Geschichte: Freie Arbeiten / Prosa / Erotik / Wie Eis

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Wie Eis

von KirjaKei
Kurzbeschreibung
GeschichteHumor, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
03.06.2020
30.03.2022
114
562.601
96
Alle Kapitel
351 Reviews
Dieses Kapitel
4 Reviews
 
08.06.2020 4.928
 
So hei,
vielleicht wird es jetzt doch bald zum Standard, dass ich vorweg etwas schreibe... Na ja...
Aber ich muss mich dennoch gleich einmal bedanken für all die lieben Kommentare und alles weitere! Es freut mich sehr, dass die Idee, mit der ich so lange gekämpft habe, ob oder ob nicht, so gut angenommen wird :D
Es ist ein spannendes Projekt, besonders auch in Bezug auf das nächste Kapitel, ich habe lange überlegt, ob ich nicht doch lieber noch ein anderes Flashkapitel hierfür schreibe, gleich im zweiten Kapitel halte ich es für riskant, aber gleichzeitig ist es vielleicht auch gerade spannend, Charaktere, die später noch einmal wichtig werden, nicht immer nur aus Dannys Perspektive als erstes einzuführen... Ich experimentiere hier noch sehr viel rum, ich hoffe, ihr verzeiht mir das, aber ich mache mir viele Gedanken darüber, was wohl die maximale Leseerfahrung mit dem Konstrukt sein könnte, deshalb ein Einblick in meine Gedanken und oh Mist, vielleicht passiert das hier vielleicht jetzt echt regelmäßig...
Und dann auch hier noch einmal die die Ankündigung zum Uploadplan: Ich werde hier mindestens jeden Montag ein Kapitel hochladen, in 'Wie Feuer' gibt es freitags ein neues Kapitel und wenn es sich zeitlich anbietet (wahrscheinlich ab nächster Woche), werde ich hier auch hin und wieder noch einmal mittwochs ein zusätzliches Kapitel hochladen, um langsam aufzuholen :D
Das war's bis dahin erst einmal, liebe Grüße
Kei



Kapitel 2:  Kalter Wind  

Der Samstagmorgen verlief für mich wie eigentlich jeder Samstagmorgen – zumindest die, an denen Rachel nicht einfach so bei mir auftaucht und festlegte, dass sie brunchen wollte. Das passierte in der Tat ziemlich oft, aber zumindest heute wusste sie, dass ich nicht konnte. Natürlich hatte sie nach dem Grund gefragt und natürlich hatte ich sie eingeweiht. Ich hatte sie auch in das eingeweiht, was ich noch vorhatte und wie eigentlich immer war sie begeistert. Ja, es einfacher wenn man sich mit Leuten umgab, die einen ständig bestätigen, aber bei Rachel geht es mir wirklich nicht darum. Ich kenne sie eigentlich schon mein gesamtes Leben und wir verstehen uns einfach blind. Und es ist ein gutes Gefühl, nicht zu glauben, dass man allein gegen die Welt steht. Und wenn es auch nur diese eine Person ist, die einen immer versteht und selbst dann unterstützt, wenn das mal nicht der Fall sein sollte. Wir waren schon immer unzertrennlich gewesen, deshalb hatte ich nie verstanden, warum ich sie auch nur bei irgendetwas, was ich tat, im Dunkeln lassen sollte, ganz gleich wie merkwürdig es auch war.

Das hier war wohl von außen betrachtet schon ziemlich merkwürdig, aber es störte mich nicht. Ich war es gewohnt die Dinge auf meine Art und Weise anzugehen und es war bisher nicht schiefgegangen und irgendwie hatte ich auch bei Danny ein gutes Gefühl, auch wenn ich ihn nur kurz erlebt hatte, so hatte ich einen Eindruck von ihm. Einen Eindruck, der mir gefiel und der weiter ausgetestet werden sollte. Und das war der Moment dafür. Die Sachen hatte ich alle schon bereitgelegt und während ich wartete saß ich wieder an der Arbeit. So wie üblich an einem Samstag. Neben mir auf dem Esstisch standen nur mein Laptop und die Kaffeetasse und währenddessen ging ich die Zahlen der Firma durch. Unter der Woche warf ich eigentlich nur einen flüchtigen Blick auf die Daten und zu den Momenten, in denen mein Vater wirklich eine Aufgabe für mich hatte, aber viel Arbeit war das meistens nicht.

Eigentlich hatte ich gleich nach der Schule in seiner Firma anfangen sollen, das hatte ich immerhin auch so gewollt, genauso wie mein Vater. Ich sollte die Firma übernehmen, also wollte ich so schnell es ging mitarbeiten. Ich hatte das getan, genau anderthalb Jahre lang bis es von seinen Mitarbeitern zu viele Beschwerden gab. Keiner von denen konnte es ertragen, dass ich ihre Arbeit besser gemacht hatte als sie und das ohne je einen echten Kurs an der Uni besucht zu haben. Keinen von denen hatte es interessiert, dass ich während meiner letzten zwei Schuljahre schon freiwillig Wochenendkurse besucht und in meiner Freizeit Theoriebücher durchgearbeitet hatte, für sie war ich der Sohn vom Chef, der ohne Qualifikation eingestellt worden war. Und das gefiel keinem von ihnen also musste ich an die Universität.

Zum meinem Glück konnte ich so mit Quentin und Rachel gemeinsam anfangen zu studieren, meinen beiden besten Freunden aus der Schulzeit. Quentin hatte nach seinem Abschluss in Europa für etwas über ein Jahr arbeiten wollen und Rachel hatte eine Weltreise machen wollen, die etwa ähnlich lange gedauert hatte, bei der ich mir aber sehr sicher war, dass sie dabei keinen Finger krumm gemacht hatte. Das Timing war also dennoch ganz gut für mich, aber das Studium langweilte mich seit dem. Das Werk des Einführungskurses hatte ich zur ersten Veranstaltung schon zweimal gelesen und spätestens nach dem Einblick in die Praxis bereitete es mir keine Probleme mehr. Das gab mir natürlich in den letzten Jahren dazu wieder genug Zeit alle zukünftigen Kurse im Vorfeld vorzubereiten. Meine Arbeitszeit in der Firma meines Vaters war dazu natürlich auch stark reduziert worden. Eigentlich blickte ich nur Zahlen durch, rechnete und kalkulierte sowie analysierte Daten. Lange nicht so spannend wie die anderen Arbeiten, aber mich beruhigte es dennoch. Mal davon abgesehen, dass ich ja auch aktuell nicht offiziell in der Firma angestellt war, aber weder mein Vater noch ich waren der Meinung, dass es gut war, wenn ich keinen Überblick über die Firma hatte, in der ich schon in einigen Jahren ein entscheidender Teil sein sollte.

Wahrscheinlich klang es absurd, aber ich tat das nicht einmal für meinen Vater. Sicherlich hatte seine alberne Vorstellung von Perfektionismus mich angetrieben und einen wesentlichen Teil zu dem beigetragen, was ich nun war, aber gleichzeitig war genau das schon immer mein Wunsch gewesen. Genau deshalb hatte ich so hart gearbeitet, genau deshalb war ich dort, wo ich war. Nun, vielleicht sollte man das relativieren. Denn jetzt gerade saß ich an meinem Laptop, füllte Tabellen auf und blickte immer wieder auf die Anzeige rechts unten am Blickschirm, um die Zeit zu kontrollieren, um genau zu sehen, ob Daniel zu spät kam oder nicht. Kontrolle. Ja, genau darum ging es mir. Jetzt gerade hatte ich sie und ich wusste, was ich damit anfangen wollte.

Als es klingelte, erhob ich mich ohne Eile, ich konnte die Tür unten am Treppenhaus mit dem Handy freigeben. Dann schritt ich zur Haustür und wartete dort, bis Danny die Treppen hochgestiegen war. Er trug die gleiche Hose wie am Anfang der Woche, ein einfarbiges T-Shirt in Violett mit einem leicht angedeuteten V-Ausschnitt und die Farbe sah fürchterlich an ihm aus. Ich konnte nur hoffen, dass ihm das Shirt einst jemand geschenkt hatte und er sich nicht getraut hatte, es wegzuschmeißen. Aber dazu hätte er dennoch heute Morgen nicht in den Spiegel schauen dürfen, um so aus dem Haus zu gehen. Den Gedanken verkniff ich mir dennoch, selbst für meine Verhältnisse wäre er als Begrüßung doch zu viel gewesen. Also ließ ich ihn mit einer einfachen Begrüßung eintreten und schritt wieder in meinen Wohnbereich.

Er war mir gefolgt und ich sah, wie neugierig er sich umsah, aber es war mir eigentlich egal. Mit einem leichten Grinsen betrachtete ich seinen Eindruck, bevor ich mich dann auch wieder hinter den Laptop setzte. „Da liegt die Liste mit den Sachen, die du zu erledigen hast, wenn du alles gemacht hast, kannst du gehen. Und daneben liegt das, was du dafür anziehen sollst“, erklärte ich ihm und deutete auf den Steintisch vor meiner Couch, ohne ihn weiter zu betrachten. Das brauchte ich gar nicht, seine Reaktion konnte ich mir vorstellen und ich war mir zudem sicher, dass er sie auch gleich artikulieren würde.

Nachdem er zu dem Tisch gegangen war, räusperte er sich deutlich hörbar. „Darüber haben wir aber nicht geredet! Das ziehe ich nicht an!“

Mit dieser Reaktion hatte ich bereits gerechnet, deshalb hatte ich mir meine Erwiderung auch schon parat gelegt und konnte ruhig antworten: „Du glaubst doch nicht, dass ich wollte, dass du nur zum Putzen herkommst, das hätte jeder andere auch erledigen können.“

Von hier konnte es in unterschiedliche Weisen weitergehen, ich hatte verschiedene Optionen antizipiert, aber Daniel reagierte in der Tat so, wie ich es mir erhofft hatte: empört. „Ja und? Ich mach das dennoch nicht. Das ist… demütigend und das habe ich nicht zu tun!“

Also seufzte ich tief, aber blickte noch immer zu meinem Laptop. „Du hast gesagt, du willst das alles wiedergutmachen. Und das hier ist mein Angebot für dich. Du putzt, um das Geld, das du mir schuldest, auszugleichen. Aber zu ziehst das an, um auszugleichen, dass ich den halben Tag mit dieser koffeinhaltigen Zuckermasse auf dem Hemd herumlaufen musste!“ Ich hob die Stimme bei der Erklärung leicht an, ich wollte ihn einschüchtern, ich musste sehen, ob es funktionierte. „Da ist das Badezimmer, dort kannst du dich umzuziehen. Da findest du auch die Putzutensilien“, gab ich dann wieder ruhig zurück und deutete in die Richtung.

Danny schien einen Moment zu zögern. Er würde nachgeben, das war klar, aber er würde dem auch nicht einfach blind folgen. „Du weißt schon, dass das kein Outfit für einen Mann ist… oder?“, fragte er vorsichtig nach.

„Keine Sorge, du wirst sicher dennoch reinpassen.“ Das hatten andere vor ihm immerhin auch schon.

Ich hörte, wie er zur Tür ging, aber die nächste Aussage, erstaunte mich dennoch. „Hat dir schon mal gesagt, dass du pervers bist?“

Ich musste grinsen. Es war lange her, dass jemand, der nicht zu meinem engsten Kreis gehörte, das Wort so leichtfertig in den Mund genommen hatte, dass mich jemand so leichtfertig hatte beleidigen wollen. „Schon, aber das trauen sich nur die Wenigstens“, gab ich amüsiert zurück. Ja, Danny hatte genauso reagiert, wie ich es mir gewünscht hatte, er hatte zwar gehorcht, aber er hatte sich dabei auch gewehrt. Und er würde in dem Dienstmädchenoutfit hervorragend aussehen, da war ich mir jetzt schon sicher.

Mit Sicherheit eine ziemlich schwierige Handhabung, aber ich musste den Jungen testen. Bisher gefiel es mir, was ich sah und er war mit Sicherheit nicht so, wie meine anderen Exfreunde, in keiner Weise… Vielleicht hatte Rachel deshalb auch gleich schon ein Auge auf ihn geworfen, noch bevor ich das getan hatte. Hatte sie das gespürt oder geahnt oder ihm gar angesehen? Ich konnte es nicht wirklich sagen, aber in diesem Moment war es wohl auch unwichtig.

Es dauerte einen Moment, aber als die Tür zum Badezimmer wieder aufging, sah ich gleich auf. Und ich musste weiterhin grinsen. Ich hatte schon Änderungen an dem Kleidungsstück vornehmen lassen, damit es etwas mehr an den männlichen Körperbau angepasst war, dennoch gab er einen wirklich interessanten Anblick in dem kurzen, schwarzen Kleid mit der Schürze ab. Ich stieß einen kurzen Pfiff aus, dabei ging es mir weniger um das, was er anhatte, sondern viel mehr um die Mischung aus Scham und Empörung in seinem Blick, dieser Ausdruck gefiel mir. „Na siehst du, Sweetheart, sieht doch gut aus, findest du nicht?“

„Nein, finde ich nicht, du Blödmann!“, gab er schnaubend zurück, bevor er auch schon aus dem Zimmer flüchtete. Und er schloss auch gleich die Tür hinter sich, als er in mein Schlafzimmer zum Putzen trat. Die Liste der Sachen, die er säubern sollte, war eigentlich ziemlich harmlos, es sollte ihn nur kurzweilig mit dem Kostüm beschäftigen.

Das Lächeln auf meinen Lippen wurde breiter, es war irgendwie süß, dass er auf diese Art und Weise vor mir fliehen wollte, obwohl er sich in meiner Wohnung befand. Aber ich hatte auch nicht vor ihm wirklich wie ein Perverser hinterherzulaufen und ihn die ganze Zeit anzustarren. Ich hatte wissen wollen, ob er das Spiel mitspielte, das war eigentlich alles. Auch wenn der Anblick etwas sehr Verführerisches hatte, das war sicherlich nicht der Moment, in dem ich ihn zu irgendwas drängen wollte. Allgemein war das nicht mein Stil, es machte ohnehin sehr viel mehr Spaß, wenn sie einem freiwillig nachliefen…

Und während Danny arbeitete, konnte ich immerhin auch etwas an Arbeit verrichten. Erst als er aus meinem Arbeitszimmer eine ganze Weile nicht mehr hinauskam, beschloss ich, doch einmal zu schauen, was er dort eigentlich tat. Außerdem hatte ich meine Arbeit beendet und auch wenn ich ihn nicht bedrängen wollte, ein wenig Spaß konnte man mit der Situation schließlich auch noch haben.

Als ich in mein Arbeitszimmer trat konnte ich bereits sehen, dass ich dazu wohl auch jeglichen Anlass hatte. Mit Putzen war er offensichtlich schon fertig, aber dafür stand Daniel an meinem Schreibtisch und war vollkommen versunken in eines der Fotos, die ich darauf stehen hatte. So sehr, dass er nicht einmal gehört hatte, dass ich die Tür geöffnet hatte und nun ebenfalls im Zimmer war. Er starrte nur das Bild an.

Auf meinem Schreibtisch befanden sich vier gerahmte Bilder. Ein Familienfoto mit meinen Eltern kurz vor meiner Einschulung, ein Foto von meiner Mutter einige Zeit später, das Bild von meinem Schulabschluss, auf dem auch Rachel, Quentin und Rachels damaliger Freund abgebildet waren, und ein Foto, das Rachel vor mir gemacht hatte, als wir gemeinsam in Monaco gewesen waren und welches sie unbedingt hatte rahmen und mir schenken müssen: am Strand, nur in Badehose bekleidet. Das Bild – und das sage ich fast ohne mein Ego – hätte sicherlich so auch im Playgirl abgedruckt werden können und dennoch brachte ich es nicht übers Herz, es dort nicht stehen zu haben. Sie war so stolz darauf gewesen, auf diese nahezu ästhetische Leistung.

Langsam trat ich an Danny heran und sah ihm über die Schulter. Irgendwie beruhigte es mich sogar, dass er von genau diesem Bild so angetan war. Die anderen drei wären eher merkwürdig gewesen. Und gleichzeitig belustigte es mich. Für die meisten meiner Verehrer war es neben dem Geld und dem Familiennamen ein netter Bonus, dass ich gut aussah, für Danny schien das der einzig entscheidende Faktor zu sein, zumindest gemessen an seinem bisherigen Verhalten.

Entgegen meiner Vorsätze konnte ich mich nicht zurückhalten. Ich trat hinter ihn und noch immer schien er mich überhaupt nicht zu bemerken, bis zu dem Moment, in dem ich schon leicht gegen seinen Nacken atmete. Ich ließ ihm immer noch so viel Platz, dass er mir ohne Problem jederzeit hätte ausweichen und entkommen können. Aber im ersten Moment schien ihn die Handlung einfach so zu überraschen, dass ihm das Bild aus der Hand rutschte und es eine kleine eher ungeschickte artistische Einlage brauchte, in der es aber gerade so noch wieder auffangen konnte. Ich musste noch breiter grinsen: „Suchst du nach Dingen, die du kaputt machen kannst, um dir noch weitere Schulden bei mir anzusammeln oder hat dich etwas anderes abgelenkt?“

Ich konnte seinen Herzschlag schon beinahe hören und es dauerte eine gewaltig lange Zeit, bis er sich endlich zu einer stotternden Antwort durchrang. „Ich war nur erschrocken darüber, welcher Psychopath sich eigentlich Bilder von sich selbst auf seinen Schreibtisch stellt… Na wenigsten hast du solche Bilder nicht neben deinem Bett stehen…“ Das war mit Sicherheit so viel überzeugender geplant, als es durch seine Verlegenheit in diesem Moment klang und dennoch konnte ich jetzt selbst spüren, wie mein Herz ein paar Sprünge machte.

Mir gefiel dieser Moment, mir gefiel dieses Spiel, alles hieran, gefiel mir. Und ich war sicherlich nicht derjenige, der diese Auseinandersetzung jetzt aus der Hand geben würde. „Nein… aber da hast du sicherlich andere Dinge entdeckt, oder?“, hauchte ich gegen seine Haut. Ich fragte mich, ob er sich in diesem Moment genauso wie ich vorstellte, was genau hier passieren könnte. Ich hatte mir vorgenommen, ihn nicht bei unserem zweiten echten Aufeinandertreffen nach dem Zusammenstoß schon zu verführen, aber gegen den Gedanken konnte ich mich nicht wehren und der Gedanke an sich tat schließlich auch niemandem weh. Die Vorstellung davon, wie ich jetzt doch noch ein Stück dichter kommen würde und ihn über den Schreitisch beugen und unter das Kleid greifen würde. Sicherlich nicht die angenehmste Position und dennoch eine, die so viel Spielraum offenließ….

Einige Herzschläge herrschte vollkommene Stille zwischen uns und ich spürte, wie er nervöser wurde, bis er schließlich das Foto wieder hinstellte, ein „Ich sollte jetzt weitermachen“ vor sich hin murmelte und dann auch schon wieder das Weite suchte.

Mit einem noch immer leichten Grinsen blickte ich ihm nach. Ich rückte die Fotos wieder ordentlich hin und blieb noch einen Moment im Arbeitszimmer, ich wollte ihm Raum geben, also wartete ich und ging erst wieder ins Wohnzimmer zurück, als er langsam fertig sein sollte. Ich setzte mich wieder hinter den Laptop, auch wenn ich nichts mehr zu tun hatte. Und nach einiger Zeit kam Danny wieder in seiner normalen Kleidung zurück und legte das Kostüm vor mich auf den Tisch.

Ich blickte ihn an, beinahe konnte man schon sagen, dass ich gespannt war, was wohl als nächstes kommen würde. Und tatsächlich versuchte er ein weiteres Mal ein wenig zu rebellieren. „Ich bin fertig, alles aus der Welt geschaffen… und hier, das kannst du auch wiederhaben. Ich hoffe, deine Freundin nimmt es dir übel, dass du es mir ausgeliehen hast… und jetzt werde ich gehen.“

Zielstrebig machte er sich auf den Weg zur Haustür und ich folgte ihm. Aber nicht ohne doch belustigt über diese Aussage zu sein und dann wiederum etwas kühler zu antworten: „Ich habe keine Freundin.“

Er blickte mich an, als ob ihn die Aussage wirklich noch einmal erschüttert hätte. Dabei war ich mir ziemlich sicher gewesen, dass mein Auftreten doch recht eindeutig gewesen war. Aber so wie ich es gesagt hatte, schien es ihn dennoch zu verunsichern. Ich grinste ihn bloß an und sah, wie er immer nervöser wurde. Der Anblick gefiel mir ähnlich gut. „Also… dann…“, stotterte er und griff nach der Türklingel, um weiter zu flüchten, wie so oft an diesem Tag. „Bis dann…“ Dann stürmte er nach draußen.

Ich trat ihm nach und blickte ihm hinterher. „Ja, bis dann, Sweetheart…“, rief ich ihm mit einem Grinsen nach und trat dann wieder in meine Wohnung. Ja, das versprach noch interessant zu werden…



Kapitel 2x: Kalter Wind

Als ich das Klicken an der Haustür hörte, war ich schon dabei den zweiten Whiskey zu trinken. Eigentlich wusste ich gar nicht, warum ich trank. Es war nicht so, dass ich traurig war. Ich hatte es beendet. Und es war ja auch nicht so gewesen, dass ich an ihm gehangen hatte. Ich hatte eigentlich nur noch auf das Ende gewartet. Und doch war mir nach Trinken. Mir war danach einfach nur im Wohnzimmer zu sitzen und die Whiskeyflasche zu leeren. Und eigentlich war mir nach allein sein. Ganz gleich wie absurd das Ganze auch war, das war mir bewusst. Ich war nicht traurig und ich war nicht mitgenommen. Es kümmerte mich nicht, dass es zu Ende war. Im Gegenteil, eigentlich war ich froh, ich hatte schon im ersten Moment gewusst, dass die Beziehung keine Zukunft gehabt hatte, und doch drehten sich meine Gedanken um etwas anderes…

Dem Geräusch der Tür folgte das Geklacker von hohen Absätzen auf dem Parket bis zu dem Moment, als Rachel im Türrahmen auftauchte und zu mir hinüber sah. „Jordan ist mir im Treppenhaus entgegengekommen“, meinte sie ruhig und schien mich dabei zu mustern. „Der sah wirklich zerstört aus… Also vermute ich, es ist jetzt vorbei?“ Ihre Mundwinkel zuckten kurz. „Dem hast du aber zugesetzt, kann das sein? Er war vollkommen verzweifelt gerade eben.“

Meine beste Freundin schien dieser Anblick nicht wirklich gekümmert zu haben. Und es brachte mich zum Nachdenken. Hatte es mich gekümmert, als er angefangen hatte zu weinen? Hatte es mich gekümmert, als er geschluchzt und gefleht hatte? Nein, hatte es nicht. Es hatte mich überhaupt nicht gekümmert. Es war mir absolut egal gewesen, wie sehr ihn das verletzt hatte. Aber ich war mit Sicherheit nicht so stolz darauf gewesen wie bei seinen Vorgängern. Aber wirklich verletzt hatte mich nichts davon. Er hätte wahrscheinlich noch Stunden weinen können und es hätte mich nicht interessiert. Und vielleicht tat er das sogar jetzt gerade.

Ich führte das Glas an die Lippen, nahm einen kräftigen Schluck und sah zu Rachel hinüber. „Kein guter Tag für einen unangekündigten Besuch“, meinte ich ernst und lehnte mich etwas nach vorne.

„Findest du? Das war schon ein Anblick, man sieht selten jemanden in unserem Alter so fürchterlich heulen…“ Sie legte den Kopf schief. Dann seufzte sie und kam dichter an mich heran. „Du bereust das nicht, oder? Jordan ist so wie der Rest von ihnen gewesen… Ich hab‘ gesehen, wie er schon geübt hat, mit deinem Namen zu unterschreiben und eure Hochzeit zu planen… Was auch immer du zu ihm gesagt hast, er hat es verdient.“ Geräuschvoll und ohne auf eine Aufforderung gewartet zu haben, ließ sie sich neben mir auf die Couch fallen und blickte mich an.

„Glaubst du, ich verschwende meine Zeit mit so etwas?“, fragte ich und blickte zur Seite.

Verwirrt blickte Rachel mich an. „Was? Wie meinst du das? Ich dachte mit Goldgräbern zu spielen wäre deine Lieblingsbeschäftigung oder bist du es inzwischen leid? Du wolltest nicht ernsthaft, dass die Beziehung mit Jordan ernst wird, oder?“

Geräuschvoll stellte ich das Glas auf den Steintisch vor der Couch und lehnte mich zurück. Nachdenklich fuhr ich mir durchs Haar. „Nein, natürlich nicht. So meine ich das nicht.“ Mit Sicherheit war es kalt und herzlos, aber für mich war das alles bloß ein Spiel. Obwohl wenn man ehrlich war, war es das zu einem gewissen Grad für meine Partner sicherlich auch. Ich war ein Preis. Das war ich schon während meiner Schulzeit gewesen und an der Universität hatte sich das nicht geändert. Ich war nicht einfach nur ein Preis, ich war ein Hauptgewinn, den es ging zu erobern und dann zu behalten, denn wer es schaffte, mich bis zum Ende bei sich zu halten, der hatte durch mein Erbe ausgesorgt, bis zum Rest seiner Tage oder bis zur Scheidung. Es war so durchschaubar wie Glas und der Grund dafür, warum ich mein eigenes Spiel daraus gemacht hatte. Ich ging darauf ein, ich nahm mir diese Schäfchen und ich begann damit sie solange abzurichten, bis sie von sich aus das Weite suchten, bis sie erkannten, dass es nicht wert war, sich so sehr zu erniedrigen, nur um mir zu gefallen…

Mit Jordan war es genau das gleiche gewesen, aber Jordan war hartnäckiger gewesen als so manch anderer. Mit den meisten von diesen Schäfchen hielten meine Beziehungen ein paar Wochen, alberner Spaß, Sex und dann war es vorbei. Und sie suchten sich aus, welchen reichen Erben sie sich nach mir angeln konnten. Aber Jordan hatte eine Zielstrebigkeit besessen, die mir beinahe imponiert hätte, wenn sie nicht darauf gezielt hätte, mich und mein Vermögen auszunehmen. Er hatte viel mehr mit sich machen lassen, war viel weiter gegangen und das wahrscheinlich nicht nur, weil er mein Vermögen hatten haben wollen, sondern auch weil er sich wirklich in mich verguckt hatte.

Und dennoch fühlte ich mich überhaupt nicht schlecht. Ich hatte ihm nie vorher gesagt, dass ich ihn lieben würde, ich hatte ihm auch nie gesagt, dass er mir viel bedeuten würde, ich hatte ihn nicht einmal gut behandelt, das gehörte dazu. Ich wollte sehen, wie viel dieses Schäfchen ertrugen, nur um bei mir zu sein und es war erschreckend. Ein Teil von mir hielt es einfach für gerecht, sie wollten mich ausnutzen, also nutzte ich sie aus. Aber ich konnte nicht behaupten, dass ich Mitleid mit auch nur einem von ihnen hatte. Es war mir egal, wen ich dabei verletzte. Und selbst die Tatsache, dass es mich nicht interessierte, nahm mich nicht mit. Da war etwas anderes. Ich wusste, dass ich kalt war, ich wusste, dass mich andere nicht interessierten, ich wusste, dass ich arrogant war, all damit hatte ich zu leben gelernt. Ich wusste auch, dass ich so fürchterlich dieses Spiel auch war, es genoss mit diesen Schäfchen zu spielen… Aber jetzt war das vorbei.

„Wie meinst du das dann?“, fragte Rachel nach. „Du verschwendest deine Zeit?“

Mit einem leichten Seufzen sah ich sie an. „Mit diesen Schäfchen… Ich bin es leid… Ich will eine vernünftige Beziehung. Fünf Monate war ich mit einem Mann zusammen, von dem ich wusste, dass ich mit ihm Schluss machen würde. Ich habe fünf Monate an eine Beziehung verschwendet, die keine wahr. Inklusive der Zeit, die er verschwendet hat. Das war es. Das war das letzte Schäfchen. Ich schließe das Buch.“

Ich sah noch immer leichte Verwirrung in ihrem Blick, vorsichtig griff sie nach meiner Hand.

„Rachel, ich bin nicht todkrank. Ich werden jetzt auch nicht mit One-Night-Stands aufhören, aber… Ich will nicht mehr spielen.“

Meine beste Freundin verzog das Gesicht. „Du liebst es zu spielen“, murmelte sie und lehnte sich ebenfalls zurück, aber dann lächelte sie. „Aber vielleicht findest du ja einen echten Typen und kein Schäfchen, mit dem du spielen kannst.“

Ich betrachtete sie und musste ebenfalls leicht lächeln. Rachel blieb der einzige Mensch, der mich selbst dann verstand, wenn ich mich selbst nicht verstand. Oder wenn ich mir nicht eingestehen wollte, was mit mir los war. Ich wollte gar nicht weiter darüber nachdenken, aber den Entschluss mit jemandem besprochen zu haben, war dennoch ein gutes Gefühl. Ich wusste, dass ich damit aufhören musste, es war nicht richtig, nichts daran war richtig. Und keinem half es. Ob sie es nun verdient hatten oder nicht, ob Jordan es nun verdient hatte oder nicht, die Geschichte war viel länger, die letzten Monaten waren voller langer Geschichten, aber das tat nichts mehr zur Sache…

Nach einem Moment des Schweigens stand Rachel auf und sah mich an. „Also… dann auf zur Beerdigung des letzten Schäfchens! Woran ist Jordan gescheitert, er hat so viel länger durchgehalten als die anderen! Also, was hast du von ihm gewollt?“

Jeder hatte einen anderen Punkt, an dem er ausgestiegen war. Jeder Mensch hatte seine ganz eigene Grenze. Ich schlug Dinge vor und wartete darauf, ob mein Partner das mitmachen würde oder nicht. Und wenn nicht, trennten wir uns halt. Von den meisten von ihnen hatte ich mir die fürchterlichsten Dinge anhören müssen, nachdem wir Schluss gemacht hatten, was ich doch für ein Idiot sei. Aber mich kümmerte das nicht. Und für das Verhalten hatte ich es schließlich auch verdient. Es war eine interessante Performance, der Hass gegen mich, während sie merkten, dass sie sich prostituiert hatten und das nun vorbei war. Nur Jordan war wirklich mitgenommen gewesen. Und Jordan war auch nicht freiwillig gegangen. Jordan hätte getan, was ich von ihm gewollt hätte, aber ich hatte ihm angesehen, wie sehr er sich mit dem Gedanken gequält hatte. Und er hätte es dennoch getan, nur damit ich nicht mit ihm Schluss machte. Also hatte ich es ihn nicht machen lassen und mit ihm Schluss gemacht. Vielleicht nahm es mich auch deshalb so mit. Weil es nicht seine eigene Erkenntnis gewesen war. Die anderen hatte ich vorgeführt, sie hatten gemerkt, dass sie sich selbst an mich verkauft hatten und wo ihr Preis lag und dann waren sie schimpfend gegangen, aber Jordan… Er hätte mich alles mit ihm machen lassen, ganz gleich wie wenig er es selbst gewollt hätte. Und das hatte ich auf keinen Fall tun können. Es war ein unheimliches Gefühl zu wissen, wie viel mehr ich ihn vielleicht noch hätte verletzen können…

Rachels Frage brachte mich also aus dem Konzept. Aber zur gleichen Zeit fand sie schon besagten Gegenstand und hob das Kostüm interessiert hoch. „Wirklich? Ich hätte nicht gedacht, dass Jordan ausgerechnet an dem Dienstmädchenkostüm scheitern würde.“

Ich seufzte erneut bei dem Gedanken. „Es ging weniger darum, das Ding anzuziehen, als um das, was er darin tun sollte.“ Unsere Blicke trafen sich und ich schüttelte den Kopf. Ich wollte wirklich nicht darüber reden. Wahrscheinlich fühlte ich mich doch schlecht, aber ich konnte es nicht deuten. Konnte es sein, dass ich Jordan falsch eingeschätzt hatte? War er nicht hinter Ruhm und Reichtum her gewesen? Hatte ich ohne es zu wissen mit seinen Gefühlen gespielt? Hatte ich selbst in meiner kalten Art und Weise dafür gesorgt, dass er sich in mich verrannte? Ich hatte das Gefühl, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Ich wollte nicht mehr denken, ich wollte, dass es aufhörte… Und gerade als ich aufstehen und meinen Weg weg und zu klareren Gedanken suchen wollte, wechselte Rachel mit einem Mal das Thema und lenkte mich so weit ab, dass der Plan vergessen war…

Sie hielt sich das Kostüm an und sah an sich herunter. „Was findet ihr Typen überhaupt an dem Outfit? Und viel wichtiger: Ich könnte das so was von tragen, oder?“

Ich musste grinsen. „Nein, auf keinen Fall.“

„Wie bitte?“

„Du würdest scharf darin aussehen, aber kein Mensch würde dir abkaufen, dass du tatsächlich jemals arbeiten würdest“, meinte ich und schüttelte den Kopf.

Rachel grinste. „Das stimmt und von Putzen bekomme ich Ausschlag. Aber geht es nicht auch viel eher um die Illusion? Ich meine, wenn ich das Ding anhabe, will mich dann wirklich jemand putzen sehen?“

„Na, es muss ja schon realistisch sein“, erwiderte ich. „Ich meine… Die Illusion davon, eine Illusion von etwas zu überzeugen. Das Konzept ist so komplex, das würde jeden deiner bisherigen Partner intellektuell vollkommen überfordern.“

Lachend warf sie das Kostüm auf den Boden und setzte sich wieder neben mich. „Ich weiß ja nicht, was du mit deinen Typen so im Bett anstellst, aber meine sollen ohnehin möglichst wenig denken“, erklärte sie grinsend und lenkte den Kopf an meine Schulter. Seufzend legte ich den Arm um sie. „Bryce… Mach dir keine Sorgen… Er ist irgendwo da draußen. Kein Schäfchen, kein Spielzeug, kein Flirt… Der, auf den du wartest, er ist da draußen…“, sie sprach so leise, dass es beinahe schwer war, sie zu verstehen, während sie den Kopf an meine Schulter drückte. Aber ich wusste, was sie meinte, sie verstand meine Gedanken, noch bevor ich sie überhaupt hatte…  
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