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Der Nachfolger vom Tod 2

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Der Tod Kaiserin Elisabeth Kronprinz Rudolf Lucheni
06.05.2020
09.12.2020
9
10.034
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06.05.2020 1.154
 
10 Jahre war es inzwischen her, dass Gabriel als Tod zurückgetreten war und seine Aufgaben an den ehemaligen Kronprinzen von Österreich-Ungarn übergeben hatte. Danach hatte er Rudolf noch einige Zeit unterstützt, doch irgendwann war das nicht mehr nötig gewesen. Inzwischen war Gabriel schon seit bestimmt fünf Jahren nicht mehr im Reich der Lebenden gewesen. Aber er wohnte weiterhin gemeinsam mit seiner Elisabeth im Schloss, das war mit Rudolf so abgesprochen, doch trotz ihrem gemeinsamen Wohnort hatte der frühere Tod den Brünetten schon länger nicht mehr gesehen.
Gabriel saß gerade in der Bibliothek des Schlosses und wollte eigentlich etwas lesen, doch er konnte sich nicht wirklich konzentrieren, zu sehr beschäftigte es ihn, dass Rudolf ihm scheinbar aus dem Weg ging, anders konnte er sich nicht erklären, warum sie sich nicht sahen, denn so groß wie das Schloss auch war, man lief sich normalerweise trotzdem ab und an über den Weg. Auch Luigi Lucheni, Rudolfs bester Freund, hatte sich schon eine ganze Weile nicht blicken lassen, dabei war der eigentlich ständig da.
Der ehemalige Tod schüttelte den Kopf, da war doch irgendwas überhaupt nicht in Ordnung. Er musste mit Rudolf reden. Also klappte er sein Buch zu und legte es weg um sich dann auf den Weg zu Rudolfs Büro zu machen, vielleicht hatte er Glück und der Jüngere war gerade nicht im Reich der Lebenden.
     
Kurz bevor Gabriel das Büro erreichen konnte, hörte er Stimmen aus dem Empfangsbereich des Schlosses.
„Wie er ist nicht da? Ich komm hier seit einer Woche jeden Tag her und nie ist er da. Ich dachte er ist unser Herrscher und kümmert sich um unsere Angelegenheiten. Wie will er das den machen, wenn er keine Zeit hat?“ schrie eine ihm unbekannte Frau aufgeregt.
„Beruhigen Sie sich, er wird sicher bald auftauchen und sich für Sie Zeit nehmen.“ Gabriel erkannte, dass es Michaels Stimme war, die die Frau zu beruhigen versuchte. Der Blonde beschleunigte seine Schritte.
„Das sagt man mir jedes Mal und ich warte geduldig, bis man mich bittet nach Hause zu gehen und am nächsten Tag wieder zu kommen.“ Entgegnete die Frau kein Stück ruhiger. Im selben Moment lief Gabriel um die Ecke. Die Frau, sie war etwas kleiner als er und hatte schwarze, schulterlange Haare, stand mit dem Rücken zu ihm, während Michael ihn direkt sehen konnte und ihm einen hilfesuchenden Blick zu warf, Gabriel verstand sofort.
„Entschuldigung, vielleicht kann ich Ihnen helfen?“ sagte er ruhig und ging langsam auf die Frau zu. Die Angesprochene drehte sich sofort zu ihm um und erkannte Gabriel direkt als früheren Tod.
„Herr.“ Sagte sie, während sie sich kurz verbeugte.
Der Blonde lächelte sie warm an, bevor er wieder sprach.
„Nenn mich ruhig Gabriel. Wie heißt du?“ fragte er freundlich nach.
„Marie.“ Antwortete die Schwarzhaarige fast schüchtern.
„Also gut Marie, mein Nachfolger Rudolf ist wohl im Moment unpässlich, aber ich hätte Zeit für dich. Wollen wir ins Empfangszimmer gehen?“
Daraufhin nickte Marie und Gabriel führte sie in Rudolfs Empfangszimmer, das früher einmal ihm gehört hatte. Der gleiche Raum, in dem Rudolf ihm eröffnet hatte, dass er sicher sein Nachfolger werden wollte.
Im Zimmer hatte sich nichts verändert, immer noch stand da der große Schreibtisch mit zwei Stühlen für Besucher. Und einen auf der anderen Seite für den Tod. Gabriel bedeutete der Frau sich auf einem der Besucherstühle zu setzten, dabei nahm er selber auf der anderen Seite, auf Rudolfs Stuhl, platz.
„Nun Marie, worum geht es denn genau.“
„Seit einigen Tagen verschwinden immer wieder Gegenstände aus meinem Haus.“ Berichtete die Frau knapp.
Gabriel nickte nachdenklich, Diebstahl war eine der Dinge die er im Totenreich einfach nicht verstehen konnte, denn man bekam alles umsonst, was logisch war, da ja auch keiner Geld verdiente. Trotzdem geschah es immer wieder.
Er befragte die Frau nach möglichen Tätern und Beobachtungen und lies sich noch ihren vollen Namen und ihren Wohnort geben, dann versprach er der Frau verstärkt Todesengel bei ihr die Gegend kontrollieren zu lassen und sich darum zu kümmern, dass der Täter gefunden wird. Erleichter verlies Marie das Schloss, während Gabriel nachdenklich im Empfangszimmer sitzen blieb, bis es an der Tür klopfte und Michael das Zimmer betrat.
„Ich mache mir Sorgen.“ Sagte der Todesengel nur und schaute seinen Freund ernst an.
„Das tue ich auch.“ Entgegnete ihm der Blonde.
Einen Moment sahen die Beiden sich an, sie mussten dringend reden.
„Nicht hier.“ Sprach der Blonde dem Todesengel in Gedanken zu und stand auf. Gemeinsam schritten sie in den Bereich des Schlosses, der nur für Todesengel gedacht war, Gabriel war selten hier, auch wenn ihm als ehemaliger Tod der Aufenthalt in diesem Bereich gestattet war.
Die Beiden gingen in Michaels Wohnung. Die Todesengel besaßen alle eine Wohnung im Schloss oder in einem Nebengebäude, das durch einen unterirdischen Gang von diesem Bereich des Schlosses aus schnell erreichbar war.
Michael und Gabriel gingen durch den Eingangsbereich der Wohnung zu einem kleineren, etwas versteckt gelegenem Zimmer. Das Zimmer nicht besonders groß an der Wand befand sich eine Couch, daneben ein Sessel und an der gegenüberliegenden Wand befand sich ein Bücherregal. Michaels private Bibliothek. Hier konnte niemand die Beiden belauschen oder einfach hineingelangen. Immer wenn die Freunde ein wichtiges Thema besprechen mussten kamen sie hierher.
Gabriel ließ sich direkt auf den Sessel fallen, Michael auf die Couch.
„Okay Michael, ganz ehrlich, ist Rudolf momentan überhaupt noch im Schloss?“ fragte Gabriel direkt das, was ihm als die einfachste Frage erschien.
„Ich bin nicht sein Babysitter.“ Entgegnete ihm Michael frustriert.
Gabriel hob eine Augenbraue und sah den Todesengel überrascht an. Wo kam den die Reaktion jetzt her?
„Das hab ich auch nicht gesagt, es geht nur darum warum Rudolf, diese Frau in einer Woche nicht einmal angehört hat.“ Versuchte Gabriel zu erklären.
„Keine Ahnung ich hab ihn seit bestimmt zwei Wochen nicht mehr gesehen.“ Murmelte Michael immer noch leicht frustriert.
„Was? Du hast ihn nicht gesehen? Warum sagst du mir nichts? Was wenn ihm was passiert ist?“ Der ehemalige Tod war aufgesprungen und fixierte Michael wütend.
„Beruhig dich, ihm wird schon nichts passiert sein, schließlich gab es noch keine Probleme im Reich der Lebenden. Die Verstorbenen werden wie geplant abgeholt. Nur ist kein Todesengel mehr dabei.“
Verwirrt ließ sich Gabriel wieder auf den Sessel sinken.
„Wie keine Todesengel?“ fragte er nach.
„Es hat vor ein paar Wochen angefangen, da hat er mich und Zacharias nicht mehr ins Reich der Lebenden mitnehmen wollen, immer bat er andere Todesengel mitzukommen, kurz darauf durften dann immer nur noch einer mit und auch immer ein anderer und dann vor ungefähr zwei Wochen hat er aufgehört uns zu benachrichtigen, wenn er das Portal benutzt, selbst den Aufenthalt dort oder in der Nähe des Portals hat er uns verboten.“ Erklärte Michael zögerlich.
„Warum hast du mir nichts davon gesagt?“ fragte Gabriel vorsichtig nach, die ganze Sache gefiel ihm überhaupt nicht.
„Weil Rudolf das verboten hat.“ Sagte Michael und senkte den Kopf. Er hatte gerade gegen einen direkten Befehl des Tods verstoßen.
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