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Hey, Vienna is calling

von LaLello
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Anne Kirrin Dick Kirrin Georgina "George" Kirrin Julian Kirrin OC (Own Character) Timmy
21.07.2020
22.07.2020
2
2.690
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21.07.2020 1.587
 
"Ich hoffe, wir kommen nicht allzu spät", quengelte George jetzt schon zum gefühlt hundertsten Mal, was meine Augen zum Rollen bewegte.
"Es geht sich alles aus, George, wir haben keinen Stress", gab ich meinen vergeblichen Beruhigungsversuch von mir, während ich nochmal extra aufs Gas trat, womöglich war sie dann endlich still.
Keine Chance. "Mann, Leo, warum musstest du auch verschlafen?!"
Ich gab meine Versuche auf sie ruhig zu stellen, und konzentrierte mich stattdessen auf die Straße, jedoch nervte das konstante Zucken von ihrem Bein dezent, sodass es sich beinahe anfühlte, als würde das Auto mit jedem Tappser mitbeben. Das zusätzliche Fiepsen von Timmy half der Situation nicht.
Gott sei Dank konnte ich den Bahnhof allerdings schon sehen, beziehungsweise die einzigen zwei Gleise die dieses Kaff hatte, und dazu drei Silhouetten mit einigem Gepäck.
"Da sind sie schon! Fahr rechts ran, schnell!"
Mannomann, so aufgeregt habe ich dieses Mädchen ja schon lange nicht mehr gesehen. Ich wusste ja, dass sie ihre Cousins und ihre Cousine sehr nah am Herzen trug, aber dennoch war es komisch, es in einem solchen Ausmaß miterleben zu dürfen. Ob sie sich auch so über mich freuen würde?
Nein, wahrscheinlich nicht. Dafür haben wir schon zu viel Zeit miteinander verbracht.
Wie auf Befehl fuhr ich rechts an den Straßenrand, und schon war George gemeinsam mit Timmy aus dem Wagen gehüpft und rannte auf die drei Gestalten zu und fiel ihnen direkt in die Arme.
Ich war etwas langsamer dran, stellte erstmal den Motor ab, stieg samt den Autoschlüsseln aus, und wartete auf die famosen fünf Freunde. Eine schöne Alliteration. Sie kamen mir schon entgegen, Timmy war natürlich wie immer an vorderster Stelle, und George stellte sich letztendlich an meine Seite und war bereit mich ihnen vorzustellen.
Alle trugen ein breites Lächeln im Gesicht, musterten mich kurz, und erwarteten gespannt Georges nächsten Worte.
"Leute, das ist meine Nachbarin, und Freundin, Leonie! Sie war so lieb und hat heute extra verschlafen, wo ich eigentlich gern pünktlich losgefahren wäre." Ihre Stimme triefte nur so vor Sarkasmus, und sie schlug mir nochmals demonstrativ auf die Schulter.
Immerhin namen es die anderen nicht allzu ernst, und es ging ein kurzes Lachen durch die Runde, bevor sie mich ebenfalls alle mit einer Umarmung begrüßten. Zuerst Anne, mit ihren 16 Jahren war sie inzwischen auch eine junge Dame und sah ein wenig älter aus als auf den Fotos, die mir von George gezeigt wurden. Dann kam Dick, derzeit 17 Jahre und somit so alt wie George, war gut einen Kopf größer als ich, jedoch bei ein paar wenigen Zentimetern nicht ganz so groß wie Julian, welcher mit 18 so alt wie ich war. "George hat schon viel über dich erzählt", meinte der Älteste, während er sich aus der kurzen Umarmung wieder löste.
"Kann dasselbe über euch behaupten. Tut mir leid, dass es von mir keine coolen Erzählungen aus Kairo oder Thailand gibt", erwiderte ich, als ich mit den Schultern zuckte. Ich schnappte mir einen der zwei pinken Koffer von Anne, und ging um das Auto herum zum Kofferraum um das Gepäck erstmal zu verstauen.
Das Gespräch war allerdings noch nicht abgeschlossen. "Ach, also ich finde schon, dass das Fallen in einen Farbtopf während dem Kunstunterricht dem ganzen ziemlich nach kommt", lachte Dick, während er mit seinem Koffer mir hinterher kam. Och nö. Ich meine, die Geschichte ist zwar jetzt nicht die peinlichste, aber peinlich genug. Ich bin damals halt genau über nichts außer Luft gestolpert, und das alles war nur meiner tollen Koordination zu verdanken.
Anstatt mich irgendwie aufzuregen, setzte ich ein übertrieben vorgespieltes Lächeln auf und sah Dick direkt an. "Das freut mich aber, dass euch mein Leiden so schön unterhält." Mit einem Ächzen hob ich Annes Koffer in den Kofferraum und meine Augenen weiteten sich. "Hast du Steine eingepackt, Anne? Das dapackt doch keiner!"
Das Mädchen kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Ich möchte halt auf alles vorbereitet sein."
Naja, die Koffer waren jedenfalls leicht verstaut, und schon waren wir alle am Rückweg zu dem berühmt berüchtigten Kirrin-Anwesen. George und Timmy waren natürlich wieder im Beifahrersitz, während es die anderen drei am Rücksitz doch sichtbar ein wenig eng hatten. Aber alles ging sich perfekt aus!

Nach gar nicht allzu langer Zeit, vollgepackt mit kleinen Geschichten und Smalltalk, waren wir an unserem Ziel angelangt, und tatsächlich wartete Quentin, der Vater von George und somit der Onkel des Rücksitzes, bereits vor dem Haus. Ob er auf die Gäste, oder auf sein unversehrtes Auto wartete, sollte erstmals unbekannt bleiben. Ich gab natürlich mein Bestes, perfekt in der Einfahrt zu parken, bevor alle schon aus dem Auto wuselten und sich zu Quentin hinbegaben.
Ja. Ich habe gerne für euch Taxi gespielt. Ein Danke hätte auch nicht weh getan.
Aber so höflich wie ich war, machte ich mich schonmal ans Auto ausräumen.
"Warte, ich helfe dir", sagte Julian, der schnell an meine Seite gerast war und vor mir nach Annes Ziegelstein-Koffer griff.
Ich lachte leicht. "Na immerhin einer."
Wir gaben alle Koffer direkt vor die Haustür, und schon waren alle Augen auf uns.
"Danke für deine Hilfe, Leonie!"
Ich stemmte meine Hände in die Hüfte, nur ganz leicht außer Atem, und nickte. "Na dann." Ich warf Quentin seine Autoschlüssel wieder zu, welche er gekonnt mit einer Hand auffing. "Ich schau nur kurz zu meiner Oma rüber und ich komm dann später nach." Ich verabschiedete mich mit einem Winken durch die Runde und joggte dann auf die andere Straßenseite rüber.
Meine Oma hat mich natürlich sofort bemerkt als die Tür hinter mir wieder zufiel.
"Leonie, deine Mama hat angerufen. Es hat sich sehr dringend angehört, also bitte melde dich sofort zurück", sagte sie von der Küche aus, wo sie genehm ihren Morgentee schlürfte.
Ich stieß nur einen harten Luftstoß aus. Durchatmen wäre auch mal nett, aber heute hatten auch alle irgendwo Stress. Zuerst George, dann meine Mama... Naja, jedenfalls schnappte ich mir das Telefon und ließ mich auf das Sofa im Wohnzimmer plumpsen.
Bereits nach dem ersten Biep hob meine Mutter ab.
"Hallo Mama. Hab gehört du wolltest was von mir. Was gibt es denn?", sprach ich mit einem Grinsen ins Telefon.
"Leonie, bitte ich brauche deine Hilfe hier doch ein wenig früher. Alles geht irgendwie schief, wir sind mit den Reparaturen hinterher, Lieferungen kommen nicht an, und Kunden beschweren sich immer mehr und mehr und-"
Okay, an dieser Stelle vielleicht mal eine kleine Erklärung. Meine Mutter besitzt ein Musikgeschäft mitten in Wien. Sie hat es eröffnet, nachdem mein Vater vor etwa zwölf Jahren verstorben war, da er selber Musiker war und sie auf diese Art und Weise ihm irgendwie nahe bleiben wollte. Alles lief wunderbar, sie hatte großartige Kundschaft, verdiente gut, und ihre Mitarbeiter waren immer voller Motivation. Allerdings hat sie sich vor wenigen Wochen die rechte Schulter bei einem Sturz, der die Treppe runter ging, gebrochen. Und seitdem sie nicht mehr ganz im Geschäft mitwirken kann, lief so einiges aus dem Ruder. Wie sie bereits gesagt hatte, es gab eine ordentliche Warteschlange bei den Reparaturen, welche allerdings zu einem gewissen Teil auch nicht gut durchgeführt wurden (was mir ohnehin komisch erschien, da ihre Mitarbeiter alle recht geschickt waren), Probleme bei den Lieferungen, und das komischste: nagelneue Instrumente, welche in ausgezeichnetem Zustand ankamen, waren nach wenigen Tagen auf irgendeine Art und Weise kaputt und nicht verkäuflich. Und damit wären wir wieder bei den nicht funktionierenden Reparaturen.
Und vor kurzem hat es halt geheißen, dass ich in einer Woche, womöglich in zwei, mal wieder nach Wien fahre und aushelfe.
"Okay okay, jetzt halt amal kurz die Luft an. Alles in Ordnung. Wenn du meine Hilfe brauchst, kein Problem. Ich kann morgen gegen Mittag da sein. Ist halt ein wenig schade wegen meinen Freunden, mit denen hätte ich gerne noch ein wenig Zeit verbracht, aber ist okay. Du brauchst mich gerade mehr."
Ich konnte ihre Erleichterung beinahe spüren. "Das ist sehr lieb von dir, Leonie. Und das mit deinen Freunden da tut mir leid. Sie können gerne mitkommen, wenn sie sieben Stunden Zug fahren wollen. Wien würde ihnen sicher gefallen."
Ich musste grinsen. "Tut mir leid, Mama. Aber ich bezweifle, dass sie so kurz nach ihrer Ankunft gleich wieder in einen Zug steigen wollen."

"Also ich wäre dabei."
"Bitte was?", ich blinzelte mehrmals auf Georges Antwort. Meinte sie das gerade ernst?
"Klar doch. Sieben Stunden Zugfahrt sind zwar jetzt nicht das angenehmste, aber das wäre es mir wert. Oder was meint ihr?" George schaute sich im Zimmer um. Ich saß im Schneidersitz neben ihr auf ihrem Bett und glaubte nicht, was sie da gerade gesagt hat.
Dick gab seinen Senf dazu. "Also ich wär auch dabei. Von dem was du erzählt hast, denke ich, dass da mehr dahinter steckt. Vielleicht ein Saboteur. Und falls nicht? Tja, dann werden wir einen schönen Urlaub in Österreich verbringen."
"Das nenne ich ein Wort. Ich bin ebenfalls dabei", gab Julian von sich.
"Und ich sowieso", meinte Anne. Timmy bellte bestätigend neben ihr.
Ich konnte das alles gerade nicht glauben, aber als ich es dann doch mal realisierte, musste ich lächeln.
"Na dann auf nach Wien. Um fünf Uhr morgens müssen wir am Bahnhof sein."
Ein Stöhnen ging durch die Runde. "Vielleicht fahren wir doch nicht.", jammerte Dick.
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