"Tanz der Amphisbaena"
von Die Linda
Kurzbeschreibung
Dies hier ist eine Chronik. Angefangen in Babylon bis hin zum Zeitalter meiner anderen Geschichte "Apfel im Kelch" und darüber hinaus. Zusammengestellt aus OneShots und Zweit/Dreiteilern. Erziraphael und Crowley wirken so unterschiedlich, bis jeder von ihnen auf seine Art spürt, dass sie doch nur das Gleiche, sogar das Selbe wollen. Den Schutz, die Freude, das Glück des anderen. Und dessen Liebe...
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Anthony J. Crowley
Erziraphael
10.08.2020
15.05.2023
17
67.542
7
Alle Kapitel
31 Reviews
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Dieses Kapitel
2 Reviews
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23.11.2020
2.408
Hallöchen ihr Lieben! ^o^
Da bin ich endlich wieder. Mein Laptop hat einen kompletten Dachschaden und heute ist gerade mal ein Tag wo er halbwegs funktioniert und deswegen nutze ich die Gunst der Stunde. ^^'
Die wunderbaren Kapitel von Carthamus und Kitty nehme ich mir morgen vor. Seid unbesorgt ihr zwei Süßen. <3
Nur mein Laptop grunzt schon wieder so komisch, ich muss mich also beeilen. XD
Zum Kapi: Ich liebe Drama. Ich sollte für Telenovelas schreiben. :D
Egal, der Untertitel für dieses Kapitel lautet übrigens: "Ein unerklärlicher Tag im Leben des Erziraphael"
Im nächsten Kapitel (welches wahrscheinlich auch noch diese Woche kommt)müsst ihr auch noch mal die Zähne zusammen beißen. Aber dann. DANN! Wird es endlich mal ein bisschen knuffig hier. XD
Versucht es trotzdem zu genießen. Und Fragen werden später beantwortet.
Habt noch eine gute Nacht, bis bald. ^-^
***********************************************************************************************
Die dicke Federkernmatratze drückte sich gediegen auf, als sich Edward Upton streckte und genüsslich die Hände unter dem Hinterkopf verschränkte. Das Grammophon hauchte eine leise Operette durch die opulente Einrichtung des Art Decó Zimmers, während nackte Frauenfiguren mit gedämpften Lichtern dienten. Durch die hohen Fenster hörte man um jene Zeit kaum ein Geräusch, denn The Strand wurde von der belebten Nacht fest ummantelt und gab diesen nur ungern wieder her. Während der brünette Mensch soeben bei der Arie >Hab ich nur deine Liebe< von Boccaccio mitsummte, saß Erziraphael mit dem Rücken zu ihm auf dem Bettrand. Er knotete sich die Krawatte neu, obwohl der Kragen immer noch weit offen stand und das Hemd ungewohnt aus der Fasson geraten war.
„Du warst so unbeherrscht wild, Edward.“
Besagter wandte das Gesicht herum und beschaute sich den blonden Kopf voller Süße. Wie das Licht vorsichtige Schatten spendete und die runden Schultern unbescholten ruckelten. Er lächelte selig und seufzte ebenso aus. Das kastanienbraune Haar lag unwirsch zwischen seinen Händen, als er eine davon in des Engels Richtung fallen ließ.
„Dennoch störte dich dieser Umstand keineswegs, wenn ich dein vergnügtes Gesicht richtig deute.“
Kurzzeitig drehte sich Erziraphaels Kopf nach hinten und er lächelte. Nickte schüchtern und doch einsichtig und widmete sich dann wieder seiner Krawatte.
„Ach, könntest du doch nur für immer bleiben, Raphael.“
„Du weißt, warum nicht. Egal wie schön der Abend auch war, aber irgendwann werde ich immer gehen müssen. Aber nun wollen wir noch nicht von Abschied sprechen. Ich befinde mich schließlich gerade bei dir.“
Sanft streichelte Edward die blütenweiße Manschette des Engels.
„Und genau dies weiß ich stets zu schätzen. Darum habe ich noch etwas für dich.“
Erstaunt schaute Erziraphael dabei zu, wie sein Freund sich an ihm vorbei rekelte und in ein kleines dunkles Schubfach griff. Plötzlich hielt er dem Blonden etwas umwickeltes vor den Bauch.
Eine goldene Schleife blühte darauf und der Engel nahm es dankend an.
„Oh...Oh, Edward, dass ist doch nicht...“
Stolz blieb der Mensch auf dem Bett bäuchlings liegen und rückte noch ein bisschen näher heran.
„Mein Freund Howard lässt dich auf das angenehmste Grüßen. Auf seine Weise zumindest. Dies ist zwar noch nicht die endgültige Fassung, aber sein erster Versuch von jener Idee. Er ließ es binden, weil ich ihm erzählte, dass du stets seinem Geist schmeichelst, wann auch immer über ihn gesprochen wird.“
Zu tiefst gerührt und grenzenlos begeistert blätterte Erziraphael sofort in diesem kostbaren Werk herum und zog einzelne Satzfetzen auf, als hielte er eines der unerreichbaren Exemplare von Agnes Spinner in den Händen. Mit kleinen Sternchen in den Augen konnte er den Kopf nicht von den Seiten trennen.
„Sag Mr. Lovecraft, das ich ihm von Herzen dankbar bin und das dieses Buch einen besonderen Ehrenplatz in meinem Leben haben wird. Ach, Edward, das ist so....ich weiß nicht ob es dafür überhaupt ein Wort gibt, aber: Ich danke dir. Ich danke dir vielmals.“
Da nahm der Mensch des Engelshand und streichelte diese voller Zärtlichkeit.
„Ich weiß schließlich, wie sehr du einmalige, seltsam geformte Werke sammelst. Wie sollte ich dir auch nur anders meine Ehrerbietung zeigen, wenn nicht auf der liebevollen Ebene von persönlichen Gesten?“
Erziraphael ließ die weiterspielende Operette durch seinen Körper gleiten und seufzte etwas leidlich auf den charmanten Freund hinab. Doch gerade als er spürte wie kostbar solch ein Moment werden konnte, klopfte es dreieinhalb mal an die Tür. Irritiert blickte der Engel durch die Musterung des eisernen Raumteilers.
„Es ist weit nach Mitternacht. Wer mag das sein, ausgerechnet in einem Hotel?“
Mit einem überschätzten Blick sprang Edward aus dem Bett und warf sich flott einen seidenen Morgenmantel über.
„Ich habe da noch eine Kleinigkeit für dich bestellt. Und es hat höchstwahrscheinlich etwas mit Melba zu tun.“
Freudig strahlend faltete Erziraphael die Hände vor der Brust zusammen, blieb jedoch auf dem weichen Federbett sitzen.
„Der Pfirsich Melba!“
Kaum, das der stattliche Mensch die Tür öffnete, starrte er auch schon einem dürren Angestellten entgegen, der nichts sagte, sondern ihm nur ein Tablett mit dem feingarnierten Dessert vor die Nase hielt. Von der Gestalt selbst sah er nicht viel. Mit verbogener Augenbraue wich Edwards Oberkörper nach hinten weg und er erhob das Kinn.
„Nun ähm, tragen Sie es bitte herein.“
Erst zögernd, dann leicht knurrend trat der schwarze Frack in den breiten Raum ein und blieb aber nach wenigen Metern abrupt stehen. Edwards dunkelblauer Morgenmantel wog orientierungslos herum, als seine Erwartungen ungewohnt enttäuscht wurden. Warum tat der Bedienstete nicht seine Pflicht und Aufgabe?
„Ich weiß es ist recht spät, aber dennoch sollten Sie Ihren Dienst anständig tätigen. Hätten Sie also bitte nun die übergroße Güte diese Süßspeise auf den Tisch zu platzieren? So wie es Ihre Schaffenskraft erlaubt selbstverständlich.“
Doch der rothaarige Mann schürzte nur die Lippen und legte den Kopf seitlich, während das silberne Tablett wie ein Stillleben auf seiner Hand existierte. Unerwarteterweise erlag das Grammophon einer Stille, die den Hotelgast im selben Augenblick perplex zurück ließ.
„Mhh. Ich überlege gerade ob ich dir den Pfirsich eher quer in Ohren oder in eine andere Öffnung stecken sollte.“
Entgleist verließ alle Etikette Edwards Gesicht und in dessen Armen.
„Was haben Sie soeben gesagt?“
„Bei Satan, steckt etwa schon was in den Ohren? Dann kann ich es dir ja getrost in den Rachen stopfen.“
„Was erlauben Sie sich in solch einen Ton mit mir zusprechen? Ich werde Sie...“
„Crowley, was tust du denn hier?“
Als hätte sich ein Vorhang beiseite geschoben, stand wie ein kleine erlösende Nymphe, Erziraphael plötzlich im vorderen Raum. Seine vollendete Aura durchflutete die Luft, als würde sein pures Dasein alles zum Guten und zum ultimativen Frieden werden lassen. Frisch und lieb. Und eben diese Wirkung setzte bei dem Dämonen ein, als sich dessen Schultern ein Minimum niedersinken ließen und das Gesicht für einen aberwitzigen Moment traurig wirkte. Edward verkannte es nicht. Sah wie starr der Rothaarige plötzlich wurde und wie sich dessen Körper in die Richtung des Blonden neigte. Kurzlebig warf Edward den Kopf nach hinten und verstaute die Hände in den samtenen Stoff des Morgenmantels. Ein erkenntnisreicher Laut entkam seiner Kehle.
„Nun begreife ich! Der wahre Grund packt mich ja direkt im Nacken. Und ich dachte, du wärst nicht auf unserer Seite, Raphael?“
Die blauen Augen zerrten sich von Crowley fort und suchten eine Antwort bei den Menschen.
„Von welcher Seite sprichst du?“
Doch anstelle ihn aufzuklären, richtete Edward den Blick nur wieder ganz eindringlich auf den vermeintlichen Angestellten.
„Oh, dein...Freund weiß ganz gewiss was ich meine, hab ich recht?“
Auf dieses spitze Grinsen hinweg, drückte Crowley Erziraphael das Tablett in die Hand und rückte zu dem Mann auf. Sie standen sich nah gegenüber und blickten sich wie zwei Kampfhähne feurig in die Augen. Während der Engel immer verwirrter dreinschaute und den Pfirsich ungeachtet auf den Tisch stellte. Ihre Umgebung schien sich zu verfinstern, sie sprachen kein Wort und doch war ihre Kommunikation hoch aktiv. Erziraphael trat heran und räusperte sich unsicher.
„Ähm, es scheint das ihr beiden euch kennt?“
Keine Antwort. Da war nur Edwards Augenbraue die in die Höhe schnellte.
„Tja, hier stehen wir nun. Zwei gleiche Männer, die das Gleiche wollen.“
Crowley schnalzte mit der Zunge und bemerkte nicht einmal wie eng sich der schwarze Frack um seine Taille spannte.
„Tss, wir beide sind garantiert nicht gleich. Glaub mir, Freundchen. Ich habe einiges mehr zu bieten.“
„Oh, natürlich. Was hier aber allerdings gebraucht wird, ist nicht der Auftritt des Wolfes, sondern der des Prinzen. Es verlangt nach Literatur, Musik, Kunst, Theater, reine Kultur. Ein Schöngeist bringt ihn zum Glück und kein sittenloser Teufelskerl.“
„Wahr gesprochen, Menschlein.“
Edward verengte die Augen, denn irgendwie veränderte sich etwas in dem Mann vor ihm. Die Luft schien ihn stechen zu wollen, sein Innerstes wurde bleiern und auf der Zunge legte sich ein Geschmack voller Schwefel. Fremde Unruhe trieb sein Herz in die Höhe und seine Beine wurden starr. Diese Augen vor ihm. Obwohl sie hinter einer eigenartigen Brille versteckt gehalten wurden, konnte er doch deren Bedrohung wahrnehmen. Er hatte das Gefühl in einen Alptraum einzutauchen. Der Rothaarige rückte den Kopf vor und zischelte ungewöhnlich auf.
„Liebst du ihn?“
Aufhorchend zuckelte Erziraphael zu den beiden erstarrten Gestalten hin und blickte zwischen ihnen fordernd hin und her.
„Was soll das hier eigentlich am Ende werden? Hallo? Besäße jemand von euch die Güte mit mir zu sprechen?“
Der brünette Mann fühlte seine Füße verklumpen und konnte doch das Gesicht nicht abwenden.
„Ja, das tue ich. Mit jeder Faser meines Körpers.“
Wie vom Blitz getroffen packte Crowley wutentbrannt den Menschen am Kragen und krachte ihn gegen die Wand. Erziraphael schrie auf, doch er ließ nicht ab. Der Schwefelgeruch wurde immer deutlicher, leichte Asche schwebte durch den Raum und die Lampen begannen zu flackern, während sich leichte Schuppenähnliche Muster an dem dämonischen Hals bildeten.
„Ich werde mir deine Seele holen. Du wirst solang durch die drei endlosen Gruben waten, bis du freiwillig um die Erlösung bettelst! Das einzige was dich nach dem Tod erwartet, wird Folter und Schmerz sein!“
„Crowley! Nicht!“
Während Edward die Augen aufriss und spürte wie die verzweifelte, verängstigte Wahrheit sich seines Körpers bemächtigte, packte Erziraphael Crowleys Arme und zerrte daran.
„Lass ihn! Lass ihn!“
In dem Moment wo der Dämon mit einer Beschwörung nachsetzen wollte, gelang es den Engel nun doch endlich Crowley von des Menschenleibs fort zutrieben. Taumelnden Schrittes geriet der Dämon nach hinten ohne die Augen abzuwenden. Erziraphael stellte sich zwischen den beiden auf und blickte Crowley direkt vorwurfsvoll und geschockt mitten ins Gesicht.
„Er hat dir doch nichts getan! Und solange er unter meiner Obhut steht, wirst du ihn auch nicht bekommen. Weiche gefälligst von ihm zurück oder du erlebst mich äußerst ungehalten, Crowley!“
Die gelben Augen starrten plötzlich nur noch auf ihn. Die Luft klärte sich, der faule Geruch verschwand vollkommen und die Lichter flammten hell auf. Crowley schloss den Mund, spürte die Realität um sich herum wie einen fernen, verstopften Zuruf. Etwas durcheinander schaute er in die zornigen blauen Augen und wusste nichts mehr zu fühlen. Außer die Angst, dass er soeben etwas zugelassen hatte, was eigentlich niemals bei einem Dämonen passieren dürfte. Er wollte kämpfen, für einen Engel. Ein Engel, der ein Freund für ihn war. Der mehr war als nur ein Freund? Crowleys Herzschlag erhöhte sich. Erziraphael sah dieses leichte Entgleisen. Durchatmend versuchte er den engelhaften Körper wieder zu entspannen und schritt sacht auf ihn zu. Mit weicheren Augen, doch unter einer empfindlichen Obacht.
„Was ist nur los, Crowley? Was tust du denn hier nur?“
Orientierungslos blickte er dem Blonden auf einmal nicht mehr ins Gesicht, sondern zu Boden. Um ihn herum kreiselte es. Ein Wort. Ein verdammtes Unwort für einen Höllendiener. Was war jetzt falsch?
„Ich...also...“
Plötzlich prustete es angedeutet hinter ihnen auf. Erziraphael drehte sich herum und sah Edward, dessen Gesichtsfarbe sich wieder normal anschauen ließ. Der brünette Mann zog sich den Morgenmantel wieder gerade und straffte den Rücken durch. Sein geringschätziger, anmaßender Blick galt eindeutig Crowley.
„Jetzt sehe ich auch was uns beide unterscheidet. Denn ich konnte es ihm wenigstens sagen. Und deswegen ist er auch hier bei mir. Und nicht bei Ihnen.“
Derweil Crowley den Atem anhielt und ihn warnend entgegen starrte, blinzelte Erziraphael nur verwirrter auf und gestikulierte in die Richtung des Menschen.
„Aber was denn? Was denn sagen?“
Edward lächelte den Blonden leicht mitleidvoll an.
„Dass dieser Kerl hier, dich nur von hier wegreißen will, weil er dich lie...“
Mitten im Satz sprang Crowley vor, ballte die Faust und schwang sie den Menschen genau auf die Nase. Ohne einen Schmerzlaut von sich geben zu können, warf es den stattlichen Mann gegen das Grammophon und ging bewusstlos zu Erden. Durch den Ruck ertönte die Operette wieder und die Nadel sprang zurück. >Hab ich nur deine Liebe<.
„Edward!“
Blitzartig kniete sich Erziraphael neben ihn nieder und strich über dessen Kopf. Nichts ernsthaftes. Dann funkelten die sonst freundlichen blauen Augen zu Crowley auf.
„Warum hast du das getan?“
Doch ihm antworteten konnte er nicht. Er stand da, die geballte Hand baumelte immer noch an ihm herunter und sein Atem flog dahin. Ja, warum? Warum hatte er das eigentlich getan? Etwa, weil dieser Mensch recht hatte? Etwa, weil er Erziraphael.... liebte? Die gelben Augen rissen sich panisch auf und er wirbelte herum. Schnurstracks rappelte sich der Engel hoch und eilte hinter her. Noch unter dem Türrahmen packte er dessen Ellenbogen und hielt ihn zurück.
„Nein, du wirst nicht verschwinden, Crowley! Was ist nur in dich gefahren?! Weswegen hast du....“
Der Dämon entriss aus den knubbeligen Fingern und schwang den roten Kopf aufgebracht und mit gefletschten Zähnen zu ihm herum.
„Ich bin ein Dämon! Ich tu´so etwas nicht! Ich bin zu solchen Dingen gar nicht fähig! Es ist Einbildung, alles davon! Ich kann so etwas nicht! Das ist unmöglich!“
Mit dem Kopf zurückweichend schüttelte der Engel nur mit dem selbigen.
„Aber..Aber natürlich ist das möglich. Eben weil du doch ein Dämon bist. Ihr tut solche Grobheiten doch ständig. Ich war doch gerade dabei, als du ihn grundlos geschlagen hast.“
Crowley riss sich die Sonnenbrille herunter und atmete heftig durch, ehe er noch ein kleines Bisschen näher rückte.
„Ich habe nicht den Streit von eben gemeint. Und jetzt geh zurück zu deinem Oscar Wilde wenn es dich glücklich macht.“
Erziraphael war vollkommen durcheinander und sah nur noch zu, wie Crowley sich abwandte und den dumpf beschienenen Flur entlang stiefelte.
„Das ist aber nicht Oscar Wilde, sondern Edward Upton....Crowley! Aber.....Crowley, du kannst doch nicht so einfach gehen.“
Doch der Dämon erhob nur eine Hand und drehte sich nicht einmal mehr um. Für die kommenden Jahre war dies ihr letztes Treffen.
Da bin ich endlich wieder. Mein Laptop hat einen kompletten Dachschaden und heute ist gerade mal ein Tag wo er halbwegs funktioniert und deswegen nutze ich die Gunst der Stunde. ^^'
Die wunderbaren Kapitel von Carthamus und Kitty nehme ich mir morgen vor. Seid unbesorgt ihr zwei Süßen. <3
Nur mein Laptop grunzt schon wieder so komisch, ich muss mich also beeilen. XD
Zum Kapi: Ich liebe Drama. Ich sollte für Telenovelas schreiben. :D
Egal, der Untertitel für dieses Kapitel lautet übrigens: "Ein unerklärlicher Tag im Leben des Erziraphael"
Im nächsten Kapitel (welches wahrscheinlich auch noch diese Woche kommt)müsst ihr auch noch mal die Zähne zusammen beißen. Aber dann. DANN! Wird es endlich mal ein bisschen knuffig hier. XD
Versucht es trotzdem zu genießen. Und Fragen werden später beantwortet.
Habt noch eine gute Nacht, bis bald. ^-^
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Die dicke Federkernmatratze drückte sich gediegen auf, als sich Edward Upton streckte und genüsslich die Hände unter dem Hinterkopf verschränkte. Das Grammophon hauchte eine leise Operette durch die opulente Einrichtung des Art Decó Zimmers, während nackte Frauenfiguren mit gedämpften Lichtern dienten. Durch die hohen Fenster hörte man um jene Zeit kaum ein Geräusch, denn The Strand wurde von der belebten Nacht fest ummantelt und gab diesen nur ungern wieder her. Während der brünette Mensch soeben bei der Arie >Hab ich nur deine Liebe< von Boccaccio mitsummte, saß Erziraphael mit dem Rücken zu ihm auf dem Bettrand. Er knotete sich die Krawatte neu, obwohl der Kragen immer noch weit offen stand und das Hemd ungewohnt aus der Fasson geraten war.
„Du warst so unbeherrscht wild, Edward.“
Besagter wandte das Gesicht herum und beschaute sich den blonden Kopf voller Süße. Wie das Licht vorsichtige Schatten spendete und die runden Schultern unbescholten ruckelten. Er lächelte selig und seufzte ebenso aus. Das kastanienbraune Haar lag unwirsch zwischen seinen Händen, als er eine davon in des Engels Richtung fallen ließ.
„Dennoch störte dich dieser Umstand keineswegs, wenn ich dein vergnügtes Gesicht richtig deute.“
Kurzzeitig drehte sich Erziraphaels Kopf nach hinten und er lächelte. Nickte schüchtern und doch einsichtig und widmete sich dann wieder seiner Krawatte.
„Ach, könntest du doch nur für immer bleiben, Raphael.“
„Du weißt, warum nicht. Egal wie schön der Abend auch war, aber irgendwann werde ich immer gehen müssen. Aber nun wollen wir noch nicht von Abschied sprechen. Ich befinde mich schließlich gerade bei dir.“
Sanft streichelte Edward die blütenweiße Manschette des Engels.
„Und genau dies weiß ich stets zu schätzen. Darum habe ich noch etwas für dich.“
Erstaunt schaute Erziraphael dabei zu, wie sein Freund sich an ihm vorbei rekelte und in ein kleines dunkles Schubfach griff. Plötzlich hielt er dem Blonden etwas umwickeltes vor den Bauch.
Eine goldene Schleife blühte darauf und der Engel nahm es dankend an.
„Oh...Oh, Edward, dass ist doch nicht...“
Stolz blieb der Mensch auf dem Bett bäuchlings liegen und rückte noch ein bisschen näher heran.
„Mein Freund Howard lässt dich auf das angenehmste Grüßen. Auf seine Weise zumindest. Dies ist zwar noch nicht die endgültige Fassung, aber sein erster Versuch von jener Idee. Er ließ es binden, weil ich ihm erzählte, dass du stets seinem Geist schmeichelst, wann auch immer über ihn gesprochen wird.“
Zu tiefst gerührt und grenzenlos begeistert blätterte Erziraphael sofort in diesem kostbaren Werk herum und zog einzelne Satzfetzen auf, als hielte er eines der unerreichbaren Exemplare von Agnes Spinner in den Händen. Mit kleinen Sternchen in den Augen konnte er den Kopf nicht von den Seiten trennen.
„Sag Mr. Lovecraft, das ich ihm von Herzen dankbar bin und das dieses Buch einen besonderen Ehrenplatz in meinem Leben haben wird. Ach, Edward, das ist so....ich weiß nicht ob es dafür überhaupt ein Wort gibt, aber: Ich danke dir. Ich danke dir vielmals.“
Da nahm der Mensch des Engelshand und streichelte diese voller Zärtlichkeit.
„Ich weiß schließlich, wie sehr du einmalige, seltsam geformte Werke sammelst. Wie sollte ich dir auch nur anders meine Ehrerbietung zeigen, wenn nicht auf der liebevollen Ebene von persönlichen Gesten?“
Erziraphael ließ die weiterspielende Operette durch seinen Körper gleiten und seufzte etwas leidlich auf den charmanten Freund hinab. Doch gerade als er spürte wie kostbar solch ein Moment werden konnte, klopfte es dreieinhalb mal an die Tür. Irritiert blickte der Engel durch die Musterung des eisernen Raumteilers.
„Es ist weit nach Mitternacht. Wer mag das sein, ausgerechnet in einem Hotel?“
Mit einem überschätzten Blick sprang Edward aus dem Bett und warf sich flott einen seidenen Morgenmantel über.
„Ich habe da noch eine Kleinigkeit für dich bestellt. Und es hat höchstwahrscheinlich etwas mit Melba zu tun.“
Freudig strahlend faltete Erziraphael die Hände vor der Brust zusammen, blieb jedoch auf dem weichen Federbett sitzen.
„Der Pfirsich Melba!“
Kaum, das der stattliche Mensch die Tür öffnete, starrte er auch schon einem dürren Angestellten entgegen, der nichts sagte, sondern ihm nur ein Tablett mit dem feingarnierten Dessert vor die Nase hielt. Von der Gestalt selbst sah er nicht viel. Mit verbogener Augenbraue wich Edwards Oberkörper nach hinten weg und er erhob das Kinn.
„Nun ähm, tragen Sie es bitte herein.“
Erst zögernd, dann leicht knurrend trat der schwarze Frack in den breiten Raum ein und blieb aber nach wenigen Metern abrupt stehen. Edwards dunkelblauer Morgenmantel wog orientierungslos herum, als seine Erwartungen ungewohnt enttäuscht wurden. Warum tat der Bedienstete nicht seine Pflicht und Aufgabe?
„Ich weiß es ist recht spät, aber dennoch sollten Sie Ihren Dienst anständig tätigen. Hätten Sie also bitte nun die übergroße Güte diese Süßspeise auf den Tisch zu platzieren? So wie es Ihre Schaffenskraft erlaubt selbstverständlich.“
Doch der rothaarige Mann schürzte nur die Lippen und legte den Kopf seitlich, während das silberne Tablett wie ein Stillleben auf seiner Hand existierte. Unerwarteterweise erlag das Grammophon einer Stille, die den Hotelgast im selben Augenblick perplex zurück ließ.
„Mhh. Ich überlege gerade ob ich dir den Pfirsich eher quer in Ohren oder in eine andere Öffnung stecken sollte.“
Entgleist verließ alle Etikette Edwards Gesicht und in dessen Armen.
„Was haben Sie soeben gesagt?“
„Bei Satan, steckt etwa schon was in den Ohren? Dann kann ich es dir ja getrost in den Rachen stopfen.“
„Was erlauben Sie sich in solch einen Ton mit mir zusprechen? Ich werde Sie...“
„Crowley, was tust du denn hier?“
Als hätte sich ein Vorhang beiseite geschoben, stand wie ein kleine erlösende Nymphe, Erziraphael plötzlich im vorderen Raum. Seine vollendete Aura durchflutete die Luft, als würde sein pures Dasein alles zum Guten und zum ultimativen Frieden werden lassen. Frisch und lieb. Und eben diese Wirkung setzte bei dem Dämonen ein, als sich dessen Schultern ein Minimum niedersinken ließen und das Gesicht für einen aberwitzigen Moment traurig wirkte. Edward verkannte es nicht. Sah wie starr der Rothaarige plötzlich wurde und wie sich dessen Körper in die Richtung des Blonden neigte. Kurzlebig warf Edward den Kopf nach hinten und verstaute die Hände in den samtenen Stoff des Morgenmantels. Ein erkenntnisreicher Laut entkam seiner Kehle.
„Nun begreife ich! Der wahre Grund packt mich ja direkt im Nacken. Und ich dachte, du wärst nicht auf unserer Seite, Raphael?“
Die blauen Augen zerrten sich von Crowley fort und suchten eine Antwort bei den Menschen.
„Von welcher Seite sprichst du?“
Doch anstelle ihn aufzuklären, richtete Edward den Blick nur wieder ganz eindringlich auf den vermeintlichen Angestellten.
„Oh, dein...Freund weiß ganz gewiss was ich meine, hab ich recht?“
Auf dieses spitze Grinsen hinweg, drückte Crowley Erziraphael das Tablett in die Hand und rückte zu dem Mann auf. Sie standen sich nah gegenüber und blickten sich wie zwei Kampfhähne feurig in die Augen. Während der Engel immer verwirrter dreinschaute und den Pfirsich ungeachtet auf den Tisch stellte. Ihre Umgebung schien sich zu verfinstern, sie sprachen kein Wort und doch war ihre Kommunikation hoch aktiv. Erziraphael trat heran und räusperte sich unsicher.
„Ähm, es scheint das ihr beiden euch kennt?“
Keine Antwort. Da war nur Edwards Augenbraue die in die Höhe schnellte.
„Tja, hier stehen wir nun. Zwei gleiche Männer, die das Gleiche wollen.“
Crowley schnalzte mit der Zunge und bemerkte nicht einmal wie eng sich der schwarze Frack um seine Taille spannte.
„Tss, wir beide sind garantiert nicht gleich. Glaub mir, Freundchen. Ich habe einiges mehr zu bieten.“
„Oh, natürlich. Was hier aber allerdings gebraucht wird, ist nicht der Auftritt des Wolfes, sondern der des Prinzen. Es verlangt nach Literatur, Musik, Kunst, Theater, reine Kultur. Ein Schöngeist bringt ihn zum Glück und kein sittenloser Teufelskerl.“
„Wahr gesprochen, Menschlein.“
Edward verengte die Augen, denn irgendwie veränderte sich etwas in dem Mann vor ihm. Die Luft schien ihn stechen zu wollen, sein Innerstes wurde bleiern und auf der Zunge legte sich ein Geschmack voller Schwefel. Fremde Unruhe trieb sein Herz in die Höhe und seine Beine wurden starr. Diese Augen vor ihm. Obwohl sie hinter einer eigenartigen Brille versteckt gehalten wurden, konnte er doch deren Bedrohung wahrnehmen. Er hatte das Gefühl in einen Alptraum einzutauchen. Der Rothaarige rückte den Kopf vor und zischelte ungewöhnlich auf.
„Liebst du ihn?“
Aufhorchend zuckelte Erziraphael zu den beiden erstarrten Gestalten hin und blickte zwischen ihnen fordernd hin und her.
„Was soll das hier eigentlich am Ende werden? Hallo? Besäße jemand von euch die Güte mit mir zu sprechen?“
Der brünette Mann fühlte seine Füße verklumpen und konnte doch das Gesicht nicht abwenden.
„Ja, das tue ich. Mit jeder Faser meines Körpers.“
Wie vom Blitz getroffen packte Crowley wutentbrannt den Menschen am Kragen und krachte ihn gegen die Wand. Erziraphael schrie auf, doch er ließ nicht ab. Der Schwefelgeruch wurde immer deutlicher, leichte Asche schwebte durch den Raum und die Lampen begannen zu flackern, während sich leichte Schuppenähnliche Muster an dem dämonischen Hals bildeten.
„Ich werde mir deine Seele holen. Du wirst solang durch die drei endlosen Gruben waten, bis du freiwillig um die Erlösung bettelst! Das einzige was dich nach dem Tod erwartet, wird Folter und Schmerz sein!“
„Crowley! Nicht!“
Während Edward die Augen aufriss und spürte wie die verzweifelte, verängstigte Wahrheit sich seines Körpers bemächtigte, packte Erziraphael Crowleys Arme und zerrte daran.
„Lass ihn! Lass ihn!“
In dem Moment wo der Dämon mit einer Beschwörung nachsetzen wollte, gelang es den Engel nun doch endlich Crowley von des Menschenleibs fort zutrieben. Taumelnden Schrittes geriet der Dämon nach hinten ohne die Augen abzuwenden. Erziraphael stellte sich zwischen den beiden auf und blickte Crowley direkt vorwurfsvoll und geschockt mitten ins Gesicht.
„Er hat dir doch nichts getan! Und solange er unter meiner Obhut steht, wirst du ihn auch nicht bekommen. Weiche gefälligst von ihm zurück oder du erlebst mich äußerst ungehalten, Crowley!“
Die gelben Augen starrten plötzlich nur noch auf ihn. Die Luft klärte sich, der faule Geruch verschwand vollkommen und die Lichter flammten hell auf. Crowley schloss den Mund, spürte die Realität um sich herum wie einen fernen, verstopften Zuruf. Etwas durcheinander schaute er in die zornigen blauen Augen und wusste nichts mehr zu fühlen. Außer die Angst, dass er soeben etwas zugelassen hatte, was eigentlich niemals bei einem Dämonen passieren dürfte. Er wollte kämpfen, für einen Engel. Ein Engel, der ein Freund für ihn war. Der mehr war als nur ein Freund? Crowleys Herzschlag erhöhte sich. Erziraphael sah dieses leichte Entgleisen. Durchatmend versuchte er den engelhaften Körper wieder zu entspannen und schritt sacht auf ihn zu. Mit weicheren Augen, doch unter einer empfindlichen Obacht.
„Was ist nur los, Crowley? Was tust du denn hier nur?“
Orientierungslos blickte er dem Blonden auf einmal nicht mehr ins Gesicht, sondern zu Boden. Um ihn herum kreiselte es. Ein Wort. Ein verdammtes Unwort für einen Höllendiener. Was war jetzt falsch?
„Ich...also...“
Plötzlich prustete es angedeutet hinter ihnen auf. Erziraphael drehte sich herum und sah Edward, dessen Gesichtsfarbe sich wieder normal anschauen ließ. Der brünette Mann zog sich den Morgenmantel wieder gerade und straffte den Rücken durch. Sein geringschätziger, anmaßender Blick galt eindeutig Crowley.
„Jetzt sehe ich auch was uns beide unterscheidet. Denn ich konnte es ihm wenigstens sagen. Und deswegen ist er auch hier bei mir. Und nicht bei Ihnen.“
Derweil Crowley den Atem anhielt und ihn warnend entgegen starrte, blinzelte Erziraphael nur verwirrter auf und gestikulierte in die Richtung des Menschen.
„Aber was denn? Was denn sagen?“
Edward lächelte den Blonden leicht mitleidvoll an.
„Dass dieser Kerl hier, dich nur von hier wegreißen will, weil er dich lie...“
Mitten im Satz sprang Crowley vor, ballte die Faust und schwang sie den Menschen genau auf die Nase. Ohne einen Schmerzlaut von sich geben zu können, warf es den stattlichen Mann gegen das Grammophon und ging bewusstlos zu Erden. Durch den Ruck ertönte die Operette wieder und die Nadel sprang zurück. >Hab ich nur deine Liebe<.
„Edward!“
Blitzartig kniete sich Erziraphael neben ihn nieder und strich über dessen Kopf. Nichts ernsthaftes. Dann funkelten die sonst freundlichen blauen Augen zu Crowley auf.
„Warum hast du das getan?“
Doch ihm antworteten konnte er nicht. Er stand da, die geballte Hand baumelte immer noch an ihm herunter und sein Atem flog dahin. Ja, warum? Warum hatte er das eigentlich getan? Etwa, weil dieser Mensch recht hatte? Etwa, weil er Erziraphael.... liebte? Die gelben Augen rissen sich panisch auf und er wirbelte herum. Schnurstracks rappelte sich der Engel hoch und eilte hinter her. Noch unter dem Türrahmen packte er dessen Ellenbogen und hielt ihn zurück.
„Nein, du wirst nicht verschwinden, Crowley! Was ist nur in dich gefahren?! Weswegen hast du....“
Der Dämon entriss aus den knubbeligen Fingern und schwang den roten Kopf aufgebracht und mit gefletschten Zähnen zu ihm herum.
„Ich bin ein Dämon! Ich tu´so etwas nicht! Ich bin zu solchen Dingen gar nicht fähig! Es ist Einbildung, alles davon! Ich kann so etwas nicht! Das ist unmöglich!“
Mit dem Kopf zurückweichend schüttelte der Engel nur mit dem selbigen.
„Aber..Aber natürlich ist das möglich. Eben weil du doch ein Dämon bist. Ihr tut solche Grobheiten doch ständig. Ich war doch gerade dabei, als du ihn grundlos geschlagen hast.“
Crowley riss sich die Sonnenbrille herunter und atmete heftig durch, ehe er noch ein kleines Bisschen näher rückte.
„Ich habe nicht den Streit von eben gemeint. Und jetzt geh zurück zu deinem Oscar Wilde wenn es dich glücklich macht.“
Erziraphael war vollkommen durcheinander und sah nur noch zu, wie Crowley sich abwandte und den dumpf beschienenen Flur entlang stiefelte.
„Das ist aber nicht Oscar Wilde, sondern Edward Upton....Crowley! Aber.....Crowley, du kannst doch nicht so einfach gehen.“
Doch der Dämon erhob nur eine Hand und drehte sich nicht einmal mehr um. Für die kommenden Jahre war dies ihr letztes Treffen.