Die Bergdoktorin
von FelineWaechter
Kurzbeschreibung
(Der Autor hat keine Kurzbeschreibung zu dieser Geschichte verfasst.)
GeschichteFamilie, Liebesgeschichte / P16 / Gen
Dr. Martin Gruber
Elisabeth Gruber
Hans Gruber
Lilli Gruber
OC (Own Character)
Susanne Dreiseitl
05.05.2020
19.03.2023
135
302.248
14
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Dieses Kapitel
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04.05.2022
1.870
Mit dem weinenden Mädchen an der Hand kam Sarah schließlich wenig später auf der Intensivstation an. "Erzähl mir doch mal, was genau passiert ist.", bat Sarah Lilli nun und sie berichtete, dass sie Alexander und eine Schwester beobachtet hatte. Als sie aus dem Zimmer gekommen waren, hatte sie Alexander die schlimmen Dinge sagen hören.
"War es das Zimmer?" Die beiden standen vor einer Tür, eine der ersten. Lilli nickte. "Nun Lilli, ich kann dich mehr oder weniger beruhigen. Weil das ist nicht das Zimmer, in dem Gemma liegt.", erklärte die Ärztin. "Dort ist eine Frau untergebracht, sie hat Krebs und die Wahrscheinlichkeit das sie überlebt war von Anfang an sehr gering. Sie hat auch ein Kind, ein Mädchen, noch ein Baby." Lilli verstand. "Das heißt, Gem war damit nicht gemeint?" Sarah schüttelte den Kopf. "Nein, wie gesagt es war ein schlimmes Missverständnis. Gemma liegt aber wirklich hier und vielleicht solltest du wissen, dass sie noch nicht außer Lebensgefahr ist und wir gewisse Maßnahmen ergreifen mussten damit sich ihr Körper erholt. Und wir können nicht mit Sicherheit sagen, wann sie aufwachen wird."
Auch das verstand Lilli. "Und warum sagst du mir das und nicht der Martin oder der Papa oder die Oma? Sie haben mir nicht die Wahrheit gesagt!" Lilli war noch immer sehr sauer auf ihre Familie. "Wahrscheinlich um dich nicht zu belasten. Allerdings solltest du das Martin lieber selbst fragen, er wird bald hier sein.", offenbarte die Ärztin nun. "Ich will aber nicht mit ihm reden!", motzte Lilli sofort. "Ich will nur zu Gem, ich will sie sehen. Bitte lass mich dahin!"
Sarah wusste nicht so Recht, ob sie das zulassen sollte. Sie würde über Martins Kopf hinweg entscheiden. Allerdings konnte sie Lilli nur so zeigen, dass Gemma am Leben war. "Okay, einverstanden." Erneut nahm sie Lilli an die Hand und lief mit ihr zum richtigen Zimmer. Sie gab ihr einen von den blauen Kitteln, von dem sie sich selbst einen überzog. "Den musst du anziehen, das ist wichtig."
Als sie Beide fertig waren, zögerte Sarah nochmals bevor sie die Tür öffnete. Konnte sie es wirklich verantworten Lilli mit hinein zu nehmen?
"Worauf wartest du?", fragte Lilli, die das Zögern der Ärztin bemerkte. "Ich weiß nicht, ob..", setzte Sarah an, wusste aber nicht wie sie Lilli ihre Bedenken mitteilen sollte. "Ob was?", fragte Lilli. "Lilli, das dort drin wird dich bestimmt sehr erschrecken. Um Gemmas Leben zu retten, mussten wir etwas mit ihr machen.", begann Sarah. "Was denn?", fragte das Mädchen. "Wir mussten sie in einen tiefen Schlaf versetzen, das nennt man Koma." Lilli nickte. "Davon hab ich schon mal gehört und ich werde keine Angst bekommen, versprochen. Ich will nur zu ihr."
Sarah seufzte, konnte den blauen Augen von Lilli aber den Wunsch nicht abschlagen. Vor allem nicht, nachdem man ihr nicht gleich die Wahrheit gesagt hatte. "Also gut, aber wenn es dir zu viel wird gehen wir sofort wieder raus.", stellte Sarah klar und Lilli nickte wieder. Die Ärztin drückte dann die Klinke der Tür nach unten und gewährte Lilli Einlass in den Vorraum.
Lilli eilte sofort zur Scheibe und erschrak und trotz das sie sich fest vorgenommen hatte keine Angst zu bekommen, fing sie vor Anspannung an zu zittern. Um das Bett herum standen überall Geräte, das Piepsen hörte sie bis hierher.
"Darf ich rein?", wollte Lilli wissen und Sarah nickte leicht. Einen Fuß vor dem anderen setzend ging Lilli dann in das eigentliche Krankenzimmer, in dem es ungewöhnlich kalt war. Beinahe hätte sie Gemma nicht erkannt, deren Körper an unzähligen Schläuchen hing. Selbst in ihrem Mund hatte sie einen und Lilli stand eine Weile einfach nur da, um sich an diesen Anblick zu gewöhnen.
Als sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter spürte, zuckte sie zusammen. "Alles in Ordnung?", hörte sie Sarah fragen. "Das sind nur so viele Geräte und Schläuche.", antwortete Lilli. "Aber die helfen ihr ja beim gesund werden, stimmt's?", wollte Lilli sich vergewissern. "Genau und sie merkt davon nichts.", erklärte die Ärztin ihr. "Wirklich gar nichts?", fragte Lilli nach. "Nein, das sieht nur alles ziemlich furchterregend aus. Wenn du möchtest, kannst du auch ruhig näher hingehen und mit ihr reden. Man sagt, dass Menschen in diesem Zustand zwar keine Schmerzen haben, es aber mitbekommen wenn man mit ihnen spricht und es ihnen dabei hilft zurück zu kommen."
Etwas unsicher lief Lilli dann näher ans Bett heran und sah immer wieder zu Sarah. "Keine Angst, ich bin genau hier.", versicherte sie Lilli. "Okay.", antwortete diese und konnte Gemma nun genau erkennen. Sie war ungewöhnlich bleich im Gesicht, auf ihrer Stirn klebte ein Pflaster und Lilli entdeckte an ihren Armen Kratzer und blaue Flecken. Das war auch schon alles, was man von Gemmas Körper sehen könnte. Der Rest war unter einer Decke verborgen.
"Ich kann irgendwie immer noch nicht glauben, dass sie das nicht spürt.", sagte Lilli. "Es ist aber wirklich so. Ihr Körper wurde sozusagen heruntergefahren und die Hauptarbeit übernehmen die Maschinen.", erklärte Sarah geduldig. "Und wie soll sie mich dann hören? Und wie lange muss sie so bleiben?" Lilli hatte einige Fragen, was die Ärztin natürlich verstand.
"Sie wird dich hören, Gemma hat ihre Ohren immer überall und das auch im Dornröschenschlaf." Lilli musste ein wenig lachen, genau das wollte Sarah erreichen. "Und wenn alles gut geht, können wir in ein paar Stunden anfangen sie zu erwärmen. Vielleicht.." Lilli glaubte sich verhört zu haben. "Was meinst du mit erwärmen?", fragte sie und Sarah erkannte das sie ein wichtiges Detail vergessen hatte zu erwähnen. "Wir.. Naja.. Wir haben sie gekühlt. Das ist ein viel versprechendes Verfahren bei solchen Verletzungen und vor allem nach einem Herzstillstand."
Sie wusste nicht wie viel sie Lilli sagen konnte, ohne das sie erneut in Tränen ausbrach. Aber sie blieb ruhig. "Deshalb ist es hier drin so kalt.", meinte sie und Sarah nickte. "Wenn es ihr hilft, dann ist es ja gut.", antwortete Lilli. "Es wird ihr helfen.", entgegnete Sarah und holte einen Stuhl, der für Besucher schon bereit stand. Sie stellte ihn neben Lilli ab, direkt neben das Bett. "Hier, setz dich." Und während sich Lilli ans Bett zu Gemma setzte, überprüfte Sarah die Werte. Gemma war soweit stabil und schien die Behandlung gut zu verkraften.
Lilli sah die Frau vor sich an, die sie lieb gewonnen hatte und wollte ganz vorsichtig ihre Hand nehmen. Sie schreckte zurück, als sie die kalte Haut zum ersten Mal berührte. "Das ist alles normal.", flüsterte Lilli und legte ihre Hand ganz behutsam auf die von Gemma.
Sarah beobachtete Lilli genau und ein kleines Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. Sie war überzeugt davon, dass Gemma alles mitbekam was um sie herum passierte und war sich nun sicher richtig gehandelt zu haben. Lilli schwieg erstmal und strich über Gemmas Hand. So eine tapfere Reaktion hatte Sarah selten gesehen.
Sie wollte sich gerade wieder den Monitoren zuwenden, als sie draußen vor der Scheibe eine Bewegung wahr nahm. Die Tür wurde aufgerissen und Martin stürmte in den Vorraum. Lilli bekam es ebenfalls mit und drehte sich um, ihr Blick verriet das sie nicht erfreut war. "Ich will ihn nicht sehen!", stellte sie sofort klar und schaute gleich wieder zu Gemma. Martin, der gerade rein kommen wollte, wurde mit einem Handzeichen von Sarah daran gehindert. Sie bedeutete ihm draußen zu warten und sie sah, wie sauer ihn das machte. Sofort ging Sarah nach draußen.
"Was fällt dir eigentlich ein Lilli zu Gemma zu bringen?!", ging Martin seine Kollegin sofort an. "Sie ist ein Kind, mein Kind! Du hattest kein Recht dazu!" Sarah hatte die Tür vorsichtshalber geschlossen und sie blieb ruhig, obwohl sie innerlich brodelte. "Ja, sie ist ein Kind.", stimmte sie Martin zu. "Ein durchaus schlaues Kind, dem ihr die Wahrheit hättet nicht verschweigen dürfen." Martin schnaubte empört. "Als ob du weißt, wie man mit Kindern umgehen muss!", spottete er. "Jetzt pass mal auf, Martin Gruber!" Auch Sarah wurde jetzt bestimmter. "Dein Kind ist nicht ohne Grund aus der Schule abgehauen! Dein Kind hat den Zeitungsartikel gelesen und wollte die Wahrheit erfahren! Ich habe sie weinend im Foyer gefunden, nachdem dein Kumpel Alexander nicht wusste was er machen sollte und sich verdünnisiert hat! Ist dir eigentlich klar, dass sie gedacht hat Gemma wäre gestorben weil sie ein Gespräch belauscht hat?! Natürlich ist sie dein Kind, natürlich hätte sie nicht abhauen und ich hätte sie nicht hierher bringen dürfen! Aber es gab nichts, was sie mehr wollte! Sie ist psychisch total labil, nur weil ihr zu feige wart ihr die Wahrheit zu sagen, die sie übrigens besser verkraftet als eure Flunkereien!"
Martin sah sie traurig an und ihm war bewusst, dass Sarah nicht ganz unrecht hatte. "Sie ist doch noch ein Kind.", wiederholte er leise seine Worte von gerade und wandte sich wieder der Scheibe zu. "Ein Kind das wie gesagt mehr verkraftet als du glaubst. Das einzige was sie wollte war Gem zu sehen und jetzt sieh nur, wie sie da sitzt. Ich habe selten ein Kind gesehen, das so reagiert hat wie Lilli."
Beide beobachteten nun wieder das Mädchen. "Vielleicht liegt es daran, dass Hans und meine Mutter sie damals nicht mehr zu Sonja gelassen haben. Sonja war ihre Mutter und ist bei einem Unfall ums Leben gekommen." Sarah nickte. "Ich weiß.", antwortete sie. "Gemma erzählt mir viel." Auch Martin nickte nun. "Manchmal mehr als mir nehme ich an, aber so soll es ja auch sein. Ich hoffe nur, dass wir sie überhaupt jemals wieder reden hören."
Sarah schwieg daraufhin. Beide Ärzte ließen das Kind im Zimmer nicht aus den Augen, dessen Mund sich sichtlich bewegte. "Sie spricht mit ihr.", stellte Sarah lächelnd fest. "Ihre Werte waren übrigens über die letzten Stunden stabil und wenn es weiterhin so bleibt, fangen wir heute Nachmittag an sie wieder aufzuwärmen. Ansonsten spätestens Morgen früh und wenn wir Glück haben ist sie Übermorgen endlich wieder wach."
Doch noch wollte Martin sich nicht zu früh freuen, denn keiner wusste wie sie aufwachen würde. Ob sie wieder ganz die Alte war oder nicht, das konnten sie erst herausfinden wenn sie wach wurde. "Ich geh mal lieber zu ihnen rein.", meinte Martin nun. "Das würde ich erstmal lassen.", hielt Sarah ihn von seinem Vorhaben ab. "Lilli möchte dich gerade nicht sehen und um ehrlich zu sein kann ich es nachvollziehen. Lass sie mit Gemma noch ein wenig allein, das kann Beiden nicht schaden. Ich geb dir einen Kaffee aus, komm mit."
Sarah verließ den Raum, gefolgt von Martin. Dem war zwar nicht ganz wohl dabei, jedoch war ihm bewusst das er es seiner Tochter schuldig war.
"War es das Zimmer?" Die beiden standen vor einer Tür, eine der ersten. Lilli nickte. "Nun Lilli, ich kann dich mehr oder weniger beruhigen. Weil das ist nicht das Zimmer, in dem Gemma liegt.", erklärte die Ärztin. "Dort ist eine Frau untergebracht, sie hat Krebs und die Wahrscheinlichkeit das sie überlebt war von Anfang an sehr gering. Sie hat auch ein Kind, ein Mädchen, noch ein Baby." Lilli verstand. "Das heißt, Gem war damit nicht gemeint?" Sarah schüttelte den Kopf. "Nein, wie gesagt es war ein schlimmes Missverständnis. Gemma liegt aber wirklich hier und vielleicht solltest du wissen, dass sie noch nicht außer Lebensgefahr ist und wir gewisse Maßnahmen ergreifen mussten damit sich ihr Körper erholt. Und wir können nicht mit Sicherheit sagen, wann sie aufwachen wird."
Auch das verstand Lilli. "Und warum sagst du mir das und nicht der Martin oder der Papa oder die Oma? Sie haben mir nicht die Wahrheit gesagt!" Lilli war noch immer sehr sauer auf ihre Familie. "Wahrscheinlich um dich nicht zu belasten. Allerdings solltest du das Martin lieber selbst fragen, er wird bald hier sein.", offenbarte die Ärztin nun. "Ich will aber nicht mit ihm reden!", motzte Lilli sofort. "Ich will nur zu Gem, ich will sie sehen. Bitte lass mich dahin!"
Sarah wusste nicht so Recht, ob sie das zulassen sollte. Sie würde über Martins Kopf hinweg entscheiden. Allerdings konnte sie Lilli nur so zeigen, dass Gemma am Leben war. "Okay, einverstanden." Erneut nahm sie Lilli an die Hand und lief mit ihr zum richtigen Zimmer. Sie gab ihr einen von den blauen Kitteln, von dem sie sich selbst einen überzog. "Den musst du anziehen, das ist wichtig."
Als sie Beide fertig waren, zögerte Sarah nochmals bevor sie die Tür öffnete. Konnte sie es wirklich verantworten Lilli mit hinein zu nehmen?
"Worauf wartest du?", fragte Lilli, die das Zögern der Ärztin bemerkte. "Ich weiß nicht, ob..", setzte Sarah an, wusste aber nicht wie sie Lilli ihre Bedenken mitteilen sollte. "Ob was?", fragte Lilli. "Lilli, das dort drin wird dich bestimmt sehr erschrecken. Um Gemmas Leben zu retten, mussten wir etwas mit ihr machen.", begann Sarah. "Was denn?", fragte das Mädchen. "Wir mussten sie in einen tiefen Schlaf versetzen, das nennt man Koma." Lilli nickte. "Davon hab ich schon mal gehört und ich werde keine Angst bekommen, versprochen. Ich will nur zu ihr."
Sarah seufzte, konnte den blauen Augen von Lilli aber den Wunsch nicht abschlagen. Vor allem nicht, nachdem man ihr nicht gleich die Wahrheit gesagt hatte. "Also gut, aber wenn es dir zu viel wird gehen wir sofort wieder raus.", stellte Sarah klar und Lilli nickte wieder. Die Ärztin drückte dann die Klinke der Tür nach unten und gewährte Lilli Einlass in den Vorraum.
Lilli eilte sofort zur Scheibe und erschrak und trotz das sie sich fest vorgenommen hatte keine Angst zu bekommen, fing sie vor Anspannung an zu zittern. Um das Bett herum standen überall Geräte, das Piepsen hörte sie bis hierher.
"Darf ich rein?", wollte Lilli wissen und Sarah nickte leicht. Einen Fuß vor dem anderen setzend ging Lilli dann in das eigentliche Krankenzimmer, in dem es ungewöhnlich kalt war. Beinahe hätte sie Gemma nicht erkannt, deren Körper an unzähligen Schläuchen hing. Selbst in ihrem Mund hatte sie einen und Lilli stand eine Weile einfach nur da, um sich an diesen Anblick zu gewöhnen.
Als sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter spürte, zuckte sie zusammen. "Alles in Ordnung?", hörte sie Sarah fragen. "Das sind nur so viele Geräte und Schläuche.", antwortete Lilli. "Aber die helfen ihr ja beim gesund werden, stimmt's?", wollte Lilli sich vergewissern. "Genau und sie merkt davon nichts.", erklärte die Ärztin ihr. "Wirklich gar nichts?", fragte Lilli nach. "Nein, das sieht nur alles ziemlich furchterregend aus. Wenn du möchtest, kannst du auch ruhig näher hingehen und mit ihr reden. Man sagt, dass Menschen in diesem Zustand zwar keine Schmerzen haben, es aber mitbekommen wenn man mit ihnen spricht und es ihnen dabei hilft zurück zu kommen."
Etwas unsicher lief Lilli dann näher ans Bett heran und sah immer wieder zu Sarah. "Keine Angst, ich bin genau hier.", versicherte sie Lilli. "Okay.", antwortete diese und konnte Gemma nun genau erkennen. Sie war ungewöhnlich bleich im Gesicht, auf ihrer Stirn klebte ein Pflaster und Lilli entdeckte an ihren Armen Kratzer und blaue Flecken. Das war auch schon alles, was man von Gemmas Körper sehen könnte. Der Rest war unter einer Decke verborgen.
"Ich kann irgendwie immer noch nicht glauben, dass sie das nicht spürt.", sagte Lilli. "Es ist aber wirklich so. Ihr Körper wurde sozusagen heruntergefahren und die Hauptarbeit übernehmen die Maschinen.", erklärte Sarah geduldig. "Und wie soll sie mich dann hören? Und wie lange muss sie so bleiben?" Lilli hatte einige Fragen, was die Ärztin natürlich verstand.
"Sie wird dich hören, Gemma hat ihre Ohren immer überall und das auch im Dornröschenschlaf." Lilli musste ein wenig lachen, genau das wollte Sarah erreichen. "Und wenn alles gut geht, können wir in ein paar Stunden anfangen sie zu erwärmen. Vielleicht.." Lilli glaubte sich verhört zu haben. "Was meinst du mit erwärmen?", fragte sie und Sarah erkannte das sie ein wichtiges Detail vergessen hatte zu erwähnen. "Wir.. Naja.. Wir haben sie gekühlt. Das ist ein viel versprechendes Verfahren bei solchen Verletzungen und vor allem nach einem Herzstillstand."
Sie wusste nicht wie viel sie Lilli sagen konnte, ohne das sie erneut in Tränen ausbrach. Aber sie blieb ruhig. "Deshalb ist es hier drin so kalt.", meinte sie und Sarah nickte. "Wenn es ihr hilft, dann ist es ja gut.", antwortete Lilli. "Es wird ihr helfen.", entgegnete Sarah und holte einen Stuhl, der für Besucher schon bereit stand. Sie stellte ihn neben Lilli ab, direkt neben das Bett. "Hier, setz dich." Und während sich Lilli ans Bett zu Gemma setzte, überprüfte Sarah die Werte. Gemma war soweit stabil und schien die Behandlung gut zu verkraften.
Lilli sah die Frau vor sich an, die sie lieb gewonnen hatte und wollte ganz vorsichtig ihre Hand nehmen. Sie schreckte zurück, als sie die kalte Haut zum ersten Mal berührte. "Das ist alles normal.", flüsterte Lilli und legte ihre Hand ganz behutsam auf die von Gemma.
Sarah beobachtete Lilli genau und ein kleines Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. Sie war überzeugt davon, dass Gemma alles mitbekam was um sie herum passierte und war sich nun sicher richtig gehandelt zu haben. Lilli schwieg erstmal und strich über Gemmas Hand. So eine tapfere Reaktion hatte Sarah selten gesehen.
Sie wollte sich gerade wieder den Monitoren zuwenden, als sie draußen vor der Scheibe eine Bewegung wahr nahm. Die Tür wurde aufgerissen und Martin stürmte in den Vorraum. Lilli bekam es ebenfalls mit und drehte sich um, ihr Blick verriet das sie nicht erfreut war. "Ich will ihn nicht sehen!", stellte sie sofort klar und schaute gleich wieder zu Gemma. Martin, der gerade rein kommen wollte, wurde mit einem Handzeichen von Sarah daran gehindert. Sie bedeutete ihm draußen zu warten und sie sah, wie sauer ihn das machte. Sofort ging Sarah nach draußen.
"Was fällt dir eigentlich ein Lilli zu Gemma zu bringen?!", ging Martin seine Kollegin sofort an. "Sie ist ein Kind, mein Kind! Du hattest kein Recht dazu!" Sarah hatte die Tür vorsichtshalber geschlossen und sie blieb ruhig, obwohl sie innerlich brodelte. "Ja, sie ist ein Kind.", stimmte sie Martin zu. "Ein durchaus schlaues Kind, dem ihr die Wahrheit hättet nicht verschweigen dürfen." Martin schnaubte empört. "Als ob du weißt, wie man mit Kindern umgehen muss!", spottete er. "Jetzt pass mal auf, Martin Gruber!" Auch Sarah wurde jetzt bestimmter. "Dein Kind ist nicht ohne Grund aus der Schule abgehauen! Dein Kind hat den Zeitungsartikel gelesen und wollte die Wahrheit erfahren! Ich habe sie weinend im Foyer gefunden, nachdem dein Kumpel Alexander nicht wusste was er machen sollte und sich verdünnisiert hat! Ist dir eigentlich klar, dass sie gedacht hat Gemma wäre gestorben weil sie ein Gespräch belauscht hat?! Natürlich ist sie dein Kind, natürlich hätte sie nicht abhauen und ich hätte sie nicht hierher bringen dürfen! Aber es gab nichts, was sie mehr wollte! Sie ist psychisch total labil, nur weil ihr zu feige wart ihr die Wahrheit zu sagen, die sie übrigens besser verkraftet als eure Flunkereien!"
Martin sah sie traurig an und ihm war bewusst, dass Sarah nicht ganz unrecht hatte. "Sie ist doch noch ein Kind.", wiederholte er leise seine Worte von gerade und wandte sich wieder der Scheibe zu. "Ein Kind das wie gesagt mehr verkraftet als du glaubst. Das einzige was sie wollte war Gem zu sehen und jetzt sieh nur, wie sie da sitzt. Ich habe selten ein Kind gesehen, das so reagiert hat wie Lilli."
Beide beobachteten nun wieder das Mädchen. "Vielleicht liegt es daran, dass Hans und meine Mutter sie damals nicht mehr zu Sonja gelassen haben. Sonja war ihre Mutter und ist bei einem Unfall ums Leben gekommen." Sarah nickte. "Ich weiß.", antwortete sie. "Gemma erzählt mir viel." Auch Martin nickte nun. "Manchmal mehr als mir nehme ich an, aber so soll es ja auch sein. Ich hoffe nur, dass wir sie überhaupt jemals wieder reden hören."
Sarah schwieg daraufhin. Beide Ärzte ließen das Kind im Zimmer nicht aus den Augen, dessen Mund sich sichtlich bewegte. "Sie spricht mit ihr.", stellte Sarah lächelnd fest. "Ihre Werte waren übrigens über die letzten Stunden stabil und wenn es weiterhin so bleibt, fangen wir heute Nachmittag an sie wieder aufzuwärmen. Ansonsten spätestens Morgen früh und wenn wir Glück haben ist sie Übermorgen endlich wieder wach."
Doch noch wollte Martin sich nicht zu früh freuen, denn keiner wusste wie sie aufwachen würde. Ob sie wieder ganz die Alte war oder nicht, das konnten sie erst herausfinden wenn sie wach wurde. "Ich geh mal lieber zu ihnen rein.", meinte Martin nun. "Das würde ich erstmal lassen.", hielt Sarah ihn von seinem Vorhaben ab. "Lilli möchte dich gerade nicht sehen und um ehrlich zu sein kann ich es nachvollziehen. Lass sie mit Gemma noch ein wenig allein, das kann Beiden nicht schaden. Ich geb dir einen Kaffee aus, komm mit."
Sarah verließ den Raum, gefolgt von Martin. Dem war zwar nicht ganz wohl dabei, jedoch war ihm bewusst das er es seiner Tochter schuldig war.