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Bankgeschäfte

von Yavia
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Millibelle
17.05.2020
08.06.2020
5
9.197
3
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Bankgeschäfte
The Hive

In dem Bienenstock lag ein Summen in der Luft. Ein süßer Duft hing über allem und die leicht leuchtenden gelben Waben waren warm und wunderschön. Millibelle drückte ihr Schild an die klebrige Wand und sah kurz darauf der fliegenden Biene nach. Sie winkte ihr, sicher würde sie die Information, dass eine Bank in ihrem Reich geöffnet hatte, weitertragen. Sie klappte die Leiter zusammen und tippelte zu ihrem Stand. Kurz hielt sie inne um eines der großen Geostücke in ihrem Panzer anders hinzurücken. Es drückte, dort wo es war.
Hinter ihrem Stand wischte sie sich die Tolle zurecht, die ihren Kopf zierte. Die Brille, um vertrauensvoll auszusehen, geschäftlich, ruhte bereits auf ihrer Nase. Sie richtete sie mit bedacht zurecht und legte ihre Arme auf ihrem Panzer ab, sodass es aussah, als würde sie diese auf einem Tresen ablegen.
Eine weitere kleine Biene kam vorbei, umflog ihren Stand und verschwand wieder. Etwas besorgt sah sie ihr nach. Diese fliegenden Kleinen konnten hinter ihre Fassade blicken. Sie sah sich um, tippelte dann hinter ihrem Stand hervor und zog eines der Regale heran, das sollte die eine Seite verdecken. Ein Glas darin fiel um und Millibelle stellte es schnell wieder hin, um zu vertuschen, dass es ihre Schuld war, dass es umgefallen war. Etwas zähes gelbes war darin, Honig vielleicht? Sie öffnete das Glas und roch daran, oh, was für ein köstlicher Honig. Gewiss für den Verkauf gedacht, nach oben in die Stadt. Es standen so viele hier, da fiel es bestimmt nicht auf, wenn sie eines einsteckte. Sie sah sich dabei um, doch keine Biene war hier um sie dabei zu beobachten. Oder zwei Gläser. Diese sicher verstaut rollte sie eine nahe liegenden Honig-Wachs Kugel auf die andere Seite ihres Standes, die verdeckte, dass eine Wand fehlte.
Wunderbar, perfekt! Mit leichter Mühe quetschte sie sich zurück an ihren Platz, zog das Regal zurecht und legte erneut die Arme auf. Gerade rechtzeitig, denn schwere Schritte näherten sich.

Ruhig verblieb sie in ihrer Position und erblickte einen recht deformierten Käfer. Er lachte und schien glücklich zu sein, um ihn herum, aus ihm heraus war ein Gebilde gewachsen, das sich bewegte. Unbeirrt stellte Millibelle sich vor.
„Wunderschönen guten Tag. Ich biete einen Bank Service an, wenn Sie interessiert sind, mein Herr“, begann sie.
Der Käfer hopste von einem Fuß auf den andern und lachte. Geo fiel aus seiner Hülle. War die gefüllt mit Geld? Millibelle spürte Erregung und beobachtete die vielversprechenden, mit Geld gefüllten Rundungen – die sich bewegten. Aus seiner Hülle schlüpfte eine Biene. Millibelle war nicht sicher, ob sie ihren Schrecken gut verborgen hatte.
„Oh“, sagte sie hastig um den Ekel zu überspielen und lächelte. „Es sind Kleine bei Ihnen, wie reizend! Auf die wundervollen Kinder zu achten und gleichzeitig sein Geld im Blick zu behalten ist doch eine recht große Aufgabe. Warum kümmere ich mich nicht um Ihr Geld, während Sie sich allein um das Wohl der Kleinen kümmern? Wie ich sehe, haben Sie bereits Geo verloren, mein Herr.“
Der Käfer grinste sie an, blickte auf den Boden und lachte. Millibelle war nicht ganz sicher, ob er ein normal denkender Mitgeselle war oder doch recht zurückgeblieben. Eines konnte man sagen, er war fröhlich. Und gebar Bienen. Eine zweite entwich ihm, ein Geo fiel mit ihr heraus.
„Mein Safe ist weitaus sicherer als die wonnigen Wogen in denen die Kleinen spielen. Aus denen sie schlüpfen und so liebevoll umsorgt werden. Ich habe noch niemals auch nur einen Geo verloren.“
Der Käfer lachte, wackelte vor ihrem Fenster von einer auf die andere Seite.
„Es kostet nur 100 Geo ein Konto zu eröffnen. Und wieviel Geld Sie anlegen ist dabei fast irrelevant. Das kann ein Geo oder 4500 sein. Alles ist sicher bei mir.“
Der Käfer griff in sein Gewebe und zog Geostücke heraus, gab sie ihr. Es waren 800 Geo.
„Ich eröffne damit Ihr Konto und zahle die 700 Geo ein zur sicheren Verwahrung.“
Lachend wankte er davon. Millibelle sah ihm nach und schluckte. Das war eine merkwürdige Begegnung. Als er verschwunden war sah sie auf das Geld. 800 Geo, es war! so! einfach!
Sie grinste breit und legte ihren zweiten Verdienst in ihren Panzer ab. Zwar bot sie auch das Abheben von Geld an, daher, wenn der Herr gleich wiederkam, und sein Geld zurück wollte, so würde sie es wieder verlieren. Aber die 100 Geo für die Kontoeröffnung gehörten ihr. Sie würde …

Mit einem zzzzit! stand plötzlich ein prächtiger Mann vor ihr und erschreckte sie mit seinem plötzlichem Auftreten. Es war ein Ritter von stattlicher Statur, mit üppigem Kopffell und leuchtenden gelb schwarzen Streifen.
„Meine Dame“, begann er sogleich und verbeugte sich leicht. „Ich bin der Hive Knight. Es ist nicht mein Anliegen, Euch zu misstrauen oder gar zu verdächtigen, aber wie ist Euch werter Dame das Betreten des Hives gelungen?“
Millibelle öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie zeigte in die Richtung. Sie war an den passiv fliegenden riesigen Käfern draußen durch einen Gang hereingekommen, nachdem sie unten nur auf diese grässliche Schienenbahn gestoßen war, war sie sogleich umgekehrt und hatte sich genauer umgesehen. Zwei Bienen waren dort unten, ja, aber kein Eingang.
Der Ritter folgte ihrem Fingerzeig und fasste seinen langen Nagel entschlossen. „Aha! Dort ist noch ein Zugang offen. Das werde die Arbeiterinnen beheben. Habt Dank, edle Dame.“
Millibelle lächelte und fragte verzaubernd. „Warum muss das wunderschöne Reich der Bienen denn verschlossen sein?“
„Oh, meine Dame, das ist sicher zu profan für Eure edlen Ohren. Es ist die Plage. Die Infektion, die durch die Gänge kriecht und nach und nach den freien Stamm der Bienen befällt.“
Millibelle riss die Augen auf, schob ihre Brille ein Stück hoch und sah den Ritter direkter an.
„Oh, keine Sorge, nun, Hive Queen Vespa mag tief im Schlafe liegen, doch es droht keinem Gefahr, solange ich sie vor der Infektion beschütze.“
„Die Infektion?“
„Oh, ja, sie ist an manchen Orten des Reiches ausgebrochen. Man sagt, sie breitet sich langsam aus und sei in den Minen schon weit fortgeschritten. Den Haupteingang weiter unten haben wir bereits geschlossen, um aus den Nebenbereichen der Stadt der Tränen keine fremden Einwanderer zu finden.“
„Das hört sich ja furchtbar an.“
„Oh, keineswegs. Der Pale King hat bereits einen Plan. Auch bedarf es unserer Königin nur wieder zu Kräften zu kommen und sie wird die befallenen Bienen durch neue ersetzen.“
„Wie sehen denn befallenden Bienen aus?“, fragte Millibelle und dachte an den reichen Käfer von eben zurück.
„Sie greifen einen an.“
„Oh“, gab Millibelle von sich. Das war unschön. Was war das für eine Infektion? „Sie sagen, der Pale King hat einen Plan?“
„Es gibt einige Versuche, die Infektion aufzuhalten. Er arbeitet an einem Gefäß, das in der Lage sein soll, die Infektion aufzunehmen. Ich glaube an den Erfolg eines Gefäßes, des Hollow Knights, der aus Void besteht, denn das kann die Infektion stoppen.“
„Void …“, sinnierte Millibelle.

Nachdem sie aus der Stadt gestartet war und durch die Gegend gezogen war, und sich lange Zeit in dem von Asche bedecktem Land des Königs aufgehalten hatte, hatte sie sich einen Plan erdacht. Sie kam nicht an Geo, sie war kein Kriegen wie der Nail Master Oro in der kleinen Hütte, der sich mit seinen Brüdern zerstritten hatte und nun fern von ihnen an seiner Perfektion mit der Waffe übte. Sie war kein Gräber um Schätze in den Tiefen zu finden. Sie musste anders an Geld kommen. Nun, so war ihr die Idee gekommen, eine Bank zu eröffnen. Und es war ganz gut gelaufen. Markoth hatte 200 Geo bei ihr gelassen und war dann hinter einem schwarzen Strahl aus Void gefangen worden. Sicher kam er nie zurück, das war ihre erste Einnahme gewesen.

„Void …“, grübelte sie nochmals.
Der Ritter erzählte: „Ich weiß nicht viel über Void, nur, dass der Hollow Knight ein sehr stattlicher Krieger ist. Er träg ein Umhang aus blendendem Weiß und schwingt eine Waffe von vorzüglicher Größe. Auch er selbst ist des Körpermaßes nicht zu unterschätzen. Er wird die Plage aufhalten, wie es seine Aufgabe ist, denn dazu ist er erzogen und trainiert worden.“
„Hollow Knight …“ Sie blinzelte fragend. „Warum ist er hohl?“
„Um die Infektion aufzunehmen, denke ich, doch, ich muss nun weiter. Bevor all die Bienen befallen werden muss ich den Zugang schließen. Ich möchte Euch raten, unser schönes Reich zu verlasen. Denn ich weiß nicht, wie lange die Königin noch benötigt, um wieder aufzustehen und den Stock zu erneuern.“
„Sie schläft?“, fragte Millibelle misstrauisch.
„Sie ist – … nun, sie wird wieder aufstehen und ich werde sie solange beschützen.“
Millibelle beschlichen Zweifel, ob die Königin schlief oder nicht doch eher tot war. Immerhin war eine Bienenkönigin immer wach und aktiv. Das diese hier schlief kam ihr komisch vor.
„Einen Hinweis möchte ich noch geben, nach oben zu gehen rate ich nicht, da dort die Infektion stark wütet. Das Gefährt bringt Euch in das Reich des Biestes. Das mag sich schlimmer anhören, als es ist, aber dort ist kein Hinweis über die Infektion bekannt.“
Der Ritter reichte ihr eine kleine rechteckige Karte, verneigte sich und mit einem hohem Summen war er zur Seite weggezischt.

Millibelle senkte den Kopf und sah die Karte an. Trampass. Sie seufzte und zählte nochmals ihr Geld. 1000 Geo, nein, das war nicht genug.
Sie verließ ihren Stand, nahm das Schild ab und steckte es zu dem Geld in den Panzer, klemmte sich den Aufsteller unter den Arm und tippelte zurück zum Ausgang, bevor auch der mit einem dicken klebrigen Wachsmasse verschlossen werden konnte. Es war schön hier, aber Infektion und angreifende Bienen hörten sich nicht gut an. Wenn alles verschlossen war, war das wohl auch der Grund, warum nichts nach draußen verkauft wurde und die Regale voll mit Honig waren.

An der Tram stand Millibelle eine Weile, ehe sich sich entschloss einzusteigen. Das riesige Ungetüm war mit einem Passagier besetzt. Der schlief und nicht bemerkte, als sie hereinkam. Sie stellte ihren Pappaufsteller gegen eine der Sitzbänke und trat an den leuchtenden Knopf heran. Sollte sie dort einfach draufdrücken? Sie sah nochmals den anderen Fahrgast an, der nun laut nach Luft schnappte und weiter schnarchte. Millibelle sah nach vorn und drückte auf den Knopf.
Ein lautes Geräusch verkündete das Öffnen eines großen Tores, das auf ihre Ohren drückte. Die Eingangstür schloss sich und die Bahn setzte sich in Bewegung. Millibelle starrte nach draußen, vor Furcht erstarrt als die Bahn auf das sich öffnende Tor zufuhr und ins Dunkle des Tunnels eintauchte.
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