Die Bergdoktorin
von FelineWaechter
Kurzbeschreibung
(Der Autor hat keine Kurzbeschreibung zu dieser Geschichte verfasst.)
GeschichteFamilie, Liebesgeschichte / P16 / Gen
Dr. Martin Gruber
Elisabeth Gruber
Hans Gruber
Lilli Gruber
OC (Own Character)
Susanne Dreiseitl
05.05.2020
19.03.2023
135
302.248
14
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Dieses Kapitel
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19.02.2022
3.056
Auf einmal kam der eigentlich flüssige Verkehr auf einer Autobahn in Tirol zum Stehen. Einige Fahrer bremsten stark ab und verhinderten so schlimme Zusammenstöße. Einige kurbelten die Fenster herunter um zu sehen was passiert war, ein paar stiegen kurz ganz aus.
Ein Mann der beobachtet hatte wie etwas großes oben von der Brücke gefallen und direkt auf einem schwarzen Audi direkt vor ihm gelandet war stieg ebenfalls aus. Mit Entsetzen hatte er zusehen müssen wie der Wagen abgedriftet und gegen die Betonmauer der Brücke geknallt war. Er war dann zurück in die Mitte der Fahrbahn geschlittert und dort stand er nun.
Der junge Mann verlor keine Zeit mehr und rannte geradewegs auf den Unfallwagen zu, um den Insassen erste Hilfe leisten zu können. Glücklicherweise war er Sanitäter mit jahrelanger Berufserfahrung und wusste was jetzt zu tun war. Die Motorhaube des Autos war vollkommen zertrümmert, genau wie die Fahrerseite. Da er Rauch entweichen sah, war er extra vorsichtig und lief langsam um den Wagen herum. "Hallo?", rief er, erhielt aber keine Antwort.
Stattdessen entdeckte er nun eine junge Frau am Steuer, er schätzte sie auf etwa 30 Jahre, keinesfalls älter. Sie war bewusstlos und das Gesicht von Kratzern und Wunden durch die zerbrochene Scheibe übersät. Er musste sie schleunigst befreien, dessen war er sich sicher. In der Zwischenzeit war ein weiterer Passant angerannt gekommen.
"Kann ich helfen?", fragte er sofort. "Rufen sie sofort die Rettung an, die sollen am besten auch gleich Feuerwehr und Polizei mitschicken!", wies er den Helfer an und er rannte sofort zurück zu seinem Auto um sein Handy zu holen. Derweil machte sich der Sanitäter daran, sich um die junge Frau zu kümmern. Durch die ebenfalls zerbrochene Fensterscheibe auf der Fahrerseite konnte er gut sehen und den Kopf der Verletzten vorsichtig in seine Richtung drehen.
"Hallo, können sie mich hören?", fragte er mit lauter Stimme, jedoch wachte die Frau davon nicht auf. Er legte zwei Finger an ihren Hals und fühlte, dass der Puls noch vorhanden war. Schwach, aber sie war noch nicht tot und er atmete erstmal erleichtert auf. Dann verschaffte er sich schnell einen Überblick über die sichtbaren Verletzungen-
Das was er sehen konnte ließ ihn nichts gutes erahnen. Er sah das das Bein der Frau eingeklemmt gewesen sein musste und nun stark blutete, außerdem musste sie schwere innere Verletzungen haben. Aber wenigstens sah es jetzt so aus, als ob er sie jetzt problemlos bergen konnte. Der Ersthelfer versuchte nun die Autotür zu öffnen, allerdings war sie so verbeult das sie klemmte.
"Die Rettung ist alarmiert, die meinten sie schicken gleich einen Hubschrauber!" Der zweite Helfer war nun auch wieder da. Aber außer die Beiden hatten alle anderen nichts besseres zu tun als zu gaffen, wie es heutzutage leider üblich war. "Sehr gut, weil so wie es aussieht wird sie nicht mehr lange durchhalten!" Zwar wunderte sich der zweite Mann darüber, dass der andere sich anscheinend mit so etwas auskannte, war darüber aber auch froh.
"Hören sie zu!", begann der Sanitäter. "Wir müssen sie da raus holen, bevor das Auto vielleicht noch in Flammen aufgeht. Die Tür klemmt, das heißt wir müssen es durchs Fenster versuchen!" Der Jüngere nickte. "Okay und wie machen wir das?", wollte er wissen. "Ich werde sie raus ziehen und sie schnappen sich sofort die Beine. Wir dürfen sie auf keinen Fall mehr bewegen als nötig, sie könnte Verletzungen an der Wirbelsäule haben!"
Das verstand sein Helfer und ging in Stellung. Der erfahrene Retter schlug die Scheibe noch ein wenig weiter ein, löste dann den Sicherheitsgurt der schwer erreichbar gewesen war und umfasste die Verletzte von hinten vom Rücken her nach vorne unter den Armen. "In Ordnung, ich ziehe sie jetzt ganz langsam raus. Achten sie unbedingt darauf, dass sie ihre Beine nur so wenig bewegen wie notwendig.", sagte er nochmal eindringlich und sein Unterstützer nickte.
Der Ausgebildete hob nun den Körper der Frau durch das Fenster und sofort als die Beine zum Vorschein kamen wurden diese vom zweiten Mann wie geplant heraus gehoben. Gemeinsam trugen sie die bewusstlose Frau etwas weiter weg vom Unfallwagen und eine Frau kam herangeeilt, um eine Decke auf den Boden zu legen. "Danke!", sagte der Sanitäter und vorsichtig legten sie die Verunfallte auf die ausgebreitete Decke.
Sofort kniete sich der Sanitäter neben die Patientin und brachte sie in die stabile Seitenlage. "Ich brauche einen Verbandskasten!", sagte er und sofort eilte die Frau wieder davon. Binnen von wenigen Augenblicken kehrte sie mit dem Benötigten zurück. "Können wir noch etwas tun?", fragte sie auch im Hinblick auf den Mann der ebenfalls geholfen hatte. "Im Moment nicht, aber bleiben sie bitte trotzdem da.", lautete die Antwort.
Der Sanitäter unter ihnen kümmerte sich nun wieder um die Verletzte, indem er nochmal gründlich die Vitalfunktionen kontrollierte. Atmung und Puls waren eindeutig zu schwach, aber noch war keine Reanimation von Nöten. Zuerst machte er sich jetzt daran, die Blutung am Bein mit einem Druckverband zu stoppen. Immerhin versuchte keiner der Fahrer vorbei zu kommen, alle warteten was passieren würde. Die Minuten verstrichen und immer wieder kontrollierte der Mann die Vitalfunktionen der Verletzten. Mehr konnte er ohne professionelle Ausrüstung nicht für sie tun.
Dann endlich hörte er von weitem Rotorengeräusche, mit denen sich der herannahende Helikopter ankündigte. "Ich werde gehen und den Piloten einweisen. Sie achten darauf, dass sich ihr Zustand nicht verschlechtert und sollte sie aufhören zu atmen oder sollten sie keinen Puls mehr fühlen beginnen sie sofort mit der Reanimation! Wie das geht, wissen sie hoffentlich."
Der Mann und die Frau nickten. Der Mann nahm den Platz des Sanitäters ein und legte nun seine Finger an den Hals der jungen Frau, um den Puls weiterhin kontinuierlich überprüfen zu können. Der Sanitäter rannte auf die andere Seite der Brücke auf der nun kein Verkehr mehr herrschte und hielt Ausschau nach dem Helikopter. Er wusste auch hier genau was zu tun war, da er nicht beim Rettungsdienst arbeitete, sondern Sanitäter bei der Luftrettung war. Und wie es der Zufall so wollte, schien die Rettungsleitstelle den Notfall an seine Kollegen weitergeleitet zu haben. Denn den Heli in auffällig rot-gelber Lackierung erkannte er sofort.
Mit winken machte er auf sich aufmerksam und zeigte dem Piloten so einen Landeplatz an. Eine Landung war hier nur auf der Autobahn direkt möglich und routiniert wies er den Piloten ein.
Als das geschafft war rannte der Sani sofort zu der Seitentür, die sich schon geöffnet hatte. Hilfsbereit nahm er eine der schweren Taschen an sich. "Ich bin froh euch zu sehen, Leute!", rief er, da der Rotorenlärm noch nicht abgeklungen war.
"Und wir sind überrascht dich hier zu sehen!", entgegnete der Notarzt des dreiköpfigen Rettungsteams. "Ich war doch Bekannte besuchen und gerade auf dem Rückweg. Aber das ist jetzt nicht wichtig, kommt mit!"
Er lief voraus und der Notarzt, sowie der zweite an Bord befindliche Sanitäter folgten ihm. "Was ist passiert?", wollten seine Kollegen von ihm wissen. "Eine junge Frau, etwa 30 Jahre alt, ist mit dem Auto verunglückt! Irgend so ein Irrer hat oben von der Brücke irgendwas runter geworfen und das ist genau durch ihre Windschutzscheibe. Sie hat die Kontrolle über ihren Wagen verloren und ist gegen die Mauer gefahren. Ich hab sie raus geholt und ihre Blutung am Bein versorgt. Sie ist nicht ansprechbar und ihre Vitalfunktionen sind besorgniserregend niedrig, zumindest was Puls und Atmung betrifft! Sieht nach einem Polytrauma aus!", berichtete der Ersthelfer.
"Hast du gesehen, dass jemand etwas runter geworfen hat?", fragte der Notarzt. "Da stand jemand auf der Brücke, kurz bevor es passiert ist."
Sie beendeten ihre Unterhaltung und rannten zur Patientin, die noch immer von den zwei Personen beaufsichtigt wurde. "Danke, wir übernehmen jetzt!", sagte der Notarzt und kniete sich auf den Boden. Der Mann machte ihm bereitwillig Platz. Langsam drehte er die Frau wieder auf den Rücken. "Hallo, hören sie mich?", fragte der Notarzt genau wie sein Kollege zuvor und klopfte seiner Patientin leicht auf die Wange. "Hören sie mich?", fragte er nochmals, als nichts geschah. Aber die Frau blieb regungslos liegen. "Atmung flach, Puls ebenfalls.", murmelte er, nachdem er das abermals kontrolliert hatte.
Er sah zu dem Piloten auf, der nun auch bei ihnen angelangt war. "Hol das EKG und den Defi, nur für alle Fälle!", wies der Arzt den Piloten an und begann dann seine Patientin systematisch nach Verletzungen abzusuchen und abzutasten.
"Das gefällt mir gar nicht!", redete er dabei vor sich hin und fürchtete bereits um das Leben der Verletzten.
Der Pilot kehrte binnen weniger Augenblicke mit dem EKG und dem Defibrillator zurück. Sofort übernahm der Sanitäter der Crew die Aufgabe, die junge Frau an das EKG anzuschließen. "Soweit ist sie stabil, aber lange hält sie nicht mehr durch. Sie hat jetzt schon zu viel Blut verloren, ich vermute ein stumpfes Bauchtrauma weil ihr Bauch ist total verhärtet. Entweder Leber oder Milz, also auch innere Blutungen. Zudem wahrscheinlich noch ein Schleudertrauma und mehrere Frakturen. Wir werden sie transportfähig machen und dann muss sie sofort in den OP!", wertete der Arzt die soweit klaren Verletzungen aus, vermutete aber noch ein viel schlimmeres Ausmaß.
Inzwischen waren auch die Polizei und die Feuerwehr eingetroffen, die sich ebenfalls einen Überblick über die Sachlage verschafften. Derweil versuchten die erfahrenen Retter alles, um die Patientin in einen transportierfähigen Zustand zu bringen. Es wurden Zugänge gelegt, Wunden verbunden, Medikamente verabreicht und das nicht zu knapp.
Der Pilot wollte nicht einfach so unfähig herumstehen und wollte etwas über die Frau in Erfahrung bringen. Das würde seinem Team und allen anderen Beteiligten sehr helfen. Er wollte gerade zum Auto hinüber gehen um das sich die Feuerwehr noch kümmerte, als er plötzlich laute Rufe hörte.
"Ey, jetzt machen sie mal hinne hier!", schrie ein aufgebrachter Mann und kam geradewegs auf den Piloten zu. "Bitte?", fragte dieser verdutzt. "Sie sollen sich hier alle mal ein bisschen beeilen, Kollege! Ich hab in zwanzig Minuten ein wichtiges Meeting und ihr blockiert die ganze Straße!"
Dem Piloten reichte das bereits. "Jetzt pass mal auf, Kollege!" Das letzte Wort spuckte er regelrecht aus. "Ich hab keine Ahnung was in deinem Erbsenhirn vor geht, aber eine junge Frau hatte hier einen Unfall und ist lebensgefährlich verletzt! Da interessiert sich gerade keiner für ein bescheuertes Meeting, kapiert?! Und jetzt schwirr ab, bevor ich mich vergesse!"
Solche Menschen brachten den Piloten immer wieder zur Weißglut. Der Passant lief daraufhin schnell zurück zu seinem Auto und der Mitarbeiter des Rettungsteams eilte nun zu den Feuerwehrleuten. Der kleine Brand war inzwischen gelöscht und jetzt besprachen sie gerade wie sie die Unfallstelle am besten absicherten, damit die Autos weiterfahren konnten.
"Entschuldigung, Jungs.", sprach der Pilot die Männer an. "Ich wollte fragen, ob sie im Auto etwas gefunden haben was auf die Identität unserer Patientin hinweisen könnte." Der Einsatzleiter der bei ihnen stand, übernahm das reden. "Da es sich anscheinend um eine Straftat handelt, dürfen wir erstmal nichts vom Fleck weg bewegen. Am besten sie wenden sich an die Polizei."
Der Pilot nickte und lief weiter zu einem Polizisten, der den Unfallwagen umrundete. "Hallo.", sagte der Pilot und der Beamte blickte zu ihm. "Es wurde mir gesagt, dass ich mich an sie wenden soll. Wir bräuchten die Personalien der Patientin für eine Einweisung in die Klinik.", erklärte er dem Polizisten. "Wir haben eine Tasche auf dem Beifahrersitz gefunden, die hat mein Kollege gerade mitgenommen. Er deutete auf einen Polizeiwagen, wo ein weiterer Beamte stand und vermutlich gerade auch die Personalien der verunglückten Frau notierte.
"Gut, Danke. Ähm.. wissen sie ob das stimmt, dass jemand was von der Brücke geworfen hat? Ich meine klar muss man das noch genauer untersuchen, aber.." Der Beamte deutete ins Auto, genauer gesagt in den Fußraum auf der Beifahrerseite. Dort lag ein ziemlich großer Betonstein.
"Ganaueres kann uns zwar erst die Kripo sagen, aber ich glaube das der da vorher noch nicht gelegen hat." Der Pilot nickte nachdenklich und setzte seinen Weg fort. Der Beamte war bereits fertig mit dem Durchsuchen der Tasche und überließ diese dem Piloten bereitwillig, allerdings erinnerte er ihn auch daran ihm bitte Bescheid zu geben in welches Krankenhaus sie die Patientin fliegen würden.
"Wie sieht's aus?", fragte der Flieger, als er wieder bei seinen Kollegen angekommen war. "Überhaupt nicht gut, ihr Zustand verschlechtert sich zusehends!", entgegnete der Arzt. "Es wäre vermutlich besser wir intubieren, um es einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen.", schlug der Sanitäter vor. "Besser ist's wohl, ja.", bestätigte der Notarzt. "Aber hast du was über sie rausgefunden?", wollte er dann erst vom Piloten wissen.
"Die haben im Auto eine Handtasche gefunden.", antwortete sein Kollege und hielt demonstrativ die schwarze Tasche hoch. "Dann schau mal nach ob du einen Ausweis findest.", wies der Notarzt ihn an und klebte noch ein Pflaster auf eine etwas größere Wunde an der Stirn seiner Patientin. Sofort begann der Pilot die Suche. Aber dadurch, dass der Polizist offenbar einfach alles wieder achtlos reingeschmissen hatte, herrschte im inneren der Tasche ein riesen Durcheinander.
"Das Frauen immer so viel dabei haben müssen!", murmelte der Pilot und kniete sich dann einfach auf den Boden um die Tasche dort auszuleeren. Das erste was ihm ins Auge sprang war ein Asthmaspray. "Hier, schau mal." Er zeigte es dem Notarzt. "Gut zu wissen.", sagte er und hatte glücklicherweise noch nicht das Medikament gespritzt das er eigentlich hatte verwenden wollen. "Wir leiten die Narkose lieber mit Propofol ein.", sagte er und legte die schon aufgezogene Spritze schnell beiseite. "Ungefähr 60 Kilo bei einer Größe von ca.1,75 Meter.", schätze der Sanitäter zur Sicherheit nochmals ab, bevor er das Medikament aufzog. Die Spritze gab er wieder an seinen Kollegen weiter, der es verabreichte. Während sie die Frau dann intubierten, hatte der Pilot endlich den Geldbeutel gefunden und somit auch einen Personalausweis.
"Dr. Gemma-Catherine Morrow, 29 Jahre alt, wohnhaft in Ellmau/Tirol.", gab er die gewonnenen Informationen an seine Kollegen weiter. "Und die Körpermaße hast du echt gut geschätzt.", fügte er hinzu. "Is mein Job.", entgegnete der Sanitäter konzentriert.
Nun erweckte noch ein Ausweis die Aufmerksamkeit des Mannes. "Hier ist noch ein Mitarbeiterausweis von einer Klinik in Hall." Auch das sagte er seinen Kollegen weiter. "Eine Kollegin also.", meinte der Notarzt. Somit wussten sie jetzt auch wo sie ihre Patientin hinbringen würden, jedoch fand der Pilot dann neben ein wenig Geld und Kassenzetteln noch ein Bild der Patientin mit einem kleinen Kind auf dem Arm und einem Mann an ihrer Seite.
"Sie ist anscheinend verheiratet und Mutter eines kleinen Kindes." So oft hatte er solche Einsätze schon geflogen, aber solche Tatsachen machten selbst ihm die Arbeit noch schwerer als sie ohnehin schon war.
Denn der Pilot hatte selbst eine schreckliche Erfahrung gemacht, die sein Leben und das Leben seiner zwei Kinder schlagartig verändert hatte. Seine Ex-Frau war überfahren worden und das war geschehen, bevor sie wieder richtig hatten zueinander finden können. Deshalb wusste er wie sich der Mann auf dem Foto später fühlen würde, wenn er von dem Unfall seiner Partnerin erfuhr. Und nicht nur er war noch mehr betroffen als ohnehin schon, sondern auch seine zwei Kollegen.
"Dann lasst uns keine Zeit mehr verlieren, Abflug!", befahl der Notarzt. Die Patientin war nun bereit für den Transport in die Klinik, sie mussten sie nur noch auf die Trage heben und das machten sie zu dritt um sie nicht allzu sehr bewegen zu müssen. Als das erledigt war, rannte der Pilot schleunigst zurück zum Helikopter. "Klinikum Hall!", rief er dem Polizisten noch schnell zu und dieser nickte dankend. Der erfahrene Flieger schwang sich sofort ins Cockpit und ließ schon mal die Maschinen anlaufen, damit sie sofort los konnten. Die beiden anderen Crew-Mitglieder trugen die Patientin zum Heli, ebenfalls mit im Schlepptau ihre schweren Notfallrucksäcke.
Sie luden die Verletzte ein, stiegen ebenfalls in den Heli und machten alle Türen zu. Kaum war das passiert, hob der Rettungshubschrauber ab. Sofort wurde die Rettungsleitstelle alarmiert. "Rettungsleitstelle hört!", kam abrupt eine Antwort. "Wir konnten die verletzte Person erstversorgen und halten es für das Beste, sie ins Klinikum nach Hall zu fliegen.", erklärte der Pilot sachlich. "Habe verstanden.", erwiderte der Mann der Leitstelle und daraufhin änderte der Mann im Cockpit sie Funkfrequenz. Er wollte Kontakt mit der Klinik aufnehmen und erhielt auch hier schnell eine Antwort. Das Reden über die medizinischen Tatsachen überließ er dann aber dem Arzt.
"Guten Tag, hier spricht der Notarzt des Helikopterteams.", begann dieser. "Wir haben hier eine verletzte Frau, 29 Jahre alt, Polytrauma nach schwerem Autounfall, nach flacher Atmung intubiert.", teilte er der Mitarbeiterin des Krankenhauses das nötigste mit und wartete auf eine Erlaubnis ihnen die Patientin bringen zu können.
Und diese wurde ihnen sofort erteilt. Damit sich die Kollegen der Patientin auf die für sie sicherlich schockierende Tatsache vorbereiten konnten, sagte der Notarzt der Frau über Funk auch gleich wen sie zu ihnen bringen würden.
Der Flug würde nicht mehr allzu lange dauern und sofort schickte man ein Team zum Helikopter-Landeplatz. Die Klinik war nun in Sichtweite und den Rettern war es tatsächlich gelungen die Patientin stabil zu halten. Kaum war der Helikopter gelandet, kam das Personal angelaufen um die Verletzte zu übernehmen.
Der Notarzt schilderte schnell die Situation und ging mit in die Klinik. Dort führte sie der Weg in einen Schockraum, wo noch mehr Ärzte warteten. Jeweils einer aus den verschiedenen Fachbereichen. Der Notarzt wurde nicht mehr gebraucht, nachdem sie die Patientin umgelagert hatten. Er nahm die Trage mit und ging zurück zu seinen Kollegen.
"Sie wird es doch schaffen, oder?", fragte der Pilot, dem der Fall besonders nahe ging. "Es sieht schlecht aus.", antwortete sein Freund ehrlich. "Aber sie werden bestimmt nichts unversucht lassen."
Die drei stiegen wieder in den Heli und flogen los.
Ein Mann der beobachtet hatte wie etwas großes oben von der Brücke gefallen und direkt auf einem schwarzen Audi direkt vor ihm gelandet war stieg ebenfalls aus. Mit Entsetzen hatte er zusehen müssen wie der Wagen abgedriftet und gegen die Betonmauer der Brücke geknallt war. Er war dann zurück in die Mitte der Fahrbahn geschlittert und dort stand er nun.
Der junge Mann verlor keine Zeit mehr und rannte geradewegs auf den Unfallwagen zu, um den Insassen erste Hilfe leisten zu können. Glücklicherweise war er Sanitäter mit jahrelanger Berufserfahrung und wusste was jetzt zu tun war. Die Motorhaube des Autos war vollkommen zertrümmert, genau wie die Fahrerseite. Da er Rauch entweichen sah, war er extra vorsichtig und lief langsam um den Wagen herum. "Hallo?", rief er, erhielt aber keine Antwort.
Stattdessen entdeckte er nun eine junge Frau am Steuer, er schätzte sie auf etwa 30 Jahre, keinesfalls älter. Sie war bewusstlos und das Gesicht von Kratzern und Wunden durch die zerbrochene Scheibe übersät. Er musste sie schleunigst befreien, dessen war er sich sicher. In der Zwischenzeit war ein weiterer Passant angerannt gekommen.
"Kann ich helfen?", fragte er sofort. "Rufen sie sofort die Rettung an, die sollen am besten auch gleich Feuerwehr und Polizei mitschicken!", wies er den Helfer an und er rannte sofort zurück zu seinem Auto um sein Handy zu holen. Derweil machte sich der Sanitäter daran, sich um die junge Frau zu kümmern. Durch die ebenfalls zerbrochene Fensterscheibe auf der Fahrerseite konnte er gut sehen und den Kopf der Verletzten vorsichtig in seine Richtung drehen.
"Hallo, können sie mich hören?", fragte er mit lauter Stimme, jedoch wachte die Frau davon nicht auf. Er legte zwei Finger an ihren Hals und fühlte, dass der Puls noch vorhanden war. Schwach, aber sie war noch nicht tot und er atmete erstmal erleichtert auf. Dann verschaffte er sich schnell einen Überblick über die sichtbaren Verletzungen-
Das was er sehen konnte ließ ihn nichts gutes erahnen. Er sah das das Bein der Frau eingeklemmt gewesen sein musste und nun stark blutete, außerdem musste sie schwere innere Verletzungen haben. Aber wenigstens sah es jetzt so aus, als ob er sie jetzt problemlos bergen konnte. Der Ersthelfer versuchte nun die Autotür zu öffnen, allerdings war sie so verbeult das sie klemmte.
"Die Rettung ist alarmiert, die meinten sie schicken gleich einen Hubschrauber!" Der zweite Helfer war nun auch wieder da. Aber außer die Beiden hatten alle anderen nichts besseres zu tun als zu gaffen, wie es heutzutage leider üblich war. "Sehr gut, weil so wie es aussieht wird sie nicht mehr lange durchhalten!" Zwar wunderte sich der zweite Mann darüber, dass der andere sich anscheinend mit so etwas auskannte, war darüber aber auch froh.
"Hören sie zu!", begann der Sanitäter. "Wir müssen sie da raus holen, bevor das Auto vielleicht noch in Flammen aufgeht. Die Tür klemmt, das heißt wir müssen es durchs Fenster versuchen!" Der Jüngere nickte. "Okay und wie machen wir das?", wollte er wissen. "Ich werde sie raus ziehen und sie schnappen sich sofort die Beine. Wir dürfen sie auf keinen Fall mehr bewegen als nötig, sie könnte Verletzungen an der Wirbelsäule haben!"
Das verstand sein Helfer und ging in Stellung. Der erfahrene Retter schlug die Scheibe noch ein wenig weiter ein, löste dann den Sicherheitsgurt der schwer erreichbar gewesen war und umfasste die Verletzte von hinten vom Rücken her nach vorne unter den Armen. "In Ordnung, ich ziehe sie jetzt ganz langsam raus. Achten sie unbedingt darauf, dass sie ihre Beine nur so wenig bewegen wie notwendig.", sagte er nochmal eindringlich und sein Unterstützer nickte.
Der Ausgebildete hob nun den Körper der Frau durch das Fenster und sofort als die Beine zum Vorschein kamen wurden diese vom zweiten Mann wie geplant heraus gehoben. Gemeinsam trugen sie die bewusstlose Frau etwas weiter weg vom Unfallwagen und eine Frau kam herangeeilt, um eine Decke auf den Boden zu legen. "Danke!", sagte der Sanitäter und vorsichtig legten sie die Verunfallte auf die ausgebreitete Decke.
Sofort kniete sich der Sanitäter neben die Patientin und brachte sie in die stabile Seitenlage. "Ich brauche einen Verbandskasten!", sagte er und sofort eilte die Frau wieder davon. Binnen von wenigen Augenblicken kehrte sie mit dem Benötigten zurück. "Können wir noch etwas tun?", fragte sie auch im Hinblick auf den Mann der ebenfalls geholfen hatte. "Im Moment nicht, aber bleiben sie bitte trotzdem da.", lautete die Antwort.
Der Sanitäter unter ihnen kümmerte sich nun wieder um die Verletzte, indem er nochmal gründlich die Vitalfunktionen kontrollierte. Atmung und Puls waren eindeutig zu schwach, aber noch war keine Reanimation von Nöten. Zuerst machte er sich jetzt daran, die Blutung am Bein mit einem Druckverband zu stoppen. Immerhin versuchte keiner der Fahrer vorbei zu kommen, alle warteten was passieren würde. Die Minuten verstrichen und immer wieder kontrollierte der Mann die Vitalfunktionen der Verletzten. Mehr konnte er ohne professionelle Ausrüstung nicht für sie tun.
Dann endlich hörte er von weitem Rotorengeräusche, mit denen sich der herannahende Helikopter ankündigte. "Ich werde gehen und den Piloten einweisen. Sie achten darauf, dass sich ihr Zustand nicht verschlechtert und sollte sie aufhören zu atmen oder sollten sie keinen Puls mehr fühlen beginnen sie sofort mit der Reanimation! Wie das geht, wissen sie hoffentlich."
Der Mann und die Frau nickten. Der Mann nahm den Platz des Sanitäters ein und legte nun seine Finger an den Hals der jungen Frau, um den Puls weiterhin kontinuierlich überprüfen zu können. Der Sanitäter rannte auf die andere Seite der Brücke auf der nun kein Verkehr mehr herrschte und hielt Ausschau nach dem Helikopter. Er wusste auch hier genau was zu tun war, da er nicht beim Rettungsdienst arbeitete, sondern Sanitäter bei der Luftrettung war. Und wie es der Zufall so wollte, schien die Rettungsleitstelle den Notfall an seine Kollegen weitergeleitet zu haben. Denn den Heli in auffällig rot-gelber Lackierung erkannte er sofort.
Mit winken machte er auf sich aufmerksam und zeigte dem Piloten so einen Landeplatz an. Eine Landung war hier nur auf der Autobahn direkt möglich und routiniert wies er den Piloten ein.
Als das geschafft war rannte der Sani sofort zu der Seitentür, die sich schon geöffnet hatte. Hilfsbereit nahm er eine der schweren Taschen an sich. "Ich bin froh euch zu sehen, Leute!", rief er, da der Rotorenlärm noch nicht abgeklungen war.
"Und wir sind überrascht dich hier zu sehen!", entgegnete der Notarzt des dreiköpfigen Rettungsteams. "Ich war doch Bekannte besuchen und gerade auf dem Rückweg. Aber das ist jetzt nicht wichtig, kommt mit!"
Er lief voraus und der Notarzt, sowie der zweite an Bord befindliche Sanitäter folgten ihm. "Was ist passiert?", wollten seine Kollegen von ihm wissen. "Eine junge Frau, etwa 30 Jahre alt, ist mit dem Auto verunglückt! Irgend so ein Irrer hat oben von der Brücke irgendwas runter geworfen und das ist genau durch ihre Windschutzscheibe. Sie hat die Kontrolle über ihren Wagen verloren und ist gegen die Mauer gefahren. Ich hab sie raus geholt und ihre Blutung am Bein versorgt. Sie ist nicht ansprechbar und ihre Vitalfunktionen sind besorgniserregend niedrig, zumindest was Puls und Atmung betrifft! Sieht nach einem Polytrauma aus!", berichtete der Ersthelfer.
"Hast du gesehen, dass jemand etwas runter geworfen hat?", fragte der Notarzt. "Da stand jemand auf der Brücke, kurz bevor es passiert ist."
Sie beendeten ihre Unterhaltung und rannten zur Patientin, die noch immer von den zwei Personen beaufsichtigt wurde. "Danke, wir übernehmen jetzt!", sagte der Notarzt und kniete sich auf den Boden. Der Mann machte ihm bereitwillig Platz. Langsam drehte er die Frau wieder auf den Rücken. "Hallo, hören sie mich?", fragte der Notarzt genau wie sein Kollege zuvor und klopfte seiner Patientin leicht auf die Wange. "Hören sie mich?", fragte er nochmals, als nichts geschah. Aber die Frau blieb regungslos liegen. "Atmung flach, Puls ebenfalls.", murmelte er, nachdem er das abermals kontrolliert hatte.
Er sah zu dem Piloten auf, der nun auch bei ihnen angelangt war. "Hol das EKG und den Defi, nur für alle Fälle!", wies der Arzt den Piloten an und begann dann seine Patientin systematisch nach Verletzungen abzusuchen und abzutasten.
"Das gefällt mir gar nicht!", redete er dabei vor sich hin und fürchtete bereits um das Leben der Verletzten.
Der Pilot kehrte binnen weniger Augenblicke mit dem EKG und dem Defibrillator zurück. Sofort übernahm der Sanitäter der Crew die Aufgabe, die junge Frau an das EKG anzuschließen. "Soweit ist sie stabil, aber lange hält sie nicht mehr durch. Sie hat jetzt schon zu viel Blut verloren, ich vermute ein stumpfes Bauchtrauma weil ihr Bauch ist total verhärtet. Entweder Leber oder Milz, also auch innere Blutungen. Zudem wahrscheinlich noch ein Schleudertrauma und mehrere Frakturen. Wir werden sie transportfähig machen und dann muss sie sofort in den OP!", wertete der Arzt die soweit klaren Verletzungen aus, vermutete aber noch ein viel schlimmeres Ausmaß.
Inzwischen waren auch die Polizei und die Feuerwehr eingetroffen, die sich ebenfalls einen Überblick über die Sachlage verschafften. Derweil versuchten die erfahrenen Retter alles, um die Patientin in einen transportierfähigen Zustand zu bringen. Es wurden Zugänge gelegt, Wunden verbunden, Medikamente verabreicht und das nicht zu knapp.
Der Pilot wollte nicht einfach so unfähig herumstehen und wollte etwas über die Frau in Erfahrung bringen. Das würde seinem Team und allen anderen Beteiligten sehr helfen. Er wollte gerade zum Auto hinüber gehen um das sich die Feuerwehr noch kümmerte, als er plötzlich laute Rufe hörte.
"Ey, jetzt machen sie mal hinne hier!", schrie ein aufgebrachter Mann und kam geradewegs auf den Piloten zu. "Bitte?", fragte dieser verdutzt. "Sie sollen sich hier alle mal ein bisschen beeilen, Kollege! Ich hab in zwanzig Minuten ein wichtiges Meeting und ihr blockiert die ganze Straße!"
Dem Piloten reichte das bereits. "Jetzt pass mal auf, Kollege!" Das letzte Wort spuckte er regelrecht aus. "Ich hab keine Ahnung was in deinem Erbsenhirn vor geht, aber eine junge Frau hatte hier einen Unfall und ist lebensgefährlich verletzt! Da interessiert sich gerade keiner für ein bescheuertes Meeting, kapiert?! Und jetzt schwirr ab, bevor ich mich vergesse!"
Solche Menschen brachten den Piloten immer wieder zur Weißglut. Der Passant lief daraufhin schnell zurück zu seinem Auto und der Mitarbeiter des Rettungsteams eilte nun zu den Feuerwehrleuten. Der kleine Brand war inzwischen gelöscht und jetzt besprachen sie gerade wie sie die Unfallstelle am besten absicherten, damit die Autos weiterfahren konnten.
"Entschuldigung, Jungs.", sprach der Pilot die Männer an. "Ich wollte fragen, ob sie im Auto etwas gefunden haben was auf die Identität unserer Patientin hinweisen könnte." Der Einsatzleiter der bei ihnen stand, übernahm das reden. "Da es sich anscheinend um eine Straftat handelt, dürfen wir erstmal nichts vom Fleck weg bewegen. Am besten sie wenden sich an die Polizei."
Der Pilot nickte und lief weiter zu einem Polizisten, der den Unfallwagen umrundete. "Hallo.", sagte der Pilot und der Beamte blickte zu ihm. "Es wurde mir gesagt, dass ich mich an sie wenden soll. Wir bräuchten die Personalien der Patientin für eine Einweisung in die Klinik.", erklärte er dem Polizisten. "Wir haben eine Tasche auf dem Beifahrersitz gefunden, die hat mein Kollege gerade mitgenommen. Er deutete auf einen Polizeiwagen, wo ein weiterer Beamte stand und vermutlich gerade auch die Personalien der verunglückten Frau notierte.
"Gut, Danke. Ähm.. wissen sie ob das stimmt, dass jemand was von der Brücke geworfen hat? Ich meine klar muss man das noch genauer untersuchen, aber.." Der Beamte deutete ins Auto, genauer gesagt in den Fußraum auf der Beifahrerseite. Dort lag ein ziemlich großer Betonstein.
"Ganaueres kann uns zwar erst die Kripo sagen, aber ich glaube das der da vorher noch nicht gelegen hat." Der Pilot nickte nachdenklich und setzte seinen Weg fort. Der Beamte war bereits fertig mit dem Durchsuchen der Tasche und überließ diese dem Piloten bereitwillig, allerdings erinnerte er ihn auch daran ihm bitte Bescheid zu geben in welches Krankenhaus sie die Patientin fliegen würden.
"Wie sieht's aus?", fragte der Flieger, als er wieder bei seinen Kollegen angekommen war. "Überhaupt nicht gut, ihr Zustand verschlechtert sich zusehends!", entgegnete der Arzt. "Es wäre vermutlich besser wir intubieren, um es einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen.", schlug der Sanitäter vor. "Besser ist's wohl, ja.", bestätigte der Notarzt. "Aber hast du was über sie rausgefunden?", wollte er dann erst vom Piloten wissen.
"Die haben im Auto eine Handtasche gefunden.", antwortete sein Kollege und hielt demonstrativ die schwarze Tasche hoch. "Dann schau mal nach ob du einen Ausweis findest.", wies der Notarzt ihn an und klebte noch ein Pflaster auf eine etwas größere Wunde an der Stirn seiner Patientin. Sofort begann der Pilot die Suche. Aber dadurch, dass der Polizist offenbar einfach alles wieder achtlos reingeschmissen hatte, herrschte im inneren der Tasche ein riesen Durcheinander.
"Das Frauen immer so viel dabei haben müssen!", murmelte der Pilot und kniete sich dann einfach auf den Boden um die Tasche dort auszuleeren. Das erste was ihm ins Auge sprang war ein Asthmaspray. "Hier, schau mal." Er zeigte es dem Notarzt. "Gut zu wissen.", sagte er und hatte glücklicherweise noch nicht das Medikament gespritzt das er eigentlich hatte verwenden wollen. "Wir leiten die Narkose lieber mit Propofol ein.", sagte er und legte die schon aufgezogene Spritze schnell beiseite. "Ungefähr 60 Kilo bei einer Größe von ca.1,75 Meter.", schätze der Sanitäter zur Sicherheit nochmals ab, bevor er das Medikament aufzog. Die Spritze gab er wieder an seinen Kollegen weiter, der es verabreichte. Während sie die Frau dann intubierten, hatte der Pilot endlich den Geldbeutel gefunden und somit auch einen Personalausweis.
"Dr. Gemma-Catherine Morrow, 29 Jahre alt, wohnhaft in Ellmau/Tirol.", gab er die gewonnenen Informationen an seine Kollegen weiter. "Und die Körpermaße hast du echt gut geschätzt.", fügte er hinzu. "Is mein Job.", entgegnete der Sanitäter konzentriert.
Nun erweckte noch ein Ausweis die Aufmerksamkeit des Mannes. "Hier ist noch ein Mitarbeiterausweis von einer Klinik in Hall." Auch das sagte er seinen Kollegen weiter. "Eine Kollegin also.", meinte der Notarzt. Somit wussten sie jetzt auch wo sie ihre Patientin hinbringen würden, jedoch fand der Pilot dann neben ein wenig Geld und Kassenzetteln noch ein Bild der Patientin mit einem kleinen Kind auf dem Arm und einem Mann an ihrer Seite.
"Sie ist anscheinend verheiratet und Mutter eines kleinen Kindes." So oft hatte er solche Einsätze schon geflogen, aber solche Tatsachen machten selbst ihm die Arbeit noch schwerer als sie ohnehin schon war.
Denn der Pilot hatte selbst eine schreckliche Erfahrung gemacht, die sein Leben und das Leben seiner zwei Kinder schlagartig verändert hatte. Seine Ex-Frau war überfahren worden und das war geschehen, bevor sie wieder richtig hatten zueinander finden können. Deshalb wusste er wie sich der Mann auf dem Foto später fühlen würde, wenn er von dem Unfall seiner Partnerin erfuhr. Und nicht nur er war noch mehr betroffen als ohnehin schon, sondern auch seine zwei Kollegen.
"Dann lasst uns keine Zeit mehr verlieren, Abflug!", befahl der Notarzt. Die Patientin war nun bereit für den Transport in die Klinik, sie mussten sie nur noch auf die Trage heben und das machten sie zu dritt um sie nicht allzu sehr bewegen zu müssen. Als das erledigt war, rannte der Pilot schleunigst zurück zum Helikopter. "Klinikum Hall!", rief er dem Polizisten noch schnell zu und dieser nickte dankend. Der erfahrene Flieger schwang sich sofort ins Cockpit und ließ schon mal die Maschinen anlaufen, damit sie sofort los konnten. Die beiden anderen Crew-Mitglieder trugen die Patientin zum Heli, ebenfalls mit im Schlepptau ihre schweren Notfallrucksäcke.
Sie luden die Verletzte ein, stiegen ebenfalls in den Heli und machten alle Türen zu. Kaum war das passiert, hob der Rettungshubschrauber ab. Sofort wurde die Rettungsleitstelle alarmiert. "Rettungsleitstelle hört!", kam abrupt eine Antwort. "Wir konnten die verletzte Person erstversorgen und halten es für das Beste, sie ins Klinikum nach Hall zu fliegen.", erklärte der Pilot sachlich. "Habe verstanden.", erwiderte der Mann der Leitstelle und daraufhin änderte der Mann im Cockpit sie Funkfrequenz. Er wollte Kontakt mit der Klinik aufnehmen und erhielt auch hier schnell eine Antwort. Das Reden über die medizinischen Tatsachen überließ er dann aber dem Arzt.
"Guten Tag, hier spricht der Notarzt des Helikopterteams.", begann dieser. "Wir haben hier eine verletzte Frau, 29 Jahre alt, Polytrauma nach schwerem Autounfall, nach flacher Atmung intubiert.", teilte er der Mitarbeiterin des Krankenhauses das nötigste mit und wartete auf eine Erlaubnis ihnen die Patientin bringen zu können.
Und diese wurde ihnen sofort erteilt. Damit sich die Kollegen der Patientin auf die für sie sicherlich schockierende Tatsache vorbereiten konnten, sagte der Notarzt der Frau über Funk auch gleich wen sie zu ihnen bringen würden.
Der Flug würde nicht mehr allzu lange dauern und sofort schickte man ein Team zum Helikopter-Landeplatz. Die Klinik war nun in Sichtweite und den Rettern war es tatsächlich gelungen die Patientin stabil zu halten. Kaum war der Helikopter gelandet, kam das Personal angelaufen um die Verletzte zu übernehmen.
Der Notarzt schilderte schnell die Situation und ging mit in die Klinik. Dort führte sie der Weg in einen Schockraum, wo noch mehr Ärzte warteten. Jeweils einer aus den verschiedenen Fachbereichen. Der Notarzt wurde nicht mehr gebraucht, nachdem sie die Patientin umgelagert hatten. Er nahm die Trage mit und ging zurück zu seinen Kollegen.
"Sie wird es doch schaffen, oder?", fragte der Pilot, dem der Fall besonders nahe ging. "Es sieht schlecht aus.", antwortete sein Freund ehrlich. "Aber sie werden bestimmt nichts unversucht lassen."
Die drei stiegen wieder in den Heli und flogen los.