Die Meeresbiologie Exkursion
von Katty Elfans
Kurzbeschreibung
[Projektbeitrag: Inspiration durch Bilder Nr. 4] Jotaro begegnet Anne nach fünf Jahren wieder, ausgerechnet an seiner Uni. [Jotaro Kujo/Anne]
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P12 / Het
Anne
Joseph Joestar
Jotaro Kujo
08.08.2020
08.08.2020
1
3.358
2
08.08.2020
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Bin seit einer Weile total im Jojo Fieber, da hat sich dieses Projekt (Inspiration durch Bilder Nr. 4) geradezu angeboten.
Bild zur Inspiration: Link
Viel Spaß beim Lesen.
Lg Katty
___________________
Jotaro hatte bereits fast sein Masterstudium in Meeresbiologie beendet und lief gerade zu seiner nächsten Vorlesung, als ihm plötzlich, nach vielen Jahren, Anne über den Weg lief. Die kleine Anne, die er damals auf der abenteuerlichen Reise nach Ägypten kennengelernt, und die er vor dem unheimlichen Affen gerettet hatte. Nie hätte er es für möglich gehalten sie jemals wiederzusehen, besonders nicht unter solchen Umständen. Sie war eine kleine Streunerin gewesen, kein Mädchen von der man dachte, dass sie viel Wert auf die Schule legen würde und es bis zur Universität bringen könnte. Doch ihr freches Gesicht mit den Sommersprossen war auch nach fünf Jahren noch unverkennbar. Sie war es tatsächlich.
Auch sie hatte ihn sofort erkannt und die Überraschung und Freude in ihrem Gesicht waren kaum zu übersehen. Sie kam auf ihn zu gerannt, und ohne großartig darüber nachzudenken, umarmte sie ihn überschwänglich. Jotaro, dem solche überschwänglichen Berührungen eher unangenehm waren, versteifte sich etwas.
„Jojo du bist es wirklich!“, rief Anne freudig. „Ich bin so froh dich wiederzusehen!“ Trotz des anfänglichen Schreckens über ihre plötzliche Umarmung, war ihre Freude so ansteckend, dass selbst er sich schwer ein kleines Grinsen verkneifen konnte.
„Ich bin auch überrascht dich wiederzusehen, besonders an einem Ort wie diesem. Hast du gerade mit dem Studium angefangen?“
„Ja ich studiere Meeresbiologie.“ Ihre Begeisterung und Vorfreude über ihre Studienwahl waren kaum zu übersehen.
„Dann werden wir uns wohl öfter sehen. Ich bin Tutor bei einem Praktikum der Erstsemester.“
„Wow, toll!“, rief Anne aus. Besser konnte es für sie nicht werden. Endlich hatte sie es mit ihrem Traum Meeresbiologin zu werden an ihre Wunschuniversität geschafft und ausgerechnet dort war sie dem Mann wiederbegegnet, der ihr auch nach all den Jahren nicht aus dem Kopf gegangen war. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals vor Freude.
„Tut mir leid, aber ich muss weiter zu meiner Vorlesung., Bis bald“, sagte Jotaro wieder etwas kühler und setzte seinen Weg fort. Über diese Begegnung musste er jedoch erst einmal eine Weile nachdenken, so dass es ihm schwer fiel sich während der Vorlesung auf den Stoff zu konzentrieren.
~*~
Einige Tage später, nach der Begegnung mit Jotaro, betrat Anne das Labor, in dem sie ihr erstes Praktikum zu den grundlegenden Methoden der Meeresbiologie absolvieren würde. Nach dem vielen theoretischen Input der ersten Vorlesungen, freute sie sich darauf endlich auch etwas Praktisches tun zu können. Mit einem neuen Laborkittel ausgestattet setzte sie sich neben eine Kommilitonin und wartete gespannt darauf was sie heute lernen würde.
„Guten Tag mein Name ist Herr Urchin. Ich freue mich sehr auch in diesem Semester wieder so viele neue Gesichter zu sehen. Zunächst werde ich euch mit den allgemeinen Sicherheitsvorschriften des Labors vertraut machen und euch den Vorgang des Praktikums erläutern. Heute werden wir deshalb erst einmal mit den ersten Vorbereitungen für die folgenden Stunden anfangen. Bei Fragen währenddessen könnt ihr euch gerne, außer an mich, auch an euren Tutor Jotaro Kujo wenden.“
Ein Raunen ging durch die Studenten, als der große muskulöse Mann in einem weißen und etwas zu kleinen Laborkittel vortrat. Herr Urchin, ein eher kleinerer Mann Mitte vierzig, wirkte ihm gegenüber fast zwergenhaft.
„Was ist denn das für ein gut gebauter Kerl?“, flüsterte das Mädchen neben Anne ihr schwärmerisch zu.
Jotaros kühler Blick ließ das Murmeln jedoch schnell verstummen.
„Wie Herr Urchin bereits sagte, mein Name ist Jotaro Kujo. Ich befinde mich beinahe am Ende meines Masterstudiums der Meeresbiologie und hoffe auf gute Zusammenarbeit. Außerdem möchte ich euch darauf hinweisen, dass übernächsten Monat eine Exkursion für alle Meeresbiologiestudenten angeboten wird. Wir werden dabei Proben nehmen, sowie Beobachtungen an Meerestieren durchführen. Bei Interesse könnt ihr euch gern bei mir melden.“
Danach folgten viele Belehrungen und erst am Ende eine kurze praktische Aufgabe, wobei sich Anne anstrengen musste nicht das Interesse zu verlieren und sich zu konzentrieren. Als sie aber schließlich ihren ersten Praktikumsblock geschafft hatte, lief Anne sofort zu Jotaro. Sie musste mutig sein und konnte jetzt keine Chance mehr verstreichen lassen, damit sie wieder Zeit mit ihm verbringen konnte.
„Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns schon so schnell wiedersehen werden. Das mit der Exkursion klingt super, mich kannst du gern schon mal eintragen. Hättest du außerdem Lust dich später noch in einem Café zu treffen?“, fragte sie keck.
Jotaro überlegte kurz, nickte dann aber zustimmend. Was hatte er schon zu verlieren?
~*~
Anne hatte sich bereits einen Kaffee bestellt, als Jotaro das Café betrat. Sie winkte ihm und er setzte sich zu ihr, in eine gemütliche kleine Sofaecke.
„Wir haben noch so viel zu erzählen“, sprudelte es sofort aus ihr heraus. „Was ich aber sofort unbedingt wissen möchte ist, ob ihr deine Mutter retten konntet?“
Jotaro fühlte sich etwas überfordert von Annes Überschwänglichkeit. Doch er konnte ihre Neugier auch nachvollziehen.
„Ja ich konnte Dio besiegen und meine Mutter retten. Nur leider auf Kosten anderer Leben. Kakyoin und Avdol habe es leider nicht geschafft. Auch nicht Iggy, zwar ein lästiges Vieh, dennoch ein treuer Begleiter, der später mit uns reiste.“ Auch nach fünf Jahren fühlten sich die Erinnerungen noch frisch an.
„Ich bin froh, dass wir dich nachhause schicken konnten und dir das alles erspart blieb. Du warst noch zu jung, es hatte bereits gereicht was du schon vorher in unserer Begleitung erleben musstest.“ Jotaro machte kurz eine Pause, bevor er sich wieder fing, um ein anderes Thema anzusprechen.
„Ich muss aber sagen, du hast dich ziemlich gemacht und bist zu einer Frau herangewachsen. Bei dieser Streunerin von damals, hätte man das nicht unbedingt erwarten können.“
Anne errötete etwas und war hin und her gerissen, ob sie es als Kompliment auffassen, oder ihn dafür schlagen sollte.
„Du siehst fast genauso aus wie damals“, sagte sie stattdessen nur, um wenigstens irgendetwas zu entgegnen. „Naja meine Eltern waren nicht begeistert, darüber, dass ich weggelaufen bin. Hab mir damit ziemlich etwas eingebrockt, aber ich habe es nie bereut. Im Gegenteil, durch diese Abenteuer habe ich den Mut gefunden meine Träume zu verwirklichen, mich meinen Eltern entgegenzustellen und mir nicht alles gefallen zu lassen.“ Die Entschlossenheit in ihren Augen beeindruckte Jotaro ein wenig. Sie hatte sich verändert, sie war tatsächlich kein kleines Mädchen mehr. Sie war stark und ihren Prinzipien treu ergeben. Trotzdem hatte sie sich auch ihre kindliche Begeisterungsfähigkeit bewahren können, was nicht vielen gelang die schon einiges in ihrem Leben durchmachen mussten.
„Und wie hast du es geschafft an diese Uni kommen?“, fragte Jotaro dann.
„Da muss ich mich bei deinem Großvater bedanken. Er hatte vor einiger Zeit Kontakt zu mir aufgenommen, ich frage mich nur weshalb er das nicht früher getan hatte, und half mir an ein Stipendium der Speedwagon Foundation zu gelangen.“
Jotaro horchte auf.
„Tatsächlich? Davon hat er mir gar nichts erzählt.“
„Ist wirklich so. Er meinte zu mir diese Universität kann mich ideal fördern und ich müsste unbedingt hier studieren. Vielleicht wollte er auch, dass wir uns wiedersehen“, sagte Anne mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen. Daraufhin gab Jotaro nur ein missmutiges Geräusch von sich.
„Dem alten Mann ist alles zuzutrauen.“
„Egal weshalb das Schicksal unserer Wege wieder zusammengeführt hat, ich bin glücklich darüber.“ Der Ausdruck in ihren Augen bewegte etwas in Jotaro, doch es gelang ihm dieses seltsame Gefühl schnell wieder abzuschütteln. Hoffentlich konnte sie diesmal länger in seinem Leben bleiben als damals, dachte er trotzdem.
Die beiden unterhielten sich noch etwas und es dämmerte bereits, als sie sich schließlich doch von einander verabschiedeten.
~*~
Als Jotaro am Abend seine Wohnung erreichte, griff er sofort zum Telefon, um seinen Großvater anzurufen. Etwas störte Jotaro trotzdem daran, dass der alte Mann, ohne sein Wissen, Kontakt zu Anne aufgenommen hatte und ihr ein Stipendium an der Uni vermittelt hatte, an der er selbst studierte.
„Hey alter Mann, ich habe Anne heute getroffen, das kleine Mädchen von damals. Was hat das zu bedeuten?“
„Sehr schön! Ja ich habe sie dazu ermutigt ihren Traum zu verwirklichen und ihr deshalb das Stipendium gegeben“, antwortete Joseph Joestar überschwänglich.
„Ja schon aber wieso gerade an meiner Uni?“, fragte Jotaro etwas verärgert weiter. „Sie hängt bereits jetzt an mir, wie damals als ich sie von dem Affen retten musste.“
„Ich dachte du freust dich sie zu sehen. Außerdem ist sie mittlerweile eine richtig hübsche Frau geworden und du hattest doch schon lange keine Freundin mehr.“ Josephs breites Grinsen konnte man beinahe durch die Telefonleitung sehen.
„Gute Güte, alter Mann, was fällt dir ein dich in so etwas einzumischen?“, schimpfte Jotaro.
„Ich habe nur gehofft, dass du endlich ein süßes Mädchen findest mit der du alt werden möchtest. Ich war fast neunzehn als ich deine Oma Suzi heiratete und auch mein Großvater hat bereits mit zwanzig seine große Liebe Erina geheiratet“, setzte Joseph nach.
„Schön und gut, aber das ist noch lange kein Grund mich verkuppeln zu wollen. Mein Liebesleben hat dich nicht zu interessieren.“ Damit legte Jotaro wütend auf.
Erschöpft ließ er sich auf einen Sessel fallen und schlug seine Hände vor sein Gesicht. Das alles konnte echt nicht wahr sein. Das ging einfach zu weit. Dennoch musste er sich selbst immer noch eingestehen, dass er sich tatsächlich gefreut hatte Anne wiederzusehen. Sie war zwar immer ein bisschen nervig gewesen und eine Klette, aber im Gegensatz zu anderen Frauen, mochte er das an ihr.
~*~
Einige Wochen waren vergangen, seit dem Anne und Jotaro sich wieder begegnet waren. In dieser Zeit hatten sie sich oft getroffen, um einen Kaffee zu trinken und gemeinsam Spaziergänge am Meer zu unternehmen wobei sie lange über die Meeresbiologie und andere Themen sprachen. Auch half Jotaro Anne bei schwierigen Aufgaben, die sie für die Uni erledigen musste. Ohne es bewusst zu merken, verbrachten die beiden fast jede freie Minute zusammen. So hatten sich auch allmählich vertrauensvolle Gefühle zwischen ihnen entwickelt, als würden sie sich schon ewig kennen. Sie waren gute Freunde geworden.
In lauen Nächten hatten sie über alles Mögliche geredet, insbesondere auch über das was auf der Reise nach Ägypten und danach mit beiden passiert war. Manchmal so intime Gedanken, die sie noch niemand anderem jemals mitgeteilt hatten. Jotaro lernte auch Anne mehr zu schätzen. Sie hörte ihm aufmerksam zu, wenn ihm etwas wirklich ernst war. Auch wenn sie ab und zu freche Bemerkungen machte, um ernste Themen aufzulockern, konnte er ihr einfach alles anvertrauen. Anne hatte Jotaro damals etwas angehimmelt, für seine Stärke und wie er sie beschützen konnte. Durch die tieferen Einblicke hinter seine Fassaden und in seine Persönlichkeit, wuchs er ihr jedoch noch stärker ans Herz. Auch er hörte ihr zu und nahm sie wahr und ernst. Sie fühlte sich von ihm wertgeschätzt genauso wie sie war, mit ihren Macken genauso wie mit ihren anderen Seiten.
Als sie früh vor Sonnenaufgang aufbrachen, um bei der Exkursion der Meeresbiologiestudenten teilzunehmen, hatten sie wieder stundenlang geredet. Weil sich Jotaros Wohnung näher zu dem Hafen befand, wo sie lange auf einer Bank gesessen hatten, und sich alle von Anne benötigten Sachen bereits bei ihm befanden, hatte sie die drei Stunden, die ihnen bis zur Abfahrt blieben, bei ihm im Bett geschlafen. Jotaro hingegen, war die ganze Nacht aufgeblieben. Trotzdem wirkte er fitter als Anne, als sie sich auf den Weg machten.
~*~
„Warum kommst du denn zusammen mit Jotaro? Läuft da etwas zwischen euch beiden?“, fragte eine von Annes Kommilitoninnen aufgeregt. „Du weißt schon, dass es schon einige Gerüchte über euch gibt? Jemand hatte euch beide mehrmals gesehen wie ihr dicht zusammen am Pier gesessen habt. Er hat ein Bild gemacht, weil er uns einen Beweis zeigen wollte, dass der kühle Jotaro auch in der Lage ist zu lächeln. Unfassbar!“ Sie zeigte ihr ein Bild auf dem Anne und Jotaro auf einer Bank saßen, er hatte ein breites Grinsen im Gesicht und eine Hand von ihm lag auf Annes Unterarm.
„Wirklich? Manche haben wohl tatsächlich nichts Besseres zu tun. Wir kennen uns von früher und sind nur gute Freunde“, erklärte Anne betont gelassen, doch die Entrüstung konnte sie nicht ganz aus ihrer Stimme tilgen. Natürlich hatte sie sich auch schon manchmal verschiedene Szenarien mit Jotaro im Kopf durchgespielt, doch für sie war er wirklich nur ihr bester Freund. Dennoch sah das Bild tatsächlich sehr zweideutig aus. Sie beschloss jedoch nicht näher darauf einzugehen, sollten die anderen Studenten sich nur ihr Maul über die mögliche Beziehung von ihr und Jotaro zerreißen. Weitere Fragen von ihrer Kommilitonin wurden schließlich glücklicherweise unterbunden, in dem der Leiter der Exkursion begann alle zu begrüßen und einige Worte zu sagen, bevor sie sich auf den Weg hinaus aufs Meer machen würden. Die meisten Studenten hatten dunkle Augenringe, dennoch wirkten alle motiviert.
Schließlich wurden sie in zwei Gruppen aufgeteilt, um sie jeweils auf die zwei Segelschiffe zu verteilen, die im Hafen für sie bereitgestellt waren. Als sich schließlich alle Teilnehmer an Bord befanden und sie ablegen konnten, begann der Himmel sich langsam im Licht der aufgehenden Sonne zu färben. Es war ein fast magischer Moment, die Sonne langsam über dem weiten, klaren Meer, was sie alle so liebten, aufgehen zu sehen. Jotaro stand bei Anne und sah das Licht in ihren, vor Begeisterung aufgerissenen Augen, widerspiegeln. Tatsächlich ein einprägsamer Moment für ihn. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, doch es verschwand wieder bevor es jemand anderes sehen konnte.
„Das ist so schön. Danke, dass ich mitkommen konnte“, sagte Anne schwärmerisch an Jotaro gewandt. Er erwiderte nichts und schaute weiter gedankenverloren auf den Horizont. Sein Gefühl sagte ihm, dass heute ein besonderer Tag werden würde. Anne hätte ewig das Glitzern des Wassers in dem hellen Sonnenlicht betrachten können. Doch sie musste sich konzentrieren, sie waren hier nicht auf einem normalen Segeltrip.
~*~
Als die Sonne schon etwas höher stand, hatten sie die Stelle im Meer erreicht, an der sie den Forschungsteil der Expedition absolvieren sollten. Die jüngeren Semester hatten die Aufgabe nur Wasserproben zu nehmen, die sie dann im Labor, gemeinsam mit den Studenten, welchen es nicht möglich war an der Expedition teilzunehmen, untersuchen sollten. Außerdem sollten sie nach Delfinen und anderen Meerestieren Ausschau halten und ihre Beobachtungen dokumentieren. Die älteren Studenten, welche bereits einen Tauchschein hatten, nahmen hingegen Proben vom Meeresboden und von Korallen. Jotaro würde ebenfalls tauchen und diese Expedition dafür nutzen, um Proben für seine Masterarbeit zu sammeln.
Anne beobachtete wie sich Jotaro und die anderen Taucher für den ersten Tauchgang vorbereiteten. Sie musste dabei zugeben, dass Jotaro in dem Neoprenanzug ziemlich gut aussah. Auch seine Mütze hatte er abgesetzt und seine Haare sahen leicht verstrubbelt aus, was ihn, ihrer Meinung nach, nur noch gutaussehender erscheinen ließ. Sie beobachtete ihn, wie er die restliche Taucherausrüstung anlegte und sich bereit machte ins Wasser zu gehen. Sie konnte eine leichte Röte in ihrem Gesicht nicht verbergen, als er ihr zu winkte bevor über Bord ging. Sie musste sich auf ihre Aufgabe konzentrieren und durfte sich nicht von ihm ablenken lassen. Obwohl sie nicht verstand, warum es ihr plötzlich so viel ausmachte und völlig aus dem Konzept brachte, dass sie ihn so sah.
~*~
„Schaut mal, dort schwimmen Delfine!“, rief einer der Studenten, als es schon Nachmittag war und die Taucher gerade ihren zweiten Tauchgang angetreten hatten. Anne blickte sofort auf und lief zur Reling des Schiffes, um die wunderbaren Tiere besser sehen zu können. Doch sie war so hastig losgelaufen, dass sie auf dem nassen Deck ausrutschte und zusätzlich mit dem Schwung ihrer Schritte, über die niedrige Reling stürzte. Das Wasser war eisig kalt und sie bibberte, nachdem sie sich durch die Wassermassen wieder nach oben gekämpft hatte. Zum Glück konnte sie sehr gut schwimmen.
„Frau über Bord!“, hörte sie jemanden vom Schiff rufen, doch es kümmerte sie nicht, denn die Delfine, die sie von Deck aus beobachten wollte, kamen auf sie zu geschwommen.
„Ihr seid so schön“, flüsterte Anne ihnen andächtig zu, als sie so nahe waren, dass sie sie berühren konnte. Ihre Haut war glatt, aber auch irgendwie weich und etwas gummiartig. Sie machten Geräusche, als versuchten sie Anne etwas mitzuteilen.
In dem Moment tauchte Jotaro neben Anne auf. Doch sie bemerkte ihn nicht. Sie war wie gefangen in dem Moment, bezaubert von diesen wunderbaren Geschöpfen des Meeres. Vorsichtig näherte sich Jotaro Anne und den Delfinen. Einer von ihnen kam auch auf ihn zu und ließ sich ebenfalls streicheln. Auch ihn fesselte dieser Anblick, dieses Privileg seinen liebsten Tieren so nahe kommen zu können. Delfine hatten ihn schon immer am meisten fasziniert und waren womöglich auch einer der Hauptgründe, weshalb er sich überhaupt dafür entschieden hatte die Meeresbiologie zu seiner Berufung zu machen.
Schließlich schwammen die Delfine jedoch wieder davon, um weiter hinaus zu schwimmen und zu spielen. Dabei wurden Anne und Jotaro aus ihrer Art Trance gerissen.
„Anne deine Lippen sind ganz blau! Ich hätte dich nicht solange hier im Wasser treiben lassen sollen, es ist viel zu kalt!“ Er legte seine Arme von hinten um sie und steuerte auf das Segelschiff zu, wo die beiden an Bord geholt wurden. Anne überkam ein seltsames Gefühl, als er so nah bei ihr war, doch sie hatte wenig Zeit darüber nachzudenken. Schnell holte Jotaro eine warme Decke für Anne und jemand brachte ihr einen heißen Kaffee.
Jotaro saß neben ihr und rieb ihren Rücken, um sie zu wärmen.
„Vielen Dank Jojo, aber vielleicht sollte ich lieber erstmal aus meinen nassen Sachen raus“, sagte sie bibbernd. Er nickte nur und brachte sie in eine Kabine wo sie sich umziehen konnte. Zum Glück hatte sie an Wechselsachen gedacht, da sie wusste was ihr manchmal bei ihrem Geschick passieren konnte.
Sie wartete nicht, bis Jotaro aus dem Raum ging, als sie sich bereits ihr Oberteil auszog. Leicht beschämt schaute er zur Seite.
„Gute Güte. Ich gehe dann mal wieder nach draußen“, sagte er schnell und schloss die Tür hinter sich.
Anne zog sich fertig um und ging dann wieder zurück an Deck. Ihr war immer noch kalt, aber durch die trockenen Sachen ging es ihr schon wesentlich besser.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte eine von Annes Kommilitoninnen.
„Ja alles super“, antwortete sie mit einem breiten Grinsen. Sie war froh ins Wasser gefallen zu sein, diesen Moment mit den Delfinen und mit Jotaro würde sie nie vergessen. Anne ruhte sich auch nicht weiter aus, sondern machte sich sofort weiter an die Arbeit. Sie dokumentierte die Proben, ihre Beobachtungen, auch mit den Delfinen von vorhin, und war ganz in ihre Aufgaben vertieft. Es war anstrengend, alles genau zu portokolieren und aufmerksam zu sein, doch es machte ihr Spaß.
Als die Sonne den Himmel orange-rötlich färbte und allmählich wieder am Horizont, im Meer, zu versinken schien, machten sich die Segelschiffe wieder auf den Weg zurück in den Hafen. Die Studenten an Bord waren müde und erschöpft, doch sie waren auch froh über diesen erfolgreichen Tag und ihre Ausbeute an Proben. Das Wetter war die ganze Zeit klar und sonnig geblieben und die Proben reichten mehr als genug für weitere ausführliche Untersuchungen im Labor. Langsam kehrte auch Ruhe ein, die meisten hingen ihren Gedanken nach während sie die untergehende Sonne beobachteten, bis die Schiffe ihr Ziel erreichten.
Nachdem das Schiff angelegt hatte und alle von Bord gegangen waren, gab es eine Verabschiedung und jeder ging wieder seiner Wege. Jotaro begleite Anne noch zu ihrem Studentenwohnheim, in dem sie ein Zimmer hatte. Beide wussten nicht so richtig was sie sagen sollten, und schwiegen sich einige Minuten beschämt an.
„Ich muss dir etwas sagen“, sprach Anne schließlich.
„Ich dir auch“, sagte Jotaro.
„Ich mag dich mehr als nur als einen Freund.“
„Du bist für mich nicht nur eine Freundin.“
Fast gleichzeitig platze es aus ihnen hinaus, dass was eigentlich schon jeder bereits lange gewusst hatte, außer sie selbst. Sie hatten sich ineinander verliebt.
„Als ich bei den Delfinen im Wasser war und du auch dort warst, da habe ich es gewusst“, sagte Anne schüchtern mit einem roten Schimmer auf den Wangen. Jotaro nickte nur zustimmend.
„Naja viel wird sich deshalb ja nicht zwischen uns ändern, oder? Außer vielleicht das hier“, sagte sie, wobei sie sich ganz nah vor ihm auf die Zehenspitzen stellte und zu ihm hinaufsah. Jotaro beugte sich hingegen zu ihr hinunter, nahm ihr Gesicht in seine großen Hände und küsste sie zärtlich.
Bild zur Inspiration: Link
Viel Spaß beim Lesen.
Lg Katty
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Jotaro hatte bereits fast sein Masterstudium in Meeresbiologie beendet und lief gerade zu seiner nächsten Vorlesung, als ihm plötzlich, nach vielen Jahren, Anne über den Weg lief. Die kleine Anne, die er damals auf der abenteuerlichen Reise nach Ägypten kennengelernt, und die er vor dem unheimlichen Affen gerettet hatte. Nie hätte er es für möglich gehalten sie jemals wiederzusehen, besonders nicht unter solchen Umständen. Sie war eine kleine Streunerin gewesen, kein Mädchen von der man dachte, dass sie viel Wert auf die Schule legen würde und es bis zur Universität bringen könnte. Doch ihr freches Gesicht mit den Sommersprossen war auch nach fünf Jahren noch unverkennbar. Sie war es tatsächlich.
Auch sie hatte ihn sofort erkannt und die Überraschung und Freude in ihrem Gesicht waren kaum zu übersehen. Sie kam auf ihn zu gerannt, und ohne großartig darüber nachzudenken, umarmte sie ihn überschwänglich. Jotaro, dem solche überschwänglichen Berührungen eher unangenehm waren, versteifte sich etwas.
„Jojo du bist es wirklich!“, rief Anne freudig. „Ich bin so froh dich wiederzusehen!“ Trotz des anfänglichen Schreckens über ihre plötzliche Umarmung, war ihre Freude so ansteckend, dass selbst er sich schwer ein kleines Grinsen verkneifen konnte.
„Ich bin auch überrascht dich wiederzusehen, besonders an einem Ort wie diesem. Hast du gerade mit dem Studium angefangen?“
„Ja ich studiere Meeresbiologie.“ Ihre Begeisterung und Vorfreude über ihre Studienwahl waren kaum zu übersehen.
„Dann werden wir uns wohl öfter sehen. Ich bin Tutor bei einem Praktikum der Erstsemester.“
„Wow, toll!“, rief Anne aus. Besser konnte es für sie nicht werden. Endlich hatte sie es mit ihrem Traum Meeresbiologin zu werden an ihre Wunschuniversität geschafft und ausgerechnet dort war sie dem Mann wiederbegegnet, der ihr auch nach all den Jahren nicht aus dem Kopf gegangen war. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals vor Freude.
„Tut mir leid, aber ich muss weiter zu meiner Vorlesung., Bis bald“, sagte Jotaro wieder etwas kühler und setzte seinen Weg fort. Über diese Begegnung musste er jedoch erst einmal eine Weile nachdenken, so dass es ihm schwer fiel sich während der Vorlesung auf den Stoff zu konzentrieren.
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Einige Tage später, nach der Begegnung mit Jotaro, betrat Anne das Labor, in dem sie ihr erstes Praktikum zu den grundlegenden Methoden der Meeresbiologie absolvieren würde. Nach dem vielen theoretischen Input der ersten Vorlesungen, freute sie sich darauf endlich auch etwas Praktisches tun zu können. Mit einem neuen Laborkittel ausgestattet setzte sie sich neben eine Kommilitonin und wartete gespannt darauf was sie heute lernen würde.
„Guten Tag mein Name ist Herr Urchin. Ich freue mich sehr auch in diesem Semester wieder so viele neue Gesichter zu sehen. Zunächst werde ich euch mit den allgemeinen Sicherheitsvorschriften des Labors vertraut machen und euch den Vorgang des Praktikums erläutern. Heute werden wir deshalb erst einmal mit den ersten Vorbereitungen für die folgenden Stunden anfangen. Bei Fragen währenddessen könnt ihr euch gerne, außer an mich, auch an euren Tutor Jotaro Kujo wenden.“
Ein Raunen ging durch die Studenten, als der große muskulöse Mann in einem weißen und etwas zu kleinen Laborkittel vortrat. Herr Urchin, ein eher kleinerer Mann Mitte vierzig, wirkte ihm gegenüber fast zwergenhaft.
„Was ist denn das für ein gut gebauter Kerl?“, flüsterte das Mädchen neben Anne ihr schwärmerisch zu.
Jotaros kühler Blick ließ das Murmeln jedoch schnell verstummen.
„Wie Herr Urchin bereits sagte, mein Name ist Jotaro Kujo. Ich befinde mich beinahe am Ende meines Masterstudiums der Meeresbiologie und hoffe auf gute Zusammenarbeit. Außerdem möchte ich euch darauf hinweisen, dass übernächsten Monat eine Exkursion für alle Meeresbiologiestudenten angeboten wird. Wir werden dabei Proben nehmen, sowie Beobachtungen an Meerestieren durchführen. Bei Interesse könnt ihr euch gern bei mir melden.“
Danach folgten viele Belehrungen und erst am Ende eine kurze praktische Aufgabe, wobei sich Anne anstrengen musste nicht das Interesse zu verlieren und sich zu konzentrieren. Als sie aber schließlich ihren ersten Praktikumsblock geschafft hatte, lief Anne sofort zu Jotaro. Sie musste mutig sein und konnte jetzt keine Chance mehr verstreichen lassen, damit sie wieder Zeit mit ihm verbringen konnte.
„Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns schon so schnell wiedersehen werden. Das mit der Exkursion klingt super, mich kannst du gern schon mal eintragen. Hättest du außerdem Lust dich später noch in einem Café zu treffen?“, fragte sie keck.
Jotaro überlegte kurz, nickte dann aber zustimmend. Was hatte er schon zu verlieren?
~*~
Anne hatte sich bereits einen Kaffee bestellt, als Jotaro das Café betrat. Sie winkte ihm und er setzte sich zu ihr, in eine gemütliche kleine Sofaecke.
„Wir haben noch so viel zu erzählen“, sprudelte es sofort aus ihr heraus. „Was ich aber sofort unbedingt wissen möchte ist, ob ihr deine Mutter retten konntet?“
Jotaro fühlte sich etwas überfordert von Annes Überschwänglichkeit. Doch er konnte ihre Neugier auch nachvollziehen.
„Ja ich konnte Dio besiegen und meine Mutter retten. Nur leider auf Kosten anderer Leben. Kakyoin und Avdol habe es leider nicht geschafft. Auch nicht Iggy, zwar ein lästiges Vieh, dennoch ein treuer Begleiter, der später mit uns reiste.“ Auch nach fünf Jahren fühlten sich die Erinnerungen noch frisch an.
„Ich bin froh, dass wir dich nachhause schicken konnten und dir das alles erspart blieb. Du warst noch zu jung, es hatte bereits gereicht was du schon vorher in unserer Begleitung erleben musstest.“ Jotaro machte kurz eine Pause, bevor er sich wieder fing, um ein anderes Thema anzusprechen.
„Ich muss aber sagen, du hast dich ziemlich gemacht und bist zu einer Frau herangewachsen. Bei dieser Streunerin von damals, hätte man das nicht unbedingt erwarten können.“
Anne errötete etwas und war hin und her gerissen, ob sie es als Kompliment auffassen, oder ihn dafür schlagen sollte.
„Du siehst fast genauso aus wie damals“, sagte sie stattdessen nur, um wenigstens irgendetwas zu entgegnen. „Naja meine Eltern waren nicht begeistert, darüber, dass ich weggelaufen bin. Hab mir damit ziemlich etwas eingebrockt, aber ich habe es nie bereut. Im Gegenteil, durch diese Abenteuer habe ich den Mut gefunden meine Träume zu verwirklichen, mich meinen Eltern entgegenzustellen und mir nicht alles gefallen zu lassen.“ Die Entschlossenheit in ihren Augen beeindruckte Jotaro ein wenig. Sie hatte sich verändert, sie war tatsächlich kein kleines Mädchen mehr. Sie war stark und ihren Prinzipien treu ergeben. Trotzdem hatte sie sich auch ihre kindliche Begeisterungsfähigkeit bewahren können, was nicht vielen gelang die schon einiges in ihrem Leben durchmachen mussten.
„Und wie hast du es geschafft an diese Uni kommen?“, fragte Jotaro dann.
„Da muss ich mich bei deinem Großvater bedanken. Er hatte vor einiger Zeit Kontakt zu mir aufgenommen, ich frage mich nur weshalb er das nicht früher getan hatte, und half mir an ein Stipendium der Speedwagon Foundation zu gelangen.“
Jotaro horchte auf.
„Tatsächlich? Davon hat er mir gar nichts erzählt.“
„Ist wirklich so. Er meinte zu mir diese Universität kann mich ideal fördern und ich müsste unbedingt hier studieren. Vielleicht wollte er auch, dass wir uns wiedersehen“, sagte Anne mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen. Daraufhin gab Jotaro nur ein missmutiges Geräusch von sich.
„Dem alten Mann ist alles zuzutrauen.“
„Egal weshalb das Schicksal unserer Wege wieder zusammengeführt hat, ich bin glücklich darüber.“ Der Ausdruck in ihren Augen bewegte etwas in Jotaro, doch es gelang ihm dieses seltsame Gefühl schnell wieder abzuschütteln. Hoffentlich konnte sie diesmal länger in seinem Leben bleiben als damals, dachte er trotzdem.
Die beiden unterhielten sich noch etwas und es dämmerte bereits, als sie sich schließlich doch von einander verabschiedeten.
~*~
Als Jotaro am Abend seine Wohnung erreichte, griff er sofort zum Telefon, um seinen Großvater anzurufen. Etwas störte Jotaro trotzdem daran, dass der alte Mann, ohne sein Wissen, Kontakt zu Anne aufgenommen hatte und ihr ein Stipendium an der Uni vermittelt hatte, an der er selbst studierte.
„Hey alter Mann, ich habe Anne heute getroffen, das kleine Mädchen von damals. Was hat das zu bedeuten?“
„Sehr schön! Ja ich habe sie dazu ermutigt ihren Traum zu verwirklichen und ihr deshalb das Stipendium gegeben“, antwortete Joseph Joestar überschwänglich.
„Ja schon aber wieso gerade an meiner Uni?“, fragte Jotaro etwas verärgert weiter. „Sie hängt bereits jetzt an mir, wie damals als ich sie von dem Affen retten musste.“
„Ich dachte du freust dich sie zu sehen. Außerdem ist sie mittlerweile eine richtig hübsche Frau geworden und du hattest doch schon lange keine Freundin mehr.“ Josephs breites Grinsen konnte man beinahe durch die Telefonleitung sehen.
„Gute Güte, alter Mann, was fällt dir ein dich in so etwas einzumischen?“, schimpfte Jotaro.
„Ich habe nur gehofft, dass du endlich ein süßes Mädchen findest mit der du alt werden möchtest. Ich war fast neunzehn als ich deine Oma Suzi heiratete und auch mein Großvater hat bereits mit zwanzig seine große Liebe Erina geheiratet“, setzte Joseph nach.
„Schön und gut, aber das ist noch lange kein Grund mich verkuppeln zu wollen. Mein Liebesleben hat dich nicht zu interessieren.“ Damit legte Jotaro wütend auf.
Erschöpft ließ er sich auf einen Sessel fallen und schlug seine Hände vor sein Gesicht. Das alles konnte echt nicht wahr sein. Das ging einfach zu weit. Dennoch musste er sich selbst immer noch eingestehen, dass er sich tatsächlich gefreut hatte Anne wiederzusehen. Sie war zwar immer ein bisschen nervig gewesen und eine Klette, aber im Gegensatz zu anderen Frauen, mochte er das an ihr.
~*~
Einige Wochen waren vergangen, seit dem Anne und Jotaro sich wieder begegnet waren. In dieser Zeit hatten sie sich oft getroffen, um einen Kaffee zu trinken und gemeinsam Spaziergänge am Meer zu unternehmen wobei sie lange über die Meeresbiologie und andere Themen sprachen. Auch half Jotaro Anne bei schwierigen Aufgaben, die sie für die Uni erledigen musste. Ohne es bewusst zu merken, verbrachten die beiden fast jede freie Minute zusammen. So hatten sich auch allmählich vertrauensvolle Gefühle zwischen ihnen entwickelt, als würden sie sich schon ewig kennen. Sie waren gute Freunde geworden.
In lauen Nächten hatten sie über alles Mögliche geredet, insbesondere auch über das was auf der Reise nach Ägypten und danach mit beiden passiert war. Manchmal so intime Gedanken, die sie noch niemand anderem jemals mitgeteilt hatten. Jotaro lernte auch Anne mehr zu schätzen. Sie hörte ihm aufmerksam zu, wenn ihm etwas wirklich ernst war. Auch wenn sie ab und zu freche Bemerkungen machte, um ernste Themen aufzulockern, konnte er ihr einfach alles anvertrauen. Anne hatte Jotaro damals etwas angehimmelt, für seine Stärke und wie er sie beschützen konnte. Durch die tieferen Einblicke hinter seine Fassaden und in seine Persönlichkeit, wuchs er ihr jedoch noch stärker ans Herz. Auch er hörte ihr zu und nahm sie wahr und ernst. Sie fühlte sich von ihm wertgeschätzt genauso wie sie war, mit ihren Macken genauso wie mit ihren anderen Seiten.
Als sie früh vor Sonnenaufgang aufbrachen, um bei der Exkursion der Meeresbiologiestudenten teilzunehmen, hatten sie wieder stundenlang geredet. Weil sich Jotaros Wohnung näher zu dem Hafen befand, wo sie lange auf einer Bank gesessen hatten, und sich alle von Anne benötigten Sachen bereits bei ihm befanden, hatte sie die drei Stunden, die ihnen bis zur Abfahrt blieben, bei ihm im Bett geschlafen. Jotaro hingegen, war die ganze Nacht aufgeblieben. Trotzdem wirkte er fitter als Anne, als sie sich auf den Weg machten.
~*~
„Warum kommst du denn zusammen mit Jotaro? Läuft da etwas zwischen euch beiden?“, fragte eine von Annes Kommilitoninnen aufgeregt. „Du weißt schon, dass es schon einige Gerüchte über euch gibt? Jemand hatte euch beide mehrmals gesehen wie ihr dicht zusammen am Pier gesessen habt. Er hat ein Bild gemacht, weil er uns einen Beweis zeigen wollte, dass der kühle Jotaro auch in der Lage ist zu lächeln. Unfassbar!“ Sie zeigte ihr ein Bild auf dem Anne und Jotaro auf einer Bank saßen, er hatte ein breites Grinsen im Gesicht und eine Hand von ihm lag auf Annes Unterarm.
„Wirklich? Manche haben wohl tatsächlich nichts Besseres zu tun. Wir kennen uns von früher und sind nur gute Freunde“, erklärte Anne betont gelassen, doch die Entrüstung konnte sie nicht ganz aus ihrer Stimme tilgen. Natürlich hatte sie sich auch schon manchmal verschiedene Szenarien mit Jotaro im Kopf durchgespielt, doch für sie war er wirklich nur ihr bester Freund. Dennoch sah das Bild tatsächlich sehr zweideutig aus. Sie beschloss jedoch nicht näher darauf einzugehen, sollten die anderen Studenten sich nur ihr Maul über die mögliche Beziehung von ihr und Jotaro zerreißen. Weitere Fragen von ihrer Kommilitonin wurden schließlich glücklicherweise unterbunden, in dem der Leiter der Exkursion begann alle zu begrüßen und einige Worte zu sagen, bevor sie sich auf den Weg hinaus aufs Meer machen würden. Die meisten Studenten hatten dunkle Augenringe, dennoch wirkten alle motiviert.
Schließlich wurden sie in zwei Gruppen aufgeteilt, um sie jeweils auf die zwei Segelschiffe zu verteilen, die im Hafen für sie bereitgestellt waren. Als sich schließlich alle Teilnehmer an Bord befanden und sie ablegen konnten, begann der Himmel sich langsam im Licht der aufgehenden Sonne zu färben. Es war ein fast magischer Moment, die Sonne langsam über dem weiten, klaren Meer, was sie alle so liebten, aufgehen zu sehen. Jotaro stand bei Anne und sah das Licht in ihren, vor Begeisterung aufgerissenen Augen, widerspiegeln. Tatsächlich ein einprägsamer Moment für ihn. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, doch es verschwand wieder bevor es jemand anderes sehen konnte.
„Das ist so schön. Danke, dass ich mitkommen konnte“, sagte Anne schwärmerisch an Jotaro gewandt. Er erwiderte nichts und schaute weiter gedankenverloren auf den Horizont. Sein Gefühl sagte ihm, dass heute ein besonderer Tag werden würde. Anne hätte ewig das Glitzern des Wassers in dem hellen Sonnenlicht betrachten können. Doch sie musste sich konzentrieren, sie waren hier nicht auf einem normalen Segeltrip.
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Als die Sonne schon etwas höher stand, hatten sie die Stelle im Meer erreicht, an der sie den Forschungsteil der Expedition absolvieren sollten. Die jüngeren Semester hatten die Aufgabe nur Wasserproben zu nehmen, die sie dann im Labor, gemeinsam mit den Studenten, welchen es nicht möglich war an der Expedition teilzunehmen, untersuchen sollten. Außerdem sollten sie nach Delfinen und anderen Meerestieren Ausschau halten und ihre Beobachtungen dokumentieren. Die älteren Studenten, welche bereits einen Tauchschein hatten, nahmen hingegen Proben vom Meeresboden und von Korallen. Jotaro würde ebenfalls tauchen und diese Expedition dafür nutzen, um Proben für seine Masterarbeit zu sammeln.
Anne beobachtete wie sich Jotaro und die anderen Taucher für den ersten Tauchgang vorbereiteten. Sie musste dabei zugeben, dass Jotaro in dem Neoprenanzug ziemlich gut aussah. Auch seine Mütze hatte er abgesetzt und seine Haare sahen leicht verstrubbelt aus, was ihn, ihrer Meinung nach, nur noch gutaussehender erscheinen ließ. Sie beobachtete ihn, wie er die restliche Taucherausrüstung anlegte und sich bereit machte ins Wasser zu gehen. Sie konnte eine leichte Röte in ihrem Gesicht nicht verbergen, als er ihr zu winkte bevor über Bord ging. Sie musste sich auf ihre Aufgabe konzentrieren und durfte sich nicht von ihm ablenken lassen. Obwohl sie nicht verstand, warum es ihr plötzlich so viel ausmachte und völlig aus dem Konzept brachte, dass sie ihn so sah.
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„Schaut mal, dort schwimmen Delfine!“, rief einer der Studenten, als es schon Nachmittag war und die Taucher gerade ihren zweiten Tauchgang angetreten hatten. Anne blickte sofort auf und lief zur Reling des Schiffes, um die wunderbaren Tiere besser sehen zu können. Doch sie war so hastig losgelaufen, dass sie auf dem nassen Deck ausrutschte und zusätzlich mit dem Schwung ihrer Schritte, über die niedrige Reling stürzte. Das Wasser war eisig kalt und sie bibberte, nachdem sie sich durch die Wassermassen wieder nach oben gekämpft hatte. Zum Glück konnte sie sehr gut schwimmen.
„Frau über Bord!“, hörte sie jemanden vom Schiff rufen, doch es kümmerte sie nicht, denn die Delfine, die sie von Deck aus beobachten wollte, kamen auf sie zu geschwommen.
„Ihr seid so schön“, flüsterte Anne ihnen andächtig zu, als sie so nahe waren, dass sie sie berühren konnte. Ihre Haut war glatt, aber auch irgendwie weich und etwas gummiartig. Sie machten Geräusche, als versuchten sie Anne etwas mitzuteilen.
In dem Moment tauchte Jotaro neben Anne auf. Doch sie bemerkte ihn nicht. Sie war wie gefangen in dem Moment, bezaubert von diesen wunderbaren Geschöpfen des Meeres. Vorsichtig näherte sich Jotaro Anne und den Delfinen. Einer von ihnen kam auch auf ihn zu und ließ sich ebenfalls streicheln. Auch ihn fesselte dieser Anblick, dieses Privileg seinen liebsten Tieren so nahe kommen zu können. Delfine hatten ihn schon immer am meisten fasziniert und waren womöglich auch einer der Hauptgründe, weshalb er sich überhaupt dafür entschieden hatte die Meeresbiologie zu seiner Berufung zu machen.
Schließlich schwammen die Delfine jedoch wieder davon, um weiter hinaus zu schwimmen und zu spielen. Dabei wurden Anne und Jotaro aus ihrer Art Trance gerissen.
„Anne deine Lippen sind ganz blau! Ich hätte dich nicht solange hier im Wasser treiben lassen sollen, es ist viel zu kalt!“ Er legte seine Arme von hinten um sie und steuerte auf das Segelschiff zu, wo die beiden an Bord geholt wurden. Anne überkam ein seltsames Gefühl, als er so nah bei ihr war, doch sie hatte wenig Zeit darüber nachzudenken. Schnell holte Jotaro eine warme Decke für Anne und jemand brachte ihr einen heißen Kaffee.
Jotaro saß neben ihr und rieb ihren Rücken, um sie zu wärmen.
„Vielen Dank Jojo, aber vielleicht sollte ich lieber erstmal aus meinen nassen Sachen raus“, sagte sie bibbernd. Er nickte nur und brachte sie in eine Kabine wo sie sich umziehen konnte. Zum Glück hatte sie an Wechselsachen gedacht, da sie wusste was ihr manchmal bei ihrem Geschick passieren konnte.
Sie wartete nicht, bis Jotaro aus dem Raum ging, als sie sich bereits ihr Oberteil auszog. Leicht beschämt schaute er zur Seite.
„Gute Güte. Ich gehe dann mal wieder nach draußen“, sagte er schnell und schloss die Tür hinter sich.
Anne zog sich fertig um und ging dann wieder zurück an Deck. Ihr war immer noch kalt, aber durch die trockenen Sachen ging es ihr schon wesentlich besser.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte eine von Annes Kommilitoninnen.
„Ja alles super“, antwortete sie mit einem breiten Grinsen. Sie war froh ins Wasser gefallen zu sein, diesen Moment mit den Delfinen und mit Jotaro würde sie nie vergessen. Anne ruhte sich auch nicht weiter aus, sondern machte sich sofort weiter an die Arbeit. Sie dokumentierte die Proben, ihre Beobachtungen, auch mit den Delfinen von vorhin, und war ganz in ihre Aufgaben vertieft. Es war anstrengend, alles genau zu portokolieren und aufmerksam zu sein, doch es machte ihr Spaß.
Als die Sonne den Himmel orange-rötlich färbte und allmählich wieder am Horizont, im Meer, zu versinken schien, machten sich die Segelschiffe wieder auf den Weg zurück in den Hafen. Die Studenten an Bord waren müde und erschöpft, doch sie waren auch froh über diesen erfolgreichen Tag und ihre Ausbeute an Proben. Das Wetter war die ganze Zeit klar und sonnig geblieben und die Proben reichten mehr als genug für weitere ausführliche Untersuchungen im Labor. Langsam kehrte auch Ruhe ein, die meisten hingen ihren Gedanken nach während sie die untergehende Sonne beobachteten, bis die Schiffe ihr Ziel erreichten.
Nachdem das Schiff angelegt hatte und alle von Bord gegangen waren, gab es eine Verabschiedung und jeder ging wieder seiner Wege. Jotaro begleite Anne noch zu ihrem Studentenwohnheim, in dem sie ein Zimmer hatte. Beide wussten nicht so richtig was sie sagen sollten, und schwiegen sich einige Minuten beschämt an.
„Ich muss dir etwas sagen“, sprach Anne schließlich.
„Ich dir auch“, sagte Jotaro.
„Ich mag dich mehr als nur als einen Freund.“
„Du bist für mich nicht nur eine Freundin.“
Fast gleichzeitig platze es aus ihnen hinaus, dass was eigentlich schon jeder bereits lange gewusst hatte, außer sie selbst. Sie hatten sich ineinander verliebt.
„Als ich bei den Delfinen im Wasser war und du auch dort warst, da habe ich es gewusst“, sagte Anne schüchtern mit einem roten Schimmer auf den Wangen. Jotaro nickte nur zustimmend.
„Naja viel wird sich deshalb ja nicht zwischen uns ändern, oder? Außer vielleicht das hier“, sagte sie, wobei sie sich ganz nah vor ihm auf die Zehenspitzen stellte und zu ihm hinaufsah. Jotaro beugte sich hingegen zu ihr hinunter, nahm ihr Gesicht in seine großen Hände und küsste sie zärtlich.