Caution! Flying Beetroot!
von DeepSilence
Kurzbeschreibung
Menschen verletzen Gott. Dinosaurier verletzen Gott. Der Valentinstag verletzt Gott – irgendwie zumindest. Farfarello findet immer neue Dinge, die Gott verletzen und manchmal ist Schuldig da sogar seiner Meinung. [Schuldig, Farfarello, Brad]
OneshotHumor, Familie / P16 / Gen
Brad Crawford / Oracle
Farfarello / Jay / Berserker
Schuldig / Mastermind
03.05.2020
03.05.2020
1
2.299
5
03.05.2020
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Disclaimer: Ich verdiene mit dieser Geschichte kein Geld. Alles, was an Orten, Personen, Namen etc. bekannt vorkommt, gehört nicht mir.
Kurzbeschreibung: Menschen verletzen Gott. Dinosaurier verletzen Gott. Der Valentinstag verletzt Gott – irgendwie zumindest. Farfarello findet immer neue Dinge, die Gott verletzen und manchmal ist Schuldig da sogar seiner Meinung. [Schuldig, Farfarello, Brad]
A/N: Ich habe wirklich keine Ahnung, was mich da nun schon wieder geritten hat und möchte mich im Vorhinein schon für etwaige Tippfehler und wahrscheinlichen Blödsinn entschuldigen. Dieser Oneshot ist vielleicht mit einer etwas zu heißen Nadel gestrickt, weil die Idee unbedingt raus aufs digitale Papier wollte.
Sollten sich aufgrund der Kurzbeschreibung Fragen ergeben haben, sind die Antworten darauf an folgenden Stellen zu finden:
- Dinosaurier verletzen Gott
- Der Valentinstag verletzt Gott
Dass Menschen Gott verletzen, bedarf wohl keiner gesonderten Erklärung mehr, hoffe ich zumindest.
Irgendwie hatte er sich das Zusammenleben in Japan anders vorgestellt. Nicht, dass er je ernsthaft vorgehabt hätte, ausgerechnet mit Brad und Farfarello zusammenzuziehen, erst recht nicht in Japan, aber nun ja. SZ hatte andere Pläne gehabt und erfahrungsgemäß hatte keiner von ihnen ein nennenswertes Mitspracherecht bei dieser Angelegenheit gehabt.
Sicher, diese Villa war nicht schlecht, das Wohngebiet ruhig und fast ein wenig europäisch angehaucht, aber ansonsten? Es fiel ihm schwer, sich an all das Fremdartige und zum Teil beinahe skurril futuristische hier zu gewöhnen, von den Gedankengängen der allermeisten Menschen einmal ganz zu schweigen! Und dann war da ja noch der Umstand, dass er sich um den Haushalt kümmerte – oder es zumindest nach bestem Wissen und Gewissen versuchte! –, während Brad die anfallenden Formalitäten zu erledigen. Der US-Amerikaner war bei sowas schlicht talentierter, daran gab es auch gar nichts zu rütteln. Hellseherische Fähigkeiten waren beim Ausfüllen von Formularen ein indiskutabler Vorteil.
Telepathische Fähigkeiten hingegen waren beim Kochen keine Hilfe, höchstens noch beim Einkaufen, doch da auch nur, wenn es ans Bezahlen ging. Sobald er aber in der Küche stand, war er eigentlich auf sich gestellt. Brad kam, wenn er denn überhaupt im Haus war, tagsüber eigentlich nur aus seinem Arbeitszimmer, wenn ihn der Ruf der Natur dazu trieb, ganz gleich, die Natur ihn dann ins Bad oder an Kühlschrank oder Esstisch dirigierte; und Farfarello… Dem hatte man schon von SZs Seite aus in der heimischen Küche striktes Messer-Verbot erteilt und der Ire nutzte genau das ganz schamlos dafür aus, nicht helfen zu müssen – oder besser gesagt zu dürfen.
Schuldig seufzte lautlos und schüttelte den Kopf. Einkaufen war auch nicht ganz sein Ding, resümierte er stumm, während er die Ergebnisse seines ungefähr sechsten Wocheneinkaufs seit ihrer Ankunft in Japan musterte. Sie stapelten sich auf dem Küchentisch und noch zwei Stühlen. Brad hatte verlauten lassen, er solle ruhig etwas großzügiger sein, denn in der kommenden Woche würde die Zeit für solche Dinge wohl knapp werden. Nicht, dass ihn das in irgendeiner Weise stören würde! Das bei Weitem nicht! Allerdings mussten die Einkäufe nun erst einmal verstaut werden und das… Für einen Augenblick zog er in Erwägung, Farfarello aus dem Keller zu holen, damit der eben half, entschied sich dann aber im Interesse der Lebensmittel und seiner eigenen Nerven sicherheitshalber dagegen.
Glücklicherweise hatte SZ ein Kochbuch und eines über ordentliche Haushaltsführung rausgerückt, andernfalls… Er kam sich wenigstens nicht ganz wie ein Idiot vor, wenn er etwas nachschlagen musste, denn allein die Existenz solcher Bücher sprach unzweifelhaft Bände über ihre Notwendigkeit. Mit der Lagerhaltung klappte es seiner Meinung nach sogar schon einigermaßen, in dieser Hinsicht waren die Bücher mit teils vorgegebenen Einkaufslisten also durchaus hilfreich. Sie hatten in den ersten Wochen nämlich nichts Wesentliches vermisst oder bei Bedarf nicht im Haus gehabt. Was ihm mehr Gedanken machte, war der Umstand der Mahlzeiten, soweit sie die überhaupt zusammen einnahmen. Mit dem Frühstück klappte das zum Beispiel gar nicht, den Versuch hatten sie schon in der ersten Woche stillschweigend für beendet erklärt und jeder frühstückte nur noch dann, wenn er wollte, wenn überhaupt. Die Notwendigkeit eines Mittagessens hatte sich mit der Übereinkunft in Bezug auf das Frühstück von selbst erledigt, sodass er eigentlich nur für ein warmes Abendessen sorgen musste, doch das… An dieser Stelle kam das Kochbuch ins Spiel, gepaart mit einer gehörigen Portion Pragmatismus, wie er fand. Es war schließlich die einfachste Variante, es der Reihe nach durchzugehen, die einzige Optimierung, die er dabei vorgenommen hatte, war zuerst jeweils das erste Rezept jedes Kapitels zu kochen, danach das zweite jedes Kapitels und immer so weiter. Immerhin hätte das reine Abarbeiten der Rezepte zur Folge gehabt, dass es erst tagelang nur Suppen gegeben hätte, dann tagelang nur Salate, tagelang nur Gerichte mit diesem oder jenem Gemüse in der Hauptrolle, oder mit Fisch oder Fleisch und immer so weiter. Mit seiner Optimierung wurde es also wenigstens nicht langweilig und er konnte die Einkäufe auch erheblich besser planen – ganz, wie es das Haushaltsführungsbuch angepriesen hatte.
Das letzte, was er einräumte, waren gute drei Dutzend Päckchen mit Instantnudelsuppen in verschiedenen Sorten, die Farfarello sich gewünscht hatte. Es hatte in einem der Oberschränke in der Küche noch ein freies Fach gegeben, wo die Päckchen wunderbar hineinpassten, einmal ganz davon abgesehen, dass Farfarello so keinen Fuß in die Vorratskammer setzen musste, was unter Umständen durchaus besser so sein konnte, immerhin waren seine Anfälle selbst für Brad noch nicht immer vorhersehbar. Ein Umstand, der sich erfahrungsgemäß erst im Laufe der Zeit bessern würde, wenn sie einander besser kannten und der Ire dadurch auf irgendeine ihm unverständliche Art und Weise für Brads Visionen einschätzbarer geworden war. Der US-Amerikaner hatte versucht, ihm das während des Fluges nach Japan zu erläutern, doch schlau geworden war er daraus nur bedingt. Schuldig warf einen Blick auf die Uhr. Viertel vor Fünf und damit schon an der Zeit, sich um ein warmes Abendessen zu kümmern, doch zuerst…
Nein, als allererstes setzte er frischen Kaffee auf. Es konnte nie schaden, am Nachmittag noch einen Kaffee zu trinken, schon gar nicht dann, wenn man derjenige war, der kochte. Erst als die Maschine gurgelnd ihre Arbeit aufnahm, holte Schuldig das Kochbuch aus der Vorratskammer, wo es auf dem obersten Regalbrett links neben der Tür stand. Dort war noch Platz gewesen – auch noch für ein paar mehr Kochbücher, die er irgendwann anschaffen wollte – und dort war das Buch außer Reichweite und in Sicherheit, falls es in der Küche irgendwann einmal drunter und drüber gehen sollte.
Er schlug das Buch an der mit einem Post-it und dem aktuellen Datum markierten Seite auf. Ja, er war wirklich ganz genau gewesen bei seinen Planungen. Planungen, in die er wohlgemerkt weder Brad noch Farfarello eingeweiht hatte. Brad würde es ohnehin wissen, wenn er es wissen wollte und Farfarello war an und für sich nicht sonderlich wählerisch, was das Essen betraf.
Mit Schafskäse gefüllte und überbackene Rote Bete.
Das Foto dazu sah zwar bemerkenswert rosa aus, aber das musste nichts zu sagen haben, das tat wohl eher der Hinweis, beim Zubereiten der Roten Bete Handschuhe zu tragen. Handschuhe, an die er natürlich nicht gedacht hatte! Er ächzte genervt. Aber das war ja kein unlösbares Problem! Von Zeit zu Zeit musste man eben einfach ein wenig kreativ sein und in diesem Fall hieß das, nach unten in den Keller beziehungsweise in die Garage zu gehen und die Einmalhandschuhe aus dem Verbandskasten in Brads Wagen zu nehmen. Der Hellseher würde schon wissen, dass und wohin sie verschwunden waren und er würde bestimmt auch daran denken, neue zu besorgen. Es würde auf jeden Fall weitaus weniger gravierende Konsequenzen haben als wenn er die Handschuhe aus dem Verbandskasten seines eigenen Autos genommen hätte, dessen war Schuldig sicher.
Zurück in der Küche legte er die Handschuhe kurz beiseite, um einen großen Topf mit Wasser aufzusetzen, wie im Rezept als erster Arbeitsschritt angegeben war. Anschließend zog er die Handschuhe an, nahm die sechs Rote-Bete-Rüben vom Tisch und ließ sie ins Spülbecken kullern. Es rumpelte vernehmlich. Vielleicht hätten es auch drei Rüben getan, andererseits wollte er aber sichergehen, dass sie alle satt wurden und nur von Gemüse und Schafskäse… Da durfte die Portion für den Einzelnen sicher etwas größer sein als sonst.
Das Abschrubben der Rüben mit der Gemüsebürste – noch ein Utensil, das er nur wegen des Haushaltsbuches überhaupt eingekauft hatte – ging relativ gut, doch das mochte zu einem nicht ganz unerheblichen Teil daran liegen, dass die Rüben von vorneherein schon recht sauber waren. Den ersten beeindruckenden Kontakt mit dem roten Saft bekamen Handschuhe, Messer und Spüle, als er das jeweils obere und untere Ende der Rüben abschnitt und es wurde beim anschließenden Schälen auch nur schlimmer. Wenigstens würde man auf seinem schwarzen T-Shirt im Nachhinein keine Flecken sehen können, hielt er stumm fest, und nächstes Mal würde er definitiv eine Schürze überziehen!
Auch das Kochwasser nahm rasch ein dezentes Rosa an, nachdem er die Rüben darin versenkt hatte und so langsam wurde ihm unmissverständlich klar, warum das Rezept diesen Handschuh-Hinweis enthielt!
Ein Auftragsmörder mit rosarot verfärbten Fingern war keine respekteinflößende Erscheinung.
Der Kochtopf besaß einen gläsernen Deckel, also würde er die Verfärbung des Kochwassers während des Kochprozesses sicher gut verfolgen können, während er sich um die Füllung für die Rüben kümmerte. Einmal ganz davon abgesehen, dass er tunlichst verhindern wollte, dass etwas überkochte und er hinterher versuchen musste, rosa Flecken zu beseitigen!
Er nahm eine Schüssel aus dem Schrank, holte die Saure Sahne, das Gläschen Meerrettich und den Schafskäse aus dem Kühlschrank. Zuerst verrührte er die Saure Sahne mit einem Esslöffel der Meerrettichzubereitung, Salz, Pfeffer und Majoran in der Schüssel, anschließend presste er den Knoblauch, würfelte den Schafskäse und hob beides unter die Mischung. Es dauerte kaum fünf Minuten. Eine Zeit, die für die Rote Bete im Kochtopf jedoch…
Schritte ließen ihn innehalten und den Blick vom rosa verfärbten Topfinhalt abwenden.
Farfarello kam in die Küche getrottet, atmete einmal sichtbar ein, verzog augenscheinlich angeekelt das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Möchtest du Gott verletzen?“
„Eigentlich nicht?“, erwiderte er skeptisch, kam im gleichen Atemzug jedoch nicht umhin, dem Einäugigen stillschweigend zuzustimmen – zum ersten Mal, seit er denken konnte! Der Geruch, der inzwischen vom Topf ausging, war irgendwie schon dafür geeignet, Gott zu verletzen. Appetitlich roch jedenfalls definitiv anders!
„Hm…“ Der Ire schien nicht daran zu denken, die Küche wieder zu verlassen, stattdessen kam er näher und warf an ihm vorbei ebenfalls einen Blick in den Topf. „Eklige Farbe, verletzt Gott ganz bestimmt“, kommentierte er, ehe er sich an den Tisch setzte und den Kopf auf die Hände stützte.
„Eklige Farbe“, wiederholte Schuldig, „das stimmt allerdings, das Zeug färbt wirklich alles.“
„Auch Menschen?“
„Da kannste Gift drauf nehmen, sonst hätte ich nicht extra Handschuhe angezogen.“
„Hm…“
„Nein, Farf“, bestimmte er rein prophylaktisch, „Wir werden nicht hingehen und absichtlich Menschen mit Gemüse einfärben.“
Seufzen. „Schade…“
Er ließ es lieber unkommentiert, denn Farfarellos Ideen zum Einfärben von Menschen mittels Rüben würde nicht rosarote Farbflecken verursachen, sondern zweifellos auch eine nicht zu unterschätzende Anzahl unterschiedlichster Hämatome, deren Farbpalette zwar kein Rosarot beinhaltete, dafür jedoch allerhand Schattierungen von Blau, Violett und Schwarz und Blutrot, vom Gelb während des Heilungsprozesses gar nicht zu reden, von eventuell möglichen Knochenbrüchen besser auch nicht. Es war dem Iren schließlich zuzutrauen, dass mehr oder weniger versehentlich – um nicht gleich absichtlich zu sagen! – auch rohe und damit deutlich härtere Rüben ihren Weg unter die Gemüsefarbmunition finden würden.
Ein zweites Mal waren Schritte zu hören, erneut ließ es ihn den Blick vom Topf abwenden, obwohl es diesmal nur Brad sein konnte, der…
„Was bei allen guten Geistern machst du da, Schuldig?“ Der Hellseher blieb mit angewidert verzogenem Gesicht bei der Tür stehen. Im Gegensatz zu Farfarello fehlte bei ihm jegliche kindliche Neugier, die den Iren noch hatte näherkommen lassen.
„Kochen“, erwiderte er missmutig. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass man dieses Zeug schon bis ans Ende des Flures und auch in Brads Arbeitszimmer riechen konnte!
„Deine Sportsocken oder halb verweste Leichenteile?“
„Nein.“
Brad verschränkte die Arme vor der Brust. „Und was stinkt hier dann bitte so bestialisch?“
„Diese Rote Bete stinkt bestialisch!“*, schnaubte er als Erwiderung, nur um im selben Atemzug nachdrücklich an den US-Amerikaner gewandt zu beschließen: „Mach mal’s Fenster auf!“*
„Pardon?“
„Mach einfach das verdammte Fenster auf, Bradley“, wiederholte er und stellte den Herd ab.
Der Hellseher jedoch rührte sich nicht. „Zu spät“, entgegnete er ohne mit der Wimper zu zucken.
Und das war es auch, denn Farfarello war längst aufgestanden und zog das Küchenfenster zum Garten nun sperrangelweit auf. Schuldig befand, dass ein weiterer Kommentar in Brads Richtung warten konnte, bis sie den Gestank wieder los waren, nahm den Deckel vom Topf, packte besagtes Kochgefäß an beiden Henkeln, machte die paar Schritte zum Fenster – Farfarello duckte sich gerade noch rechtzeitig weg – und schleuderte den kochend heißen Inhalt des Topfes in den Garten hinaus.
In der frostig-kalten Spätnovemberluft zogen die Rüben Wasserdampffahnen hinter sich her wie abstrakte Leuchtspurmunition und wo sie auf dem Boden, vornehmlich auf dem hellen Steinboden der Terrasse, auftrafen, spritzte rosarote Flüssigkeit umher. Doch damit nicht genug, die Rüben klatschten nicht nur auf den Boden, sie zersprangen auch in färbende Splitter.
„Du weißt“, räusperte Brad sich hinter ihnen gut vernehmlich, „dass du diese Sauerei da draußen wegmachen musst, bevor es eine dauerhaft rosa gefleckte Terrasse gibt, Schuldig?“
Oh, wenn es weiter nichts war! Das war ja wohl das Geringste aller Übel, schoss es ihm durch den Kopf. Da draußen würde der Gestank wesentlich schneller wieder verflogen sein als hier drinnen und außerdem… Grinsend drehte er sich zu Brad um.
„Und du weißt jetzt auch, warum ich unbedingt einen Hochdruckreiniger haben wollte!“
* Zitat aus der Weiß-Kreuz-Fanfiction Willkommen in Japan
Wem das an dieser Stelle noch immer nicht genug Lesefutter war, der darf sowohl diesen Oneshot als auch Willkommen in Japan gerne als Prequels lesen und mit der Hauptgeschichte What about my Dreams? weitermachen.
Und nur, damit hier keine falschen Schlüsse gezogen werden: Ich kann auch über Aya schreiben. Da zum Beispiel: Rosen zum Frühstück ;-)
Kurzbeschreibung: Menschen verletzen Gott. Dinosaurier verletzen Gott. Der Valentinstag verletzt Gott – irgendwie zumindest. Farfarello findet immer neue Dinge, die Gott verletzen und manchmal ist Schuldig da sogar seiner Meinung. [Schuldig, Farfarello, Brad]
A/N: Ich habe wirklich keine Ahnung, was mich da nun schon wieder geritten hat und möchte mich im Vorhinein schon für etwaige Tippfehler und wahrscheinlichen Blödsinn entschuldigen. Dieser Oneshot ist vielleicht mit einer etwas zu heißen Nadel gestrickt, weil die Idee unbedingt raus aufs digitale Papier wollte.
Sollten sich aufgrund der Kurzbeschreibung Fragen ergeben haben, sind die Antworten darauf an folgenden Stellen zu finden:
- Dinosaurier verletzen Gott
- Der Valentinstag verletzt Gott
Dass Menschen Gott verletzen, bedarf wohl keiner gesonderten Erklärung mehr, hoffe ich zumindest.
Caution! Flying Beetroot!
Irgendwie hatte er sich das Zusammenleben in Japan anders vorgestellt. Nicht, dass er je ernsthaft vorgehabt hätte, ausgerechnet mit Brad und Farfarello zusammenzuziehen, erst recht nicht in Japan, aber nun ja. SZ hatte andere Pläne gehabt und erfahrungsgemäß hatte keiner von ihnen ein nennenswertes Mitspracherecht bei dieser Angelegenheit gehabt.
Sicher, diese Villa war nicht schlecht, das Wohngebiet ruhig und fast ein wenig europäisch angehaucht, aber ansonsten? Es fiel ihm schwer, sich an all das Fremdartige und zum Teil beinahe skurril futuristische hier zu gewöhnen, von den Gedankengängen der allermeisten Menschen einmal ganz zu schweigen! Und dann war da ja noch der Umstand, dass er sich um den Haushalt kümmerte – oder es zumindest nach bestem Wissen und Gewissen versuchte! –, während Brad die anfallenden Formalitäten zu erledigen. Der US-Amerikaner war bei sowas schlicht talentierter, daran gab es auch gar nichts zu rütteln. Hellseherische Fähigkeiten waren beim Ausfüllen von Formularen ein indiskutabler Vorteil.
Telepathische Fähigkeiten hingegen waren beim Kochen keine Hilfe, höchstens noch beim Einkaufen, doch da auch nur, wenn es ans Bezahlen ging. Sobald er aber in der Küche stand, war er eigentlich auf sich gestellt. Brad kam, wenn er denn überhaupt im Haus war, tagsüber eigentlich nur aus seinem Arbeitszimmer, wenn ihn der Ruf der Natur dazu trieb, ganz gleich, die Natur ihn dann ins Bad oder an Kühlschrank oder Esstisch dirigierte; und Farfarello… Dem hatte man schon von SZs Seite aus in der heimischen Küche striktes Messer-Verbot erteilt und der Ire nutzte genau das ganz schamlos dafür aus, nicht helfen zu müssen – oder besser gesagt zu dürfen.
Schuldig seufzte lautlos und schüttelte den Kopf. Einkaufen war auch nicht ganz sein Ding, resümierte er stumm, während er die Ergebnisse seines ungefähr sechsten Wocheneinkaufs seit ihrer Ankunft in Japan musterte. Sie stapelten sich auf dem Küchentisch und noch zwei Stühlen. Brad hatte verlauten lassen, er solle ruhig etwas großzügiger sein, denn in der kommenden Woche würde die Zeit für solche Dinge wohl knapp werden. Nicht, dass ihn das in irgendeiner Weise stören würde! Das bei Weitem nicht! Allerdings mussten die Einkäufe nun erst einmal verstaut werden und das… Für einen Augenblick zog er in Erwägung, Farfarello aus dem Keller zu holen, damit der eben half, entschied sich dann aber im Interesse der Lebensmittel und seiner eigenen Nerven sicherheitshalber dagegen.
Glücklicherweise hatte SZ ein Kochbuch und eines über ordentliche Haushaltsführung rausgerückt, andernfalls… Er kam sich wenigstens nicht ganz wie ein Idiot vor, wenn er etwas nachschlagen musste, denn allein die Existenz solcher Bücher sprach unzweifelhaft Bände über ihre Notwendigkeit. Mit der Lagerhaltung klappte es seiner Meinung nach sogar schon einigermaßen, in dieser Hinsicht waren die Bücher mit teils vorgegebenen Einkaufslisten also durchaus hilfreich. Sie hatten in den ersten Wochen nämlich nichts Wesentliches vermisst oder bei Bedarf nicht im Haus gehabt. Was ihm mehr Gedanken machte, war der Umstand der Mahlzeiten, soweit sie die überhaupt zusammen einnahmen. Mit dem Frühstück klappte das zum Beispiel gar nicht, den Versuch hatten sie schon in der ersten Woche stillschweigend für beendet erklärt und jeder frühstückte nur noch dann, wenn er wollte, wenn überhaupt. Die Notwendigkeit eines Mittagessens hatte sich mit der Übereinkunft in Bezug auf das Frühstück von selbst erledigt, sodass er eigentlich nur für ein warmes Abendessen sorgen musste, doch das… An dieser Stelle kam das Kochbuch ins Spiel, gepaart mit einer gehörigen Portion Pragmatismus, wie er fand. Es war schließlich die einfachste Variante, es der Reihe nach durchzugehen, die einzige Optimierung, die er dabei vorgenommen hatte, war zuerst jeweils das erste Rezept jedes Kapitels zu kochen, danach das zweite jedes Kapitels und immer so weiter. Immerhin hätte das reine Abarbeiten der Rezepte zur Folge gehabt, dass es erst tagelang nur Suppen gegeben hätte, dann tagelang nur Salate, tagelang nur Gerichte mit diesem oder jenem Gemüse in der Hauptrolle, oder mit Fisch oder Fleisch und immer so weiter. Mit seiner Optimierung wurde es also wenigstens nicht langweilig und er konnte die Einkäufe auch erheblich besser planen – ganz, wie es das Haushaltsführungsbuch angepriesen hatte.
Das letzte, was er einräumte, waren gute drei Dutzend Päckchen mit Instantnudelsuppen in verschiedenen Sorten, die Farfarello sich gewünscht hatte. Es hatte in einem der Oberschränke in der Küche noch ein freies Fach gegeben, wo die Päckchen wunderbar hineinpassten, einmal ganz davon abgesehen, dass Farfarello so keinen Fuß in die Vorratskammer setzen musste, was unter Umständen durchaus besser so sein konnte, immerhin waren seine Anfälle selbst für Brad noch nicht immer vorhersehbar. Ein Umstand, der sich erfahrungsgemäß erst im Laufe der Zeit bessern würde, wenn sie einander besser kannten und der Ire dadurch auf irgendeine ihm unverständliche Art und Weise für Brads Visionen einschätzbarer geworden war. Der US-Amerikaner hatte versucht, ihm das während des Fluges nach Japan zu erläutern, doch schlau geworden war er daraus nur bedingt. Schuldig warf einen Blick auf die Uhr. Viertel vor Fünf und damit schon an der Zeit, sich um ein warmes Abendessen zu kümmern, doch zuerst…
Nein, als allererstes setzte er frischen Kaffee auf. Es konnte nie schaden, am Nachmittag noch einen Kaffee zu trinken, schon gar nicht dann, wenn man derjenige war, der kochte. Erst als die Maschine gurgelnd ihre Arbeit aufnahm, holte Schuldig das Kochbuch aus der Vorratskammer, wo es auf dem obersten Regalbrett links neben der Tür stand. Dort war noch Platz gewesen – auch noch für ein paar mehr Kochbücher, die er irgendwann anschaffen wollte – und dort war das Buch außer Reichweite und in Sicherheit, falls es in der Küche irgendwann einmal drunter und drüber gehen sollte.
Er schlug das Buch an der mit einem Post-it und dem aktuellen Datum markierten Seite auf. Ja, er war wirklich ganz genau gewesen bei seinen Planungen. Planungen, in die er wohlgemerkt weder Brad noch Farfarello eingeweiht hatte. Brad würde es ohnehin wissen, wenn er es wissen wollte und Farfarello war an und für sich nicht sonderlich wählerisch, was das Essen betraf.
Mit Schafskäse gefüllte und überbackene Rote Bete.
Das Foto dazu sah zwar bemerkenswert rosa aus, aber das musste nichts zu sagen haben, das tat wohl eher der Hinweis, beim Zubereiten der Roten Bete Handschuhe zu tragen. Handschuhe, an die er natürlich nicht gedacht hatte! Er ächzte genervt. Aber das war ja kein unlösbares Problem! Von Zeit zu Zeit musste man eben einfach ein wenig kreativ sein und in diesem Fall hieß das, nach unten in den Keller beziehungsweise in die Garage zu gehen und die Einmalhandschuhe aus dem Verbandskasten in Brads Wagen zu nehmen. Der Hellseher würde schon wissen, dass und wohin sie verschwunden waren und er würde bestimmt auch daran denken, neue zu besorgen. Es würde auf jeden Fall weitaus weniger gravierende Konsequenzen haben als wenn er die Handschuhe aus dem Verbandskasten seines eigenen Autos genommen hätte, dessen war Schuldig sicher.
Zurück in der Küche legte er die Handschuhe kurz beiseite, um einen großen Topf mit Wasser aufzusetzen, wie im Rezept als erster Arbeitsschritt angegeben war. Anschließend zog er die Handschuhe an, nahm die sechs Rote-Bete-Rüben vom Tisch und ließ sie ins Spülbecken kullern. Es rumpelte vernehmlich. Vielleicht hätten es auch drei Rüben getan, andererseits wollte er aber sichergehen, dass sie alle satt wurden und nur von Gemüse und Schafskäse… Da durfte die Portion für den Einzelnen sicher etwas größer sein als sonst.
Das Abschrubben der Rüben mit der Gemüsebürste – noch ein Utensil, das er nur wegen des Haushaltsbuches überhaupt eingekauft hatte – ging relativ gut, doch das mochte zu einem nicht ganz unerheblichen Teil daran liegen, dass die Rüben von vorneherein schon recht sauber waren. Den ersten beeindruckenden Kontakt mit dem roten Saft bekamen Handschuhe, Messer und Spüle, als er das jeweils obere und untere Ende der Rüben abschnitt und es wurde beim anschließenden Schälen auch nur schlimmer. Wenigstens würde man auf seinem schwarzen T-Shirt im Nachhinein keine Flecken sehen können, hielt er stumm fest, und nächstes Mal würde er definitiv eine Schürze überziehen!
Auch das Kochwasser nahm rasch ein dezentes Rosa an, nachdem er die Rüben darin versenkt hatte und so langsam wurde ihm unmissverständlich klar, warum das Rezept diesen Handschuh-Hinweis enthielt!
Ein Auftragsmörder mit rosarot verfärbten Fingern war keine respekteinflößende Erscheinung.
Der Kochtopf besaß einen gläsernen Deckel, also würde er die Verfärbung des Kochwassers während des Kochprozesses sicher gut verfolgen können, während er sich um die Füllung für die Rüben kümmerte. Einmal ganz davon abgesehen, dass er tunlichst verhindern wollte, dass etwas überkochte und er hinterher versuchen musste, rosa Flecken zu beseitigen!
Er nahm eine Schüssel aus dem Schrank, holte die Saure Sahne, das Gläschen Meerrettich und den Schafskäse aus dem Kühlschrank. Zuerst verrührte er die Saure Sahne mit einem Esslöffel der Meerrettichzubereitung, Salz, Pfeffer und Majoran in der Schüssel, anschließend presste er den Knoblauch, würfelte den Schafskäse und hob beides unter die Mischung. Es dauerte kaum fünf Minuten. Eine Zeit, die für die Rote Bete im Kochtopf jedoch…
Schritte ließen ihn innehalten und den Blick vom rosa verfärbten Topfinhalt abwenden.
Farfarello kam in die Küche getrottet, atmete einmal sichtbar ein, verzog augenscheinlich angeekelt das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Möchtest du Gott verletzen?“
„Eigentlich nicht?“, erwiderte er skeptisch, kam im gleichen Atemzug jedoch nicht umhin, dem Einäugigen stillschweigend zuzustimmen – zum ersten Mal, seit er denken konnte! Der Geruch, der inzwischen vom Topf ausging, war irgendwie schon dafür geeignet, Gott zu verletzen. Appetitlich roch jedenfalls definitiv anders!
„Hm…“ Der Ire schien nicht daran zu denken, die Küche wieder zu verlassen, stattdessen kam er näher und warf an ihm vorbei ebenfalls einen Blick in den Topf. „Eklige Farbe, verletzt Gott ganz bestimmt“, kommentierte er, ehe er sich an den Tisch setzte und den Kopf auf die Hände stützte.
„Eklige Farbe“, wiederholte Schuldig, „das stimmt allerdings, das Zeug färbt wirklich alles.“
„Auch Menschen?“
„Da kannste Gift drauf nehmen, sonst hätte ich nicht extra Handschuhe angezogen.“
„Hm…“
„Nein, Farf“, bestimmte er rein prophylaktisch, „Wir werden nicht hingehen und absichtlich Menschen mit Gemüse einfärben.“
Seufzen. „Schade…“
Er ließ es lieber unkommentiert, denn Farfarellos Ideen zum Einfärben von Menschen mittels Rüben würde nicht rosarote Farbflecken verursachen, sondern zweifellos auch eine nicht zu unterschätzende Anzahl unterschiedlichster Hämatome, deren Farbpalette zwar kein Rosarot beinhaltete, dafür jedoch allerhand Schattierungen von Blau, Violett und Schwarz und Blutrot, vom Gelb während des Heilungsprozesses gar nicht zu reden, von eventuell möglichen Knochenbrüchen besser auch nicht. Es war dem Iren schließlich zuzutrauen, dass mehr oder weniger versehentlich – um nicht gleich absichtlich zu sagen! – auch rohe und damit deutlich härtere Rüben ihren Weg unter die Gemüsefarbmunition finden würden.
Ein zweites Mal waren Schritte zu hören, erneut ließ es ihn den Blick vom Topf abwenden, obwohl es diesmal nur Brad sein konnte, der…
„Was bei allen guten Geistern machst du da, Schuldig?“ Der Hellseher blieb mit angewidert verzogenem Gesicht bei der Tür stehen. Im Gegensatz zu Farfarello fehlte bei ihm jegliche kindliche Neugier, die den Iren noch hatte näherkommen lassen.
„Kochen“, erwiderte er missmutig. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass man dieses Zeug schon bis ans Ende des Flures und auch in Brads Arbeitszimmer riechen konnte!
„Deine Sportsocken oder halb verweste Leichenteile?“
„Nein.“
Brad verschränkte die Arme vor der Brust. „Und was stinkt hier dann bitte so bestialisch?“
„Diese Rote Bete stinkt bestialisch!“*, schnaubte er als Erwiderung, nur um im selben Atemzug nachdrücklich an den US-Amerikaner gewandt zu beschließen: „Mach mal’s Fenster auf!“*
„Pardon?“
„Mach einfach das verdammte Fenster auf, Bradley“, wiederholte er und stellte den Herd ab.
Der Hellseher jedoch rührte sich nicht. „Zu spät“, entgegnete er ohne mit der Wimper zu zucken.
Und das war es auch, denn Farfarello war längst aufgestanden und zog das Küchenfenster zum Garten nun sperrangelweit auf. Schuldig befand, dass ein weiterer Kommentar in Brads Richtung warten konnte, bis sie den Gestank wieder los waren, nahm den Deckel vom Topf, packte besagtes Kochgefäß an beiden Henkeln, machte die paar Schritte zum Fenster – Farfarello duckte sich gerade noch rechtzeitig weg – und schleuderte den kochend heißen Inhalt des Topfes in den Garten hinaus.
In der frostig-kalten Spätnovemberluft zogen die Rüben Wasserdampffahnen hinter sich her wie abstrakte Leuchtspurmunition und wo sie auf dem Boden, vornehmlich auf dem hellen Steinboden der Terrasse, auftrafen, spritzte rosarote Flüssigkeit umher. Doch damit nicht genug, die Rüben klatschten nicht nur auf den Boden, sie zersprangen auch in färbende Splitter.
„Du weißt“, räusperte Brad sich hinter ihnen gut vernehmlich, „dass du diese Sauerei da draußen wegmachen musst, bevor es eine dauerhaft rosa gefleckte Terrasse gibt, Schuldig?“
Oh, wenn es weiter nichts war! Das war ja wohl das Geringste aller Übel, schoss es ihm durch den Kopf. Da draußen würde der Gestank wesentlich schneller wieder verflogen sein als hier drinnen und außerdem… Grinsend drehte er sich zu Brad um.
„Und du weißt jetzt auch, warum ich unbedingt einen Hochdruckreiniger haben wollte!“
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* Zitat aus der Weiß-Kreuz-Fanfiction Willkommen in Japan
Wem das an dieser Stelle noch immer nicht genug Lesefutter war, der darf sowohl diesen Oneshot als auch Willkommen in Japan gerne als Prequels lesen und mit der Hauptgeschichte What about my Dreams? weitermachen.
Und nur, damit hier keine falschen Schlüsse gezogen werden: Ich kann auch über Aya schreiben. Da zum Beispiel: Rosen zum Frühstück ;-)