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Die Wächter des Schattens

von Seyphir
Kurzbeschreibung
MitmachgeschichteAbenteuer, Freundschaft / P16 / Mix
OC (Own Character)
30.07.2020
23.02.2023
18
61.210
11
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74 Reviews
Dieses Kapitel
5 Reviews
 
07.11.2020 2.345
 
In Wirklichkeit erkennen wir nichts; denn die Wahrheit liegt in der Tiefe

~Demokrit









5. Inseln der Träune








Die Sonne steht noch nicht lange am Himmel, als sie sich schon trennen und jeweils alleine die Inseln auskundschaften. So ist es sicherer, als wenn sie mit vereinter Anzahl auf den Plan treten würden. Sie müssen geschickt sein und achtgeben, dass man sie nicht sieht. Wenn nur einer entdeckt würde, wäre ihr ganzes Unterfangen zum Scheitern verurteilt und was dann mit Askajia und ihrer treuen Drachendame passiert, will er sich nicht vorstellen. Schon jetzt ist ihr Zustand ungewiss und sie müssen sich auf alles bereitmachen. Es ist gefährlich und die Unwissenheit macht ihn zunehmend trübe. Ihre Karten stehen schlecht und er ist sich noch immer nicht sicher, was er von ihrer Quelle halten soll. Lyren schätzt es zu wissen, woher er Informationen bekommt. Kann so ihrer Richtigkeit zustimmen oder sie für wertlos befinden. Eine sichere Informationsquelle ist oftmals von entscheidendem Wert und kann einen sogar das Leben retten. Was er nur zu gut weiß. Er, als Wissenssuchender oder eher bekannt als Forscher.



Als Forscher hat man je nach Können und Geschick keine solange Lebenserwartung, doch er ist ja kein daher gelaufener Forscher der nach unerreichbaren Wissen dürstet, dass sich seiner entzieht. Nein. Er ist ein Schneefalke und macht seinem Clan alle Ehre. Seiner entzieht sich nicht viel Wissen und wenn er einmal in einem trüben Wissensgewässer fischt, hört er erst auf, wenn er alles findet was es zu begehren gibt. Natürlich ist dieser Wissensdurst nicht ungefährlich und wie erwähnt, leben viele von seiner Sorte nicht lang, doch mit Iduna an seiner Seite hat er bisher jedes Abenteuer bestreiten können. Doch gerade deswegen schätzt er den Ursprung seiner Quellen. Sie muss Vertrauenswürdig sein und ein plötzlich auftauchender Schrecklicher Schrecken mit einer Nachricht in der steht, wo man ihre Anführerin finden könne, ist nun wirklich keineswegs vertrauenswürdig. Und doch sind sie nun hier, nachdem sich River eigenmächtig als Anführerin erklärt hat, solange Askajia noch nicht gerettet ist. Er hat ihr nicht widersprochen, denn nach Askajia ist River die beste Wahl als Anführer.



Nicht dass er seine oder Angars Führungsqualitäten minder Stellen will, aber er selbst sieht sich nicht wirklich als Anführer, eher als Berater. Und Angar hat das Potenzial, doch seinem Wissen und seinem Geschick mangelt es an dem gewissen Stellen an Schliff. Irgendwann, da ist er sich sicher, würde er auch ihm in die Schlacht folgen. Doch dieser Tag ist nicht Heute. Sich aus seinen Gedanken befreiend, steuert er auf eine Lichtung ein paar Kilometer von einem Ausposten zu und sieht sich nach Drachenfallen um. Wäre doch für die Drachenjäger von Vorteil, wenn sich ein Drache auf einer ihrer Inseln in ihren Fallen verfangen würde. Also sucht er in dem Wald nach etwaigen Fallen und merkt sich ihre Standorte genau. Wer weiß, vielleicht ist das ja noch nützlich. Auch Iduna hält Ausschau und grollt leise, wenn sie eine entdeckt. Sie riecht, wie viele Drachen diesen Fallen schon zum Opfer gefallen sind.



,, Ich weiß, meine Gute, ich weiß“, sagt er sanft und streicht ihr behutsam über ihre Schuppen. Sie schnaubt nur leise und widmet sich wieder der Suche. Lyren lächelt sie sanft an und ein Stich Mitleid macht sich in seiner Brust breit. Ihm ist bewusst wie wichtig andere Drachen seiner Drachendame sind, vor allem die Jüngeren. Seine Drachendame ist wie eine große Übermutter. Sie bemuttert wirklich fast jeden Drachen, selbst Schneefunke hat sie unter ihre Fittiche genommen. Und wenn ein Drache sich zu verteidigen weiß, dann ein Tagschatten. Er weiß nicht viel aus der Vergangenheit von Askajia und Schneefunke, aber manchmal, wenn sie sich unbeobachtet fühlen, lassen sie Seiten von sich durchblicken die sein Interesse wecken. Und so sehr es in seinen Fingern juckt zu erfahren was es damit auf sich hat, seiner Neugier Lauf zu lassen. Er hält sich zurück. Zum einen respektiert er Askajia sehr und will sich ihrer nicht aufdrücken, zum anderen versteckt sie es gut. Sie merkt es nicht, weil sie nicht weiß, dass er auf der Lauer liegt, aber sie signalisiert deutlich das es niemanden was anging, was sie zu verbergen hat. Letzteres lockt ihn sehr, doch im Moment ist seine Neugier auf jemanden anderes übergesprungen. Zwar scheint es, dass dies nur ein kurzer Zeitvertreib sein wird, aber es lenkt ihn etwas von dem Geheimnis um Askajia ab.



Er hat nicht viel machen müssen, um Informationen zu erhalten. Ein bisschen sticheln hier, ein bisschen protzen da und schon hat Zeal ausgepackt. Zwar hat er gerade erst angefangen an dem Geheimnis um Zeal zu forschen, aber schon jetzt reizt es ihn und er wird herausfinden was es damit auf sich hat. Das wird sicherlich interessant. Entschlossen lächelnd prüft er die ganze Gegend nach Drachenfallen ab, umso erstaunter ist er bei dem Ergebnis. Denn es waren nicht sonderlich viele Fallen auf diesem Teil der Insel. Was ihn wundert, da dies entgegen des Außenpostens liegt. Wenn sie hier Drachen fangen wollen, sollte sie hier doch umso mehr Fallen stellen. Gerade weil sie hier kaum die Gefahr laufen selbst hinein zu treten, da hier kein Außenposten ist. Die sind doch nicht so dumm und lassen ihre halbe Insel unbewacht. Er rechnet ihnen schon eine gewisse Intelligenz zu. Obwohl, denkt er bei sich, es sind Drachenjäger. Was erwarte ich? Nachdem er sich nochmals vergewissert hat, dass auf diesem Teil der Insel keine Falle unentdeckt geblieben ist, wendet er seine Drachendame sanft.
,, Na komm, Iduna. Lass uns mal einen Blick in ihre Richtung werfen“, sagt er lächelnd ehe er sich in die Richtung des Außenpostens macht.



***



Währenddessen ist es bei River weniger gemütlich. Zwar erkundet sie nur die Gegend, doch ihr sind keine Wachen begegnet und das schiere Fehlen derer macht sie nervös. Die Insel auf der sie ist, ist nicht sonderlich groß, zugegeben und hat auch keinen taktischen Wert. Zumindest liegt sie eher ungelegen in diesem Inselreich. Sie ist klein und hat mehr Wald und Hügel als sonst was. Verstecken kann man hier nichts, zumindest nichts Großes. Drachenfallen gibt es etliche und River hat in einigen noch Kadaver gefunden. Es scheint, dass niemand die Drachen aus den Fallen befreit und sie darin sterben ließ. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum sie hier keinen einzigen lebenden Drachen gesehen hat. Nicht mal in Käfigen hat sie welche gesehen. Es scheint, als hätten die Menschen wirklich jeden Drachen von dieser Insel vertrieben. Was River auch verstehen kann. Auch ihr wird schlecht bei den Gerüchen und deswegen beeilt sie sich auch. Ihr Drache muss dieses Massengrab nicht länger als nötig ertragen müssen. Sie kann ihm das nicht zumuten.



So beeilt River sich und schleicht sich immer tiefer in die Insel. Sie muss sichergehen, dass von dieser Insel aus keine Gefahr für sie droht. Das Letzte was sie brauchen, ist in einen Hinterhalt zu geraten. Schon jetzt ist ihre Sache deutlich unsicher und River ist sich im Klarem das die Sache mächtig schiefgehen kann. Aber sie sind es Askajia schuldig, sie alle. Immerhin ist sie ihre Anführerin und hat sie zu einem Team gemacht. Und obwohl jeder von ihnen schon seinen Drachen kennengelernt hatte, so hatte Askajia ihnen dennoch so viel zeigen können. Sie und Schneefunke verbindet etwas tieferes als die Verbindung die sie von den anderen und sich selbst kennt. Die beiden verbindet eine so etwas Tiefes, dass River mehr als einmal nur staunen konnte. Ihre Anführerin ist ein guter Mensch und eine noch bessere Freundin. Sie müssen sie einfach retten. Es ist ihre Pflicht sie zu retten. Entschlossen nickt sie sich selbst zu und will gerade hinter dem Baum hervorkommen, wo sie Schutz gesucht hat, als sie mit einem kräftigen Ruck zurückgerissen wird. Sie will protestieren, sich bei Wolkenklang beschweren, aber dann hält sie plötzlich ganz inne.



Ein beißender Geruch macht sich in ihrer Nase breit und vernebelt ihren Geruchsinn. Instinktiv fängt sie an durch ihren Mund zu atmen, um sich von diesem störenden Geruch zu befreien und ihre Lungen mit frischer Luft zu versorgen. So holt sie einmal tief Luft und spürt wie die Luft in ihre Lungen vordringt. Erst scheint es, als wäre es damit getan, doch auf einmal ziehen ihre Lungen sich zusammen und sie fängt das Husten an. Überrascht reißt sie die Augen auf und versucht ihre Umgebung zu erfassen. Verwundert stellt sie fest, dass die Bäume sich mit dem Boden vermischen und alles unklar ist. Kurz keimt Furcht in ihr auf, welche sich in ihrem Herzen bemerkbar macht. Sich ihrer bemächtigen will, sie lähmen will.



Doch sie reißt sich zusammen und versucht ihren Hustenanfall unter die Kontrolle zu kriegen, ehe sie wieder die Augen öffnet. Doch vorher hält sie sie geschlossen und versucht ihren Atem binnen Sekunden wieder zu kontrollieren. Das Husten will nicht von ihr weichen aber dennoch bekommt sie die nagende Furcht unter Kontrolle und sperrt sie wieder in den hintersten Teil ihres Herzens ein. Sie spült ihr Herz mit Zuversicht und löscht so jedes Fünkchen Unsicherheit aus, was sich ihrer bemächtigen wollte. Und als sie sich nach zwei Sekunden wieder hat, kann sie die Situation besser beurteilen. Sie erkennt das ihr Drache sie in einigen Meter Höhe gebracht hat und sich ihr Atem langsam wieder beruhigt. Doch immer noch muss sie leicht husten.



,, Was … zum Loki ..?“, hustet sie und hebt ihre Hand, so dass sie an das Bein ihres Drachen kommt. Sie klopft zweimal daran und Wolkenklang blickt kurz zu ihr runter, ehe er wieder die Umgebung in Augenschein nimmt. Er hält sie vorsichtig in seinen Klauen, darauf bedacht ihr nicht wehzutun und das weiß River auch und ist dementsprechend dankbar. Dennoch hat sie nicht vor ewig in der Luft zu baumeln, also seufzt sie und will sich wieder bemerkbar machen. Doch ein erneutes Beben veranlasst Wolkenklang abrupt höher zu steigen. Dabei kann River die besorgte Miene ihres Drachen erkennen, welcher sich beunruhigt umsieht. Sein Blick schweift überall hin, so als würde er etwas Besonderes suchen. River entschließt sich kurzerhand um und belässt es bei ihrer Lage. Dabei lässt auch sie ihren Blick schweifen um ihren Begleiter zu helfen. Was leichter wäre, wenn ich wüsste was er sucht. Also betrachtet sie ihre Umgebung genau, doch außer Bäumen und hier und da Büsche ist hier nichts Besonderes. Mal von der Schieren Nichtexistenz von Jäger und etliche Drachenleichen abgesehen.



Erneut hustet sie und blickt hinter sich. Dort stehen zwei mit einander verwobene Bäume welche von blauvioletten Blumen benetzt sind. Es sind wirkliche schöne Blüten und sie kommen River auch irgendwoher bekannt vor, aber sie kann sich nicht recht erinnern woher. River blickt die Blüten weiterhin an und bemerkt gar nicht, dass sie etwas abdriftet mit den Gedanken. Die sind wirklich schön. Ich frag mich, wie sie wohl riechen. Vielleicht sollte ich ja eine mitnehmen. Askajia würde die bestimmt gefallen und Elsslin könnte sie ja Johann schenken. Ja, am besten nehme ich ein paar mit. Kann ja nicht schaden. Also will River ihren Drachen anhalten sie abzusetzen und blickt dementsprechend hoch, doch da ist kein Wolkenklang. Verwundert blickt River sich um und erkennt erschreckend das es überall dunkel geworden ist. Es ist nicht Nacht, nein, es ist wirklich dunkel. Überall um sie herum ist es schwarz und die Panik kommt wieder in ihre Glieder.



,, Wolkenklang?“, ruft sie fragend nach ihrem Drachen und wendet sich um. Doch es bleibt dunkel. Kein Licht ist dort und River ruft abermals nach ihrem Drachen, doch er antwortet nicht. Sie blickt sich suchend um, hoffend ihren Drachen zu finden. Doch er bleibt verschollen. Nirgends Flügelschläge, nirgends Brüllen und Brummen, nirgends braune Schuppen. Nirgends Wolkenklang. Beunruhigt wendet sie sich in alle Richtungen und bittend nach einem Lebenszeichen. Doch es bleibt dunkel und allein. Immer mehr wächst die Angst in ihr und sie fängt an in eine Richtung zu laufen. Oder eher will es, als sie ein Flüstern vernimmt und innehält. Verwundert dreht sie sich um und ist umso erstaunter als sie eine dieser blauvioletten Blüten in der Dunkelheit strahlen sieht. Überall nichts als Dunkelheit und dort drüber steht diese Blüte ganz unschuldig und strahlt ihr entgegen.



Im ersten Moment will sie sich wieder abwenden und weiter ihren Drachen suchen. Immerhin sind sie zusammen diese Insel entdecken gewesen. Warum sie das gemacht haben ist River im Moment schleierhaft, wie der Rest ihrer Gedanken. Doch sie ist sich sicher, dass es wichtig war. Nur sie kann sich nicht erinnern. Im Moment ist ihr Geist wie benebelt und immer wieder hört sie dieses Flüstern. Ein leises Flüstern, voller Mythe und Hauch.  Es kommt von der Blüte und River kann nicht verhindern, dass sie erneut einen Blick auf diese Blüte wirft. Erneut strahlt ihr diese Schönheit entgegen und eine Ruhe bemächtigt sich ihrer, welche sie um wiegt und in ihren Bann ziehen will. Lockt mit einer Wärme und Güte, einer Schönheit die verführerischer nicht seien könnte. Ihre Augen verlieren sich in dieser Blüte und ihre Gedanken entweichen ihrer Seele. Es scheint, als wäre nichts mehr wichtig. Nicht dieses Arschloch von Zeal, nicht Lyren und seine Flirterein, nicht Angar und seine charmante Art. Nicht einmal Wolkenklang scheint wichtig genug um dieser Blüte zu entreißen.



Sie läuft auf die Blüte zu, ohne bemerkt zu haben, dass sie einen Schritt gemacht hat. Wie gebannt geht sie dieser Blüte entgegen und alles verschwimmt allmählich. Schritt für Schritt kommt sie der Blüte näher. Sie kann gar nicht anders, als weiter auf diese Blüte zu zugehen. Diese Blüte ist alles was sie in diesen Moment will, zumindest flüstert dieser Nebel das und sie glaubt ihm. Sie kann nicht anders. Sowas Warmes und Gutes, kann nicht lügen. Es sind nur noch wenige Schritte und River fängt an ihre Hand zu heben um diese Schönheit zu berühren. Das ist es was sie will, wonach sie sich gerade sehnt. Wie gebahnt geht sie auf die Blüte zu und streckt ihre Hand nach ihr aus. So schön … ich möchte diese haben, nur diese eine. So schön … ich nehme auch ein paar für die anderen mit. Nur gib mir diese eine. So schön … Askajia mag Blüten, sie wird diese Blüten mögen. Askajia … diese Blüte … Askajia … diese Schönheit … Askajia … diese Reinheit … Askajia … diese … Askajia…

Die Blüte ist weich.

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Möge die Macht mit euch sein.
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