Kraftvoll
von Elinoria
Kurzbeschreibung
„Kraftvoll“ ist mein Beitrag zu der Superkräfte-Challenge von Nymphen. Oliver hat mit seiner Zwillingsschwester einen schrecklichen Autounfall. Danach wird sein Leben immer merkwürdiger, bis ihm etwas auffällt…
GeschichteFantasy / P12 / Gen
10.05.2020
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10.05.2020
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Kapitel II
Fragment 2
Am nächsten Morgen erwachte ich ausgeruht. Ich lächelte und schalte das Licht an. Seit diese ganze Sache mit der Kraft angefangen hat, habe ich mich noch nie so gut gefühlt. Da fällt mir blitzartig Elisa ein. Ich hatte so lange nicht mehr an sie gedacht. Schuldgefühle überkamen mich. Sie war doch meine Zwillingsschwester. Ich musste schlucken. Vielleicht hätte ich sie retten können beim Unfall. Wäre ich nicht abgelenkt gewesen oder hätte ich doch lieber sie mit meinen Kräften gerettet. Habe ich Elisa vielleicht aufgelöst mit meinen Kräften? Das Hoch von vorhin hat sich komplett verflüchtigt. Wie hatte ich so egoistisch sein können, für einen Moment nicht an sie zu denken? Ich vermisse sie. Meine Nachtischlampe flackerte und ging dann ganz aus. Stöhnend griff ich nach dem Schalter, um sie wieder anzuschalten. Kurz wurde es hell und dann auch schon wieder dunkel. Beide Male haben mich nur wenig Energie gekostet, aber ich fühle jedes Mal deutlicher das Kribbeln, bevor ich etwas ausschaltete. Als mein Handy mit einem Vibrieren die Ankunft einer Nachricht ankündigte, tastete ich danach um Sekunden später ein totes Handy in der Hand zu halten. Ein Gefühl der Frustration überkam mich. Das Aufstehen aus dem Bett gelang mir nur mit Mühe, ich musste mich regelrecht zwingen, die Muskeln zu bewegen. Die nächsten zehn Minuten arbeitete mein Körper gegen mich und ich schaffte es kaum, mir etwas anzuziehen und zur Tür zu gehen. Der Weg in die Küche funktionierte dann ohne Probleme und ich war erleichtert, als ich endlich saß. Am Ende des Frühstücks blieb noch ein bisschen Kaffee übrig. „Willst du ihn, Oliver?“, fragte mein Vater. Ich nickte verkrampft und konnte vor Anstrengung ein Zittern nicht vermeiden. Sofort fragten mich besorgt meine Eltern, was mit mir los sei. Ich rang mir ein Lächeln ab. „Es ist alles gut. Ich habe nur Angst um Elisa.“ Meine Eltern nickten und sagten ein paar verständnisvolle Worte. Ich schaltete schon ab. Kurz darauf war ich mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Uni. Das ist sicherer, als die S-Bahn zu nehmen. Den Kaffee konnte ich nicht trinken, weil meine Hand ihn nicht greifen wollte. Ich fühle mich fremdgesteuert.
Als ich an einer roten Ampel hielt, hörte ich, wie sich der Motor des Autos neben mir abschaltete. Ich rollte mein Fahrrad auf den Bürgersteig und endlich kam das erlösende Geräusch des Motors. Mittlerweile war die Ampel schon auf grün und ein Auto in der Schlange hupte vorwurfsvoll. Auch ich fuhr weiter, bis ich zu einer großen Kreuzung kam. Die dortige Ampel war ausgeschaltet, obwohl es eine der Hauptverkehrsachsen der Stadt war. Trotz der aufgebrachten Rufe einiger Passanten schaffte ich es, mit meinem Fahrrad so nah wie möglich am Eckhaus zu sein. Ich beobachtete den Verkehr und verschnaufte für einen Moment. Ein Fahrradfahrer kam von links und streckte seinen Arm aus. Von der Straße zu meiner Rechten sah ich ein blaues Auto auf die Kreuzung zukommen. Ich realisierte in Sekundenschnelle, dass beide sich nicht sehen konnten und aufeinander zufuhren. Mein Blick schaltete sich auf Zeitlupe und ohne zu wissen wie, hielt ich das Auto an. Gerade noch rechtzeitig. Die Autofahrerin wusste nicht, wie ihr geschah. Auch der Fahrradfahrer bremste erschrocken ab und kam mitten auf der Kreuzung zum Stehen. Einen Augenblick später sah ich, wie die Fahrerin bemerkte, dass sie haarscharf an einem Unfall vorbeigeschrammt war. Ihre Augen weiteten sich und sie hatte Blickkontakt mit dem Fahrradfahrer. Wenige Minuten später war alles wieder normal. Beide Beteiligte waren weggefahren und ich, als heimlicher dritter Beteiligter, stand noch vor der Hauswand. Das Stoppen des Autos hat mich merklich angestrengt, aber ich habe wahrscheinlich Menschenleben gerettet. Ein kleiner Teil von mir sprang innerlich in die Luft. Dann guckte ich auf die Uhr. Es war 9.43. Mist! Mit dem Fahrrad würde ich es nicht mehr pünktlich schaffen, dabei bin ich bewusst zeitig losgefahren. Ich überlege, ob ich es mit der S-Bahn versuchen soll. Die Bahnen kamen im 5-Minuten Takt, es wäre eine große Abkürzung und nach meiner Rettung vorhin war ich in bester Laune. Also schwang ich mich auf mein Rad und fuhr die wenigen Meter bis zu der nächsten Haltestelle. Während ich noch das Fahrrad ankettete, fuhr die S-Bahn ein. Ich muss die Bahn erwischen! Ich lief durch die Unterführung und nahm je zwei Treppenstufen auf einmal. Die Türen der Bahn schlossen sich, aber die hinterste blieb offen. Ich sprang durch die Tür und einen Augenblick später fuhr die Bahn los. „Aber was machen wir, wenn wir zu spät kommen? Sie haben doch gesagt, dass wir dann nicht mehr reingelassen werden“, hörte ich ein kleines Mädchen fragen. Sie saß mit einer Gruppe von Kindern und zwei Erwachsenen zusammen. Einer antwortete: „So stand es in der E-Mail, ja. Aber ich bin mir sicher, wir finden einen Weg. Oder wir gehen in den Zoo, der ist gleich nebenan.“ Die Kinder beschwerten sich. Von meiner Position aus konnte ich die zwei Erwachsenen gut verstehen, die miteinander flüsterten. „Wir haben aber auch Pech. Ich meine, wir sind eine halbe Stunde vorher aufgebrochen. Und jetzt werden wir wahrscheinlich schon wieder zu spät kommen.“ Der andere nickte und versuchte dann, die Kinder abzulenken. Mich berührte die Szene. Vielleicht könnte ich ja helfen… Ich konzentriere mich auf die Spitze der Bahn und es gelang mir, den Wind, der die Bahn natürlich langsamer machte, umzuleiten. Ein regelmäßiger Energieschwund war die Folge und die Bahn glitt wie in einem luftleeren Raum nur so dahin. Nach ungefähr zehn Minuten und vier Stationen kam die Haltestelle Zoo. „Das ging ja schneller, als ich gedacht hatte“, sagte einer. Auch die Erwachsenen schienen verblüfft und kontrollierten immer wieder ihre Handyuhren. „Okay Klasse 3b, wir steigen jetzt die Nächste aus. Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch rechtzeitig.“ Die Klasse freute sich und alle sprangen auf. Bei der nächsten Haltestelle stiegen sie aus und ich freue mich für Sie, dass sie es noch rechtzeitig geschafft haben. Auch ich kam pünktlich an.
Beim Betreten des Gebäudes sah ich für einen Moment Elisa unter den Leuten. Sie lachte und drehte sich weg. Ich wollte sie schon rufen, als mir einfiel, dass sie verschwunden ist. Dennoch ging ich schneller und als ich dem Mädchen ins Gesicht blickte, war es deutlich. Es ist nicht Elisa. Als ich danach an dem Kaffeeautomaten vorbeiging, an dem Elisa und ich uns häufig getroffen haben, spüre ich eine Kraft, die mich nicht weitergehen ließ. Ich blieb plötzlich stehen und andere machten ungehalten einen Bogen um mich. Nach mehreren Versuchen weiterzugehen, gab ich verbittert auf und wandte mich dem Automaten zu. Ich kramte Geld aus meiner Tasche und bezahlte einen Kaffee. Auch danach musste ich erst den Kaffee an meine Lippen setzen und einen Schluck trinken, bevor ich weitergehen konnte. Die anschließende Vorlesung und der Nachhauseweg waren sehr anstrengend. Mehrmals wurde ich blockiert und konnte nicht frei entscheiden. Ich bin nicht mehr Herr über meinen Körper. Immer deutlicher fühle ich die mich umgebenden Kräfte, wie zum Beispiel die Schwerkraft oder die Bewegungskraft. Bei der Bahnfahrt hat es die gesamte Zeit gekribbelt und ich konnte mich gerade noch im Zaum halten, die Bahn anzuhalten. Das Fahrrad werde ich morgen holen. Als ich ausstieg, war ich durchgeschwitzt. Der restliche Fußweg verging mit einem langen, ungewollten Umweg, fünf ausgeschalteten Autos und mehreren Handys. Was hat das Leben so noch für einen Sinn? Ich war am Ende meiner Kräfte und es gab keinen Ort auf der Welt, wo ich hinwollte.
Als ich an einer roten Ampel hielt, hörte ich, wie sich der Motor des Autos neben mir abschaltete. Ich rollte mein Fahrrad auf den Bürgersteig und endlich kam das erlösende Geräusch des Motors. Mittlerweile war die Ampel schon auf grün und ein Auto in der Schlange hupte vorwurfsvoll. Auch ich fuhr weiter, bis ich zu einer großen Kreuzung kam. Die dortige Ampel war ausgeschaltet, obwohl es eine der Hauptverkehrsachsen der Stadt war. Trotz der aufgebrachten Rufe einiger Passanten schaffte ich es, mit meinem Fahrrad so nah wie möglich am Eckhaus zu sein. Ich beobachtete den Verkehr und verschnaufte für einen Moment. Ein Fahrradfahrer kam von links und streckte seinen Arm aus. Von der Straße zu meiner Rechten sah ich ein blaues Auto auf die Kreuzung zukommen. Ich realisierte in Sekundenschnelle, dass beide sich nicht sehen konnten und aufeinander zufuhren. Mein Blick schaltete sich auf Zeitlupe und ohne zu wissen wie, hielt ich das Auto an. Gerade noch rechtzeitig. Die Autofahrerin wusste nicht, wie ihr geschah. Auch der Fahrradfahrer bremste erschrocken ab und kam mitten auf der Kreuzung zum Stehen. Einen Augenblick später sah ich, wie die Fahrerin bemerkte, dass sie haarscharf an einem Unfall vorbeigeschrammt war. Ihre Augen weiteten sich und sie hatte Blickkontakt mit dem Fahrradfahrer. Wenige Minuten später war alles wieder normal. Beide Beteiligte waren weggefahren und ich, als heimlicher dritter Beteiligter, stand noch vor der Hauswand. Das Stoppen des Autos hat mich merklich angestrengt, aber ich habe wahrscheinlich Menschenleben gerettet. Ein kleiner Teil von mir sprang innerlich in die Luft. Dann guckte ich auf die Uhr. Es war 9.43. Mist! Mit dem Fahrrad würde ich es nicht mehr pünktlich schaffen, dabei bin ich bewusst zeitig losgefahren. Ich überlege, ob ich es mit der S-Bahn versuchen soll. Die Bahnen kamen im 5-Minuten Takt, es wäre eine große Abkürzung und nach meiner Rettung vorhin war ich in bester Laune. Also schwang ich mich auf mein Rad und fuhr die wenigen Meter bis zu der nächsten Haltestelle. Während ich noch das Fahrrad ankettete, fuhr die S-Bahn ein. Ich muss die Bahn erwischen! Ich lief durch die Unterführung und nahm je zwei Treppenstufen auf einmal. Die Türen der Bahn schlossen sich, aber die hinterste blieb offen. Ich sprang durch die Tür und einen Augenblick später fuhr die Bahn los. „Aber was machen wir, wenn wir zu spät kommen? Sie haben doch gesagt, dass wir dann nicht mehr reingelassen werden“, hörte ich ein kleines Mädchen fragen. Sie saß mit einer Gruppe von Kindern und zwei Erwachsenen zusammen. Einer antwortete: „So stand es in der E-Mail, ja. Aber ich bin mir sicher, wir finden einen Weg. Oder wir gehen in den Zoo, der ist gleich nebenan.“ Die Kinder beschwerten sich. Von meiner Position aus konnte ich die zwei Erwachsenen gut verstehen, die miteinander flüsterten. „Wir haben aber auch Pech. Ich meine, wir sind eine halbe Stunde vorher aufgebrochen. Und jetzt werden wir wahrscheinlich schon wieder zu spät kommen.“ Der andere nickte und versuchte dann, die Kinder abzulenken. Mich berührte die Szene. Vielleicht könnte ich ja helfen… Ich konzentriere mich auf die Spitze der Bahn und es gelang mir, den Wind, der die Bahn natürlich langsamer machte, umzuleiten. Ein regelmäßiger Energieschwund war die Folge und die Bahn glitt wie in einem luftleeren Raum nur so dahin. Nach ungefähr zehn Minuten und vier Stationen kam die Haltestelle Zoo. „Das ging ja schneller, als ich gedacht hatte“, sagte einer. Auch die Erwachsenen schienen verblüfft und kontrollierten immer wieder ihre Handyuhren. „Okay Klasse 3b, wir steigen jetzt die Nächste aus. Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch rechtzeitig.“ Die Klasse freute sich und alle sprangen auf. Bei der nächsten Haltestelle stiegen sie aus und ich freue mich für Sie, dass sie es noch rechtzeitig geschafft haben. Auch ich kam pünktlich an.
Beim Betreten des Gebäudes sah ich für einen Moment Elisa unter den Leuten. Sie lachte und drehte sich weg. Ich wollte sie schon rufen, als mir einfiel, dass sie verschwunden ist. Dennoch ging ich schneller und als ich dem Mädchen ins Gesicht blickte, war es deutlich. Es ist nicht Elisa. Als ich danach an dem Kaffeeautomaten vorbeiging, an dem Elisa und ich uns häufig getroffen haben, spüre ich eine Kraft, die mich nicht weitergehen ließ. Ich blieb plötzlich stehen und andere machten ungehalten einen Bogen um mich. Nach mehreren Versuchen weiterzugehen, gab ich verbittert auf und wandte mich dem Automaten zu. Ich kramte Geld aus meiner Tasche und bezahlte einen Kaffee. Auch danach musste ich erst den Kaffee an meine Lippen setzen und einen Schluck trinken, bevor ich weitergehen konnte. Die anschließende Vorlesung und der Nachhauseweg waren sehr anstrengend. Mehrmals wurde ich blockiert und konnte nicht frei entscheiden. Ich bin nicht mehr Herr über meinen Körper. Immer deutlicher fühle ich die mich umgebenden Kräfte, wie zum Beispiel die Schwerkraft oder die Bewegungskraft. Bei der Bahnfahrt hat es die gesamte Zeit gekribbelt und ich konnte mich gerade noch im Zaum halten, die Bahn anzuhalten. Das Fahrrad werde ich morgen holen. Als ich ausstieg, war ich durchgeschwitzt. Der restliche Fußweg verging mit einem langen, ungewollten Umweg, fünf ausgeschalteten Autos und mehreren Handys. Was hat das Leben so noch für einen Sinn? Ich war am Ende meiner Kräfte und es gab keinen Ort auf der Welt, wo ich hinwollte.
Fragment 2
„Das waren die Nachrichten um 8 Uhr. Und nun die gute Nachricht des Tages: Ein Zusammenstoß zwischen einem Auto und einem Fahrrad konnte verhindert werden. Die Autofahrerin konnte in letzter Sekunde bremsen und so ist niemand zu Schaden gekommen. Gut gemacht!“ Das Radio wurde leiser gedreht. „Weiß der Chef schon davon?“, fragte ein kleiner Mann mit hellen Haaren. Er saß auf einem braunen Ledersofa. „Ja, ich habe ihn schon informiert. Und der Zugriff ist leider nicht gelungen“, antwortete ein Dunkelhaariger. „Mist! Dabei sollte es schnell gehen!“. „Ich habe schon ein Team zusammengestellt, größer als das vorherige. Die werden ihn schon kriegen.“
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