Briefe an Lena
von tvfanever11
Kurzbeschreibung
Es gibt da dieses Mädchen, beliebt, sportlich und wunderschön und dann gibt es da mich. Schlau, Unsportlich und Unsichtbar. Wie könnte da ein Brief helfen, eine verlorene Freundschaft wieder ins rollen zu bringen. Was für Hindernisse stehen bevor und wie viele Personen stehen zwischen dem großem Glück? Lasst euch Überraschen und taucht ein in die Geschichte ....
GeschichteFamilie, Liebesgeschichte / P16 / FemSlash
OC (Own Character)
SGS Essen
26.06.2020
07.12.2020
12
33.566
18
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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03.07.2020
2.841
Hallo an alle,
vielen Dank für die warmen Worte von euch zum ersten Kapitel. Ich möchte mich hier auch noch einmal bei den freiwilligen Leser bedanken, die meine Geschichte vorab schon lesen wollten. Eure Meinung hat mir sehr geholfen.
Schreibt mir gerne was ihr von dem Kapitel hier haltet.
Grüße Franzi
Kapitel 2
Piep. Piep. Piep.
Ich seufzte auf und setzte mich Müde auf. 4 Uhr. Viel zu früh. Gähnend stand ich auf und ging kurz Duschen, bevor ich mich anzog. Draußen regnete es. Na super. Mit meiner Regenjacke bewaffnet, schnappte ich mein Fahrrad und fuhr zum Postamt. Dort bekam ich meine Tasche voller Zeitungen. Als ich diese auf mein Fahrrad band, ächzte es. Dann ging es los. 2 Stunden fuhr ich durch unseren kleinen Ort und verteilte die Zeitungen. Ich fuhr immer so meine Runde, dass ich bei Lena ihrem Haus als letztes vorbeikam. Meistens lief sie Samstagmorgen. Dann hatte ich das Glück einen kurzen Blick auf sie zu werfen. Manchmal sagte sie mir sogar einen Guten Morgen. Aber heute wartete ich vergebens. Seufzend klemmte ich die Zeitung in den Schlitz an der Tür und lief dann zu meinem Fahrrad zurück. Ich war bis auf die Knochen durchgeweicht und mir war kalt. Mein Blick ging kurz nach oben und ich sah eine Gestalt am oberen Fenster stehen. Leider war meine Brille so verschwommen, durch den Regen, dass ich nicht erkannte wer es war. Weshalb ich weiterfuhr. Am Postamt gab ich die Tasche wieder ab. „Ach Franzi. Du bist ja bis auf die Knochen durchnässt.“ Berta gab mir ein Handtuch. „Danke.“ „Willst du einen Kaffee?“ „Heute nicht. Ich bevorzuge meine heiße Dusche, falls das heiße Wasser funktioniert.“ „Dann fahr nachhause. Und Grüße deine Oma von mir.“ „Mach ich.“ Ich winkte und lief zurück zu meinem Rad. Der Weg bis zu mir dauerte gefühlt doppelt so lang, als sonst. Als ich eintrat stand Oma schon mit einem Handtuch vor mir. „Zieh die Sachen am besten gleich dort aus.“ Ich nickte und zitterte leicht. Langsam schälte ich mich aus meiner Jacke, Shirt, Schuhe und Hose. Danach verschwand ich sofort ins Bad. Einmal unter der Dusche kam langsam warmes Wasser. Es war zwar nur Lauwarm, aber besser als nichts. Nachdem ich halbwegs wieder normal war, trocknete ich mich ab und föhnte mein Haar. Mit meiner trockenen Brille und dem Handtuch um den Körper geschlungen lief ich in mein Zimmer und zog mich an. Danach gab es Frühstück. Oma machte samstags immer Pfannkuchen.
„Hier deine Liste. Warte ich gebe dir Geld.“ „Ist ok. Ich habe welches einstecken.“ „Lass mich dir trotzdem etwas geben.“ Sie gab mir 20 Euro. „Danke Oma.“ Sie lächelte mich an. „Warum kaufst du dir davon nicht etwas Schönes. Es ist Sommer. Einen Hut oder etwas Anderes.“ „Ich schau mal, ok.“ Sie nickte und ich nahm die Liste. Zum Glück hatte der Regen endlich nachgelassen. Ich trocknete mein Rad etwas ab und schulterte meinen Rucksack.
Mit Wagen bewaffnet lief ich durch die Reihen und packte die ganzen Sachen in den Korb, die Oma aufgeschrieben hat. Zwischendurch musste ich immer mal wieder Gähnen. Der Schlafmangel war samstags immer am schlimmsten. Ich lief gerade um die nächste Ecke, als ich in einen anderen Korb stieß. „Entschuldigung.“ „Ist nicht schlimm.“ Ich sah auf und sah in braune Augen. Lena. „Ähm, Lena hi.“ „Schon wieder unterwegs. Ich wäre wieder ins Bett.“ „Ähm.“ Verwirrt sah ich sie an. „Du hast doch die Post ausgetragen oder? Jeden Samstag.“ „Oh, ja. Stimmt, ähm. Ist nur ein Nebenjob.“ „Scheinbar hast du mehrere Nebenjobs.“ Ich zuckte die Schultern. „Franzi.“ Ich sah zu Frau Oberdorf auf. „Guten Morgen, Frau Oberdorf.“ „Du sollst mich doch Claudia nennen. Geht das nachher mit den Babysitten klar.“ „Ja, natürlich. 13 Uhr.“ Sie lächelte mich an. „Du bist ein Schatz.“ „Kein Problem. Ich muss dann mal weiter. Bis später.“ Ich sah kurz zu Lena, bevor ich weiterlief. Sobald ich alles hatte, ging ich zur Kasse. „Morgen Franzi.“ „Morgen Jeff. Wie geht es dir und Sara?“ „Gut, gut. Und dir und deiner Oma.“ „Auch.“ Ich zuckte die Schultern. „Hast du Lust dir etwas dazu zu verdienen.“ „Du weißt doch. Immer.“ Er lächelte mich an. „Du weißt wie ungerne ich Rasenmähe. 50 Euro.“ „Ich komme gegen 17 Uhr vorbei.“ „Super. Wenn du willst, kannst du mit zu Abendessen.“ „Das ist schon ok. Du weißt doch, ich lass Oma ungerne alleine.“ „Natürlich.“ Er lächelte mich an und zog alles über die Kasse. „75,89€.“ Ich gab ihm 80. „Also bis später.“ „Ja, bis dann.“ Ich packte alles in meinen Rucksack oder in Beutel und lief nach draußen. Mit dem Rad fuhr ich nachhause. Mit den Jahren hatte ich es raus, mich auszubalancieren. Im Haus rief ich nach Oma und stellte die Tüten ab. „Schon zurück.“ „Ja. Ich bin heute Abend noch kurz bei Jeff. Also könnte es etwas später werden.“ „Nicht schlimm.“ „Und hast du etwas für dich gefunden.“ „Oh, das habe ich total vergessen. Ich werde am Montag einfach schauen, ist das ok.“ „Natürlich.“ Sie strich mir über die Wange. „Würdest du mir die Liege nachher rausstellen. Ich denke ich verbringe meinen Nachmittag im Garten.“ „Natürlich, aber denk dran…“ „Ja, nicht in die Sonne und viel trinken.“ „Ich mach mir nur sorgen.“ „Eigentlich sollte ich mir eher Sorgen um dich machen. Du arbeitest zu viel.“ „Mir geht es gut. Keine Sorge.“ Lächelnd verräumte ich die Lebensmittel im Schrank.
Nach dem Mittag fuhr ich mit dem Rad zu Lena ihrem Haus. Lena ihr Bruder Max ist gerade einmal 6 Jahre, weshalb er noch nicht unbedingt zu Auswärtsspielen mit soll. Ich klingelte und hielt mich an meinem Rucksack fest. Schnelle Schritte und Rufe waren zu hören. Max öffnete mir strahlend die Tür. „Franzi.“ Ich hob ihn lächelnd hoch. „Na mein Großer.“ „Ich habe geübt. Du musst dir nachher die Aufgabe ansehen die du mir letztes Mal gegeben hast.“ „Unbedingt.“ Lächelnd lief ich nach drinnen und schloss die Tür hinter mir. Dort zog ich meine Schuhe und Jacke aus. „Ah, du bist schon da. Wie immer pünktlich, im Gegensatz zu meiner Tochter.“ Sie drehte sich zur Treppe. „Lena, wir müssen los.“ „Komme.“ „Du siehst blass aus.“ Claudia strich mir über die Wange. „Mir geht’s gut. Nur etwas wenig Schlaf.“ „Du musst sagen, wenn es zu viel ist. Wenn nicht frage ich mal meine Schwester ob sie Max nimmt.“ „Nein ist ok. Ich mag es Zeit mit ihm zu verbringen. Das hier ist wirklich keine Arbeit.“ Sie nickte und wir sahen auf, als Lena mit ihrer Sporttasche und ihrem Haarband im Haar nach unten kam. „Fertig. Hi, Franzi.“ „Hi.“ Ich winkte kurz. „Ok, geht ihr jetzt. Ich will Franzi meine Aufgabe zeigen.“ Wir grinsten zu dem kleinen. „Keine Sorge, Max. Ich sehe sie mir an und ich habe dir auch eine neue mitgebracht.“ Seine Augen leuchteten auf und er sprang in die Luft. „Super.“ „Ok, wir sollten gehen. Frank.“ „Komme.“ Herr Oberdorf kam und lächelte mich an. „Hallo Franzi.“ „Herr Oberdorf.“ Er verdrehte die Augen. „Wann wirst du mich endlich Frank nennen.“ „Wahrscheinlich nie.“ Ich grinste ihn an. „Gut, falls was ist hast du ja unsere Nummer.“ „Alles gut.“ „Gut. Wir sollten gegen halb fünf zurück sein.“ „Viel Glück.“ Ich sah kurz zu Lena. „Danke.“ Alle drei gingen und ich war mit Max alleine. „So.“ „Komm.“ Er zog mich nach oben in sein Zimmer. Dieses war dreimal so groß wie meins und hatte sehr viel Spielzeug herumliegen. „Wow. Wir sollten dann erst einmal hier aufräumen.“ „Wenn es sein muss.“ „Ich denke schon.“ Er winkte mich zum Bett und ich setzte mich auf dieses. Max hielt mir ein Blatt Papier hin. Ich las mir durch, was er geschrieben hat. „Sehr gut. Hast du das ganz alleine gemacht.“ „Naja, ich habe Lena gefragt. Aber geschrieben habe ich es selbst.“ „Sehr gut.“ Jedes Mal wenn ich hierherkomme, gab ich Max ein anderes Zitat. Er hatte dann immer die Aufgabe zu schreiben oder zu malen was es bedeutet. Es waren einfache Zitate aus Kinderbüchern, die ich in der Bibliothek herausgesucht habe. „Hast du eine neue Geschichte dabei?“ „Ja, wollen wir raus. Dann kann ich dir vorlesen.“ „Oh, ja.“ Er sprang auf. „Aber zuerst.“ Ich zeigte auf den Boden. Er seufzte und wir räumten die Sachen in die jeweiligen Kisten ein. „Na sieht doch super aus.“ „Mhm.“ Er lief zu meinem Rucksack und holte das Buch von mir heraus. Dort schriebe ich Geschichten nur für Max. Mal sind es erfundene Sachen, manchmal schrieb ich ihm aber auch Sachen aus meinem Leben, die Kindlich erzählt wurden. Er liebte besonders die Geschichten über meinen Vater, wenn dieser mit mir wieder in den Wald zum Campen fuhr.
Im Garten setzen wir uns in unsere Ecke. Ich hatte noch etwas zu trinken besorgt. Er kuschelte sich an mich und ich blätterte durch das Buch. „Charlie …“ Die Geschichte war nicht lang. Vielleicht 5 Seiten, aber Max schlief meist kurz vor Schluss ein. Lächelnd strich ich ihm durchs Haar, bevor ich mich aus seinem Griff zog und ihn hinlegte. Ich legte die Decke leicht über ihn. Meistens schläft Max jetzt eine halbe Stunde. Das gab mir immer etwas Zeit im Garten in der Hängematte zu liegen. Heute aber überfiel mich die Müdigkeit und ich schlief ein.
Ein kichern weckte mich. „Du hast geschlafen.“ Ich rückte meine Brille gerade und gähnte leicht. „Hey, entschuldige.“ „Nicht schlimm. Wollen wir etwas spielen.“ „Na klar. Was denn?“ „Ich habe dieses neue Spiel. Es heißt Lotti Karotti.“ „Das kenn ich.“ „Super, ich hole es.“ Er lief nach oben, während ich mich aus der Hängematte schälte und mich zuerst streckte. Danach lief ich zur Terrasse.
Den ganzen Nachmittag spielten wir Max sein Spiel und ich verlor jedes Mal. Er kicherte die ganze Zeit und freute sich, während ich verwirrt hier saß. Ja ich ließ ihn vielleicht beim ersten Mal gewinnen, aber die nächsten vier verlor ich haushoch. Als Claudia, Frank und Lena wiederkamen lag mein Kopf auf der Tischkante und Max sprang erneut auf. „Juhu, wieder Gewonnen.“ „Das darf doch nicht wahr sein. Wie kannst du so viel Glück haben.“ Er grinste und Claudia und Frank kamen nach draußen. „Hallo Ma, Pa. Ich habe Franzi fertiggemacht.“ Beide lachten auf, während ich seufzte. „Beim nächsten Mal spielen wir etwas Anderes.“ „Ok.“ Er grinste und umarmte mich. „Hast du meine neue Aufgabe.“ „Ja, oben.“ Er rauschte ab, während ich die Sachen wieder in den Karton räumte. „Und sonst alles ok.“ „Ja, Max war ein Engel. Wie immer. Und wie war Lena ihr Spiel.“ „Sie hat verloren. 5:1.“ „Oh, das ist Mist.“ „Ja, sie ist ganz schön deprimiert.“ Ich nickte. „Verständlich.“ Frank holte seine Brieftasche heraus und gab mir 60 Euro. „Hier, für dich.“ „Danke, aber das ist doch zu viel.“ „Ist schon ok.“ Er lächelte mich an. „Wie läuft es sonst? Geht es Linda gut.“ „Ja, es geht. Die neuen Tabletten gehen etwas auf den Kreislauf, aber sonst geht es.“ „Du weißt, wenn irgendetwas ist. Du kannst immer zu uns kommen.“ „Das ist wirklich nett, danke.“ Beide nickten. Ich lief nach oben und Max räumte sein Spiel weg. Derweil nahm ich ein Stück Papier heraus und gab es ihm. Er fing sofort an es langsam zu lesen. „Das kenne ich. Du hast es mir schon einmal vorgelesen.“ „Dann brauche ich ja keine Angst haben, das du die Aufgabe meisterst.“ Er grinste und umarmte mich kurz. „Danke, Franzi.“ „Immer wieder gerne.“ Er blieb in seinem Zimmer, während ich meinen Rucksack nahm und auf den Flur lief. Lena ihre Tür war nur angelehnt und ich sah langsam hinein. Sie lag auf dem Bett und warf den Ball hoch. „Hey.“ Ich klopfte leicht. „Hi.“ „Sorry für das Spiel.“ „Wir waren schlecht.“ Sie zuckte die Schultern. „Das nächste wird besser.“ „Vielleicht.“ Ich sah mich vorsichtig hier um. Bis jetzt war ich nur einmal hier drinnen. „Diese Sachen die du Max gibst. Denkst du nicht er ist dafür noch etwas zu jung.“ „Nein. Max ist schlau und es ist nicht schlimm wenn es nicht richtig ist. Solange er sich darüber Gedanken macht, hat er schon gewonnen.“ Sie nickte langsam. „Naja, ich sollte dann mal.“ „Gehst du nachhause.“ „Nein, ich muss noch bei Jeff Rasenmähen.“ „Du arbeitest ganz schön viel.“ „Naja, ohne Geld kein Essen. Oder Medikamente für meine Oma.“ „Wie geht es ihr?“ „Sie wird alt. Und die Arztrechnungen immer teurer. Weshalb ich froh bin, wenn ich solche Sachen wie hier bei euch oder auch bei Jeff machen darf.“ „Kann ich vielleicht helfen.“ „Nein, ist schon ok. Mir geht’s gut. Außerdem ist mir dann wenigstens nicht langweilig.“ „Als ob. Du machst jede Hausaufgabe doppelt und dreifach.“ Ich zuckte die Schultern. „Es ist deren Ding ob sie Schummeln. Die Prüfung müssen sie am Ende trotzdem ohne mich schreiben.“ Mein Blick ging zur Uhr. 16:48 Uhr. „Ich muss dann mal. Bis Montag.“ Sie nickte. „Ja, bis Montag.“ Ich lief nach unten und fuhr mit meinem Fahrrad davon.
Am nächsten Morgen stand ich gegen 7 Uhr auf und machte mich für den Tag fertig. Heute war der einzige Tag, wo ich nicht arbeiten musste. Naja wenigstens nicht für andere. Meist blieb der Tag nur um selbst etwas im Garten zu machen oder ich spielte etwas auf meiner Gitarre. Oma liebte es, wenn ich ihr etwas vorspielte. „Warum gehst du nicht etwas zum Badesee runter. Treff dich mit Klassenkameraden.“ „Omi mir geht es gut.“ „Nix da. Du kannst nicht immer nur mit mir Zeit verbringen. Nimm die Gitarre mit.“ Ich seufzte auf und stand auf. „Wegen mir.“ Ich zog mir Badesachen unter, aber ich wusste schon das ich nicht ins Wasser gehen würde. Mit meiner Gitarre und meinem Rucksack fuhr ich nach unten zum Badesee. Hier gab es einige die hier waren. Ich suchte mir eine Schattige Ecke, weit weg von der Meute. Dort spielte ich etwas und schrieb die Noten in mein Buch. „Hi, Franzi.“ Ich sah fragend auf. Liam stand vor mir. „Du schon wieder.“ Er setzte sich vor mich auf mein Handtuch. „Ich habe dich hier noch nie gesehen.“ „Es ist auch nicht wirklich mein Ding.“ „Also warum bist du dann hier.“ „Meine Oma meint ich muss mehr rausgehen.“ „Und dann sitzt du so weit weg von den anderen.“ Ich zuckte die Schultern und sah über seine Schulter. Lena war mit einigen ihrer Freunden hier. Ihr Blick wanderte kurz zu mir und dann zu Liam. „Also wegen dem Brief. Hast du es dir noch einmal überlegt?“ Er sah mich bittend an. „Liam, wie ich dir schon gesagt habe. Ich kann dir nicht einfach einen Brief schrieben.“ „Bitte. Nur einen.“ Ich seufzte und drückte meine Brille wieder etwas nach oben. „Einen Brief.“ „Super, ich gebe dir auch 50 Euro.“ „Du musst ihn aber noch einmal abschreiben und versuch dabei keine Rechtschreibfehler zu machen.“ „Geht klar.“ Er nickte und umarmte mich kurz. „Ich gebe ihn dir morgen.“ „Danke.“ Er stand auf und lief zu seinen Freunden zurück. Ich derweil schlug mir mein Buch auf die Stirn. Warum nur ich. Seufzend suchte ich mir weiter hinten eine neue Seite und fing an mitschreiben.
Liebe Lena,
mein Name ist Liam. Ich weiß du wirst mich wahrscheinlich nicht kennen. Meistens stehe ich immer am Rand und habe nicht viele Chancen für unser Fußballteam zu spielen. Seit Monaten beobachte ich dich und versuche den Mut aufzubringen mit dir zu sprechen, aber reden liegt mir nicht wirklich. Es liegt vielleicht auch daran, dass du immer von mindestens drei Leuten umgeben bist. Ich bin etwas neidisch, auf diese Leute, auch wenn es mir so vorkommt, als würdest du dies nicht wollen. Du hast manchmal diesen Blick, als würdest du am liebsten Verschwinden und wenn es nur für einen Moment ist. Ich kann verstehen das ein riesiger Druck auf deinen Schultern liegt. Du bist 17 Jahre und sollst neben der Schule und dem Training noch ein gesundes Leben führen. Ich kenne das Gefühl. Manchmal wünscht man sich einfach frei zu sein wie ein Vogel. Einfach losfliegen und den Wind spüren. Ich hoffe ich habe dich durch diesen Brief nicht abgeschreckt. Das war nicht meine Absicht. Ich hoffe du antwortest mir.
In Liebe Liam
Ich las mir den Brief mehrmals durch und änderte noch Kleinigkeiten, bevor ich wieder meine Gitarre in die Hand nahm. Langsam spielte ich eine langsame Melodie. „Du bist besser geworden.“ Lena lehnte an den Baum neben mir. „Was machst du hier?“ „Das könnte ich dich auch fragen.“ „Oma wollte das ich rausgehe. Freunde treffen.“ „Du sitzt hier aber alleine.“ „Oma hat das Memo nicht bekommen, das ich keine habe.“ Ich zuckte die Schultern und packte mein Buch weg. „Sind wir keine Freunde?“ Verwirrt sah ich zu ihr auf. „Nicht wirklich. Schon seit Jahren nicht mehr. Schon vergessen. Du bist in der Hierarchie ganz nach oben und ich bin am Ende der Nahrungskette.“ „Oh.“ Sie sah traurig zu mir. „Woods, Achtung.“ Bella warf eine Wasserbombe auf mich. Platsch. Jetzt war ich nass und sah wütend auf. „Danke für die Abkühlung.“ „Bella musste das sein.“ Lena lief wütend auf sie zu. Ich sah kurz zu ihr, aber packte dann meine Sachen zusammen und lief zu meinem Rad. Was für ein toller Nachmittag. Ich ringte mein Shirt aus und trocknete meine Brille.
vielen Dank für die warmen Worte von euch zum ersten Kapitel. Ich möchte mich hier auch noch einmal bei den freiwilligen Leser bedanken, die meine Geschichte vorab schon lesen wollten. Eure Meinung hat mir sehr geholfen.
Schreibt mir gerne was ihr von dem Kapitel hier haltet.
Grüße Franzi
Kapitel 2
Piep. Piep. Piep.
Ich seufzte auf und setzte mich Müde auf. 4 Uhr. Viel zu früh. Gähnend stand ich auf und ging kurz Duschen, bevor ich mich anzog. Draußen regnete es. Na super. Mit meiner Regenjacke bewaffnet, schnappte ich mein Fahrrad und fuhr zum Postamt. Dort bekam ich meine Tasche voller Zeitungen. Als ich diese auf mein Fahrrad band, ächzte es. Dann ging es los. 2 Stunden fuhr ich durch unseren kleinen Ort und verteilte die Zeitungen. Ich fuhr immer so meine Runde, dass ich bei Lena ihrem Haus als letztes vorbeikam. Meistens lief sie Samstagmorgen. Dann hatte ich das Glück einen kurzen Blick auf sie zu werfen. Manchmal sagte sie mir sogar einen Guten Morgen. Aber heute wartete ich vergebens. Seufzend klemmte ich die Zeitung in den Schlitz an der Tür und lief dann zu meinem Fahrrad zurück. Ich war bis auf die Knochen durchgeweicht und mir war kalt. Mein Blick ging kurz nach oben und ich sah eine Gestalt am oberen Fenster stehen. Leider war meine Brille so verschwommen, durch den Regen, dass ich nicht erkannte wer es war. Weshalb ich weiterfuhr. Am Postamt gab ich die Tasche wieder ab. „Ach Franzi. Du bist ja bis auf die Knochen durchnässt.“ Berta gab mir ein Handtuch. „Danke.“ „Willst du einen Kaffee?“ „Heute nicht. Ich bevorzuge meine heiße Dusche, falls das heiße Wasser funktioniert.“ „Dann fahr nachhause. Und Grüße deine Oma von mir.“ „Mach ich.“ Ich winkte und lief zurück zu meinem Rad. Der Weg bis zu mir dauerte gefühlt doppelt so lang, als sonst. Als ich eintrat stand Oma schon mit einem Handtuch vor mir. „Zieh die Sachen am besten gleich dort aus.“ Ich nickte und zitterte leicht. Langsam schälte ich mich aus meiner Jacke, Shirt, Schuhe und Hose. Danach verschwand ich sofort ins Bad. Einmal unter der Dusche kam langsam warmes Wasser. Es war zwar nur Lauwarm, aber besser als nichts. Nachdem ich halbwegs wieder normal war, trocknete ich mich ab und föhnte mein Haar. Mit meiner trockenen Brille und dem Handtuch um den Körper geschlungen lief ich in mein Zimmer und zog mich an. Danach gab es Frühstück. Oma machte samstags immer Pfannkuchen.
„Hier deine Liste. Warte ich gebe dir Geld.“ „Ist ok. Ich habe welches einstecken.“ „Lass mich dir trotzdem etwas geben.“ Sie gab mir 20 Euro. „Danke Oma.“ Sie lächelte mich an. „Warum kaufst du dir davon nicht etwas Schönes. Es ist Sommer. Einen Hut oder etwas Anderes.“ „Ich schau mal, ok.“ Sie nickte und ich nahm die Liste. Zum Glück hatte der Regen endlich nachgelassen. Ich trocknete mein Rad etwas ab und schulterte meinen Rucksack.
Mit Wagen bewaffnet lief ich durch die Reihen und packte die ganzen Sachen in den Korb, die Oma aufgeschrieben hat. Zwischendurch musste ich immer mal wieder Gähnen. Der Schlafmangel war samstags immer am schlimmsten. Ich lief gerade um die nächste Ecke, als ich in einen anderen Korb stieß. „Entschuldigung.“ „Ist nicht schlimm.“ Ich sah auf und sah in braune Augen. Lena. „Ähm, Lena hi.“ „Schon wieder unterwegs. Ich wäre wieder ins Bett.“ „Ähm.“ Verwirrt sah ich sie an. „Du hast doch die Post ausgetragen oder? Jeden Samstag.“ „Oh, ja. Stimmt, ähm. Ist nur ein Nebenjob.“ „Scheinbar hast du mehrere Nebenjobs.“ Ich zuckte die Schultern. „Franzi.“ Ich sah zu Frau Oberdorf auf. „Guten Morgen, Frau Oberdorf.“ „Du sollst mich doch Claudia nennen. Geht das nachher mit den Babysitten klar.“ „Ja, natürlich. 13 Uhr.“ Sie lächelte mich an. „Du bist ein Schatz.“ „Kein Problem. Ich muss dann mal weiter. Bis später.“ Ich sah kurz zu Lena, bevor ich weiterlief. Sobald ich alles hatte, ging ich zur Kasse. „Morgen Franzi.“ „Morgen Jeff. Wie geht es dir und Sara?“ „Gut, gut. Und dir und deiner Oma.“ „Auch.“ Ich zuckte die Schultern. „Hast du Lust dir etwas dazu zu verdienen.“ „Du weißt doch. Immer.“ Er lächelte mich an. „Du weißt wie ungerne ich Rasenmähe. 50 Euro.“ „Ich komme gegen 17 Uhr vorbei.“ „Super. Wenn du willst, kannst du mit zu Abendessen.“ „Das ist schon ok. Du weißt doch, ich lass Oma ungerne alleine.“ „Natürlich.“ Er lächelte mich an und zog alles über die Kasse. „75,89€.“ Ich gab ihm 80. „Also bis später.“ „Ja, bis dann.“ Ich packte alles in meinen Rucksack oder in Beutel und lief nach draußen. Mit dem Rad fuhr ich nachhause. Mit den Jahren hatte ich es raus, mich auszubalancieren. Im Haus rief ich nach Oma und stellte die Tüten ab. „Schon zurück.“ „Ja. Ich bin heute Abend noch kurz bei Jeff. Also könnte es etwas später werden.“ „Nicht schlimm.“ „Und hast du etwas für dich gefunden.“ „Oh, das habe ich total vergessen. Ich werde am Montag einfach schauen, ist das ok.“ „Natürlich.“ Sie strich mir über die Wange. „Würdest du mir die Liege nachher rausstellen. Ich denke ich verbringe meinen Nachmittag im Garten.“ „Natürlich, aber denk dran…“ „Ja, nicht in die Sonne und viel trinken.“ „Ich mach mir nur sorgen.“ „Eigentlich sollte ich mir eher Sorgen um dich machen. Du arbeitest zu viel.“ „Mir geht es gut. Keine Sorge.“ Lächelnd verräumte ich die Lebensmittel im Schrank.
Nach dem Mittag fuhr ich mit dem Rad zu Lena ihrem Haus. Lena ihr Bruder Max ist gerade einmal 6 Jahre, weshalb er noch nicht unbedingt zu Auswärtsspielen mit soll. Ich klingelte und hielt mich an meinem Rucksack fest. Schnelle Schritte und Rufe waren zu hören. Max öffnete mir strahlend die Tür. „Franzi.“ Ich hob ihn lächelnd hoch. „Na mein Großer.“ „Ich habe geübt. Du musst dir nachher die Aufgabe ansehen die du mir letztes Mal gegeben hast.“ „Unbedingt.“ Lächelnd lief ich nach drinnen und schloss die Tür hinter mir. Dort zog ich meine Schuhe und Jacke aus. „Ah, du bist schon da. Wie immer pünktlich, im Gegensatz zu meiner Tochter.“ Sie drehte sich zur Treppe. „Lena, wir müssen los.“ „Komme.“ „Du siehst blass aus.“ Claudia strich mir über die Wange. „Mir geht’s gut. Nur etwas wenig Schlaf.“ „Du musst sagen, wenn es zu viel ist. Wenn nicht frage ich mal meine Schwester ob sie Max nimmt.“ „Nein ist ok. Ich mag es Zeit mit ihm zu verbringen. Das hier ist wirklich keine Arbeit.“ Sie nickte und wir sahen auf, als Lena mit ihrer Sporttasche und ihrem Haarband im Haar nach unten kam. „Fertig. Hi, Franzi.“ „Hi.“ Ich winkte kurz. „Ok, geht ihr jetzt. Ich will Franzi meine Aufgabe zeigen.“ Wir grinsten zu dem kleinen. „Keine Sorge, Max. Ich sehe sie mir an und ich habe dir auch eine neue mitgebracht.“ Seine Augen leuchteten auf und er sprang in die Luft. „Super.“ „Ok, wir sollten gehen. Frank.“ „Komme.“ Herr Oberdorf kam und lächelte mich an. „Hallo Franzi.“ „Herr Oberdorf.“ Er verdrehte die Augen. „Wann wirst du mich endlich Frank nennen.“ „Wahrscheinlich nie.“ Ich grinste ihn an. „Gut, falls was ist hast du ja unsere Nummer.“ „Alles gut.“ „Gut. Wir sollten gegen halb fünf zurück sein.“ „Viel Glück.“ Ich sah kurz zu Lena. „Danke.“ Alle drei gingen und ich war mit Max alleine. „So.“ „Komm.“ Er zog mich nach oben in sein Zimmer. Dieses war dreimal so groß wie meins und hatte sehr viel Spielzeug herumliegen. „Wow. Wir sollten dann erst einmal hier aufräumen.“ „Wenn es sein muss.“ „Ich denke schon.“ Er winkte mich zum Bett und ich setzte mich auf dieses. Max hielt mir ein Blatt Papier hin. Ich las mir durch, was er geschrieben hat. „Sehr gut. Hast du das ganz alleine gemacht.“ „Naja, ich habe Lena gefragt. Aber geschrieben habe ich es selbst.“ „Sehr gut.“ Jedes Mal wenn ich hierherkomme, gab ich Max ein anderes Zitat. Er hatte dann immer die Aufgabe zu schreiben oder zu malen was es bedeutet. Es waren einfache Zitate aus Kinderbüchern, die ich in der Bibliothek herausgesucht habe. „Hast du eine neue Geschichte dabei?“ „Ja, wollen wir raus. Dann kann ich dir vorlesen.“ „Oh, ja.“ Er sprang auf. „Aber zuerst.“ Ich zeigte auf den Boden. Er seufzte und wir räumten die Sachen in die jeweiligen Kisten ein. „Na sieht doch super aus.“ „Mhm.“ Er lief zu meinem Rucksack und holte das Buch von mir heraus. Dort schriebe ich Geschichten nur für Max. Mal sind es erfundene Sachen, manchmal schrieb ich ihm aber auch Sachen aus meinem Leben, die Kindlich erzählt wurden. Er liebte besonders die Geschichten über meinen Vater, wenn dieser mit mir wieder in den Wald zum Campen fuhr.
Im Garten setzen wir uns in unsere Ecke. Ich hatte noch etwas zu trinken besorgt. Er kuschelte sich an mich und ich blätterte durch das Buch. „Charlie …“ Die Geschichte war nicht lang. Vielleicht 5 Seiten, aber Max schlief meist kurz vor Schluss ein. Lächelnd strich ich ihm durchs Haar, bevor ich mich aus seinem Griff zog und ihn hinlegte. Ich legte die Decke leicht über ihn. Meistens schläft Max jetzt eine halbe Stunde. Das gab mir immer etwas Zeit im Garten in der Hängematte zu liegen. Heute aber überfiel mich die Müdigkeit und ich schlief ein.
Ein kichern weckte mich. „Du hast geschlafen.“ Ich rückte meine Brille gerade und gähnte leicht. „Hey, entschuldige.“ „Nicht schlimm. Wollen wir etwas spielen.“ „Na klar. Was denn?“ „Ich habe dieses neue Spiel. Es heißt Lotti Karotti.“ „Das kenn ich.“ „Super, ich hole es.“ Er lief nach oben, während ich mich aus der Hängematte schälte und mich zuerst streckte. Danach lief ich zur Terrasse.
Den ganzen Nachmittag spielten wir Max sein Spiel und ich verlor jedes Mal. Er kicherte die ganze Zeit und freute sich, während ich verwirrt hier saß. Ja ich ließ ihn vielleicht beim ersten Mal gewinnen, aber die nächsten vier verlor ich haushoch. Als Claudia, Frank und Lena wiederkamen lag mein Kopf auf der Tischkante und Max sprang erneut auf. „Juhu, wieder Gewonnen.“ „Das darf doch nicht wahr sein. Wie kannst du so viel Glück haben.“ Er grinste und Claudia und Frank kamen nach draußen. „Hallo Ma, Pa. Ich habe Franzi fertiggemacht.“ Beide lachten auf, während ich seufzte. „Beim nächsten Mal spielen wir etwas Anderes.“ „Ok.“ Er grinste und umarmte mich. „Hast du meine neue Aufgabe.“ „Ja, oben.“ Er rauschte ab, während ich die Sachen wieder in den Karton räumte. „Und sonst alles ok.“ „Ja, Max war ein Engel. Wie immer. Und wie war Lena ihr Spiel.“ „Sie hat verloren. 5:1.“ „Oh, das ist Mist.“ „Ja, sie ist ganz schön deprimiert.“ Ich nickte. „Verständlich.“ Frank holte seine Brieftasche heraus und gab mir 60 Euro. „Hier, für dich.“ „Danke, aber das ist doch zu viel.“ „Ist schon ok.“ Er lächelte mich an. „Wie läuft es sonst? Geht es Linda gut.“ „Ja, es geht. Die neuen Tabletten gehen etwas auf den Kreislauf, aber sonst geht es.“ „Du weißt, wenn irgendetwas ist. Du kannst immer zu uns kommen.“ „Das ist wirklich nett, danke.“ Beide nickten. Ich lief nach oben und Max räumte sein Spiel weg. Derweil nahm ich ein Stück Papier heraus und gab es ihm. Er fing sofort an es langsam zu lesen. „Das kenne ich. Du hast es mir schon einmal vorgelesen.“ „Dann brauche ich ja keine Angst haben, das du die Aufgabe meisterst.“ Er grinste und umarmte mich kurz. „Danke, Franzi.“ „Immer wieder gerne.“ Er blieb in seinem Zimmer, während ich meinen Rucksack nahm und auf den Flur lief. Lena ihre Tür war nur angelehnt und ich sah langsam hinein. Sie lag auf dem Bett und warf den Ball hoch. „Hey.“ Ich klopfte leicht. „Hi.“ „Sorry für das Spiel.“ „Wir waren schlecht.“ Sie zuckte die Schultern. „Das nächste wird besser.“ „Vielleicht.“ Ich sah mich vorsichtig hier um. Bis jetzt war ich nur einmal hier drinnen. „Diese Sachen die du Max gibst. Denkst du nicht er ist dafür noch etwas zu jung.“ „Nein. Max ist schlau und es ist nicht schlimm wenn es nicht richtig ist. Solange er sich darüber Gedanken macht, hat er schon gewonnen.“ Sie nickte langsam. „Naja, ich sollte dann mal.“ „Gehst du nachhause.“ „Nein, ich muss noch bei Jeff Rasenmähen.“ „Du arbeitest ganz schön viel.“ „Naja, ohne Geld kein Essen. Oder Medikamente für meine Oma.“ „Wie geht es ihr?“ „Sie wird alt. Und die Arztrechnungen immer teurer. Weshalb ich froh bin, wenn ich solche Sachen wie hier bei euch oder auch bei Jeff machen darf.“ „Kann ich vielleicht helfen.“ „Nein, ist schon ok. Mir geht’s gut. Außerdem ist mir dann wenigstens nicht langweilig.“ „Als ob. Du machst jede Hausaufgabe doppelt und dreifach.“ Ich zuckte die Schultern. „Es ist deren Ding ob sie Schummeln. Die Prüfung müssen sie am Ende trotzdem ohne mich schreiben.“ Mein Blick ging zur Uhr. 16:48 Uhr. „Ich muss dann mal. Bis Montag.“ Sie nickte. „Ja, bis Montag.“ Ich lief nach unten und fuhr mit meinem Fahrrad davon.
Am nächsten Morgen stand ich gegen 7 Uhr auf und machte mich für den Tag fertig. Heute war der einzige Tag, wo ich nicht arbeiten musste. Naja wenigstens nicht für andere. Meist blieb der Tag nur um selbst etwas im Garten zu machen oder ich spielte etwas auf meiner Gitarre. Oma liebte es, wenn ich ihr etwas vorspielte. „Warum gehst du nicht etwas zum Badesee runter. Treff dich mit Klassenkameraden.“ „Omi mir geht es gut.“ „Nix da. Du kannst nicht immer nur mit mir Zeit verbringen. Nimm die Gitarre mit.“ Ich seufzte auf und stand auf. „Wegen mir.“ Ich zog mir Badesachen unter, aber ich wusste schon das ich nicht ins Wasser gehen würde. Mit meiner Gitarre und meinem Rucksack fuhr ich nach unten zum Badesee. Hier gab es einige die hier waren. Ich suchte mir eine Schattige Ecke, weit weg von der Meute. Dort spielte ich etwas und schrieb die Noten in mein Buch. „Hi, Franzi.“ Ich sah fragend auf. Liam stand vor mir. „Du schon wieder.“ Er setzte sich vor mich auf mein Handtuch. „Ich habe dich hier noch nie gesehen.“ „Es ist auch nicht wirklich mein Ding.“ „Also warum bist du dann hier.“ „Meine Oma meint ich muss mehr rausgehen.“ „Und dann sitzt du so weit weg von den anderen.“ Ich zuckte die Schultern und sah über seine Schulter. Lena war mit einigen ihrer Freunden hier. Ihr Blick wanderte kurz zu mir und dann zu Liam. „Also wegen dem Brief. Hast du es dir noch einmal überlegt?“ Er sah mich bittend an. „Liam, wie ich dir schon gesagt habe. Ich kann dir nicht einfach einen Brief schrieben.“ „Bitte. Nur einen.“ Ich seufzte und drückte meine Brille wieder etwas nach oben. „Einen Brief.“ „Super, ich gebe dir auch 50 Euro.“ „Du musst ihn aber noch einmal abschreiben und versuch dabei keine Rechtschreibfehler zu machen.“ „Geht klar.“ Er nickte und umarmte mich kurz. „Ich gebe ihn dir morgen.“ „Danke.“ Er stand auf und lief zu seinen Freunden zurück. Ich derweil schlug mir mein Buch auf die Stirn. Warum nur ich. Seufzend suchte ich mir weiter hinten eine neue Seite und fing an mitschreiben.
Liebe Lena,
mein Name ist Liam. Ich weiß du wirst mich wahrscheinlich nicht kennen. Meistens stehe ich immer am Rand und habe nicht viele Chancen für unser Fußballteam zu spielen. Seit Monaten beobachte ich dich und versuche den Mut aufzubringen mit dir zu sprechen, aber reden liegt mir nicht wirklich. Es liegt vielleicht auch daran, dass du immer von mindestens drei Leuten umgeben bist. Ich bin etwas neidisch, auf diese Leute, auch wenn es mir so vorkommt, als würdest du dies nicht wollen. Du hast manchmal diesen Blick, als würdest du am liebsten Verschwinden und wenn es nur für einen Moment ist. Ich kann verstehen das ein riesiger Druck auf deinen Schultern liegt. Du bist 17 Jahre und sollst neben der Schule und dem Training noch ein gesundes Leben führen. Ich kenne das Gefühl. Manchmal wünscht man sich einfach frei zu sein wie ein Vogel. Einfach losfliegen und den Wind spüren. Ich hoffe ich habe dich durch diesen Brief nicht abgeschreckt. Das war nicht meine Absicht. Ich hoffe du antwortest mir.
In Liebe Liam
Ich las mir den Brief mehrmals durch und änderte noch Kleinigkeiten, bevor ich wieder meine Gitarre in die Hand nahm. Langsam spielte ich eine langsame Melodie. „Du bist besser geworden.“ Lena lehnte an den Baum neben mir. „Was machst du hier?“ „Das könnte ich dich auch fragen.“ „Oma wollte das ich rausgehe. Freunde treffen.“ „Du sitzt hier aber alleine.“ „Oma hat das Memo nicht bekommen, das ich keine habe.“ Ich zuckte die Schultern und packte mein Buch weg. „Sind wir keine Freunde?“ Verwirrt sah ich zu ihr auf. „Nicht wirklich. Schon seit Jahren nicht mehr. Schon vergessen. Du bist in der Hierarchie ganz nach oben und ich bin am Ende der Nahrungskette.“ „Oh.“ Sie sah traurig zu mir. „Woods, Achtung.“ Bella warf eine Wasserbombe auf mich. Platsch. Jetzt war ich nass und sah wütend auf. „Danke für die Abkühlung.“ „Bella musste das sein.“ Lena lief wütend auf sie zu. Ich sah kurz zu ihr, aber packte dann meine Sachen zusammen und lief zu meinem Rad. Was für ein toller Nachmittag. Ich ringte mein Shirt aus und trocknete meine Brille.