Die Bergdoktorin
von FelineWaechter
Kurzbeschreibung
(Der Autor hat keine Kurzbeschreibung zu dieser Geschichte verfasst.)
GeschichteFamilie, Liebesgeschichte / P16 / Gen
Dr. Martin Gruber
Elisabeth Gruber
Hans Gruber
Lilli Gruber
OC (Own Character)
Susanne Dreiseitl
05.05.2020
19.03.2023
135
302.248
14
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Dieses Kapitel
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06.05.2022
2.231
Die Ärzte saßen ungefähr eine halbe Stunde beisammen, während Lilli sich nicht von Gemmas Bett weg bewegte. Unaufhörlich strich sie über Gemmas Hand, an deren Kälte sie sich inzwischen gewöhnt hatte. Sie erzählte Gemma von vielen Dingen. Angefangen damit, dass Martin und der Rest der Familie sie angelogen hatten und wie enttäuscht sie von ihnen war. Dann erinnerte sie sich an damals, als ihre Mutter Sonja verunglückt war und teilte auch diese Gefühle mit Gemma. Lilli glaubte fest daran, dass Gemma sie hören konnte, so wie Sarah es gesagt hatte.
Das Mädchen merkte nicht wie viel Zeit vergangen war und auch nicht, dass Martin wieder gekommen war. Er wartete wie vorhin erstmal draußen und sah seiner Tochter dabei zu, wie sie immer noch mit Gemma sprach. Gerne würde er wissen was sie sagte, jedoch konnte er kein Wort verstehen. Aber was er verstehen konnte war jetzt, dass Lilli offenbar doch mehr verkraftete als er geglaubt hatte. Und er musste unbedingt mit ihr reden, am besten sofort, er wollte es keinesfalls länger aufschreiben. Deshalb betrat er leise das Zimmer.
"Lilli?", fragte Martin und seine Tochter zuckte zusammen. Sie hatte mit seinem Kommen nicht gerechnet. "Geh weg!", antwortete sie sauer und drehte sich nicht einmal um. "Wir müssen darüber reden.", sagte Martin ruhig. "Reden? Jetzt auf einmal willst du mit mir reden?! Ich habe dich nach Gemma gefragt, auch die Oma und den Papa und ihr habt mich angelogen!", schluchzte Lilli. "Glaub mir, Lilli. Wir wollten dich nur beschützen, vor allem wegen dem was damals mit deiner Mama passiert ist. Ein Kind sollte so etwas nicht sehen, das dachte ich zumindest. Es tut mir leid."
Lilli begann bitterlich zu weinen und auch Martin kämpfte abermals mit den Tränen. Er konnte nicht anders, er ging zu Lilli die inzwischen den Kopf in ihrer Armbeuge vergraben hatte und halb auf dem Bett lag. Martin schaffte es trotzdem sie hoch zu heben und sich mit ihr auf den Stuhl zu setzen. Anfangs wehrte sich das Mädchen noch dagegen, merkte aber dann wie gut ihr die Nähe zu ihrem Vater tat und weinte sich nun an seiner Schulter aus.
So saßen sie dann eine Weile da. Sarah hatten zwischendurch einmal rein geschaut, was aber weder Martin noch Lilli mitbekommen hatten. Lilli beruhigte sich nur beschwerlich, jedoch ließ Martin ihr so viel Zeit wie sie brauchte. Als ihr Schluchzen leiser und seltener geworden war, beschloss er ihr etwas anzubieten das sie hoffentlich ein wenig tröstete. Jedenfalls half das zu Hause immer, wenn Lilli traurig war.
"Lust auf heiße Schokolade?", fragte Martin Lilli. "Mit Sahne?", fragte Lilli und sah ihren Vater an. "Das sollten die in der Cafeteria auf die Reihe bekommen.", meinte Martin ein wenig amüsiert und strich Lilli behutsam die Tränen von den Wangen. Es war wohl besser, wenn sie beide kurz einmal aus diesem Zimmer raus gingen. Um zu reden, das war dringend notwendig.
Lilli kletterte von Martins Schoß und er selbst stand ebenfalls auf. "Wir sind gleich wieder da.", sagte er dann zu Gemma und drückte kurz ihre Hand. Anschließend nahm er die Hand von Lilli und ging mit ihr nach draußen. Sie drückten den Knopf für den Aufzug, dieser war bis auf eine Frau die ausstieg leer und die Beiden gingen hinein. Martin war nicht aufgefallen, dass diese Frau ziemlich aufgelöst aussah und dachte sich deshalb auch nichts dabei. Er hatte gerade nur Augen für seine Tochter.
Während sich die beiden also auf den Weg in die Cafeteria machten, begann die Frau nach einem Zimmer zu suchen. Sie hatte an der Information nachgefragt und man hatte ihr Auskunft gegeben, obwohl sie keine Angehörige der Patientin war.
Die Patientin die sie suchte war Gemma. Die Frauen hatten sich noch nie im Leben gesehen, jedoch hatte die Frau das Bedürfnis Gemma zu besuchen. Denn sie wusste, dass sie ohne das Zutun ihres Mannes nicht hier liegen würde. Dieser war in der vergangenen Nacht einmal mehr total betrunken nach Hause gekommen und hatte ihr erzählt was er getan hatte. Er hatte einen Stein von einer Autobahnbrücke geworfen, aber angeblich hatte er nicht mitbekommen das er jemanden getroffen hatte. Allerdings hatte seine Frau heute Morgen in der Zeitung von einer Frau gelesen, die wegen eines Steinwurfs von einer Brücke auf der Autobahn verunglückt war. Das konnte in ihren Augen kein Zufall sein.
Die Frau fand das Zimmer wenig später und ging hinein. Ihr Herz klopfte wild, als sie die Tür hinter sich schloss. Sie riskierte einen Blick durch die Scheibe, in einem Bett sah sie eine Frau liegen. Die Frau wollte unbedingt näher heran und betrat das Intensivzimmer. Sofort spürte sie die ungewöhnliche Kälte, die dort herrschte. Monoton piepten Maschinen und der Anblick der vielen Schläuche war für sie nicht einfach. Aber sie lief trotzdem zum Ende des Bettes, um sich das dort befindliche Namensschild anzusehen. Sie war tatsächlich richtig, das war die Frau die anscheinend ihrem Mann zum Opfer gefallen war.
"Hallo.", begann sie leise. "Ich weiß wir kennen uns nicht, aber ich glaube.. ich glaube mein Mann ist daran Schuld, dass sie hier liegen. Ich.." Weiter kam sie nicht, da plötzlich die Tür auf ging und eine junge Frau den Vorraum betrat. Als diese die andere Frau erblickte schaute sie verwirrt drein. "Entschuldigung, sind sie eine Angehörige von Frau Morrow?"
Sarah hatte nur kurz nach Gemma sehen wollen, was sie in regelmäßigen und vielleicht viel zu kurzen Abständen tat. Aber sie wollte nichts riskieren. "Ich habe sie noch nie in ihrer Nähe gesehen.", merkte Sarah an. "Wer bitte sind sie und was wollen sie hier?", fragte die Ärztin misstrauisch. Jedoch erhielt sie keine Antwort, da die Frau den Blick nicht vom Gemma abwandte.
Sarah holte sofort ihr Handy hervor und rief bei Martin an. Bevor sie den Sicherheitsdienst rief, wollte sie sich sicher sein das diese Frau wirklich eine Fremde für Gemma war. Martin, der sich gerade mit Lilli an einen Tisch gesetzt hatte, seufzte genervt als er sein Handy hörte. Dieser Unmut verflog jedoch und verwandelte sich in Angst als er sah wer anrief.
"Ja?", meldete er sich. "Bist du noch in der Klinik?", fragte Sarah nach. "Allerdings, bin nur kurz mit Lilli.." Sarah ließ ihn nicht aussprechen. "Komm sofort wieder hier hoch, hier ist eine Fremde bei Gem im Zimmer.", erklärte Sarah ohne Umschweife und legte danach sofort wieder auf. "Musst du weg?", fragte Lilli traurig. Denn eigentlich immer wenn sein Telefon klingelte war Martin kurz darauf verschwunden. "Ich muss nur kurz nochmal hoch zu Gemma.", meinte Martin. "Ist was passiert?" Der Arzt erkannte die Angst in den Augen des Mädchens. "Nein, es ist alles in Ordnung. Ich muss nur schnell nachschauen, Sarah meinte da wäre jemand im Zimmer der da offenbar nicht hingehört."
Martin hatte sich fest vorgenommen seiner Tochter nun immer die Wahrheit wegen Gemma zu sagen, nicht das sie nochmal Misstrauen aufbaute. "Du kannst aber hier bleiben und deinen Kakao trinken. Wenn du fertig bist bevor ich wieder da bin findest du den Weg alleine, oder?" Lilli nickte. "Gut, dann bis gleich meine Süße."
Martin gab Lilli flüchtig einen Kuss auf die Stirn und eilte dann hinaus. Er nahm die Treppe um schneller auf Station anzukommen. Wenig später stand er im Vorraum des Zimmers, wo Sarah ungeduldig wartete. Sie hätte das Zimmer nie verlassen, da sie nicht wusste wer die Frau war und was sie wollte. Aber für irgendetwas musste sie sich schuldig fühlen, da sie plötzlich angefangen hatte mit Gemma zu sprechen und sich seitdem laufend unter Tränen entschuldigte.
"Was ist denn los?", verlangte Martin zu wissen. "Kennst du die?", fragte Sarah aber sofort und Martins Blick fiel auf die Frau. "Nein.", gab er dann zu. "Ich eben auch nicht, noch nie gesehen! Aber sie steht schon die ganze Zeit so da und seitdem ich raus bin redet sie mit Gemma. Sie sagt Sachen wie das es ihr ja so leid tut und das sie das nicht gewollt hätte. Was hat sie nicht gewollt?!" Martin verspürte plötzlich eine Art böse Vorahnung.
"Ich weiß nicht warum, aber irgendetwas sagt mir das die irgendwas über den Unfall weiß was wir nicht wissen!" Nun kam auch Sarah auf die gleiche Idee. "Du meinst.. Die könnte für den Unfall von Gem.. oh Gott!", entfuhr es der Ärztin. "Das werde ich jetzt gleich raus finden!", schwor sich Martin und stürmte ins Zimmer. Noch ohne das Wissen das diese Frau zwar nicht direkt verantwortlich für den Unfall war, ihn allerdings zu dem führen würde der Schuld daran war das seine Freundin nun um ihr Leben kämpfen musste.
"He, wer sind sie und was wollen sie hier?!", wollte Martin nun ebenfalls von der Fremden wissen. Aber sie sah ihn nur kurz an, sie weinte. Die Frau wusste das ihre Ehe schon vor Monaten den Bach hinunter gegangen war und das sie ihren Mann zu einer Therapie hätte zwingen müssen. Das hatte sie nicht getan, da er vollkommen die Kontrolle über sie gewonnen hatte. Über sie und ihre gemeinsamen Kinder. Der Alkohol hatte alles zerstört. Aber das hatte bis jetzt nur die Familie betroffen, niemanden sonst. Als er betrunken fort gegangen war hätte sie nie gedacht, dass er im Stande wäre unschuldige Personen zu verletzen.
Und dann war er mitten in der Nacht nach Hause gekommen, vollkommen weggeschossen und hatte ihr von seiner Tat erzählt. Einfach so und er hatte dabei gelacht.
"Wer sind sie und warum sind sie hier?!", fragte Martin erneut nach. "Entweder sie reden oder ich hole die Polizei!" Die Frau zuckte bei diesen Worten zusammen. "Ich.. ich wollte nichts böses. Ich.. ich bin.. Nur hier weil ich von ihr in der Zeitung gelesen habe und.."
Ihr fiel es schwer zu reden. "Und was?!" Martin wollte unbedingt wissen, was sie wollte. "Ich wollte wirklich nichts böses, das müssen sie mir glauben!", beharrte die Fremde. "Wie haben sie das Zimmer gefunden?", wollte Martin als nächstes wissen. "Man hat mir Auskunft unten an der Information gegeben.", antwortete sie. "Wer?!" Eigentlich durfte keiner jemandem Auskunft erteilen, wenn derjenige nichts mit dem Patienten zu tun hatte. "Eine Krankenschwester, noch sehr jung. Ich wollte nur sehen ob.. Ob sie noch lebt.", gab die Frau zu. "Warum, was haben sie mit ihr zu tun?! Sind sie etwa Schuld an ihrem Unfall?!"
Martin hatte es inzwischen satt Fragen zu stellen und stellte genau die, die ihm auf der Seele brannte. "Ich weiß es nicht.. ich persönlich auf keinen Fall, aber.." Der Arzt wusste das sie Infos hatte die für den Fall wichtig werden können. "Aber sie wissen wer es war.", sprach Martin seine Befürchtungen aus. "Wer?!" Die Frau fühlte sich als wäre sie Martin die Wahrheit schuldig. "Mein Mann, ich glaube.. Also er hat so etwas angedeutet.", platzte es dann aus ihr heraus, so sehr quälten sie die Schuldgefühle.
"Ihr.. Ihr Mann?", wiederholte Martin stammelnd. "Ja.", flüsterte die Frau. "Er war gestern wieder betrunken und.. und als er nach Hause gekommen ist hat er mir erzählt, dass.. er ein neues tolles Spiel entdeckt hat." Tränen rannen der Fremden übers Gesicht. "Er prahlte damit, das er Backsteine gefunden hat und.. und das er.. er sich einen genommen hat und ihn über das Geländer der nächsten Brücke geworfen hat."
Martin und auch Sarah, die hinter Martin stand, konnten es nicht fassen was sie hörten. "Ich dachte er würde nur wieder eine wilde Geschichte erzählen und hab mir nichts weiter dabei gedacht. Er ist dann irgendwann ins Bett. Und heute Morgen auf der Arbeit hab ich eine Zeitung gefunden mit einem Artikel über einen Steinwurf von einer Autobahnbrücke und habe von ihr gelesen. An einen Zufall habe ich nicht geglaubt!"
Und das tat Martin nun ebenfalls nicht. "Raus!", sagte er bestimmt. "Es tut mir so leid, ich.." Jedoch ließ Martin ihr keine Chance mehr zu sprechen. "Raus oder ich rufe die Polizei!" Die Frau erschrak. "Ich hätte nicht herkommen sollen.", flüsterte sie unter Tränen und stürmte aus dem Zimmer. "Du kannst sie doch nicht einfach laufen lassen, wir müssen die Polizei rufen! So wie das klingt ist ihr Mann wirklich der Steinwerfer!", beschwor Sarah Martin eindringlich. "Ich werde die Polizei rufen, aber erst wenn ich mir dieses Arschloch vorgenommen habe! Und währenddessen findest du raus, welche Krankenschwester sich nicht an ihre Vorschriften gehalten hat!"
Sarah konnte gar nicht reagieren, so schnell rauschte Martin an ihr vorbei. Aber sie dachte gar nicht daran hier zu bleiben um die Krankenschwester aufzusuchen, denn erstmal musste sie sich darum kümmern das Martin keinen Mist baute. Draußen im Gang lief Lilli ihr über den Weg, diese bat sie zu Gemma zu gehen und dort zu warten. Dann rannte sie Martin hinterher, der inzwischen einen gewissen Vorsprung gewonnen hatte. Das er aber raus auf den Parkplatz gehen würde war logisch, weshalb Sarah ihn vielleicht noch einholen konnte ehe er los und der Frau hinterher fahren konnte.
Das Mädchen merkte nicht wie viel Zeit vergangen war und auch nicht, dass Martin wieder gekommen war. Er wartete wie vorhin erstmal draußen und sah seiner Tochter dabei zu, wie sie immer noch mit Gemma sprach. Gerne würde er wissen was sie sagte, jedoch konnte er kein Wort verstehen. Aber was er verstehen konnte war jetzt, dass Lilli offenbar doch mehr verkraftete als er geglaubt hatte. Und er musste unbedingt mit ihr reden, am besten sofort, er wollte es keinesfalls länger aufschreiben. Deshalb betrat er leise das Zimmer.
"Lilli?", fragte Martin und seine Tochter zuckte zusammen. Sie hatte mit seinem Kommen nicht gerechnet. "Geh weg!", antwortete sie sauer und drehte sich nicht einmal um. "Wir müssen darüber reden.", sagte Martin ruhig. "Reden? Jetzt auf einmal willst du mit mir reden?! Ich habe dich nach Gemma gefragt, auch die Oma und den Papa und ihr habt mich angelogen!", schluchzte Lilli. "Glaub mir, Lilli. Wir wollten dich nur beschützen, vor allem wegen dem was damals mit deiner Mama passiert ist. Ein Kind sollte so etwas nicht sehen, das dachte ich zumindest. Es tut mir leid."
Lilli begann bitterlich zu weinen und auch Martin kämpfte abermals mit den Tränen. Er konnte nicht anders, er ging zu Lilli die inzwischen den Kopf in ihrer Armbeuge vergraben hatte und halb auf dem Bett lag. Martin schaffte es trotzdem sie hoch zu heben und sich mit ihr auf den Stuhl zu setzen. Anfangs wehrte sich das Mädchen noch dagegen, merkte aber dann wie gut ihr die Nähe zu ihrem Vater tat und weinte sich nun an seiner Schulter aus.
So saßen sie dann eine Weile da. Sarah hatten zwischendurch einmal rein geschaut, was aber weder Martin noch Lilli mitbekommen hatten. Lilli beruhigte sich nur beschwerlich, jedoch ließ Martin ihr so viel Zeit wie sie brauchte. Als ihr Schluchzen leiser und seltener geworden war, beschloss er ihr etwas anzubieten das sie hoffentlich ein wenig tröstete. Jedenfalls half das zu Hause immer, wenn Lilli traurig war.
"Lust auf heiße Schokolade?", fragte Martin Lilli. "Mit Sahne?", fragte Lilli und sah ihren Vater an. "Das sollten die in der Cafeteria auf die Reihe bekommen.", meinte Martin ein wenig amüsiert und strich Lilli behutsam die Tränen von den Wangen. Es war wohl besser, wenn sie beide kurz einmal aus diesem Zimmer raus gingen. Um zu reden, das war dringend notwendig.
Lilli kletterte von Martins Schoß und er selbst stand ebenfalls auf. "Wir sind gleich wieder da.", sagte er dann zu Gemma und drückte kurz ihre Hand. Anschließend nahm er die Hand von Lilli und ging mit ihr nach draußen. Sie drückten den Knopf für den Aufzug, dieser war bis auf eine Frau die ausstieg leer und die Beiden gingen hinein. Martin war nicht aufgefallen, dass diese Frau ziemlich aufgelöst aussah und dachte sich deshalb auch nichts dabei. Er hatte gerade nur Augen für seine Tochter.
Während sich die beiden also auf den Weg in die Cafeteria machten, begann die Frau nach einem Zimmer zu suchen. Sie hatte an der Information nachgefragt und man hatte ihr Auskunft gegeben, obwohl sie keine Angehörige der Patientin war.
Die Patientin die sie suchte war Gemma. Die Frauen hatten sich noch nie im Leben gesehen, jedoch hatte die Frau das Bedürfnis Gemma zu besuchen. Denn sie wusste, dass sie ohne das Zutun ihres Mannes nicht hier liegen würde. Dieser war in der vergangenen Nacht einmal mehr total betrunken nach Hause gekommen und hatte ihr erzählt was er getan hatte. Er hatte einen Stein von einer Autobahnbrücke geworfen, aber angeblich hatte er nicht mitbekommen das er jemanden getroffen hatte. Allerdings hatte seine Frau heute Morgen in der Zeitung von einer Frau gelesen, die wegen eines Steinwurfs von einer Brücke auf der Autobahn verunglückt war. Das konnte in ihren Augen kein Zufall sein.
Die Frau fand das Zimmer wenig später und ging hinein. Ihr Herz klopfte wild, als sie die Tür hinter sich schloss. Sie riskierte einen Blick durch die Scheibe, in einem Bett sah sie eine Frau liegen. Die Frau wollte unbedingt näher heran und betrat das Intensivzimmer. Sofort spürte sie die ungewöhnliche Kälte, die dort herrschte. Monoton piepten Maschinen und der Anblick der vielen Schläuche war für sie nicht einfach. Aber sie lief trotzdem zum Ende des Bettes, um sich das dort befindliche Namensschild anzusehen. Sie war tatsächlich richtig, das war die Frau die anscheinend ihrem Mann zum Opfer gefallen war.
"Hallo.", begann sie leise. "Ich weiß wir kennen uns nicht, aber ich glaube.. ich glaube mein Mann ist daran Schuld, dass sie hier liegen. Ich.." Weiter kam sie nicht, da plötzlich die Tür auf ging und eine junge Frau den Vorraum betrat. Als diese die andere Frau erblickte schaute sie verwirrt drein. "Entschuldigung, sind sie eine Angehörige von Frau Morrow?"
Sarah hatte nur kurz nach Gemma sehen wollen, was sie in regelmäßigen und vielleicht viel zu kurzen Abständen tat. Aber sie wollte nichts riskieren. "Ich habe sie noch nie in ihrer Nähe gesehen.", merkte Sarah an. "Wer bitte sind sie und was wollen sie hier?", fragte die Ärztin misstrauisch. Jedoch erhielt sie keine Antwort, da die Frau den Blick nicht vom Gemma abwandte.
Sarah holte sofort ihr Handy hervor und rief bei Martin an. Bevor sie den Sicherheitsdienst rief, wollte sie sich sicher sein das diese Frau wirklich eine Fremde für Gemma war. Martin, der sich gerade mit Lilli an einen Tisch gesetzt hatte, seufzte genervt als er sein Handy hörte. Dieser Unmut verflog jedoch und verwandelte sich in Angst als er sah wer anrief.
"Ja?", meldete er sich. "Bist du noch in der Klinik?", fragte Sarah nach. "Allerdings, bin nur kurz mit Lilli.." Sarah ließ ihn nicht aussprechen. "Komm sofort wieder hier hoch, hier ist eine Fremde bei Gem im Zimmer.", erklärte Sarah ohne Umschweife und legte danach sofort wieder auf. "Musst du weg?", fragte Lilli traurig. Denn eigentlich immer wenn sein Telefon klingelte war Martin kurz darauf verschwunden. "Ich muss nur kurz nochmal hoch zu Gemma.", meinte Martin. "Ist was passiert?" Der Arzt erkannte die Angst in den Augen des Mädchens. "Nein, es ist alles in Ordnung. Ich muss nur schnell nachschauen, Sarah meinte da wäre jemand im Zimmer der da offenbar nicht hingehört."
Martin hatte sich fest vorgenommen seiner Tochter nun immer die Wahrheit wegen Gemma zu sagen, nicht das sie nochmal Misstrauen aufbaute. "Du kannst aber hier bleiben und deinen Kakao trinken. Wenn du fertig bist bevor ich wieder da bin findest du den Weg alleine, oder?" Lilli nickte. "Gut, dann bis gleich meine Süße."
Martin gab Lilli flüchtig einen Kuss auf die Stirn und eilte dann hinaus. Er nahm die Treppe um schneller auf Station anzukommen. Wenig später stand er im Vorraum des Zimmers, wo Sarah ungeduldig wartete. Sie hätte das Zimmer nie verlassen, da sie nicht wusste wer die Frau war und was sie wollte. Aber für irgendetwas musste sie sich schuldig fühlen, da sie plötzlich angefangen hatte mit Gemma zu sprechen und sich seitdem laufend unter Tränen entschuldigte.
"Was ist denn los?", verlangte Martin zu wissen. "Kennst du die?", fragte Sarah aber sofort und Martins Blick fiel auf die Frau. "Nein.", gab er dann zu. "Ich eben auch nicht, noch nie gesehen! Aber sie steht schon die ganze Zeit so da und seitdem ich raus bin redet sie mit Gemma. Sie sagt Sachen wie das es ihr ja so leid tut und das sie das nicht gewollt hätte. Was hat sie nicht gewollt?!" Martin verspürte plötzlich eine Art böse Vorahnung.
"Ich weiß nicht warum, aber irgendetwas sagt mir das die irgendwas über den Unfall weiß was wir nicht wissen!" Nun kam auch Sarah auf die gleiche Idee. "Du meinst.. Die könnte für den Unfall von Gem.. oh Gott!", entfuhr es der Ärztin. "Das werde ich jetzt gleich raus finden!", schwor sich Martin und stürmte ins Zimmer. Noch ohne das Wissen das diese Frau zwar nicht direkt verantwortlich für den Unfall war, ihn allerdings zu dem führen würde der Schuld daran war das seine Freundin nun um ihr Leben kämpfen musste.
"He, wer sind sie und was wollen sie hier?!", wollte Martin nun ebenfalls von der Fremden wissen. Aber sie sah ihn nur kurz an, sie weinte. Die Frau wusste das ihre Ehe schon vor Monaten den Bach hinunter gegangen war und das sie ihren Mann zu einer Therapie hätte zwingen müssen. Das hatte sie nicht getan, da er vollkommen die Kontrolle über sie gewonnen hatte. Über sie und ihre gemeinsamen Kinder. Der Alkohol hatte alles zerstört. Aber das hatte bis jetzt nur die Familie betroffen, niemanden sonst. Als er betrunken fort gegangen war hätte sie nie gedacht, dass er im Stande wäre unschuldige Personen zu verletzen.
Und dann war er mitten in der Nacht nach Hause gekommen, vollkommen weggeschossen und hatte ihr von seiner Tat erzählt. Einfach so und er hatte dabei gelacht.
"Wer sind sie und warum sind sie hier?!", fragte Martin erneut nach. "Entweder sie reden oder ich hole die Polizei!" Die Frau zuckte bei diesen Worten zusammen. "Ich.. ich wollte nichts böses. Ich.. ich bin.. Nur hier weil ich von ihr in der Zeitung gelesen habe und.."
Ihr fiel es schwer zu reden. "Und was?!" Martin wollte unbedingt wissen, was sie wollte. "Ich wollte wirklich nichts böses, das müssen sie mir glauben!", beharrte die Fremde. "Wie haben sie das Zimmer gefunden?", wollte Martin als nächstes wissen. "Man hat mir Auskunft unten an der Information gegeben.", antwortete sie. "Wer?!" Eigentlich durfte keiner jemandem Auskunft erteilen, wenn derjenige nichts mit dem Patienten zu tun hatte. "Eine Krankenschwester, noch sehr jung. Ich wollte nur sehen ob.. Ob sie noch lebt.", gab die Frau zu. "Warum, was haben sie mit ihr zu tun?! Sind sie etwa Schuld an ihrem Unfall?!"
Martin hatte es inzwischen satt Fragen zu stellen und stellte genau die, die ihm auf der Seele brannte. "Ich weiß es nicht.. ich persönlich auf keinen Fall, aber.." Der Arzt wusste das sie Infos hatte die für den Fall wichtig werden können. "Aber sie wissen wer es war.", sprach Martin seine Befürchtungen aus. "Wer?!" Die Frau fühlte sich als wäre sie Martin die Wahrheit schuldig. "Mein Mann, ich glaube.. Also er hat so etwas angedeutet.", platzte es dann aus ihr heraus, so sehr quälten sie die Schuldgefühle.
"Ihr.. Ihr Mann?", wiederholte Martin stammelnd. "Ja.", flüsterte die Frau. "Er war gestern wieder betrunken und.. und als er nach Hause gekommen ist hat er mir erzählt, dass.. er ein neues tolles Spiel entdeckt hat." Tränen rannen der Fremden übers Gesicht. "Er prahlte damit, das er Backsteine gefunden hat und.. und das er.. er sich einen genommen hat und ihn über das Geländer der nächsten Brücke geworfen hat."
Martin und auch Sarah, die hinter Martin stand, konnten es nicht fassen was sie hörten. "Ich dachte er würde nur wieder eine wilde Geschichte erzählen und hab mir nichts weiter dabei gedacht. Er ist dann irgendwann ins Bett. Und heute Morgen auf der Arbeit hab ich eine Zeitung gefunden mit einem Artikel über einen Steinwurf von einer Autobahnbrücke und habe von ihr gelesen. An einen Zufall habe ich nicht geglaubt!"
Und das tat Martin nun ebenfalls nicht. "Raus!", sagte er bestimmt. "Es tut mir so leid, ich.." Jedoch ließ Martin ihr keine Chance mehr zu sprechen. "Raus oder ich rufe die Polizei!" Die Frau erschrak. "Ich hätte nicht herkommen sollen.", flüsterte sie unter Tränen und stürmte aus dem Zimmer. "Du kannst sie doch nicht einfach laufen lassen, wir müssen die Polizei rufen! So wie das klingt ist ihr Mann wirklich der Steinwerfer!", beschwor Sarah Martin eindringlich. "Ich werde die Polizei rufen, aber erst wenn ich mir dieses Arschloch vorgenommen habe! Und währenddessen findest du raus, welche Krankenschwester sich nicht an ihre Vorschriften gehalten hat!"
Sarah konnte gar nicht reagieren, so schnell rauschte Martin an ihr vorbei. Aber sie dachte gar nicht daran hier zu bleiben um die Krankenschwester aufzusuchen, denn erstmal musste sie sich darum kümmern das Martin keinen Mist baute. Draußen im Gang lief Lilli ihr über den Weg, diese bat sie zu Gemma zu gehen und dort zu warten. Dann rannte sie Martin hinterher, der inzwischen einen gewissen Vorsprung gewonnen hatte. Das er aber raus auf den Parkplatz gehen würde war logisch, weshalb Sarah ihn vielleicht noch einholen konnte ehe er los und der Frau hinterher fahren konnte.