraut sich Crowleys Finger an ihm anfühlten. Obwohl sie sich vorher noch nie wirklich angefasst hatten. Plötzlich pikste ein kräftiger Zeigefinger in seine Brust, dessen Nägel allerdings abgebrochen waren. Der Engel zuckte zusammen, es tat weh und er verlor beinahe wieder das Gleichgewicht.
„Bei meiner Schmiede, ich verlange einen vollen Becher!“
Die Bärenstarke Stimme pfiff dabei einen wirklich stinkenden Atem in sein Gesicht. Plötzlich patschte Crowley die massige Hand des Menschen von Erziraphael fort. Und nun war er derjenige, der mit dem Zeigefinger auf jemanden deutete.
„Willst du, Säufer nicht erst einmal nach seiner Vergebung suchen? Du hast ihn angerempelt und auch noch die feine Kleidung geschändet.“
Verwundert, geschmeichelt und verlegen zugleich, schob sich der blonde Kopf vor die leicht aufgeregte dämonische Sicht.
„Ist nicht nötig, Crowley. Halb so schlimm.“, wollte Erziraphael ihn besänftigen, als ihm auch noch der widerliche Geruch des verschütteten Bieres in die Nase stieg und er angewidert das Gesicht verzog. Wie widerlich dieses Zeug doch stank. Immer noch stachen Crowleys Augen nur auf den groben Menschen vor ihnen ein. Vielleicht war es einfach nur Gottes Laune gewesen, als er dafür sorgte das so manches Dämonen-Gehör taub für die beruhigende Zunge eines Engels war. Unaufhaltsamer Weise flogen etliche kleine Beleidigungen zwischen Dämon und Mensch hin und her.
„Du willst mich also was lehren, Tellerlecker?“
Erziraphael spürte die immer höher werdende Wut des Schmieds und wollte ein beflügeltes Wort zur Schlichtung beitragen, doch da zog ihn Crowley einfach hinter sich und reckte die Brust gegen den Kerl heraus.
„Um die Ehre meines Freundes Willen, du Hund.“
Aufhorchend starrte das blonde Wesen zu dem Rothaarigen empor. Was war das soeben? Freund? Er nannte ihn tatsächlich seinen Freund? Und dann wollte Crowley ihn auch noch.....verteidigen? Ihn? Aber...Aber wer zwang ihn denn zu dieser ungewöhnlichen Inbrunst? Als wären dies auch die Fragen der Menschen gewesen, versammelten sich wenige angeheiterte Bauern um jene drei. Vereinzelte erhoben sogar ihre Holzkrüge oder Becher und riefen unnütze Dinge vor sich her. Schon als der Schmied in ihn hineinlief, wurde so mancher Arbeiter auf sie aufmerksam. Erziraphael wurde vollkommen starr und vergaß beinahe sein Gewand zuschließen, denn die gelbe Farbe flunkerte wild hervor. Die Finger krampften sich um die vorderen Säume des Mantels und er sah mit verdrehten Gefühlen auf das bevorstehende Szenario. Ein kleine, gedämpfte Stimme stellte ihm flüsternd eine ungewohnte Frage: Gefällt dir das was gerade geschieht? Erziraphael schluckte trocken und er warf diese Antwort ganz weit von sich fort. Fülle deinen Kopf nicht damit, es ist vollkommen unsinnig. Crowley und der Mensch hingegen begannen bereits sich zu prügeln.
„Aber, Crowley?!“
Doch der kampfbereite Dämon hörte ihn schon lange nicht mehr. Nichts davon. Auch nicht, als das erste Fass zu barsten begann oder zwei, drei Krüge zu Bruch gingen. Er schmeckte nur noch das geleckte Blut. Es schien ihm sichtliches Vergnügen zu bereiten, stellte der Engel keuchend fest, nachdem er bei dem Dämon ein schiefes Grinsen entdeckt hatte. Und dennoch, wenn Erziraphael konzentriert darüber nachdachte, dann kannte er diese Art von Necken gar nicht von ihm. Immerfort befand sich dieser Dämon in einer Art von gelassener Ernsthaftigkeit. Aber hier und am heutigen Tag........Crowley besaß also einen gewissen....Spieltrieb? Nun war der Engel verwirrt. Warum tat der Dämon das hier eigentlich? Wirklich für ihn oder weil er vor den Sterblichen beweisen wollte, wie beeindruckend er war? Damit sie ihn tatsächlich leichter von der Hand fraßen. Oder aber, weil sein Innerstes diese aufsehenerregenden Spektakel liebte und dann kam ihm dieses kleine Missgeschick gerade recht? Vielleicht aber kämpfte er nur mit der Langeweile.  
Gerade als sich Erziraphael immer ominöseren Fragen stellte, hörte er einen gewaltigen Schlag und einen noch derberen Aufprall. Die blauen Augen erfassten einen Körper, der so breit und massig wie der eines Ochsen war. Am Boden liegend und einen triumphierenden Dämon darüber. Welcher schlangenartig grinste und sich nur eben den Schweiß unter dem Gesicht abwischte. Trotz das dieser zum Prahlhans avancierte, konnte der Engel eine gewisse ungewohnte Neugierde nicht unterdrücken. Er starrte anders wie sonst zu Crowley hinüber und betrachtete sich diesen stolzen Körperbau, in den tiefen Farben eines abgekühlten Feuers gekleidet. Ein scheues, leise „Ohh“ entkam seiner starren Brust. Plötzlich wirkte Crowley mehr wie ein Mensch auf ihn. Allerdings wie ein männlicher Mensch. Ziemlich männlich sogar.
„Der Frühling scheint uns wohlgesinnt, wenn er uns solch einen prächtigen Burschen schickt.“
„Sahst du ein Weib bei ihm?“
Erziraphael horchte auf. Zwei Mädchen in langen Schürzen und mit welligen offen Haaren stießen mit ihren Stirnen aneinander, während sie wisperten und ihnen begehrende Blicke für Crowley entkamen. Irgendwie gefiel es dem Engel nicht, auch wenn er nicht wusste woran es lag. Und noch unwohler fühlte er sich, als etliche strahlende Mädchen auf den Dämon zu eilten und ihn bejubelten, wie in einem Taubenschlag. Wahrscheinlich war der Schmied kein gerngesehener Freund der Stube dieser jungen Dinger.
Nicht wissend wohin mit sich, musste Erziraphael auch noch mitansehen wie sich der Dämon darin suhlte. Er schien in der Ehrerbietung dieser vielen jungfräulichen Frauen zu baden und ging augenscheinlich nur zu gerne darin unter. Crowley tat dies also nicht für ihn, sondern nur damit er leichteren Einfluss auf neue Opfer bekommen konnte?! Nach einem weiteren Blick auf den Rothaarigen, welcher sich wie ein Schwerenöter umgarnen ließ, schnaubte Erziraphael nur empört aus und trapste eilig davon.
„Dämonischer Filou.“

Kaum das er das längsgezogene Dorf verließ, hieß ihn auf der breiten Straße ein üppiger Wald willkommen. Oh, was fühlte er sich so töricht. Wie konnte er nur für einen närrischen Moment glauben, dass Crowley ein bestimmtes Gefühl für ihn übrig hätte. Sie können sowieso keine Freunde werden, sie sind Engel und Dämon. Von vornherein zum Scheitern verurteilt, irgendwann fliegen ihre vermeintlichen Treffen sowieso auf. Aber höchstwahrscheinlich war dies Crowley ganz recht so. Alles nur Getue, pah. Aber hatte er es ihm nicht eigentlich schon vor einigen Jahrhunderten in Babylon eiskalt gebeichtet? Ihre Naturelle würden niemals zusammen kommen, meinte er. Außerdem war der Engel für seine Begriffe viel zu unschuldig. Erziraphael blieb stehen und schnaufte niedergeschlagen aus. Die hohen Tannenbäume dehnte sich gemächlich im Frühlingswind und brachten die Waldbewohner zum kichern. Über ihn? Der Boden wühlte sich auf und bis hierher war er nur gestolpert. Schatten wogen nun schwer auf seinem Haupt und auf einmal stellte er fest, dass er eigentlich wieder zurück wollte. Nein, der Dämon würde ihn schon nicht vermissen. Schließlich waren sie doch eigentlich......Plötzlich  hörte er Pferdegetrappel auf dumpfen Waldboden. Das brachte Erziraphael wieder dazu die Füße zu bewegen, während dieser ekelhafte Geruch des Bieres seinen Geruchssinn eroberte. Wie unappetitlich. Die schweren Eisen schienen immer näher zu reiten, bis er erneut diese altbekannte Aura vernahm. Hinter sich hörte er einen barschen Befehl und wie ein Pferd daraufhin ruckartig stehenblieb.  
„Hast du es tatsächlich so eilig um in eine fremde Badewanne zusteigen?“
Erziraphael hielt wieder an und hörte den gewohnten festen Klang der Stimme. Er drehte sich herum und erblickte einen Crowley hoch zu Ross. Selbstredend auf einem großen, schwarzen Hengst.
„Es ist eine Therme und keine Badewanne.“
„Dennoch warst du sofort weg. Vielleicht hast du nicht bemerkt wie ich gekämpft habe?“
Die runden Schultern strafften sich.
„Oh, doch, doch. Natürlich, jeder im Reich bekam dies wahrscheinlich mit. Und ebenso wahrscheinlich hast du dich besonders für die Aufmerksamkeit der Mädchen so abgerackert.“
Irritiert blinzelte Crowley auf ihn hinab und Erziraphael blickte ebenso verwundert über sich selbst zurück. Das Pferd wirrte auf und zog frech an den Zügeln. Der Dämon ließ keinen Widerstand zu und stierte noch strenger zu dem Engel herunter.
„Was war das denn plötzlich?“
„Keine Ahnung. Ach, lassen wir davon ab. Dank dir ist zumindest meine Ehre wieder hergestellt, was auch immer das heißen mag. Nun denn, dann gehen wir nun wieder unsere Wege.“
Währenddessen sich der Engel Mantel schwingend abwandte, legte Crowley nur den Kopf schief, weil er dieses Gebaren nicht verstand. Hatte er sich in irgendetwas geirrt oder sich vielleicht zu dämonisch für dessen Gemüt benommen? Nein, nicht mit Recht und Fug, soviel er noch wusste. Der Engel schien nicht begriffen zu haben, dass Crowley sich nur für ihn mit diesem Menschen angelegt hatte. Irgendwie musste er sich etwas mehr um den Blonden kümmern, schließlich war die Sache von Rom noch nicht aus dem schlechten Gewissen gestrichen. Der Schwur in der Nacht war nicht nur für einen Tag bestimmt. Oder war es mehr als das Gewissen? Und was war mit seiner Entscheidung in Alexandria? Nichts, nichts davon durfte er jemals vernachlässigen.
„Warte mal, Engel!“
Tatsächlich blieb der Blonde stehen und blickte ihn vorwurfsvoll an, dennoch kam nur ein Schweigen. Crowley lehnte sich hingegen genüsslich nach vorn und gab sich recht gönnerhaft.
„Dein Stoff wirkt edel. Das herrliche Honigfarbene Gewand zeugt von außerordentlicher Reinheit. Und deine Fußbekleidung ist mehr als nur ein gut geerbtes Leder, habe ich recht?“
Verwirrt blickte Erziraphael auf seinen gegürteten Kittel und schaute wieder hinauf.
„Möchtest du mir irgendetwas sagen?“
„Es hat die ganze letzte Nacht geregnet.“
„Und nun?“
„Ich meine damit, das der Waldboden dadurch recht schlammig, aufgeweicht, klumpig und vollgepackt mit allerlei bösartiger Krabbeltieren ist. Igitt. Stell dir nur mal vor wie sich das alles auf deiner Kleidung anfühlt. Ekelhafter Dreck, den du wahrscheinlich nie wieder runter bekommst. Dein Schuhwerk kannst du den Schweinen geben und dein hübscher Stoff auf ewig ruiniert.“
Er hatte recht. Betröppelt schaute Erziraphael noch einmal an sich runter und dann auf den wankelmütigen Waldweg. Er hatte immer noch recht. Seufzend hob er die Enden seines Gewandes an und konnte sich dennoch nicht von seinem Fleckchen rühren. Crowley versuchte seine Stimme in einem rauchigen Ton zu belassen. Irgendwie mochte er diesen Augenblick gerade. Er spürte ein Kribbeln in sich, da er bemerkte, dass er den Engel bald soweit hatte, sich ihm zu fügen.  
„Ich könnte dich hinbringen. Auf meinem Hengst.“
„Wolltest du nicht in die andere Richtung?“
Crowley zuckte die Schultern und klopfte dem Ross an den stämmigen Hals.
„Es läuft ja nicht weg. Kommst du also?“
Doch der Stolz war ein unbeugsames Gespenst, was sich nur ungern vertreiben ließ. Mit einem hervor gestreckten Kinn wollte sich der Engel zum etlichen Mal abwenden. In den Händen immer noch die Säume.
„Nein, vielen Dank, aber ich bevorzuge meine eigenen Füße.“
Schnalzend legte Crowley den Kopf in den Nacken und meinte:
„Warte!“
Erneut blieb Erziraphael stehen und drehte den Oberkörper zurück.
„Was möchtest du denn noch?“
Doch Crowley antwortete nicht, sondern ließ erst einmal den Kopf wieder nach vorn fallen, ehe er wie ein eleganter Ritter heruntersprang. Mit stolzen Schritten trat er auf den Engel zu und wandte noch nicht einmal den entschlossenen Blick von ihm. Etwas fühlte sich ungewohnt an, dachte Erziraphael. Und für einen Moment blieb ihm auch der Atem ihm Halse stecken, als Crowley so dicht vor ihm zum stehen kam. Wieso sagte er denn kein Wort? Erziraphael bemerkte buchstäblich wie die gelben Augen seinen Oberkörper abtasteten und das war ein wirklich unanständiges Gefühl. Mit roten Wangen wollte sich der Engel aber nun wirklich abwenden, als der Dämon plötzlich nach dessen Schultern griff und ihn somit am Gehen hinderte. Erziraphael stieg ein Duft von Leder, Metall und einer ganz geziemten Note von Kräutern in die Nase. Schmale Lippen öffneten sich sanft, ehe Crowley sagte:
„Bereits in Alexandria wollte ich dies hier tun, doch ich habe den Augenblick verpasst. Sei es nun, denn jetzt scheint meine Stunde geschlagen zu haben.“
„Was...Was hast du denn vor?“
Ohne ein weiteres Wort von sich zu geben, beugte sich ihm das dämonische Gesicht langsam entgegen und die Röte in Erziraphaels Gesicht wurde immer stärker. Auch weil sich eine leichte Aufregung hervor wölbte. Aus Gewohnheit zog er die Hände vor den Bauch zusammen, ohne den Kleiderstoff loszulassen. Spürte er zuweilen warmen Atem auf der Haut? Taten die Menschen nicht solche Gesten, bevor sie sich.... küssten?
„Cro...Crowley, was...?“
Doch der dämonische Spieltrieb führte den Mund nicht an das gerötete Gesicht heran, sondern daran vorbei und direkt über das Schulterblatt. Wie? Starr und erstaunt wurde Erziraphael Zeuge von der ersten offengehaltenen Freundlichkeit des Dämons. Crowley hauchte mit gespitzten Lippen über den Mantelstoff des Engels hinweg und sorgte so dafür, dass kleine, dreckige Partikel vom Wind fortgetragen wurden. Vergangen waren nun Fleck und Gestank. Mit einem neckischen Grinsen erhob sich das rote Antlitz wieder und zwinkerte ihm zu.
„So ist es besser, nicht wahr?“
Damit drehte er sich von seinem Himmelskollegen pfeifend weg und suchte im gewohnten Federgang den Rücken seines Pferdes auf. Er schwang sich hinauf und nickte Erziraphael vielsagend lächelnd zu.
„Ach übrigens, ich an deiner Stelle, würde den Kittel nicht so hoch halten.“
Fragend folgte Erziraphael dem Ratschlag und bemerkte erschrocken, dass er den Saum tatsächlich viel zu weit oben hielt. Nämlich beinahe bis zu den Schenkeln. Zwar trug er die zeitgenössischen  Beinwickel, aber diese Ausschau wirkte mehr als unethisch. Während er sich gehetzt das Gewand wieder sündenfrei glättete, sah er gerade noch wie Crowley die Zügel anzog, damit das Ross lostrappte. Mehr. Es musste einfach mehr hinter dieser Fassade lauern. Das bewies doch soeben diese Geste. Der Dämon war dabei sich zu verändern, vielleicht bemerkte er es selbst nicht, aber der Engel schon. Und er mochte diese Wandlung. Wenn sein Wunsch mächtig genug war, dann konnte Erziraphael ihn darin weiter bestärken. Doch nun wollte Crowley fort. Aber er hatte das Gefühl, dass es noch nicht ihr Abschied sein durfte. Da wagte das blonde Wesen auch schon einen Schritt nach vorn.
„Halte ein. Bitte.“
Als hätte er nur auf diese Worte gewartet, hielt der Dämon inne und blickte ihn über das dunkle Brillenartige Gestell herausfordernd an.
„Ja?“
Verschüchtert und doch etwas steif schritt Erziraphael neben den Sattel und erhob das runde Kinn. Für einen winzigen Moment schauten sie sich nur erwartungsvoll an, ehe der Engel seufzte.
„Würdest du mich bitte nach Aachen bringen?“
Er war ein wenig erstaunt, dass Crowley kein süffisantes Wort gebrauchte, sondern nur hinter sich auf den Rücken des Tieres klopfte.
„Spring rauf.“

Nach einigen blamablen Fehlversuchen auf das hohe Ross zu klettern, hörte der Engel ein unterdrücktes Kichern des Dämonen und röchelte missmutig, ja beinahe schon beleidigt aus. Während sich Crowley abgewandt hatte, um ihm nicht direkt zu zeigen, dass er ihn äußerst amüsant fand, richtete sich Erziraphael nur die Gewänder ordentlich, aber dafür energisch. Dann ging er zum Kopf des Pferdes und umfasste die Ganaschen des Tieres mit einer liebevollen Hand. Die andere Hand kraulte zeitgleich den aufgewölbten Nasenrücken. Erziraphael führte die Lippen dicht über das schwarze Fell hinweg.
„Sei ein liebes Pferdchen und mach es mir leichter, ja? Ein gutes Tier bist du, ja. So ist es gut, mein Großer.“
Noch während er mit liebster Engelsstimme auf das Ross einsprach, konnte Crowley nichts dagegen tun, als sein Pferd begann sich niederzuknien. Trotz aller Drohungen des Dämons hockte das finstere Tier nun auf dem Boden und wartete brav. Noch einmal zärtlich liebkosend bedankte sich Erziraphael herzallerliebst und ging wieder um das Tier herum. Als ihn schon ein dämonischer Zeigefinger entgegen gestreckt wurde.
„Tu das ja nie wieder. Das ist ein dämonisches Pferd und keine Schmusekatze.“
Dessen bohrenden Blick ignorierend, aber innerlich lächelnd, wollte sich der Engel soeben hinter Crowley einen Platz verschaffen, als der Rothaarige schon wieder die Hand als Symbol benutzte.
„Nein.“
Nun stöhnte Erziraphael ungeduldig aus.
„Was gibt es denn diesmal?“
„Du kannst nicht mit einem Bein auf jeder Seite reiten.“
Verwirrung  gesellte sich dazu.
„Aber du sitzt doch auch so.“
„Ja, weil ich der Reiter bin und im festen Sattel sitze. Eben in der perfekten Mitte. Aber du würdest ja auf dem hinteren Teil Platz nehmen, der ist viel breiter und deine Beine sind eindeutig zu kurz dafür. Du würdest mir runter purzeln während es Ritts.“
Der Engel schnaubte auf und raffte sich den Mantel und den Kittel einigermaßen zusammen.
„Ich habe keine kurzen Beine, ihre Länge ist angemessen für meine Größe.“
Crowley verbog sich etwas den Kopf, um einen Blick auf die Beinwickel zu erhaschen und richtete nur die Augenbrauen aufrecht. Doch, es waren kleine Strampler. Aber gut proportioniert, das musste er sich eingestehen. Auf irgendeine Art und Weise sah er den Körper des Engels schon immer als gut geraten an. Wenn nicht gar als schön. Gott hatte wirklich mal etwas richtig gemacht. Der Dämon horchte auf, wo kam denn dieser Gedanke her?
Erziraphael hatte dessen unmanierliche Beobachtungen gar nicht mitbekommen, denn er musste sich erst einmal dazu durchringen sich dieser Regel zu beugen. Damit er aber endlich zur erlesenen Therme gelangen konnte, setzte er sich also wie empfohlen auf das Pferd und ließ die Beine nur auf einer Seite baumeln.
„Nun gut, ich sitze also.“
Rasch verwarf der Dämon sämtliche Grübeleien. Schließlich war das nicht seine Natur. Anscheinend war er zu lang mit dem Engel zusammen, pff.
„Halt dich gut am Sattel fest.“
Das Pferd erhob sich in all seiner Pracht und Eile, wobei Erziraphael ein erschrockenes „Huch!“ entkam und die Finger mit aller Inbrunst an dem rauen Leder festkrallte.
Auch hier musste sich Crowley ein derbes Kichern verkneifen, während er auch schon wild mit den Zügeln peitschte.


Nach einer gefühlten Ewigkeit und nach zahlreichen abscheulichen Ruckeln, kamen sie vor das Tor der Königspfalz an. Erziraphael rutschte herunter und suchte sofort den Rückhalt des Pferdes, weil ihm alles schmerzte. Der Rücken fühlte sich steif an und sein Hintern beherbergte nun gewiss eine tiefe Delle. Stöhnend richtete er sich auf und strich sich wiederholend über die Brust.
„Oh beim Allmächtigen. Ich werde nie wieder mit dir reiten.“
Unverständlich gab Crowley nur eine erlauchte Pose zum besten und klopfte dem Pferd stolz gegen das glänzende schwarze Fell.
„Das ist ein richtiger Hengst, Engel. Da wird nicht gemütlich galoppiert. Da muss man alles rausholen was nur geht.“
„Ja, das habe ich gemerkt. Ich dachte schon, es würde mich entkörpern. Großer Gott, mein Magen.“
„Dir kann gar nicht übel werden, du bist ein übernatürliches Wesen.“
Erziraphael dehnte den Kopf und atmete tief ein. Streckte die Schultern und richtete sich die Kleidung wieder ordentlich. Ja, so fühlte es sich frischer an. Crowley war wirklich ein schrecklich wilder Reiter, fand Erziraphael. Das Pferd wirrte aus und stupste den Engel mit den Nüstern an die Schulter. Freudig strahlend kraulte der Blonde es noch einmal kräftig über die lange Nasenpartie und bedankte sich mit vielerlei Verniedlichungen. Was dem Ross mehr als nur gefiel. Dies bewusst ignorierend, aber mit knirschenden Zähnen, deutete der Dämon nur auf die karolingische Toranlage.
„Hier wärst du also. Na dann wünsche ich dir ein großes Vergnügen beim illegalen Baden.“
Erziraphael folgte dem Gefuchtel und zog die Spange an seinem Mantel zurecht. Alsdann schaute er sofort wieder zu Crowley hinauf und wollte eigentlich noch etwas sagen, doch der Rothaarige begann bereits das Zaumzeug zu spannen.
„Bis zum nächsten mal.“
Wollte er ihn wirklich so unverhohlen ziehen lassen?  
„Warte noch.“
Crowley hielt auch hier inne, als würde des Engels Stimme, sein alleiniges Gesetz sein. Welcher Geist auch immer in ihm umherirrte, Erziraphael konnte wirklich nur auf Crowleys Gesten ihn gegenüber vertrauen. Und er glaubte fest daran, dass diese ihm niemals schaden würden. Niemals.
„Nun?“
Der Dämon stemmte eine Hand in die Seite und blickte nichtssagend und gleichlaufend erwartungsvoll auf ihn hinab. Doch da hielt ihm der blonde Engel bereits eine prächtig blühende Rose entgegen. Er streckte sich weit nach oben und das runde Gesicht lächelnd lieblich.
„Für all deine Mühe um mich. Hab vielen Dank.“
Helle Baumwolle wog sich schwer im Wind, während die Honiggelbe Farbe die Sonne widerspiegelte und Crowley beinahe zum blinzeln brachte. Zum ersten Mal spürte er, wie dessen Unschuld übermächtig zur Geltung kam. Gab es Menschen um sie herum, die vielleicht ihre Neugierde auf sie richteten? Unwichtig, uninteressant. Etwas flüsterte dem dämonischen Wesen eine Kleinigkeit zu. Etwas was er wahrnahm, aber nicht verstand. Überrumpelt starrte Crowley auf dies königliche Gewächs und er fühlte sich zurück nach Rom geworfen. Konnte sich der Engel etwa doch an Crowleys Affront erinnern? Nein, das...das war vollkommen unmöglich. Regelrecht ausgeschlossen. Dann würde er nicht so selbstverloren vor ihm stehen und ihm das gleiche Geschenk überreichen wie vor etlichen Jahrhunderten zuvor. Wie unter einem Bann, nahm ihn der Dämon die stachellose Rose aus der Hand und schwieg. Leicht verschüchtert lächelte Erziraphael noch mehr und wollte sich gerade umdrehen, als er unkontrolliert laut meinte:
„Ach ja, du warst übrigens recht beeindruckend bei deinem Kampf. Es hat nicht nur den Mädchen gefallen.“
Crowleys Brauen schoben sich bis zum Scheitel. Was war das? Kokettierte der Engel soeben? Mit ihm? Was?
Da der Dämon ihn nur Verblüffung entgegenbrachte, wurde dem Engel erst in jenen Augenblick bewusst, was er soeben wirklich ausgesprochen hatte. Rot von der Nase bis zu den Zehenspitzen, riss Erziraphael die Augen auf und trat einen Schritt zurück.
„Ich...Ich...meinte damit nicht, dass es MIR auf irgendeine Weise gefallen hätte. Es...Es hat bestimmt auch noch anderen gefallen. Ganz bestimmt sogar. Da bin ich mir sicher. A-Aber so ein gestandener Dämon wie du braucht das sicherlich alles gar nicht. Was interessiert dich schon die Meinung anderer, nicht wahr?! Ja, ja, und die Rose, ja, die soll dir nur sagen, dass ich....also, ich möchte mich auch dafür entschuldigen, dass ich einfach so fortgelaufen bin. Ja, ganz recht.“
Fiebrig lachte Erziraphael nur kurz auf und blickte sich hektisch um. Er suchte wie ein Verstörter nach etwas, was sie rasch ablenken würde.
Der Engel befand sich heute tatsächlich irgendwie in einer Wandlung, stellte Crowley fest. Dämonen besaßen keine Gefühle, wollten keine Gefühle. Und trotzdem ließ ihn eine leise Stimme vermuten, das er das hier vor sich nicht verlieren durfte. Mit dem nächsten Windstoß beugte er sich vor und flüsterte beinahe mit einer tiefen Stimme.
„Gefällt es dir, wenn ich für dich kämpfe?“
Karg zog Erziraphael die Schultern zusammen, sah diesen intensiven Blick und wusste sich nicht zu rühren. Da, schon wieder dieser Spieltrieb. Er war selbst schuld, warum gab er ihm auch die Rose? Wie konnte er auch nur so etwas zu dem Dämon sagen, kein Wunder das dieser sich dann über ihn lustig machte. Er warf Crowley einen Ball zu und dieser brachte ihn durch seine natürliche Veranlagung böse grinsend zum bersten. Erziraphael wusste, dass jener solcherlei Dinge närrisch fand. Trotzdem.....was war das nur für ein begleitendes Gefühl? Erziraphael konnte gerade nicht mehr auseinander halten, was nun Ernst und was Spinnerei war. Crowley sah ihn so....geradeheraus an, so fest. Eine kleine rote Strähne wippte sanft an dessen Stirn und der Engel empfand dieses Bild vor sich plötzlich als so fehlerlos. Diese Frage klang so aufrichtig. Als ihm der völlig absurde Gedanke kam, Crowley zu fragen ob er nicht mit in das Thermalbad kommen möchte, setzte Erziraphael rasch ein schüchternes Lächeln auf. Beende dieses Dilemma, jetzt!
„Ich bin recht überspannt. Bitte, denk nicht an meine Worte, vergiss es rasch. Du..Du solltest nun aufbrechen. Das Reich, also das andere Reich, wartet auf dich. Dann...Dann bis bald. Zufällig, so wie immer. Ja.“
Stillschweigend sah Crowley dabei zu, wie sich der Engel abwandte und auf den Torbogen zuging. Unter diesem blieb er für einen kurzen Moment stehen, aber dann verschwand der helle Schweif doch darunter. Der Himmel war so hoch, irgendwie ein passendes blau und gleichzeitig fühlte sich der Dämon seltsam. Er schaute auf die Blume zwischen den Fingern und drehte sie in jede Möglichkeit. Was war soeben geschehen?

Er setzte das Pferd auf die entgegengesetzte Richtung an und ritt geschwind zurück durch den Wald. Am geschwungenen Dorffest vorbei, an Felder, die bald bestellt wurden und an der mächtigen Maas entlang. Bis er an eine breite Brücke gelangte und sein Ross kräftig an den Zügeln zog. Er stieg ab, schloss für einen Moment die Augen, reckte das Gesicht in die Sonne und sein Tier trank vom Ufer. Aus seiner dunklen Kitteltasche holte er das rot-grüne Geschenk hervor, natürlich hatte sie die kurzlebige Reise unbeschadet überstanden. Er würde sie zu der ersten Rose legen, sie ebenso für die Ewigkeit aufbewahren. Crowley lehnte sich dabei gegen einen der Pfosten und roch an dem üppigen Blütenkopf. Zog tief diesen eigentümlichen Duft ein und schloss erneut die Augen. Er sah den Engel vor sich, wie er ihm die Blume überreichte. In Rom, wie heute. Plötzlich knirschte er mit den Zähnen. Nein, den selben Fehler würde er nicht noch einmal begehen. Von weiten hörte er einen Falken rufen, zwischen dicken Wolkenbäuchen und blauen Fetzen. Das Wasser plätscherte Crowley eine ruhige Stimmung ein, wie seltsam. Wie ungewohnt. Und eigentlich wie absurd. Er war ein Dämon, ein grässlicher Diener der Hölle und was tat er hier? Er schnüffelte an einer Rose, die ihm der Feind geschenkt hatte. Der Feind. Ein Engel. Der Engel......Sein Freund? Seufzend betrachtete Crowley diese majestätische Farbe in seiner Hand. Vielleicht hätte er ihn fragen sollen, ob er ihn in der Thermalquelle geduldet hätte. Ruckartig wurde ihm bewusst was er sich plötzlich wünschte. Von welchen Zauber wurde er nur in letzter Zeit so beeinflusst? War es doch das schlechte Gewissen? Er zischte aus, als es plötzlich passierte. Im Seitenblick bemerkte er einen dunklen Schweif von oben herab auf sich zueilen. Scharfkantige Feder streiften schmerzlich sein Gesicht und die Rose riss sich gewaltsam aus der Hand. Unter Selbstschutz zuckte Crowley zusammen und wollte schon in die Hocke gehen, als es plötzlich wieder ruhig um ihn wurde. Er hob den Kopf kämpferisch und sah wie sich ein Falke auf die breite Brüste der Holzbrücke abgesetzt hatte. Tiefe schwarze Augen starrten ihn zielgenau an. Regelrecht teuflisch fixierte er ihn. In dem hakenförmigen Schnabel schaukelte die Rose und der lange, dunkle Schwanz schlug ein paar mal auf und ab. Der Falke besaß ein außergewöhnliches Federkleid, es wirkte schwarz und doch irgendwie nicht. Und auf dem Kopf trug er eine Pferdefußmusterung. Crowley verdrehte die Augen und stellte sich nun wieder recht gelassen gegen den Balken.
„Du bist zu spät.“
Nun sah es so aus, als würde der Vögel bösartig grinsen. Doch schon gebar sich eine Verwandlung. Die Federn wandelten sich zu schwarzen Haaren um, die im Scheitel eine braune Strähne offenbarten. Die Krallen, der Schwanz, der ganze kleine Körper verwandelte sich in ein großes, athletisches männliches Gleichnis von einem Mann. Welcher die Rose nun in Zeigefinger und Daumen hielt und die Beine übereinander geschlagen hatte, während er nun auf der Brüstung saß. Seine Kleidung glich der von Crowley recht gut, nur das dieser Dämon mehr mit einem Lavendelartigen Ton hantierte. Das schulterlange Haar hatte er sich mit einem Lederriemen zusammengebunden und die Umgebung verlor gleichermaßen an Lebensmut. Die Nachtfarbenen Augen blitzen hämisch auf Crowley hinab, als er mit der Nase im Blütenkopf schnupperte.
„Weshalb das beleidigte Gesicht? Ich wurde eben aufgehalten. Du bekommst eine Wiedergutmachung von mir.“
„Der Abend bricht bald an, Behemoth. Wir wollten uns nach Sonnenaufgang hier treffen.“
„Ich sagte doch, ich mache es wieder gut. Die nächste große Seuche oder Völkerschändung gehört dir. Das verspreche ich. Aber wie ich sehe, scheinst du die Zeit gut überbrückt zu haben.“
Immer noch schmiegte der Dämon Behemoth die Rose in sein Gesicht hinein. >Wenn er auch nur ein Blütenblatt abreißt, dann schlag ich ihn ins Gesicht< schwor sich Crowley und reckte sich bereits nach der Rose aus. Doch der schwarzhaarige Höllengefährte hielt sie über sich und grinste ihm widerlich entgegen.
„War es denn wenigstens genüsslich? Verzehrt sich ihr Körper nach dir?“
Crowley packte dessen Handgelenk. Der andere Dämon bemerkte leicht irritiert, wie bedachtsam er ihm die Rose entnahm.
„Mein Bett geht dich wohl einen feuchten Dreck an. Wie ich was mache oder mit wem.“
Behemoth leckte sich über die Lippen und sprang vom sperrigen Holz herunter.
„Oh, so unanständig ging es also zu?“
Das Rauschen des Flusses übertünchte Crowleys Beleidigung und er steckte die Blume wieder vorsichtig in seine Tasche. Während das Pferd gleichgültig die Grasnaht abfraß, fuhr sich Behemoth durch den Scheitel und streckte sich weit aus.
„Ach, Crawley, ich versteh deinen Genuss einfach nicht. Bei dir sind diese Weiber alle so dünn, brünett und gewöhnlich liebreizend. Findest du das nicht langweilig?“
„Ich heiße jetzt Crowley, merk dir das endlich.“
Dies natürlich vollkommen übergehend beugte sich der dunkelhaarige Dämon kurz über die Brüstung und starrte in das fließende Nass.
„Ich sollte dir mal einige richtige Frauenformen vorstellig machen. Dann weißt du, was Geschmack bedeutet.“
„Wir waren schon in genug Freudenhäuser zusammen, ich weiß auf was du reagierst.“
„Kennst du zufällig Engel die blond sind?“
Das Pferd schüttelte die zottelige Mähne und wirrte so laut auf, als wäre es verärgert. Crowley starrte ihn mit offenen Mund an und verharrte komplett in seiner Stellung.
„Warum fragst du denn auf einmal solche Sachen?“
Behemoth lächelte wieder so genüsslich und legte den Kopf in eine Handfläche ab.
„Ich wollte schon immer mal für den Fall eines Engels verantwortlich sein. Du weißt schon, nicht nur mental in Versuchung bringen. Sondern ihn so richtig verführen. Körperlich, mit allem was dazu gehört. Ich will wissen, wie die sich so geben, wenn sie die Federn mal unter sich und nicht hinter sich haben. Wie sich das wohl anfühlen würde? Aufzugehen in dieser reinen Göttlichkeit.“
Noch ehe Crowley sich ermahnte, dass er mehr Desinteresse zeigen musste, seufzte Behemoth schon aus und kratzte mit einem Fingernagel das Symbol Satans in Holz.
„Aber das könnte ich nur, wenn er Haar wie flüssiges Gold hätte. Er müsste etwas auf den Hüften haben, etwas herrliches zum anpacken, wenn du verstehst. Und leicht dürfte er es mir natürlich auch nicht machen. Ein kleine Kämpfernatur müsst es schon sein. Ach, das wäre ein schmackhafter Auftrag.“
Er leckte sich noch einmal über die Lippen und schaute Crowley dabei mit einem widerlichen Blick an. Ja, genauso war er. Schon immer gewesen und wahrscheinlich würde er sich nie ändern.
Doch der rothaarige Dämon machte bloß ein gekünsteltes ahnungsloses Gesicht und verzog den Mund.
„Kann...Kann ich nicht gerade sagen. Die sind alle so dünn, regelrecht dürr. Klapperdürr, schlimmer als ich. Die kannst du hinter´nem Grashalm verstecken. Und bei der Farbe blond hast du auch schlechte Karten. Alle die ich gesehen habe, haben entweder Eichhörnchen braunes Haar; Oder wie Rinde so schwarz; Eisengraues; Bärenbraun oder ich habe mal einen gesehen der hatte blaue Stacheln. Aber goldenes oder blondes Haar? Pfuh, da hast du kein Glück. Und ich bin schon so einigen von denen begegnet.“
Enttäuscht stöhnte Behemoth lauter als zuvor in die Luft und wirbelte mit ausschweifenden Armen um die eigene Achse.
„Deswegen frage ich dich ja, du hast schon mit denen zu tun gehabt. Als wir fielen, da hat Gott so vieles gelöscht und uns nur so wenig gelassen. Deshalb kann ich mich gar nicht mehr erinnern wie die alle aussahen. Nein, wie schade. Kein köstliches blondes, dickes Engelchen dabei. Kein knuffigen Putten für den armen Behemoth.“
Innerlich erwachte der Schießhund in Crowley. Nun kam noch eine Aufgabe in seinem Leben dazu. Niemals dufte er zulassen, dass Behemoth in die Nähe von Erziraphael kam. All das, was der Engel verkörperte, fand dieser Drecksack erregend und sofort aufreizend. Und dieses Zusammentreffen musste Crowley stets verhindern. Deswegen klatschte er in die Hände und stieß Behemoth in die Seite.
„Hör auf, hier nutzloses Zeug zu schwatzen. Nach unserem Auftrag spendiere ich dir ein Lustmädchen und dann denken wir noch einmal über die Gründung unserer Gruppierung nach. Aber jetzt wartet ein König darauf, dass wir ihn falsche Entscheidungen einflüstern. Das liebst du doch so.“
Mit einem Mal war der schwarzhaarige Dämon wieder in der guten Form des Bösen und fuhr sich durch das feine Haar.
„Richtig, dazu sind wir schließlich auf Erden. Nun denn, auf ins Awarenreich.“

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Guck mal, Carthamus wem ich da mit reingebracht habe. XD
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