Die Wächter des Schattens
von Seyphir
Kurzbeschreibung
Fernab des uns bekannten Archipel, lebt eine kleine Gruppe von Drachenreitern. Sie werden von allen nur die Drachenzähmer genannt. Mit ihren Drachen sorgen sie für das Wohl ihres Archipels, der Drachen und Menschen darin. Doch nicht alle wollen das und so müssen sie sich mit Drachenfängern sowie Drachenjägern auseinandersetzen. Doch als ihre Anführerin und ihr Drache Schneefunke entführt werden, ahnen sie noch nicht, dass ihr wahres Abenteurer damit erst begonnen hat... [ Anmeldung geschlossen ]
MitmachgeschichteAbenteuer, Freundschaft / P16 / Mix
OC (Own Character)
30.07.2020
23.02.2023
18
61.210
11
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Dieses Kapitel
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21.08.2021
3.779
Wenn du sicher wählen willst im Konflikt zweier Pflichten, wähle diejenige, die zu erfüllen dir schwerer fällt.
~Marie von Ebner-Eschenbach
12. Zwiespalt
Elsslin sieht sich um, erblickt ihre Freunde. Ein beklemmendes Gefühl macht sich in ihr breit. Sie hatte sich beeilt, hatte sich von ihrem Zuhause entfernt ohne die Erlaubnis ihres Mannes. Hatte Silver aufgescheucht und angehalten sich zu beeilen, kaum das er sich zur Ruhe gelegt hat. Sein Bestes zu geben um schnell her zu kommen. Elsslin hat gehofft noch rechtzeitig zu kommen, hatte gehofft ihren Freunden noch eine Hilfe zu sein. Das Schlimmste zu verhindern.
Doch nun … nun wo sie sieht, wie es ihren Freunden ergangen ist, verstärkt sich das Gefühl des Scheiterns. Ich hätte ihnen beistehen sollen. Ich hätte nicht gehen sollen … Wie dumm von ihr zu glauben, dass sie noch rechtzeitig kommen würde. Ihre Entscheidung zu ihrem Mann heimzukehren, hat das Schicksal ihrer Freunde besiegelt. Sie müssen so wütend sein... Die Schwarzhaarige lässt ihren Blick weiter über ihre Kameraden schweifen und was sie sieht, schnürt ihr die Kehle zu.
Sie hat versagt. Sie hat sie ihm Stich gelassen. Erneut...
Wären sie nicht gerade auf der Flucht, würde sie sich etliche Male dafür entschuldigen, nicht eher dagewesen zu sein. Denn das war ein klarer Fehler ihrerseits.
Die Verfassung ihrer Begleiter ist mehr als schlecht und das wegen ihr. Das Angar und Schuppenglanz in diesem Netz gefangen sind, ihre Schuld. Das Askajia und Schneefunke sich kaum noch in der Luft halten können, um jeden Meter kämpfend, ihre Schuld. Lyrens Verletzung, ihre Schuld. Sie trägt an alledem Schuld.
Ich bin so dumm! Sie hätte das alles nie zulassen dürfen und doch ist es passiert. Passiert weil sie nicht hinter ihren Freunden gestanden hat. Die junge Frau versucht nicht allzu sehr über die Konsequenzen nachzudenken, was ihren Freunden hätte passieren können. Sie könnten jetzt...
Die Schwarzhaarige schüttelt den Kopf und versucht ihre Gedanken auf die aktuelle Situation zu lenken. Sie muss sich konzentrieren, sonst wird ihre Rettung schief gehen.
Tief durchatmend wendet sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Kameraden zu. Elsslin will ihnen etwas abnehmen, ihren Fehler gut machen. Natürlich stehen ihr im Moment nicht viele Möglichkeit bereit, aber sie muss etwas tun. Die junge Frau ist es ihnen schuldig. Also nähert sie sich Schneefunke, welche sich und die im Netz Hängenden, mit schwindenden Kräften in der Luft hält.
,,Lass uns die Beiden tragen. Ihr seid erschöpft“, bittet Elsslin ihre Anführerin die Last zu übergeben.
Diese sieht sie mit einem erschöpften Blick an, doch ihre Zweifel sind ganz klar sichtbar.
,,Wir ... schaffen ... das schon. D-Du ... musst nicht-“, versucht Askajia ihren Vorschlag abzuweisen, doch River mischt sich ein.
,,Keine Chance! Elsslin, nimm ihr die Beiden ab!“
Das war ein klares Machtwort und Elsslin fügt sich dem nur allzu gerne. Sie will helfen und so kann sie ihrer Anführerin die Last abnehmen.
Ohne unnötig Zeit zu verlieren, nähert sich also die Schwarzhaarige ihrer Freundin und klopft Silver zweimal gegen den Hals, als Zeichen, dass er loslegen soll. Zwar gibt er noch grummelnde Geräusche von sich und kratzt über seine Schuppen, doch er greift mit seinen Krallen nach dem Netz in welchem Angar und sein Drache stecken.
Beide scheinen nicht ganz bei Sinnen, denn sie reagieren kaum auf die plötzlichen Bewegungen. Natürlich ist es gut, dass sie sich kaum bewegen, da es die Sache erleichtert, aber das kein Zeichen der Wahrnehmung kommt, beunruhigt sie.
Sie ertappt sich dabei, wie sie besorgt ins Netz blickt und versucht zu erkennen, wie es ihrem Kameraden geht. Doch durch den Nebel und die Hektik, misslingt ihr Vorhaben. Stattdessen konzentriert sie sich wieder darauf, dass Silver das Netz auch sicher zu fassen bekommt. Sie will sich keinen Fehler erlauben und dadurch das Leben Angars gefährden. Sie darf sich keinen Fehler erlauben!
Doch erneut kann sie ihre Fehlbarkeit nicht verhindern.
Rivers alarmierender Ausruf reicht ihre Ohren zu spät und ehe sie sich vollständig der neuen Gefahr zu wenden kann, spürt sie etwas ihren Körper umschlingen.
Ehe sie sehen kann, was sie gepackt hat spürt sie einen starken Ruck durch ihren Körper gehen, welcher sie keine Sekunde später von ihrem Drachen reißt und in die Tiefe stürzen lässt.
Kurz sind ihre Sinne etwas betäubt, wodurch sie ihre Umgebung nur unscharf wahrnehmen konnte. Alles war in einen Schleier gehüllt und die Zeit scheint sich langsamer voranzuschleppen. Es kommt ihr alles so surreal vor. Anstatt Todesangst oder Furcht zu empfinden, fühlt sie einige Sekunden nichts anderes als eine ihr unbegreiflichen Verwirrung. Die junge Frau weiß, dass sie sich aus dieser befreien muss, doch ihre Sinne kommen nur schleichend wieder zu ihr. Langsam löst sich diese Wirrheit von ihr und das Gefühl in ihren Gliedern kehrt zurück.
Im gleichen Moment wie ihr Gefühl scheint auch die Welt wieder zur Normalität zurückzufinden und Elsslin spürt deutlich den Windzug auf ihrer Haut.
In dem sie ihren Kopf schüttelt, legt sie auch der Rest dieses komischen Momentes ab. Deutlich spürt sie ihren raschen Fall und die festen Striemen um ihren Körper, aus welchen sie sich versucht zu befreien. Sie muss die Seile los werden und das so schnell wie möglich. Leider geben diese sie nicht frei, egal was die Schwarzhaarige versucht.
Nur am Rande bekommt sie mit, wie Silver das Netz mit ihren Freunden nun in den Krallen hält und ihr besorgt nachblickt. Stattdessen hört sie klar und deutlich das River ihren Namen ruft. Doch durch den Nebel um sie herum kann sie nichts erkennen und kann nur raten, ob ihre Freundin sie retten kommt. Denn die Möglichkeit, dass sie diesen Sturz überlebt ist mehr als gering. Zu ihrer Rettung kann sie jedoch nicht viel beitragen, da sie sich nicht aus ihren Fesseln winden kann.
„Elsslin! Ich- Verflucht!“, hallt die Stimme ihrer Kameradin angespannt durch den Nebel.
Elsslin versucht anhand der Stimme ihre Freundin ausfindig zu machen. Durch den Fall und den Schreien der Jäger, ist dieses Unterfangen jedoch schwer umsetzbar.
Doch die junge Frau hat noch nicht mit dem Leben abgeschlossen und der Wunsch, wieder zu ihrem Mann zu kommen gibt ihr neuen Mut. Sie kann ihn jetzt nicht verlassen, er zählt doch auf sie! Sie fasst diesen Entschluss und dennoch bringt es ihr nichts. Mut alleine wird sie nicht retten. Egal wie entschlossen sie ist.
Kurz huscht ein Schatten durch den Nebel.
Immer noch windet sie sich in den Seilen um freizukommen. Leider bleiben ihre Bemühungen vergebens und ihr wird klar, dass sie nicht mehr weit vom Boden entfernt sein kann. Das wird knapp...
Sie zweifelt nicht an ihren Freunden, doch auch sie können nicht immer da, sein um sie zu retten. Das sie nun erneut zur Belastung wird, versetzt ihr einen Stich ins Herz, doch im Angesicht des nahenden Todes tut dieser seltsamerweise gar nicht mal so weh. Tatsächlich entschuldigt sie sich in Gedanken bei den Anderen, auch wenn sie zuversichtlich sein will. Doch sie war noch nie ein Mädchen mit viel Mut gewesen. Oder besser gesagt, ein Mädchen mit Rückgrat. Sie hat ihre Begabungen, doch sie lebt immer im Schatten Anderer, die so viel mehr von ihren fehlenden Charakterzügen haben. Eigenschaften wie Mut, Standhaftigkeit oder grenzenloser Optimismus. Sie wollte mehr sein, aber die junge Zähmerin macht immer so viele Fehler dabei. Meist enden ihre Versuche in Katastrophen, sowie nun. Ihre Rettung ist fehlgeschlagen und nun ist es wieder mal sie, welche gerettet werden muss. Sie war so dumm...
Der Nebel fängt an sich zu verziehen und Elsslin weiß, dass ihr Aufprall kurz bevor steht.
„Es tut mir leid, Johann..“, wispert sie, spannt ihren Körper an und kneift die Augen zu.
Dann kommt der Aufprall.
***
Lyren hat nicht schnell genug reagieren können, als Elsslin von den Bola getroffen wurde. Ehe er sie hat warnen können, war sie schon in die Tiefe gestürzt. River ist ihr keine Sekunde später gefolgt.
Der Weißhaarige selbst hat Silver davon abgehalten seiner Reiterin nachzukommen, da er immer noch Angar und Schuppenglanz halten musste. Natürlich ist er keineswegs erpicht gewesen seine Reiterin im Stich zu lassen, doch er wäre nicht Lyren, wenn er dieses Problem nicht hätte lösen können. Das Iduna wahrscheinlich eher der maßgebende Punkt gewesen war, ist nicht relevant.
Jedenfalls hat der Weißhaarige noch einige Momente gewartet, um dann Silver das Zeichen zum Abflug zu geben. Zwar hat der Kettenschwanz gezögert, doch schlussendlich ist er Lyren gefolgt. Askajia war weniger kooperativ gewesen.
Seine Anführerin wollte die Beiden nicht zurücklassen, unter keinen Umständen.
Nun, damit hatte er gerechnet und sich genügend Argumente bereit gelegt. Nur hat er eine Sache außer Acht gelassen. Die scheinbar grenzenlose Aufopferung seiner Anführerin.
Und nun ist er hier und jedes Argument scheint wirkungslos, egal wie logisch er es begründet. Askajia würde nicht gehen. Nicht mal um ihre verbliebenen Kameraden und ihren Drachen zu retten. Selten ist Lyren so bestürzt und gleichzeitig so fasziniert gewesen.
„Wir müssen gehen! Jetzt!“, wiederholt er, obwohl er weiß das es nichts bringt.
Natürlich versteht er, wie sich Askajia fühlt. Sie will die Anderen nicht im Stich lassen und sie alle hier raus bringen, doch dies ist nicht immer möglich. Lyren weiß das. Wie könnte er es auch nicht wissen?
„I-Ich kann sie nicht im Stich lassen!“, bleibt Askajia stur und Lyren wundert sich, wo plötzlich ihre Entschlossenheit herkommt. Sowas ist sehr selten.
„Ja, Mylady. Da stimme ich dir auch mit all meinem Sein zu, doch muss ich bitten! Was bringt es unseren Kameraden, wenn wir nun auch abgeschossen werden! Sie würden wollen, dass wir verschwinden und uns neu formieren!“, erwidert er zischend und verzieht erneut das Gesicht. So langsam gehst du mir auf die Nerven, mein spitzer Freund.
„Aber wenn wir jetzt gehen, könnte es für immer zu spät sein!“, wirft sie nicht ganz unberechtigt ein.
„Aber wenn wir bleiben, werden wir uns dem Schicksal unserer Freunde anschließen und ich bevorzuge es weiterhin die Welt von oben zu sehen! Außerdem haben sie dich auch nicht getötet. Sie machen mehr Verdienst wenn sie Sie am Leben lassen!“, kontert Lyren und zuckt kurz zusammen, als es mit einem Mal anfängt zu tropfen. Regen? Wie wundervoll...
Auch Askajia sieht sich beunruhigt um. Ihnen beiden ist klar, dass sie dieses Wetter gar nicht gebrauchen können.
„Wir müssen weg! Wenn der Regen sich verstärkt oder das gesamte Wetter umschlägt, werden wir es hier nicht mehr heraus schaffen! Es tut mir wahrlich leid, das sagen zu müssen. Aber: Entweder sie oder wir! Du musst dich entscheiden, entweder du riskierst unser Leben und wir bleiben hier oder wir verschwinden und können uns weiter um das Archipel kümmern!“, stellt er ein letztes Mal klar und lässt die Weißblonde nicht aus den Augen.
Er könnte fliehen, aber so einer ist er nicht. Er lässt seine Leute nicht im Stich, aber er weiß auch, wann es Zeit ist zu gehen und der Zeitpunkt ist schon längst überfällig.
Der junge Zähmer weiß, wie sehr er Askajia damit zusetzt, aber er hat keine Lust so früh mit den Anderen wiedervereint zu sein. Er ist kein Feigling, so einer wäre schon längst weg, nein, er ist ein Mann mit einem guten Überlebenswillen.
Seine Anführerin scheinbar nicht, da sie den ernst der Lage entweder nicht erkennen kann oder will. Sie zögert sichtlich.
„Ich bin ja immer ein großer Befürworter des Nachdenkens, aber die Zeit zum Nachdenken ist vorbei! Du musst dich entscheiden und das am besten jetzt!“, setzt Lyren nach und lauscht ob er irgendwas herannahen hört, doch außer dem Regen kann er nichts ausmachen.
Vorerst ein gutes Zeichen, doch wenn Askajia nicht langsam die Beine in die Hand nimmt, wird ihm das auch nicht viel bringen. Er kann sie aber auch nicht hier lassen. Dieses Szenario ist er schon mehr als einmal in den letzten Stunden im Kopf durchgegangen und nie ist es gut ausgegangen. Nicht, dass dieser verkorkste Haufen nicht ersetzbar wäre, jeder ist ersetzbar. Auch er. Aber die Zeit neue Leute auszubilden, hat er und das Archipel nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass er keine Intentionen hat sich irgendeine Art von Schüler oder Lehrling anzuschaffen. So muss er mit dem vorlieb nehmen was er hat, auch wenn es diese seltsame Truppe ist.
Seine Anführerin blickt sich suchend im Nebel um und scheint nach ihren Freunden Ausschau zu halten, was natürlich vergebens ist. Dennoch huschen ihre Augen durch die Gegend und wollen ihr Hoffnung geben, während sich ihre Hände in ihren Sattel krallen.
Lyren sieht sich das Spektakel einige Sekunden an und unterdrückt ein Seufzen. Es ist sinnlos. Hör doch einfach auf.
,,Sie müssen hier sein! Wir können sie nicht zurücklassen“, murmelt die Weißblonde mehr zu sich selbst, als zu dem Weißhaarigen.
„Meine Lieben, ich bewundere deine Treue ihnen gegenüber, aber ich sehe mich verpflichtet dir mitzuteilen, dass du dir falsche Hoffnungen machst. Denkst du wirklich das die zarte Elsslin diesen Sturz überleben hätte können? Oder das River sie immer noch finden muss, wieso sonst ist sie nicht hier? Ich sage es ja nur ungern, Askajia, aber der einzige Grund warum beide nicht hier sind, ist simpel...“, er macht eine kurze Pause damit seine Worte mehr Gewicht haben und es hoffentlich endlich bei seiner Anführerin ankommt. „ Sie sind nicht hier, weil River abgestürzt ist, bei dem Versuch Elsslin zu retten und somit entweder auch tot oder gefangen und verletzt ist. Es gibt für uns keinen Grund hierzubleiben. Uns hält hier nichts mehr!“
Das seine Worte der jungen Frau ins Fleisch schneiden, bemerkt er sofort. Die Weißblonde ist erstarrt und scheint blasser geworden zu sein, doch ihr Blick sagt mehr, als alles andere. Ihre Augen waren ein wenig aufgerissen und ihr Gesicht versteinert. Doch etwas was ihn doch einen leichten Schauer über den Rücken fahren lässt, ist ihr Blick. Diesen hat er noch nie gesehen und kurz bleibt ihm selbst die Luft weg. Dieser Blick.. ich... irgendwoher kenne ich ihn.. Aber woher?
Lyren schüttelt den Kopf. Dafür haben sie jetzt keine Zeit.
„Askajia, wir-“, fängt er an, doch mit einem Mal senkt sie den Kopf.
Er unterbricht sich selbst und beobachtet wie der Regen auf sie niederprasselt und durch ihr Haar fährt. Inzwischen ist der Nieselregen zu richtigen Regen geworden und durchnässt sie beide. Nach ein paar Sekunden meint er zu hören, wie Askajia irgendwas murmelt und dann den Kopf wieder hebt. Der Blick ist verschwunden, doch ist er einem anderem gewichen, den er sehr wohl kennt.
„Ok.. gehen wir, aber wir kommen zurück!“, sagt sie und ihre Stimme klingt so anders als sonst.
Ihre Stimme hat ihren Klang verloren und dieser ist einer Leere gewichen. Sie schüttelt erneut den Kopf.
„Natürlich meine Gute. Daran habe ich nie gezweifelt“, erwidert er und sie setzen sich wieder in Bewegung.
Sie sind in einer Höhe in der die Jäger ihnen nicht mehr gefährlich werden sollten, weshalb sie ein langsameres Tempo halten. Alle waren angeschlagen und Silver trägt tapfer Angar und Schuppenglanz, welche immer noch nicht wirklich ansprechbar sind. Zwar scheint Angar einigermaßen alles mitzubekommen, doch sich ihnen mitteilen vermag er nicht. Schuppenglanz hingegen jault immer wieder und bewegt sich unruhig, was das tragen für Silver nicht einfacher macht. Sie müssen sich beeilen, bevor Silver durch Schuppenglanz den Griff verliert. Denn Silver ist was Traglast angeht, nicht sonderlich belastbar. Schon aus dem Grund das er es nicht gewohnt ist, viel zu tragen. Denn das wäre mehr als hinderlich, wenn er sein Gift versprüht. Außerdem gibt sein Körperbau nicht viel her.
Der Kettenschwanz ist schlichtweg nicht geeignet so eine Last auf langen Strecken zutragen. Das er es mit allem Mittel versucht, rechnet der Weißhaarige ihm hoch an.
Während sie also langsam voran kommen, versucht der Zähmer herauszufinden inwieweit der Regen sie beeinflussen wird. Dieser wird immer stärker und der Wind hatte schon umgeschlagen. Zwar lichtet sich endlich der Nebel, doch Lyren kann nicht mit Sicherheit sagen, dass sie noch auf Kurs sind. Er ist sich zu 68% sicher, dass sie in etwa richtig sind. Selbstredend, dass er den Anderen es nicht sagt. Es würde sie nur unnötig beunruhigen.
Also setzt er schweigend seinen Weg fort und ignoriert den immer dunkler werdenden Nebel. An der Tatsache, dass gerade scheinbar ein Regenschauer über diese Insel zieht, kann er nichts ändern, also schiebt er dieses Problem erstmal beiseite und konzentriert sich auf die, die er beheben kann. Alles andere wäre Zeitverschwendung. Ohnehin müssten sie gleich aus dem Nebel raus sein und dann ist es nur noch ein kurzes Landstück bis zum Meer. Sobald sie über dem Meer sind, müssten sie relativ sicher sein, wenn sie die Höhe halten können.
Vielleicht zieht sich der Himmel ja etwas zu und deckt so ihre Flucht. Solange der Regenschauer nicht zum Gewitter oder gar einem Sturm wird, sollte es zu ihrem Vorteil sein. Und jetzt brauchen sie jeden Vorteil, den sie kriegen können.
Ein Grund mehr diesen Nebel endlich hinter sie zu lassen. Also blickt er sich um und versucht zu erkennen, wo sich der Nebel mehr lichtet. Durch den Regen und den dunkler werdenden Himmel ist dieses Unterfangen jedoch unmöglich. Umso mehr sieht er, wie Silver langsam an Höhe verliert. Natürlich geht ihm die Puste aus. Um so schnell hierher zu kommen, muss Elsslin in pausenlos gescheucht haben.
„Gleich haben wir es!“, motiviert der Weißhaarige den Kettenschwanz und seine Kameraden, während er innerlich doch seine Zweifel hat, ob diese Aussage richtig ist.
Zwar sollte es so sein, aber wenn er ehrlich zu sich ist, sollten sie schon längst aus dem Nebel raus sein.
Doch scheinbar muss er sich darüber keine weiteren Gedanken machen, da sie nach einigen Sekunden durch die Nebelwand brechen und endlich wieder klar sehen können. Im ersten Moment verspürt er Erleichterung, dass sie es fast geschafft haben. Dieses kurze Landstück sollte, laut seinen Recherchen, passierbar sein. Nach dem ganzen Chaos sollte das nun ein Kinderspiel darstellen...
Es dauert genau drei Sekunden, bis er seinen Irrtum erkennt.
Denn mit einem Mal erklingt ein Brüllen rechts von ihnen und Iduna macht sofort kehrt. Erst will Lyren Iduna umwenden und wieder auf Kurs bringen, bis er den Grund für ihr Verhalten erkennt.
Der junge Zähmer traut seinen Augen kaum.
Denn vor ihm erblickt er River welche neben Wolkenklang herläuft und von Jägern verfolgt wird. Was zu-? Wie kommt sie hierher? Er kann es sich nicht erklären. Wie kommt sie hierher, wenn sie sie hinter sich verloren hatten. Wäre sie geflogen, hätten sie River bemerken müssen. Unmöglich hat sie den Luftweg genommen. Aber zu Fuß? Sie müssen noch langsamer geflogen sein, als er angenommen hat.
„Wir müssen ihr helfen!“, spricht Askajia angestrengt und Lyren überlegt ob das wirklich so eine gute Idee ist. Was wenn das eine Falle ist?
Sie können es sich nicht leisten erneut in eine Falle zu laufen. Noch einmal wird ihnen die Flucht nicht gelingen.
„Wir können nicht. Es-“, will der Zähmer erwidern, doch seine Drachendame hat schon für ihn entschieden und eilt zu River.
„Wir müssen uns echt mal unterhalten!“, sagt er kopfschüttelnd und macht sich zum Angriff bereit. Das wird ins Auge gehen und wie das ins Auge gehen wird...
Lyren behielt Recht. Es dauerte keine zwei Minuten bis auch sie am Boden waren. Um River zu retten, hatten sie die Jäger auf sich aufmerksam gemacht und gerieten dann selber unter Beschuss. Dadurch wollten sie River eigentlich die Möglichkeit geben auf den Rücken ihres Drachen zu steigen, doch sie konnte nicht.
Es stellte sich heraus, dass Wolkenklang verletzt war und sie nicht mehr tragen kann. Warum das so ist, hat Lyren gar nicht erst hinterfragt. So langsam gehen auch ihm die Nerven aus. Ich musste ja auch mitgehen! Klasse gemacht Lyren! Das war ein super Zug von dir!
Da ihr eigentlicher Plan nun nicht mehr aufgeht, muss schnell ein Anderer her. Was im Grunde bedeutet, dass er River irgendwie auf Idunas Rücken bekommen muss, da Schneefunke nie im Leben River auf sich lassen würde. Normalerweise wäre dieses Unterfangen auch nicht schwer, da er sie entweder am Arm packen und sie schnell hochziehen oder Iduna sie schnell greifen könnte. Doch für Option Eins hat er durch seinen spitzen Begleiter weder die Wendigkeit, noch die Kraft die er braucht. Und Option Zwei ist unter diesen Umständen zu gefährlich, da River sagte er könne sie nicht tragen und Lyren nicht weiß, inwiefern der Sturmbrecher verletzt ist.
Dem zu Folge muss River alleine auf Iduna klettern, was während einem Gefecht eher weniger leicht ist. Doch ihnen bleibt nichts anderes übrig.
„Askaija halte sie uns vom Leib! Ich hole River!“, erklärt er schnell seiner Anführerin, welche nickt und sich positioniert.
Natürlich kann sie die Jäger nicht lange abhalten, dafür ist sie und ihr Drache zu geschwächt. Sie haben nur einen kurzen Zeitraum, in welchem es klappen kann. Nur einen Versuch...
„River!“, ruft er nach seine Kameradin, welche zu ihm blickt und scheinbar auf den selben Schluss gekommen ist wie er.
Ob sie weiß, dass sie nur einen Versuch haben, kann Lyren nicht sagen, aber er glaubt einfach an ihre Intelligenz. Ohne zu Zögern steuert er dann auf River zu und Iduna weicht einigen Pfeilen aus, während Askajia von Schneefunke abgestiegen ist und ihren Rücken deckt. Die Tatsache, dass die Jäger sie nun endgültig umzingeln, lässt auch ihn langsam zweifeln. Es sind nur noch einige Meter bis er River erreicht hat, als ein lautes Donnergrollen ertönt.
Oh ihr Götter...
Was hat er auch anderes erwartet? Selbstredend das alles nur erdenkbare schiefgeht. Der Schauer kann auch kein Schauer bleiben, nein, er muss zu einem Gewitter werden! Verflucht!
Er treibt Iduna an und erreicht endlich River, welche ihn dankbar ansieht und sofort ihre Hand nach seiner Drachendame ausstreckt. Plötzlich jedoch ertönt ein markerschütternder Schrei und ein Ruck geht durch Iduna, welche sofort wieder an Höhe gewinnt. Im letzten Moment kriegt er Rivers Arm gepackt und spürt sofort, wie ein heißer Schmerz durch seinen Körper zieht, als River nun am ihm hängt. Er verzieht das Gesicht und blickt River in die schreckgeweiteten Augen. Dass es aufgehört hat zu regnen, bemerkt er gar nicht.
Im ersten Moment nimmt ihn ganz der Schmerz ein, während River an ihm hängt und er sie mit aller Macht versucht zu halten. Um sich Gedanken zu machen, was passiert ist und warum Iduna das getan hat, ob der Situation oder was mit Askajia ist, hat er keine Zeit, denn im nächsten Moment steht der Himmel im Flammen und ein roter Blitz zerreißt die Luft. Der mächtige Donner folgt so gleich.
„Ihr könnt auch nichts alleine...“
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Möge die Macht mit euch sein.
Okay...
Ich gebe euch besser was zur Beruhigung...
Also! Im Review-Button gibt es kostenlose Snacks und Getränke, sowie Käsekuchen und heiße Waffeln.
Bedient euch!
Zur Info:
Dieses Kapitel wurde nicht von meine Beta gelesen, da diese gerade kaum Zeit hat. Es wurde von meinem Freund gebetat, daher kann es etwas anders sein, als die bisherigen. Ich denke, zwar nicht, dass das auffallen sollte, also nur damit ihr euch nicht wundert, falls etwas sein sollte.
Ich hafte für nichts! * schnell hinter Laptop versteck *