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Die Bergdoktorin

Kurzbeschreibung
GeschichteFamilie, Liebesgeschichte / P16 / Gen
Dr. Martin Gruber Elisabeth Gruber Hans Gruber Lilli Gruber OC (Own Character) Susanne Dreiseitl
05.05.2020
19.03.2023
135
302.248
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27.04.2022 1.809
 
Susanne und Martin saßen inzwischen schon seit fast einer halben Stunde auf der Bank vor der Praxis. Martin hatte seiner langjährigen Freundin alles erzählt und nun saßen sie beide mit Tränen in den Augen da und schauten auf saß Bergmassiv, dessen Anblick die beiden nicht wie sonst trösten konnte. "Wird sie wieder gesund?", fragte Susanne mit zitternder Stimme und Martin atmet nochmal durch, ehe er antwortet. "Wir wissen es nicht, Susanne.. Ich weiß es nicht. Wir müssen abwarten ob sich ihr Körper durch die Hypothermiebehandlung erholt oder nicht. Wenn ja, kann sie heute Abend schon aus dem Koma geholt werden, wenn sich keine Besserung einstellt dann.. Dann werden wir sehen wie es dann weitergeht."
Susanne nickte einfach nur. Sie hatte zwar keine Ahnung von Medizin, aber dank Martins Erklärungen wusste sie das es nicht gut um Gemma stand. Von einer Hypothermiebehandlung hatte sie noch nie etwas gehört und es klang barbarisch, aber es sollte schließlich helfen Gemma das Leben zu retten.
"Wie hast du eigentlich von dem Unfall erfahren, Susanne?", wollte Martin nach paar Minuten des Schweigens erfahren. Ihn hatte es schwer gewundert, dass Susanne genau deshalb zur Praxis gekommen war. "Es steht in der Zeitung.", antwortete Susanne. "Hast du den Bericht denn noch nicht gelesen?" Martin schüttelte den Kopf. "Ich wusste nicht mal das es einen gibt.", gab er zu. "Die Polizei hat ihn inserieren lassen, sie hoffen das sich jemand meldet der etwas zur Suche des Täters beitragen kann. Und ich hoffe so sehr das sie ihn finden, der gehört doch lebenslang weggesperrt!", stellte Susanne wütend und zugleich fast weinend klar. "Das hoffe ich auch.", antwortete Martin und sagte lieber nichts von dem was er gerne demjenigen antun würde, sollte er den Täter jemals zu Gesicht bekommen.
"Und wie geht's der Kleinen?", fragte Susanne. "Und Lilli, wie hat sie es aufgefasst?" Die Wirtin wusste, dass Lilli Gemma sehr lieb gewonnen hatte und machte sich auch ihre Gedanken um die kleine Kira. "Der Lilli geht's nicht gerade gut.", gab Martin zu. "Du hättest sie mal sehen sollen, als sie es erfahren hat. Als wir gestern Nacht heimgekommen sind war sie noch wach und ich musste sie anlügen.. ich hab's nicht übers Herz gebracht ihr die Wahrheit zu sagen, ich.."
Martin fand kaum noch Worte um sich auszudrücken. Er fühlte sich einerseits schuldig, andererseits war er überzeugt davon richtig gehandelt zu haben. "Ich versteh schon.", meinte Susanne mitfühlend. "Lilli hat schon ihre Mutter verloren und jetzt auch noch Gem.. Das wäre zu viel für die Kleine. Lilli ist richtig aufgeblüht, seitdem Gemma hier ist." Martin nickte. "Ich bin froh, dass sie sie akzeptiert. Julia und Andrea.. Naja, das war nie das Wahre für sie. Und mit Gem kommt sie einfach super klar, deshalb konnte ich ihr das einfach sagen. Sie will sie unbedingt besuchen, aber das wäre im Moment einfach nicht richtig. Wenn die Behandlung beendet ist und Gem wach ist, dann ja. Aber vorher nicht, das soll sie einfach nicht sehen." Susanne konnte alles was Martin sagte nachvollziehen.
"Es ist richtig so, in ihrem Alter würde ihr das eher schaden als helfen, egal wie erwachsen sie schon wirkt. Aber ich würde Gemma gerne besuchen, wenn ich darf.", erklärte die Wirtin vorsichtig. "Dir kann ich es ja kaum verbieten, oder?", antwortete Martin. Obwohl er zugegebenermaßen jeden im Moment gerne von Gemma fernhalten würde, da er davon überzeugt war das sie nicht wollte das man sie so sah.
Während die Beiden so da saßen, kam ein Auto angefahren. "Mein nächster Patient.", meinte Martin und hatte keinerlei Motivation die nächste Behandlung zu vollziehen. Er war mit seinen Gedanken unentwegt bei seiner Freundin, aber drücken konnte er sich nicht. "Okay, dann fahr ich mal wieder. Halt mich auf dem Laufenden, ja?", fragte Susanne, während sie sich zum Abschied umarmten. "Mach ich. Aber behalte das was ich dir erzählt habe bitte für dich, es wird nach dem Zeitungsartikel sicher schon genügend geredet.", bat Martin seine langjährigen Freundin. "Natürlich, keine Sorge.", versprach Susanne und lief dann zu ihrem Auto.
Martin übernahm den neuen Patienten, als wäre alles ganz normal, aber das war im Moment gar nichts.
Lilli saß bereits seit fast vier Stunden in der Schule, konnte dem Unterricht aber kaum folgen. Mit ihren Freunden redete sie auch nicht und war in den Pausen lieber auf die Toilette verschwunden. Das hatte sie auch für die Mittagspause geplant, da sie einfach ihre Ruhe wollte. Nach Hause konnte sie aber erst nach Sport heute Mittag, nun musste sie aber erstmal Mathe hinter sich bringen.
Sie kritzelte in ihrem Heft herum und passte nicht auf, weshalb sie aufschreckte als die Lehrerin sie unerwartet aufrief. "Was?", fragte das Mädchen nervös und ihre Mitschüler lachten. "Die zweite Aufgabe, Lilli. Was hast du ausgerechnet?"
Die Lehrerin kam näher und schaute in das Heft, anstatt die aufgetragenen Aufgaben entdeckte sie wirre Zeichnungen über die Seite verteilt. Prüfend sah die Frau ihre Schülerin an, merkte das etwas ganz und gar nicht stimmte und rief den nächsten Schüler auf dem das Lachen dadurch verging.
Nachdem es geklingelt hatte packten alle eilig ihre Sachen zusammen, Lilli ließ sich da mehr Zeit. Als sie den Raum schließlich fünf Minuten später verlassen wollte, hielt ihre Lehrerin sie zurück. "Lilli, kann ich dich kurz sprechen." Das war keine Frage, sondern eine Aufforderung und Lilli drehte sich um. "Schließ die Tür.", bat die Lehrerin Lilli und sie tat was sie sagte.
"Was ist los mit dir?", verlangte die Pädagogin nun zu wissen, aber Lilli schwieg. "Nichts.", log Lilli und schaute zu Boden. "Es geht um den Unfall.", schlussfolgerte die Frau dann einfach und Lilli blickte sie überrascht an. "Woher wissen sie das?", fragte sie. "Leider ist es so, dass sich so etwas hier in der Gegend schnell herum spricht und außerdem steht es in der Zeitung."
Jetzt erst merkte die Lehrerin, wie sehr Lilli die Situation mitnahm und erinnerte sich daran dass das Mädchen bereits ihre Mutter bei einem Autounfall verloren hatte. "Ich werde dich nicht zwingen mit mir zu reden, Lilli. Aber wenn du doch darüber sprechen möchtest, du weißt wo du mich findest." Lilli nickte. "Darf ich vielleicht ausnahmsweise hier bleiben, in der Pause?"
Das war eigentlich nicht gestattet, aber die Lehrerin erlaubte es ihr aufgrund der nervenaufreibenden Umständen für heute. Und da die Lehrerin sowieso noch etwas für ihre kleineren Schüler vorbereiten musste, bat sie Lilli um Hilfe. Das Mädchen stimmte zu. Ihre Lehrerin musste allerdings noch etwas kopieren gehen und ließ Lilli kurz darauf für ein paar Minuten alleine.
Lilli wollte in der Zwischenzeit die Tafel wischen und sammelte die Kreide auf der kleinen Ablage ein, damit sie nicht nass wurde. Als sie sie aufs Pult legen wollte, sah sie dort eine der örtlichen Zeitungen liegen und erinnerte sich an die Worte ihrer Lehrerin. 'Ob da was über den Unfall drin steht?', fragte sich die junge Schülerin und blickte zur Tür, ihre Lehrerin war noch nicht zu sehen oder zu hören. Deshalb nahm Lilli die Zeitung an sich und faltete sie vor sich auf dem Tisch auf. Es dauerte nicht lange, bis sie den Bericht fand. Er war kaum zu übersehen und Lilli begann zu lesen. Ihre Augen weiteten sich mit jeder Zeile die sie las mehr. Sie verstand nicht alles, aber das wichtigste.
Dann las sie einen Satz, der ihr die Tränen in die Augen trieb. 'Ob sie überlebt ist ungewiss.' Immer und immer wieder las Lilli diese Worte und ihr wurde klar, dass Martin sie angelogen hatte. Er hatte gesagt Gemma ginge es gut und sie würde bestimmt bald entlassen werden, darüber das sie vielleicht doch noch sterben könnte hatte er kein Wort verloren.
Dann fiel ihr Blick auf das Bild, sie erkannte das Auto sofort, es war das Cabriolet das sie so toll gefunden hatte. Es war komplett zerstört.
Wütend und traurig zugleich wischte sich das Mädchen über die Augen und fasste einen Entschluss. Sie nahm ihre Jacke und ihre Büchertasche, schaute bevor sie das Klassenzimmer verließ nach ob jemand da war und rannte dann den Gang hinunter zur Treppe. Auch diese brachte sie rennend hinter sich und war bald darauf aus dem Schulgebäude raus. Sie wollte nach Hall, jetzt sofort und das alleine. Lilli wusste wo ein Bus fuhr und beeilte sich um zur Haltestelle zu gelangen. Das Mädchen wollte zu Gemma, wissen wie es ihr wirklich ging, herausfinden ob ihre Familie sie wirklich belogen hatte oder ob der Bericht in der Zeitung nicht der Wahrheit entsprach.
Die Fahrt kam dem Mädchen länger vor als sonst. Sie wurde immer nervöser und in ihrem Magen machte sich ein unangenehmes Gefühl breit. Was würde sie im Krankenhaus erwarten? An ihre Lehrerin dachte sie inzwischen gar nicht mehr, auch nicht an Martin, Lisbeth oder Hans die sie sicherlich schimpfen würden. Nur war Gemma ihr jetzt wichtiger. V
on allen Frauen die Martin und Hans bis jetzt hatten, war Gemma für sie einfach die mit der sie am besten zurecht gekommen war. Und was sich das Mädchen schmerzlich eingestehen musste war, dass Gemma sie irgendwie an ihre Mutter Sonja erinnerte. Die Art wie sie mit ihr redete, wie Gemma mit ihr umging, das hatte Lilli von Anfang an gemocht. Und jetzt war Gemma sogar etwas ähnliches passiert wie Sonja und Lilli sollte sie nicht sehen dürfen, genau wie ihre Mama damals?
Das wollte das Mädchen nicht einsehen.
Der Bus hielt direkt gegenüber von der Klinik an. Lilli schaute schnell nach links und rechts, ehe sie knapp vor einem Auto über die Straße rannte. Nun stand sie im Foyer und sah sich um. Wie sie Gemma finden sollte ohne das sie jemanden fragen musste, dass hatte sie sich nicht im Vornherein überlegt. Und wenn Martin hier war konnte sie ihren Plan sowieso gleich wieder vergessen.
Aber dann entdeckte sie jemanden, den sie kannte und der sie vielleicht zu Gemma führte ohne das sie jemanden ansprechen musste. Derjenige durfte sie nur nicht sehen, weshalb Lilli in Deckung ging. Alexander Kahnweiler unterhielt sich mit einem Kollegen, bis sein Telefon klingelte. Als er aufgelegt hatte sagte er etwas zu dem anderen Mann, Lilli verstand das er auf die Intensivstation kommen sollte. Und der Arzt lief zu den Aufzügen. Lilli selbst nahm zur Sicherheit die Treppe, um unbemerkt zur Intensivstation zu gelangen.
Dort sah sie Alexander wieder, eine Schwester erwartete ihn und sie gingen zusammen in ein Zimmer. 'Ob Gemma da drin ist?', fragte sich das Mädchen. Aber bis sie das herausfinden konnte musste sie warten, bis die Erwachsenen wieder heraus kamen.
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