The Devil Within
von nikkinvin
Kurzbeschreibung
OOC // TRIGGERWARNUNG // Nikki muss stets die Kontrolle haben. Völlig egal, ob es sein Privatleben oder die Band betrifft. Doch was soll er tun, wenn ihm die Kontrolle Stück für Stück entgleitet? Wenn seine große Gabe zum Fluch wird? Wenn seine Liebe unerwidert bleibt? Wenn selbst Drogen den Teufel in ihm nicht mehr bändigen können? (Nikki Sixx/Vince Neil)
SongficDrama, Schmerz/Trost / P16 / MaleSlash
Nikki Sixx
Vince Neil
24.07.2020
24.07.2020
1
4.543
7
24.07.2020
4.543
In diesem OS geht es um den Song The Devil Within von Digital Daggers aus dem Album Close your Eyes von 2013.
Nikki ist definitiv sehr OOC geworden und es wird Vergewaltigung angedeutet. Falls ihr so etwas nicht ertragen könnt/wollt, solltet ihr nicht weiterlesen.
Auch hier muss ich ein ganz große Danke aussprechen an meinen wundervollen Freund Luca, der mir bei der Kurzbeschreibung geholfen hat <3
WARNUNG: Slash-Rape, Drugs, Chara-Death
Die Jungs von Mötley Crüe gehören ausschließlich sich selbst, ich leihe sie mir nur für diesen OS aus und verdiene damit kein Geld. Die Idee stammt aber von mir.
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Es gab genau zwei Dinge in seinem Leben, mit denen Nikki nicht umgehen konnte. Kontrollverlust und Liebe. Und doch waren diese Dinge für ihn untrennbar miteinander verbunden. Keine seiner Beziehungen mit einer Frau hatte bisher länger als ein Jahr gehalten und Nikki wusste genau, dass nur er allein daran schuld war. Er konnte unausstehlich sein und das nicht nur gegenüber Frauen, nein, auch seine Bandkollegen, Produzenten, Techniker und Manager hatten regelmäßig darunter zu leiden. Sogar sein Dealer bekam das oft zu spüren. Mötley Crüe war das Einzige, wofür es sich wirklich zu leben lohnte und das Schreiben der Songs war Nikkis Lebensinhalt. Er stand unter enormem Druck, denn allein von seiner Kreativität hing es ab, ob ein Album floppte und viele enttäuschte Fans zurückließ oder ob es an die Spitze der Charts kletterte und Mötley Crüe ein weiteres Mal zu Superstars machte. Natürlich legten Tommy und Mick auch regelmäßig solide Texte vor und selbst Vince, der sich beim Schreiben normalerweise sehr zurückhielt, hatte schon einige sehr starke Nummern rausgehauen. Ten Seconds to Love war ein gutes Beispiel. Ein grandioser Song, den Vince allein geschrieben hatte und von dem Nikki bis heute restlos begeistert war. Oder On with the Show, den Vince und Nikki gemeinsam geschrieben hatten und das nur wenige Tage nach ihrem ersten Kennenlernen. Aber im Endeffekt war es Nikki, der all die Hits entweder allein oder zusammen mit den anderen schrieb. Das Songwriting war sein größtes Talent, aber gleichzeitig auch sein größter Fluch. Wenn die Kreativität ihn packte, schrieb er manchmal drei Songs an einem Abend und sie alle wurden zu Hits, die sich millionenfach verkauften. Aber dann gab es auch andere Momente, viel dunklere, in denen die Verzweiflung überhandnahm und mit denen er nicht fertigwurde. Manchmal stockte seine Kreativität tage- oder sogar wochenlang und der Druck erhöhte sich immer mehr. Ständig rief ihn jemand an und fragte, wann er neue Songs fertig hatte, wann die Produktion des Albums weitergehen würde oder wann die nächste Tour endlich starten könne und Nikki hasste das. Er konnte seine Kreativität nicht erzwingen und dann bekam er Panik. Dass jetzt alles aus war. Dass er nie wieder einen Song zu Papier bringen konnte. Dass Mötley Crüe sich auflösen musste, weil er nichts mehr auf die Reihe brachte. Und dann blieb ihm nichts mehr. Tommy hatte seine Heather, mit der er glücklich verheiratet war. Vince hatte seine kleine Tochter Skylar, die dieses Jahr zwei wurde und die er abgöttisch liebte. Selbst Mick hatte eine Freundin und seine manchmal etwas besorgniserregende Begeisterung für Schusswaffen. Aber Nikki? Er hatte nur das Songwriting und sonst nichts. Keine Frau hielt es lange mit ihm aus, aber das wunderte ihn nicht. Er war untreu, aggressiv, ständig high oder betrunken, launisch und die meiste Zeit unterwegs; entweder mit den Jungs in einem Club, auf Tour oder im Studio. Oft wurde ihm einfach alles zu viel und dann brauchte er etwas, das ihn ablenkte und ihm ein Gefühl von Sicherheit gab. Heroin. Anfangs war es eine gute Lösung gewesen, die für Nikki keinerlei negative Nebenwirkungen hatte. Er rauchte oder spritzte es und dann ging es ihm hervorragend. Alle Sorgen und Probleme - mit einem Male weg. Oder zumindest so unbedeutend, dass er sie ganz leicht ausblenden konnte. Aber Heroin war keine Lösung. Es war ein Dämon. Einer, der sich ganz langsam und lautlos an ihn heranschlich und dann mit voller Wucht zuschlug. Nikki hatte von Anfang an gewusst, dass Heroin schnell süchtig machte und ein Entzug den lodernden Flammen der Hölle gleichkam, aber jung und dumm, wie er war, hatte er es unterschätzt. Er hatte die Macht unterschätzt, die Heroin in rasender Geschwindigkeit übernehmen konnte. Das war das zweite Problem. Nikki hatte immer die Kontrolle gehabt. Über alles und jeden. Und deshalb hatte er gedacht, dass er auch ohne Probleme das Heroin kontrollieren könne, aber in Wirklichkeit kontrollierte es ihn. Nikki hatte es wirklich nicht kommen sehen. Erst als der Dämon in Gestalt der Entzugserscheinungen das erste Mal so richtig zugeschlagen hatte, war es ihm bewusstgeworden, doch zu dem Zeitpunkt hatte er längst keine Chance mehr gehabt. Er war da, zu jeder Zeit. Tag und Nacht. Zu Hause, auf Tour, in seinem Studio. Immer. Meistens bemerkte Nikki ihn gar nicht, weil der Dämon sich ganz ruhig verhielt und in aller Stille geduldig darauf wartete, erneut zuzuschlagen. Und das würde er. Das tat er immer irgendwann. Aber leider war das Heroin nicht der einzige Dämon, den er mit sich herumschleppen musste, es gab noch einen anderen. Dieser war blond und hübsch und ziemlich vorlaut.
Eigentlich war Vince selbst gar nicht das Problem. Wohl aber die Gefühle, die er in Nikki auslöste. Zwei Jahre war es jetzt her. Ein Konzert, viel Alkohol, viele Drogen. Frust, Einsamkeit und der Wunsch, wenigstens eine Nacht nicht allein zu sein. Neben jemandem zu liegen, den er kannte und der ihm vertraut war. Die ganzen Groupies erfüllten zwar ihren Zweck, aber sie nervten Nikki auch ziemlich und er wollte keines von ihnen nachts neben sich liegen haben. Aber Vince hatte er seit Jahren ständig in seiner Nähe und das auch noch verdammt gern. Nikki mochte es, mit ihm Zeit zu verbringen, auch, wenn zwischen ihnen regelmäßig die Fetzen flogen. Immer zog es ihn vor und nach den Konzerten, im Hotel, im Tourbus, im Studio zu ihm hin, weil er sich neben Vince einfach am wohlsten fühlte. So auch in dieser verhängnisvollen Nacht. Erst ein ganz kurzer, schüchterner Kuss. Dann ein langer, intensiver Blick und schließlich der zweite Kuss. Und der dritte. Der vierte, fünfte, sechste und bevor Nikki überhaupt wirklich begriffen hatte, was passierte, lag er schon unter Vince im Bett. Er hatte sich noch nie so gut gefühlt, wie in dieser Nacht, weil Vince irgendetwas an sich hatte, das ihn wahnsinnig faszinierte. Schon von Anfang an, aber Nikki hätte nie gedacht, dass es ausgerechnet darauf hinauslaufen würde. Vince hatte ihm das Gefühl gegeben, dass er sich nicht verstellen musste und dass er nicht allein war. Das kannte Nikki nicht, denn normalerweise spielte er nur eine Rolle. Schon sein ganzes Leben lang. Er war längst nicht so selbstsicher und unabhängig, wie er es gerne vorgab. Tief in seinem Inneren war er nur ein verängstigter, unsicherer Junge, der sich nach Zuneigung und Geborgenheit sehnte. Aber er musste den starken, aggressiven Kerl spielen, damit er nicht verletzt werden konnte, das hatte er sich bereits in seiner Kindheit antrainiert. Und dann war da Vince, der ihn plötzlich vollkommen aus der Bahn warf. Er hatte es ohne viele Worte in nur einer Nacht geschafft, Nikki all das zu geben, was er bereits sein Leben lang so verzweifelt suchte. Vom ersten Moment an hatte Vince sich über fünf Jahre hinweg ganz langsam in sein Herz geschlichen und das so vorsichtig und unauffällig, dass Nikki es nicht gemerkt hatte. Es musste also irgendwann so kommen, dass sie die Nacht zusammen verbrachten und alle Gefühle sich wie ein riesiges Feuerwerk auf einen Schlag offenbarten und regelrecht explodierten. Aber am nächsten Morgen hatte Vince ihn eiskalt abserviert. Es sei ein riesiger Fehler gewesen, hatte er zu Nikki gesagt, und es dürfe sich auf keinen Fall wiederholen, weil es falsch und krank sei. In diesem Moment war für Nikki eine Welt zusammengebrochen, doch er hatte nur schweigend genickt und dann sofort die Flucht ergriffen, um sich zwei Tage lang ohne etwas zu essen in seinem Hotelzimmer zu verbarrikadieren. Nikki hatte ihn und sich selbst verflucht und so sehr versucht, Vince zu hassen und diese Nacht zu vergessen, aber das war ein Ding der Unmöglichkeit. Er konnte beides nicht und es war für ihn unerträglich, Vince auch nur ansehen zu müssen. Ja, verdammt, er sehnte sich nach ihm. Nach seinen Berührungen, nach seinen Lippen und nach dem unbeschreiblichen Gefühl, die ganze Nacht in seinen Armen zu liegen. Jeden Tag, seit zwei Jahren. Er würde diese Nacht niemals vergessen und Nikki konnte das Wissen nicht ertragen, dass das, was ihn glücklich machte, für ihn unerreichbar blieb.
Manchmal wusste Nikki gar nicht, was schlimmer war. Sein Verlangen nach Vince, das er niemals wieder würde stillen können oder seine Heroinsucht, die inzwischen sein ganzes Leben kontrollierte. Den anderen erzählte Nikki, dass er kein Heroin nahm und dass er nicht süchtig war. Er log ihnen eiskalt ins Gesicht und das ständig. Eigentlich jedes Mal, wenn er die Jungs sah. Es gehörte mittlerweile zu seinem Alltag, die anderen anzulügen und wenn sie dann andeuteten, dass sie ihm nicht glaubten, wurde Nikki aggressiv und provozierte in Nullkommanichts einen gewaltigen Streit, nur um von seiner Sucht abzulenken. Er wollte so gerne clean werden, aber allein schaffte er das nicht und wenn er dann Vince sah, der so tat, als sei zwischen ihnen nie etwas passiert… Vince musste gar nichts tun oder sagen, um ihm wehzutun. Das Problem war das, was er nicht tat und das, was er nicht sagte. Nur zu gerne hätte Nikki ihn gefragt, wie er immer so locker bleiben konnte und ob er überhaupt hin und wieder an ihre gemeinsame Nacht dachte. Er kam zu dem Schluss, dass es nur zwei Optionen gab. Entweder bedeutete es Vince wirklich überhaupt nichts und deshalb kam er so leicht damit klar oder er beherrschte irgendwelche Tricks, um damit fertigzuwerden oder sich zumindest nichts anmerken zu lassen. Nikki hingegen verlor regelmäßig die Fassung, aber er wollte sich vor Vince und den anderen nicht die Blöße geben und eingestehen, dass er verletzt war. Irgendetwas ließ er sich immer spontan einfallen, um zu erklären, wieso er jetzt schon wieder ausrastete und alle anschrie und mit Dingen nach ihnen warf. In gewisser Weise hatte Nikki sich auch ein paar Tricks angeeignet, damit niemand etwas merkte. Aber es machte ihn kaputt. Das Heroin sorgte dafür, dass es ihm körperlich oft miserabel ging, aber Vince hatte es geschafft, seine Seele zu verletzen. Dafür hasste Nikki ihn und doch wusste er, dass er sich augenblicklich glücklich schluchzend in Vince‘ Arme fallen lassen würde, wenn dieser es zuließ. Aber das tat er nicht. Das würde er nie tun und Nikki wollte das nicht akzeptieren. Vince konnte ihn nicht einfach verführen und ihm alles geben, was er wollte und brauchte und ihn dann ohne mit der Wimper zu zucken abservieren. Vielleicht war es für Vince nur ein bedeutungsloser One Night Stand gewesen, aber Nikki entschied, dass er sich damit nicht zufriedengeben würde. Er hatte sich lang genug zurückgehalten. Jetzt war Schluss.
Eigentlich wollte er Vince nicht wehtun, das hatte er nie gewollt. Aber er sollte die Schmerzen spüren, die Nikki seit zwei Jahren jeden Tag mit sich herumschleppte. Nur einmal. Nur für ein paar Minuten. Dann würde er vielleicht verstehen. Er wusste nicht, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Vermutlich spann sich sein heroinvernebeltes Hirn etwas Utopisches und Dummes zusammen, was ihnen beiden letztendlich das Genick brach, aber das war ihm egal. Nikki hielt es einfach nicht mehr aus. Wie oft saß er mit den Jungs im Studio und musste so tun, als sei alles in Ordnung? Während er in Wahrheit wie ein Schlosshund heulen wollte? Vielleicht sollte er das einfach mal tun. Vielleicht reichte das schon, um Vince zur Vernunft zu bringen. Wahrscheinlich würde er Nikki aber auslachen und als Pussy bezeichnen. Zu Hause, wo er allein war, weinte er oft und viel, weil es einfach zu weh tat, aber vor den Jungs versuchte Nikki, sich zu beherrschen. Keiner von ihnen hatte ihn jemals weinen sehen und er wollte verdammt sein, wenn sich das änderte. Aber Vince würde bald schon wissen, wie es sich anfühlte, wenn alles so sehr schmerzte, dass man kaum klar denken konnte.
Es war zum Verrücktwerden. Sein Leben lag wie ein gewaltiger Scherbenhaufen vor ihm. Nikki hatte seit Monaten keinen Song mehr geschrieben und die Veröffentlichung des Albums musste schon mehrere Male verschoben werden. Das Label hatte sogar schon damit gedroht, Mötley Crüe zu feuern, aber das interessierte Nikki nicht. Nicht mehr. Selbst wenn er wollte, er konnte nicht schreiben. Nicht, bevor er nicht endlich eine zufriedenstellende Einigung mit Vince herbeigeführt hatte. Im besten Fall waren sie danach ein Paar und Nikki konnte in der Rolle des liebevollen, festen Freundes aufgehen und glücklich sein. Inzwischen hatte er aufgehört, zu zählen, wie oft er sich am Tag Heroin spritzte, aber Nikki wollte es auch gar nicht wissen. Er brauchte das Zeug, weil er es anders nicht aushielt. Es fühlte sich an, als sei er nie wirklich allein und das machte ihn wahnsinnig. All seine Dämonen, die er täglich bis aufs Blut bekämpfen musste, waren stets bei ihm und er wurde sie nicht los, egal was er tat. Irgendwie fanden sie immer einen Weg, ihn aus dem Hinterhalt anzugreifen und zu Boden zu reißen. Zu Hause sehnte er sich so sehr nach Vince, dass es körperlich schmerzte und er würde alles tun, um ihn zu sehen. Aber ihm dann gegenüberzustehen und zu wissen, dass er ihm niemals gehören würde, war noch schlimmer. Vince war für ihn wie eine Droge, wie Gift. Und auf die eine oder andere Art würde es Nikki wahrscheinlich irgendwann umbringen.
Theoretisch war es ganz einfach, Vince endlich dazu zu bringen, seine Entscheidung nochmal zu überdenken. Verdammt, so blöd konnte er doch nicht sein, oder? Er musste doch ganz deutlich erkennen, dass Nikki die einzig richtige Wahl für ihn war! Nikki tat ihm wenigstens gut, anders als diese blonden Dummchen, mit denen Vince sich ständig abgab und die er sowieso nach kurzer Zeit betrog, weil sie ihn langweilten. Aber anstatt sich mal mit dem Grund dafür auseinanderzusetzen, suchte er sich immer wieder neue Frauen mit der Intelligenz eines Holzbrettes, die wirklich nur für das Eine zu gebrauchen waren. Kein Wunder also, dass Vince schnell das Interesse verlor. Doch er scherte sich nicht darum und war so furchtbar uneinsichtig. Praktisch war es also wesentlich schwieriger, ihm etwas beizubringen, weil Vince es auch einfach nicht verstehen wollte. Nikki konnte nicht mehr darauf warten, dass Vince von sich aus irgendwann begriff, was er eigentlich an ihm hatte. Seine Geduld war am Ende und er wusste, dass er Vince einen kleinen, oder vielleicht auch großen, Schubs geben musste. Danach würde er es verstehen und er würde Nikki dankbar sein. Immer wieder zögerte Nikki, weil er Angst hatte, dass Vince ihn endgültig und unwiderruflich von sich stieß. Deshalb setzte er sich einen Schuss in seinem Badezimmer, während Mick den Gitarrensound für einen Song einspielte, den er selbst geschrieben hatte. Wenigstens einer kümmerte sich ein bisschen um das neue Album. Mehrere Male hatte Nikki doch in letzter Minute alles verworfen, weil ihn der Mut verließ, aber heute wollte er es durchziehen. Und er tat es. Gott sei Dank war er bei seinem Umzug auf die Idee gekommen, in seinem neuen Haus ein Aufnahmestudio einbauen zu lassen, sodass sie sich die Kosten für ein gemietetes Studio in Zukunft sparen konnten. Nachdem Tommy und Mick sich verabschiedet hatten, hielt er Vince am Arm zurück und der schaute Nikki fragend an. Das war der Moment, in dem er nicht mehr so recht weiterwusste. Alles, was er sich im Vorfeld zurechtgelegt hatte, erschien ihm mit einem Male total schwachsinnig. Nikki war so high, dass er die ganze Situation nur noch wie durch einen dichten Nebelschleier wahrnahm und dass Vince ihn fragte, was los sei, bekam er nur ganz am Rande mit. Bevor er überhaupt wusste, was er tat, hatte er Vince schon fest mit beiden Händen an den Schultern gepackt und ihn ruppig gegen die Wand gedrängt. Er kam ihm so nah, dass ihre Lippen nur wenige Millimeter trennten und es gab Nikki so unendlich viel Hoffnung, dass Vince sich nicht rührte und ihn gewähren ließ. Vielleicht hatte er sein Ziel schon erreicht und er konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. “Ich will dich“, flüsterte Nikki sanft, vollkommen sicher, dass er Vince endlich dort hatte, wo er ihn seit Jahren haben wollte. Und dann küsste er ihn. Augenblicklich war dieses unbeschreibliche Gefühl von damals wieder da und es jagte einen warmen Schauer durch seinen ganzen Körper. Er wollte sich fest an ihn pressen und ihn am liebsten gar nicht mehr loslassen, als Vince ihm ohne Vorwarnung in die Unterlippe biss und ihn von sich stieß. Nikki schmeckte Blut und er fühlte sich überfordert, weil er damit nicht gerechnet hatte. Als er jedoch Vince‘ Blick sah, wandelte seine Unsicherheit sich in Sekundenschnelle. In seinen braunen Augen stand so viel Abscheu und Widerwille geschrieben, dass es Nikki schon körperlich wehtat. Er schämte sich unglaublich. “Fick dich, du scheiß Schwuchtel! Ich hab doch gesagt, das war ‘ne einmalige Sache! Ich steh‘ nicht auf dich!“, fauchte Vince abfällig und er riss sich endgültig los und wollte gehen. Nikki spürte sein Herz brechen und innerhalb eines Wimpernschlages war da nur noch Wut in ihm. Eine tobende und wellenschlagende Wut, die ihn von innen heraus verbrannte und sein Herz zum Rasen brachte. Nein, so leicht würde er sich nicht abspeisen lassen. Vince wollte das doch, das hatte er ihm genau angesehen, verdammt! Aber gut, wenn er es sich nicht eingestehen wollte, musste Nikki ihn eben auf die harte Tour dazu bringen.
Anscheinend hatte er nicht erwartet, dass Nikki noch lange nicht mit ihm fertig war. Er würde Vince schon noch zeigen, was gut für ihn war und was er wirklich wollte. Es widerstrebte Nikki zwar, ihm wehzutun, aber Vince‘ Worte hallten immer noch in seinem Kopf nach und bohrten sich wie ein Messer in sein Herz. Keine Frage, er besaß ziemlich viel Kraft, aber selbst zugedröhnt war Nikki stärker. Er packte Vince grob an den Haaren und zerrte ihn erbarmungslos zu dem hellgrauen Sofa, auf dem Tommy regelmäßig einschlief, wenn er gerade nicht sein Schlagzeugspiel aufnehmen musste. Vince wehrte sich und er versuchte, Nikki zu treten, aber das störte ihn nicht. Dass er ihm wütend irgendetwas zurief, interessierte ihn ebenso wenig und Nikki blendete seine Stimme komplett aus. Er konnte nur noch daran denken, Vince endlich seinen Platz zu zeigen und der war nun mal an Nikkis Seite. So lange hatte er darauf gewartet und es verletzte ihn, dass von Vince zwei Jahre lang überhaupt keine Reaktion gekommen war. Aber jetzt würde er spüren, wie sehr Nikki gelitten hatte und durch welche Hölle er gehen musste. Gleiches mit Gleichem. Er sah die Angst und den Unglauben in Vince‘ Augen, als Nikki ihn rücklings auf die Couch stieß und eine Hand um seinen Hals legte, um ihn an Ort und Stelle zu halten. Es war richtig, was er tat, er hatte ja gar keine andere Wahl. In einer halben Stunde würde Vince ihm dankbar sein, weil Nikki ihm endlich gezeigt hatte, wo er hingehörte. Hier, zu ihm. Nicht in die Hölle des Alleinseins und der Schmerzen, die auch Nikki durchlebt hatte. Sie gehörten zusammen. Für immer.
Es war schwerer als gedacht, Vince festzuhalten, weil er sich immer noch aus Leibeskräften wehrte und ihn anschrie. Verflucht, wieso konnte er sich nicht einfach entspannen und endlich zulassen, dass Nikki ihm etwas Gutes tat? Warum kapierte Vince es denn nicht? Vielleicht hatte Nikki sich mitreißen lassen, ja. Aber da waren so viele Gefühle in ihm, die ihn durcheinanderbrachten und überforderten und deswegen war er besonders grob zu ihm. Vielleicht floss auch ein wenig Blut, weil Nikki ihn gebissen hatte, aber das war eigentlich nicht beabsichtigt gewesen. Er hatte seine Kraft nicht richtig eingeschätzt und das tat ihm leid. Sowas konnte passieren, das war nicht weiter schlimm. Vince würde es mit Sicherheit verkraften. Nikki tat das hier schließlich für ihn. Nein, für sie beide. Was waren denn schon ein paar Schmerzen, wenn sie den Rest ihres Lebens glücklich miteinander verbringen konnten? Es nervte ihn, dass Vince sich immer noch so sehr sträubte und einfach nicht akzeptieren wollte, dass es ihm gefiel. Nikki versuchte mit aller Macht, sich zurückzuhalten und seinem inneren Teufel nicht nachzugeben, der ihm Unaussprechliches zuflüsterte. Dass er Vince wirklich wehtun sollte, weil er es nur auf diese Art lernte. Dass Nikki ihn verlieren würde, wenn er Vince nicht jetzt auf der Stelle und für immer brach. Dass er ihn sich endgültig unterwerfen musste, sodass es keine Zweifel mehr gab, wer die Kontrolle hatte. Je heftiger Vince sich wehrte und nach ihm schlug, desto schwerer wurde es für Nikki, dem nicht nachzugeben. Er spürte, wie ihm die Kontrolle immer weiter entglitt und er jeglichen Bezug zur Realität verlor. Er gab nach. Der Teufel hatte gewonnen.
Vince wollte nicht wahrhaben, dass es ihm gefiel und dass er sich unter Nikki wohlfühlte. Genau das war sein Problem und deshalb musste Nikki zu härteren Mitteln greifen, damit er es endlich kapierte. Aber irgendwie hatte er sich das alles anders vorgestellt. Es war nicht dasselbe Gefühl wie vor zwei Jahren. Damals hatte Vince sich vor Lust in Nikkis Haare gekrallt und sich ihm willig entgegengestreckt und ihn geküsst. Aber jetzt wandt er sich verzweifelt in Nikkis Griff und er schrie jedes Mal gequält auf, wenn Nikki hart in ihn stieß. Vince hielt die Augen fest geschlossen und er warf seinen Kopf hin und her, während er schmerzerfüllt wimmerte und schrie. Es wirkte fast, als würde er schlafen und als sei er gerade in einem schrecklichen Albtraum gefangen. Das hier hatte nichts gemeinsam mit der wundervollen Nacht, die sie vor zwei Jahren miteinander verbracht hatten und Nikki zweifelte immer mehr. Machte er einen furchtbaren Fehler? Aber Vince war es doch, der ihn erst dazu gebracht hatte, das hier zu tun. Mit seiner abweisenden Art und seinen zynischen Sprüchen hatte er Nikki ja praktisch gezwungen, ihn sich zu unterwerfen. Weil er gedacht hatte, dass Vince das auch wollte, aber es nicht zugeben konnte. Noch vor wenigen Minuten war er sich so sicher gewesen, aber jetzt fühlte Nikki vor allem Unsicherheit. Das hier war falsch. Die Erkenntnis, dass Vince es nicht wollte traf ihn wie ein Faustschlag ins Gesicht. Nikki hatte so fest daran geglaubt, dass Vince mit ihm schlafen wollte und sich nur zu sehr fürchtete, es zuzugeben, aber er hatte sich geirrt. Er tat Vince weh und das auf eine unaussprechlich grausame Art und Weise. Seine Bewegungen wurden zögerlich und immer langsamer, bis Nikki schließlich ganz aufhörte und von Vince abließ. Dieser setzte sich sofort auf und rutschte ans andere Ende des Sofas, möglichst weit von Nikki weg, während er ihn nicht aus den Augen ließ. In seinem Blick erkannte Nikki Angst und Schmerz und Scham. Was hatte er bloß angerichtet? Er hätte um Vince kämpfen müssen und das direkt nach ihrem ersten Mal, aber stattdessen hatte er ihn zwei Jahre später ohne die kleinste Vorwarnung... Vergewaltigt. Er hatte Vince vergewaltigt. Dieses Wort hallte laut und bedrohlich in seinem Kopf wider und Vince‘ anklagender Blick sprach Bände. Aber vielleicht war es noch nicht zu spät. Nikki hob beschwichtigend die Hände und er murmelte eine klägliche Entschuldigung, ehe er langsam näher an Vince heranrutschte, um ihn in den Arm zu nehmen. Er stieß Nikki mit aller Kraft von sich und sprang auf. Das Geräusch der Haustür, die nur wenige Sekunden später mit einem lauten Knall ins Schloss fiel, ließ Nikki zusammenzucken und erneut spürte er sein Herz brechen. Wie hatte er das nur tun können? Wieso hatte er Vince wehgetan, obwohl er ihn doch liebte? Alles, was Nikki wollte, war an seiner Seite zu sein und das für immer, aber jetzt hatte er einfach alles zerstört. Er hatte Vince‘ Leben kaputtgemacht und das innerhalb von nur zehn verdammten Minuten. Wie sollte Vince damit fertigwerden? Er würde noch Monate oder sogar Jahre damit zu kämpfen haben und darunter leiden. Und alles nur, weil Nikki sich gekränkt gefühlt hatte und nicht wahrhaben wollte, dass Vince ihn zurückwies. Das, was Nikki ihm heute angetan hatte, musste für Vince eine unmenschliche Last sein, die er nicht tragen konnte. Die sie beide nicht tragen konnten. Wie sollte Nikki weiterleben mit dem Wissen, dass er Vince aus purem Egoismus heraus gebrochen hatte? Er konnte und wollte diese Last nicht tragen.
Nikki hatte sich selbst zerstört. Mit dem Heroin und dem ständigen Festklammern an irgendwelchen Hirngespinsten, die niemals Realität werden konnten. Er hatte alles falsch gemacht und er wusste, dass es so nicht weitergehen durfte. Das, was er Vince angetan hatte, war unverzeihlich. Wie hatte ausgerechnet das aus ihm werden können? Jetzt wusste Nikki, dass er Vince nicht verdiente. Er hatte ihn nie verdient gehabt. Niemals hätte er Vince dazu zwingen können, ihn zu lieben und dennoch hatte er es versucht. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt und verloren und nun musste er die Konsequenzen tragen. Nikki saß in seinem Badezimmer auf dem Boden und mit zittrigen Fingern setzte er die Spritze an. Zehn Milliliter. Er wusste, dass er das nicht überleben konnte, aber das war in Ordnung. Er hatte es nicht anders verdient und dennoch schnürte die Angst ihm die Kehle zu. Warum hatte er so viel falsch gemacht? Er konnte ein gequältes Schluchzen nicht unterdrücken, als er sich den Inhalt der Spritze bis auf den letzten Tropfen in die Vene seines Unterarms schoss. Jetzt war es zu spät, Nikki hatte seine Entscheidung getroffen. Und sie war richtig, das wusste er. Wenigstens einmal in seinem Leben wollte er das Richtige tun und die Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Er spürte, wie seine Muskeln immer stärker krampften und jeder Atemzug zu einer Qual wurde. Langsam ließ er sich auf den flauschigen, blutroten Vorleger vor der Badewanne sinken und während seiner letzten Atemzüge dachte er nur an Vince und daran, was sie vielleicht hätten haben können, wenn er nicht do dumm gewesen wäre. Und er bereute. Dass am nächsten Tag in der Zeitung nicht die Rede von einem toten Mötley Crüe Mitglied sein würde, sondern von zweien, konnte Nikki bis zum Schluss nicht ahnen.
Nikki ist definitiv sehr OOC geworden und es wird Vergewaltigung angedeutet. Falls ihr so etwas nicht ertragen könnt/wollt, solltet ihr nicht weiterlesen.
Auch hier muss ich ein ganz große Danke aussprechen an meinen wundervollen Freund Luca, der mir bei der Kurzbeschreibung geholfen hat <3
WARNUNG: Slash-Rape, Drugs, Chara-Death
Die Jungs von Mötley Crüe gehören ausschließlich sich selbst, ich leihe sie mir nur für diesen OS aus und verdiene damit kein Geld. Die Idee stammt aber von mir.
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I will keep quiet
You won’t even know I’m here
You won’t suspect a thing
You won’t see me in the mirror
You won’t even know I’m here
You won’t suspect a thing
You won’t see me in the mirror
Es gab genau zwei Dinge in seinem Leben, mit denen Nikki nicht umgehen konnte. Kontrollverlust und Liebe. Und doch waren diese Dinge für ihn untrennbar miteinander verbunden. Keine seiner Beziehungen mit einer Frau hatte bisher länger als ein Jahr gehalten und Nikki wusste genau, dass nur er allein daran schuld war. Er konnte unausstehlich sein und das nicht nur gegenüber Frauen, nein, auch seine Bandkollegen, Produzenten, Techniker und Manager hatten regelmäßig darunter zu leiden. Sogar sein Dealer bekam das oft zu spüren. Mötley Crüe war das Einzige, wofür es sich wirklich zu leben lohnte und das Schreiben der Songs war Nikkis Lebensinhalt. Er stand unter enormem Druck, denn allein von seiner Kreativität hing es ab, ob ein Album floppte und viele enttäuschte Fans zurückließ oder ob es an die Spitze der Charts kletterte und Mötley Crüe ein weiteres Mal zu Superstars machte. Natürlich legten Tommy und Mick auch regelmäßig solide Texte vor und selbst Vince, der sich beim Schreiben normalerweise sehr zurückhielt, hatte schon einige sehr starke Nummern rausgehauen. Ten Seconds to Love war ein gutes Beispiel. Ein grandioser Song, den Vince allein geschrieben hatte und von dem Nikki bis heute restlos begeistert war. Oder On with the Show, den Vince und Nikki gemeinsam geschrieben hatten und das nur wenige Tage nach ihrem ersten Kennenlernen. Aber im Endeffekt war es Nikki, der all die Hits entweder allein oder zusammen mit den anderen schrieb. Das Songwriting war sein größtes Talent, aber gleichzeitig auch sein größter Fluch. Wenn die Kreativität ihn packte, schrieb er manchmal drei Songs an einem Abend und sie alle wurden zu Hits, die sich millionenfach verkauften. Aber dann gab es auch andere Momente, viel dunklere, in denen die Verzweiflung überhandnahm und mit denen er nicht fertigwurde. Manchmal stockte seine Kreativität tage- oder sogar wochenlang und der Druck erhöhte sich immer mehr. Ständig rief ihn jemand an und fragte, wann er neue Songs fertig hatte, wann die Produktion des Albums weitergehen würde oder wann die nächste Tour endlich starten könne und Nikki hasste das. Er konnte seine Kreativität nicht erzwingen und dann bekam er Panik. Dass jetzt alles aus war. Dass er nie wieder einen Song zu Papier bringen konnte. Dass Mötley Crüe sich auflösen musste, weil er nichts mehr auf die Reihe brachte. Und dann blieb ihm nichts mehr. Tommy hatte seine Heather, mit der er glücklich verheiratet war. Vince hatte seine kleine Tochter Skylar, die dieses Jahr zwei wurde und die er abgöttisch liebte. Selbst Mick hatte eine Freundin und seine manchmal etwas besorgniserregende Begeisterung für Schusswaffen. Aber Nikki? Er hatte nur das Songwriting und sonst nichts. Keine Frau hielt es lange mit ihm aus, aber das wunderte ihn nicht. Er war untreu, aggressiv, ständig high oder betrunken, launisch und die meiste Zeit unterwegs; entweder mit den Jungs in einem Club, auf Tour oder im Studio. Oft wurde ihm einfach alles zu viel und dann brauchte er etwas, das ihn ablenkte und ihm ein Gefühl von Sicherheit gab. Heroin. Anfangs war es eine gute Lösung gewesen, die für Nikki keinerlei negative Nebenwirkungen hatte. Er rauchte oder spritzte es und dann ging es ihm hervorragend. Alle Sorgen und Probleme - mit einem Male weg. Oder zumindest so unbedeutend, dass er sie ganz leicht ausblenden konnte. Aber Heroin war keine Lösung. Es war ein Dämon. Einer, der sich ganz langsam und lautlos an ihn heranschlich und dann mit voller Wucht zuschlug. Nikki hatte von Anfang an gewusst, dass Heroin schnell süchtig machte und ein Entzug den lodernden Flammen der Hölle gleichkam, aber jung und dumm, wie er war, hatte er es unterschätzt. Er hatte die Macht unterschätzt, die Heroin in rasender Geschwindigkeit übernehmen konnte. Das war das zweite Problem. Nikki hatte immer die Kontrolle gehabt. Über alles und jeden. Und deshalb hatte er gedacht, dass er auch ohne Probleme das Heroin kontrollieren könne, aber in Wirklichkeit kontrollierte es ihn. Nikki hatte es wirklich nicht kommen sehen. Erst als der Dämon in Gestalt der Entzugserscheinungen das erste Mal so richtig zugeschlagen hatte, war es ihm bewusstgeworden, doch zu dem Zeitpunkt hatte er längst keine Chance mehr gehabt. Er war da, zu jeder Zeit. Tag und Nacht. Zu Hause, auf Tour, in seinem Studio. Immer. Meistens bemerkte Nikki ihn gar nicht, weil der Dämon sich ganz ruhig verhielt und in aller Stille geduldig darauf wartete, erneut zuzuschlagen. Und das würde er. Das tat er immer irgendwann. Aber leider war das Heroin nicht der einzige Dämon, den er mit sich herumschleppen musste, es gab noch einen anderen. Dieser war blond und hübsch und ziemlich vorlaut.
But I crept into your heart
You can‘t make me disappear
Til I make you
You can‘t make me disappear
Til I make you
Eigentlich war Vince selbst gar nicht das Problem. Wohl aber die Gefühle, die er in Nikki auslöste. Zwei Jahre war es jetzt her. Ein Konzert, viel Alkohol, viele Drogen. Frust, Einsamkeit und der Wunsch, wenigstens eine Nacht nicht allein zu sein. Neben jemandem zu liegen, den er kannte und der ihm vertraut war. Die ganzen Groupies erfüllten zwar ihren Zweck, aber sie nervten Nikki auch ziemlich und er wollte keines von ihnen nachts neben sich liegen haben. Aber Vince hatte er seit Jahren ständig in seiner Nähe und das auch noch verdammt gern. Nikki mochte es, mit ihm Zeit zu verbringen, auch, wenn zwischen ihnen regelmäßig die Fetzen flogen. Immer zog es ihn vor und nach den Konzerten, im Hotel, im Tourbus, im Studio zu ihm hin, weil er sich neben Vince einfach am wohlsten fühlte. So auch in dieser verhängnisvollen Nacht. Erst ein ganz kurzer, schüchterner Kuss. Dann ein langer, intensiver Blick und schließlich der zweite Kuss. Und der dritte. Der vierte, fünfte, sechste und bevor Nikki überhaupt wirklich begriffen hatte, was passierte, lag er schon unter Vince im Bett. Er hatte sich noch nie so gut gefühlt, wie in dieser Nacht, weil Vince irgendetwas an sich hatte, das ihn wahnsinnig faszinierte. Schon von Anfang an, aber Nikki hätte nie gedacht, dass es ausgerechnet darauf hinauslaufen würde. Vince hatte ihm das Gefühl gegeben, dass er sich nicht verstellen musste und dass er nicht allein war. Das kannte Nikki nicht, denn normalerweise spielte er nur eine Rolle. Schon sein ganzes Leben lang. Er war längst nicht so selbstsicher und unabhängig, wie er es gerne vorgab. Tief in seinem Inneren war er nur ein verängstigter, unsicherer Junge, der sich nach Zuneigung und Geborgenheit sehnte. Aber er musste den starken, aggressiven Kerl spielen, damit er nicht verletzt werden konnte, das hatte er sich bereits in seiner Kindheit antrainiert. Und dann war da Vince, der ihn plötzlich vollkommen aus der Bahn warf. Er hatte es ohne viele Worte in nur einer Nacht geschafft, Nikki all das zu geben, was er bereits sein Leben lang so verzweifelt suchte. Vom ersten Moment an hatte Vince sich über fünf Jahre hinweg ganz langsam in sein Herz geschlichen und das so vorsichtig und unauffällig, dass Nikki es nicht gemerkt hatte. Es musste also irgendwann so kommen, dass sie die Nacht zusammen verbrachten und alle Gefühle sich wie ein riesiges Feuerwerk auf einen Schlag offenbarten und regelrecht explodierten. Aber am nächsten Morgen hatte Vince ihn eiskalt abserviert. Es sei ein riesiger Fehler gewesen, hatte er zu Nikki gesagt, und es dürfe sich auf keinen Fall wiederholen, weil es falsch und krank sei. In diesem Moment war für Nikki eine Welt zusammengebrochen, doch er hatte nur schweigend genickt und dann sofort die Flucht ergriffen, um sich zwei Tage lang ohne etwas zu essen in seinem Hotelzimmer zu verbarrikadieren. Nikki hatte ihn und sich selbst verflucht und so sehr versucht, Vince zu hassen und diese Nacht zu vergessen, aber das war ein Ding der Unmöglichkeit. Er konnte beides nicht und es war für ihn unerträglich, Vince auch nur ansehen zu müssen. Ja, verdammt, er sehnte sich nach ihm. Nach seinen Berührungen, nach seinen Lippen und nach dem unbeschreiblichen Gefühl, die ganze Nacht in seinen Armen zu liegen. Jeden Tag, seit zwei Jahren. Er würde diese Nacht niemals vergessen und Nikki konnte das Wissen nicht ertragen, dass das, was ihn glücklich machte, für ihn unerreichbar blieb.
I made myself at home
In the cobwebs and the lies
I‘m learning all your tricks
I can hurt you from inside
In the cobwebs and the lies
I‘m learning all your tricks
I can hurt you from inside
Manchmal wusste Nikki gar nicht, was schlimmer war. Sein Verlangen nach Vince, das er niemals wieder würde stillen können oder seine Heroinsucht, die inzwischen sein ganzes Leben kontrollierte. Den anderen erzählte Nikki, dass er kein Heroin nahm und dass er nicht süchtig war. Er log ihnen eiskalt ins Gesicht und das ständig. Eigentlich jedes Mal, wenn er die Jungs sah. Es gehörte mittlerweile zu seinem Alltag, die anderen anzulügen und wenn sie dann andeuteten, dass sie ihm nicht glaubten, wurde Nikki aggressiv und provozierte in Nullkommanichts einen gewaltigen Streit, nur um von seiner Sucht abzulenken. Er wollte so gerne clean werden, aber allein schaffte er das nicht und wenn er dann Vince sah, der so tat, als sei zwischen ihnen nie etwas passiert… Vince musste gar nichts tun oder sagen, um ihm wehzutun. Das Problem war das, was er nicht tat und das, was er nicht sagte. Nur zu gerne hätte Nikki ihn gefragt, wie er immer so locker bleiben konnte und ob er überhaupt hin und wieder an ihre gemeinsame Nacht dachte. Er kam zu dem Schluss, dass es nur zwei Optionen gab. Entweder bedeutete es Vince wirklich überhaupt nichts und deshalb kam er so leicht damit klar oder er beherrschte irgendwelche Tricks, um damit fertigzuwerden oder sich zumindest nichts anmerken zu lassen. Nikki hingegen verlor regelmäßig die Fassung, aber er wollte sich vor Vince und den anderen nicht die Blöße geben und eingestehen, dass er verletzt war. Irgendetwas ließ er sich immer spontan einfallen, um zu erklären, wieso er jetzt schon wieder ausrastete und alle anschrie und mit Dingen nach ihnen warf. In gewisser Weise hatte Nikki sich auch ein paar Tricks angeeignet, damit niemand etwas merkte. Aber es machte ihn kaputt. Das Heroin sorgte dafür, dass es ihm körperlich oft miserabel ging, aber Vince hatte es geschafft, seine Seele zu verletzen. Dafür hasste Nikki ihn und doch wusste er, dass er sich augenblicklich glücklich schluchzend in Vince‘ Arme fallen lassen würde, wenn dieser es zuließ. Aber das tat er nicht. Das würde er nie tun und Nikki wollte das nicht akzeptieren. Vince konnte ihn nicht einfach verführen und ihm alles geben, was er wollte und brauchte und ihn dann ohne mit der Wimper zu zucken abservieren. Vielleicht war es für Vince nur ein bedeutungsloser One Night Stand gewesen, aber Nikki entschied, dass er sich damit nicht zufriedengeben würde. Er hatte sich lang genug zurückgehalten. Jetzt war Schluss.
I made myself a promise
You will never see me cry
Til I make you
You will never see me cry
Til I make you
Eigentlich wollte er Vince nicht wehtun, das hatte er nie gewollt. Aber er sollte die Schmerzen spüren, die Nikki seit zwei Jahren jeden Tag mit sich herumschleppte. Nur einmal. Nur für ein paar Minuten. Dann würde er vielleicht verstehen. Er wusste nicht, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Vermutlich spann sich sein heroinvernebeltes Hirn etwas Utopisches und Dummes zusammen, was ihnen beiden letztendlich das Genick brach, aber das war ihm egal. Nikki hielt es einfach nicht mehr aus. Wie oft saß er mit den Jungs im Studio und musste so tun, als sei alles in Ordnung? Während er in Wahrheit wie ein Schlosshund heulen wollte? Vielleicht sollte er das einfach mal tun. Vielleicht reichte das schon, um Vince zur Vernunft zu bringen. Wahrscheinlich würde er Nikki aber auslachen und als Pussy bezeichnen. Zu Hause, wo er allein war, weinte er oft und viel, weil es einfach zu weh tat, aber vor den Jungs versuchte Nikki, sich zu beherrschen. Keiner von ihnen hatte ihn jemals weinen sehen und er wollte verdammt sein, wenn sich das änderte. Aber Vince würde bald schon wissen, wie es sich anfühlte, wenn alles so sehr schmerzte, dass man kaum klar denken konnte.
I will be here
When you think you‘re all alone
Seeping through the cracks
I‘m the poison in your bones
When you think you‘re all alone
Seeping through the cracks
I‘m the poison in your bones
Es war zum Verrücktwerden. Sein Leben lag wie ein gewaltiger Scherbenhaufen vor ihm. Nikki hatte seit Monaten keinen Song mehr geschrieben und die Veröffentlichung des Albums musste schon mehrere Male verschoben werden. Das Label hatte sogar schon damit gedroht, Mötley Crüe zu feuern, aber das interessierte Nikki nicht. Nicht mehr. Selbst wenn er wollte, er konnte nicht schreiben. Nicht, bevor er nicht endlich eine zufriedenstellende Einigung mit Vince herbeigeführt hatte. Im besten Fall waren sie danach ein Paar und Nikki konnte in der Rolle des liebevollen, festen Freundes aufgehen und glücklich sein. Inzwischen hatte er aufgehört, zu zählen, wie oft er sich am Tag Heroin spritzte, aber Nikki wollte es auch gar nicht wissen. Er brauchte das Zeug, weil er es anders nicht aushielt. Es fühlte sich an, als sei er nie wirklich allein und das machte ihn wahnsinnig. All seine Dämonen, die er täglich bis aufs Blut bekämpfen musste, waren stets bei ihm und er wurde sie nicht los, egal was er tat. Irgendwie fanden sie immer einen Weg, ihn aus dem Hinterhalt anzugreifen und zu Boden zu reißen. Zu Hause sehnte er sich so sehr nach Vince, dass es körperlich schmerzte und er würde alles tun, um ihn zu sehen. Aber ihm dann gegenüberzustehen und zu wissen, dass er ihm niemals gehören würde, war noch schlimmer. Vince war für ihn wie eine Droge, wie Gift. Und auf die eine oder andere Art würde es Nikki wahrscheinlich irgendwann umbringen.
My love is your disease
I won‘t let it set you free
Til I break you
I won‘t let it set you free
Til I break you
Theoretisch war es ganz einfach, Vince endlich dazu zu bringen, seine Entscheidung nochmal zu überdenken. Verdammt, so blöd konnte er doch nicht sein, oder? Er musste doch ganz deutlich erkennen, dass Nikki die einzig richtige Wahl für ihn war! Nikki tat ihm wenigstens gut, anders als diese blonden Dummchen, mit denen Vince sich ständig abgab und die er sowieso nach kurzer Zeit betrog, weil sie ihn langweilten. Aber anstatt sich mal mit dem Grund dafür auseinanderzusetzen, suchte er sich immer wieder neue Frauen mit der Intelligenz eines Holzbrettes, die wirklich nur für das Eine zu gebrauchen waren. Kein Wunder also, dass Vince schnell das Interesse verlor. Doch er scherte sich nicht darum und war so furchtbar uneinsichtig. Praktisch war es also wesentlich schwieriger, ihm etwas beizubringen, weil Vince es auch einfach nicht verstehen wollte. Nikki konnte nicht mehr darauf warten, dass Vince von sich aus irgendwann begriff, was er eigentlich an ihm hatte. Seine Geduld war am Ende und er wusste, dass er Vince einen kleinen, oder vielleicht auch großen, Schubs geben musste. Danach würde er es verstehen und er würde Nikki dankbar sein. Immer wieder zögerte Nikki, weil er Angst hatte, dass Vince ihn endgültig und unwiderruflich von sich stieß. Deshalb setzte er sich einen Schuss in seinem Badezimmer, während Mick den Gitarrensound für einen Song einspielte, den er selbst geschrieben hatte. Wenigstens einer kümmerte sich ein bisschen um das neue Album. Mehrere Male hatte Nikki doch in letzter Minute alles verworfen, weil ihn der Mut verließ, aber heute wollte er es durchziehen. Und er tat es. Gott sei Dank war er bei seinem Umzug auf die Idee gekommen, in seinem neuen Haus ein Aufnahmestudio einbauen zu lassen, sodass sie sich die Kosten für ein gemietetes Studio in Zukunft sparen konnten. Nachdem Tommy und Mick sich verabschiedet hatten, hielt er Vince am Arm zurück und der schaute Nikki fragend an. Das war der Moment, in dem er nicht mehr so recht weiterwusste. Alles, was er sich im Vorfeld zurechtgelegt hatte, erschien ihm mit einem Male total schwachsinnig. Nikki war so high, dass er die ganze Situation nur noch wie durch einen dichten Nebelschleier wahrnahm und dass Vince ihn fragte, was los sei, bekam er nur ganz am Rande mit. Bevor er überhaupt wusste, was er tat, hatte er Vince schon fest mit beiden Händen an den Schultern gepackt und ihn ruppig gegen die Wand gedrängt. Er kam ihm so nah, dass ihre Lippen nur wenige Millimeter trennten und es gab Nikki so unendlich viel Hoffnung, dass Vince sich nicht rührte und ihn gewähren ließ. Vielleicht hatte er sein Ziel schon erreicht und er konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. “Ich will dich“, flüsterte Nikki sanft, vollkommen sicher, dass er Vince endlich dort hatte, wo er ihn seit Jahren haben wollte. Und dann küsste er ihn. Augenblicklich war dieses unbeschreibliche Gefühl von damals wieder da und es jagte einen warmen Schauer durch seinen ganzen Körper. Er wollte sich fest an ihn pressen und ihn am liebsten gar nicht mehr loslassen, als Vince ihm ohne Vorwarnung in die Unterlippe biss und ihn von sich stieß. Nikki schmeckte Blut und er fühlte sich überfordert, weil er damit nicht gerechnet hatte. Als er jedoch Vince‘ Blick sah, wandelte seine Unsicherheit sich in Sekundenschnelle. In seinen braunen Augen stand so viel Abscheu und Widerwille geschrieben, dass es Nikki schon körperlich wehtat. Er schämte sich unglaublich. “Fick dich, du scheiß Schwuchtel! Ich hab doch gesagt, das war ‘ne einmalige Sache! Ich steh‘ nicht auf dich!“, fauchte Vince abfällig und er riss sich endgültig los und wollte gehen. Nikki spürte sein Herz brechen und innerhalb eines Wimpernschlages war da nur noch Wut in ihm. Eine tobende und wellenschlagende Wut, die ihn von innen heraus verbrannte und sein Herz zum Rasen brachte. Nein, so leicht würde er sich nicht abspeisen lassen. Vince wollte das doch, das hatte er ihm genau angesehen, verdammt! Aber gut, wenn er es sich nicht eingestehen wollte, musste Nikki ihn eben auf die harte Tour dazu bringen.
You‘ll never know what hit you
Won‘t see me closing in
I‘m gonna make you suffer
This hell you put me in
Won‘t see me closing in
I‘m gonna make you suffer
This hell you put me in
Anscheinend hatte er nicht erwartet, dass Nikki noch lange nicht mit ihm fertig war. Er würde Vince schon noch zeigen, was gut für ihn war und was er wirklich wollte. Es widerstrebte Nikki zwar, ihm wehzutun, aber Vince‘ Worte hallten immer noch in seinem Kopf nach und bohrten sich wie ein Messer in sein Herz. Keine Frage, er besaß ziemlich viel Kraft, aber selbst zugedröhnt war Nikki stärker. Er packte Vince grob an den Haaren und zerrte ihn erbarmungslos zu dem hellgrauen Sofa, auf dem Tommy regelmäßig einschlief, wenn er gerade nicht sein Schlagzeugspiel aufnehmen musste. Vince wehrte sich und er versuchte, Nikki zu treten, aber das störte ihn nicht. Dass er ihm wütend irgendetwas zurief, interessierte ihn ebenso wenig und Nikki blendete seine Stimme komplett aus. Er konnte nur noch daran denken, Vince endlich seinen Platz zu zeigen und der war nun mal an Nikkis Seite. So lange hatte er darauf gewartet und es verletzte ihn, dass von Vince zwei Jahre lang überhaupt keine Reaktion gekommen war. Aber jetzt würde er spüren, wie sehr Nikki gelitten hatte und durch welche Hölle er gehen musste. Gleiches mit Gleichem. Er sah die Angst und den Unglauben in Vince‘ Augen, als Nikki ihn rücklings auf die Couch stieß und eine Hand um seinen Hals legte, um ihn an Ort und Stelle zu halten. Es war richtig, was er tat, er hatte ja gar keine andere Wahl. In einer halben Stunde würde Vince ihm dankbar sein, weil Nikki ihm endlich gezeigt hatte, wo er hingehörte. Hier, zu ihm. Nicht in die Hölle des Alleinseins und der Schmerzen, die auch Nikki durchlebt hatte. Sie gehörten zusammen. Für immer.
I‘m underneath your skin
The devil within
You‘ll never know what hit you
The devil within
You‘ll never know what hit you
Es war schwerer als gedacht, Vince festzuhalten, weil er sich immer noch aus Leibeskräften wehrte und ihn anschrie. Verflucht, wieso konnte er sich nicht einfach entspannen und endlich zulassen, dass Nikki ihm etwas Gutes tat? Warum kapierte Vince es denn nicht? Vielleicht hatte Nikki sich mitreißen lassen, ja. Aber da waren so viele Gefühle in ihm, die ihn durcheinanderbrachten und überforderten und deswegen war er besonders grob zu ihm. Vielleicht floss auch ein wenig Blut, weil Nikki ihn gebissen hatte, aber das war eigentlich nicht beabsichtigt gewesen. Er hatte seine Kraft nicht richtig eingeschätzt und das tat ihm leid. Sowas konnte passieren, das war nicht weiter schlimm. Vince würde es mit Sicherheit verkraften. Nikki tat das hier schließlich für ihn. Nein, für sie beide. Was waren denn schon ein paar Schmerzen, wenn sie den Rest ihres Lebens glücklich miteinander verbringen konnten? Es nervte ihn, dass Vince sich immer noch so sehr sträubte und einfach nicht akzeptieren wollte, dass es ihm gefiel. Nikki versuchte mit aller Macht, sich zurückzuhalten und seinem inneren Teufel nicht nachzugeben, der ihm Unaussprechliches zuflüsterte. Dass er Vince wirklich wehtun sollte, weil er es nur auf diese Art lernte. Dass Nikki ihn verlieren würde, wenn er Vince nicht jetzt auf der Stelle und für immer brach. Dass er ihn sich endgültig unterwerfen musste, sodass es keine Zweifel mehr gab, wer die Kontrolle hatte. Je heftiger Vince sich wehrte und nach ihm schlug, desto schwerer wurde es für Nikki, dem nicht nachzugeben. Er spürte, wie ihm die Kontrolle immer weiter entglitt und er jeglichen Bezug zur Realität verlor. Er gab nach. Der Teufel hatte gewonnen.
I tried to be the lover to your nightmare
Look what you made of me
Now I‘m a heavy burden that you can‘t bear
Look what you made of me
Look what you made of me
Now I‘m a heavy burden that you can‘t bear
Look what you made of me
Vince wollte nicht wahrhaben, dass es ihm gefiel und dass er sich unter Nikki wohlfühlte. Genau das war sein Problem und deshalb musste Nikki zu härteren Mitteln greifen, damit er es endlich kapierte. Aber irgendwie hatte er sich das alles anders vorgestellt. Es war nicht dasselbe Gefühl wie vor zwei Jahren. Damals hatte Vince sich vor Lust in Nikkis Haare gekrallt und sich ihm willig entgegengestreckt und ihn geküsst. Aber jetzt wandt er sich verzweifelt in Nikkis Griff und er schrie jedes Mal gequält auf, wenn Nikki hart in ihn stieß. Vince hielt die Augen fest geschlossen und er warf seinen Kopf hin und her, während er schmerzerfüllt wimmerte und schrie. Es wirkte fast, als würde er schlafen und als sei er gerade in einem schrecklichen Albtraum gefangen. Das hier hatte nichts gemeinsam mit der wundervollen Nacht, die sie vor zwei Jahren miteinander verbracht hatten und Nikki zweifelte immer mehr. Machte er einen furchtbaren Fehler? Aber Vince war es doch, der ihn erst dazu gebracht hatte, das hier zu tun. Mit seiner abweisenden Art und seinen zynischen Sprüchen hatte er Nikki ja praktisch gezwungen, ihn sich zu unterwerfen. Weil er gedacht hatte, dass Vince das auch wollte, aber es nicht zugeben konnte. Noch vor wenigen Minuten war er sich so sicher gewesen, aber jetzt fühlte Nikki vor allem Unsicherheit. Das hier war falsch. Die Erkenntnis, dass Vince es nicht wollte traf ihn wie ein Faustschlag ins Gesicht. Nikki hatte so fest daran geglaubt, dass Vince mit ihm schlafen wollte und sich nur zu sehr fürchtete, es zuzugeben, aber er hatte sich geirrt. Er tat Vince weh und das auf eine unaussprechlich grausame Art und Weise. Seine Bewegungen wurden zögerlich und immer langsamer, bis Nikki schließlich ganz aufhörte und von Vince abließ. Dieser setzte sich sofort auf und rutschte ans andere Ende des Sofas, möglichst weit von Nikki weg, während er ihn nicht aus den Augen ließ. In seinem Blick erkannte Nikki Angst und Schmerz und Scham. Was hatte er bloß angerichtet? Er hätte um Vince kämpfen müssen und das direkt nach ihrem ersten Mal, aber stattdessen hatte er ihn zwei Jahre später ohne die kleinste Vorwarnung... Vergewaltigt. Er hatte Vince vergewaltigt. Dieses Wort hallte laut und bedrohlich in seinem Kopf wider und Vince‘ anklagender Blick sprach Bände. Aber vielleicht war es noch nicht zu spät. Nikki hob beschwichtigend die Hände und er murmelte eine klägliche Entschuldigung, ehe er langsam näher an Vince heranrutschte, um ihn in den Arm zu nehmen. Er stieß Nikki mit aller Kraft von sich und sprang auf. Das Geräusch der Haustür, die nur wenige Sekunden später mit einem lauten Knall ins Schloss fiel, ließ Nikki zusammenzucken und erneut spürte er sein Herz brechen. Wie hatte er das nur tun können? Wieso hatte er Vince wehgetan, obwohl er ihn doch liebte? Alles, was Nikki wollte, war an seiner Seite zu sein und das für immer, aber jetzt hatte er einfach alles zerstört. Er hatte Vince‘ Leben kaputtgemacht und das innerhalb von nur zehn verdammten Minuten. Wie sollte Vince damit fertigwerden? Er würde noch Monate oder sogar Jahre damit zu kämpfen haben und darunter leiden. Und alles nur, weil Nikki sich gekränkt gefühlt hatte und nicht wahrhaben wollte, dass Vince ihn zurückwies. Das, was Nikki ihm heute angetan hatte, musste für Vince eine unmenschliche Last sein, die er nicht tragen konnte. Die sie beide nicht tragen konnten. Wie sollte Nikki weiterleben mit dem Wissen, dass er Vince aus purem Egoismus heraus gebrochen hatte? Er konnte und wollte diese Last nicht tragen.
Look what you made of me
I‘ll make you see
I‘ll make you see
Nikki hatte sich selbst zerstört. Mit dem Heroin und dem ständigen Festklammern an irgendwelchen Hirngespinsten, die niemals Realität werden konnten. Er hatte alles falsch gemacht und er wusste, dass es so nicht weitergehen durfte. Das, was er Vince angetan hatte, war unverzeihlich. Wie hatte ausgerechnet das aus ihm werden können? Jetzt wusste Nikki, dass er Vince nicht verdiente. Er hatte ihn nie verdient gehabt. Niemals hätte er Vince dazu zwingen können, ihn zu lieben und dennoch hatte er es versucht. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt und verloren und nun musste er die Konsequenzen tragen. Nikki saß in seinem Badezimmer auf dem Boden und mit zittrigen Fingern setzte er die Spritze an. Zehn Milliliter. Er wusste, dass er das nicht überleben konnte, aber das war in Ordnung. Er hatte es nicht anders verdient und dennoch schnürte die Angst ihm die Kehle zu. Warum hatte er so viel falsch gemacht? Er konnte ein gequältes Schluchzen nicht unterdrücken, als er sich den Inhalt der Spritze bis auf den letzten Tropfen in die Vene seines Unterarms schoss. Jetzt war es zu spät, Nikki hatte seine Entscheidung getroffen. Und sie war richtig, das wusste er. Wenigstens einmal in seinem Leben wollte er das Richtige tun und die Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Er spürte, wie seine Muskeln immer stärker krampften und jeder Atemzug zu einer Qual wurde. Langsam ließ er sich auf den flauschigen, blutroten Vorleger vor der Badewanne sinken und während seiner letzten Atemzüge dachte er nur an Vince und daran, was sie vielleicht hätten haben können, wenn er nicht do dumm gewesen wäre. Und er bereute. Dass am nächsten Tag in der Zeitung nicht die Rede von einem toten Mötley Crüe Mitglied sein würde, sondern von zweien, konnte Nikki bis zum Schluss nicht ahnen.